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Beta-Sitosterol (β-Sitosterin)

In Obst, Gemüse, Nüssen und Samen steckt β-Sitosterol, ein pflanzlicher Wirkstoff mit beeindruckendem Gesundheitsnutzen. Lesen Sie, warum es sich lohnt, dieses Phytosterol direkt über frische Lebensmittel aufzunehmen und wie es Ihre Gesundheit fördern kann.

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Allgemeines

Pflanzen produzieren im Zuge von primären und sekundären Stoffwechselprozessen verschiedene bioaktive Verbindungen mit gesundheitswirksamen Eigenschaften für den Menschen, u.a. Beta-Sitosterol (β-Sitosterol, β-Sitosterin), das in zahlreichen natürlichen pflanzlichen Lebensmitteln vorkommt.

Die Artikel Nährstoffe umfassend erklärt, Sekundäre Pflanzenstoffe und Veganer essen oft ungesund bieten einen Überblick über die Klassifizierung von diversen Stoffgruppen, über ihr Vorkommen in bestimmten Pflanzen und Lebensmitteln sowie mögliche positive gesundheitliche Wirkungen auf den Menschen - angereichert mit wertvollen Informationen zu vermeidbaren Ernährungsfehlern für eine umfassend gesunde Ernährung.

Der tägliche Bedarf an β-Sitosterol liegt bei 250–300 mg, bei normaler Resorption von 5 % im Magen-Darm-Trakt. Doch erst ab ca. 2 g täglich kann man z.B. den Cholesterolspiegel um 10-20 % senken (die zitierte Studie geht von einer täglichen Mindestmenge von 1,5-3 g β-Sitosterol aus, um den LDL-Cholesterinspiegel im menschlichen Körper nachweislich um 8-15 % senken zu können3). Mehr davon langfristig ist schädlich. β-Sitosterol angereichert oder als Produkt ist fragwürdig.

Grundlagen

β-Sitosterol (C29H50O), auch bekannt als 3β-Stigmast-5-en-3-ol, 22:23-Dihydrostigmasterol, α-Dihydrofucosterol, Cinchol, Cupreol, Rhamnol, Quebrachol und Sitosterin, ist ein wichtiges pflanzliches Phytosterol. Phytosterole sind eine wichtige Klasse der sekundären Pflanzenstoffe, die chemisch zu den Steroiden, einer Untergruppe der Isoprenoide, gehören.

Der Name β-Sitosterol leitet sich vom Vorkommen im Weizenkorn (griech. sitos = Korn, Weizen) ab. Von den etwa 40 verschiedenen identifizierten Phytosterolen sind β-Sitosterol, Campesterol und Stigmasterol die am häufigsten in Studien untersuchten. β-Sitosterol, Campesterol und Stigmasterol machen zu etwa 65 %, 30 % bzw. 3 % die Hauptbestandteile der pflanzlichen Ernährung des Menschen aus.4,6

Sterole (Syn. Sterine) wie β-Sitosterol sind wesentliche bioaktive Bestandteile in der Lipiddoppelschicht von Zellmembranen in Pflanzen-, Pilz- und Tierzellen. Sie gewährleisten die Membranstabilität und regulieren wichtige biologische Prozesse wie polarisiertes Wachstum von Wurzelhaaren und Pollenschlauch, Organisation des Zytoskeletts, Signaltransduktion, Anpassung an Temperaturschwankungen, Fluidität von Membranen und zelluläre Organisation.

Das pflanzliche β-Sitosterol hat eine chemische Struktur, die unserem (tierischen) Cholesterin ähnlich ist. Jedoch produziert unser Körper selbst kein β-Sitosterol, sondern kann es nur durch den Verzehr von pflanzlichen Lebensmitteln aufnehmen. Somit ist das in den fettreichen Teilen der Pflanze vorkommende β-Sitosterol für die menschliche Ernährung sehr bedeutungsvoll.3

Cholesterin ist per se für uns Menschen nicht schlecht. Es ist sogar lebensnotwendig und kommt für die Bildung unserer Zellmembranen, für die Herstellung von Gallensäure zur Fettverdauung und von gewissen Hormonen (Östrogen, Testosteron, Kortison etc.) sowie von Vitamin D zum Einsatz. Allerdings unterteilt man Cholesterin einfach gesagt in ein "gutes" (HDL = High Density Lipoprotein) und ein "schlechtes" (LDL = Low Density Lipoprotein) Cholesterin. Während HDL das im Blut zirkulierende Cholesterin bindet und zurück zur Leber bringt, lagert LDL das Cholesterin in unseren Gefässwänden ein, was unter gewissen Umständen zu einer Arteriosklerose (Arterienverkalkung) führt.

Man geht davon aus, dass β-Sitosterol den LDL-Cholesterinspiegel auf mindestens 3 verschiedene Arten senkt: Es reduziert die körpereigene Cholesterinsynthese, erschwert die Löslichkeit von Nahrungscholesterin (und senkt so dessen Aufnahme) - und es führt dazu, dass der Körper mehr Rezeptoren für das LDL-Cholesterinspiegel bildet, welche dieses binden und in die Zellen aufnehmen.3 Dies kann sich positiv auf einen erhöhten Cholesterinspiegel auswirken und reduziert das Risiko für koronare Herzkrankheiten (Herzinfarkt, Arteriosklerose). Ausserdem wirkt β-Sitosterol antikanzerogen bei verschiedenen Krebsarten und unterstützt natürliche Genesungsprozesse des Körpers.4,6

Chemische Eigenschaften und Biosynthese

Die Sitosterole lassen sich in fünf Gruppen einteilen: α1, α2, α3, β und γ; dabei sind β- und γ-Sitosterole am gründlichsten erforscht.3

β-Sitosterol ist ein lipidlösliches Molekül mit einer Molekülmasse von 414,7 g/mol, von weisser Farbe mit wachsartigem Aussehen, charakteristischem Geruch und einem Schmelzpunkt bei 140 °C. Das Vorhandensein einer Ethylgruppe am 24. Kohlenstoff unterscheidet Sitosterol von seinem tierischen Pendant Cholesterin, mit dem es strukturelle Ähnlichkeiten hat. β-Sitosterol gehört zu den ungesättigten Sterolen mit einer Doppelbindung am C-5,6 im zweiten Ring des Sterolkerns. Die Synthese von β-Sitosterol erfolgt über chemische Modifikationen wie Methylierung, Hydridverschiebungen, Reduktion und strukturelle Änderungen - entweder über den Mevalonsäureweg oder über den Deoxyxyluloseweg. Das "TriterpenSqualen" gilt dabei als Ausgangsverbindung. Die Forschung identifizierte β-Sitosterol mittels spektraler Fingerabdrücke durch Infrarot- und Magnetresonanzverfahren.3,4,6

Vorkommen in Lebensmitteln

Anbaubedingungen (Temperatur, Standort) und genetische Faktoren (Sorten) beeinflussen den Phytosterolgehalt in pflanzlichen Quellen - so etwa in Soja-, Sonnenblumen- und Rapsölen. Der Phytosterolgehalt ändert sich während der Raffination von Pflanzenölen. β-Sitosterol kommt in verschiedenen Pflanzenteilen wie Rhizomen, Blättern und Pflanzengeweben sowie Früchten vor. Es ist mit Anteilen von 49-64 % das vorherrschende Phytosterol in Getreide. Auch in Gemüse und Obst stellt β-Sitosterol mit 44–86 % bzw. 72–92 % einen grossen Prozentsatz der Gesamtphytosterole zur Verfügung. Bei pflanzlichen Ölen liegt der Anteil von β-Sitosterol an den Gesamtsterolen für Avocado bei 91 %, Walnuss 95 %, Raps 50-60 % und Sojabohne 52–61 %. Das ist aber nur das Verhältnis, die Menge selbst ist eine andere Sache!3 Samen enthalten viel, wie Pistazien (roh) um die 200 mg/100g9, geröstete 210 mg/100g9, Pinienkerne und Mandeln um 130 mg/100g9, Pekannüsse 117 mg/100g9. In Ölen ist das dann konzentrierter.

Avocados haben gemäss USDA9 und einer 2001 veröffentlichten Studie10 mit 76 mg/100g (62-98) mit Abstand am meisten bei den bisher analysierten Früchten. Die Zahlen sind also sehr vorsichtig zu geniessen! Noch gibt es zu wenig Untersuchungen über die allermeisten der sekundären Pflanzenstoffe.

β-Sitosterol ist insbesondere in folgenden Ölen nachgewiesen: Reiskleieöl (165 mg/100g), Mais(keim)öl (539-590 mg/100g), Canolaöl (457-879 mg/100g), Rapsöl (377-413 mg/100g, USDA9), Sesamöl (322-335 mg/100g), Pfingstrosenöl (258 mg/100g), Erdnussöl (189-203 mg/100g), Sonnenblumenöl (170-309 mg/100g), Sojaöl (166-189 mg/100g), Leinöl (157-206 mg/100g, USDA), Traubenkernöl (146-160 mg/100g), Walnussöl (140-165 mg/100g), Olivenöl (140-152 g/100g), Avocadoöl und Kamelienöl (50 mg/100g).3

Ebenso kommt β-Sitosterol in Getreide wie Gerste (44-48 mg/100g), Roggen (36-61 mg/100g), Weizen (29-49 mg/100g), Reis (38 mg/100g) und Hafer (24-32 mg/100g) vor.3

In frischem Gemüse und Obst findet sich β-Sitosterol. Grössere Anteile haben Blumenkohl (41 mg/100g), Erbsen (41 mg/100g), Brokkoli (28-35 mg/100g), Rosenkohl bzw. Kohlsprossen (28-34 mg/100g), Augenbohnen (19 mg/100g), Salat (11-17 mg/100g), Karotten (11-14 mg/100g), Chinakohl (10 mg/100g), Knoblauch (9 mg/100g), Grüner Pfeffer (8 mg/100g), Zwiebel (6-7 mg/100g), Spinat (5 mg/100g), Kartoffeln (2-5 mg/100g), Gurken (4 mg/100g), Tomaten (2-3 mg/100g) und in Früchten und Beeren wie Maracuja (34 mg/100g), Navel-Orangen (27 mg/100g), Mandarinen (21 mg/100g), Mango (19 mg/100g), Orangen (17-20 mg/100g), Kiwi (13 mg/100g), Pfirsich (12 mg/100g), Aprikosen (12 mg/100g), Äpfel (13-16 mg/100g), Bananen (8-12 mg/100g), Erdbeeren (7-11 mg/100g) und Wassermelone (1-2 mg/100g).3

Pflanzliche Quellen mit den höchsten Mengen an β-Sitosterol sind gemäss Dr. Duke's Phytochemical and Ethnobotanical Databases (U.S. Department of Agriculture):8

  • Tucuma-Samenöl (Astrocaryum vulgare): (783'100 ppm) = 78'310 mg/100g (nur für Hautöle vorgesehen)
  • Kaktusfeigen-Samenöl (Opuntia ficus-indica): (680'000 ppm) = 68'000 mg/100g (nur für Hautöle vorgesehen)
  • Kava-Wurzel (Piper methysticum): (166'000 ppm) = 16'600 mg/100g

Nächste weitere pflanzliche Quellen haben deutlich niedrigere Werte:

  • Mutterkrautsamenöl (Tanacetum parthenium): (16'000 ppm) = 1600 mg/100g
  • Cherimoyasamen (Annona cherimola): (14'000 ppm) = 1400 mg/100g (April 2024 ist nicht klar, ob man roh zerkauen darf)
  • Chinesischer Bocksdorn, Blüten (Lycium chinense): (10'200 ppm) = 1020 mg/100g
  • Zweigriffeliger Weissdorn, Blüten (Crataegus laevigata): (7800 ppm) = 780 mg/100g (April 2024 fanden wir keine Hinweise, dass nicht roh essbar sei)
  • Grosskelchiger Weissdorn, Blüten (Crataegus rhipidophylla): (6200 ppm) 620 mg/100g (April 2024 fanden wir keine Hinweise, dass nicht roh essbar sei)
  • Amlabaum- bzw. Amblabaumgewebe (Phyllanthus emblica): (5500 ppm) 555 mg/100g

Immer noch recht hohe Werte zwischen 500 mg/100g und 200 mg/100g bringen unter anderem: Ackerbohnensamen (Vicia faba), Sesamsamen (Sesamum indicum), Sonnenblumensamen (Helianthus annuus), Tamarindenfrucht (Tamarindus indica), Schwarzkümmelsamen (Nigella sativa), Nachtkerzensamen (Oenothera biennis), Salbeiblätter (Salvia officinalis), Gewürznelken (Syzygium aromaticum) und Maulbeerbaumblätter (Morus alba). Angaben zu verschiedenen Pflanzen mit Werten unter 200 mg finden sich in den oben zitierten Datenbanken.8,9

Aufnahme und Stoffwechsel

Mit der Nahrungsaufnahme gelangt β-Sitosterol in den Magen und weiter durch hauptsächlich passive Diffusion in die Darmzellen. Zusammen mit den Gallensalzen und anderen Phytosterolen erfolgt die Einbettung in die Mizellen und die Absorption in den Lymphzellen. Von dort gelangt β-Sitosterol weiter in die Blutbahn und in verschiedene Gewebe des Körpers. Seine Verteilung in den menschlichen Geweben unterscheidet sich deutlich von der von Cholesterin, wobei die Nebennieren, die Leber und das Fettgewebe die primären Speicherorte sind. Ein Grossteil des eingenommenen β-Sitosterols verlässt über den Stuhl und in geringen Mengen über die Nieren den menschlichen Körper. Daraus ergibt sich eine geringe systemische Bioverfügbarkeit von β-Sitosterol und dies beschränkt derzeit seine Anwendung bei systemischen Erkrankungen.6

Mögliche Nebenwirkungen und Aufnahmeempfehlungen

Phytosterole sind unter verschiedenen Bedingungen (Hitze, Licht, pH-Wert, Anwesenheit von Metallen) oxidationsanfällig und bilden unter diesen Bedingungen oxidierte Produkte. Obwohl die Oxidation von Cholesterin gründlich erforscht ist (enzymatische Oxidation und Autoxidation), ist über die Oxidation von Phytosterolen und über ihre oxidierten Produkte weniger bekannt. Die Oxidation von Phytosterolen kann auch während der Lebensmittelverarbeitung wie Kochen, Braten, Backen und Lagerung stattfinden. Oxidierte Formen von Phytosterolen wirken möglicherweise toxisch auf die menschliche Gesundheit, z.B. verursachen sie: Absterben von Zellen (Apoptose), Modulation des Lipid- und Glukosestoffwechsels, proinflammatorische Zytotoxizität, Atherosklerose, oxidativen Stress und mitochondriale Dysfunktion. Eine möglichst schonende Zu- und Verarbeitung von frischen pflanzlichen Lebensmitteln bzw. der Genuss von rohen und unverarbeiteten pflanzlichen Lebensmitteln reduziert dieses Risiko.3

Schädliche Nebenwirkungen treten möglicherweise bei Überempfindlichkeit gegenüber β-Sitosterol, bei Sitosterolämie sowie in der Schwangerschaft und Stillzeit (fehlende Sicherheitsdaten aus Studien) auf. Beta-Sitosterol wirkt cholesterinsenkend, daher sollten dies Personen berücksichtigen, die cholesterinsenkende Medikamente einnehmen. β-Sitosterol hat eine geringe Wasserlöslichkeit und Bioverfügbarkeit. Die Absorptionsraten von β-Sitosterol unterscheiden sich bei verschiedenen Tierarten, z.B. 0 % bei Kaninchen, 4% bei Ratten. Im Vergleich dazu liegen sie beim Menschen zwischen 1,5–5,0 %.

Die positiven Wirkungen von β-Sitosterol erfordern eine tägliche Aufnahme von mindestens 150 mg. Je nach Ernährungsstil variiert die tägliche Zufuhr zwischen 180 und 400 mg: Das bedeutet, dass eine gesunde Person mit einem ausgeglichenen Ernährungsstil im Durchschnitt mit der Nahrung genügend β-Sitosterol aufnimmt. Dabei ist der Wert bei Nicht-VegetarierInnen mit etwa 270 mg pro Tag deutlich niedriger als bei VegetarierInnen mit etwa 350 mg pro Tag.3,4,6

Nahrungsergänzungsmittel

Ideal ist eine natürliche pflanzenbasierte Aufnahme von β-Sitosterol. Kommerzielle Produkte enthalten oft eine Mischung aus Pflanzensterolen (β-Sitosterol, Campesterol oder Stigmasterol). Biochemisch synthetisiertes β-Sitosterol ist ein weisses, geruchs- und geschmackloses Pulver; unlöslich in Wasser, etwas löslich in Ethanol, gut löslich in Chloroform. Als therapeutischer Ansatz finden sich β-Sitosterin sowie andere Phytosterole in Diätmargarine und Milchprodukten wie Joghurts zur Senkung des LDL-Cholesterins beigemischt.5 β-Sitosterin ist gemeinsam mit anderen Phytosterinen als Zusatzstoff in Lebensmitteln mit E499 gekennzeichnet und z.B. als Stabilisator alkoholischen Mixgetränken zugesetzt. Umstritten ist die Wirkung von zugesetzten Pflanzensterinen auf Personen mit gesundem Cholesterinspiegel.4

Gesundheitliches Wirkungsspektrum

Zahlreiche experimentelle wissenschaftliche Studien belegen eine Vielzahl von pharmakologischen Eigenschaften von β-Sitosterol: u.a. entzündungshemmende, leberschützende, lipidsenkende, immunregulatorische, anti-atherosklerotische, antioxidative, antidiabetische sowie lindernde Wirkungen bei Vergrösserung der Prostata und schützende Effekte bei Magen-Darm-Erkrankungen. Die multifaktoriellen biomedizinischen Eigenschaften von β-Sitosterol umfassen seine neuroprotektiven Effekte, Auswirkungen auf Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und Fettleibigkeit sowie seine antioxidativen und entzündungshemmenden Aktivitäten.1,2,3,4

Antikanzerogene Wirkung

Epidemiologische und experimentelle pharmakologische Screening-Studien rechnen mit antikanzerogenem therapeutischem Potenzial von β-Sitosterol bei Leukämie, Lungenkrebs, Magenkrebs, Brustkrebs, Darmkrebs, Eierstockkrebs, Gebärmutterhalskrebs, Nierenkrebs und Prostatakrebs. Die antikanzerogenen Wirkungen von β-Sitosterol sind vielfältig und umfassen verschiedene zelluläre Prozesse, von der Proliferation bis zur Entzündung. Krebszellen zeigen oft unkontrolliertes Wachstum, das durch ihre Fähigkeit gekennzeichnet ist, reguläre Zellzyklus-Kontrollpunkte zu umgehen. Dies führt zur Bildung bösartiger Tumore. β-Sitosterol wirkt auf Krebszellen durch den Eingriff in multiple zelluläre Signalwege, die am Wachstum, Stillstand des Zellzyklus, Absterben von Zellen, an Metastaseninvasionen, an der Entstehung neuer Blutgefässe und der Hemmung von Entzündungsprozessen beteiligt sind. Strukturelle Derivate von β-Sitosterol bewirkten ebenfalls antikanzerogene Effekte. Aufgrund seines Sicherheitsprofils, seiner geringen Toxizität und seiner Wirksamkeit ist β-Sitosterol für eine mögliche Verwendung in der Krebstherapie vielversprechend.1,2,3,4

Studien zu Darmkrebs zeigen eine Hemmung durch β-Sitosterol in Bezug auf Wachstum und Eindringen von Krebszellen mittels Vermehrung von Darm-Epithelzellen. Bei Lungen- und Leberkrebs aktiviert β-Sitosterol ähnliche Mechanismen. Strukturanalysen weisen darauf hin, dass das Vorhandensein einer cholesterinartigen Seitenkette für die antikanzerogene Wirkung von β-Sitosterol entscheidend ist. Die Induktion von Apoptose (programmiertem Zelltod) in Krebszellen und die Hemmung ihrer malignen Vermehrung durch antikanzerogene Verbindungen sind wichtige Strategien in der Behandlung von Krebs. Der Einsatz von β-Sitosterol zeigt in Kombination mit herkömmlichen chemotherapeutischen Medikamenten vielversprechende Ergebnisse. Demnach weist β-Sitosterol ein besseres Potenzial zur Hemmung des Zellwachstums von Prostatakrebs-Zelllinien (PC3-Zellen) auf als etwa Resveratrol - bzw. führt es in Kombination zu einer deutlich stärkeren Hemmung des Wachstums von Krebszellen. Es gibt auch verschiedene Ansätze zur Verbesserung der Bioverfügbarkeit von β-Sitosterol, die darauf abzielen, die Aufnahme und den Transport von β-Sitosterol im Körper zu verbessern und damit potenziell seine therapeutische Wirksamkeit zu erhöhen.6

Stoffwechselerkrankungen und erhöhtes Cholesterin

Diabetes ist eine weitverbreitete Stoffwechselerkrankung. Die Anzahl der betroffenen Menschen nimmt weltweit zu. Oft verbunden mit Fettleibigkeit, erhöht die Erkrankung das Risiko für diabetisches Nierenversagen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Netzhauterkrankungen und Arterienerkrankungen. Zahlreiche Studien zeigen, dass β-Sitosterol den LDL-Cholesterinspiegel durch eine Hemmung der Aufnahme im Darm effektiv senkt. Ferner verbessert es die glykämische Kontrolle bei Diabetikern, indem es die Insulinsensitivität erhöht und den Blutzuckerspiegel senkt. Diese Wirkungen von β-Sitosterol unterstreichen seine vielseitigen gesundheitlichen Vorteile und sein Potenzial für die Behandlung von Stoffwechselerkrankungen. Weiters bringt aus thailändischer Aubergine (Solanum surattense) gewonnenes β-Sitosterol signifikante antioxidative und antidiabetische Effekte. Aus Pampelmuse (Citrus grandis oder Citrus maxima) isoliertes β-Sitosterol zeigt eine anti-lipogene Bioaktivität, indem es die Expression von Schlüsselenzymen im Fettstoffwechsel reguliert. Lipophile Fraktionen aus Pistazien (Pistacia vera, USDA 198 mg/100g) enthalten eine Kombination aus β-Sitosterol und mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die zu einer deutlichen Verringerung der Fettansammlung in reifen Fettzellen führen. Zahlreiche Studien belegen für mit β-Sitosterol angereicherten Margarinen einen deutlich senkenden Effekt auf das LDL-Cholesterin: Man spricht von 18 bis 25 % bei einer täglichen Aufnahme von 25 g. β-Sitosterol hemmt kompetitiv die Absorption von exogenem und die Reabsorption von endogenem Cholesterin aus dem Darm.6

Prostatabeschwerden

Ergebnisse von mehreren Studien bestätigen den Einsatz von β-Sitosterol zur Verringerung von Prostatabeschwerden. In einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie mit 200 Männern mit benigner Prostatavergrösserung erhielt die Hälfte der Gruppe routinemässig 180 mg β-Sitosterol, während der Rest ein Placebo bekam. Nach einem halbjährlichen Studienverlauf zeigte die mit β-Sitosterol behandelte Gruppe eine fast 35%ige Verbesserung des Harnflusses im Vergleich zur Placebogruppe. Ähnlich ergab eine andere Studie mit 177 Patienten mit benigner Prostatavergrösserung durch die tägliche Einnahme von 130 mg β-Sitosterol signifikante Verbesserungen. Ebenso führte die Einnahme von 500 mg mit β-Sitosterol angereichertem Sägepalmenöl zu einer deutlichen Abnahme der Symptome sowie zu einer Verringerung des Restharnvolumens.1,4

Antioxidative Wirkung

Studien zur antioxidativen Wirksamkeit von biologischen Pflanzenextrakten bestätigen β-Sitosterol als ausgezeichneten Radikalfänger mit eisenreduzierender antioxidativer Wirkung und Glukosetoleranzaktivität, u.a. für Vielstängligen Salbei (Salvia multicaulis), tropischen Spitzkürbis (Trichosanthes dioica), Granatapfel (Punica granatum), Bittergurke (Momordica charantia), Jyotishmati (Celastrus paniculatus) und Feigenkaktus-Samenöle (Opuntia ficus-indica). Die Ergebnisse deuten auf eine schützende Wirkung von β-Sitosterol auf Thymozyten hin, weil es das Redoxgleichgewicht innerhalb der Zelle moduliert und die Stabilität der mitochondrialen Membran aufrechterhält.6

Entzündungshemmende Wirkung

Die Verwendung von steroidalen und nicht-steroidalen entzündungshemmenden Medikamenten führt möglicherweise bei langfristiger Anwendung zu verschiedenen Krankheiten. Daher ist zur effektiven Behandlung von langfristigen entzündungsbedingten Erkrankungen der Einsatz pflanzlicher Stoffe ohne negative Auswirkungen besser. Studien mit Extraktionen aus verschiedenen Pflanzen, wie z.B. aus Dissotis thollonii, einer afrikanischen Heilpflanze, oder dem Knolligen Zypergras (Cyperus rotundus) zeigen eine entzündungshemmende Aktivität von β-Sitosterol und Wirksamkeit bei verschiedenen Entzündungen in Tierversuchsmodellen. Dies u.a. bei Lungenentzündung, Rheuma, Darmentzündungen und entzündungsbedingter Adipositas. Die Wirkungen waren mit häufig verwendeten Medikamenten vergleichbar, wie etwa mit Acetylsalicylsäure.6

Antimikrobielle Wirkung

Infektionskrankheiten machen derzeit mehr als 40 % der globalen Krankheitslast aus. Leider steigt die Resistenz pathogener Mikroorganismen, deshalb sind weitere wirksame antimikrobielle Wirkstoffe wünschenswert. Aktuell zeigt die Forschung ein steigendes Interesse an der Erforschung sekundärer Pflanzenstoffe mit antibakteriellen und antimykotischen Effekten. Untersuchungen identifizierten auch hier β-Sitosterol als eine der Verbindungen mit starker antibakterieller und antifungaler Aktivität.6

Neuroprotektion

Alzheimer ist eine fortschreitende neurologische Störung, verursacht durch eine allmähliche Reduktion cholinerger Neuronen in kortikalen und anderen Regionen des Gehirns. Aktuelle Medikamente können einige unerwünschte Nebenwirkungen aufweisen; daher sind neuartige AChE-Inhibitoren mit hoher Aktivität und geringeren Kosten dringend erforderlich. In diesem Zusammenhang weisen Extrakte aus Syrischem Salbei (Salvia syriaca) und Johannisbrot (Cassia timorensis, syn. Senna timoriensis) zur Gewinnung von β-Sitosterol signifikante In-vitro-AChE-Inhibitionseigenschaften, antioxidative Effekte in der Behandlung von Gedächtnisstörungen und eine neuroprotektive Wirkung auf.6

Einschränkungen und klinische Lücken

Obwohl präklinische Studien das antikarzinogene Potenzial von β-Sitosterol aufzeigen, fehlen weitere umfassende klinische Studien, um ein besseres Verständnis seiner Sicherheit, u.a. in Bezug auf eine mögliche Phytosterinämie, Wirksamkeit und angemessenen Dosierung im Zusammenhang mit herkömmlichen Krebstherapien darzustellen. Die relativ geringe Bioverfügbarkeit von β-Sitosterol wirft Fragen zur optimalen Dosierung auf, um signifikante klinische Effekte zu erzielen. Synergistische oder antagonistische Effekte mit herkömmlichen Chemotherapie-Medikamenten sind weitgehend unerforscht und stellen eine Herausforderung für die Verwendung als unterstützende Therapie dar. Die Qualität und Konzentration von β-Sitosterol aus verschiedenen pflanzlichen Quellen kann variieren und zu inkonsistenten klinischen Ergebnissen führen. Studien zur langfristigen Sicherheit von β-Sitosterol, insbesondere bei Anwendung in Kombination mit anderen Krebstherapien, sind noch erforderlich.6

Zusammenfassung

β-Sitosterol ist in verschiedenen pflanzlichen Ölen, Getreidesorten, Samen, Nüssen, Hülsenfrüchten, Gemüse und Obst vorhanden und bietet ein enormes gesundheitsförderndes Potenzial. Es gehört zur Klasse der sekundären Pflanzenstoffe mit positiven Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Mit seinen u.a. cholesterinsenkenden, antikanzerogenen und entzündungshemmenden Eigenschaften unterstützt β-Sitosterol die natürlichen Genesungsprozesse des Körpers. Die chemisch-strukturellen Eigenschaften sowie die Biosynthese von β-Sitosterol sind wichtige Aspekte, die seine Rolle im menschlichen Körper bestimmen. Obwohl β-Sitosterol eine vielversprechende Option bei der Behandlung von Krebs, Stoffwechselerkrankungen und Prostatabeschwerden darstellt, sind weitere klinische Studien erforderlich, um seine Sicherheit, Wirksamkeit und optimale Dosierung besser zu verstehen.

Trotz der komplexen Thematik gilt in der Praxis: Bevorzugen Sie eine abwechslungsreiche, pflanzenbasierte und saisonal orientierte Ernährungsweise mit möglichst unverarbeiteten Bio-Lebensmitteln. So profitieren Sie optimal von den vielfältigen positiven Effekten der sekundären Pflanzenstoffe. Pflanzliche Lebensmittel sollten wir möglichst roh und unverarbeitet essen bzw. auf eine schonende Art und Weise zubereiten, um das nährende Potenzial von β-Sitosterol voll auszuschöpfen. Da sich die sekundären Pflanzenstoffe oft in den Randschichten befinden, schälen Sie Gemüse und Obst mit Bedacht. Beachten Sie als VeganerIn oder auch als OmnivorIn den Beitrag Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler. Viele unserer neu bearbeiteten Lebensmittelbeschreibungen liefern Ihnen gezielt Hinweise darauf, welche der genannten Stoffe am prominentesten in der besprochenen Zutat vertreten sind.

Literaturverzeichnis - 10 Quellen

1.

Alvarez-Sala A, Attanzio A et al. Apoptotic effect of a phytosterol-ingredient and its main phytosterol (Β-sitosterol) in human cancer cell lines. International Journal of Food Sciences and Nutrition. 2019;70(3):323–334.

2.

Babu S, Jayaraman S. An update on β-sitosterol: A potential herbal nutraceutical for diabetic management. Biomedicine & Pharmacotherapy. 2020;131:110702.

3.

Chanioti S, Katsouli M, Tzia C. β-Sitosterol as a functional bioactive. In: Mushtaq M, Anwar F (Ed.) A Centum of Valuable Plant Bioactives. Elsevier; 2021. S. 193–212.

4.

Gupta E. β-sitosterol: predominant phytosterol of therapeutic potential. In: Mishra P, Mishra RR, Adetunji CO (Ed.) Innovations in Food Technology. Singapore: Springer Singapore; 2020: S. 465–77. 

5.

Hänsel R, Sticher O (Ed.) Pharmakognosie-Phytopharmazie. Berlin/Heidelberg: Springer-Lehrbuch; 2010.

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Nandi S, Nag A et al. Anticancer activity and other biomedical properties of β‐sitosterol: Bridging phytochemistry and current pharmacological evidence for future translational approaches. Phytotherapy Research. 2024;38(2):592–619.

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Stange R, Leitzmann C. Ernährung und Fasten als Therapie. Berlin/Heidelberg: Springer; 2010.

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USDA. U.S. Department of Agriculture. Dr. Duke's Phytochemical and Ethnobotanical Databases. Beta-Sitosterol.

9.

USDA United States Department of Agriculture.

10.

Duester KC. Avocado fruit is a rich source of beta-sitosterol. Journal of the American Dietetic Association. 2001;101(4):404-405.

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