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Meine Erfahrungen mit Firmenkantine, Geschmacksverstärker

Firmenkantinen kann man ganz unterschiedlich erleben. Meist kommen wohl Geschmacksverstärker, z.B. Glutamat vor, da man damit viel Geld sparen kann.

Kantinenessen: Vorbildliche Essensausgabe und wenig anstehende Personen.© Bought from CandyBox Images, fotolia

Vorwort der Redaktion

Ein Bekannter, der uns besuchte, sprach mich auf Glutamat-Zusätze in den Lebensmitteln an. Da meinte ich, er möge meine Buchbesprechung zu Die Ernährungslüge von Hans-Ulrich Grimm lesen. Um zu wissen, wie die Nahrungsmittelindustrie agiert, liest man besser die Buchbesprechung Salt Sugar Fat. Es geht um das preisgekrönte Buch von Michael Moss.

Auf meine Rückfrage warum ihn das interessiert, begann der differenziert denkende Dr. ing. zu erzählen, was er mit Glutamat im Essen erlebte. Ich bat ihn um einen Beitrag darüber. Er hat seine Erlebnisse so hautnah geschildert, dass er anonym bleiben möchte. Hier folgt diese Geschichte.

Lieber Leser, liebe Leserin: falls Sie unter irgendwelchen Nebenwirkungen durch Nahrung oder Medikamente leiden, bitte via Kommentarfunktion berichten. Wählen Sie "für die Macher", falls Sie nicht einen veröffentlichungsreifen Text, sondern eine Anregung etc. bringen.

Entstehung und Bedeutung von Glutamat

Eigentlich heisst dieser Stoff Mononatriumglutamat bzw. Natriumglutamat oder MNG (engl. monosodium glutamate, MSG). Deklariert gilt es als E621, doch reicht auch der Hinweis auf Geschmacksverstärker. Die interessierte Nahrungsmittelindustrie dominiert den Text über Mononatriumglutamat bei Wikipedia. Das Chinarestaurant-Syndrom übergeht man praktisch. Kommt mir vor wie die zahlreichen und schweren Nebenwirkungen von "Ciprofloxac.." (der Fluorchinolone), wo sich auch nichts bewegt.

Dabei gibt es eine Studie, die aufzeigt, dass ein erhöhter Spiegel von Glutamat im Blutstrom aggressiven Prostata-Tumoren Vorschub leistet. Siehe Glutamat als Tumormotor? in der online ÄrzteZeitung vom 3.1.2013. Grundlage bilden Arbeiten des Urologen Dr. med. Shahriar Koochekpour der Universität in Buffalo (Clinical Cancer Research 2012; 18; 5888).

Glutamat ist das Natriumsalz der Glutaminsäure, einer der häufigsten natürlich vorkommenden nicht-essenziellen Aminosäuren. Seit der Japaner Prof. Kikunae Ikeda es ab ca. 1909 synthetisiert hat, ist das ein grosses Geschäft (Ajinomoto bzw. Kyōwa Hakkō Kirin K.K.), denn "die Leute von heute" wünschen sich möglichst kräftigen Geschmack des Essens, besonders wenn es als Massenware hergestellt ist. Zuerst stellte man Glutamat durch Hydrolyse mit Salzsäure aus Weizengluten her. Heute lässt man coryneforme (keulenförmige) Bakterien, gefüttert mit Ammoniak und Kohlenhydraten, Aminosäuren produzieren und isoliert daraus das L-Glutamat.

Masttieren gibt man Glutamat, damit sie über die Sättigung hinaus fressen und so schneller an Gewicht zulegen. Den gleichen Effekt kann man beim Mensch erzeugen. Salz und Umami muss mitspielen. Glutamate sind u.a. wichtige Neurotransmitter im menschlichen Gehirn und spielen eine entscheidende Rolle beim Lernen und für das Gedächtnis. Die Naturprodukte bieten die ideale Menge an.

Manchmal auch nur erkennbar als E-Nummer

Die Geschmacksverstärker sind manchmal statt mit Namen oder als Hefeextrakt, Gewürzextrakt, Würze, Aroma etc. getarnt, auch einfach mit einer E-Nummer aufgeführt. Geschmacksverstärker erkennen Sie an einer E-Nummer ab 600.

Glutamat-Abkömmlinge: So hat Glutamat bzw. Glutaminsäure z.B. die Nummer E 620. Diesen Umami-Geschmack erzeugen aber auch die Abkömmlinge von Glutaminsäure als Ursprungssubstanz wie E 621 für Mononatriumglutamat, Natriumglutamat, E 622 für Monokaliumglutamat, E 623 für Calciumdiglutamat, E 624 für Monoammoniumglutamat, E 625 für Magnesiumdiglutamat. Personen, die unter Pseudoallergien, Asthma oder Neurodermitis leiden, müssten solche vermeiden.

Guanosinmonophosphate: Es gibt weitere Ursprungsmaterialien statt Glutamat, wie Guanosinmonophosphat (GMP) als Phosphorsäureester des Nucleosids Guanosin. Als natürlicher Teil unserer Ribonukleinsäure(RNA) dient GMP zur Umsetzung von genetischen Informationen aus der Desoxyribonukleinsäure (DNA) in Proteine. Darum ist nicht erstaunlich, dass diese Guanylsäuren 10 bis 20-mal stärker wirkt als Glutamat. Man setzt Dikaliumguanylat und Calciumguanylat auch als natriumfreien Kochsalzersatz ein.

E 626 ist Guanosinmonophosphat, E 627 entspricht Dinatriumguanylat, E 628 dem Dikaliumguanylat und E 629 ist Calciumguanylat. All diese stellt man mit Mikroorganismen her, die auch gentechnisch verändert sein können. Um die Wirkung zu verstärken kommt das auch zusammen mit Glutminsäure zum Einsatz. Bei empfindlichen Personen können die Abbauprodukte von Guanylsäure Gicht hervorrufen, oft früh erkennbar bei Schmerz in einer grossen Zehe.

Inosinate: Inosinmonophosphat (IMP) ist der Phosphorsäureester des Nukleosids Inosin und der Körper muss es über den Purinstoffwechsel abbauen, wie GMP. Gicht kann sich melden. Inosinate sind auch für Kinder nicht empfehlenswert. E 630 bedeutet Inosinsäure und gilt als appetitanregend. E 631 ist Dinatriuminosinat, E 632 Dikaliuminosinat, E 633 Dicalciuminosinat.

Andere: E 634 ist aus Zellen gewonnenes Calcium-5-ribonucleotid als Geschmacksverstärker und E 640 ist der künstlich hergestellte Geschmacksverstärker Glycin mit leicht süsslichem Eigengeschmack.

Neurotoxische Wirkungen und weitere

Das was uns "Dr. Ing." hier sehr offen schildert ist nicht die ganze Tragödie für Menschen, die es trifft, denn einige Wissenschaftler konnten beweisen, dass Glutamat langfristig das Gehirn schädigt und zu gravierenden Erkrankungen wie Alzheimer, MS oder Parkinson führen kann. Trotzdem stellt die Industrie pro Jahr etwa 1,5 Millionen Tonnen Glutamat her. Ein riesiges Geschäft, also viel Geld, um politisch wirken zu können und eigene Studien herzustellen, Einfluss auf die Meinungsbildung zu nehmen etc. So darf man Beeinflussung von WHO und DGE annehmen, die denn bei Risiken auch abwinken.

Trotzdem: Auch Fettsucht ist stark über das Gehirn durch Glutamat und andere Botenstoffe als Lebensmittelzusatz gesteuert. Gemäss Welt.de schrieb Prof. Dr. med. Michael Hermanussen, (1955), Kinderarzt, ab 2004 Professor der Medizin an der Christian-Albrechts Universität Kiel (Uniklinik): Glutamat greift massiv in die Appetitregulation ein. Gemäss Spiegel Online weiss man das seit 1990 mit der Studie von Prof. Dr. Peter Rogers von der University of Leeds (Professor of Biological Psychology in 2003, Nahrungsmittelexperte). Zitat aus Spiegel Online (16.08.2013): Bei Personen mit Darm- oder Leberkrankheiten steigt der Glutamatspiegel im Blut nach dem Essen womöglich stärker an als beim Rest der Bevölkerung. ... Auch das Thema Krebs beherrscht die Diskussion über Glutamat. Dazu gibt es natürlich auch Gegenpositionen ...

Eine eigentliche Unverträglichkeit kann zu Hautrötungen, ein Engegefühl in der Brust, Zittern sowie zu Muskelschmerzen führen. Kinder können Fieber bekommen und Verwirrtheit, sogar Angstzustände kommen wegen Glutamat vor. Immerhin: Diese akuten Symptome treten innerhalb von Stunden ein, so dass man sie zuordnen kann.

Das Beliebte Outsourcing und mögliche Folgen

Es begann im Wesentlichen damit, dass die Kantine meines Arbeitgebers „outgesourct“ wurde. Erst hinterher wurde mir klar, welche langfristigen Konsequenzen das haben muss: Ursprünglich wollte ja der Arbeitgeber seine Beschäftigten im eigenen Interesse gut mit gesunder Nahrung versorgen. Doch irgendwann kam die Lawine der Sparmassnahmen ins Rollen. Alles Mögliche wurde dem Zeitgeist entsprechend „outgesourct“ und natürlich auch die Kantine.

Wenn man nun 1 + 1 zusammen zählen kann, ist es völlig logisch, dass es dem neuen Betreiber der Kantine doch absolut egal ist, ob wir gesund und munter an den Arbeitsplatz zurückkehren.

Das einzige Interesse besteht doch in der Optimierung des eigenen Profits. Das bedeutet letztlich dafür zu sorgen, dass das Essen gut schmeckt - und günstig bzw. billig ist.

Damit suchen möglichst viele Konsumenten die Kantine auf. Man hat gelernt, den guten Geschmack durch billige Austauschstoffe der Nahrungsmittelchemie anstatt durch entsprechend teurere Gewürze herzuzaubern.

Die sichtbaren Veränderungen

Mir fiel auf, dass über die Jahre langsam und schleichend die Qualität der angebotenen Waren abnahm. Allerdings registriert man das zuerst da, wo es äusserlich sichtbar ist. Am ehesten war das bei den Desserts. So gab es z.B. ursprünglich Schokopudding aus echter Milch (man erkennt das an der matten Oberfläche und der Hautbildung). Von einem Tag auf den anderen – natürlich ohne jedweden Hinweis an den Verbraucher – hatte der Pudding in den Schalen dann eine glänzende Oberfläche. Alles war nur noch ein Zucker-Wasser-Gemisch. Die meisten Kunden hatten das anstandslos akzeptiert. Ich hatte dann allerdings nichts mehr davon genommen, denn es hat im Wesentlichen nur noch nach Zucker geschmeckt.

Auch gab es eigens hergestelltes Eis, in Kugeln portioniert und in kleinen Porzellanschalen serviert. Das änderte sich schnell. Die Eistheke wurde komplett abgeschafft und durch externe Kühltruhen mit dem Eissortiment der Fa. Schöller ersetzt. Alles jetzt in schön bunt bedruckten Einwegverpackungen versteht sich. Das erzeugt mehr Müll aber es spart die Spülkosten der Porzellanschalen. Als dann Schöller von Nestle übernommen wurde hat man das Sortiment von Langnese angeboten.

Zwischenzeitlich musste man zwei Jahre lang in eine Lagerhalle ausweichen, weil die Kantine zur Vergrösserung umgebaut werden musste. Hier gab es plötzlich keine Zapfstellen für offene Milch mehr. Stattdessen gab es 8 (in Worten „acht“!) „Softdrink“ Zapfstellen mit dem Coca Cola Sortiment so wie in den McDonalds Filialen üblich. Zusätzlich gab es mehrere Sondertheken für „Heinz Tomato Ketchup“, die es früher so gar nicht gegeben hatte.

Auf meine Anfrage hin, warum es keine offenen Milchzapfstellen mehr gibt meinte der Kantinenleiter, es sei hier in der Übergangslösung zu wenig Platz dafür (für die acht Softdrinkzapfstellen war offenbar genug Platz...). Später in der grossen neuen Kantine sind die selbstverständlich wieder da, hiess es. Natürlich dachte er, ich hätte das bis dahin vergessen.

Als ich nach zwei Jahren in der neuen Kantine dann fragte, wo nun die versprochenen Milchzapfstellen seien, bemerkte er beiläufig, es würde sich nicht rentieren, denn es sei zu wenig Nachfrage da. Für mich war klar, dass das von Anfang an so geplant war. Die erste Auskunft war also eine glatte Lüge. Aber beweisen kann ich das natürlich nicht. Wie denn?

Die unsichtbaren Veränderungen

Nun gab es aber offenbar in diesen zwei Jahren des Übergangs auch äusserlich nicht sichtbare Veränderungen. Das sind Zusatzstoffe im Essen, die man ja nur nachweisen könnte, wenn man Lebensmittelchemiker wäre und zuhause das dazugehörige Labor hätte. Geschmacklich war das Essen ja ok, da konnte man kaum Veränderungen feststellen.

Doch mit der Zeit stellten sich bei mir Beschwerden ein, ziemlich regelmässig ein bis zwei Stunden nach der Rückkehr aus der Kantine.
Zunächst wollte ich nicht glauben, dass es damit was zu tun hat.

Es begann im Gedärm zu „quackern“, zu brodeln und zu rumoren, ich hatte das Gefühl, alle paar Minuten lang eine übergrosse „Abdampfrate“ ablassen zu müssen.

Aber wenn der nächste Kollege gerade mal einen Meter Rücken an Rücken hinter mir vor seinem Bildschirm sitzt? Das kann man nicht bringen! Oftmals ging ich raus auf den Gang, aber fatalerweise fanden die Gase oft nicht den erhofften Ausgang. Also geht man mit geblähtem Bauch wieder zurück an seinen Arbeitsplatz in der Hoffnung, bei einem weiteren Versuch Erfolg zu haben. Doch kann man ja auch nicht alle fünf Minuten lang raus gehen. Das wirft bei den Kollegen Fragen auf oder man erntet zumindest dumme Kommentare.

Um dem vorzubeugen, begann ich die Dinge beim Namen zu nennen. Erstaunlicherweise sagte dann ein anderer Kollege, dass er auch manchmal nach der Kantine derartige Beschwerden hat. Die meisten anderen zuckten allerdings mit den Schultern, sie können sich das nicht vorstellen, warum wir da Probleme hätten.

Fortschreitende Beschwerden

Das war erst der Anfang. Mit der Zeit stellte sich vorwiegend nach dem Stuhlgang ein lästiger Juckreiz am After ein. Da halfen auch keine von zuhause mitgebrachten Hakle-feucht-Tücher mehr. Ziemlich genau eine halbe Stunde nach dem Stuhlgang ging das los. Auf die Dauer wurde das so lästig, dass ich nicht mehr richtig arbeiten konnte. Also habe ich auch „Hametum“-Hämorrhoidensalbe von zuhause mitgebracht und habe dann nochmal zum Eincremen die Toilette aufgesucht.

Die Salbe hat mir mal ein Arzt empfohlen, denn ganz vereinzelt hatte ich auch schon ein paar Jahre vorher das Problem, natürlich ohne zu wissen, wo das herkommt. Zum Glück hat das nach einiger Zeit die Beschwerden gelindert. Mir war freilich bewusst, dass das nur die Folgen der Beschwerden bekämpft nicht aber die Ursache, denn die war mir ja noch nicht bekannt.

Das ging monatelang so weiter bis ich plötzlich bemerkte, dass manchmal am Klopapier kleine hellrote Punkte sichtbar waren. Das war nun Alarmstufe Eins. Denn Blut im Stuhl könnte ja auch Darmkrebs bedeuten. Ich hatte vor ein paar Jahren eine Darmspiegelung über mich ergehen lassen, da war noch alles in Ordnung. Als erstes befragte ich einen Arzt aus meinem Bekanntenkreis. Er meinte, dass ich mich da nicht verrückt machen solle, das sind sogenannte „Marisken“, kleine Blutungen, die sich öfters mal bei Leuten in unserem Alter einstellen.

Einerseits beruhigte mich das etwas aber andererseits fragte ich mich, wieso habe ich davon noch nie etwas gehört? Vor vierzig Jahren hatte doch kein Mensch so eine „Krankheit“, oder vielleicht doch?

Die Beschwerden wurden immer häufiger und lästiger. Eines Tages in der Firma geschah es dann, dass ich am Pissbecken stand und urplötzlich ein „Löffel voll“ nach hinten abging. Völlig ohne Vorwarnung! Keine Chance mehr das zu verhindern, obwohl die Klo-Zelle gerade mal einen Meter neben dran war. Ich rettete mich dahin um mit Klopapier das Schlimmste zu bereinigen. Zum Glück war ich alleine im WC, denn das wirkt ja auch etwas eigenartig: Der stellt sich erst ans Pissbecken und
geht danach in die Kabine, Mensch weiss der denn nicht wo´s raus kommt – so oder so ähnlich würde sich das jemand anders wohl gedacht haben.

Mann mit Verdauungsproblemen auf Toilette für Stuhlgang.© Bought from Wellnhofer Designs, fotolia

Ursachen klären

Nun begann ich die Ratschläge meiner Frau ernster zu nehmen als bislang. Ich wusste, dass es ihr Jahre zuvor noch viel schlimmer erging als mir jetzt (zum Glück war sie nicht berufstätig, denn zeitweise traute sie sich gar nicht mehr aus dem Haus zu gehen, weil sehr oft was unkontrolliert, oder besser gesagt völlig unkontrollierbar in die Hose ging).

Durch akribisches Buchführen, was sie zu sich nahm und was in diesem Essen alles drin war und ob sich Beschwerden einstellten oder nicht, fand sie die Stoffe heraus, die ihr das Leben zur Hölle machten.

Ein Arzt hätte das wahrscheinlich nie herausgefunden (oder vielleicht gar nicht herausfinden wollen). Längst gibt es allgemein akzeptierte Begriffe wie „Reizdarm“ usw., er hätte halt irgendein Medikament verordnet und wenn das nichts hilft ein anderes bzw. dann zu einem Facharzt weiter überwiesen.

Ich muss gestehen, dass ich kein Lebensmittelchemiker bin und auch nicht genau weiss, was in welchem Extrakt alles drin sein kann bzw. darf. Ich liste hier jedenfalls das auf, was mich vom Kauf eines Nahrungsmittelprodukts abhält.

Wie kann man solche Stoffe vermeiden?

Diese unter Umständen Beschwerden verursachenden Stoffe sind bekannt unter den Bezeichnungen Glutamat, Natrium-Monoglutamat, oft auch getarnt als Gewürzextrakt oder schlicht Würze, Aroma, Hefeextrakt oder fermentierter Weizen. Selbst die stolze Bezeichnung auf der Verpackung „Ohne Geschmacksverstärker“ sagt noch wenig. Nur wenn „Ohne geschmacksverstärkende Zusatzstoffe“ drauf steht, kann man sicher sein, dass nichts „reingewurschtelt“ ist.

Nun kann man mal im Supermarkt abgepackte Waren untersuchen und man wird mit Entsetzen feststellen müssen, dass fast bei allen verpackten Produkten was Derartiges zugesetzt wurde: In so gut wie allen Fertiggerichten (Suppen, Sossen, Tiefkühlpizzen), In Gewürzmischungen, in Chips, in Wurstwaren usw. In offener Wurst sowieso, da kann man eh nichts drauf drucken.

Der Gesetzgeber schreibt zwar Auskunftspflicht vor, aber in der Praxis sieht das dann so aus, dass der genervte Metzger an der Theke dir dann ein paar prall gefüllte Leitzordner hinknallt und sagt: „Suchen Sie sich das halt raus! --- Der nächste bitte!“, denn die Schlange an der Wursttheke ist lang und die Wartenden hinter dir sind absolut nicht von deinen Fragen begeistert. Derartige Ordner enthalten zig-tausende Artikelnummern der zuliefernden Grossmetzgereien, man hat so gut wie keine Chance herauszufinden, welche Wurst in der Auslage nun die in dem Leitzordner ist oder umgekehrt.

Selbst ein sogenanntes „Putenschnitzel Natur“ (also ohne Gewürzmarinade für das Grillen vorbereitet) ist keine Garantie mehr für Glutamatfreiheit. Ich wollte es einfach nicht wahrhaben, dass ich nun fast genauso unter diesen Stoffen litt wie meine Frau.

Mein alter Spruch „Ich kann alles essen, ich habe einen Saumagen“ war wohl nicht mehr angebracht. Zwar hat der Magen offenbar noch alles weggesteckt, der Darm hat aber gestreikt und zwar massiv. Von nun an hielt ich mich also an ihre Ratschläge, wenn ich in die Kantine ging:

  1. Keine Suppen
  2. Keine Sossen (die sind leider schon bei der Essensausgabe über das gesamte Essen gekippt)
  3. Keine Würzmischungen
  4. Keine vorangemachten Salate

Fast aussichtsloser Kampf

Da bleibt manchmal nicht mehr viel übrig, was man noch essen kann. Aber es half. Zwar war ich öfters etwas hungrig zum Arbeitsplatz zurückgekehrt, aber nach ein paar Wochen war ich endlich beschwerdefrei! Ab und zu habe ich mal nicht genau genug aufgepasst und prompt ging´s wieder los. Aber nachdem der Darm sich wieder von dem Dauerstress erholt hatte, waren die Folgen eines einzelnen Ausrutschers nicht mehr so gravierend.

Letzten Endes war ich aber innerlich wütend auf solche Praktiken. Es ist im Prinzip nichts anderes als Körperverletzung. Wenigstens den Kantinenchef wollte ich zur Rede stellen und ihm die Meinung sagen. Doch bereits hier war es gar nicht mal so einfach, herauszufinden, wer überhaupt der Verantwortliche für die Essenszusammenstellung in der Kantine war.

Fragen stellen, Dinge beim Namen nennen

Irgendwann hatte ich vom Personal wenigstens eine E-Mail-Adresse erhalten. Die Argumentation war schliesslich so, dass das Zeugs doch ein körpereigener Stoff ist und ich soll mich da nicht so aufregen.

Ich schrieb als Antwort, dass dies nun überhaupt kein Argument ist, denn Alkohol ist auch ein körpereigener Stoff, aber es kommt doch wohl sehr darauf an, ob er in der normalen Konzentration im Blut ist oder vielleicht in der hundertfach höheren. Auch Hormone sind körpereigene Stoffe, aber stellen Sie sich mal vor, sie haben ein gewisses Hormon plötzlich in zig-facher Konzentration in ihrem Körper! Nach einigem hin und her bekam ich schliesslich keine Antwort mehr. So passierte mir das in anderen Dingen auch, wenn die Argumente ausgehen wird einfach nicht mehr geantwortet.

Zuletzt hiess es noch, es sei ja alles sauber mit Hochziffern deklariert, ich muss da halt drauf sehen. Das war sehr wohl der Fall, denn es herrscht in Deutschland Deklarationspflicht (auch für Allergene). Aber nur scheinbar. Hinter den diversen angebotenen Menüs war zwar stets eine Reihe von Hochziffern aufgelistet aber ich fand nie die Erklärung, was welche Ziffer bedeutet.

Täuschungsabsicht ist offenkundig

Also fragte ich das Personal bei der Essensausgabe, wo denn die Ziffern erklärt sind. Da drüben bei der Salattheke, hiess es. Ich ging zur Salattheke rüber, konnte aber nirgends eine derartige Tafel finden. Also ging ich wieder zurück zur Essensausgabe und blieb hartnäckig. Das Personal war natürlich sichtlich verärgert aber ich bestand darauf, dass sie mir diese Tabelle zeigen sollen.

Und nun geschah wieder etwas eigentlich Filmreifes: Das Personal ging in den Innenbereich der Salattheke (wo man ja als Kunde gar keinen Zutritt hat) und drehte die Tafel herum, auf der vorne die Salate mit Preis usw. aufgelistet waren. Auf der Hinterseite, die von vorne absolut uneinsehbar war, war schliesslich die Liste mit den Hochziffern!

Wozu diese Geheimniskrämerei? Wenn das doch alles so gesund (oder „völlig harmlos“) ist, dann kann man doch offen dazu stehen. Im Prinzip wurde gegen die rechtlichen Auflagen verstossen, aber in einer Art und Weise, wo sich der Kantinenbetreiber immer noch hinaus reden könnte, der Kunde könne doch das Schild herumdrehen, um die Rückseite zu lesen. Aber woher will man wissen, dass dies auf der Rückseite ist? Wenn ich Rechtsanwalt gewesen wäre, hätte ich denen mal unauffällig eine Kontrolle zugeschickt, denn solche Praktiken sind eine Schweinerei. Aber so als juristisch nicht bewanderter kleiner Mann hätte am Ende doch wohl ich eins draufgekriegt.

Aber auch bei unserer lokalen Bäckerei im Dorf (zum Glück haben wir noch eine mit Familienbetrieb) ist die Deklarationspflicht offenbar etwas Unangenehmes: Die Liste der Zusatzstoffe für Wurstwaren - es werden auch belegte Brötchen verkauft - ist an der Verkaufstheke unten in Kleinkinderaugenhöhe angebracht. Man müsste als Erwachsener auf die Knie fallen und sich bücken um sie überhaupt lesen zu können.

Die gesetzliche Auflage ist sicher erfüllt, denn da wird nicht dabei stehen, in welcher Höhe diese Liste angebracht werden muss. Aber es drängt sich mir der Verdacht auf, dass man sich die Chemie im Essen nicht gerne eingesteht. Wobei in diesem Fall weniger der Bäcker als vielmehr der Metzger das Glutamat ins Spiel bringt.

Erinnerung an frühere Glutamat-Erfahrung

Rückblickend kann ich mich noch an ein anderes Erlebnis erinnern, wo auch jede Menge Glutamat im Spiel war. Noch bevor ich das Glutamat-Problem an meinem Körper wahrhaben wollte hatten meine Frau und ich eine Bike&Boat-Fahrt unternommen, im Prinzip eine schöne Idee. Es ging von Passau nach Budapest und zurück. Die schönen Etappen konnte man dann tagsüber an der Donau entlang radeln.

Auf die Nachfrage, ob bei der Verpflegung an Bord Glutamat mit dabei ist, bekamen wir von der Chefetage erst mal eine etwas vorwurfsvolle Antwort: Ja wenn Sie so feinschmeckerisch veranlagt sind dann müssen Sie halt in ein Häubchenrestaurant gehen. Dies ist vermutlich ein österreichischer Begriff für eine Art von Sterne-Restaurant. Das Schiff stand nämlich unter österreichischer Leitung.

Auch von anderen Seiten heisst es oft: „Ja wenn Sie eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit haben....“ Hallo? Seit wann ist Glutamat ein Nahrungsmittel?

Immerhin hatte ich schon etliche Zeit vor der Schiffsradelreise immer wieder dieses lästige Jucken am After, so dass ich vor der Abfahrt in Passau in der Apotheke prophylaktisch noch schnell eine Hämorrhoidensalbe besorgte. Wie sich später herausstellte war das eine gute Idee, denn einen Tag lang Radfahren wenn´s hinten juckt und brennt macht keinen Spass mehr.

In dem Essen war so gut wie fast überall Glutamat. Selbst über den Salat war schon eine Fertigsosse mit dem Zeugs drin gekippt. So konnte meine Frau kaum mehr was an Bord essen ausser gewisses aus dem morgendlichen Lunchpaket für die Radtour (im Wesentlichen Vollkornbrote mit Käse und Obst) und manche Nachspeisen.

Sie wollte nicht offen über das Problem reden, somit dachten etliche andere Passagiere an unserem Tisch, dass sie schon sehr „genäschig“ sei mit der Essensauswahl. Denn das Essen hat ja sowas von gut geduftet. Es wurde automatisch aufgetischt und musste zum grössten Teil von ihr unangetastet wieder abgeräumt werden – was man normalerweise im Restaurant nicht macht bzw. machen muss.

Einmal konnte sie nicht widerstehen, es war kurz vor Wien und da gab es natürlich ein Wiener Schnitzel mit jede Menge Panade drum herum. Auch ich langte kräftig zu, immer noch der Meinung, mir macht das Zeugs nichts aus. Doch die Wirkung liess nicht lange auf sich warten. Fast hätten wir zwei Toiletten in unserer Kajüte gebraucht.

Nun weiss ja jeder von sich selbst über Konsistenz und Geruchsnote seiner Hinterlassenschaften in Abhängigkeit des vorherigen Essens Bescheid (sorry ich
hatte ja gewarnt, es ist ein unappetitliches Thema). Aber was da zum Vorschein kam, war eine schleimig-klebrig-schmierige Masse mit einem absolut chemischen Geruch, nicht das, was man sonst so von sich gibt. Danach hat erstmal wieder der After kräftig gebrannt und gejuckt.

Zum Glück hatte ich ja die Salbe gekauft, die das nach einer gewissen Zeit lindert, sonst wäre die anschliessende Radtour eine einzige Qual geworden oder wir hätten an Bord bleiben müssen. Ich sage es noch einmal: Eigentlich ist es der Tatbestand einer Körperverletzung – das ist meine Meinung dazu. Ich hatte von unserer Nachbarin erfahren (die sehr darunter litt), dass es sogar zur Darmperforation kommen kann – das ist nicht nur unangenehm sondern lebensbedrohlich!

Die Glutamat-Industrie kanns freuen

Die Glutamatindustrie profitiert eben gerade davon, dass die Beschwerden ein Tabuthema in der Gesellschaft sind. Wäre es anfangs Hautjucken statt Afterjucken, wären es später dann blutige Pickel im Gesicht statt kleine Blutungen am After („Marisken“) - da würde man sich schon viel öfter mal im Bekannten- und Freundeskreis drüber austauschen.

Wäre es Sodbrennen statt dieses lästige Gebrodel und „Gequackere“ im Gedärm könnte man leichter darüber reden. Stattdessen erfindet man neue Krankheitsbegriffe wie „Reizdarm“ oder Formulierungen wie „Darmkrebs ist auf dem Vormarsch“ ohne je zu hinterfragen, wieso eigentlich? Wieso war das vor 40 Jahren überhaupt kein Thema?

Die Glutamatindustrie profitiert aber auch noch von etwas ganz anderem: Nicht jeder Mensch reagiert nämlich gleichermassen auf diesen Zusatzstoff.

Auch brechen die Beschwerden vermutlich erst nach Erreichen einer gewissen Dosis spürbar aus, d.h. wenn der Darm lange genug vorgeschädigt ist. Sicher gibt es etliche Leute, denen das wahrscheinlich wirklich nichts ausmacht. Das hängt vielleicht von der Genetik des Einzelnen ab. Hätten lückenlos alle Menschen diese Beschwerden, dann wäre eine Verheimlichung der Ursachen seitens der Industrie weit schwerer.

Nur Glutamat-Boykott könnte helfen

Zum Schluss meines Berichtes will ich aber auch etwas Positives anführen: Es mehren sich Restaurants, die öffentlich bekunden, dass in ihrem Essen keine Geschmacksverstärker drin sind. Sicher muss sich das auch bezahlt machen, d.h. es muss genug Menschen geben, die sonst kein Restaurant mehr aufsuchen, bzw. aufsuchen können, bei garantierter Glutamatfreiheit aber gerne mal wieder zum Essen ausgehen. Es gibt sogar eine Grossmetzgerei (in Bamberg), die damit wirbt, ausser Nitritpökelsalz keine weiteren E-Nummern, also auch keine Geschmacksverstärker ihren Wurst- und Fleischwaren zuzusetzen.

Auch der bekannteste Anbieter von Leberkäse in Bamberg wirbt gross auf der Eingangstür seines Metzgerladens, dass in seinem Leberkäse kein Glutamat o.ä. drin ist. Interessanterweise expandiert die eben erwähnte Grossmetzgerei sogar, denn sie hat eigenen Angaben zufolge viel Kundschaft im Bereich der Seniorenheime.

Offenbar hat man dort längst herausgefunden, dass viele Senioren gar keine Windel mehr bräuchten, wenn sie nur keine Chemie im Essen haben. Es ist somit sowohl für die Heimbewohner als auch für das Pflegepersonal ein riesiger Gewinn an Lebensqualität, denn es geht hier nicht um eine Blasenschwäche sondern um eine von hinten gefüllte Windel (um es vorsichtig auszudrücken), mit einer wie oben beschriebenen Konsistenz...

Oft denke ich an die Contergan-Zeit und ihre Opfer. Es hat damals viel zu lange gedauert, bis die Pharmahersteller überhaupt zögerlich eingeräumt haben, hierfür verantwortlich zu sein. Dabei ging es um schwangere Frauen und deren Kinder, was viel gravierender war. Bei Glutamat sind die Folgen nicht gleich so offensichtlich und hart abgrenzbar.

Die Gefahr besteht, dass hier in alle Ewigkeit die Industrie nie öffentlich die Probleme zugeben wird. Im Gegenteil: Ich bin mir sicher, dass die obersten Chefetagen längst von den Nebenwirkungen Bescheid wissen und ihre Rechtsanwaltsbüros für den Tag „X“ gut vorbereitet haben.

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