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Ökologie: Graswurzelbewegung UND Politik sind gefragt

Damit Planet Erde uns Menschen noch unsere Lebensfähigkeit erlaubt, braucht es viel mehr umfassende Ökologie: Graswurzelbewegung UND Politik müssten handeln.

Zusammen eine sichere Zukunft haben: Nur von unten UND oben erreichen wir das. Aber wie?© Bought from Black Salmon, Shutterstock

Einleitung

In der Politikwissenschaft bezeichnet man die Klimakrise als ein "Wicked Problem" (Horst Rittel und Melvin Webber, 1973). Zu den Faktoren, die zum Klimawandel beitragen, gehören neben dem Verbrauch nicht erneuerbarer Energieformen auch Armut, schlechte Ernährung, Ungleichheit, Krieg, Nahrungsmittelknappheit usw. Das bedeutet, dass es nicht möglich ist, die Krise zu lindern, indem man nur wenige Aspekte des Problems verfolgt, z.B. mit der Dekarbonisierung.1

Nein, wir müssen den negativen Kreislauf insgesamt durchbrechen. Es handelt sich also um ein "Wicked Problem", weil es gemeinsame Anstrengungen gegen viele voneinander abhängigen Variablen erfordert. Wir müssen diese Situation ändern, indem wir parallel all diese Probleme anpacken, wenn wir als Mensch überleben wollen. Bewegungen von unten reichen absolut nicht. Sie muss mehrheitlich und zielführend "von oben" kommen. Vor allem auch die Aufklärung dazu.

Nur nebenbei: Das Verschlingen von riesigen Summen, mit dem Argument, dass wir andere Planeten bewohnen könnten, wenn wir mehr technologische Fortschritte dazu erzielen, ist für die ganze Einstellung zur Klimapolitik und für das Klima selbst schädlich. Es haben nur wenig Menschen den Durchblick, um zu erkennen: das Suchen nach anderen Planeten etc. ist eine hundertprozentige Sackgasse, alleine schon von den grossen Distanzen her, da ausserhalb Sonnensystem - und der grossen Infrastruktur, die es dort haben müsste. Diese riesigen Summen könnte man für einen Wandel hier einsetzen, was dringend nötig wäre. Siehe unseren Beitrag mit den Erklärungen zum ökologischen Fussabdruck - und dem Greenwashing.

Bottom-Up-Massnahmen

Ein Ziel der Graswurzelbewegung ist, die negative Wechselwirkung zwischen Ernährung und Umweltverschmutzung massiv zu vermindern. Pflanzliche und nachhaltige Ernährung bedeutet eine persönliche Entscheidung, die genau dem entspricht. Dabei können wir das Bewusstsein für unsere Essgewohnheiten schärfen, wenn wir möglichst naturnah essen, statt künstliche Produkte zu suchen, die tierische Nahrungsmittel vortäuschen. So beginnen wir eher, saisonale und lokale Produkte zu konsumieren. Auf diese Weise können wir gemeinsam umweltschädliche landwirtschaftliche Praktiken ändern und zu unserem persönlichen Wohlbefinden beitragen.

Alleine eine geringere Nachfrage nach tierischen Erzeugnissen und eine stärkere Bevorzugung von Produkten aus biologischem und lokalem Anbau verringern negative Umweltauswirkungen durch Landnutzung und Emissionen. Weniger Schadstoffe in unseren Lebensmitteln und in der Luft bedeuten einen gesünderen Menschen. Daher kann die Möglichkeit, den Kreislauf des Klimawandels zu durchbrechen, bei unserer Ernährung beginnen. Wir sollten uns gegenseitig dazu ermutigen und uns vegan ernähren. Die Verbindung zwischen Gesundheit und Ernährung und aktuelles Ernährungssystem finden Sie im Grundwissen.

Graswurzelbewegung

Eine pflanzliche Ernährung hat das Potenzial, die Klimasituation wirksam zu verbessern, indem sie die Verbrauchernachfrage weg von Produkten lenkt, die den Klimawandel anheizen. Graswurzelbewegungen sind Bottom-Up-Massnahmen, die die Menschen in einer Gemeinschaft vorantreiben, um einen sozialen und politischen Wandel zu fördern.2 Die Entscheidung eines Einzelnen, sich pflanzlich zu ernähren, kann eine Diskussion über das Thema in der Gemeinschaft auslösen und zu einer Veränderung der Verbraucherpräferenzen führen. Auf diese Weise kann man die Versorgungskette von unten "stören", um Änderungen zu bewirken.

Dies ist heute in einigen Regionen der Welt der Fall, in denen sich die Ernährungsgewohnheiten der Menschen geändert haben, was sich in Zunahme der tierischen Alternativprodukte in den Supermärkten auswirkt. Zusätzlich kann eine pflanzliche Ernährung in Verbindung mit einer nachhaltigen Ernährung, d. h. einer Diät, die sich auf lokalen und Bioprodukten stützt, die Wechselwirkungen zwischen Massentierhaltung und Umweltzerstörung unterbrechen. Mehr zur ökologischen Landwirtschaft und das Ernährungssystem finden Sie im Hauptbeitrag Grundwissen.

Die Bekämpfung der Klimakrise liegt jedoch nicht nur in der Verantwortung der Individuen alleine und sollte es auch nicht sein. Regierungen und Unternehmen, die alles zur aktuellen Klimakrise beigetragen haben, sind dafür verantwortlich, in unserem Namen zu handeln und uns eine lebenswerte Zukunft zu sichern. Daher: wenn Politiker die Bedürfnisse ihrer Wähler nicht berücksichtigen, sind kollektive Massnahmen erforderlich, um Druck auf die Regierungen auszuüben, damit sie die Industrie regulieren und die Klimaverpflichtungen erfüllen. Einen Beweis dazu bringt das Buch "Salt Sugar Fat" von Michael Moss, Gewinner des Pulitzer-Preis 2010. Hier eine umfassende Buchbesprechung.

EE: Es gibt keinen Weg aus dem Dilemma Fast-Food, ausser man begeht ihn selbst.
Tatsächlich können sich die allermeisten Menschen aus der westlichen Zivilisation einen Wechsel zu vegan nicht vorstellen, weil ihr Geschmacksgefühl komplett verändert ist. Bei einem Versuch benötigt man ca. drei Monate, bis sich dieses Gefühl zurückgewandelt hat - ist auch eine Erkenntnis in diesem Buch von 2013. Übrigens: Den Namen "grassroots movement" (Graswurzel als "aus dem unteren Volk kommend") gibt es seit 1904 in den USA und war eine politische Bewegung zur Wahl von Theodore Roosevelt.

Top-Down-Massnahmen

Doch so wichtig und wirksam Graswurzelbewegungen und Selbsterziehung auch sein mögen, letztlich darf es nicht in der alleinigen Verantwortung der Öffentlichkeit liegen, den Wandel voranzutreiben. Viele Menschen, die arbeiten, Kinder haben, knapp bei Kasse sind usw., haben selten die Zeit oder den Luxus zu entscheiden, welche Lebensmittel für sie oder ihre Familie am besten sind. Viel effektiver - und das braucht es dringend und rasch - sind Massnahmen und Handlungen, die bei den Entscheidungsträgern liegen. Man müsste naturnahe Lebensmittel finanziell fördern, zugleich Fabrikprodukte besteuern, um das Geld dazu zu erhalten. Das ist nicht liberal, doch es wäre schlimm, wenn Diktaturen uns das zuerst vormachen müssten, damit wir langfristig überleben können.

Regulierung und Verbraucherschutz

Auch muss es die Pflicht von Regierungen sein, dafür zu sorgen, dass wir nicht Produkte kaufen können, die auf unethische und giftige Weise hergestellt sind. Dazu gehören Produkte, die Chemikalien enthalten, die für die menschliche Gesundheit schädlich sind oder zu Kinderarbeit und Tierquälerei beitragen. Heute liegt das in der Verantwortung der Verbraucher, die sich auch meist nicht auskennen. Produkte verstecken sich heute auch unter "Greenwashing". Laut SCS, einer grossen Akkreditierungsstelle, ist Greenwashing [die] Behauptung von Behauptungen oder Umweltzeichen, die irreführend oder unbegründet sind.3 Dies vermittelt dem Verbraucher den Eindruck, dass ein Produkt umweltfreundlich ist, obwohl es das nicht ist.

Wenn es um die menschliche Gesundheit und die unseres Planeten geht, bleibt keine Zeit. Daher ist ein Top-down-Ansatz unabdingbar. Schädliche Markttrends, die einen umweltfeindlichen Konsum begünstigen, sind schnell und wirksam zu unterbrechen. Die Europäische Kommission hat durch die Beschränkung einiger Importe und das Verbot schädlicher Stoffe in Lebensmitteln zumindest kleine Fortschritte beim Verbraucherschutz erzielt.4

Regulierungsbehörden und Politiker könnten und müssten jedoch viel mehr für das Gemeinwohl tun. Sie können die Macht der Industrie einschränken, Emissionsbeschränkungen durchsetzen und der Öffentlichkeit die Instrumente an die Hand geben, um fundierte Entscheidungen zu treffen.

Gesundheit vor Profit

Die Wurzeln des Problems liegen in einem System mit zu wenig Regulierung. Politiker und viele aus den wohlhabenderen Schichten der Gesellschaft sind oft nicht bereit, ihre derzeitigen Annehmlichkeiten für einen Wandel aufzugeben. Folglich muss man die Lösung der Klimakrise durch Steuerung des wirtschaftlichen Profits durch grünes Wachstum herstellen. Eine Wirtschaft, die Gewinne aus nachhaltigen Prozessen erzielen kann, erfährt grünes Wachstum und Ansehen. Nachhaltige Prozesse, die grünes Wachstum vorantreiben, sind die Nutzung erneuerbarer Energiequellen in der Produktion und die Schaffung neuer Arbeitsplätze zur Unterstützung einer grünen Versorgungskette.5

Die Idee des grünen Wachstums verstärkt jedoch die Vorstellung, dass jede Antwort auf die aktuelle Krise den Profit in den Mittelpunkt stellen muss. Doch unbegrenztes Wachstum ist weder nachhaltig noch möglich. Grünes Wachstum wird unweigerlich auf ein Plateau stossen, auf dem wir im Idealfall ein nachhaltiges System schaffen, das sich im Gleichgewicht mit der Erde befindet. Die Währung, die man verwenden sollte, ist also eine, die der Gesundheit der Menschen und der Umwelt Vorrang gibt. Es ist ein Leichtes, Produkte höher zu besteuern, die schädlichen Einfluss haben und umgekehrt. Die grosse Mehrheit der Menschen muss auf die Geldbörse sehr achten, also ändert die Situation auf diese Weise relativ rasch.

Bekämpfung der Klimaleugnung

Die Einstufung der Klimakrise als "Wicked Problem" ist an sich schon ein Dilemma. Sie nimmt dem Einzelnen, aber auch der Regierung und den Unternehmen die Last ab, zu handeln. Wenn man erfährt, wie kompliziert der Kampf gegen den Klimawandel ist, hat man den Eindruck, dass sich, egal, was man tut, nichts ändert. Das überfordert und entmutigt und man zieht es vor, sich zu distanzieren, anstatt sich mit dem Thema zu beschäftigen. Die meisten Regierungen konzentrieren sich auch lieber auf kurzfristige Ziele, die schnelle Ergebnisse liefern und Wählerstimmen sichern. Sie überlassen die Last des Klimawandels der Industrie und den Bürgern. In unserer profitorientierten Wirtschaft investieren die Unternehmen jedoch letztlich nur in technologische Lösungen, die einen Teil des Klimaproblems abdecken, oder zu "Greenwashing" beitragen. Alles in allem arbeitet nahezu niemand in einer Weise, die einen wirksamen Wandel vorantreibt.1

EE erklärt: Unser Klimaziel verpassen wir, ausser Politik und einflussreiche Personen setzen sich massiv ein. Diejenigen, die in der Gesellschaft Macht und Reichtum besitzen, müssten lernen, dass die Gesundheit Vorrang vor dem Profit haben muss, um unsere Existenz auf einem bewohnbaren Planeten zu sichern. Ähnlich wie auf der Titanic, wo die Musik spielte, um die Realität der drohenden Katastrophe zu verdrängen, richten sich die Verantwortlichen in den materiellen Annehmlichkeiten der modernen Welt ein, werden apathisch und ignorieren den drohenden Untergang. Obwohl Massnahmen von oben notwendig sind, ist es für uns "unten" nicht an der Zeit, zu verzweifeln, sondern kleine Entscheidungen in unserem Leben zu treffen, die als Kollektiv Veränderungen bewirken können.

Literaturverzeichnis - 5 Quellen

1.

Head BW, Alford J. Wicked problems: Implications for Public Policy and Management. Administration & Society. 2013;47(6):711–739.

2.

Agyeman J. Toward a ‘Just’ Sustainability? Continuum. 2008;22(6):751–756.

3.

SCS Global Services. SCS Global Services Annual Report 2018. SCS Global Services; 2019.

4.

European Council. From Farm to Fork. 2020.

5.

Cox RH, Béland D. Valence, Policy Ideas, and the Rise of Sustainability. Governance. 2012;26(2):307–328.

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