Lügen Lobbies Lebensmittel orientiert über die Zustände in der EU. Das faktisch reichhaltige Buch wirkt kritisch. Beispiele zeigen das Ausmass der Misere.
Das Taschenbuch von 1998 behandelt die grosse Problematik einer überaus starken Lebensmittelindustrie. Milliardengewinne erlauben den international operierenden Firmen, das Verhalten der Konsumenten und die Entscheidungen in der Politik nach ihren Kriterien zu bestimmen. Das Buch erschien einige Jahre vor dem tiefer greifenden Werk Salt Sugar Fat von Michael Moss, das bis jetzt nur in Englisch existiert.
Lügen Lobbies Lebensmittel orientiert vor allem über die Zustände in der EU. Das mit Fakten belegte Buch wirkt recht kritisch. Zahlreiche Beispiele weisen auf das Ausmass der Misere hin. Die Botschaft ist eindeutig und gut begründet:
Insgesamt gibt es aber keine Aufforderung oder gar ein Drängen der Autorinnen. Sie schildern einfach Fakten. Schlüsse sind uns überlassen.
Im Kapitel "Was tun" bekommen wir Ideen und Tipps für individuelles Handeln. Die EU-Politik ist dort beleuchtet, wo sie grosses Unheil anrichtete. Dazu erfahren wir am Ende des Kapitels je sechs Ideen für politisches und für individuelles Handeln. Die Autorinnen Ingrid Reinecke und Petra Thorbrietz beschreiben Zustände, die heute, nach 15 Jahren, nicht viel anders sind.
Der Klappentext: Wer sich nicht wehrt, isst verkehrt: Unter diesem Motto informiert dieses Buch darüber, was Essen mit Politik zu tun hat – und was sich gegen die neuen Lügen der alten Lobbies tun lässt. Was Sie essen, wie Sie sich ernähren, was letztlich auf Ihren Tellern landet, ist weniger eine Frage Ihres Geschmacks als vielmehr politischer oder wirtschaftlicher Interessen. Dabei wird, was in Deutschland oder Österreich, in Frankreich oder Italien auf den Tisch kommt, längst nicht mehr von nationalen Behörden bestimmt, sondern von der Europäischen Union; und die muss sich nach den Gesetzen des Weltmarkts richten. Im Zeitalter der Globalisierung und Unternehmenskonzentration bedeutet dies, dass ganz wenige grosse Unternehmen letztlich bestimmen, wie Sie Ihren Tisch decken.
Die von mir im Text eingestreuten Bilder dienen zur Auflockerung und zur Unterbringung von eigenen Anmerkungen. Das Buch zeigt keine Bilder. Hier stammen sie von Wikipedia, sind selbst aufgenommen oder sind "Public Domain".
Inhaltsverzeichnis und meine Bemerkungen
Bauernopfer - Die Abschaffung der Landwirtschaft
Moral auf Europäisch - Chacun à son goût
Faule Argumente - Vom Feld auf die Müllkippe
Geschmacksfragen - Von Trockensuppen und Nassfertiggerichten
Machtpolitik - Die Diktatur des Standards
Etikettenschwindel - Die Schweine-Internationale
Kettenreaktionen - Der Handel und seine Verbraucher
Bakterien vom Fliessband - Frisch ist, was nicht krank macht
Kodex des Essens - Verbraucherschutz als Handelshemmnis
Was tun? - Die Macht des Konsumenten
Info-Teil
Die einzelnen Kapitel sind mit einer Art "Unterbezeichnung" versehen, die jeweils mit "oder:" beginnen. Jedes Kapitel ist in einige Themen aufgeteilt.
Ich habe zahlreiche Begriffe mit Wikipedia verlinkt (kursiv), Stand Oktober 2013. Beiträge bei Wikipedia sind oft nicht objektiv.
Es schreiben auch Leute im Auftrag von Interessenvertretern, eine Gegendarstellung ist dann oft nicht möglich. Auch eindeutig kritische Beiträge fehlen: z.B. ein Text über "RecombinedBovineSomatotropin" (rBST) oder "Hormonskandal". Ein Eintrag über den Anbauverband der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AGÖL) fehlt, doch die Nachfolgeorganisation (2002), Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) ist kurz beschrieben.
Andere Beiträge sind stark durch das im besprochenen Buch beschriebene Establishment beeinflusst. Im englischsprachigen Teil kommt eher eine Gesamtsicht zum Vorschein. Nicht kursive Verlinkungen öffnen eigene Beiträge oder sind Anker.
Amazon bringt keine Besprechung – aber in Vegetarismus, Heft 99-2 finden Sie: Nachdem Sie dieses Buch gelesen haben, wissen Sie, weshalb die EU Subventionen für Lebendtiertransporte quer durch Europa bezahlt. Oder weshalb die Gurke nicht mehr krumm ist (Weil sie der EG/UNO-Qualitätsnorm FFV-15 entsprechen muss) und weshalb griechischer Spargel nur halb so teuer ist. Was wir essen müssen, ist eine Frage politischer oder ökonomischer Interessen. Dieses Buch zeigt die Machtstrukturen und die fehlenden Kontrollmechanismen der EU deutlich auf.
Man erkennt: Die EU ist in ihrer heutigen Form unfähig, für das wohl (sic!) seiner Bürger zu sorgen (und noch viel weniger für das Wohl der Tiere). Lobbies und undurchsichtige Kommissionen bestimmen, wo es lang geht. Ein Beispiel zum Thema BSE (Rinderwahnsinn): Eine Notiz eines Kommissionsmitgliedes, die der Presse zugespielt wurde, enthält folgende Aussagen: «Man muss diese Angelegenheit herunterspielen, indem man die Leute desinformiert»! Ausgerechnet dieser EU-Beamte war übrigens auch für den Verbraucherschutz verantwortlich...
Nebst der Hors-Sol-Produktion und Bestrahlung der Lebensmittel werden auch die «Milchseen» und «Fleischberge» behandelt. Zu den Eiern ist unter anderem vermerkt: In der EU werden jährlich 300 Millionen «Öko-Eier» verkauft aber nur 50 Millionen werden tatsächlich erzeugt. Grosszügig gerechnet, ist mindestens ein Drittel falsch deklariert.
Ein sehr lesenswertes Buch, das im Anhang viele wichtige Kontaktadressen und weitere Tips (sic!) für Verbraucher enthält.
Möchten Sie mehr über das behandelte Thema wissen? Im Greenpeace-Magazin.de finden Sie eine Kurzvorstellung. Weitere Buchtitel über die Nahrungsmittelindustrie folgen am Ende dieses Beitrags.
Seite 255: Petra Thorbrietz, geb. 1954, Dr. rer. pol., studierte Journalistik und promovierte über Vernetztes Denken im Journalismus.
Redaktionstätigkeit bei natur, Wochenpost und Die Woche; Fernseh- und Hörfunkautorin. Sie erhielt den österreichischen Staatspreis für Wissenschaftsjournalismus und den Preis der Darmstädter Schader-Stiftung "für die Umsetzung gesellschaftswissenschaftlicher Ergebnisse in der Praxis." Petra Thorbrietz ist auch bei Wikipedia mit ihren Auszeichnungen beschrieben.
Ingrid Reinecke, geb. 1954, arbeitete als Fotografin, Sekretärin und Greenpeace-Campaignerin. Sie realisierte die Wanderausstellung Essen aus dem Genlabor und ist Redakteurin des Süd-Nord-Report (sic!)
(ist Nord-Süd-Report).
Die beiden Autorinnen aus Deutschland berichten unverblümt über die negative Seite der von der EU diktierten Agrarpolitik. Sie erklären warum das, was bei uns auf dem Teller landet, weniger eine Frage des eigenen Geschmacks als viel mehr eine Frage wirtschaftlicher und politischer Interessen ist. (S. 10)
Immer weniger Unternehmen bestimmen was den rund 370 Millionen Bürgern der EU aufgetischt wird. In kaum einem anderen Sektor ist der Konzentrationsprozess so intensiv wie bei Nahrungsmitteln.
Wie Salt Sugar Fat über die USA, beschreibt auch dieses Buch detailliert das Verhalten von multinationalen Unternehmen z.T. von der Saat bis zum Verkauf von Endprodukten. Diese Firmen bestimmen auch die Pestizide, die zum Einsatz kommen sollen, das Saatgut und wo möglich auch die Gentechnik. Qualität und Gesundheit stehen da nicht im Vordergrund, sondern möglichst raffinierte Fertigprodukte wie Convenience Food, Functional Food oder Novel Food. Eine wichtige Aussage von 1998 (Seite 12): Nur noch vier Prozent der landwirtschaftlichen Produkte in Deutschland kommen im Naturzustand auf den Markt, der Rest verschwindet in den industriellen Essmaschinen. Die Zukunft des Essens, wie sie die Ernährungsstrategen sehen, hat mit Natur nicht mehr viel zu tun. Die Nahrung wird vom Boden abgekoppelt, zu einer formlosen Rohstoffmasse aus Proteinen, Fett und Kohlehydraten mit wechselndem Design.
Es ist spannend zu sehen in welchem Ausmass der Handel Etikettenschwindel betreibt. Auch die Anzahl solcher Delikte ist gross – und die Dunkelziffer? Da geht es um viel Schlimmeres als nur um die Abbildung eines romantischen Bauernhauses auf Packungen von Eiern aus Legebatterien. Denn das Letztere ist heute anfechtbar.
Aber: Gemäss Martin Wille, Abteilungsleiter Behördliche Lebensmittelüberwachung in Nordrhein-Westfalen, bekam seine Behörde im Jahr 1994 einen Hinweis auf Etikettenschwindel.
Die Stichproben in Düsseldorfer Geschäften und Märkten deckten auf, dass 24 von 26 überprüften Grosshändlern mehr als die Hälfte ihrer Waren umdeklarierten. (S. 17)
Angesprochen sind auch die Probleme, die industrialisierte Nationen in Entwicklungsländer verursachen. Beispiel dazu ist, wie die EU und die USA durch subventionierte Lieferungen systematisch Existenzen von Kleinbauern vernichten.
Unter dem Titel "Das subventionierte Schlaraffenland" erfahren wir, wie die EU durch Subventionen erreicht, dass vor allem Grossbetriebe die Nahrung unabhängig vom Bedarf produzieren.
Die EWG von 1957 wollte eigentlich das Pro-Kopf-Einkommen der Landwirte steigern und gleichzeitig günstigere Nahrungsmittel erhalten. Damals einigten sich Vertreter Deutschlands, Frankreichs, Italiens und der Benelux-Staaten auf eine Gemeinsame Agrarpolitik (GAP).
Anhand von Beispielen erkennen wir, warum diese GAP grosse Mengensteigerungen und günstigere Preise brachte. Zugleich erläutern uns die Autorinnen die unnötigen und schädlichen Auswirkungen, die in den vergangenen Jahren sogar zugenommen haben. Zum Teil beruht das auf groben Fehlern der Politik. Das Buch betont die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt.
Anmerkung: Bei Wikipedia finden Sie unter Europäische Gemeinschaft einen anderen Eintrag als unter EG.
Es entstanden und entstehen grosse Überschüsse, die mit hohen Subventionen in den Weltmarkt gelangen. Das hat ein Bauernhofsterben und die Verarmung von Bauern in anderen Ländern zur Folge. Auf Seite 24 lesen wir:
In Afrika zum Beispiel wurde hochsubventioniertes Tiefkühl-Rindfleisch zu Dumpingpreisen auf den Markt geworfen, was die regionale Viehwirtschaft unter Druck setzte, die gleichzeitig mit europäischer Entwicklungshilfe gefördert wurde. Noch 1991 zahlte die EG fast 2 000 Millionen Mark an Exporthilfen, um in Westafrika Fleisch für nur 50 Millionen Mark abzusetzen.
Bitte halten Sie einen Moment inne, um die Bedeutung dieser Aussage zu erfassen.
Auch in Europa kamen 80 % der Subventionen nur bei 20 % der landwirtschaftlichen Betriebe an.
Die EU überschwemmte den russischen Markt mit Agrarprodukten zu Dumpingpreisen. Das sind Preise unter den Herstellungskosten.
Dank Subventionen der EU exportierte Europa 1996 z.B. 42'500 Tonnen so billiges Rindfleisch, dass die ganze südafrikanische Region darunter litt. Die Rinderschlachtungen nahmen dort nahezu um 40 % ab. Gleichzeitig förderte die EU dort die Rindfleischvermarktung als Entwicklungsprogramm. Damit optimierte die EU den Absatz von europäischem Interventionsfleisch und vernichtete grosse Teile der lokalen Produktion in Afrika. Betroffen sind aber auch andere wirtschaftlich schwache Länder.
Entwicklungszusammenarbeit ist ein wichtiges Thema. Sir Hans Wolfgang Singer demonstrierte die Verschlechterung der Handelsbilanzen für Länder der Peripherie. Umfassender in englisch erklärt. Die Subventionspolitik der USA und der EU zerstören Betriebe in Entwicklungsländern. Wenn dann Afrikaner mit allen Mitteln in Europa einströmen, dann bleibt dieses Thema aussen vor.
Die Leute strömen nicht deswegen nach Europa, sondern weil wir ihnen mit dieser Subventionspolitik die Lebensgrundlagen entziehen. Politik und Grossfirmen (Abbauer und Exporteure) beuten aus. Im Gegenzug sammelt unsere Gesellschaft für Entwicklungshilfe.
Kritiker der von uns verursachten Zustände in Afrika erwähnen meist nur den Abbau von Rohmaterialien.
Horizonterweiterung:
Es ist interessant, einmal zu lesen, wie die Ernährung auf der Welt ganz unterschiedlich mit Nahrungstabus belegt ist. Mit anderen Worten beweist das, wie stark wir von Familie, Religion und Umgebung geprägt sind. Wir halten das für selbstverständlich, was wir um uns herum sehen – und anderes Verhalten für abwegig.
"Grossbauern gegen Kleinbauern" lautet das nächste Thema. Dieses behandelt den Plan des Agrarkommissars Mansholt, der so genannt unproduktive Betriebe liquidieren will.
Wohl verwarf die Politik schliesslich den radikalen Reformversuch Mansholt-Plan, doch nur offiziell. Die politische Organisation förderte einfach nur Betriebe ab einer bestimmten Grösse und der Landwirtschaftsminister Josef Ertl äusserte das Motto Wachsen oder weichen
. Doch die Politik stoppte schliesslich auch Ertl's Programm.
Trotzdem steigerte die EU z.B. den Einsatz von Kunstdünger um das Fünffache auf 128 kg pro Hektar. Das reduzierte sich später auf 100 kg. Doch die neuen Züchtungen, etwa kurzhalmige Getreidesorten, verlangten nach einem immer höheren Einsatz von Fungiziden und anderen Chemikalien.
Mit Beispielen belegen Reinecke/Thorbrietz wie die falschen Anreize in Europa zu massiven Überproduktionen führten. Jahre zuvor führte das in den USA zu ähnlich negativen Resultaten. Trotzdem: Über die Jahre entstand ein Zickzackkurs zwischen Protektionismus und Freihandel" … "Die Kosten der Landwirtschaftspolitik der Gemeinschaft hatten sich von 1970 bis 1986 versechsfacht.
(S. 31)
Die GATT-Verträge traten 1995 in Kraft und die Nachfolgeorganisation, die World Trade Organization (WTO), konnte oder wollte nicht verhindern, dass z.B. Nelson Mandela keinen Wein in die EU exportieren durfte.
Ein allgemeines Zoll- und Handelsabkommen (GATT) zwischen 23 Ländern gab es ab 1947. Die neuen GATT-Verträge startete man in der Tokio-Runde (1973-1979) und Uruguay-Runde ab 1982, doch die Verträge kamen erst am 15. April 1994 zur Unterzeichnung. Man betrachtete sie als Provisorium, doch dienten sie zur Gründung der WTO und auch danach als deren Dachvertrag.
Das Kapitel befasst sich mit den gefälschten Herkunftspapieren. Mitte der 1990er Jahre warnte Bernhard Friedmann, Präsident des Europäischen Rechnungshofes, dass nach seiner Schätzung die Betrüger jährlich mehr als 10 % der Haushaltmittel der EU abzocken. Beliebt ist der Subventionsbetrug, denn 90 % des EU-Haushaltes sind Zuschüsse, wovon etwa die Hälfte in die Landwirtschaft fliesst. (S. 39)
Da werden Zollstempel entwendet und gefälscht, Versandpapiere und Rechnungen manipuliert, falsche Tiergesundheitszeugnisse vorgelegt, Beamte bestochen und Waren falsch deklariert oder nachts umgeladen. Während die Südländer am liebsten Wein, Olivenöl und Obst verschieben, konzentriert sich der Norden vorzugsweise auf den illegalen Viehhandel. (S. 39)
Wir erfahren, dass die Gemeinschaft pro Jahr acht Milliarden ECU (Euro) Zuschüsse bezahlt, um mit Unterstützungsgeldern erwirtschaftete Nahrungsmittel wieder zu verschachern. Eine interessante Aussage:
Der Präsident des Europäischen Rechnungshofes, Bernhard Friedmann, berichtet von einem Fall, bei dem 1000 Lastwagen mit polnischem Fleisch und Vieh nach Afrika reisten. Wochenlang bestätigte ein Zollamt in Südspanien, dass die Transporte ordnungsgemäss die EU verliessen. Bis sich herausstellte, dass dieses Zollamt schon seit Jahren nicht mehr existierte. (S. 42)
Nicht unmöglich, dass diese Sendung mit gefälschten Herkunftspapieren gegen Subventionen wieder zur Anmeldung nach Polen kamen. Die interessanteste Betrugsvariante benötigt keine Transporte, nur entsprechende Papiere. Beispiel einer irischen Lieferung:
Offiziell sollten 10'000 Tonnen Rindfleisch aus EU Lagerbeständen nach Italien zur Verarbeitung geschickt und dann – mit besonders hohen Subventionen versehen – in Länder der ehemaligen Sowjetunion geliefert werden. Doch zumindest 200 Tonnen des Fleisches tauchten – im Rohzustand – auf britischen Märkten auf.
(S. 43)
Die fehlenden Binnengrenzen liessen neue "transnationale Betrugskreisläufe" entstehen. Ein griffiges gemeinsames Strafrecht fehlt, was die gut organisierten Betrugsnetze gekonnt ausnutzen.
Die Höhe der Dunkelziffer geht aus dem Text "Schlupflöcher und Datennetze" hervor. Mit UCLAF, IRENE und PRE-IRENE und "grünen Telefonen" (siehe EUR-Lex) möchte die EU Betrügereien bekämpfen. Sie will endlich nicht nur Personen, sondern auch Firmen sanktionieren.
Auf Seite 54 findet sich ein besonders interessantes Beispiel über lebende Rinder aus Osteuropa. Eine Firma exportiert diese nach Italien zwecks Schlachtung, um das Fleisch über Malta wieder in den Osten zurück zu transportieren. Doch das lief ganz anders ab: Sie verkaufte mit Exporterstattungen minderwertiges, umdeklariertes Fleisch nach Gabun. Ungeklärt blieb, wo das eigentliche Fleisch hingelangte. Allein die unberechtigten Exporterstattungen bezüglich Gabun betrugen 24 Millionen Euro.
Der Text zu "Überschuss im Überfluss" demonstriert u.a. den Fall von Unterdrückung kritischer Berichterstattung über die chemische Industrie. Der Film Vergiftet oder arbeitslos vom Medienwissenschaftler Bernward Wember musste zwei Jahre im Giftschrank des Senders warten, bis der Film im Jahr 1982 doch noch zur Ausstrahlung kam. (S. 56)
Millionen Tonnen von Obst und Gemüse sind als unverkäufliche Überschüsse in Erdgruben zu vergraben. Diese verseuchen durch ihren massiven Fäulnisprozess und durch Chemikalien Boden und Grundwasser. Das waren intakte Lebensmittel.
1995 zog der Europäische Rechnungshof eine Bilanz der Wegwerfwirtschaft: Im Rechnungsjahr 1992/1993 wurden insgesamt 4,3 Millionen Tonnen Obst und Gemüse aus dem Handel genommen. Zwei Prozent gingen für wohltätige Zwecke an Krankenhäuser und Schulen, 14 Prozent wurden zu Viehfutter verarbeitet, 24 Prozent zu Industriealkohol vergoren. 60 Prozent aber wurden weggeworfen.
Vernichten scheint billiger als die Organisation der Verteilung – und dabei winken erst noch Millionen von Euros. Unter dem Titel "Matschtomaten und Dosenkohl" lesen wir u.a. wie EU-gesponserte Rohware eine Saftfabrik unverarbeitet durch die Hintertür verlässt, um am nächsten Tag am Liefertor nochmals den Eurosegen zu erhalten. (S. 63)
Dieses Kapitel erklärt, was der Wandel "weg vom eigenen Herd" in Bezug auf unsere Gesundheit für Nachteile bringt.
Allerdings fehlen Zahlen über die statistischen Auswirkungen des Wandels hin zu Fertigprodukten. Nur wer sich kritisch mit der Entwicklung auf dem Gesundheitssektor auseinandersetzt kann die Folgen abschätzen.
Gerne betonen Menschen die hohe Lebenserwartung. Diese verdanken wir aber den riesigen Fortschritten in der Medizin. Sie hat das immer schlechtere Verhalten bezüglich Ernährung, Bewegung, Stress etc. mehr als kompensiert.
Die jüngere Generation zeigt in den USA schon eine niedrigere Lebenserwartung als die Vorgängergeneration.
Die Bemerkung des Hochladers zum Bild zeigt wie gut der "bliss point" getroffen ist:
Magnus Manske:
its (sic!) been years since i stopped by for a meal at pinks hot dogs so i decided i needed to come back here. naturally me and megz ordered one of their "super special" hot dogs. all i can is, they were so good that my heart will probably never forgive me, and they're also quite challenging to eat without getting too messy. i still think my favorite hot dogs in los angeles are from the street vendors who sell them bacon-wrapped hot dogs, apparently the city is cracking down on those vendors though...
something to do with health concerns or something to do with permits or some shit like that...
not that it would stop me from ordering one if i see a vendor...
Nicht nur wegen Reduktion der Vitamine, Biovitalstoffe etc. sind Konserve, Tiefkühlkost oder Tütensuppe ein Problem, sondern vor allem wegen den darin enthaltenen Zusatzstoffe.
In Destillierapparaten werden die Nahrungsmittel-Rohstoffe in ihre chemischen Einzelteile zerlegt und dann in Fliessbandtechnik zu neuen Phantasieprodukten zusammengebaut. Dabei geht nicht nur ihr natürlicher Nährwert verloren, zur Erleichterung der Verarbeitung werden auch viele Zusatzstoffe beigemischt: Verdickungs-, Treib- und Antiklumpmittel, Antioxidantien, Enzyme, Aromen, Konservierungsmittel, Alkali, Säuren, Salze und Farben. (S. 73)
Anmerkung: Dabei ist der Ausdruck Destillierapparate zwar falsch oder sehr vereinfachend gewählt, doch im Ganzen stimmt die Aussage.
Das Problem der Geschmacksstoffe (Aroma) erklären sie anschliessend – und nennen die Anzahl von 12'000 künstlichen Geschmacksstoffen auf dem europäischen Markt. Diese und verschiedene "technische Hilfsmittel", wie Kunstharze (Plastik, Kunststoff), sind in der EU nicht deklarationspflichtig.
Anmerkung: Plastik schädigt aber Lebewesen in der Natur, z.T. massiv.
Die Beschreibung einiger der Fabrikationsvorgänge durch Reinecke / Thorbrietz ist anschaulich und nachvollziehbar. Unter dem Titel "Wozu kochen?" lesen wir, dass selbst Spitzenköche in Restaurants und Hotelketten z.T. aus vorgekochten und portioniert abgepackten "Convenience-Produkten" wählen und damit ein "Piatto di Pesce raffinato" offerieren.
Ein vornehmes Lokal an der Hamburger Alster soll dieses Menü Seeteufelkotelett und Scampi vom Grill auf einer leichten Tomatensauce mit frischem Salbei
aus Systemkomponenten vom Steakhaus-König Eugen Block auswählen.
Die Nahrungsmittelindustrie sucht systematisch nach neuen Trends oder setzt sie, z.B. mit "Ethnic Food" – oder mit "Fit durch Food". Natürlich versucht sie auch den Begriff "Health Food" zu strapazieren, nebst dem schon eingebürgerten "Functional Food". Mit Fertigessen für Kranke, Säuglinge, Kleinkinder und Sportler steuert sie interessante Zielgruppen an.
Problematisch dabei sind die billig zugefügten Zusätze wie Vitamine, Mineralstoffe, Geschmackstoffe, Haltbarkeitszusätze etc. Dazu kommt eine ungesunde Menge Vitamin E - mit dem die Bevölkerung ohnehin ausreichend versorgt ist
. Erwähnt ist auch, dass z.B. zu viel Kalzium die Aufnahme von Eisen blockiert – oder zu viel Eisen die Resorption von Zink. (S. 83)
Anmerkung: Das erinnert an das Prinzip vom Optimum statt Maximum, denn auch bei "guten Stoffen" und/oder wichtigen Stoffen ist ein Zuviel schädlich.
Die Industrie setzt jährlich allein in Deutschland etwa für 2 Milliarden Euro so genannte Nutraceuticals (engl.) in Anlehnung an "Pharmaceuticals" bzw. Arzneimittel um – Tendenz steigend (Stand 1998).
Das Berliner Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) sieht darin sogar eine besondere Taktik: "Hersteller versuchen verstärkt, ihre arzneilich wirksamen Produkte als Nahrungsergänzungsmittel auf den Markt zu bringen, um eine aufwendige (sic!) Arzneimittelzulassung zu umgehen.
(S. 84)
Anmerkung: Im Jahr 2002 hat die Politik das BgVV aufgelöst. Das BgVV ging zum grossen Teil in das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und zum kleineren Teil in das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ein.
Bei Titel "Rot und rund" finden wir die Auseinandersetzung mit Entwicklungen beim Anbau. Die EU fordert dann noch keine Hinweise bzw. Unterscheidungsmerkmale bezüglich Herkunft und Produktionsart auf den Lebensmittelverpackungen. Heute sind zumindest minimale Angaben z.T. nötig, wie dieser Link zu Gesundheit und Verbraucher zeigt. (Der direkte Link ist weg, also muss man leider suchen.)
Der Biophysiker und Lebensmittelexperte Fritz A. Popp weist z.B. anhand von Biophotonen-Messungen darauf hin, dass der Energiehaushalt der Pflanzen (Energiebilanz) verändert ist, wenn sie aus Gewächshäusern stammen. Dazu:
Sie benennen auch Zusätze wie Aminosäuren, Vitamine, Süssstoffe, Enzyme und die Zuckeraustauschstoffe wie Glukosesirup oder Fructose, die sich auch in Bonbons, Lakritze, Marmelade oder Puddingpulver befinden. (S. 95)
In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass z.B. Xylitol, Xylit oder Birkenzucker sehr gut gegen Zahnkaries (Karies) wirkt. Xylitol, Xylit und Birkenzucker sind Trivialnamen für ein Stereoisomer (Isomerie) von Pentanpentol, einem Zuckeralkohol, den man auch als Zuckeraustauschstoff (E 967) findet.
Xylitol hat eine ähnlichen Geschmack und ähnliche Süsskraft wie Saccharose. 1890 hat der Nobelpreisträger (1902) Hermann Emil Fischer (1852-1919) das Xylitol als Süssungsmittel entdeckt. Xylitol ist ein relativ teurer Zuckeraustauschstoff - aber mit hoher Anti-kariogener Wirkung, wirkt also gegen Plaquebakterien.
Für einige Tierarten wie Hunde, Rinder, Ziegen, Kaninchen etc. ist Xylitol schon bei einer Dosis von 0,1 g pro kg Körpermasse giftig, bei 3-4 g tödlich.
Birkenzucker bzw. Xylitol kommt neben Sorbitol als natürlicher Zuckeralkohol in vielen Gemüsesorten (u. a. Blumenkohl) und Früchten (u. a. Pflaumen, Erdbeeren, Himbeeren) vor, jedoch meist mit einem kleineren Anteil an Trockenmasse als 1 %.
Siehe auch positiv bewertete Süssstoffe aus Stevia.
Die gentechnisch veränderte Soja-Pflanze existiert seit November 1996 und deren Bohnen kommt in mehr als 30'000 Nahrungsmitteln vor.
Die Politik hat die Novel Food-Verordnung für solche gentechnisch veränderte Produkte geschaffen, um ein grösseres wirtschaftliches Potential zu erreichen. Die Kennzeichnungspflicht besteht nur ab einem bestimmten Anteil und überhaupt nicht für Zusatzstoffe wie Aromen und Enzyme.
Nur fünf bis zehn Prozent der Lebensmittel, die mit Hilfe der Gentechnik hergestellt werden, unterliegen nach dieser Regelung einer gesonderten Ausweispflicht. (S. 100)
Unter dem Titel "Laborrezepte" finden wir Informationen über Surimi. Das bezeichnet ursprünglich ein Krebsfleischimitat aus gehacktem mit Zucker gegarten und gelierten Fisch.
Diese Masse ist aufgepeppt mit Aromen, Geschmacksverstärkern und anderen Zusätzen.
Als Basis dienen verschiedene Fischarten, die auf riesigen Fabrikschiffen zu Mehl, Öl und dem Imitat verarbeitet werden.
Aber: Surimi ist oft aus Imitaten statt aus Fisch erzeugt. Dies verdeutlichen 1994 durchgeführte Stichproben in 70 % der Fälle.
Das Zeug essen wir z.T. sogar als teure Shrimps, Tintenfische, Garnelen oder Krebsfleisch.
Die gefrierstabilisierte Proteinmasse ist lange haltbar und dient mit Aromen, Zusatz- und Geschmacksstoffen zum Bestandteil von Wurst, Käse, Pizza, Suppen, Tierfutter, Babynahrung oder Kartoffelchips. (S. 102)
Ein ähnliches Rohmaterial, doch aus einem Schimmelpilz isoliert, nennt sich Quorn.
Mit Quorn hat das Folgende nichts zu tun: Japanische Chemiker entwickelten - mehr um zu demonstrieren was alles möglich ist – aus Fäkalien (also Kot) eine proteinreiche Kreation, die in Textur, Geruch und Geschmack sogar ein Metzger nicht von Rindfleisch unterscheiden konnte.
Anmerkung: Quorn bezeichnet ein Grossverteiler in der Schweiz als Cornatur, um das Produkt exklusiv zu bringen.
Wir lesen wie die Industrie die Tatsache ausnutzt, dass die meisten Menschen in der Westlichen Welt gesättigt oder gar übersättigt sind.
Die Industrie versucht möglichst genussvolle Kreationen auf den Markt zu bringen. Da nur wenige Konzerne hinter zahlreichen Marken stehen, steht das Wort Oligopol dafür.
1997 erzielten in Deutschland 10 Marken jährlich je zwischen 3 bis 9,3 Milliarden DM Umsatz – und die Konzentration geht weiter. (S. 107)
Wikipedia: Unter Lebensmitteleinzelhandel finden wir u.a. die Struktur- und Leistungsdaten der Top 10 Lebensmittelhändler mit Gesamtumsatz von 140 Milliarden Euro.
Dabei setzt die Edeka-Gruppe als Nummer Eins 2010 gut 40 Milliarden um, 2011 sind es 42,7 Milliarden Euro.
Aldi als grösster Discounter kommt 2008 auf 24,5 Milliarden Euro Umsatz.
Entsprechend Nummer zwei sind Rewe Group mit 25 und Lidl (Schwarz-Gruppe) mit 14,7 Milliarden Euro Umsatz.
Reinecke / Thorbrietz erwähnen Südeuropa, wo Menschen mehr Obst und Gemüse im Vergleich zu Nord- und Mitteleuropa essen. In Nordeuropa sind Fleisch, Butter, Schokolade, Kekse und Süssgetränke gefragter. Das geht mit einer grossen Wertschöpfung durch die Nahrungsindustrie einher. So ist auch ein perfektes Marketing möglich.
Anmerkung: Mit dem Märchen über die Mittelmehrküche kehren Firmen Tatsachen sogar um. Vergleichen Sie Lebenserwartungen pro Land! Die ist z.B. in der Schweiz deutlich höher als in den Mittelmeerstaaten Europas, ganz zu schweigen von der Mittelmeerküste in Afrika.
Beschrieben ist der eigenartige Fall Cassis de Dijon. Da erstritt sich die Firma REWE beim Europäischen Gerichtshof das Recht, Crème de Cassis führen zu dürfen. Dies obwohl Crème de Cassis ein Likör ist, der nicht den Mindestgehalt an Alkoholvolumen von 32 % aufweist. Die Deutsche Regierung klagte, um die Einfuhr zu verhindern. Das Urteil führte dazu, dass nun das "Prinzip der gegenseitigen Anerkennung" von Waren besteht, wenn in einem EU-Land etwas im Verkauf ist.
Das bedeutet, dass die unterschiedlichen Bestimmungen von Ländern zu einer Normierung führten.
So darf auch holländisches Bier das Verdickungs- und Geliermittel Propylenglykolalginat (Alginsäure, E 405) enthalten.
Zahlreiche Beispiele solcher Probleme sind erwähnt. Wie auch, dass z.B. der Energy-Drink Red Bull aus Österreich in den Verkauf kommen darf, jedoch nicht in Deutschland produzierte Getränke der gleichen Art. Davor wäre grundsätzlich zu prüfen, ob Inhaltsstoffe wie Taurin (2-Aminoethansulfonsäure), Glucuronolacton, Niacin (Nicotinsäure) etc. nicht bedenklich sind. (S. 116)
Anmerkung: Dazu ist zu sagen, dass Wein z.B. ca. 20 mg/l Glucuronolacton enthält – und seit dem Jahr 2012 Energy-Drinks eine Höchstmenge von 2.4 mg/l enthalten dürfen.
Wir entnehmen dem Buch, dass nun der Verbraucher in vielen Fällen selbst entscheiden muss, welche Risiken er eingehen will. Wir lernen: Die deutsche Rechtsprechung schützt das Verhalten des sogenannten flüchtigen Verbrauchers, der sich durch Eigenschaften wie Oberflächlichkeit, geringe Intelligenz, Informationsunfähigkeit, Informationsunwilligkeit" auszeichnet. Der Europäische Gerichtshof hält "nur einen solchen Verbraucher für schutzwürdig, der sich als mündiger Bürger erweist, aufmerksam ist und insbesondere aufgrund seines Informationsinteresses und seiner Informationsfähigkeit die ihm angebotenen Informationsquellen zum Beispiel auf dem Etikett eines Produktes (…) zur Kenntnis nimmt und (…) seine Kaufentscheidung trifft.
Das gilt heute noch. (S. 117)
Verschiedene Beispiele erinnern uns, dass gewisse Stoffe im einen Land als krebserregend gelten und in anderen Ländern erlaubt sind – aus welchen Gründen auch immer. Die gegenseitige Anerkennung führt z.B. im Jahr 1993 dazu, dass Nektarinen und Pfirsiche aus Frankreich 150 Mal mehr Rückstände des Stoffes Iprodion aufweisen durften als in Deutschland genehmigt! Immerhin ist das ein Fungizid und Nematizid. (S. 118)
Unter dem Titel "Lobbies und Lügen" thematisieren Reinecke and Thorbrietz, wie Lobbyisten und Interessenverbände so genannte Partikularinteressen durchbringen und so das Gemeinwohl missachten. Schliesslich erklären sie die Vorgänge um Bovine spongiforme Enzephalopathie (BSE) unter dem Titel Wahnsinn Europäisch: BSE
.
Sehr eindrücklich schildern die Autorinnen hier den ganzen BSE-Verlauf über all die Jahre. Das Thema ist von Fehleinschätzungen der Ämter, falschen Beteuerungen und Tricksereien der Akteure durchzogen.
Der Mikrobiologe Richard Lacey aus Leeds warnte im Jahr 1990 vor der tödlichen Gehirnkrankheit und forderte die Notschlachtung aller britischen Rinder. Einziger Erfolg: Kritiker disqualifizierten ihn als "Spinner", "Untergangsapostel" und als "linksextrem".
Erst viel später und damit zu spät, hat die Politik von ihm vorgeschlagene Massnahmen umgesetzt.
Die Folgen waren für einige Menschen tödlich. Lacey stand in der Reihe von Colin Blakemore, Professor für Neurophysiologie, der vorwarf, dass die englische Regierung Experten konsultierte, die "genehme Antworten geben".
Der Ernährungswissenschaftler Tim Lang von der Thames Valley University sprach von fatalen Fehlern im Zusammenhang mit BSE. (S. 132)
Wir erahnen wohl kaum, was alles an Einnahmen durch Etikettenschwindel bei Export, Verschiebung, Verarbeitung und Import in der Praxis möglich ist. Das auch, weil billiger ist, lebende Tiere zum Schlachten oder Entbeinen nach Italien zu karren, als den nächstgelegenen Schlachthof anzusteuern
. (S. 141)
Anmerkung: Bei diesem Zitat verunsichert mich das Wort "oder", denn ich nehme an, da sollte "und" stehen. Zum Entbeinen bzw. Ausbeinen müssten die Tiere ja nicht lebendig sein.
Wir erfahren über die Unterschiede zwischen "geschützte Ursprungsbezeichnung" (g.U.) - als regionaler Schutz, "geschützte geographische Angabe" (g.g.A.) – da genügt das Stadium der Erzeugung und "garantiert traditionelle Spezialität" (g.t.S.) – für "besondere Merkmale". Auch die Hintergründe erfahren wir. Danach folgen Beispiele, wie etwa für den Gouda.
Der griechische Feta, der in Dänemark aus der dortigen Kuhmilch und dem Weissmacher E 131 billig zu produzieren ist, gelangt auch nach Griechenland. Dort zerstört das Produkt aus Dänemark die heimische Wirtschaft mit dem echten Feta. Echter Feta entsteht aus Schafsmilch und ist in Salzlake gereift.
Anmerkung: Der Stoff E 131 ist aber Patentblau V genannt.
Weil das schon so bestand, konnten die Griechen anfänglich keinen Schutz erhalten … doch das Seilziehen brachte den Namen Parmaschinken, Feta und Parmesan den Schutz, hingegen Emmentaler, Gouda und Tilsiter erhielten nur ungeschützte Gattungsbegriffe. Siehe Herkunftsbezeichnung. (S. 146)
Das Fleisch kommt nochmals zum Zug: Im Jahr 1988 verzehrte jeder Bundesbürger (Deutschland) im Schnitt 15,8 kg Rindfleisch. 1995 betrug der Verzehr nur noch 7,9 kg, Tendenz abnehmend. Deshalb plante Politik und Wirtschaft 1995, Fertigprodukte mit Fleischzusatz zu entwickeln und zimmerte dazu 1996 eine neue Fleischverordnung. Erstmals entstand auch eine Viehverkehrsverordnung. Trotzdem kamen tausende von Tonnen mit dem erbgutschädigenden Wirkstoff Chloramphenicol belasteten Fleisch in den Handel. Dies ist ein Breitbandantibiotikum.
Schlüssig ist, dass wirksame Kontrollen aus verschiedenen Gründen nahezu unmöglich sind. Beispiel: ein Wurstwarenhersteller bezieht keine Rinderhälften, sondern Fleisch in der Grösse von Gulaschwürfeln.
Schliesslich ist das Problem BIO angesprochen. Da hält die Industrie mit Integrierter Produktion (IP) erfolgreich dagegen. (S. 156)
Anmerkung: Reinecke / Thorbrietz nennen das "Integrierter Anbau". IP verzichtet nicht auf Agrochemikalien, sondern setzt sie kostenschonender ein. Das Verwirrspiel hat sich wirtschaftlich gelohnt. Zudem verwässerte die Politik die ökologische Landwirtschaft: Die Politik verlangt nur 70 % ökologischen Anteil, damit Produkte als ökologisch gelten.
Die Bio-Organisationen führten schliesslich eigene Prädikate plus Qualitätssicherungen ein, für die strengere Qualitätsregeln gelten. Gut bekannt war z.B. der Anbauverband der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AGÖL), auch Demeter, Bioland, Naturland und ECO VIN umfassend.
Den Begriff "Anbauverband der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau" oder das Kürzel AGÖL suchte ich bei Wikipedia ohne Erfolg, doch die Nachfolgeorganisation (2002), Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) ist kurz beschrieben.
Doch die "Integrierte Produktion" ist dort geschickt umschrieben mit "naturnahe und tierfreundliche Landwirtschaft". Unter "Kritik" erscheint immerhin:
"Der Naturschutzbund NABU weist allerdings darauf hin, dass die Integrierte Produktion beispielsweise beim Obstbau nicht zu einem verträglichen Umgang mit der Umwelt geführt habe. Trotz inflationärer Verbreitung des IP-Labels sei der Pflanzenschutzmittelaufwand in vielen Obstanbaugebieten weiter gestiegen."
Die Larve der gemeinen Florfliege (Chrysoperla carnea s.l.) frisst Schädlinge (vor allem Gleichflügler), wie Blattläuse und Larven von Spinnmilben. Genannt sind die rote Spinne, weisse Fliege etc. Natürlich verwendet auch IP diese biologische Bekämpfung, doch das Insekt ist typisch für Bio, nicht für IP. IP ist eher typisch für Chemie – aber reduziert angewandt.
Leider entstanden durch Handelsunternehmen wie Spar, Tengelmann und Edeka eigene Öko-Marken, die nicht den Richtlinien von BIO folgen. Erwähnt sind auch Migros Schweiz mit "M-Bio" und "M-Sano". Letzteres entspricht aber der "integrierten Produktion" (IP).
Auf Seite 159 folgt eine Tabelle mit dem Vergleich von Flächen und Betrieben für 15 Länder für die Jahre 1989 und 1995.
In diesem Kapitel lesen wir über die Machtkonzentrationen im Detailhandel. Grosse Verkaufsketten bauen sich selbst für die internationalen Multis zu einer Gefahr auf, weil sie Eigenmarken billiger produzieren und so das Markenprodukt von Multis verdrängen. Erwähnt sind z.B. Metro, Edeka/AV, REWE, Aldi und Tengelmann.
Anmerkung: Paradoxerweise fahren die preisaggressiven Anbieter die grössten Gewinne ein.
Die ganze Entwicklung samt Regalpolitik ist gut beschrieben. Zwei Zitate, um das zu unterstreichen:
Die Lebensmittelindustrie fühlt sich durch die 'Nachfragemacht' des Handels unter Druck gesetzt. Während die beiden grössten Hersteller Unilever und Nestlé jeweils rund sieben Milliarden Mark in Deutschland umsetzen, bringen es einzelne Handelsketten schon auf weit über 30 Milliarden. Diese nützen ihre Stärke, um besonders gute Konditionen auszuhandeln, und gewinnen auf diese Weise weitere Anteile auf dem stagnierenden Markt. ...
Ein guter Platz im Regal eines Handelsriesen ist teuer. Die CPC-Gruppe Deutschland, zu der unter anderem Pfanni, Knorr und Maizena gehören, soll nach Presseberichten einer Handelsgruppe für die Listung ihrer Mayonnaise zehn Millionen Mark bezahlt haben.
Die Gefahr der marktbeherrschenden Stellung, genannt Oligopol, ist angetönt. Da warnt Peter Trautmann, Präsident des Bundesverbandes der Ernährungsindustrie: Mittelfristig wird der Konsument durch den Verlust der Angebotsvielfalt, den Anstieg der Preise und den Abbau der Arbeitsplätze die negativen Seiten zu spüren bekommen.
(S. 166)
Die Auseinandersetzungen zwischen Kleinen und Grossen, z.B. auf den Strassen Frankreichs sind ebenfalls beschrieben. Im November 1995 entstand eine Bilanz von 30 Verletzten, zwei brennenden Häusern und zerstörten Autos.
Der Verbraucher hat eine "gespaltene Persönlichkeit" und verhält sich irrational, stellte Freizeitforscher Horst W. Opaschowski fest. Er läuft meilenweit für jedes Sonderangebot, ist aber ohne Probleme bereit, für neuartige Trendprodukte ein Vielfaches ihres Wertes zu bezahlen, wenn zum Beispiel Cappuccino mit Vanillegeschmack fünfmal so viel kostet wie herkömmlich gebrühter Röstkaffee.
(S. 168)
Mit dem Titel "Ei, Ei, Ei" führen uns Reinecke and Thorbrietz vor, welche Tricks die Branche anwendet. Ein Beispiel ist das nachträgliche Bestreuen der zu verkaufenden Eibehälter mit Stroh, um bei Kunden Illusionen zu wecken. Die allermeisten der 44 Millionen deutschen Legehennen, die in ihrem nur noch 15monatigen Leben 300 Eiern liefern sollen, leiden in engster Käfighaltung.
Die Freilandhaltung fällt unter 1 %. Bei Bodenhaltung, 4,5 %, scharren sie in geschlossenen Hallen im eigenen Kot
und verfügen über nicht mehr Platz als auf einer DIN-A4-Seite.
Anmerkung: Doch mit 1430 Quadratzentimeter rechneten die Autorinnen falsch: Eine DIN-A4-Seite hat 623,7 Quadratzentimeter. Somit bezieht sich der Vergleich auf die Käfighaltung von 450 bis 550 Quadratzentimeter.
Richtig und eindrücklich sind die Vergleiche, wie solche Produkte mit falschen Bildern einer grünen Farm zur Vermarktung kamen. Auf Grund von Klagen mussten Gerichte diese Täuschungsmanöver verbieten. Das Kämpfen der Konsumenten lohnt sich, wenn sie gut organisiert sind. Dennoch: Rund 300 Millionen "Öko-Eier" werden jährlich gekauft, gelegt werden aber nur 50 Millionen.
(S. 172)
Wie lukrativ Etikettenschwindel ist, demonstrieren Reinecke / Thorbrietz am Beispiel des Hühnerbarons Anton Pohlmann, der sein Unternehmen später wegen verschiedener Skandale aufgeben musste.
Erwähnt sind die Probleme der verwendeten Desinfektionsmittel und das erlaubte Tricksen mit synthetischem Beta-Carotin für das Leuchten der Dotter. Zudem erfahren wir über Rückstände von Arznei- und Parasitenbekämpfungsmitteln, zudem auch über den Konzentrationsprozess mit Betrieben von mehr als 200'000 Tieren. (S. 175)
Danach kommt unter dem Titel "Die Kilometerfresser" das Thema der langen Transportwege zum Zug. Angesprochen sind die zur Frischhaltung verwendeten Gase wie Argon, Helium, Kohlendioxid, Stickstoff und Sauerstoff. Die EU verbot das auf dem Etikett als Packgas zu deklarieren. Sie schlug den Ausdruck "Schutzgas" vor, doch gesiegt hat der generelle Ausdruck "unter Schutzatmosphäre verpackt".
Das Buch informiert über die ekelerregenden Tiertransporte (Viehtransporte).
Beispiel: Bei einem Transport von Mecklenburg nach Triest sind von 27 Bullen vier tot ankommen und für weitere drei blieb nur eine Notschlachtung übrig.
Die unsinnige Subventionswirtschaft ermöglicht das. Rund 10 Prozent aller Tiere sterben während des Transports, vor allem Schweine.
Obwohl die Tiere oft Beruhigungsmittel (Sedierung) oder Betablocker erhalten, ist die abnormale Höhe der Stresshormone im geschlachteten Fleisch nachweisbar. Hinter all dem steht eine starke Lobby aus Züchtern, Viehhändlern, Exporteuren und Schlachthofbesitzern. Auch wenn ein 28-Stunden-Transport ohne Pause (mit Ventilatoren und Tränke) erlaubt ist, bringen Stichproben zahlreiche Verstösse an den Tag. (S. 181)
Das Kapitel erklärt uns, wie verheerend Epidemien wirken können. So etwa die EHEC-Epidemie im Sommer 1996 in Japan. Durch industrielle Fabrikation ist rasch eine grosse Menge von Nahrungsmitteln verseucht. So entstehen in den USA jährlich 20 000 Vergiftungsfälle durch EHEC, wobei 200 bis 500 tödlich enden. (S. 187)
Die Mikroben Campylobacter und Yersinia beschränken sich nicht nur auf Hackfleisch oder andere Fast Food-Produkte. Salmonellen befallen auch Schokoladetaler, Bohnensprossen und Paprikachips. Die EHEC-Erreger, Escherichia coli, fallen eher in Kräuterbutter und Salami auf, notieren die Autorinnen.
Anmerkung: Das stimmt nur bedingt, denn Prüfer finden EHEC vor allem auf Rinderhack, Rohmilch, kalten Sandwiches, Kohlrouladen, Roastbeef, Hamburgern u.a.m.
Über die Hälfte der 1992 gemeldeten Salmonellenkrankheiten entstanden in Grossküchen. Dennoch behauptet das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz (BgVV), das liege an der mangelnden Hygiene zu Hause.
Es folgt ein Steckbrief der fünf gefährlichsten Erreger
mit der Angabe der meist betroffenen Produkte. Spitzenreiter scheinen Geflügelprodukte, Eier, Rinderhackfleisch (Hamburger), Rohmilch und Käse zu sein. Da kommen nur tierische Esswaren vor. (S. 189)
Hier erkennen wir unsere Abhängigkeit vom Gremium der Codex-Alimentarius-Kommission (CAK). In diesem Gremium, das von der Welternährungs-(FAO) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gegründet wurde, sitzen Regierungsvertreter aus 152 Ländern, die internationale Normen für Lebensmittel entwickeln. Diese sind die Basis für die Schlichtung von Handelskonflikten vor der World Trade Organization (WTO), einer Art internationalem Schiedsgericht.
Weiter sind Hormonskandale in Europa und der nachfolgende "Nudelkrieg" thematisiert. Wir erfahren über die Einebnung der Umweltschutzbestimmungen und Verbraucherschutzgesetze auf den niedrigsten gemeinsamen Nenner. Umweltschutzbestimmungen kommen auch als Handelshemmnisse zur Abschaffung. Der internationale Handel diktiert das.
Das Buch führt das Missverhältnis zwischen Industrie und Verbraucherverbänden in diesem Gremium an konkreten Beispielen vor. Die Verbraucherorganisationen sprechen von einem unerträglichem Zustand: Das Gremium dürfte nicht als "wissenschaftliches Standardisierungsorgan" wirken.
Das CAK ist eine klare Interessensvertretung für die Industrie - mit Feigenblatt. Wir erfahren über die geheime Abstimmung, künftig bestimmte Hormone in der Tiermast zuzulassen
, z.T. ohne Mengenbeschränkungen. (S. 205)
Die Mitglieder der CAK behaupten einfach, die Hormone bei normalem Fleischverzehr seien gesundheitlich unbedenklich. Dies sei "wissenschaftlich bewiesen".
Danach finden wir ein Beispiel aus den USA über Gentechnik zum Thema rBST.
Dies mit der Begründung, die Bezeichnung suggeriere, dass andere Produkte schlechter seien. (S. 208)
Ein Beispiel über Pflanzenschutzmittel in Babynahrung: Deutschland erlaubt nur 0,01 mg/kg, Spanien 0,4 mg/kg und Spanien darf trotzdem solche Babynahrung nach Deutschland exportieren. Erklärt ist die Problematik von Bestimmungen mit sowohl rechtsetzender als auch rechtsprechender Funktion. Diese entsteht erstens nicht durch wissenschaftlichen Diskurs, sondern durch den Konsens in einem Gremium von mehrheitlich Industrievertretern.
Reinecke / Thorbrietz erklären anhand von Beispielen, dass den Verbraucherverbänden vor allem auch das Geld fehlt, um ihre Anliegen überhaupt vertreten und beweisen zu können. Und:
Wo der Staat sich zurückzieht, setzt die Industrie nach. Sie kreiert eine neue Generation von Verbraucheraufklärern, zum Beispiel die Consumers for Health Choice (Verbraucherwahlfreiheit für Gesundheit). Dieser Zusammenschluss aus Firmen des Gesundheits-Business, aus Umweltmedizinern und Heilpraktikern, Nahrungsmittelfirmen und einzelnen Prominenten wurde 1995 gegründet und ist ausser in Deutschland in mindestens fünf anderen europäischen Ländern aktiv. Sein Ziel ist es, den Handel mit Nahrungsergänzungsmitteln (Vitaminen, Spurenelementen oder Wirkstoffen wie dem Hormon Melatonin) in der EU voranzutreiben und gegen Einschränkungen zu verteidigen. (S. 212)
Im letzten Kapitel beweisen Reinecke / Thorbrietz, dass die Konsumenten eigentlich das Sagen hätten: Durch gegenseitige Aufklärung und Verzicht auf den Kauf. Alternativen sind z.B. Einschränkung im Fleischverzehr. Genau das geschah in Deutschland in den 1990er Jahren, als nur noch etwa 40 % der Menge von 1988 Absatz fanden. Das hat enormes wirtschaftliches und politisches Gewicht. So kamen z.B. Burger mit Getreide und Gemüse ins Sortiment, weil mehr als die Hälfte der befragten Kunden einen fleischfreien Bratling vorzogen.
Auf der Website Fleischhandwerk.de ist das PDF "Fleischverzehr" (2007) mit folgender Einleitung zu finden: Die Fleischerzeugung in Deutschland eilt seit Jahren von einem Rekord zum Nächsten. Mit 7,508 Millionen Tonnen Fleisch aller Arten, ausgedrückt in Schlachtgewicht, erreichte sie in 2007 den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Das Rekordniveau des Vorjahres wurde um nochmals 292'000 Tonnen oder gut 4 Prozent übertroffen. |
Die Autorinnen betonen auf Seite 216: Denn der hohe Verzehr an Rindfleisch wird nie wieder erreicht werden – das wissen Fleischindustrie, Bauernvertretungen und Politiker.
Das Schweinefleisch nahm am Stärksten zu. Das durch Vogelgrippe (Geflügelpest) vorher in Verruf geratene Geflügelfleisch konnte stark zulegen. Import und Export hielten sich die Waage. Deutschland produzierte wenig mehr Fleisch als der Verzehr betrug.
Der Pro-Kopf-Verzehr ist 2007 gegenüber 2006 um 2,1 kg auf 61,6 kg gestiegen: 40,1 kg Schweinefleisch und 8,5 kg Rind- und Kalbfleisch. Letzteres wäre eigentlich gesünder als Schweinefleisch.
Der Fleischverzehr in der EU27 beträgt 2007 im Durchschnitt 65,4 kg. Zum Vergleich: Der Fischverbrauch betrug in Deutschland 16,4 kg und stieg um 900 Gramm. Siehe als Kontrast Japanische Küche.
Anmerkung: Eine Statistik über die Jahre verdeutlicht aber, dass die Aussagen im Buch bis jetzt stimmen:
Rind- und Kalbfleisch entwickelten sich so: 1950 9,0 kg, 1975 15,3 kg, 1985 15,1 kg (1988 Höchststand), 1995 11,4 kg, 2000 9,6 kg, 2006 8,2 kg, 2007 8,5 kg. Der Verband mit der Fleifood Zeitung (siehe fleifood.de) erklärt die Preisschere dafür verantwortlich … und nicht das neue Konsumverhalten aus verschiedenen Gründen.
Im Jahr 2011 betrug das Schlachtgewicht für Fleisch in Deutschland ca. 8,2 Millionen Tonnen, also mehr als im Jahr 2007. Doch 2012 reduzierte sich das Schlachtgewicht erneut auf ca. 8 Millionen Tonnen.
Sechs Ideen für politisches Handeln | Sechs Tips für individuelles Handeln |
Ein internationales Verbraucherschutzabkommen Die EU als Anwalt der Verbraucher Verbessertes Kartellrecht Demokratisierung der EU Abbau der Subventionen Stärkung der Verbraucherinformation | Vertrauen Sie Ihrem eigenen Geschmack! Kaufen Sie möglichst viel Frisches und möglichst wenig Fertiges! Lassen Sie sich nicht täuschen! Entdecken Sie vitale Lebensmittel! Kaufen Sie Produkte aus artgerechter Tierhaltung! Nutzen Sie Ihre Macht als kritischer Verbraucher! |
Die Autorinnen beschreiben auch die alarmierende Zunahme an Krankheiten, die eindeutig auf falsche Ernährung zurückzuführen sind.
Im "Info-Teil" finden wir ab Seite 225 die wichtigsten Punkte über den Verlust an Vitaminen und Vitalstoffen bei bestrahlten Lebensmitteln.
Das Bestrahlen tötet Mikroorganismen ab und verändert Fettsäuren und Proteine schon bei niedrigen Dosen. Die gesundheitlichen Risiken sind umstritten.
Tabellen listen das Datum der Zulassung von Bestrahlungen. Der erste Eintrag stammt von 1969 für Keimhemmung von Kartoffeln in Spanien. Danach finden sich tabellarisch Informationen über Zusatzstoffe in Lebensmitteln und "Lebensmittel mit Ausnahmegenehmigung", gefolgt von einer "BSE-Chronik". (S. 238)
Ökosiegel und Strichcodes sind erklärt und dargestellt. Den Schluss bilden ein "Saisonkalender für Obst und Gemüse" und Informationen und Adressen verschiedener, vor allem politischer Institutionen, aber auch Verbänden, an die wir uns wenden dürfen.
Eric Schlosser: "Fast Food Gesellschaft. Die dunkle Seite von McFood & Co."
Riemann Verlag, 2002, 447 Seiten, 23,90 Euro:
Die hervorragend recherchierte Reportage des amerikanischen Journalisten Eric Schlosser klärt über die Produktionsbedingungen von Fastfood auf.
Marc Lappe, Britt Bailey: "Machtkampf Biotechnologie. Wem gehören unsere Lebensmittel?" Gerling Akademie Verlag, 2000, 206 Seiten, 25 Euro:
Multinational agierende Chemiekonzerne entwerfen eine Zukunft, in der genmanipulierte Sojabohnen, Getreide und Baumwolle die wachsende Weltbevölkerung versorgen. „Machtkampf Biotechnologie“ entlarvt solche Szenarien als Propaganda der Konzerne.
Ilse Mara Berzins: "Biokost oder Hightech-Food? Moderne Lebensmittel und gesunde Ernährung." Die Verbraucherzentrale, 2000, 125 Seiten, 7,16 Euro:
Die Broschüre der Verbraucherzentrale liefert knapp, verständlich und gut gegliedert Fakten über Functional Food und Food-Design mit Enzymen, Aroma- und Farbstoffen.
Ingrid Reinecke und Petra Thorbrietz: "Lügen, Lobbies, Lebensmittel. Wer bestimmt, was Sie essen müssen." Rowohlt, 1998, 254 Seiten, 8,50 Euro:
Klar und kompetent erklärt das Buch, was Essen mit Politik zu tun hat.
Volker Angres, Claus-Peter Hutter und Lutz Ribbe: Futter fürs Volk. Was die Lebensmittelindustrie uns auftischt. Droemer, 2001, 397 Seiten, 8,90 Euro:
Schonungsloser Report über Lebensmittelindustrie, Agrarpolitik und intensive Landwirtschaft.
Udo Pollmer, Cornelia Hoicke und Hans-Ulrich Grimm: "Vorsicht Geschmack. Was ist drin in Lebensmitteln?", rororo, 2001, 344 Seiten, 10,50 Euro:
Verständlich und übersichtlich erklärt der Lebensmittelführer das Zutaten-Wirrwarr auf Produktverpackungen. Ein umfangreiches Lexikon erläutert Verwendung, Herkunft und Verträglichkeit der Zusatzstoffe.
Da existieren aber auch diese Gegenbeispiele unter dem Titel Agrarwende:
Renate Künast: "Klasse statt Masse. Die Erde schätzen, den Verbraucher schützen."
Econ Verlag, 2002, 254 Seiten, 20 Euro:
Interessant, persönlich und anekdotisch schildert die Ministerin die Ereignisse nach ihrer Ernennung und den dornigen Weg zur Agrarwende.
Franz Alt: "Agrarwende jetzt. Gesunde Lebensmittel für alle." Goldmann Verlag, 2001, 186 Seiten, 8 Euro:
Bewegend plädiert der bekannte Fernsehmoderator Franz Alt für die Agrarwende — hin zu einer zukunftsorientierten, ökologischen Landwirtschaft. Dafür braucht es nach Alts Meinung vor allem mehr Engagement der Verbraucher.
Karl Ludwig Schweisfurth: "Wenn’s um die Wurst geht. Gedanken über die Würde von Mensch und Tier". Goldmann Verlag, 2001, 313 Seiten, 9 Euro:
Vom Herta-Fleischfabrik zum überzeugten Ökobauern - Karl Ludwig Schweisfurths Autobiografie schildert die Motive seines Sinneswandels. Ebenso lesenswert wie lehrreich.
Hans-Ulrich Grimm: "Alles bio oder was? Der schöne Traum vom natürlichen Essen."
Hirzel Verlag, 2002, 200 Seiten, 22 Euro:
Hans-Ulrich Grimms akribische Recherche in Landwirtschaft und Industrie deckt nicht nur die betrügerischen Praktiken von Geschäftsleuten auf, die vom Bioboom profitieren wollen. Sie zeigt auch, auf welche Siegel Verlass ist.
José Lutzenberger und Franz-Theo Gottwald (Hg.): "Wege aus der Ernährungskrise." Campus Verlag, 1999, 258 Seiten, 19,90 Euro:
Global denken, lokal essen“ ist das Motto dieses spannenden Plädoyers für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion. In dem Buch erklären prominente Autoren, wie die lokale Produktion von Lebensmitteln die Umwelt entlasten und den Hunger bekämpfen kann.
Titel | Lügen Lobbies Lebensmittel |
Untertitel | Wer bestimmt, was Sie essen müssen |
Autor(en) | Ingrid Reinecke, Petra Thorbrietz |
Verlag | Rowohlt Taschenbuchverlag, Reinbeck |
Erscheinung | 1998 |
Seiten | 254 Taschenbuch |
ISBN | 3-499-60596-1 |
Bemerkung | I. Reinecke war Greenpeace-Aktivistin, ist jetzt Mitarbeiterin einer Stiftungsgemeinschaft. Petra Thorbrietz bekam den österr. Staatspreis für Wissenschafts-Journalismus etc. |
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