Die Kochsalzzufuhr liegt auch bei einer veganen, aber nicht naturnahen Ernährung zu hoch, genauso wie bei der gängigen Mischkost. Natrium ist essenziell für unseren Körper, doch der hohe Kochsalzkonsum ist alarmierend. Eine bewusste Ernährung ist daher entscheidend für unsere Gesundheit. Neugierig, wie Sie Ihre Natriumaufnahme optimieren können? Lesen Sie weiter.
Die Versorgung mit Makro- und Mikronährstoffen ist bei einer ausgewogenen, pflanzenbasierten Ernährung mit wenig bis keinen industriell verarbeiteten Lebensmitteln in der Regel gegeben, mit Ausnahme von Vitamin B12. Doch vor allem sekundäre Pflanzenstoffe sind relevant für die Aufrechterhaltung der Gesundheit und Heilung von Krankheiten, obwohl sie nicht als essenzielle Nährstoffe gelten - ausser Vitamine.
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Natrium (Na) ist das sechsthäufigste Element in der Erdkruste und liegt als positiv geladenes Ion (Na+) vor. Sein wichtigstes Begleition ist Chlorid (Cl-), mit dem es in Form von Natriumchlorid (NaCl) das bekannte Kochsalz bildet.12
Die wesentlichste Natriumquelle für den Menschen ist Kochsalz, etwa 95 % der Natriumzufuhr stammen aus Natriumchlorid. 1 g NaCl enthält 0,4 g Natrium. Unverarbeitete und naturbelassene pflanzliche Lebensmittel wie Getreide, Kartoffeln (5 mg/100 g), Nüsse (z.B. Mandeln mit 1 mg), Obst und Gemüse sind natriumarm, mit Ausnahme einiger Wurzel- und Blattgemüse wie Mangold (213), Knollensellerie (100) und Spinat (79).3
Hingegen weisen industriell verarbeitete Lebensmittel oft einen hohen Natriumgehalt auf, da man ihnen viel (oft zu viel) Kochsalz zusetzt.1
Natrium folgt dem osmotischen Druck und geht beim Kochen ins Wasser über (Konzentrationsausgleich). Ein Drittel des verwendeten Salzes nehmen die Lebensmittel beim Kochen auf. Der Rest geht mit dem Kochwasser verloren.10 Da die Kochsalzzufuhr eher zu hoch liegt, sollte man das Kochsalz sparsam verwenden.
Natrium beeinflusst den Wasserhaushalt und Blutdruck und ist wichtig für Nervensignalübermittlung, Muskelkontraktion und eine normale Herzfunktion. Die menschlichen Zellen benötigen etwa 0,5 g Natrium pro Tag, um ihre Lebensfunktionen aufrechtzuerhalten.7
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Aufgrund des hohen Konsums industriell hergestellter Lebensmittel übersteigt die tägliche Kochsalzzufuhr in den westlichen Industrienationen deutlich die empfohlene Tagesmenge. Die WHO empfiehlt für Erwachsene einen täglichen Salzkonsum von höchstens 5 g und für Kinder höchstens 2 g.8 Die D-A-CH-Gesellschaften empfehlen einen täglichen Kochsalzkonsum von 3,8 g und raten zusätzlich, den maximalen Kochsalzkonsum auf 6 g pro Tag (entsprechend 2,4 g Natrium) zu begrenzen.9,12
Ein Natriummangel hat eine osmotisch bedingte Reduktion des Extrazellulärvolumens und einen Blutdruckabfall zur Folge. Der Körper erhöht über einen Regelkreislauf (Renin-Angiotensin-Aldosteron-System) den Salz- und Wasserhaushalt und kann somit den Blutdruckabfall kompensieren. Dies führt zu Durst und einem Verlangen nach Salz, was den Körper zur Aufnahme von Wasser und Natrium anregt.
Ursachen für eine Störung der Natriumhomöostase (Selbstregulation) können endokrine Erkrankungen wie Morbus Cushing oder Morbus Addison sein. Aber auch Personen mit erhöhtem Schweissverlust nach schwerer körperlicher Tätigkeit, mit anhaltendem Erbrechen, starker Diarrhoe oder Reabsorptionsstörungen der Nieren tragen ein Risiko.1,2,5
Ein Überschuss an Natrium führt zu einer osmotisch bedingten Erhöhung des Extrazellulärvolumens und einem Anstieg des Blutdrucks, was mit Ödemen (Wassereinlagerungen im Gewebe) und einer Gewichtszunahme einhergehen kann. Ähnlich wie beim Natriummangel kann der Körper über die Bildung des atrialen natriuetischen Faktors das Extrazellulärvolumen und den Blutdruck wieder regulieren. Dies äussert sich in einer gesteigerten renalen (über die Nieren) Ausscheidung von Natrium und Wasser.
Eine langfristig hohe Natrium- bzw. Kochsalzzufuhr führt zu einer primären Hypertonie (Bluthochdruck), einer Hypertrophie, Herzinsuffizienz bei Übergewichtigen, einer Erhöhung der Urinausscheidung und damit zur Belastung des Wasserhaushaltes, einem erhöhten Risiko für Nierenschädigungen sowie zur Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, darunter Schlaganfälle.1,2,4,7
NaCl liegt im Blutplasma extrazellulär (ausserhalb der Zellen) in Form von Natrium (Na+) und Chlorid (Cl-) vor, im Gegensatz zu Kalium (K+), das intrazellulär (innerhalb der Zelle) angereichert ist. Die unterschiedlichen Konzentrationen innerhalb und ausserhalb der Zelle, die durch die Zellmembran getrennt sind, führen zu einem elektrochemischen Gefälle, das als Membranpotenzial bekannt ist. Für die Pumpfunktion – Natrium (Na+) und Chlorid (Cl-) aus der Zelle heraus und Kalium (K+) in die Zelle hinein, verwendet der Körper Energie in Form von ATP.
Ein harmonisches Gleichgewicht der Konzentrationen innerhalb und ausserhalb der Zelle ist für die Funktionen der Nervensignalübermittlung, Muskelkontraktion, Blutdruckregulation und normalen Herzfunktion entscheidend. Zur Aufrechterhaltung dieses Membranpotentials ist das Natrium-Kalium-Verhältnis der Nahrung bzw. eine ausgeglichene Bilanz zwischen Natrium und Kalium notwendig. Zwei Systeme steuern dieses Verhältnis:
Eine Metaregressionsanalyse von insgesamt 67 klinisch kontrollierten Studien kam zu dem Schluss, dass eine Natriumreduktion (z.B. Kochsalz-Reduktion) und vermehrte Kaliumzufuhr einen wesentlichen Beitrag zur Prävention der Hypertonie (Bluthochdruck) und eines Apoplex (Schlaganfall) leisten kann.6,13
Natrium nimmt der Körper im Dünn- und Dickdarm auf. Dies sowohl durch einen aktiven als auch passiven Mechanismus. Eine aktive Aufnahme des Mineralstoffs in die Schleimhautzellen des Darms erfolgt über verschiedene Transportproteine (Carrier), gemeinsam mit Makronährstoffen wie Glucose, Galactose und Aminosäuren, bzw. Ionen wie Wasserstoff (H+) und Chlorid (Cl-)-Ionen.
Treibende Kraft dieser Carriersysteme ist ein zelleinwärts gerichteter elektrochemischer Natriumgradient. Die Natriumpumpe (Na+/K+-ATPase) in der Zellmembran baut diesen Gradienten unter Verbrauch von ATP (Adenosintriphosphat) auf und katalysiert damit den Transport von Na+-Ionen aus der Darmzelle in die Blutbahn und umgekehrt K+-Ionen (Kalium) in die Darmzelle. In den meisten Zellen verbraucht der Betrieb dieser Ionenpumpen 50 % der Gesamtenergie.1,2,10
Der Gesamtkörpernatriumbestand beträgt beim gesunden Menschen etwa 100 g. Davon sind rund 70 % rasch austauschbar, während ca. 30 % in gebundener Form als Reserve im Knochen eingelagert sind. Überschüssige Mengen an Natrium scheidet der Körper grösstenteils über die Nieren oder über den Schweiss aus. 1,2,4
Natrium ist ein einwertiges Kation (Na+). Es steht in der 1. Hauptgruppe im Periodensystem und gehört damit zu der Gruppe der Alkalimetalle.
1. | Biesalski HK, Fürst P et al. Ernährungsmedizin. Georg Thieme Verlag: Stuttgart. 1999. |
2. | Biesalski HK, Grimm P. Taschenatlas der Ernährung. 6. Auflage. Georg Thieme Verlag: Stuttgart und New York. 2015. |
3. | US-Amerikanische Nährwertdatenbank USDA. |
4. | Elmadfa I, Meyer A. Ernährungslehre. 3. Auflage. Verlag Eugen Ulmer: Stuttgart. 2015. |
5. | De Groot H, Farhadi J. Ernährungswissenschaft. 6. Auflage. Verlag Europa-Lehrmittel: Haan-Gruiten. 2015. |
6. | Geleijnse JM, Kok FJ et al. Blood pressure response to changes in sodium and potassium intake: a metaregression analysis of randomised trials. J Hum Hypertens. 2003 Jul;17(7):471-480. |
7. | Patel Y, Joseph J. Sodium Intake and Heart Failure. Int J Mol Sci. 2020 Dec 13;21(24):9474. |
8. | WHO World Health Organization. Fünf Empfehlungen zur Reduzierung der Salzzufuhr für ein längeres und gesünderes Leben. 14/2022. |
9. | BfR Bundesinstitut für Risikobewertung. Höchstmengenvorschläge für Natrium in Lebensmitteln inklusive Nahrungsergänzungsmitteln. 15/2021. |
10. | Bindels RJ, Wagner CA. Sodium-dependent transporters in health and disease--a special issue. Pflugers Arch. 2014 Jan;466(1):1-2. |
11. | BfR Bundesinstitut für Risikobewertung. Massnahmen zur Verringerung des Salzgehaltes in Lebensmitteln. 30/2008. |
12. | Elmadfa, I, Leitzmann C. Ernährung des Menschen. 7. Auflage. UTB Verlag: Stuttgart. 2023. |
13. | Triebel H, Castrop H. The renin angiotensin aldosterone system. Pflugers Arch. 2024 May;476(5):705-713. |
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