Inhaltsverzeichnis
Morcheln (Morchella ssp.) sind sehr wohlschmeckende Speisepilze, die in der freien Natur (je nachdem bio) zu finden, aber nicht für den rohen Verzehr geeignet sind.
Verwendung in der Küche
Morcheln zeichnen sich durch ihre charakteristische Hutform (Kappe) aus, die unförmige, wabenartige Kammern besitzt. Der Stiel ist weisslich und mit dem Fruchtkörper verwachsen; Fruchtkörper und Stiel sind hohl. Je nach Art unterscheidet sich der Hut in Farbe und Wuchsform. Aufgrund der taxonomischen Einteilung in Kladen (Sippen) und gemäss europäischem Vorkommen konzentrieren wir uns in diesem Artikel auf die Sammelarten Morchella esculenta (Speisemorcheln), Morchella elata (Spitzmorcheln) und Morchella semilibera (Halbfreie Morcheln bzw. Käppchenmorcheln).21
Speisemorcheln (Morchella esculenta) haben je nach Varietät einen eiförmigen bis rundlichen Hut mit einer hellbraunen bis grau- oder grüngelben Farbe. Spitzmorcheln (Morchella elata und M. conica) wachsen walzenförmig bis spitzkegelig und haben eine graue bis olivbraune, teilweise schwarze Farbe. Halbfreie Morcheln oder Käppchenmorcheln (Morchella semilibera und Morchella gigas) haben einen charakteristischen Hut, der am Rand über den Stiel wächst. Das Aroma von Morcheln ist intensiv pilzig, Spitzmorcheln sind aufgrund ihres intensiven Geschmacks noch beliebter, Käppchenmorcheln gelten als weniger schmackhaft.
Frische Morcheln sind ein köstlicher und vielseitiger Pilz, der in der Küche auf verschiedene Arten Verwendung findet. Vor dem Verzehr sind sie gründlich und vorsichtig mit einer Bürste oder einem Tuch zu reinigen, um Schmutz und Ablagerungen zu entfernen. Sie können den Hut dazu auch halbieren. Da Morcheln leicht verderblich sind, sollten Sie sie so schnell wie möglich nach der Ernte verarbeiten oder verzehren. Verbleibende Reste bitte sofort in den Kühlschrank stellen und innerhalb von 48 Stunden verbrauchen.
Kann man Morcheln roh essen? Rohe Exemplare sind giftig und können Magen-Darm-Beschwerden verursachen. Es ist daher wichtig, sie vor dem Verzehr mind. 20 Minuten zu kochen. Morcheln essen Sie dann in Salaten oder als Garnitur, in Öl gebraten, bis sie goldbraun und knusprig sind, in Saucen (Sossen), Suppen und Eintöpfen geschmort oder mit einer Vielzahl von Zutaten gefüllt und gebacken. Getrocknete Morcheln sind intensiver im Geschmack als frische. Verwenden Sie daher weniger Pilze und weichen Sie sie vor der Zubereitung in Wasser ein.
Das zarte Fleisch der Morchelpilze verleiht den Gerichten einen nussigen, karamellartigen, leicht erdigen Geschmack. Sie passen gut zu einer Vielzahl von Zutaten, darunter Spargel, Zwiebeln, Knoblauch, Sahne, Weisswein oder Sherry. Sie schmecken in einem veganen Morchelrisotto, einer Morchelsuppe, gebraten mit Pasta, gefüllt und im Ofen gebacken oder als Morchelsalat mit Feldsalat und Walnüssen. Ein reiner Genuss sind sie pur, ohne viele Gewürze und nur mit etwas Salz und Pfeffer bestreut. Geschmacklich passen aber auch frische Kräuter wie Petersilie, Thymian und Rosmarin dazu.
Veganes Risotto mit frischen Morcheln
Zutaten (für 4 Personen): 200 g frische Morcheln (bio), 1 Zwiebel, 2 Knoblauchzehen, 2 EL Rapsöl (raffiniert), 300 g Risottoreis, 800 ml Gemüsebrühe, 100 ml Weisswein (vegan), Meersalz, Pfeffer, frische Petersilie.
Zubereitung: Morcheln putzen und in mundgerechte Stücke schneiden. Zwiebel und Knoblauch fein hacken. Rapsöl in einem Topf erhitzen und Zwiebel sowie Knoblauch darin glasig anschwitzen. Morcheln dazugeben und kurz mitbraten. Risottoreis in den Topf geben und unter Rühren mit anschwitzen. Mit Weisswein ablöschen und einköcheln lassen. Gemüsebrühe nach und nach zum Reis geben und unter ständigem Rühren bei mittlerer Hitze ca. 20 Minuten köcheln, bis der Reis cremig ist. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Veganes Risotto mit Morcheln zum Schluss, mit frischer Petersilie garniert, servieren.
Vegane Rezepte mit Morcheln finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".
Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen: Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler. |
Einkauf - Lagerung
Speisemorcheln haben von März bis Mai Saison.1 Spitzmorcheln wachsen teilweise auch im Februar.24 Frische Exemplare gibt es nur zur Saison zu kaufen, am ehesten auf Wochenmärkten oder über den Online-Handel. Bei Supermärkten wie Coop und Migros sind sie zu dieser Zeit ebenfalls käuflich. Bei anderen Grossverteilern wie Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer, Billa sowie in Bio-Supermärkten wie Denn's Biomarkt und Alnatura sind sie selten im Angebot. Hingegen finden Sie Morcheln dort häufig in getrockneter Form. Der Handel unterscheidet kaum zwischen den Arten, sondern deklariert sie frisch und getrocknet als "Morcheln".
Morcheln zählen zu den teuersten Speisepilzen. Kaufen Sie trotzdem nicht die billigsten Produkte, sondern achten Sie auf Qualität. Frische Morcheln von guter Qualität sind fest und trocken und verfügen über ein angenehmes Aroma. Vermeiden Sie Exemplare, die schleimig, verfärbt oder beschädigt sind.
Um Zeit zu sparen, trocknet man Morcheln häufig über dem Feuer, was einen rauchigen Geschmack hinterlässt und die Qualität mindert. Eine Geruchsprobe kann hier behilflich sein. Leider gab es auch Fälle, wo Packungen neben Morcheln (Gattung Morchella) auch Lorcheln (Gattung Helvella) enthielten, was gefährlich ist. Auch wenn sich Teile der enthaltenen Toxine beim Trocknen reduzieren, so gehört die Lorchel keinesfalls zu den essbaren Pilzen.2
Wie hoch ist der Speisemorchel-Preis? Die Verfügbarkeit von Morcheln ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.
Wild zu finden
Wo findet man Morcheln? Wo wachsen Morcheln? Speise-, Spitz- und Käppchenmorcheln sind in ganz Europa wild zu finden. Speisemorcheln (M. esculenta) wachsen vorwiegend im Frühjahr, einzeln oder in Trupps, in Waldlichtungen, aufgelassenen Obstgärten sowie auf Viehweiden, Sandböden und unter Laubbäumen wie Esche und Ulme.1
Nach Waldbränden erscheinen verschiedene Morcheln auf den betroffenen Erdböden besonders zahlreich. Aber insbesondere die Spitzmorchel (M. elata, Schwarze Spitzmorchel, "natural black morel") kommt auf gestörten Böden vor und besiedelt neben verbrannten Gebieten auch Abschmelzbereiche von Altschneefeldern, Ränder von Skipisten (erst Ende Mai), Holzschnittplätze, sickerfeuchte Gräben und Böschungen.19,24
Käppchenmorcheln oder Halbfreie Morcheln (Morchella semilibera und Morchella gigas)1,24 wachsen vorwiegend in Auwäldern.
Es existiert eine grosse Anzahl verschiedener Morchel-Arten. Zusätzlich zu den oben genannten sind die Gemeine Morchel (Morchella vulgaris), Rundmorchel (Morchella rotunda) und die Dickfüssige Morchel (Morchella crassipes) in Europa wachsende, essbare Morcheln.1
In Südeuropa, Teilen Asiens und in Nordamerika sammelt man die Pilze für den kommerziellen Verkauf.3 Erste Erfolge bei der Zucht von Spitzmorcheln scheint es in China und Dänemark zu geben.
Tipps zur Lagerung
Frische Morcheln sind ein köstlicher Pilz, aber leider auch sehr empfindlich und verderblich. Daher ist es wichtig, sie richtig zu lagern, um ihre Qualität und ihren Geschmack so lange wie möglich zu erhalten.
Lagern Sie frische Morcheln im Kühlschrank in einem Papierbeutel oder in einem Korb. So bleiben sie 2 bis 3 Tage frisch. Wickeln Sie Morcheln nicht in Plastik, da dies Schimmelbildung begünstigt. Putzen Sie die Pilze erst kurz vor der Verwendung, da sie sonst schneller verderben. Alternativ können Sie die Morcheln trocknen. Schneiden Sie die Morcheln dazu in Scheiben und trocknen Sie sie an einem warmen, luftigen Ort, z.B. im Ofen oder in einem Dörrgerät. Getrocknete Morcheln halten sich bis zu einem Jahr, wenn Sie sie kühl, dunkel und trocken lagern.
Kann man Morcheln einfrieren? Eine weitere Möglichkeit ist, die Edelpilze einzufrieren. Blanchieren Sie die geschnittenen Morcheln dazu ca. 1 Min. in kochendem Wasser und fügen Sie etwas Zitronensaft oder Essig hinzu. Nach dem Abkühlen geben Sie die Morcheln in Gefrierbeuteln oder einen geeigneten Behälter. Auf diese Weise bleiben sie bis zu 6 Monate haltbar.
Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien
Zusammensetzung und Menge der Inhaltsstoffe, inkl. sekundäre Metaboliten, variieren extrem je nach Sorte, Wachstumsbedingungen und Verarbeitungsmethoden etc.
100 g frische Morcheln liefern 31 kcal an Energie. Darin enthalten sind 0,57 g Fett, 5,1 g Kohlenhydrate und 3,1 g Eiweiss.4
Vitamin D ist mit 5,1 µg/100g vertreten (102 % des Tagesbedarfs). Ähnlich hohe Mengen besitzt der rohe Pfifferling (5,3 µg/100g). Wobei andere Pilze wie der Shimeji (2 µg/100g) oder der Austern-Seitling (0,70 µg/100g) über deutlich weniger an diesem Vitamin verfügen.4
In 100 g frischen Morcheln sind 12 mg Eisen enthalten, was 87 % des Tagesbedarfs abdeckt. Dieser Wert ist gleich hoch wie bei dunkler Schokolade. Noch mehr Eisen enthalten getrocknete Kräuter wie z.B. Thymian (124 mg/100g) oder Basilikum (90 mg/100g), wobei man davon hingegen nur geringe Mengen konsumiert. Wilde Malve ist roh mit 78 mg/100g ein guter Eisenlieferant.4
Der Gehalt an Mangan beträgt 0,59 mg/100g und deckt 29 % des Tagesbedarfs ab, ähnlich wie bei Sanddornbeeren. Andere Pilze wie der Austern-Seitling, der Steinpilz oder der Kräuterseitling weisen mit ca. 0,11 mg/100g nur einen Bruchteil dieses Spurenelements auf. Gute Mangan-Quellen sind dagegen geschälte Hanfsamen (7,6 mg/100g) und Haselnüsse (6,2 mg/100g).4
Die gesamten Inhaltsstoffe von Morcheln, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.
Wirkungen auf die Gesundheit
Polysaccharide (Mehrfachzucker) der Sporophoren und Myzelien von Morchella esculenta zeigten in In-vitro-Studien antioxidative, immunstimulierende bis tumorhemmende Wirkungen.5 Myzelien wirken dabei stärker antioxidativ als Vitamin E.6 Zudem besitzen sie leberschützende und Atherosklerose-verhindernde Eigenschaften.7
Ein erhöhter Konsum von Morcheln bewirkte in einer Tierstudie eine Erhöhung kurzkettiger Fettsäuren im Darm der untersuchten Tiere.8 Kurzkettige Fettsäuren spielen eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Gesundheit und der Entstehung von Krankheiten. Sie sind eine Untergruppe von Fettsäuren, welche die Darmmikrobiota während der Fermentation von teilweise und vollständig unverdaulichen Polysacchariden produziert,9 was im Falle der genannten Studie zu einer Verbesserung der Gesundheit und Reduzierung der Fettleibigkeit der Tiere beigetragen hat.8
Sekundäre Pflanzenstoffe bzw. Metaboliten
Viele gesundheitliche Wirkungen von Morchella ssp. kann man auf die enthaltenen sekundären Metaboliten zurückführen. Einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen finden Sie in unserem Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe. Da Pilze ein eigenes Reich darstellen und streng genommen nicht zu den Pflanzen gehören, verwenden wir im Text den Begriff "sekundäre Metaboliten".
Morcheln enthalten u.a. folgende sekundäre Metaboliten:10
- Isoprenoide: Triterpene: Steroide (Ergosterol)
- Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoesäuren (Protocatechinsäure, p-Hydroxybenzosäure, Gallussäure), Hydroxyzimtsäuren (Zimtsäure, Chlorogensäure, p-Cumarsäure, Ferulasäure); Flavonoide: Flavanole (Epicatechin), Flavonole (Quercetin, Rutin, Hyperosid), Tannine (Ellagsäure), Catechole (Catechol)
- Weitere organische Verbindungen: Hydroxycarbonsäuren (Apfelsäure, Zitronensäure), Dicarbonsäuren (Bernsteinsäure, Fumarsäure)
Die bioaktiven Verbindungen in Morcheln, darunter phenolische Verbindungen (v.a. Quercetin und Protocatechinsäure), Ergosterole und organische Säuren (v.a. Bernsteinsäure), tragen gemäss verschiedener Studien in vitro und in vivo zur antioxidativen, entzündungshemmenden und immunschützenden Wirkung bei.10
Übermässige reaktive Sauerstoffspezies (ROS) schädigen zelluläre Organellen und Funktionen und begünstigen so zahlreiche menschliche Erkrankungen. Das Eliminieren freier Radikale dient als grundlegender Mechanismus zur Vorbeugung vieler chronischer Krankheiten, darunter kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD), Fettleibigkeit und Krebs. Tiermodelle bestätigen antitumorale Effekte und eine Verlängerung der Lebensdauer von Mäusen um 55 % nach der Verabreichung von ethanolischen Morchelextrakten. Die meisten Krebsstudien konzentrieren sich auf Darm-, Lungen-, Leber-, Gebärmutterhals- und Brustkrebs. Weitere klinische Studien sind erforderlich, um die Funktion und die optimale Dosierung der Morchel-Extrakte zu validieren.10
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Sind Morcheln giftig? Bei rohem Verzehr kommt es zu Unverträglichkeiten bis hin zu Vergiftungserscheinungen. Wie sehen giftige Morcheln aus? Welche Morcheln sind giftig? Alle Morchelarten sind in roher Form giftig. Da die Pilze das hitzelabile Toxin Hydrazin enthalten, muss man sie unbedingt vor dem Verzehr kochen. Hydrazin ist als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Das Morchel-Syndrom (Morchella-Syndrom) tritt ca. 6-8 Stunden nach dem Verzehr roher Morcheln auf. Schwankschwindel, Gangstörungen oder Sehstörungen sind die Symptome, die nach ca. 24 h wieder verschwinden.11 Gekocht können Pilze (auch Morcheln) in Kombination mit Alkohol Magenverstimmungen auslösen. Zeigt der Fruchtkörper verweste Stellen, wärmt man Pilzgerichte zu oft auf oder sind sie zu wenig gekocht, sind Symptome wie Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen möglich - es handelt sich dabei um eine "unechte Pilzvergiftung".12
Sind getrocknete Morcheln giftig? Getrocknete Morcheln sollte man vor dem Verzehr gut einweichen, rasch verarbeiten und genügend lang kochen. So sind sie gut verträglich.
Wachsen Morcheln in alten Apfelplantagen, wo das Insektizid Bleiarsenat Verwendung fand, reichern sich die Pilze mit toxischem Blei und Arsen an. Dies kann zu Schwermetallvergiftungen führen.13
Verwechslungsgefahr
Beim Sammeln von Morcheln besteht eine Verwechslungsgefahr mit giftigen Lorcheln. Eine davon ist die giftige Frühjahrslorchel (Gyromitra esculenta), ihr Hut ist gehirnartig gewunden. Der Hut von Morcheln hat dagegen wabenförmige Kammern.3 Auch die Riesenlorchel (Gyromitra gigas) und die Zipfellorchel (Discina fastigiata) sind tödlich giftig.
Morcheln sehen geniessbaren Verpel-Arten zum Verwechseln ähnlich: z.B. der Fingerhutverpel (Verpa conica) oder der Runzel-Verpel (Verpa bohemica). Wobei sich der Hut eigentlich gut unterscheiden lässt. Verpeln sind nicht als Speisepilze deklariert. Sie stehen unter Naturschutz und ihnen fehlt auch das typische Morchel-Aroma, weshalb man vom Sammeln abrät.3
Volksmedizin - Naturheilkunde
Seit 2000 Jahren setzt man die oft als Vitalpilz (Heilpilz) bezeichneten Morchella-Arten in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) sowie in Japan und Malaysia zur Behandlung verschiedener Krankheiten, wie Verdauungsstörungen, übermässiger Schleim oder bei Asthma ein. Pulverisierte Morchella esculenta wirken antiseptisch, fördern die Heilung von Wunden und kommen zur Linderung von Magenschmerzen zum Einsatz. Zudem wirkt das Pulver abführend und dient als Hautpflegemittel.14
Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Zur Einschätzung der Klimafreundlichkeit eines Lebensmittels dient in erster Linie der CO2-Fussabdruck. Dieser hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. So spielen die Art der landwirtschaftlichen Produktion (konventionell vs. ökologisch), saisonale, regionale oder inländische Produktion bzw. Import per Lkw, Schiff oder Flugzeug, unterschiedliche Verpackungsarten und ob es sich um Frischwaren oder Tiefkühlwaren handelt, eine entscheidende Rolle. An der deutschen Supermarktkasse haben frische Zucht-Champignons einen CO2-Fussabdruck von 1,3 kg CO2eq/kg, jene aus der Dose kommen auf 2,4 kg CO2eq/kg.15 Für Morcheln liegen uns keine Werte vor.
Da man Morcheln nicht kommerziell im grossen Stil anbauen kann und grösstenteils nur wild findet, sind weder künstliche Bewässerung noch sonstige Eingriffe in das natürliche Ökosystem erforderlich. Lediglich die Transportwege von den Sammelorten zu den Verkaufsstellen und allenfalls Material für die Verpackung wirken sich negativ auf die CO2-Bilanz aus. Trotz intensiver Recherche konnten wir keine Angaben zum CO2- oder Wasserfussabdruck finden.
Wildsammlungen können biozertifiziert sein und unterliegen deshalb Bio-Richtlinien (wie z.B. jenen von Bio Suisse). So dürfen sich u.a. keine schädlichen Emissionsquellen in der Nähe des Sammelgebietes befinden, die Sammeltätigkeit muss ökologisch unbedenklich sein und darf keine Beeinträchtigung für Habitatstabilität und Artenvielfalt darstellen.16 Wir empfehlen deshalb, wenn immer möglich, den Kauf von Bio-Produkten.
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Tierschutz - Artenschutz
In Deutschland stehen Morcheln, wie Pfifferlinge und Steinpilze, unter eingeschränktem Naturschutz. Das Sammeln ist deshalb nur in geringen Mengen für den Eigenbedarf zulässig.17 Ähnliches gilt auch für die Schweiz, wo, je nach Kanton, ein eingeschränktes Sammeln von 0,5-1 kg Morcheln pro Person und Tag erlaubt ist.23
Weltweites Vorkommen - Anbau
Die Arttaxonomie der Gattung Morchella ist nicht eindeutig. Aufgrund phylogenetischer Analysen zeigten sich verschiedene genetische Kladen (Sippen). Am bekanntesten sind die Elata- und die Esculenta-Klade, die sich vor ca. 133 Millionen Jahren trennten. Die evolutionären Beziehungen sind nicht konsistent und Hybridisierungen zwischen Arten fanden statt. So sind Halbfreie Morcheln (half-free morels) oder Käppchenmorcheln (Morchella semilibera und Morchella gigas) als kleine, eigene dritte Gruppe oder auch als zur Elata-Klade dazugehörend gekennzeichnet.10,21
Morchella esculenta kommt in ganz Europa (seltener in Grossbritannien und Irland), in vielen asiatischen Ländern und im grössten Teil Nordamerikas vor. In Australien ist die Speisemorchel kaum zu finden, andere Arten aber schon.18
Morchella elata wächst neben Europa auch in Teilen Asiens, in Nordamerika, im Westen Südamerikas und im Süden Australiens.22
Morchella semilibera gedeiht in Europa, Nordamerika und vereinzelt in Asien, Südafrika, Südamerika und Australien. Morchella gigas wiederum beschreibt das GBIF nur als in Europa vorkommend.22
In China sind Arten wie M. eximia, M. importuna und M. sextelata als Schwarze Morcheln bekannt.10
Auch die Ökologie der Morcheln ist bislang nicht vollständig erforscht. Manche Morchella-Arten gehen symbiotische (Mykorrhiza) oder endophytische Beziehungen mit Bäumen ein, was je nach Kontinent und Region unterschiedlich ist. Andere wirken als Bodenfolgezersetzer.19
Anbau - Ernte
Es gibt noch keine Zucht-Morcheln im grossen Stil bzw. im kommerziellen Rahmen, weshalb sie selten sind und als Delikatesse gelten. Kommerzielle Anbauversuche in China und Dänemark sowie Versuche, mit überalterten Morcheln den eigenen Beetmulch im Garten zu infizieren, gibt es aber durchaus. Um das Myzel im Garten zu erhalten, können Morchel-Reste und geeigneter Mulch helfen. Generell ist das Ansiedeln schwierig, denn auch natürliche Morchel-Vorkommen an Brandstellen oder Holzschnittplätzen sind eher kurzlebig und die Myzelien oft im Folgejahr nicht mehr ausreichend für eine erneute Fruchtkörper-Bildung.24
Weiterführende Informationen
Die Gattung Morchella zählt zur Familie der Schlauchpilze (Ascomycota). Das spezifische Epitheton "esculenta" steht im Latein für "essbar".
Alternative Namen
Morchella esculenta nennt man neben Speisemorcheln (Speise-Morcheln) auch Frühjahrsmorcheln, Gemeine Morcheln, Maimorcheln oder Maipilze. Lateinische Synonyme sind: Helvella esculenta (L.) Sowerby, Phallus esculentus L. und Morchella rotunda (Fr.) Boud.
Für Morchella elata gelten im Deutschen Namen wie: Spitzmorchel, Zipfelmützenmorchel, Rindenmulch-Morchel (RiMuMo), Hohe Morchel, Köstliche Morchel, Schwarze Spitzmorchel, Gartenmorchel, Fleischfarbene Spitzmorchel. Im Lateinischen kennt man sie auch als: Boletus esculentus var. fuligineus Pers., Boletus esculentus var. pinguis (Thore) Pers., Morchella conica var. nigripes M.M.Moser, Morchella elata var. major Clowez, Morchella elata var. nigripes (M.M.Moser) Kreisel, Morchella elata var. nivea Konrad, Morilla esculenta var. elata (Fr.) Quél. und Phalloboletus elatus (Fr.) Kuntze.22 M. elata und M. conica sind nicht nur Synonyme, sondern auch als eigene Arten beschrieben.25
Morchella semilibera sind als Käppchenmorcheln oder Halbfreie Mocheln, aber auch als Glockenmorcheln, Mützenmorcheln oder Bastardmorcheln bekannt. Lateinische Synonyme gibt es viele, u.a.: Morchella acuta Velen., Morchella favosa L.Marchand, Morchella hybrida Pers., Morchella patula ssp. caroliniana Schwein., Morchella patula var. semilibera (DC.) S.Imai, Morchella rimosipes DC., Morchella undosa (Batsch) Pers. (1801), uvm. Auch für Morchella gigas existieren ebenso verschiedenste lat. Begriffe, u.a.: M. fusca Pers., M. gigas var. fusca (Pers.) Clowez, M. semilibera var. fusca (Pers.) Clowez, uvm.22
Die taxonomische Begriffsbestimmung ist auch bei den einzelnen Arten nicht klar definiert, denn die Rund-Morchel (Rundmorchel), Morchella rotunda, ist je nach Quelle als eigene Art (Morchella rotunda (Pers.) Boud.)19 oder Varietät (Morchella esculenta var. rotunda (L.) Pers.) dargestellt.22 Sie ist auch als Runde Speisemorchel bekannt.
Der bei Morcheln häufig verwendete Zusatz hinter dem lateinischen Namen: "s.l." (=sensu lato), bedeutet "im weiteren Sinne" und zeigt, dass es in der Taxonomie unterschiedliche Auslegungen über Gattungen und Arten gibt.19,24
Im Englischen nennt man die Speisemorchel morel, yellow morel oder common morel. Die Spitzmorchel ist als black morel bekannt. Käppchenmorcheln heissen semi-free capped morels.21
Sonstige Anwendungen
Als weitere Verwendung von Morcheln kann man die Feststoffvergärung (engl. solid-state fermentation = SSF) nennen. Morcheln dienen bei der Zersetzung von Stärke und helfen, die Nährwerte von Maismehl bei dieser Feststoffvergärung zu erhöhen. Besonders orientalische Lebensmittel reichert man auf diese industrielle Weise mit Enzymen an.20
Literaturverzeichnis - 25 Quellen
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2. | SRF Schweizer Radio und Fernsehen. - Getrocknete Morcheln im Test: Manche Pilze machen Bauchweh. 2017. |
3. | Læssøe T. Pilze: Das grosse Bestimmungsbuch. München: Dorling Kindersley Verlag GmbH; 2014. |
4. | USDA United States Department of Agriculture. |
5. | Gang J, Fang Y et al. Fermentation optimization and antioxidant activities of mycelia polysaccharides from Morchella esculenta using soybean residues. African Journal of Biotechnology. 2013;12(11):1239–1249. |
6. | Elmastas M, Turkekul I et al. Antioxidant activity of two wild edible mushrooms (Morchella vulgaris and Morchella esculanta) from North Turkey. Combinatorial Chemistry & High Throughput Screening. 2006;9(6):443–448. |
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9. | Tan J, McKenzie C et al. The role of short-chain fatty acids in health and disease. Advances in Immunology. 2014;121:91–119. |
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11. | Hall IR, Buchanan PK, Stephenson SL, Yun W, Cole ALJ. Edible and Poisonous Mushrooms of the World. Portland: Timber Press; 2003. |
12. | Deutsches Bundesinstitut für Risikobewertung. BfR. Risiko Pilze - Einschätzung und Hinweise (PDF). 2005. |
13. | Shavit E, Shavit E. Lead and arsenic in Morchella esculenta fruitbodies collected in lead arsenate contaminated apple orchards in the northeastern United States: A preliminary study. Fungi Magazine. 2010;3(2):11–18. |
14. | Ajmal M, Akram A, Ara A, Akhund S, Nayyar BG. Morchella Esculenta: An edible and health beneficial mushroom. Pakistan Journal of Food Sciences. 2015;25(2):71-78. |
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17. | NABU Naturschutzbund Niedersachsen. Gehen wir Pilze sammeln im Park. |
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24. | Bardorf T. Die Speise-Morchel und ihre Verwandtschaft. Österreichische Mykologische Gesellschaft. Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien. 2016. |
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