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Linsen, rot, gekocht (bio?)

Rote Linsen (bio?) verwendet man bevorzugt für Eintöpfe, Currys und Dals, da sie, ohne vorheriges Einweichen, nach nur kurzer Zeit zu Brei zerkochen.
70%
Wasser
 68
Makronährstoff Kohlenhydrate 68.17%
/31
Makronährstoff Proteine 30.55%
/01
Makronährstoff Fette 1.29%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, 0.1g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, <0.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 0:0

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Werte sind zu klein, um relevant zu sein.

Gekochte rote Linsen (Lens culinaris) sind sehr gesund. Achten Sie auf die Herkunft – biologische Produktion von roten Linsen spart umwelt- und gesundheitsschädigende Giftstoffe ein.

Verwendung in der Küche

Rote Linsen sind meist geschälte, braune oder violette Linsen, deren Kern orange-rot ist; gekocht erscheinen sie dann eher gelblich. Im Gegensatz zu ungeschälten Linsen muss man sie vor dem Kochen nicht einweichen. Rote Linsen zerfallen gekocht aufgrund der fehlenden Schale zu einem Brei und nehmen Gewürze besser auf als ungeschälte Linsen. Daher finden sie bevorzugt in Eintöpfen, Currys, Pürees und Aufstrichen Verwendung. Geben Sie etwas Salz in das Kochwasser, wenn Sie wollen, dass die Linsen fester bleiben. Eine Kombination mit Reis vervollständigt in den meisten asiatischen Ländern diese Rezepte. Interessanterweise ergänzen sich Reis und Linsen nicht nur geschmacklich, sondern auch ernährungsphysiologisch: Reis enthält genau jene essenziellen Aminosäuren, die in Linsen fehlen, und umgekehrt. Eine Mahlzeit aus Reis und Linsen – oder auch Weizen und Linsen oder Hanf und Linsen – ergibt daher ein besonders ausgewogenes Aminosäurenprofil.5

Säuerliche Zutaten wie Essig, Zitronensaft, Wein, Tomaten oder Äpfel passen hervorragend zu Linsengerichten. Die Säure harmoniert nicht nur geschmacklich mit den Linsen; die Zugabe von Säuren soll ebenfalls helfen, die Antinährstoffe zu verringern und die Bekömmlichkeit zu erhöhen.16

Für Rezepte, in denen die Menge nur für getrocknete, rohe Linsen angegeben ist, gilt folgende grobe Umrechnung: Das Gewicht der Linsen erhöht sich durch die Wasseraufnahme beim Kochen auf etwa das 2-fache.

Eigene Zubereitung (von gekochten roten Linsen)

Zutaten (2 Personen): 1 Tasse (ca. 250 ml) rote rohe Linsen, 3 Tassen Wasser, 1/2 TL Kurkuma, 1/2 TL Salz, Zitronensaft

Zubereitung: Wasche die roten Linsen gründlich, bis das Wasser klar ist. Dies entfernt Dreck, aber auch überschüssige Stärke und macht die Linsen bekömmlicher. Nun die Linsen mit Wasser aufkochen. Danach auf niedrigster Stufe oder nur mit der Restwärme des Herds abgedeckt 10-15 Min. fertig garen. Zum Schluss Salz, Kurkuma und einen Spritzer Zitronensaft hinzugeben.

Alternativ können Sie als ersten Schritt, die Linsen mit Zwiebeln und/oder Knoblauch andünsten und danach mit Wasser ablöschen und zum Kochen bringen.

Veganes Rezept für rote Linsen mit Gemüse

Zutaten (4 Personen): 300 g gekochte Linsen, 1 rote Zwiebel, 2 Knoblauchzehen, Stangensellerie, 1 Tomate, 1 Karotte, 4 Kartoffeln, Bratöl, Salz und Pfeffer; zum Garnieren: Rapsöl, 1 EL Salbei, 1 EL Thymian, 2 EL frische Petersilie, 2 EL Zitronensaft

Zubereitung: Kartoffeln säubern und zu kleinen mundgerechten Würfeln schneiden. In einer Pfanne kurz anrösten, mit ca. 4 EL Wasser ablöschen und abgedeckt auf geringer Hitze ca. 10-15 Min. dünsten. In der Zwischenzeit eine Zwiebel und Knoblauchzehen fein hacken, Stangensellerie in feinen Ringe schneiden, eine Tomate würfeln, eine Karotte fein schneiden oder raspeln und die Kräuter fein hacken. Nun den geräucherten Tofu würfeln und zu den Kartoffeln in die Pfanne geben und etwas Bratöl hinzufügen. Sobald Kartoffeln und Tofu leicht geröstet sind, alle anderen Zutaten ausser jene zum Garnieren hinzugeben. Auf 4 Teller verteilen und mit Kräutern, Zitronensaft und etwas Rapsöl anrichten.

Rapsöl ist gesünder als Olivenöl. Für eine gesunde Ernährung ist aber ein sparsamer Gebrauch oder sogar der Verzicht auf Öl zu empfehlen.

Veganes Rezept für Linsen-Austrich

Zutaten (ca. 250 g Aufstrich): 150 g gekochte rote Linsen, 1 Tomate, 4 getrocknete Tomaten, 1 TL Tomatenmark, 1 Zwiebel, 1 Knoblauchzehe, Rapsöl, 1/2 TL Paprikapulver, Kräuter der Provence, 1/2 TL Kreuzkümmel, 1/2 TL Kurkuma, 1 TL Zitronensaft, eine Prise Chiliflocken, Salz

Zubereitung: Zwiebel und Knoblauch mit etwas Wasser (1-2 EL) in einer Pfanne mit Deckel glasig dünsten. Danach alle Zutaten in einen Mixer geben und fein pürieren.

Vegane Rezepte mit gekochten roten Linsen finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
.

Einkauf - Lagerung

Rote und gelbe Linsen aus dem Supermarkt sind fast immer geschält. Ungeschälte rote Linsen haben eine dunklere Samenschale (braun, grau, violett, schwarz). Da die Namensgebung nicht strikt geregelt ist, kommt es oft zu Verwirrungen.

Gekochte rote Linsen sind ganzjährig in Konserven verfügbar, in Dosen sowie im Glas. Rohe getrocknete rote Linsen sind beinahe überall erhältlich. Bevorzugen Sie Linsen aus biologischem Anbau (siehe Tierschutz - Artenschutz). Gekochte rote Linsen finden Sie in den meisten grösseren Supermärkten wie Denn's Biomarkt, Alnatura, Coop, Migros, Spar, Rewe, Edeka, Billa und manchmal auch bei Denner, Volg, Aldi, Lidl oder Hofer.

Die Verfügbarkeit von gekochten roten Linsen ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Tipps zur Lagerung

Gekochte, konservierte Linsen im Glas oder in der Dose sind bei tiefen Temperaturen und Dunkelheit einige Jahre haltbar. Bei geöffneten Dosen-Konserven, die Linsen aus dem Metallgefäss herausnehmen, im Kühlschrank, z.B. in einem Glas abgepackt, aufbewahren und alsbald verbrauchen. Durch die leicht verfügbaren Nährstoffe in gekochten Linsen verderben sie schnell; bei Raumtemperatur meist schon nach wenigen Stunden. Achten Sie auf den Geruch der Linsen.

Im Kühlschrank halten gekochte Linsen bis zu 4 Tage in einem verschlossenen Behälter. Eingefroren bis zu 6 Monate. Linsen und auch andere Hülsenfrüchte kann man einwandfrei aufwärmen; das Wiederaufwärmen erhöht sogar den Gehalt an resistenter Stärke.15

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Gekochte Linsen haben einen Energiegehalt von 116 kcal/100g – sogar mehr Kalorien als die stärkereiche Kartoffel (87 kcal/100g). Proteine sind zu 9 g/100g enthalten; Kohlenhydrate zu 20 g/100g und Fett zu 0,38 g/100g. Eine Portion gekochter Linsen enthält 7,9 g Ballaststoffe, was etwa 30 % des täglichen Bedarfs deckt.6 Es können aber durchaus mehr Ballaststoffe enthalten sein: eine andere Untersuchung kam auf 15,9 g/100g.16 (Es gibt viele verschiedene Linsen-Sorten.)

Gekochte Linsen punkten bezüglich Nährwert weniger mit ihrem Vitamingehalt, sondern vielmehr mit ihren Aminosäuren und den komplexen Kohlenhydraten. Gekochte Linsen bieten 0,32 g/100g der essenzielle Aminosäure Threonin.6 In rohen Linsen ist zwar mehr enthalten, durch die Antinährstoffe in rohen Linsen kann man diese aber nicht gut aufnehmen. Dasselbe gilt für rohe Sojabohnen. Bärlauch (1,3 g /100g) oder rohe Erdnüsse (0,88 g/100g) sind z.B. gute Threonin-Lieferanten, die als Rohkost essbar sind.

Lysin ist mit 0,63 g/100g reichlich in gekochten Linsen vorhanden, ähnlich den gekochten Kichererbsen. Mehr dieser Aminosäure können Sie beispielsweise mit Tempeh (0,91 g/100g) aufnehmen.6

Unter den Mikronährstoffen ist nur das Folat als Folsäure-aktive Stoffgruppe mit 181 µg/100g nennenswert. 100 g gekochte Linsen decken fast 91 % des durchschnittlichen Tagesbedarfs an Folsäure.6 Dies ist vor allem für schwangere oder stillende Frauen bedeutsam, da ihr Folsäurebedarf erhöht ist. Mehr Vitamine liefern gekeimte Linsen. Weitergehende Informationen zu den Inhaltsstoffen entnehmen Sie bitte dem Eintrag Linsen, roh.

Die gesamten Inhaltsstoffe von gekochten Linsen, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Linsen sind generell sehr gesund, vor allem jene mit Schale. Aber es kommt auch auf die Verdauung an. Ist man sehr empfindlich, sind für den Einstieg geschälte Linsen angenehmer als jene mit Schale. Hat man sich etwas an die geschälten Linsen gewöhnt, kann man ungeschälte verwenden und die Menge nach und nach steigern. Linsen sind in der veganen Ernährung sehr beliebt. Ihr hoher Eiweiss-Anteil und ihre vielseitige Einsetzbarkeit können Fleischprodukte gut ersetzen. Ausserdem sorgen sie für eine konstante Energie.

Der hohe Gehalt an Ballaststoffen in Linsen führt zu einer langsameren Verdauung von Kohlenhydraten und somit zu einer niedrigeren glykämischen Reaktion. Dies ist besonders vorteilhaft für Patienten mit Diabetes mellitus oder für Personen, die prädiabetisch sind. Der hohe Protein- und Ballaststoffgehalt der Linsen verlangsamt die Verdauung. Daher haben Linsen einen niedrigen Glykämischen Index (GI=29) und geben kontinuierlich Energie.16,18

Der Verzehr von Linsen geht mit einem geringeren Risiko, am metabolischen Syndrom zu erkranken, einher. Das Syndrom ist eine Kombination mehrerer Faktoren, die das Risiko für Herzkrankheiten und Diabetes erhöht. Zu den Faktoren des metabolischen Syndroms zählen Bluthochdruck, ein hoher Insulinspiegel, Übergewicht (insbesondere im Bauchbereich), hohe Triglyzeridwerte und niedrige Werte des HDL oder hochdichten Lipoproteins, dem sogenannten "guten Cholesterin". Ein hoher Ballaststoffgehalt kann einen schützenden Effekt gegenüber diesem Syndrom haben. Neben den Ballaststoffen haben auch die enthaltene resistente Stärke und Oligosaccharide in Linsen cholesterinsenkende Wirkungen.18

Auch positive Effekte auf den Magen-Darm-Trakt konnten ForscherInnen beobachten. Der Verzehr von Linsen, insbesondere der unlöslichen Ballaststoffe, ist mit einem etwa 40 % geringeren Risiko für die Divertikelkrankheit verbunden. Die Ballaststoffe in Linsen dienen zudem als Präbiotika und helfen allgemein Verdauungskrankheiten vorzubeugen. Sie können die Darmfunktion regulieren und die Struktur und Aktivitäten der Darmmikrobiota modulieren, was das Wachstum probiotischer Bakterien stimuliert.17,18

Eine gross angelegte Studie mit 90'534 Frauen ergab, dass ein hoher Ballaststoffverzehr in jungen Erwachsenenjahren das Risiko für Brustkrebs reduziert. Neben den Ballaststoffen scheinen auch die besonderen Kohlenhydrate in den Linsen, die resistente Stärke und Oligosaccharide, eine antitumorale Wirkung zu haben.18

Eine erhöhte Aufnahme von pflanzlichem Protein, statt tierischem, ist mit einer Reduzierung von sowohl kardiovaskulär bedingten Todesfällen als auch der Gesamtsterblichkeit verbunden. Daher empfehlen Gesundheitsbehörden, Hülsenfrüchte, wie die Linse, in den Speiseplan aufzunehmen.19

Der Gehalt an essenziellen Aminosäuren (EAA) in Linsenproteinen ist vergleichbar mit dem von Milchproteinen. Der EAA-Gehalt in Linsenproteinen (mit Ausnahme der Aminosäuren Cystein und Methionin) deckt die empfohlene tägliche Zufuhr für gesunde Erwachsene (laut der FAO und WHO).18

Bioaktive Peptide, ein weiterer funktioneller Bestandteil in Linsen, besitzen gesundheitsfördernde Eigenschaften, wie die Verringerung von Entzündungen sowie die Unterstützung des Immunsystems.18

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von gekochten Linsen kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen. Gekochte Linsen enthalten u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:18

  • Isoprenoide: Saponine, Phytosterole, Carotinoide
  • Polyphenole: Phenolsäuren (Catechin, Epicatechin, Gallussäure, Hydroxyzimtsäuren, Hydroxybenzoesäuren und ihre Derivate), Flavonoide (Flavonole, Flavan-3-ols), Tannine (Kaempferol Glycoside, Catechin, Quercetin Diglycoside, Epicatechin, Prodelphinidin Dimer und Digallate Procyanidin)
  • Protease-Inhibitoren: Phytinsäure, Lektine

Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in gekochten Linsen abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.

Die sekundären Pflanzenstoffe in Linsen haben verschiedene gesundheitliche Wirkungen, die sich auf unterschiedliche Krankheitsbilder auswirken:

Linsen enthalten eine Vielzahl von Polyphenolen, darunter Flavonoide, Phenolsäuren und Tannine, die antioxidative Eigenschaften besitzen. Diese Antioxidantien können helfen, den Blutdruck zu senken und die Cholesterinwerte zu verbessern, was das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringert. Insbesondere die Fähigkeit von Linsen, Angiotensin-I-konvertierendes Enzym (ACE) zu hemmen, trägt zur Senkung des Blutdrucks bei und unterstützt die Herzgesundheit.18

Die in Linsen enthaltenen Polyphenole, wie Flavonoide und Phenolsäuren, haben antioxidative und entzündungshemmende Wirkungen, die zur Verbesserung der Insulinempfindlichkeit beitragen können. Dies hilft, den Blutzuckerspiegel zu regulieren und das Risiko von Typ-2-Diabetes zu senken.18

Linsen sind reich an Antioxidantien, die freie Radikale neutralisieren und so das Risiko von Zellschäden und Krebs verringern können. Studien haben gezeigt, dass der Verzehr von Linsen das Risiko von Brustkrebs bei Frauen senken kann. Die antioxidativen Eigenschaften der Polyphenole in Linsen tragen dazu bei, das Wachstum von Krebszellen zu hemmen und die Ausbreitung von Tumoren zu verhindern.18

Die Polyphenole in Linsen, wie Flavonoide und Phenolsäuren, haben entzündungshemmende Eigenschaften, die helfen können, chronische Entzündungen zu reduzieren. Entzündungsbedingte Krankheiten können eine breite Palette von Erkrankungen umfassen, verursacht oder beeinflusst durch Entzündungsprozesse im Körper (z.B. Arthritis).

Linsen enthalten eine Vielzahl von Anti-Nährstoffen (ANFs), wie Lektine, Trypsin-Inhibitoren, Phytate, Saponine und Oligosaccharide, die die Funktion von Verdauungsenzymen beeinträchtigen oder essenzielle Nährstoffe binden und somit deren Verfügbarkeit für die Verdauung verringern können. Diese ANFs können die Proteinverdaulichkeit und Nährstoffaufnahme reduzieren, weshalb geeignete Koch- und Verarbeitungstechniken erforderlich sind, um diese Verbindungen signifikant zu reduzieren oder zu eliminieren. Eine Studie aus dem Jahr 2021 konnte zeigen, dass nach dem Kochen der Linsen keine aktiven Lektine mehr in den Linsen enthalten sind.20

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

In roher Form sind Linsen ungeniessbar, da sie sogar giftige Inhaltsstoffe bzw. Anti-Nährstoffe (z.B. Lektine) enthalten, kommt es zu erheblicher Verdauungsbeschwerden.13 Mehr Informationen dazu finden Sie HIER. ANF (Anti-Nährstoffe) sind nicht-nutritive oder toxische Verbindungen, die die Nährstoffaufnahme behindern und weitere schädliche Effekte verursachen können. Der Verzehr roher Hülsenfrüchte (Samen, Mehle) führt zu Symptomen wie Hämagglutination, Blähungen, Erbrechen, Durchfall und einer Vergrösserung der Bauchspeicheldrüse.19,20 Die ANFs lassen sich durch Kochprozesse verringern und unschädlich machen. Wie viel der Anti-Nährstoffe noch in gekochten Linsen enthalten sind, konnten wir leider nicht herausfinden.

Hülsenfrüchte verursachen Blähungen. Dafür verantwortlich sind Zuckerarten, welche der Dünndarm nicht spalten kann, weil die Enzyme dafür fehlen.21 Im Dickdarm vergären Bakterien diese Stoffe, wobei Gase entstehen können. Allerdings sind Linsen für viele Personen die bekömmlichsten Hülsenfrüchte.

Linsen haben für pflanzliche Lebensmittel einen hohen Anteil an Purinen: Man empfiehlt Menschen mit einem erhöhten Harnsäurespiegel oder Gichterscheinungen, purinreiche Nahrungsmittel zu vermeiden. Dies gilt hauptsächlich für tierische, purinhaltige Lebensmittel. Pflanzliche Lebensmittel kann man massvoll und mit Genuss verzehren. In einer recht alten, aber grossen Studie aus dem Jahr 2004 zeigte sich bei Männern, die viel Fleisch konsumierten, ein erhöhtes Auftreten von Gicht; Milchprodukte führten zu einem gegenteiligen Effekt. Pflanzliches Purin zeigte keinen Effekt auf die Entstehung von Gicht.8

Die Symptome bei allergischen Personen nach dem Verzehr von Linsen reichen von relativ milden Beschwerden, wie dem oralen Allergiesyndrom*, bis hin zu schweren Symptomen, die eine Notfallbehandlung erfordern, wie Anaphylaxie oder Asthma. Wie bei den meisten allergenen Lebensmitteln sind Urtikaria (Nesselausschlag) und andere Hautreaktionen die häufigsten Symptome. Eine Linsenallergie ist oft mit Allergien gegen andere Hülsenfrüchte verbunden, wobei über 50 % der Linsenallergiker auch auf Kichererbsen und Erbsen reagieren.22

*direkt nach Verzehr oder spätestens nach 5 Minuten kommt es zu Juckreiz an Lippen, Zunge, Gaumen, im Ohr oder Rachen

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

In der Regel sind Linsen ein sehr ressourcenschonendes Lebensmittel mit einem kleinen ökologischen Fussabdruck. Mehr dazu unter der Zutat rohe rote Linsen. Natürlich kommt es stark auf die Anbauregion und Anbaumethoden an (z.B. konventionell oder biologisch).

Einer Berechnung vom Institut für Energie - und Umweltforschung Heidelberg aus dem Jahr 2020 kam für gekochte Linsen in der Dose auf einen CO2-Fussabdruck von 1,7 kg CO2eq/kg. In dieser Untersuchung ergab sich der gleiche Fussabdruck für getrocknete Bio-Linsen. Passierte Tomaten im Verbundkarton kamen auf 1,6 und in der Dose 1,8; Bohnen in der Dose hatten 1,3 kg CO2eq/kg, Tofu verursachte nur 1 kg CO2eq/kg und Eier kamen auf 3 kg CO2eq/kg.24

Der Wasser-Fussabdruck von Linsen liegt bei 5874 l/kg und ist durchaus mit dem von tierischen Eiweissprodukten vergleichbar.3 Die Produktion von einem Liter Milch erfordert im globalen Durchschnitt 1024 l Wasser, während Eier 3265 l/kg und Rindfleisch sogar 15'415 l/kg benötigen. Im Vergleich zum Kalorien- und Proteingehalt sind Hülsenfrüchte jedoch in der Produktion wassersparender.9

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Tierschutz - Artenschutz

Bevorzugen Sie kontrolliert biologisch angebaute Linsen. Der übermässige Einsatz von Herbiziden hat zur Entwicklung resistenter Unkräuter und zu unbeabsichtigten negativen Auswirkungen auf andere Organismen geführt: einer Abnahme der Biodiversität, Bodenerosion und Gesundheitsproblemen beim Menschen.10

Weltweites Vorkommen - Anbau

Die Linse ist eine der wichtigsten Hülsenfrüchte. In verschiedenen Regionen kultiviert und konsumiert man Linsen, neben Europa auch in Nord- und Südamerika, Asien, Afrika und Ozeanien. In den letzten zwei Jahrzehnten (2001–2020) stieg die weltweite Linsenproduktion um 107 %, von 3,15 auf 6,54 Millionen Tonnen. Kanada führt die linsenproduzierenden Länder an (44 % der weltweiten Produktion), gefolgt von Indien (18 %) und Australien (8 %).14,16

Die Geschichte der Linse ist so alt wie die Landwirtschaft selbst. Die verkohlten Überreste von Linsen, die auf 11'000 v. Chr. datiert sind und aus der Höhle von Franchthiin in Griechenland stammen, sind bisher die ältesten bekannten Funde.2

Archäologische Funde deuten auf den Anbau von Linsen in verschiedenen Regionen der Welt hin; in Griechenland, in Syrien, im Iran, in der Türkei, in Mazedonien, Ägypten, Jordanien und im Irak. Obwohl Linsen in verschiedenen Regionen vorkamen, nehmen Historiker an, dass ihr Ursprung tatsächlich in Zentralasien und dem Nahen Osten liegt und sie sich von dort aus nach Europa, Afrika und später auch nach Lateinamerika verbreiteten.4

Anbau - Ernte

Linsen sind Leguminosen, die mithilfe von Knöllchenbakterien im Boden Stickstoff aus der Luft binden. Diese Bakterien kommen in der Regel in den meisten Böden vor, insbesondere in Böden, die Leguminosen wie Erbsen, Bohnen und Klee enthalten. In einigen Fällen kann es jedoch vorteilhaft sein, Böden gezielt mit Knöllchenbakterien zu impfen; insbesondere wenn der Boden arm an Bakterien ist.

Zudem sind Linsen sehr anspruchslos und der Anbau gelingt auch auf mergeligen, sandigen, kalkhaltigen und lockeren Lehmböden, die auch ziemlich flachgründig sein können. Sie gelten als konkurrenzschwach, weshalb für einen erfolgreichen Linsen-Anbau die Unkrautregulierung entscheidend ist. Je nach Klima und Boden gibt es aber auch Mischkulturen mit z.B. Hafer oder Gerste. Linsen sind in Europa noch ein Nischenprodukt und eher im ökologischen Landbau verbreitet.11

Man erntet Linsen mit einem Mähdrescher, wobei der Erntezeitpunkt schwierig zu bestimmen ist, da Linsen sehr unregelmässig abreifen (von unten nach oben). Deshalb ist fast immer eine anschliessende Trocknung der geernteten Linsen notwendig.

Ein Grossteil auf dem Markt erhältlicher Linsen stammt aus der kanadischen Provinz Saskatchewan, wo Landwirte hauptsächlich herbizidresistente Sorten konventionell anbauen. Ohne den Einsatz von Pestiziden steigen die Produktionskosten deutlich, da Unkräuter und Krankheiten die Ernteerträge mindern. Diese Abhängigkeit von einer einzigen Züchtung verdrängt jedoch zunehmend scheinbar teurere Bio-Alternativen und birgt Risiken. Dr. Vandana Shiva warnt in ihrem Buch "Pulse of Life: The Rich Biodiversity of Edible Legumes", dass Einheitlichkeit ein Rezept für Misserfolg ist und Vielfalt in der Landwirtschaft unerlässlich bleibt.12,25

Im Jahr 2020 erreichte die globale Linsenproduktion mit 6,54 Millionen Tonnen ihren Höhepunkt, ging jedoch im Jahr 2021 signifikant auf 5,59 Millionen Tonnen zurück. Linsen finden sich in über 45 Ländern am Acker, wobei die Top 10 Länder etwa 95 % der weltweiten Produktion ausmachen.4 Kanada, Indien und Australien sind die Top 3.16

Die vor der Ernte durchgeführte Bewirtschaftung der Kulturen, einschliesslich des Einsatzes von Chemikalien zur gleichmässigen Abreife und Herbiziden, beeinflusst die Qualität der Linsen erheblich. Industrieländer wie Kanada, Australien und die USA verwenden diese Praktiken häufig, um eine gleichmässige Reife und maximale Erträge zu gewährleisten.4

Landwirtinnen und Landwirte trocknen Linsen in der Regel auf einen Feuchtigkeitsgehalt von 13 bis 14 %, bevor sie diese nach der Ernte lagern.4

Das Schälen ist eine gängige Methode zur Verarbeitung von gespaltenen oder Dhal-Linsen. Dazu weicht man in die Linsen in Wasser ein. So löst sich die Schale leichter.4

In kleinen Massstäben gestaltet sich der Anbau von Linsen in der Regel einfach. Ideale Bedingungen bieten sandige oder kiesige Böden; Düngung oder Kompost sind nicht erforderlich. Linsen bevorzugen trockenes Wetter, besonders zur Erntezeit. Eine windige, sonnige Lage sorgt dafür, dass die Pflanzen nach Regen schneller abtrocknen. Die im April gesäten Linsen benötigen kein Angiessen. Für die Pflanzen können Sie etwa 40 cm lange Holzstäbchen oder kleine Äste als Rankhilfe verwenden. Im Sommer müssen Sie (meist) nicht giessen, und auch die Unkrautarbeit hält sich in Grenzen. Zeitintensiv ist die Ernte Ende Juli. Sie können jede Hülse von Hand einzeln ernten in mehreren Erntegängen (Abstände von 10 Tagen) oder Sie ernten Anfang August die gesamte Pflanze und dreschen diese.7

Die Linse ist in milderen Regionen als Winterfrucht kultivierbar; sie verträgt Temperaturen bis -9 °C. Bei 4-5 °C keimt sie.23

Weiterführende Informationen

Die Küchen-Linse (Lens culinaris) zählt zur Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Als einjährige krautige Pflanze wächst sie 20-76 cm hoch.4

Alternative Namen

In der Botanik sind Linsen auch unter den wissenschaftlichen Synonymen Lens esculenta Moench und Ervum lens L. bekannt. Vom zweiten Namen leitet sich wahrscheinlich der deutsche Alternativname 'Erve' ab.1

Manchmal findet man auch die Bezeichnung Masoor Dal; vor allem im Kontext von indischen Rezepten.

Im Englischen heissen Linsen lentils.

Literaturverzeichnis - 25 Quellen

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Ahmed J, Siddiq M, Uebersax MA. Lentils: Production, Processing Technologies, Products and Nutritional Profile. Hoboken, NJ: Wiley; 2023:3-13.

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USDA United States Department of Agriculture. Lentils, mature seeds, cooked, boiled, without salt.

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Heistinger A, Noah VA. Handbuch Bio-Gemüse: Sortenvielfalt für den eigenen Garten. Löwenzahn Verlag; 2020:220-223.

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Choi HK et al. Purine-rich Foods, Dairy and Protein Intake, and the Risk of Gout in Men. N Engl J Med. 2004;350(11).

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Ebel R, Menalled F (Hrsg.). Agroecology of Edible Weeds and Non-Crop Plants: Ecology and Socioeconomic Potential of the Associated Plant Biodiversity. [E-Book]. 1st Edition. Elsevier; 2024:xxxi.

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bioaktuell ch: Anbau von Biolinsen. Erfahrungen in der Schweiz.

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USDA. Food Safety and Inspection Service. Shelf-Stable Food Safety.

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AGES Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit. Hülsenfrucht im Fokus - Linse. 2023.

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25.

Shiva V, Goburdhun M, Balsavar R. Pulse of Life: The Rich Biodiversity of Edible Legumes. 1. Auflage. New Delhi: Navdanya/RFSTE, 2016:6.

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