Inhaltsverzeichnis
Radicchio (Cichorium intybus var. foliosum) ist eine Kulturform der Gemeinen Wegwarte (Zichorie). Insbesondere roh und in Bio-Qualität ist Radicchio sehr gesund.
Verwendung in der Küche
Radicchio verleiht mit seiner kräftigen, violett-roten Farbe jedem Gericht eine optische Frische. Kann man Radicchio roh essen? Ja, der Salat ist als Rohkost geniessbar, beispielsweise mit Quinoa und Fenchel. Der herbwürzige, rote Salat hat einen leicht bitteren Geschmack. Er harmoniert daher hervorragend mit süsseren Zutaten wie Orangen, Äpfeln oder Honig-Dressings. Auch andere Salate (Römersalat, Eisbergsalat, Feldsalat), Salatgurken, Radieschen und Frühlingszwiebel schmecken mit den weiss-violetten Salatblättern. Walnüsse oder Hanfsamen reichern einen Radicchio-Salat zusätzlich mit wertvollen Inhaltsstoffen an. Dazu passt ein Ölfreies Salatdressing mit Walnüssen oder Avocados.
Für die Zubereitung sortieren Sie zunächst die welken Blätter aus, denn diese haben viel Aroma verloren.
In der Regel schmecken die äusseren Blätter etwas bitterer als die inneren.20 Wenn Ihnen der bittere Geschmack zu stark ist, entfernen Sie mit einem Küchenmesser den Strunk, der besonders viele Bitterstoffe enthält. Im Anschluss können Sie die Blätter einzeln abtrennen, bei Bedarf die bitteren, weissen Blattrippen ebenfalls entfernen und gründlich waschen. Sind die Blätter trotzdem noch zu bitter, können Sie den Radicchio nach dem Schneiden abermals waschen, um mehr Bitterstoffe zu entfernen.11 Obwohl die Bitterkeit hauptsächlich genetisch beeinflusst ist, entscheiden auch Umweltfaktoren über den Geschmack. So sind etwa kleinere Pflanzen in der Regel weniger bitter.9 Im Kapitel 'Sekundäre Pflanzenstoffe' erfahren Sie, warum Sie sich aber über die Bitterstoffe im Radicchio sehr wohl freuen können.
Veganes Rezept für gefüllte Radicchio-Blätter
Zutaten (für 1 Person): 2 grosse, rohe Blätter eines Radicchio Rosso (bio), 1 säuerlicher Apfel, 1 kleine Mandarine, 1 EL Sojajoghurt, ½ Limette, 1 TL Sonnenblumenkerne, ¼ Bund frischer Schnittlauch, 1 Prise Salz, 1 Prise Pfeffer.
Zubereitung: Mandarine schälen, Fruchtfilets herauslösen und klein schneiden. Den Apfel schälen, entkernen und in kleine Würfel schneiden. Apfel- und Mandarinen-Stücke gemeinsam mit dem Sojajoghurt in einer Schüssel mischen. Die halbe Limette auspressen und den Saft unter die Joghurt-Frucht-Mischung geben. Diese Mischung mit Salz und Pfeffer abschmecken. Danach Schnittlauch waschen und in feine Ringe schneiden. Die Radicchio-Blätter waschen und mit der Joghurtmischung befüllen. Die veganen gefüllten Radicchio-Blätter mit Sonnenblumenkernen und Schnittlauch bestreuen und servieren.
Vegane Rezepte mit Radicchio finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".
Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen: Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler. |
Einkauf - Lagerung
Roter Radicchio ist ganzjährig erhältlich in Supermärkten wie z.B. Migros, Coop, Rewe, Edeka, Spar oder Billa. Einige Grossverteiler wie Denner, Volg, Aldi, Lidl und Hofer führen Radicchio nur selten im Angebot, aber stattdessen seinen nahen Verwandten, den Chicorée. Radicchio in Bio-Qualität können Sie in Reformhäusern, Bioläden und Bio-Supermärkten (z.B. Denn's Biomarkt, Alnatura) erwerben.
Achten Sie beim Einkauf auf eine satte rote Farbe, geschlossene Köpfe ohne Risse und weiche Stellen. Auch frische, knackige Blätter, ein heller weisser Strunk und weisse Blattadern weisen auf die Frische des roten Radicchio hin.
Es gibt verschiedene kopfbildende Zichorien-Salate, sprich Radicchio-Sorten. Unter anderem gibt es 'Palla Rossa', ein klassischer roter Kopfsalat mit weissen Rippen, der nicht winterhart ist. 'Rosso di Verona' hat einen lockeren Kopf und steht den Winter über am Feld. Für die Herbsternte eignet sich der länglich geformte 'Rosso di Treviso', auch 'Radicchio Trevisano' genannt. Ebenfalls im Herbst erhältlich ist die dekorative Sorte 'Variegato di Castelfranco'; die Blätter sind gelbgrün und im Inneren cremeweiss mit roter Zeichnung.20
Saison hat der Radicchio also je nach Sorte ab Herbst bis ins Frühjahr.
Die Verfügbarkeit von Radicchio ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.
Tipps zur Lagerung
Schlagen Sie Radicchio nach dem Kauf in ein feuchtes Tuch ein, dann hält er sich bis zu einer Woche im Kühlschrank. Alternativ können Sie den Radicchio auch schneiden, waschen, mit einer Salatschleuder trocknen und luftdicht abpacken. So im Kühlschrank gelagert hält er noch etwas länger.
Wenn Sie Radicchio im eigenen Garten anbauen, können Sie auch nur einzelne Blätter ernten und den Rest des Salats im Beet stehen lassen. Damit ersparen Sie sich die Lagerung.
Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien
Radicchio enthält roh 23 kcal/100g und besteht zu 93 % aus Wasser. Mit 1,4 g Eiweiss pro 100 g ist der Proteingehalt in diesem Blattgemüse sehr gering. Fett ist mit 0,25 g/100g ebenfalls kaum vorhanden. Der Radicchio besteht laut USDA zu ca. 4,5 g/100g aus Kohlenhydraten.2 Der Kohlenhydratgehalt in den verschiedenen Teilen der Chicorée-Pflanze nimmt in folgender Reihenfolge ab: Wurzel (70–91 %) > Blatt (38–72 %) > Samen (32 –35 %).5
Der Anteil an Vitamin K macht bei einer Aufnahme von 100 g Radicchio rund 340 % des Tagesbedarfs aus. Den Gehalt von 255 µg/100g kann man mit demjenigen von Echter Brunnenkresse (250 µg/100g) und Endivie (231 µg/100g) vergleichen. Noch mehr Vitamin K hat Mangold (830 µg/100g).2
Die in 100 g enthaltenen 60 µg Folat (Folsäure) decken den Tagesbedarf zu 30 % ab. Vergleichbare Werte erzielen Weisskohl (57 µg/100g) und Rosenkohl (61 µg/100g). Das mehr als Zehnfache an Folsäure enthalten Mungbohnen (625 µg/100g).2 Folat ist ein Hitze-sensitives Vitamin. Es kann daher bei geringer Erwärmung zu signifikanten Einbussen kommen, sodass der tatsächliche Anteil an Folat (Folsäure) nach der Zubereitung tiefer ausfällt als im rohen Zustand.
Vitamin E ist zu 2,3 mg/100g enthalten und macht damit 19 % des Tagesbedarfs aus. Dieser Wert ist vergleichbar mit dem von Spinat (2 mg/100g) und Avocados (2,1 mg/100g). Sonnenblumenkerne (35 mg/100g) enthalten sehr viel Vitamin E.2
Je nach Quelle ist der Vitamin-C-Gehalt unterschiedlich. Wir zeigen einen Wert von 8 mg/100g, was ca. 10 % des Tagesbedarfs ausmacht.2 Eine Vergleichsstudie zeigt, dass wilder Chicorée fast doppelt so viel Vitamin C enthält wie die Kultursorte Cichorium intybus var. foliosum 'Zuccherina di Trieste': 6,52 mg/100g gegenüber 3,93 mg/100g. Der Vitamin-C-Gehalt in wildem Chicorée übersteigt zudem den Gehalt anderer Blattkulturen, wie Ampfer (Breitblättriger Ampfer: 3,76 mg/100g, Krauser Ampfer: 4,18 mg/100g) und Mangold mit 1,16 mg/100g.28
Die gesamten Inhaltsstoffe von Radicchio, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.
Wirkungen auf die Gesundheit
Studien zu den bioaktiven Komponenten in Radicchio (Cichorium intybus var. foliosum) sind selten.5 Häufiger beziehen sich Studien auf die gesundheitlichen Wirkungen der Wildform Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus L.).28
Ballaststoffe erfüllen wichtige Funktionen im menschlichen Körper, u.a. senken sie das Risiko für Herzerkrankungen, tragen zur Reduktion des Cholesterinspiegels bei, verringern das Risiko für Stoffwechselstörungen und helfen bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels. Der Ballaststoffgehalt von Chicorée übersteigt mit 2,2 % den Wert verschiedener grüner und violettfarbiger Blattsalate (0,48 %) sowie des Eisbergsalats (1,2 %).12
Neben den Vitaminen und Ballaststoffen bietet Cichorium intybus das wasserlösliche Polysaccharid Inulin aus der Gruppe der Fructane, das hauptsächlich in der Wurzel vorkommt. Vor allem die Pfahlwurzel des Chicorée (Belgische Endivie), die auch zur Varietät Cichorium intybus var. foliosum zählt, ist reich an Inulin. Chicorée-Wurzel (11–20 g/100g) enthält eine ähnliche oder sogar höhere Menge an Inulin im Vergleich zu anderen inulinreichen Pflanzen: Gerstenkörner (18–20 g/100g) und Topinambur-Knollen (12–19 g/100g). Inulin wirkt prebiotisch, antioxidativ, blutzucker- und cholesterinsenkend und reduziert zudem das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken.5,12
Sekundäre Pflanzenstoffe
Viele gesundheitliche Wirkungen von Radicchio kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.
Radicchio enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:4,5,12
- Isoprenoide: Sesquiterpene: Sesquiterpenlactone (Crepidiasid A, Lactucin, Lactucopicrin, Guaianolid-Glycoside, Sonchusid C); Carotinoide: Carotine (Beta-Carotin, Lutein), Xanthophylle (Beta-Cryptoxanthin)
- Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoesäuren (Protocatechinsäure, p-Hydroxybenzoesäure, Isovanillinsäure, Vanillinsäure), Hydroxyzimtsäuren (Cichoriensäure, Kaffeesäure, Ferulasäure, Caftarinsäure, Kaffeoylchinasäure, Chlorogensäure, Isochlorogensäure, p-Cumarsäure); Flavonoide: Flavonole (Quercetin-, Myricetin-, Kaempferol-Derivate), Flavanole (Catechin, Epicatechin), Flavone (Luteolin, Apigenin), Anthocyane (Cyanidin); Catechole (Catechol), Tannine (Ellagsäure)
- Weitere organische Verbindungen: Hydroxycarbonsäuren (Apfelsäure, Chinasäure), Cumarine (Aesculetin, Aesculin)
Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Radicchio abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.
Blattextrakte von Cichorium intybus wirken als starke Antioxidantien, insbesondere im menschlichen Plasma. Viele degenerative Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, wie Darmkrebs oder entzündliche Darmerkrankungen, stehen mit einem anhaltenden oxidativen Stress in Verbindung. Dieser entsteht durch ein Ungleichgewicht zwischen der Produktion reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) und den antioxidativen Abwehrmechanismen der Zellen auf Ebene des Darmepithels.12 Frische Blätter der Kultursorte zeigen in einer Vergleichstudie deutlich stärkere antioxidative Aktivität im Vergleich zu den frischen Blättern der Wildform.27
Roter Chicorée, insbesondere die Sorte 'Treviso', enthält hohe Mengen an Anthocyan-Pigmenten, die massgeblich für das antioxidative Potenzial verantwortlich sind.4 Diese Anthocyane interagieren mit Inulin und tragen zum Schutz der Darmschleimhaut bei. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Studien, die positive Effekte des roten Chicorées auf das kardiovaskuläre Risiko und die Krebsprävention beschreiben.4,12
Chicorée-Blatt-Extrakte spielen aufgrund ihres hohen Gehalts an Cichorien- und Chlorogensäuren eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Diabetes. Ihre Verabreichung an diabetische Ratten bewirkte eine Senkung des erhöhten Blutzuckerspiegels und eine Verbesserung der Glukosetoleranz. Darüber hinaus regulierte Cichoriensäure die Insulinresistenz und milderte chronische Entzündungsreaktionen in Leberkrebszellen. Chicorée-Extrakte aus Wurzeln und Samen zeigen in Tierstudien Verbesserungen auf Leberfunktionen, darunter bei nicht alkoholischer Fettleber und Zirrhose. Weitere klinische Studien am Menschen sind erforderlich, um diese vielversprechenden Effekte zu bestätigen.5,12
Die Wurzel von Cichorium intybus enthält auch bitter schmeckende Sesquiterpenlactone, die den Appetit anregen und die Verdauung fördern. Diese löslichen Verbindungen kommen vor allem im Milchsaft (Latex) der Pflanze vor. Studien belegen, dass die Menge der Sesquiterpenlactone in Chicorée-Blättern je nach Sorte und Wachstumsphase variiert. Chicorée enthält mit rund 38–50 mg/100g mehr Sesquiterpenlactone als Endivie (13–21 mg/100mg).5 Sesquiterpenlactone zeigen zahlreiche weitere biologische Aktivitäten, darunter leukämiehemmende, antimalariale und beruhigende Wirkungen.5
Verschiedene Studien beschreiben eine antimikrobielle Wirkung von Extrakten aus Chicorée-Wurzel, Blättern und Samen. Chicorée-Wurzel-Extrakte hemmen Gram-positive und Gram-negative Bakterien sowie Hefen und Schimmelpilze wie Aspergillus niger. Chicorée-Blätter-Extrakte wirken antibakteriell gegen Escherichia coli und Pseudomonas aeruginosa. Sesquiterpenlactone aus Chicorée-Blättern zeigen zudem antiparasitäre und anthelmintische (wurmhemmende) Effekte gegen bestimmte Parasiten.5
Ein wässriger Chicorée-Blatt-Extrakt, der reich an Inulin und Flavonoiden ist, zeigte eine knochenprotektive Wirkung bei Ratten mit Glucocorticoid-induzierter Osteoporose. Diese Wirkung war stärker als die von Petersilie und Basilikum.5 Das Cumarin Aesculin wirkt entzündungshemmend und mildert die Auswirkungen der Inhalation von groben städtischen Partikeln u.a. bei Lungenentzündungen. Aesculetin unterstützt das Blutkreislauf- und das Immunsystem.12
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Wie auch bei anderen Gemüsesorten kann es beim Radicchio zu Einlagerungen von Nitrat kommen. Er nimmt Nitrat beim Wachsen aus dem Boden auf und lagert es in seinen Blättern ein. Der Nitratgehalt ist stark abhängig von der Sorte, dem Erntezeitpunkt und der Anbaumethode. Die in der hier zitierten Studie untersuchten Salate enthielten aber weit weniger Nitrat als die von der EU festgelegten erlaubten Maximalwerten.21
Allergien auf Cichorium intybus sind sehr selten.6
Verwendung als anerkannte Heilpflanze
Die Wurzel der Gemeinen Wegwarte (Cichorium intybus), die Wildform des Radicchios, ist ein anerkanntes Heilmittel.3 Anders als die Gemeine Wegwarte ist die Zuchtform der Zichorie keine anerkannte Heilpflanze mit medizinischen Anwendungen.10
Volksmedizin - Naturheilkunde
Medizinische Pflanzen werden seit Jahrhunderten verwendet, und viele Kulturen verlassen sich noch immer auf traditionelle Heilpflanzen für ihre Gesundheitsversorgung. Cichorium intybus hat eine lange Geschichte in der traditionellen Medizin; z.B. zur Wundheilung in der Türkei oder als Tee gegen Gelbsucht in Südafrika. In Europa kommt die Wurzel traditionell zur Linderung leichter Verdauungsbeschwerden und Appetitlosigkeit zum Einsatz. Zudem enthält die Wurzel Antimalaria-Wirkstoffe. Verschiedene Pflanzenteile setzt man weltweit zur traditionellen Behandlung von Lebererkrankungen ein,10 sowie zur Unterstützung der Gallenblasenfunktion.5
Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Der CO2-Fussabdruck von Chicorée (die gleiche Art wie Radicchio) ist mit 0,5 kg CO2eq/kg gering.26 Eine schwedische Berechnung kam für Endivie (gehört zur gleichen Gattung) auf 0,13 kg CO2eq/kg, für Chicorée auf 0,41 kg CO2eq/kg.22 Damit kann man Radicchio mit Feldsalat oder Spinat vergleichen. Einen grossen Fussabdruck haben beispielsweise mit dem Flugzeug importiertes Gemüse und Obst, sowie tierische Produkte. Eine nach Deutschland, mit dem Flugzeug, importierte Ananas kommt auf 15,1 kg CO2eq/kg und Bio-Butter auf 11,5 kg CO2eq/kg.19
Genaueres zum Wasserfussabdruck fanden wir nur über einen kleinen Umweg: In einer Studie der Universität Florenz versuchten ForscherInnen einen Teil des Wassers mit Meerwasser auszutauschen, um die Effekte auf die Pflanze (Cichorium intybus var. silvestre) zu studieren. Zudem verglichen Sie den Wasserfussabdruck verschiedener Anbausysteme: bodenloser Anbau (Hydrokultur) vs. konventioneller Anbau im Boden. Die Versuche mit Salzwasser fanden an Chicorée in Töpfen sowie in der Hydrokultur statt. Den niedrigsten Wasserfussabdruck erreichten sie mit dem Salzwasser-Hydrokultur-System (30,7 l/kg), gefolgt von der konventionellen Hydrokultur mit 43,5 l/kg, der konventionellen Methode in Töpfen und am Feld (134,4 l/kg) und in Töpfen mit Salzwasser (246,1 l/kg).23
In der Regel hat Gemüse einen guten Wasserfussabdruck – im globalen Durchschnitt in etwa 322 l/kg. Einen kleineren Fussabdruck haben Karotten (195 l/kg), einen viel grösseren haben z.B. Mandeln (8047 l/kg). Setzt man den Wasserfussabdruck in Verhältnis zu den enthaltenen Kalorien, steht Gemüse mit 1,34 l/kcal immer noch ausgezeichnet da; Rindfleisch beispielsweise braucht 10,19 l/kcal.27,16
In einer Studie von GLOBAL2000 zum Thema Pestizidbelastung enthielten 93 % der Gemüseproben Rückstände von 226 Pestizidwirkstoffen.24 Zwar sind auch im Bio-Landbau Spritzmittel erlaubt (biologische!), diese natürlichen Wirkstoffe haben aber ein deutlich geringeres Gefährdungspotenzial als die im konventionellen Landbau erlaubten chemisch-synthetischen Pestizide.25
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Tierschutz - Artenschutz
Die biologische Vielfalt nimmt ab. Insektenpopulationen, die wichtige Ökosystemleistungen wie Bestäubung von Blüten und Schädlingsbekämpfung bieten, schrumpfen drastisch. Der Einsatz von Pestiziden trägt dazu bei.24,25 Indem Sie Radicchio aus ressourcenschonenden und ökologisch verträglichen Produktionsstätten konsumieren, schützen Sie die Artenvielfalt.
Weltweites Vorkommen - Anbau
Die Radicchio-Untergruppe stammt aus Italien und umfasst Sorten mit verschiedenen Blattfarben (grün, blond und rot).1 Die Hauptanbauregion von Radicchio findet sich in Nordostitalien, insbesondere in der Region Venetien.13
Wild zu finden
Die wilde nahe Verwandte namens Wegwarte (Cichorium intybus) findet sich in Ruderalgesellschaften, Acker- und Gartenunkrautgesellschaften wieder.15
Anbau im Garten
Um Radicchio im eigenen Garten anzubauen, sollte man zunächst beachten, dass diese Pflanze kälteempfindlich in der Keimphase ist und Sie die Pflänzchen daher in den kälteren Klimazonen drinnen oder unter Glas vorziehen müssen. Die besten Aussaatzeiten sind von Mitte März bis Ende Mai. Radicchio benötigt einen sonnigen bis halbschattigen Standort mit tiefgründigem, lockerem und humusreichem Boden, der gut durchlässig ist. Wichtig ist, dass der Boden nicht zu feucht ist, um Fäulnis zu vermeiden. Setzen Sie die Pflanzen in einen Abstand von 25 bis 30 cm. In der Wachstumsphase braucht Radicchio regelmässige Wassergaben, vor allem im Sommer, aber keine übermässige Düngung. Die Ernte erfolgt in der Regel nach 10 bis 12 Wochen (ab Juni bis ins Frühjahr), je nach Sorte, und kann durch Abschneiden des Kopfes oder das Pflücken einzelner Blätter erfolgen.8,20
Weiterführende Informationen
Die Gattung Cichorium umfasst sechs Arten, von denen vier ausschliesslich wild vorkommen (Cichorium botae, Cichorium spinosum, Cichorium calvum und Cichorium pumilum), eine die ausschliesslich in Kultur vorkommt (Endivie, Cichorium endivia) und eine sowohl wild als auch kultiviert vorkommt (Chicorée, Cichorium intybus). Beide kultivierten Arten umfassen zahlreiche Sorten von Blattgemüsen. Einige Chicorée-Sorten zeichnen sich durch eine grosse Pfahlwurzel aus, die als Kaffee-Ersatz verwendbar ist.1
Eine alternative botanische Bezeichnung ist C. intybus var. latifolium.7
ForscherInnen unterteilen C. intybus in drei Kultivar-Gruppen: Witloof, Wurzel-Chicorée und Blatt-Chicorée. Die Blatt-Chicorée-Exemplare sind wiederum in drei genetische Untergruppen unterteilt: Radicchio-, Zuckerhut- und Catalogne-Sorten.1 Zur Varietät foliosum gehören Radicchio, Zuckerhut und Chicorée.20
Chicorée oder Radicchio: Was ist der Unterschied? Aufgrund ihrer sehr nahen Verwandtschaft haben Radicchio und Chicorée viele Ähnlichkeiten. Daher erstaunt es nicht, dass man Roten Radicchio auch als Roten Chicorée bezeichnet. Der Geschmack des Radicchiosalats gilt allerdings als weniger kräftig. Auch im Aussehen unterscheiden sich die beiden Blattgemüsesorten: Radicchio ist in vielen Formen und Farben erhältlich - darunter als Roter Radicchio, dunkelrot gefärbt und je nach Sorte im Verkauf mit einer ovalen oder runden und kompakten Form zu finden. Chicorée hingegen besteht aus weiss-gelben, 10-20 cm langen, kolbenförmigen Blattköpfen bzw. blätterförmigen Weisstrieben (daher auch der Name Witloof oder Witloof Chicory).7,14,17
Chicorée ist eine Pflanzenart, die sich sowohl als Blattgemüse (wie der Witloof-Chicorée) als auch als Wurzelgemüse (zur Inulinproduktion und als Kaffee-Ersatz) eignet.14 Im Frühjahr säen die LandwirtInnen Chicorée aus, ernten die Wurzeln im Herbst, lagern sie kühl und ziehen dann in Treibereien bei Dunkelheit und Wärme daraus das Blattgemüse. Innerhalb von drei Wochen wächst aus der Wurzel ein heller Chicoréezapfen.18 Radicchio und Chicorée (insbesondere die Witloof- und Radicchio-Kultivare) unterscheiden sich vor allem in ihrer genetischen Variabilität und Züchtungspotential. Der Witloof-Chicorée weist eine starke Uniformität auf, da er eine enge genetische Basis hat. Im Gegensatz dazu zeigt Radicchio eine grössere genetische Vielfalt, die weiterhin potenziell neue Formen hervorbringen kann.14
Wegen der reichen Sortenvielfalt bei der Varietät Cichorium intybus var. foliosum fällt die Unterscheidung der Sorten und Kreuzungen nicht immer leicht. Verschiedene Sprachen unterscheiden mehr oder weniger deutlich zwischen Bezeichnungen wie Chicorée, Endivie und Radicchio (oder deren Äquivalenten) und behandeln sie teilweise wie Synonyme. In Italien tendiert man manchmal dazu, einem rotblättrigen Radicchiosalat ('radicchio') einen anderen Namen zu geben als einem grünblättrigen ('cicoria'), aber ohne fixes System.
Es gibt auch Radicchio, der keine Köpfe ausbildet, sondern Rosetten.20
Alternative Namen
Radicchio kommt aus dem Italienischen und heisst auch auf Deutsch Radicchio. Der rote Salat ist ausserdem unter dem Namen Roter Chicorée, Cicorino Rosso und Cicoria Rossa bekannt. Auf Italienisch findet man bei der Namensgebung auch die weibliche Form: (Varietà) Rossa di Chioggia, Rossa di Treviso, Variegata di Castelfranco. Den bleichen, rot gesprenkelten Variegato di Castelfranco nennt man auch 'fiore che si mangia' (essbare Blume).
Im Englischen bezeichnet man das Blattgemüse als radicchio, red chicory oder Italian chicory. Zur Unterscheidung vom Chicorée nennt man jenen 'witloof chicory' oder 'belgian endive'.14
Radicchio hat viele Namen und existiert in zahlreichen Sorten. Überwiegend ist mit Radicchio aber das rote, etwas bittere Blattgemüse (Roter Radicchio) gemeint, das der Volksmund / Handel auch unter den folgenden Namen kennt: Cicorino Rosso, Cicoria Rossa, Roter Chicorée oder Rote Endivie.
Literaturverzeichnis - 28 Quellen
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