Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Der ökologische Fussabdruck eines Lebensmittels hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Eine entscheidende Rolle spielt die Art der landwirtschaftlichen Produktion (konventionell vs. ökologisch), durchschnittliche bzw. saisonale oder regionale Produktion, inländische Produktion bzw. Import per Lkw, Schiff oder Flugzeug, unterschiedliche Verpackungsarten und, ob es sich um Frischwaren oder Tiefkühlwaren handelt.14 Auf der Website CarbonCloud ist der CO2-Fussabdruck von Hirse für Westeuropa mit durchschnittlich 0,34 kg CO2eq/kg ausgewiesen15, was im Vergleich zu anderen Getreidearten wie Haferflocken (0,6 kg CO2eq/kg) oder Reis (3,1 kg CO2eq/kg) deutlich geringer ist.14 Allerdings stehen die 0,34 kg CO2eq/kg für die Angabe @farm: Das heisst, dass sich die Zahl durch weiteren Transport und die gewählte Verpackungsart noch erhöht. Spezifische Zahlen für den ökologischen Fussabdruck von regionaler Hirse im Handel liegen uns nicht vor.
Tatsächlich preist man Hirse oftmals als klimafreundlichere Alternative zu Weizen oder Reis an,9 da die Pflanzen nicht nur einen niedrigeren ökologischen Fussabdruck haben, sondern auch weniger Wasser benötigen9 - v.a. blaues (künstliche Bewässerung) und graues.19 Zudem belegen Forschungen und Prognosen zu Veränderungen wegen Klimawandels, dass Hirsepflanzen bei Wassermangel und unter erhöhtem CO2-Luftgehalt bessere Erträge erzielen.16 Dies ist auch einer der Gründe, warum man empfiehlt, Hirse vermehrt in den Anbauplan zu integrieren, z.B. in Indien, China, im südlichen Afrika, in Teilen Südamerikas und in den USA. Dies kann laut zitierter Quelle auf lange Sicht helfen, einer Bodendegradation und Wasserknappheit entgegenzuwirken und so den ökologischen Fussabdruck dieser Länder zu verbessern.6,9 Allerdings führen die hohen Zahlen beim durchschnittlichen grünen Wasserfussabdruck (Regenwasser) von Hirse zu Diskussionen, unter anderem, weil sie je nach Anbaugebiet und Klimabedingungen sehr unterschiedlich ausfallen.6,19
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Die konventionelle Landwirtschaft bedient sich zur Bekämpfung von unerwünschten Insekten oder Pflanzen oftmals synthetischer Herbizide und Pestizide. Diese wirken sich nachweislich nicht nur negativ auf die Umwelt, sondern auch auf die Gesundheit von Lebewesen aus. In vielen Fällen finden sie sich jedoch nicht nur in der Landwirtschaft, sondern es lassen sich auch Rückstände im Endprodukt feststellen - so auch bei Hirse.17
Beim Einkauf sollte man entsprechend sowohl auf das Herkunftsland als auch auf die Anbauweise der Hirse achten. Häufig handelt es sich um Importprodukte, die von Kanada, den USA oder China einen langen Weg zu uns haben. Um die positiven ökologischen Aspekte von Hirse zu geniessen, sollte man regionale Ware aus biologischer Landwirtschaft kaufen.
Weltweites Vorkommen - Anbau
Spricht man von der Rispenhirse, liegt ihr Ursprung in Zentralasien. Diese Hirse ist eine der am frühesten kultivierten Getreidearten. Funde bestätigten die Verwendung in der Alt-Steinzeit. Auch in Europa war diese Hirseart in der späten Bronzezeit ein Hauptgetreide.7 Aufgrund des höheren Ertrags verdrängten andere kultivierte Getreidearten (zuerst Gerste, dann Roggen und Weizen) die Hirse immer mehr.8 Heute baut man die Rispenhirse überwiegend in Zentralasien, Nord-China, Japan und Indien an. Da die Nachfrage nach glutenfreiem Getreide steigt, nimmt die heimische Hirse-Kultivierung in europäischen Ländern wieder zu.8
Anbau - Ernte
Die Rispenhirse benötigt hohe Temperaturen, ist aber weniger wärmebedürftig als andere Arten. Für den Hirseanbau gelten ähnliche Standortbedingungen wie für Mais. Zum Wachsen benötigt Hirse sehr wenig Wasser. Die Körner der Rispenhirse reifen nicht gleichzeitig, weshalb man sie vor der Vollreife erntet. Die Erträge der Rispenhirse fallen eher gering aus und betragen zwischen 1 und 5 t/ha. Im Himalaya kultiviert man die Rispenhirse auf einer Höhe von bis zu 3000 m.8
Weiterführende Informationen
Die Rispenhirse (Panicum miliaceum) zählt botanisch zur Familie der Süssgräser (Poaceae) und ist in der Gattung Panicum zu finden. Hirse gilt als Getreide.
Man unterscheidet bei der Unterfamilie Panicoideae zwischen den Hauptgruppen Sorghumhirsen (Andropogoneae) und Millethirsen (Paniceae, auch Echte Hirsen oder Kleine Hirsen genannt).18
- Zu den Millethirsen zählen die Gattungen Panicum (Rispenhirsen), Setaria (mit z.B. der Kolbenhirse), Pennisetum mit der Perlhirse, Paspalum mit der Kodohirse, Echinochloa mit der Hühnerhirse (Unkraut) oder der Japanhirse, Digitaria mit z.B. der Foniohirse, Brachiaria mit der Guinea-Hirse und der Braunen Hirse (nicht Braunhirse!).
- Etwas weiter verwandt sind Sorghumhirse (Mohrenhirse oder Zuckerhirse) und Coix, auch bekannt als Hiobsträne - beides Sorghumhirsen (Andropogoneae).
Die Gattungen Eleusine (mit der Fingerhirse) und Eragrostis (mit Teff oder Zwerghirse) hingegen sind in der Unterfamilie der Chloridoideae zu finden.18
Alternative Namen
Neben Rispenhirse nennt man die Echte Hirse auch: Millethirse (zwischendurch Millet Hirse geschrieben), Kleine Hirse, Prosohirse oder Baraga. Der Begriff Millet-Hirse kommt vom englischen und französischen Begriff "millet" (Hirse).
Auf Englisch spricht man von proso millet oder common millet.
Sonstige Anwendungen
Die meisten Arten, ausser der Rispenhirse, verwendet man hauptsächlich für Futtermittel. Kolbenhirse dient vorzugsweise als Vogelfutter (z.B. in Österreich). Die Rutenhirse (Panicum virgatum) verwendet die USA für die Herstellung von Cellulose-Ethanol. Mohrenhirse (Sorghum) dient auch als Energiepflanze zur Biogaserzeugung.
Literaturverzeichnis - 10 Quellen
6. | Davis KF, Chiarelli DD, Rulli MC u.a. Alternative cereals can improve water use and nutrient supply in India. Science Advances. Juli 2018;4(7). |
7. | Stika HP, Heiss AG. Plant Cultivation in the Bronze Age. Fokkens H, Harding A (Hrsg.). The Oxford Handbook of the European Bronze Age. Oxford University Press: Oxford; 2013. |
8. | Körber-Grohne U. Nutzpflanzen in Deutschland von der Vorgeschichte bis heute. Theiss: Stuttgart; 1995. |
9. | Saxena R, Vanga SK, Wang J, Orsat V, Raghavan V. Millets for food security in the context of climate change: a review. Sustainability. Juli 2018;10(7):2228. |
14. | Reinhardt G, Gärtner S, Wagner T. Ökologische Fussabdrücke von Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland. IFEU Institut für Energie - und Umweltforschung Heidelberg. 2020. |
15. | CarbonCloud. Millet [online aufgerufen am 05.09.2023]. |
16. | GlobalMagazin. Dürre und viel CO2- Vorteil Mais und Hirse? [online aufgerufen am 05.09.2023]. |
17. | Sonchieu J, Ngassoum MB, Tchatchueng JB, et al. Survey of pesticide residues in maize, cowpea and millet from northern Cameroon: part I. Food Add Contam Part B. 2010;3(3):178-184. |
18. | Graybosch RA. The Grain Crops: An Overview. Encyclopedia of Food Grains. Elsevier; 2016: 16–21. |
19. | Musa Ahmed S, Ribbe L. Analysis of water footprints of rainfed and irrigated crops in Sudan. J nat resour dev [Internet]. 22. August 2011 [zitiert 7. September 2023]. |
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