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Maniok, roh (bio?)

Entdecken Sie vielseitige Verwendungsmöglichkeiten von Maniok in der Küche, die allfällige Saison, Preise und gesundheitliche Vorteile. Erfahren Sie mehr über wichtige Nährstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, Anbau und Ökobilanz.

 

60%
Wasser
 96
Makronährstoff Kohlenhydrate 95.87%
/03
Makronährstoff Proteine 3.43%
/01
Makronährstoff Fette 0.71%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, <0.1g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, <0.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 0:0

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Werte sind zu klein, um relevant zu sein.

Maniok (Manihot esculenta), auch Cassava oder Yuca genannt, ist eine Nutzpflanze aus Südamerika, von der man vorwiegend die Wurzelknolle isst. Die Knollen sind roh giftig und finden daher nur erhitzt Verwendung.

Verwendung in der Küche

Das weisse Fruchtfleisch der Maniokknolle schmeckt je nach Sorte neutral, bitter oder süsslich. Wichtig zu wissen ist, dass die Wurzelknollen in rohem Zustand giftig sind - als Rohkost also äusserst ungeeignet.

In den Ursprungsländern von Maniok ist er Bestandteil der täglichen Ernährung. Das südamerikanische Wurzelgemüse lässt sich ähnlich wie Kartoffeln zubereiten: schälen und dann braten, backen, frittieren oder kochen. In gekochter Form kann es - wie Salzkartoffeln - als Gemüsebeilage auf den Tisch kommen. Maniok kann auch zu einem Püree, Brei oder Stampf verarbeitet sein. Ein berühmtes afrikanisches Brei-Rezept ist Fufu, das aus Maniok (oder Yamswurzel) und Kochbananen besteht und das man oft mit Erdnusssauce isst. Zerstampfte Knollen können mit etwas Koriander und Salz zu Bällchen geformt und z. B. einem Salat beigefügt zum Einsatz kommen. Mit Maniok, Süsskartoffeln, Kochbananen oder auch mit vielen anderen Zutaten kann man ausserdem ein feines Curry zubereiten. Beliebt, jedoch nicht gesund, weil zu fetthaltig, ist die Zubereitung zu Maniok-Pommes oder Maniok-Chips.

Aus der Maniok-Wurzel lässt sich ein glutenfreies Mehl gewinnen, das Weizenmehl in allerlei Rezepten ersetzen kann, z.B. für Brote, Fladenbrote, Kekse und Kuchen. In Brasilien stellt man daraus Beijú und Farofa. Beijú ist ein kleiner Kuchen, der ähnlich wie Crêpes oder Pfannkuchen aussieht. Farofa ist geröstetes Cassavamehl zusammen mit z.B. Zwiebeln, Knoblauch, Bananen, Nüssen, Kräutern, welches oft als Beilage zu Gerichten wie Bohneneintopf dient. Aus Maniok gewonnene Stärke nennt man Tapiokastärke. Diese sind in Form von kleinen Tapioka-Kügelchen (Sago) im Handel erhältlich und finden Verwendung zum Andicken und Binden von Saucen (Sossen) oder Desserts.

Mit Maniok dient darüber hinaus zur Herstellung von alkoholischen Getränken, wie z.B. Tarubá oder Kaschiri. Neben den Wurzelknollen sind auch die Blätter der Maniok-Pflanze essbar. Die proteinhaltigen Cassava-Blätter können Sie als gekochtes Gemüse servieren.

Eigene Zubereitung

Zur Herstellung von Maniokstärke oder Maniokmehl müssen Sie diese zuerst waschen und danach schälen. Kurz in kaltem Wasser einweichen, dann den Maniok in kleine Stücke schneiden und das Kernstück entfernen.

Für Maniokstärke pürieren Sie das Wurzelgemüse in einem Mixer, bis eine milchige Paste entsteht. Die Paste mit einem Seihtuch oder Küchenhandtuch abseihen. Die Flüssigkeit am besten in einem grossen Glasgefäss auffangen. Die Flüssigkeit für mindestens 3 Stunden ruhen lassen. Dabei setzt sich die Stärke langsam am Boden ab. Giessen Sie alle paar Stunden das klare Wasser oben aus. Wenn es zu keiner Trennung von Stärke und Flüssigkeit mehr kommt, können Sie die Stärke auf ein Backpapier zum Trocknen geben. Anschliessend können Sie die Stärke zu einem feinen Pulver zerstossen.

Für das Mehl trocknen Sie den eingeweichten Maniok im Ofen bei niedrigster Temperatur oder in einem Dörrgerät bei höchster Einstellung. Dieser Vorgang kann 5-10 Stunden dauern. Mit einem Mixer oder einer Küchenmaschine zu einem Pulver verarbeiten.

Veganes Rezept für Maniokstampf mit Gemüse

Zutaten (für 2 Personen): 800 g Maniok (geschält und gewürfelt), 4 Frühlingszwiebeln, 4 Stangen Staudensellerie, 1 rote Gemüsepaprika, 1 rote Zwiebel, 1 rote Chilischote,2 EL Rapsöl, etwas Salz, Saft einer Limette, 1 TL Achiote- oder Annatto-Pulver (ersatzweise geräuchertes Paprika-Pulver), ½ Bund Koriander.

Zubereitung: Maniokwürfel in kochendem, leicht gesalzenem Wasser ca. 20 Min. garen. Währenddessen Gemüse waschen. Die Frühlingszwiebeln und Stangensellerie in Ringe schneiden. Bei der Gemüsepaprika den Strunk entfernen, entkernen und in Würfel schneiden. Zwiebel schälen und fein hacken. Frühlingszwiebeln, Stangensellerie, Gemüsepaprika und Zwiebeln zusammen mit Chilischote mit Rapsöl in einer Pfanne erhitzen und ca. 4 Min. anbraten. Etwas salzen und mit frischem Limettensaft abschmecken. Sobald der Maniok gekocht ist, das Wasser abgiessen und die Maniokstücke zusammen mit dem Achiote-Pulver grob stampfen. Dies können Sie entweder mit einem Kartoffelstampfer machen oder Sie verwenden einen Pürierstab. Maniokstampf auf Teller geben und mit gebratenem Gemüse anrichten. Das vegane Gericht mit Koriander garnieren.

Rezept für Maniok-Pfannkuchen mit Bananen

Zutaten (für 4 Personen): 480 g Maniokmehl, 240 g reifen Bananen, 2 EL Rohzucker, ½ TL Backpulver, 2 EL Rapsöl.

Zubereitung: Die Bananen schälen und pürieren, bis das Mus fast glatt ist. Zucker und Backpulver hinzufügen und gut vermischen. Das Maniokmehl nach und nach zum Bananenmus geben, bis ein nicht klebriger, weicher Teig entsteht. Dann den Teig 10 Minuten ruhen lassen. Den Teig auf einer sauberen, flachen Oberfläche ausbreiten, bis er etwa einen Zentimeter dick ist. Mit einer runden Ausstechform oder einem Glas die Pfannkuchen ausstechen. Den Vorgang wiederholen, bis der gesamte Teig aufgebraucht ist. Die Pfannkuchen in einer beschichteten Bratpfanne goldbraun ausbacken. Servieren Sie die Pfannkuchen zusammen mit frischem Obst und Beeren.

Vegane Rezepte mit Maniok finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
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Einkauf - Lagerung

Obwohl Maniok ganzjährig wächst, erschwert ihre kurze Haltbarkeit den Export.9,10 Deshalb haben nur grosse und gut sortierte Filialen einiger weniger Grossverteiler (z.B. Coop, Migros, Rewe, Edeka) Maniok und Maniokprodukte im Angebot. Viele Supermärkte (z.B. Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Hofer, Billa) bieten weder die exotische Wurzelknolle noch daraus hergestellte Produkte an. In Bio-Supermärkten (z.B. Alnatura, Denn's Biomarkt) findet man nur gelegentlich Maniokknollen oder deren Produkte. In südamerikanischen, asiatischen oder afrikanischen Laden finden sich dagegen häufiger Maniokprodukte. Alternativ können Sie Cassava in Online-Shops bestellen.

Die Verfügbarkeit von Maniok ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Tipps zur Lagerung

Ganze Maniokknollen sollte man ungekühlt an einem trockenen, dunklen Ort aufbewahren. Die Knollen sind schnell verderblich, weshalb man sie zügig aufbrauchen sollte. Nach dem Anschneiden sind sie innerhalb von 3-4 Tagen zu verarbeiten. Hinweise auf den Verfall sind blauschwarze Stellen und eine weiche Konsistenz.10

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Der Energiegehalt von Maniok (roh) beträgt 160 kcal pro 100 g. Der grösste Teil der Kalorien stammt aus Kohlenhydraten (38 g/100g). Roher Maniok ist fettarm (0,28 g/100g) und enthält wenig Protein (1,4 g/100g).2

Der Gehalt an Vitamin C beläuft sich auf 21 mg/100 g. Dies entspricht 26 % des Tagesbedarfs. Ähnlich viel liefern Kartoffeln (20 mg/100g) und Yambohnen (20 mg/100g). Gelbe Gemüsepaprika enthält mit 184 mg/100g beinahe das Neunfache an Vitamin C.2

In 100 g rohem Maniok stecken zudem 0,38 mg Mangan. Yamswurzeln (0,4 mg/100g), Garten-Schwarzwurzeln (0,41 mg/100g) und Maiskolben (0,36 mg/100g) beinhalten ähnlich viel. Bedeutend mehr Mangan ist in Pinienkernen zu finden (8,8 mg/100g).2

Maniok (roh) hat 27 µg Folat pro 100 g, was vergleichbar mit Fenchel (27 µg/100g) und gelbe Gemüsepaprika (26 µg/100g) ist. Besonders folatreich sind Edamame mit 303 µg pro 100 g. Kichererbsen (557 µg/100g) und Linsen (479 µg/100g) bieten noch mehr.2

Die gesamten Inhaltsstoffe von Maniok, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Maniok verfügt über eine Vielzahl funktioneller, gesundheitsfördernder Eigenschaften, von denen die meisten auf seinen Gehalt an gesunder Stärke zurückzuführen sind. Insbesondere besitzt Maniok langsam abbaubare und resistente Stärken. Diese Stärken haben vergleichbare gesundheitliche Wirkungen wie ballaststoffreiche Lebensmittel. Die enthaltene resistente Stärke fördert das Sättigungsgefühl und wirkt sich insgesamt positiv auf die Darmgesundheit aus.10

Die Fermentierung von resistenter Stärke im Dickdarm zu kurzkettigen Fettsäuren hat einen positiven Effekt auf den Cholesterinspiegel und die allgemeine kardiovaskuläre Gesundheit.13,14 Die Senkung des Gesamtcholesterinspiegels im Blut durch den Verzehr von Maniok kann bei der Behandlung und Vorbeugung von Hyperlipidämie bei Diabetikern nützlich sein. Tapiokastärke soll auch die hypocholsterolemische Wirkung verstärken, indem sie die Sekretion und Ausscheidung von Gallensäuren verbessert.16

Laut einer Studie sei es möglich, dass Cassava wegen des geringeren Gehalts an Fett und Eiweiss10 im Vergleich zu Weizen der Entstehung von Fettleibigkeit und damit auch Diabetes entgegenwirken könnte.4 Maniokmehl stellt auch für Menschen, die an Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) leiden, eine gesunde Alternative zu Weizenmehl und den daraus hergestellten Produkten dar.

Obwohl die Maniokknolle als reiche Kohlenhydratquelle viele gesundheitliche Vorteile bietet, ist sie arm an Vitaminen und Proteinen. Als Grundnahrungsmittel kann der geringe Proteingehalt der Wurzelknolle zu einer Protein-Energie-Unterernährung (PEU; früher Protein-Energie-Mangelernährung) führen. Dies ist bei Bevölkerungsgruppen zu beobachten, deren Ernährung überwiegend auf Maniok basiert, was in vielen tropischen Ländern der Fall ist. Maniokblätter enthalten etwas mehr Protein und können die Mangelernährung etwas ausgleichen. Ein anderer Ansatz zur Erhöhung der Maniok-Nährstoffe und damit zur Verringerung des Schweregrads der PEU ist die Heranzüchtung von Maniok mit einem verbesserten Proteingehalt.7 Am besten ist jedoch eine abwechslungsreiche Ernährung, was jedoch für viele arme Bevölkerungsgruppen schwierig ist.

Maniok-Salz-Suspension (Maniok mit zugesetztem Natriumchlorid) hat sich als sichere und wirksame orale Rehydratationslösung für die Behandlung von akutem Durchfall bei Kindern erwiesen.17

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Maniok kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen. Maniok enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:15,16

  • Isoprenoide: Triterpene und -terpenoide: Saponine, Steroidale Saponine, Steroide (Diosgene, Lupane: Lupeol, Squalen); Tetraterpene und -terpenoide: Carotinoide (Beta-Carotin)
  • Alkaloide
  • Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoe- und Hydroxyzimtsäuren (Benzoesäure, Gallussäure, Gentisinsäure, Protocatechinsäure, p-Cumarsäure, Salicylsäure, Syringinsäure, Vanillinsäure); Flavonoide: Flavonole (Kaempferol, Myricetin, Quercetin, Rutin), Flavanole (Catechin), Anthocyane, Flavone (Apigenin); Liganen: Pinoresinol, Stilbene (Resveratrol); Tannine
  • Weitere stickstoffhaltige Verbindungen: cyanogene Glykoside: Linamarin und Lotaustralin
  • Weitere organische Verbindungen: Cumarine: Scopoletin; Chinone; Hydroxycarbonsäuren: Gerbsäure

Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Maniok abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.

Der Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen in Maniok ist grösstenteils in den Blättern konzentriert. Die am häufigsten verzehrte Wurzelknolle enthält hauptsächlich cyanogene Glykoside, aber auch nicht-cyanogene Glykoside, Hydroxycumarine und Flavonoide.15

Maniokblätter sind besonders für ihre zytotoxischen und proliferationshemmenden Eigenschaften bekannt. In-vitro-Studien haben gezeigt, dass die sekundären Pflanzenstoffe in Maniokblättern das Risiko von Darmkrebs beim Menschen verringern. Linamarin, das ebenfalls in Maniokwurzeln vorkommt, hat krebshemmende Eigenschaften. Cassava-Cyanid-Extrakt (CCE) aus Cassavastämmen zeigte ebenfalls zytotoxische und antiproliferative Wirkung gegen Tumorzellen.16

Die im Maniokblattextrakt enthaltenen Gerbstoffe, Flavonoide, Saponine und Alkaloide haben nachweislich eine entzündungshemmende Funktion. Bei Ratten liess sich dies durch die Verlangsamung des Kollagenabbaus und die Verringerung von Ödemen belegen. Ausserdem hat der Extrakt eine schmerzlindernde Auswirkung, die sogar stärker ist als die von Paracetamol.16

Die Tannine und Flavonoide im Maniokblattextrakt wirken gegen Durchfall. Die Wirksamkeit des antidiarrhoischen Mechanismus ist dosisabhängig. Eine höhere Konzentration des Extrakts war mit einer stärkeren Hemmung der gastrointestinalen Motilität und einer Verringerung der Flüssigkeitsansammlung im Darm verbunden.16

Eine Untersuchung über die in-vitro-Wundheilungsaktivität von wässrigem Maniokblattextrakt ergab, dass der Extrakt zu einem Wundverschluss führt. Die antioxidative Wirkung von Gallussäure, Saponinen und Tanninen könnte für diesen Effekt verantwortlich sein, indem sie die Zellen vor oxidativem Stress schützen, Entzündungen hemmen und die Zellmigration fördern.16

Phenolische Verbindungen, einschliesslich Flavonoide, haben eine antibakterielle Aktivität u.a. gegen Pseudomonas aeruginosa.16

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Maniok enthält cyanogene Glucoside wie Linamarin und Lotaustralin. Die von cyanogenen Glucosiden durch das Enzym Linase freigesetzte toxische Blausäure (HCN) - deren Freisetzung bei einer Verletzung der Knolle stattfindet - kann bei unangemessenem oder längerfristigem Verzehr zur Entwicklung von neurologischen Störungen beitragen, wie motorischen Beeinträchtigungen, kognitiven Verschlechterungen und Symptomen, die für die tropische ataktische Neuropathie und endemische spastische Paraparese (Konzo) charakteristisch sind.5 Das Erhitzen inaktiviert das Linase-Enzym und daher die Freisetzung von Blausäure.6 1 mg Blausäure pro 1 kg Körpergewicht gilt als tödliche Dosis für einen Erwachsenen. Einige Maniokkultivare enthalten solche Dosen im rohen Zustand.8 Es ist daher von grosser Wichtigkeit, die Maniokknolle ausreichend zu erhitzen. Hat man Cassava roh verzehrt, sollte man unverzüglich einen Arzt aufsuchen.

Volksmedizin - Naturheilkunde

Traditionell kamen Maniokwurzeln und -stärke bei der Behandlung von Hautgeschwüren, Ringelflechte und akuter Dermatitis zum Einsatz. Maniokblätter dienten als Verbände für Wunden. Eine Paste aus Maniokfruchtfleisch soll äusserlich angewendet Kopfschmerzen lindern. Aus Maniok hergestellte Säfte und Abkochungen wendet man bei Verstopfung und Verdauungsstörungen an.16

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Der ökologische Fussabdruck eines Lebensmittels hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. So spielen die Art der landwirtschaftlichen Produktion (konventionell vs. ökologisch), saisonale, regionale oder inländische Produktion bzw. Import per Lkw, Schiff oder Flugzeug, unterschiedliche Verpackungsarten und ob es sich um Frischwaren oder Tiefkühlwaren handelt, eine entscheidende Rolle.19 Da Maniok schnell verdirbt und aus tropischen Regionen importiert ist, verursacht er einen höheren ökologischen Fussabdruck. Maniok aus Costa Rica hat laut CarbonCloud einen CO2-Fussabdruck von 1,46 kg CO2eq/kg.20 Die dänische Klimadatenbank Concito gibt einen Wert von 0,70 kg CO2eq/kg an.21 Tapiokastärke aus Brasilien liegt bei 2,89 kg CO2eq/kg.20 Das verdeutlicht gut, wie viel die Lebensmittelverarbeitung ausmacht.

Der Wasserfussabdruck von Maniok ist mit 564 l/kg relativ niedrig. Bei der Verarbeitung von Maniokprodukten fallen jedoch wesentlich höhere Werte an. So haben beispielsweise Maniokmehl und Tapiokastärke einen Wasserfussabdruck von 1878 l/kg bzw. 2818 l/kg.18

Nach Angaben der FAO erfolgt der Anbau von Maniok häufig in prekären Zonen, z.B. an Hängen und Waldrändern, was zu Nährstoffverarmung und Bodenerosion führt. Auch der Wasserverbrauch und das Abwasser bei der Verarbeitung von Maniokprodukten sind hoch.22

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Weltweites Vorkommen - Anbau

Maniok (Manihot esculenta) stammt vermutlich aus dem westlichen Amazonasgebiet. Wahrscheinlich war es die indigene Bevölkerung, die die Pflanze vor ca. 5'000-7'000 Jahren kultivierte. Nach der Ankunft der Europäer in Südamerika brachten portugiesische Händler Maniok nach Afrika und Asien, wo er sich in tropischen Gebieten gut etablierte. Heute pflanzt man Cassava auf ca. 26,3 Millionen Hektar weltweit in den Tropen an, bei einem durchschnittlichen Ertrag von 11 Tonnen Wurzelknollen pro Hektar.9 Neben Mais, Zuckerrohr und Reis gehört Maniok zu den wichtigsten Energielieferanten in der Ernährung der meisten tropischen Länder der Welt.10

Der genaue Ursprung des heutigen kultivierten Manioks ist nicht restlos geklärt. Wahrscheinlich züchtete man die Kulturform aus der verwandten Art Manihot esculenta ssp. flabellifolia.10,11

Wild zu finden

Populationen von wildem Maniok (Manihot esculenta ssp. flabellifolia) kommen hauptsächlich im westlichen Zentralbrasilien und im östlichen Peru vor. Diese wild lebende Unterart findet sich in Waldstücken in der Übergangszone zwischen der Cerrado-Vegetation (Savannengebüsch) und dem Tieflandregenwald des Amazonasbeckens, wo sie als kletternder Strauch oder Bäumchen im Unterwuchs wächst.1

Anbau - Ernte

Maniok ist vorwiegend in Regionen zwischen dem 30. südlichen und 30. nördlichen Breitengrad verbreitet. Er kommt im Allgemeinen dort vor, wo die durchschnittliche Temperatur mehr als 20 °C beträgt. Der Anbau der Pflanze erfolgt hauptsächlich für die Ernte der stärkehaltigen Knollen, die aus dem verdickten Teil der Wurzel bestehen. Maniok wächst in der Regel zwischen 8 und 12 Monaten, kann aber auch schon mit 7 Monaten zur Ernte kommen. In Regionen mit langen Regen- und Trockenzeiten baut man den Maniok in der ersten Regenzeit an und lässt ihn dann in der zweiten wachsen. Er ist dann erst nach 18 Monaten zu ernten. In subtropischen Regionen mit kühlerem Klima findet die Ernte ebenfalls erst etwa 18 Monate nach der Aussaat statt.9

Die jährliche Niederschlagsmenge übersteigt für den Anbau am besten 1000 mm, in Gebieten mit Niederschlagsmengen von 650 bis 750 mm verteilt über nur fünf Monate können die Pflanzen jedoch auch wachsen. Durchlässiger Boden, der Staunässe verhindert, ist für die Cassava-Pflanzen notwendig. Die Pflanzen sind zudem besonders an Böden mit geringer Fruchtbarkeit angepasst.9

Maniok ist eine robuste Kulturpflanze, die gut mit extremen Witterungsbedingungen zurechtkommt und daher in Anbetracht des Klimawandels an Bedeutung gewinnen könnte.9 Doch unterliegt der Anbau einigen Beschränkungen, wie z.B. Schädlingen und Krankheiten. Besonders besorgniserregend sind die beiden viralen Krankheiten Cassava-Mosaik-Krankheit und Braunstreifenkrankheit, die ganze Ernten vor allem in Afrika bedrohen können.11

Weiterführende Informationen

Die Maniokpflanze (Manihot esculenta) ist ein Strauch und gehört zur Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae).9 Bis auf ein paar wenige Arten enthalten Wolfsmilchgewächse alle den giftigen Milchsaft, der als Wundverschluss und Frassschutz dient.3

Je nach dem Gehalt an cyanogenem Glucosanat kann Maniok süss oder bitter sein. Der bittere Geschmack weist auf einen höheren Gehalt an cyanogenem Glucosanat hin. Süsse Varietäten haben eine dünne weisse Haut, während bittere Sorten eine dickere rosa Haut haben. Der Gehalt an cyanogenem Glucosanat kann jedoch auch innerhalb einer Sorte variieren und hängt von den Wachstumsbedingungen ab. Bittere Manioksorten wachsen am häufigsten im Amazonasgebiet und in der Karibik, die süssen Sorten dagegen im nördlichen Südamerika.5

Alternative Namen

Weitere Namen für Maniok sind Cassava, Kassava, Kassave, Mandioca, Mandioka, Yuca und Yucca. Da man Maniok in tropischen Gebieten so häufig isst wie in vielen europäischen Ländern Kartoffeln, hat er den umgangssprachlichen Namen Tropenkartoffel erhalten. Falsche Schreibweisen sind Manjok, Manipk, Manoik, Maeok, Manjoka und Manjoc.

Im Englischen sind die Bezeichnungen cassava, manioc und yuca vorherrschend.

Sonstige Anwendungen

Maniok findet in der Futtermittelindustrie in Form von Pellets für die Tierfütterung Gebrauch. Neben der Verwendung als Lebens- und Futtermittel nutzt man die Wurzelknollen auch zur Bioethanolgewinnung.10 Des Weiteren kann man biologisch abbaubare Säcke aus Maniok als Plastikalternative produzieren.12

Literaturverzeichnis - 22 Quellen

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