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Rosmarin, frisch (roh, bio?)

Frischer, roher Rosmarin (Meertau, Kranzenkraut) ist ein bitter-aromatisches Gewürz. Blätter und das Rosmarinöl dienen als Heilpflanze. Bio-Qualität bevorzugen.
Die aus der USDA Datenbank stammenden Nährstoffe der Zutat haben wir komplettiert.
68%
Wasser
 69
Makronährstoff Kohlenhydrate 69.3%
/11
Makronährstoff Proteine 11.08%
/20
Makronährstoff Fette 19.62%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, 0.4g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, 0.4g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 1:1

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Hier essenzielle Linolsäure (LA) 0.45 g zu essenzieller Alpha-Linolensäure (ALA) 0.41 g = 1.08:1.
Verhältnis Total Omega-6- = 0.45 g zu Omega-3-Fettsäuren Total = 0.41 g = 1.08:1.
Im Durchschnitt benötigen wir pro Tag je ca. 2 g LA und ALA, aus denen ein gesunder Körper auch EPA und DHA etc. herstellt.

Frischer Rosmarin (Salvia rosmarinus) ist ein charakteristisches Gewürz der mediterranen Küche. Die als Meertau bezeichnete Heilpflanze setzt man u.a. gegen Verdauungsbeschwerden ein.

Verwendung in der Küche

Frischer Rosmarin ist ein aromatisches Kraut mit nadeligen, dunkelgrünen Blättern, die vom Rosmarinstrauch stammen. Man verwendet ihn in der französischen, spanischen und italienischen Küche. Auch in englischen sowie in Küchen der Balkan- und Kaukasusländer, der USA und Mexikos ist Rosmarin ein wichtiger Aromaspender. Man kann Rosmarin ganz unterschiedlich anwenden, frisch vom Strauch, getrocknet, in verschiedenen Lösungsformen und als Pulver. Auch die Blüte ist essbar. Isst man die frischen Nadeln roh, schmecken sie bitter-aromatisch, riechen würzig-kieferähnlich und verursachen im Mund ein leicht zusammenziehendes Gefühl.

Rosmarin verwendet man zum Würzen von (veganer) Kräuterbutter, Pilzen (wie Steinpilz, Kräuterseitling), Gemüse (z.B. Karotten, Zucchini, Paprika), Füllungen, Eintöpfen, Saucen, Salaten, Kartoffeln, Teigwaren, Marinaden, Pizzas oder Suppen. Geringe Mengen passen gemahlen zu Marmelade, Gelee (z.B. Apfelgelee mit Rosmarin) oder Gebäck. Mit den Blüten garnierte Rohkost-Salate sind ein echter Hingucker.

Was kann man mit frischem Rosmarin machen? Rohe Rosmarin-Zweige verleihen als Ganzes in Essig, Wein oder Öl eingelegt, Saucen und Dressings eine feine Rosmarinnote. Aus frischem Rosmarin, Limetten oder Zitronen und Zucker lässt sich ein erfrischender Sirup einkochen. Beim Grillen gibt ein frischer Rosmarin-Zweig auf der Glut dem Grillgut ein besonderes Rauch-Aroma. Spiesst man Maiskolben, Auberginen, Süsskartoffeln und Zwiebeln direkt auf Rosmarinzweige, erspart man sich das Einreiben mit dem Gewürz.

Rosmarin ist neben Bohnenkraut und Thymian ein unentbehrlicher Bestandteil der bekannten Kräutermischung "Herbes de Provence". Häufig enthalten die Mischungen auch Lavendel, Oregano und Majoran, gelegentlich Basilikum, Estragon, Fenchelsamen, Kerbel, Lorbeer oder Wacholderbeeren und selten Liebstöckel, Petersilie oder Salbei. Gut kombinierbar ist Rosmarin zudem mit Knoblauch, Kümmel und Zwiebeln.

Veganes Rezept für Paprika-Rosmarin-Dip

Zutaten (für 4 Portionen): 100 g Sonnenblumenkerne, 3 EL Sonnenblumenöl, 100 ml Wasser, 1 rote Gemüsepaprika, 2 TL Tomatenmark, 2 EL Apfelessig, 2 TL Paprikapulver (edelsüss), 2 TL Rosmarin (frisch), Salz und Pfeffer.

Zubereitung: Sonnenblumenkerne in einem Hochleistungsmixer zu einem Mus mixen, Öl und Wasser hinzufügen nochmals pürieren. Ein Drittel des Paprikas würfeln und den Rest mit den anderen Zutaten nochmals in den Mixer geben und zu einer cremigen Masse mixen. Vor dem Servieren die Paprika-Würfel unterheben.

Veganes Rezept für pikante Törtchen mit frischem Rosmarin

Zutaten (für 2 Personen): 100 g Jasminreis, 100 g Dinkel, 1 EL Rapsöl, 2 Zehen Knoblauch und 2 frische Zweige Rosmarin.

Zubereitung: Für die gesunden, pikanten Reis-Dinkel-Törtchen kocht man zunächst den Basmatireis (ca. 10 min) und den Kochdinkel (ca. 30 min) in Salzwasser gar. Während der Garzeit aromatisiert man in einer Pfanne das Rapsöl schonend mit Knoblauch, frischem Rosmarin, Salz und Pfeffer. Schichtweise füllt man den heissen, gekochten Dinkel und den Basmatireis in kleine, runde Formen und drückt die einzelnen Schichten fest. Anschliessend stürzt man die Törtchen auf Teller und träufelt das warme Öl darüber.

Als Beilage passt ein Spinat aus Bärlauch, Mangold, Spinat, Guten Heinrich, Portulak, Grünkohl, Brennnesseln oder Giersch. Dafür zerkleinert man die gewaschenen Blätter grob und dünstet sie kurz bei mittlerer Temperatur an, bis sie zusammenfallen. Zum Schluss kann man die Spinat-Zubereitung nach Vorliebe mit Salz, Pfeffer, Gundermann oder Knoblauchsrauke abschmecken.

Teezubereitung

Für einen Rosmarintee übergiesst man 1-2 Teelöffel Rosmarinblätter mit 250 ml kochendem Trinkwasser und lässt den Kräuteraufguss 10-15 Min. ziehen.

Eine bewährte und bekannte Teemischung für einen entkrampfenden Beruhigungstee enthält 30 g Melissenblätter, 20 g Angelikawurzel, 20 g Hopfenzapfen, 10 g Rosmarin, 10 g Lavendelblüten und 10 g Kamillenblüten.2

Bei Schwangerschaft ist von Rosmarintee abzuraten.1

Vegane Rezepte mit frischem Rosmarin finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
.

Einkauf - Lagerung

Frischer Rosmarin ist durch Import ganzjährig in Rohkostqualität aus biologischem bzw. konventionellem Anbau bei den Supermärkten Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer und Billa oder in Bio-Supermärkten wie Denn's Biomarkt oder Alnatura zu finden. Alternativ kauft man das Küchenkraut im Gartenfachhandel (als Topfpflanze), direkt beim Bauern, auf dem Wochenmarkt oder über die sogenannte "Grüne Kiste". Sollte der frische Rosmarin braune Spitzen aufweisen, ist es ratsam diesen nicht mehr zu verwenden.

Handelsformen sind neben frischem Rosmarin die getrockneten nadelförmigen Blätter, von ätherischem Öl weitgehend befreiter Rosmarinextrakt, ätherisches Rosmarinöl sowie Rosmarin-Oleoresin (Blattextrakt).3

Die Verfügbarkeit von frischem Rosmarin ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Tipps zur Lagerung

Frische Rosmarinblätter lassen sich für einige Tage in Plastiktüten im Kühlschrank aufbewahren. Gehackt und mit Wasser versetzt kann man sie einfrieren, z.B. abgefüllt in Eiswürfelformen.

Zur längerfristigen Lagerung sollte man frische Rosmarinblätter schnell, aber schonend trocknen. Dabei sind Trocknungstemperaturen über 35 °C zu vermeiden, um das ätherische Öl weitgehend zu erhalten.1

Kunststoffbehälter sind ungeeignet zur Aufbewahrung von Rosmarin, da sie das ätherische Öl negativ beeinflussen.3 Getrocknete Rosmarinblätter sollte man vor Feuchtigkeit und Licht geschützt in gut schliessenden Glas-, Porzellan- oder Metallbehältern aufbewahren. So sind die Blätter einige Jahre ohne wesentlichen Aromaverlust haltbar. Gemahlen verliert Rosmarin rasch sein Aroma.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Realitätsnah zeigen wir Ihnen hier die Inhaltsstoffe von Gewürzen und Kräutern pro 1 g (statt pro 100 g wie üblich).

Pro 1 g enthält frischer Rosmarin 1,3 kcal, 0,2 g Kohlenhydrate, 0,03 g Eiweiss und 0,06 g Fett.4

Folat, Eisen und Mangan sind die wichtigsten essenziellen Nährstoffe, die frischer Rosmarin anbietet. Jedoch tragen sie und die Makronährstoffe wegen der kleinen Verzehrmenge nicht wesentlich zur Deckung des jeweiligen Tagesbedarfs bei. Weitaus wichtiger für den Gesundheitswert sind die sekundären Pflanzenstoffe in dieser Zutat, die nur schon in Spuren wirken können. Obwohl alle Kräuter und Gewürze sehr viele gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe mitbringen, verzichten wir hier bewusst auf das substanzlose Modewort Superfood.

Rosmarin (Rosmarinus officinalis) besitzt 1-2,5 % ätherisches Öl. Nach dem Europäischem Arzneimittelbuch müssen Rosmarinblätter (Rosmarini folium - Pl. R. folia) mindestens 1,2 % ätherisches Öl aufweisen. Das Öl ist in den Drüsenschuppen auf den Blättern lokalisiert. Rosmarinöl ist im Europäischen Arzneimittelbuch ebenfalls monografiert. Man unterscheidet zwischen Ölen spanischer, marokkanischer bzw. tunesischer Herkunft.3

Die gesamten Inhaltsstoffe von frischem Rosmarin, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Rosmarinblätter wirken belebend auf den Kreislauf und das Nervensystem. Der aromatische und bittere Geschmack geht mit einer verdauungsfördernden und appetitanregenden Wirkung einher. Rosmarinblätter setzt man als Karminativum ein, da sie blähungswidrig und entkrampfend wirken.9,15

Experimentell wies man für Rosmarin einen positiven Einfluss auf die Kontraktionsfähigkeit des Herzens, einen gesteigerten Koronardurchfluss sowie entzündungshemmende und schmerzstillende Eigenschaften nach. Bei äusserer Anwendung wirken Rosmarinblätter hautreizend und durchblutungsfördernd.7

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Rosmarin sind auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückzuführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen. Frischer Rosmarin enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:15,16,19

  • Isoprenoide: Monoterpene (1,8 Cineol, Campher, α-Pinen, β-Pinen, Camphen, Borneol, Bornylacetat, Limonen); Diterpenphenole (Carnosolsäure, Carnosol); Triterpene (Oleanolsäure, Ursolsäure, Betulinsäure); Tetraterpene: Carotionide: Xanthophylle (Lutein, Zeaxanthin)
  • Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoesäuren (Vanillinsäure), Hydroxyzimtsäuren (Rosmarinsäure, Kaffeesäure); Flavonoide: Flavanone (Naringin), Flavone (Apigenin, Luteolin, Hispidulin)

Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in frischem Rosmarin abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.

Die Hauptkomponenten sind 1,8-Cineol, Campher, α-Pinen und Borneol. Je nach Herkunft und Chemotyp fällt das Verhältnis dieser Terpene unterschiedlich aus.3,7

Rosmarinextrakte besitzen eine starke antioxidative Wirkung, die vor allem auf Diterpenphenole, Hydroxyzimtsäurederivate und Flavonoide zurückführbar ist. Zudem zeigen sich Rosmarinextrakte antiinflammatorisch und antiödematös, wofür unter anderem Triterpene, Carnosol und Carnosolsäure verantwortlich sind.15 Für Extrakte aus Rosmarinblättern konnte man verschiedene Wirkungen nachweisen: In vitro wirkten die Extrakte antibakteriell, antiviral (gegen Herpes simplex Typ 2) und krampflösend (auch in vivo nachgewiesen). Blattextrakte beeinflussten den Glukosespiegel der Maus. Für Diterpene aus Rosmarinblättern stellte man Hemmeffekte auf die Lipidperoxidation (oxidativer Abbau von Fettsäuren) fest.3

In Bezug auf die Lebertoxizität von Rosmarinextrakten gibt es widersprüchliche Belege. Zum einen kam man in verschiedenen Tierstudien zum Schluss, dass Carnosolsäure in Rosmarinextrakten und ätherischen Ölen in hohen Dosen eine leberschädigende (hepatotoxische) Wirkung aufweist.17 Zum anderen scheinen Carnosol- und Rosmarinsäure neben einem gastroprotektiven bzw. antiulzerogenen Effekt auch eine leberschützende (hepatoprotektive) Wirkung zu besitzen.15

Der Wirkmechanismus für Rosmarinsäure (Aromatikum, Ätherisch-Öl-Droge) ist nachgewiesen. Rosmarinsäure hemmt die Prostaglandinsynthese.7

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Nach der Einnahme von grösseren Mengen an Rosmarinöl können Nebenwirkungen wie Magen-, Darm- und Nierenreizungen auftreten.1 Für die endgültige Bewertung der Toxizität von Rosmarinextrakten oder ätherischen Ölen muss man die Toxizitätsmechanismen erst vollständig verstehen sowie die Langzeitauswirkungen auf verschiedene Gewebe im Menschen erforschen. Bei Tierversuchen kam man bisher zu unterschiedlichen und teils widersprüchlichen Ergebnissen in Bezug auf den negativen Einfluss von ätherischem Rosmarinöl und Rosmarinextrakten auf Fruchtbarkeitsmechanismen. Zudem kann es zu Wechselwirkungen mit bestimmten Arzneimitteln kommen.17

Bei Gallenwegbeschwerden und Lebererkrankungen sollte man Rosmarinblätter oder Rosmarinöl nur unter ärztlicher Aufsicht einnehmen. Auch Schwangere sollten von der innerlichen Einnahme von Zubereitungen aus Rosmarinblättern absehen, da Komponenten des ätherischen Öls Nebenwirkungen hervorrufen können.3

Verwechslungsgefahr

Die Blätter des Echten Rosmarins (Rosmarinus officinalis) kann man mit denjenigen der stark giftigen Rosmarinheide (Rosmarienheide oder Lavendelheide: Andromeda polifolia) verwechseln. Als wichtige Unterscheidungsmerkmale dienen die bis zu 3 cm langen Blätter der Rosmarinheide (also etwas länger als diejenigen des Rosmarins), ihre kugelige Blütenkrone (Rosmarinblüten sind zweilippig und glockig) sowie ihre Frucht, die eine Kapsel ist (Rosmarin besitzt als Frucht eine Klause mit vier Samen).11

Auf der Nordhalbkugel ist die Rosmarinheide in Eurasien und Nordamerika in Heide- und Moorlandschaften weit verbreitet.

Verwendung als anerkannte Heilpflanze

Arzneilich verwendete Pflanzenteile sind die Blätter (Rosmarini folium) und das daraus gewonnene Rosmarinöl (Rosmarini aetheroleum).1

HMPC (Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel), ESCOP (Dachverband nationaler europäischer Gesellschaften für Phytotherapie) und die Kommission E (Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel) kennen Rosmarin als pflanzliche Arzneidroge an.3

Innerliche Anwendungsgebiete sind bei Verdauungsbeschwerden und leichten krampfartige Magen-Darm-Beschwerden v.a. zur Verbesserung der Leber- und Gallenfunktion. Äusserlich hilft Rosmarin zur unterstützenden Therapie von rheumatischen Erkrankungen, bei Kreislaufbeschwerden sowie als leichtes Antiseptikum zur Förderung der Wundheilung. Das Öl setzt man als Badezusatz oder zum Einreiben bei leichten Muskel- und Gelenkschmerzen ein.3

Die Tagesdosis für die innerliche Anwendung beträgt 4-6 g Rosmarinblätter oder 10-20 Tropfen ätherisches Öl. Für die äusserliche Anwendung verwendet man 50 g Rosmarinblätter auf ein Vollbad. In halbfeste und flüssige Zubereitungen kommen 6-10 % ätherisches Öl.7

Volksmedizin - Naturheilkunde

In den Schriften zur Medizin der Antike findet Rosmarin nur wenig Erwähnung. Eine grössere Rolle spielte Rosmarin ab dem Mittelalter. Indikationen beschreibt der vom 4. bis zum 12. Jh. in der nordeuropäischen Medizin massgebliche Pseudo-Apuleius (Apuleius Platonicus oder Apuleius Barbarus).8 Später findet die Arzneipflanze 1435 im umfassenden Kräuterlexikon Leipziger Kräuterkunde Erwähnung. Man verabreichte Rosmarin als Anregungs- und Stärkungsmittel bei Schwächezuständen, Erschöpfung und Schmerzen.8 Als der Priester, Hydrotherapeut und Naturheilkundler Sebastian Anton Kneipp im 19. Jahrhundert dem Rosmarin seinen Segen gab, beherrschte diese Heilpflanze die Volksmedizin im deutschsprachigen Raum.1

Aktuelle Indikationen in der Erfahrungsheilkunde sind während der Genesung gegeben, aber auch bei koronarer Herzkrankheit, chronischen Lebererkrankungen sowie zur Steigerung des Appetits und der Magensaftsekretion.7

In der Volksmedizin setzt man Rosmarin zudem bei Kopfschmerzen, Migräne, unregelmässigen Regelblutungen oder Menstruationsbeschwerden ein. Rosmarinwein galt als potenzsteigernd und kreislaufanregend. In Brasilien soll Rosmarin bei entzündlichen Erkrankungen sowie Atemwegserkrankungen wie Husten und Bronchitis helfen. In der türkischen Volksheilkunde verwendet man wässrige Rosmarinextrakte zur Behandlung von Diabetes mellitus. Äusserlich wirken Rosmarinzubereitungen bei schlecht heilenden Wunden und Ekzemen.15

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Der ökologische Fussabdruck eines Lebensmittels hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Die meisten CO2-Emissionen aus unserer Ernährung entstehen hierbei in der Landwirtschaft. Für Rosmarin beläuft sich der CO2-Fussabdruck aus der Landwirtschaft auf ungefähr 0,31 kg CO2eq/kg und aus dem Transport auf 0,13 kg CO2eq/kg.18 Diese Werte sind ähnlich wie bei Schnittlauch mit 0,37 kg CO2eq/kg oder Petersilie mit 0,40 kg CO2eq/kg.20 Zur Einordnung: Der CO2-Fussabdruck von Gemüse liegt durchschnittlich bei ungefähr 0,35 kg CO2eq/kg, von Weizen bei 0,6 kg CO2eq/kg und von Fleisch bei 9,42 kg CO2eq/kg.18

Es ist bekannt, dass Rosmarin eine sehr trockenheitstolerante Pflanze ist, die mit einem jährlichen Wasserverbrauch von 4500 bis 5500 m3 pro Hektar in einer Wachstumsperiode auskommt.14 Der Wasserfussabdruck von frischem Rosmarin liegt im Durchschnitt bei 230-250 l/kg, Gemüse hat einen durchschnittlichen Wasserverbrauch von 322 l/kg.21

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Tierschutz - Artenschutz

Rosmarin dient Bienen hauptsächlich während der Monate Mai bis September (Sommertracht) als Nahrung. Tracht ist der Oberbegriff für die Nahrung, welche die Bienen eintragen, also Nektar, Pollen und Honigtau. Der Nektarwert von Rosmarin ist hoch und der Pollenwert gering (Skala Nektarwert und Pollenwert: kein, gering, mittel, hoch, sehr hoch). Die beiden Werte spiegeln den Wert für Insekten wider und dienen als Richtwerte und Entscheidungshilfe bei bienen- und insektenfreundlichen Neupflanzungen und Gartenarbeiten.6

Zu den intensiven Besuchern der Rosmarinblüten zählen Hautflügler und gelegentlich Nachtfalter.6 Auch Bienen fliegen die Blüten häufig an, da sie viel Futter in Form von Nektar bieten.1

Weltweites Vorkommen - Anbau

Rosmarin kommt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, von wo aus er sich in andere Regionen der Welt ausbreitete. Man verbreitete ihn mit der Intention, als Zier- und Heilpflanze zu dienen. Aufgrund seiner Anpassungen kann Rosmarin Trockenperioden und warme Bedingungen aushalten und gedeiht auf verschiedensten Bodenarten (trocken, sandig, felsig etc.). In Europa baut man ihn hauptsächlich in Regionen mit warmem Klima an, wobei er auch in gemässigt humiden bis subtropischen, semiariden sowie humiden Regionen wachsen kann. Man findet Rosmarin in Landschaftsformen wie den unteren Bergenregionen und feuchten Wäldern Kolumbiens, den trockenen Tälern Boliviens und den felsigen Hügeln auf Bermuda.19 Nördlich der Alpen kommt Rosmarin hauptsächlich in Gärten vor.1

Wild zu finden

Im westlichen und zentralen Mittelmeerraum wächst Rosmarin wild an trockenen, sonnigen Hängen, auf Kalkgestein, in lichten Gebüschen und an Waldsäumen.6 Dort blüht die typische Mittelmeerpflanze schon im Januar, weiter nördlich von März bis Juli. Im östlichen Mittelmeerraum kultiviert man die Pflanze seit der Antike. Dort tritt der sogenannte Meertau gelegentlich verwildert und manchmal auch bestandsbildend auf.10

Echter Rosmarin ist ein vielgestaltiger, aromatischer, immergrüner Halbstrauch, der Wuchshöhen von 0,5 bis 2 m erreichen kann. Die aufrechten und zum Teil niederliegenden Zweige tragen zähe, stumpfe, nadelähnliche Blätter mit einer Länge bis zu 2,5 cm. Die röhrigen, zweilippigen Blüten sind blass- bis dunkelblau, selten rosa oder weiss und im oberen Teil der Zweige in Scheinquirlen angeordnet. Die Frucht zerfällt in vier braune Klausen.1,5

Die Arzneidroge stammt zum Teil aus Wildsammlung.15

Anbau im Garten

Für den Eigenbedarf kann man Rosmarin ganzjährig als Zier- und Gewürzpflanze anbauen.1,5,6 Rosmarin benötigt vollsonnige Standorte mit durchlässiger und neutraler Erde und verträgt pH-Werte zwischen 5 und 8.5 Der ideale Bereich liegt zwischen 6 und 7,5.19

Kalte, nasse Winter und Fröste über einen längeren Zeitraum verträgt Rosmarin nicht. Ab Temperaturen von -3° C wächst er nicht mehr. In kalten Regionen sollte man Rosmarin an geschützten Stellen oder als Topfpflanze anbauen, um ihn nach Bedarf im Topf überwintern zu können.5 Nördlich der Alpen ist Rosmarin in wärmeren Lagen, z.B. in Weinbaugebieten, meist winterfest.6,19

Die Laub- und Blütenspitzen erntet man bevorzugt im Frühjahr und Frühsommer. Um einen buschigen Wuchs zu fördern, kann man die Pflanze nach der Blüte zurückschneiden. Im Topf erreicht Rosmarin eine Höhe von 60 bis 180 cm. Die Pflanze lässt sich durch Frühjahrsaussaat oder halbverstockte Stecklinge vermehren. Nach dem Anwachsen - sobald sich das Wurzelsystem im Boden etabliert hat - ist Rosmarin trockenheitstolerant. Rosmarin besitzt das Potenzial, sich durch Samen und Stecklinge zu regenerieren.5,15

Rosmarin ist eine sehr formenreiche Art. Bekannte Sorten sind u.a. 'Aureus', 'Benenden Blue', 'Blue Boy', 'Fota Blue', 'Gorizia', 'Golden Rain'. Niederliegende oder halb niederliegende Sorten wie 'Prostratus' sind gut für Topf- und Ampelkultur geeignet. Alle Sorten kann man roh essen.15

Zu kaufen sind Rosmarinpflanzen als Setzling oder als Zierpflanze im Gartenfachhandel und Baufachhandel.

Weiterführende Informationen

Rosmarinus officinalis zählte man zur Gattung Rosmarinus aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Zu Rosmarinus officinalis gehörten die drei Unterarten R.o. ssp. officinalis, R.o. ssp. palaui und R.o. ssp. valentinus. Diese Unterarten bzw. Varietäten fasst man laut neueren Forschungen nun unter dem Namen Salvia rosmarinus Spenn. in der Gattung Salvia zusammen. Salvia rosmarinus hat Rosmarinus officinalis auf den Platz eines Synonyms verdrängt.12,13

Die Bezeichnung Rosmarin stammt vom lateinischen "ros = Tau" und "mare = Meer", woraus sich der Name "Meertau" ergibt. Eine ältere Deutung der Namensherkunft bezieht sich auf den griechischen Begriff "rhops myrinos = wohlriechender Strauch", was sich auf die aphrodisierende Wirkung der Pflanze bezieht.15

Alternative Namen

Alternativnamen für Rosmarin sind Anthoskraut, Brautkleid, Gedenkemein, Hochzeitsbleaml, Kid, Kranzkraut, Kranzenkraut, Meertau, Mariae Reinigungskraut, Rosmarein, Röselimarie, Weihrauchkraut.1,15 Gefunden haben wir auch die Schreibweisen Rozmarin und Rosmarien. Rozmarin heisst das Gewürz vor allem in Rumänien oder Rožmarin in Slowenien.

Im Englischen bezeichnet man Rosmarin als rosemary oder anthos. Auf Spanisch heisst die Pflanze romero - und Rosmarin (frisch) heisst dort romero fresco oder romero (hierba).

Der Drogenname für die Rosmarinblätter lautet "Rosmarini folium", für das Rosmarinöl "Rosmarini aetheroleum".

Sonstige Anwendungen

Rosmarin gilt seit der Antike als aphrodisierende Pflanze, die man mit Liebe und Fruchtbarkeit in Verbindung bringt. Man stellte aus ihr Salben, Parfüms oder andere Extrakte her, wovon man sich eine wundersame Wirkung erhoffte. Das Kraut streute man bei Leichenverbrennungen aus oder gab es als Grabzugabe bei - vermutlich um den Geruch zu überdecken.15 Griechische Gelehrte schmückten sich mit Kränzen aus Rosmarin bei Prüfungen, um ihre Konzentration zu steigern.5 Rosmarinöl und Rosmarinextrakte verwendet man heute und damals bei Haarausfall.15 Als Bad wirkt Rosmarin belebend, weshalb man für einen guten Schlaf abends darauf verzichten sollte.1 Phytopharmaka-Produkte mit Rosmarin sind z.B. Rosmarin-Fluidextrakte, Tonikum, Schmerz- und Rheumasalben, Muskelcremes oder Rosmarinöl, das man Salben, Ölen, Seifen und Shampoos zugeben kann.3

Literaturverzeichnis - 21 Quellen

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2.Niederegger O, Mayr C. Heilpflanzen der Alpen. Gesundheit aus der Natur von A bis Z. Innsbruck; 2006. Tyrolia-Verlag.
3.Blaschek W. (Herausgeber). Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis. 6. Auflage. Stuttgart; 2016. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH.
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5.Bown D. Kräuter. Die grosse Enzyklopädie. Anbau und Verwendung. 2. Auflage. München; 2015. Dorling Kindersly.
6.Kremer BP. Mein Garten – Ein Bienenparadies. 2. Auflage. Bern; 2018. Haupt Verlag.
7.Schilcher H, Kammerer S, Wegener T. Leitfaden Phytotherapie. 3. Auflage. München; 2007. Elsevier GmbH.
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Oberdorfer E. Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart (Hohenheim); 2001. Eugen Ulmer Verlag.

11.Fleischhauer SG, Guthmann J, Spiegelberger R. Enzyklopädie. Essbare Wildpflanzen. 2000 Pflanzen Mitteleuropas. 1. Auflage. Aarau; 2013. AT Verlag.
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Bäumler S. Arzneipflanzenporträts. 3. Auflage. München: Elsevier; 2021. 

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Greenpeace ch: Alles, was du fürs Klima essen kannst. 2022.

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