Inhaltsverzeichnis
Der Gemeine Samtfussrübling (Flammulina velutipes bzw. F. filiformis) ist ein Speisepilz, der im Winterhalbjahr natürlicherweise auf Laubgehölzen wächst, weshalb er auch Winterrübling oder Winterpilz heisst. In Japan ist er als Enoki (Enokitake) bekannt.
Verwendung in der Küche
Der frostresistente, in der Natur bräunliche bis goldene Winterpilz benötigt zum Wachstum Baumstämme oder abgestorbenes Material von Laubgehölzen, auf denen er dichte Büschel bildet.1
Zucht-Enoki unterscheiden sich optisch stark von wilden Samtfussrüblingen:11,12
- Die weissen Zuchtexemplare sind grazil, mit meist winzigen Hüten (max. 1 cm Durchmesser) und bis zu 12 cm langen Stielen. Die weisse Farbe ergibt sich durch die Kultivierung unter Lichtausschluss. Gelegentlich findet man auch goldbräunlichen Zucht-Samtfussrübling (Golden Enoki, Golden Needle). Zuchtpilze sind grösstenteils vollständig verwertbar.
- Wild gewachsene Samtfussrüblinge haben 2-7 cm lange, bräunlich bis schwärzliche Stiele, welche eine samtige Oberfläche aufweisen. Die Hüte haben einen Durchmesser von 6-8 cm und sind leicht klebrig. Die Pilze sind honiggelb bis orangebraun. Der untere Teil des Stiels von wild gesammelten Enokis kann zäh oder holzig sein. Meist verwendet man deshalb nur die Hüte und die sehr jungen Stiele.
Die Enoki lassen sich einfach mit einem feinen Pinsel abbürsten. Vom Waschen sieht man eher ab. Feuchte Pilze sind glatt, glänzend und häufig schleimig. Falls das jemanden stören sollte - die Pilzhaut lässt sich beim Putzen gut abziehen.
Wie schmecken Enoki-Pilze? Der Geschmack des Enokis ist leicht nussig und süsslich. Seine Textur ist zart und knackig im Biss, auch gegart, bleibt er bissfest.
In Asien ist der Enoki einer der beliebtesten Speisepilze. Insbesondere in China, Japan und Südkorea verfeinert man mit den gezüchteten Samtfussrüblingen zahlreiche Gerichte. Enokis sind bestens für Suppen, Eintöpfe und Schmorgerichte geeignet. Auch an verschiedenen Würzsaucen (z.B. Sojasauce, Mirin) oder mit Gewürzen (z.B. Chili) und Kräutern (z.B. Petersilie, Koriander) gelingt die Zubereitung.
Kann man Enoki-Pilze roh essen? Enoki ist roh verzehrbar, jedoch sind vielfach nur geringe Mengen verträglich (siehe weiter unten im Kapitel Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen). Auch Shiitake und Kräuterseitling sollten Sie nur in kleinen Mengen roh verzehren. Champignons hingegen eignen sich besser für den Rohverzehr.
Veganes Samtfussrübling-Rezept mit Knoblauch
Zutaten (für 2 Personen): 300 g Enoki (möglichst in Bio-Qualität), 4-5 Zehen Knoblauch, eine Frühlingszwiebel, eine Chili-Paprika, 1 EL Rapsöl, 2 EL Sojasauce, 1 EL Wasser, 1 TL Kreuzkümmelpulver, 1 EL Sesam.
Zubereitung: Für dieses vegane Pilzragout den Backofen auf 200 °C vorheizen. In der Zwischenzeit die Enoki-Pilze sauber abbürsten. Knoblauch, Frühlingszwiebel und Chili klein hacken. Rapsöl, Sojasauce, Wasser und Chili-Paprika in einer Schüssel verrühren. Die Pilze in eine Auflaufform geben, die Sauce darauf verteilen und mit Kreuzkümmelpulver bestreuen. Die Form mit einem Deckel oder mit Alufolie bedecken und die Pilze ca. 20 Minuten im Backofen garen. Kurz vor dem Servieren Knoblauch, Frühlingszwiebel und Sesam über das vegane Gericht streuen.
Vegane Rezepte mit Samtfussrübling (Enoki) finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".
Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen: Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler. |
Einkauf - Lagerung
In Europa gibt es Samtfussrübling kaum frisch in Supermärkten wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Billa, Hofer etc. oder in Bio-Supermärkten zu kaufen (Alnatura, Denn's Biomarkt).
Sie finden Samtfussrüblinge teilweise auf Wochenmärkten, in Asia-Shops oder Sie bestellen die Pilze online direkt bei den produzierenden Betrieben, gelegentlich auch in Bio-Qualität. "Bio" bezieht sich bei Pilzen auch auf das Substrat, das dann aus unbehandeltem Holz besteht. Im Handel können Sie auch getrocknete, tiefgefrorene und eingelegte Enoki kaufen. Die im Grosshandel verkauften Samtfussrüblinge stammen aus der Zucht und sind deshalb ganzjährig erhältlich.
Die Verfügbarkeit von Samtfussrübling (Enoki) ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.
Wild zu finden
In den gemässigten und kalten Regionen der Nordhalbkugel wachsen die Enoki-Pilze an geschwächten Laubbäumen oder an deren Stümpfen bzw. abgefallenen Ästen. Die Saison ist im Spätherbst und Winter.1
Der Samtfussrübling wächst in Büscheln und ist dank seiner orange-braunen Farbe gut erkennbar. Erst nach den ersten Frösten bildet diese Art den Fruchtkörper aus. Aufgrund seiner Häufigkeit steht er nicht unter Schutz und man darf ihn wild sammeln.11 Da es giftige Pilze gibt, welche ähnlich aussehen, sollten Sie nicht unbedacht selbst Pilze sammeln, sondern sich zuvor gründlich informieren.
Tipps zur Lagerung
Wie lange halten Enoki-Pilze? Im Kühlschrank halten sich Samtfussrüblinge bis zu einer Woche, sofern sie sauber und trocken sind.
Kann man Enoki-Pilze einfrieren? Ja, Enoki-Pilze können Sie einfrieren und direkt aus der Tiefkühltruhe für Suppen, Eintöpfe und Aufläufe verwenden.
Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien
Der Gemeine Samtfussrübling ist kalorienarm (37 kcal/100g). Mit 2,7 g an Proteinen pro 100 g ist er eiweissärmer als andere berühmte Speisepilze, wie z.B. Steinpilze (5,4 g/100g) und Kräuterseitlinge (3,3 g/100g). Fett ist kaum vorhanden (0,29 g/100g).2 Bei Frischpilzen sind Schwankungen in Bezug auf Inhaltsstoffe nicht ungewöhnlich.2
Mit rund 7 mg Niacin (ex Vitamin B3) pro 100 g deckt der Enoki 44 % des Tagesbedarfs. Ähnlich viel Niacin enthalten rohe Steinpilze (8,4 mg/100g). Trüffel, Kräuterseitlinge und Austernseitlinge, sowie Pfifferlinge und Shiitake weisen weniger Niacin auf (3,9-5,3 mg/100g). Besonders viel Niacin ist in Sanddornbeeren enthalten (743 mg/100g).2
Enoki enthalten ca. 48 µg Folat (Folsäure) pro 100 g, was 24 % des Tagesbedarfs abdeckt. Rohe Austern-Seitlinge beinhalten ähnlich viel Folat (38 µg/100g). Dies ist im Vergleich zu anderen Pilzen recht hoch, wie z.B. Zucht-Champignon (17 µg/100g) und Shiitake (13 µg/100g). Lebensmittel mit einem sehr hohen Anteil an Folat, welche man roh konsumieren kann, sind Ackerbohnen (423 µg/100g) und Weizenkeime (281 µg/100g).2
Thiamin (Vitamin B1) ist im Gemeinen Samtfussrübling zu rund 0,22 mg/100g enthalten (20 % des Tagesbedarfs). Auch dieser Wert ist im Vergleich zu anderen Pilzen hoch. Höhere Gehalte weisen nur getrockneter Shiitake (0,30 mg/100g) und Steinpilzpulver (0,80 mg/100g) auf. Davon konsumiert man jedoch weniger, weshalb die tatsächlich aufgenommene Menge kleiner ausfällt als beim Konsum von rohen oder gekochten Enoki. Besonders viel Thiamin enthalten Hefeprodukte (Hefeflocken, Hefeextrakt), Weizenkeime (1,9 mg/100g) oder Leinsamen (1,6 mg/100g).2
Neben den oben genannten Inhaltsstoffen sind auch Kalium und Aminosäuren wie Tryptophan, Valin und Threonin noch gut vertreten.2,3
Die gesamten Inhaltsstoffe vom Gemeinen Samtfussrübling (Enoki), die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.
Wirkungen auf die Gesundheit
Der Samtfussrübling besitzt einen vorteilhaften Nährstoffgehalt, einen niedrigen Fettgehalt und ein gutes Verhältnis bei den mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Für eine kalorienarme Ernährung ist der Enoki ein ausgezeichnetes Lebensmittel.3
Sind Enoki-Pilze gesund? Samtfussrüblinge gelten als Heilpilze, da sie immunmodulierende Aktivitäten aufweisen und den Organismus stärken. Durch den Wirkstoff FIP (Fungal Immunomodulating Protein) haben sie modulierende Effekte auf das Immunsystem und wirken so gegen Allergien, beugen Infektionen vor und finden potenzielle Verwendung in der Virus-Prävention und -Therapie.3
Chitin, ein wichtiger Ballaststoff in Pilzen, galt lange als unverdaulich. ForscherInnen konnten jedoch nachweisen, dass Menschen das Enzym zur Verdauung von Chitin, die sogenannte Chitinase, für den Magensaft produzieren können. 20 % der untersuchten Personen wiesen keine Chitinase auf. Die ForscherInnen gehen davon aus, dass ein Fehlen von chitinhaltigen Speisen (Pilze, Schalentiere, Insekten) dazu führte, dass in gewissen Bevölkerungsgruppen die Fähigkeit zur Produktion von Chitinase verloren ging.17
Ballaststoffe verringern das Risiko von Stoffwechselstörungen wie Fettleibigkeit. Der Ballaststoff Chitin kann eine Immunreaktion auslösen, die einer allergischen Reaktion ähnelt. Eine Studie an Mäusen zeigte, dass mit Chitin gefütterte Mäuse eine bessere Insulinsensitivität aufwiesen als diejenigen, die andere Ballaststoffe erhielten. Diejenigen Mäuse, welche Chitin assen, es aber nicht abbauen konnten, hatten die stärkste Immunreaktion, nahmen am wenigsten an Gewicht zu und hatten den geringsten Körperfettanteil. Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Immunantwort auf Chitin Vorteile für die Stoffwechselgesundheit hat. Dies kann daran liegen, dass die Hauptzellen, die Chitinase produzieren, auch andere Verdauungsenzyme herstellen. Die Immunantwort auf Chitin kann auch die Produktion dieser Stoffe steigern und so die allgemeine Verdauung verbessern. Dieser Prozess könnte ein potenzielles therapeutisches Ziel für Fettleibigkeit oder andere Stoffwechselerkrankungen sein.18
Sekundäre Metaboliten
Viele gesundheitliche Wirkungen von Samtfussrübling (Enoki) kann man auf die enthaltenen sekundären Metaboliten zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.
Samtfussrübling (Enoki, Flammulina velutipes) enthält u.a. folgende sekundäre Metaboliten:3,13
- Isoprenoide: Sesquiterpenoide (Enokipodine, Flamvelutpenoide, Sterpurinsäure); Norsesquiterpene (Flammulinolide A-F); Triterpene: Steroide (Ergosterol, Dihydroergosterol)
- Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoesäuren (Protocatechinsäure, Gallussäure), Hydroxyzimtsäuren (p-Cumarsäure, Chlorogensäure, Kaffeesäure, Ferulasäure); Flavonoide: Flavonole (Quercetin, Kaempferol), Flavanole (Epicatechin), Flavanone (Glabrol, Sanggenon, Moracenin), Flavone (Apigenin), Isoflavone (Corylin, Formononetin); Phenole (Pyrogallol); Tannine (Ellagsäure)
- Weitere stickstoffhaltige Verbindungen: Kukoamin A
- Weitere organische Verbindungen: Hydroxycarbonsäure (Homogentisinsäure); Lactone (Lovastatin); Ketone (Kushenol); Glycoside (Arbutin, Phyllyrin)
Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Metaboliten in Samtfussrübling (Enoki) abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.
Die Polyphenole und Steroide in Enoki entfalten antioxidative Wirkung und schützen vor chronischen Krankheiten, die mit oxidativem Stress und Zellveränderungen verbunden sind, darunter Krebs, Atherosklerose und Thrombosen. Lovastatin und die Aminosäure γ-Aminobuttersäure (GABA) hemmen die Biosynthese von Cholesterin, reduzieren den Bluthochdruck und verringern so das Risiko koronarer Herzkrankheiten. Die kürzlich aus Extrakten von Enoki identifizierten neuartigen Sesquiterpene und Norsesquiterpene, darunter Flammulinolide und Enokipodine, zeigen eine antitumorale (Leber-, Brust-, Magen- und Lungenkrebs) und antibakterielle Wirkung, darunter gegen Cladosporium herbarum, Bacillus subtilis und Staphylococcus aureus.3,13
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Sind Enoki-Pilze giftig? Nein, Enoki ist nicht giftig, kann jedoch roh in grossen Mengen zu gesundheitlichen Problemen führen. Eine 2018 publizierte Studie hat die Auswirkungen des Verzehrs von getrockneten und danach pulverisierten F. velutipes auf Labormäuse untersucht, um die Auswirkungen des Proteins 'Flammutoxin' zu analysieren. Bei fünf aufeinanderfolgenden Tagen mit 6-9 g pro kg Körpergewicht pro Tag hatten die Forscher eine erhöhte Aktivität des Enzyms Kreatinkinase festgestellt, das für den Energiestoffwechsel der Muskelzellen wichtig ist. Diese erhöhte Aktivität weist auf eine potenziell schädliche Wirkung auf Skelettmuskulatur und Herzmuskel hin. Die Autoren heben hervor, dass die bei Labormäusen untersuchte Menge beim Menschen ca. 190-280 g an frischen F. velutipes entspricht, eingenommen an fünf aufeinanderfolgenden Tagen. Allerdings ist seitens wissenschaftlicher Literatur nicht klar, ob der rohe Verzehr des Pilzes in diesen Mengen effektiv eine ungesunde Dosis Flammutoxin für den Menschen mit sich bringt.4
Sicherheitshalber sollten Sie Enokis nur gelegentlich in kleinen Mengen roh essen. Kein Problem besteht bei gekochten oder gebratenen Enokis, da die Hitze das Flammutoxin neutralisiert.4
Wild gesammelte Pilze können zudem mit dem gefährlichen Fuchsbandwurm kontaminiert sein, weshalb man diese grundsätzlich nur gekocht essen sollte.
Volksmedizin - Naturheilkunde
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) schätzt man den Gemeinen Samtfussrübling aufgrund seiner positiven Auswirkung auf ein geschwächtes Immunsystem.5,6
Aufgrund der immunmodulierenden Wirkung empfehlen Heilpraktiker Enoki begleitend zu Chemotherapie oder Strahlentherapien bei Krebspatienten. Die Einnahme sollte den durch die Therapien belasteten Körper stärken. Zudem sollen antioxidative Inhaltsstoffe die Therapien verträglicher machen. Ebenfalls soll der Gemeine Samtfussrübling aufgrund seiner vitalisierenden Eigenschaften bei Müdigkeit und starker Erschöpfung helfen. Dabei arbeiten Heilpraktiker meist mit pulverisiertem Enoki in der Form von Kapseln und Tabletten, da der Gehalt an Inhaltsstoffen bei frischem Enoki schwankt.5,6
Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Zur Einschätzung der Klimafreundlichkeit eines Lebensmittels dient in erster Linie der CO2-Fussabdruck. Dieser hängt von unterschiedlichen Aspekten ab wie Anbauweise (konventionell/biologisch), Saisonalität, Herkunftsland, Verarbeitung, Transport und gegebenenfalls Verpackung. Pilze haben in der Regel einen geringen Fussabdruck, beispielsweise haben Enoki aus Schweden einen Wert von nur 0,14 kg CO2eg/kg.16
Wir konnten keine Zahlen zum Wasserfussabdruck von Enoki finden. Pilze brauchen in der Regel wenig Wasser und sind zusammen mit Hülsenfrüchten und Bohnen eine vegane Proteinquelle. Im Gegensatz zu Fleisch benötigen Pilze weniger Wasser, verbrauchen weniger Landressourcen und haben einen kleineren CO2-Fussabdruck. Berechnet man die Werte pro Portion, stossen Pilze 65 % weniger CO2-Emissionen aus und benötigen 75 % weniger Wasser und 87 % weniger Land als Fleisch (Rind und Schaf).15
Gezüchtete Enoki sollten keine gesundheitsschädlichen Schwermetalle enthalten. Allerdings verwenden einige konventionelle Züchter Fungizide und Insektizide, um das Substrat keimfrei zu halten. In der Bio-Aufzucht ist dies nicht erlaubt, weshalb Sie besser zu biologisch angebauten Samtfussrübling (bio) greifen sollten.
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Weltweites Vorkommen - Anbau
Der Gemeine Samtfussrübling kommt weltweit natürlich in gemässigten bis kalten Regionen vor. Er wächst in Europa, Nordamerika, Sibirien, Japan, China, Kleinasien und sogar in gewissen Gebieten Australiens.7 Enokitake verträgt niedrige Temperaturen und ist frostbeständig. Da er den ganzen Winter über wächst, nennt man ihn auch Winterpilz.8
Der Samtfussrübling ist einer der frühsten kultivierten Zucht-Pilze. Die älteste Nennung geht in die Tang-Dynastie Chinas (ca. 800-900 n. Chr.) zurück.8 Auch in Japan ist der Enoki seit Jahrhunderten beliebt, wo er nach dem Shiitake-Pilz der meistangebaute Zuchtpilz ist.9
Anbau im Garten
Kann man Enoki-Pilze selber züchten? Der einfachste Weg sind professionell vorgezogene Pilzzucht-Kulturen und Substrate, welche die Erfolgssicherheit steigern und schneller zur ersten Pilzernte führen. Diese sind meist online bei diversen Pilzzucht-Betrieben bestellbar. Die Pilzkultur stellen Sie in einen möglichst luftfeuchten Raum, z.B. das Badezimmer. Die Raumtemperatur sollte zwischen 7 und 18 °C betragen. Die Pilzkultur sollte nicht austrocknen, weshalb sie regelmässig mit frischem, kaltem Leitungswasser zu befeuchten ist. Staunässe schadet den Pilzen. Es empfiehlt sich, keine Pflanzensprüher zu verwenden, da sich darin oft Keime bilden.9
Alternativ lassen sich Enoki auch auf einem Stamm eines Laubbaums (Buche, Eiche, Birke) kultivieren. Der Stamm sollte frisch geschlagen und mindestens zwei Monate gelagert sein. Zuerst müssen Sie den Stamm zwei bis drei Tage lang wässern, bis er vollgesogen ist.10
Danach präparieren Sie den Stamm, je nach Beimpfungsmethode: Bei der Dübelbeimpfung bohren Sie ringsum Löcher in den Stamm und setzen vorsichtig die Dübel mit der Pilzbrut ein. Bei der Bohrlochmethode bohrt man grössere Löcher, um diese mit Getreidebrut zu füllen. In dieser Form wächst der Pilz meist schneller als bei der Dübelbeimpfung. Bei der Schnittimpfmethode schneiden Sie den längeren Stamm(ca. 1 m) 2-3 Mal der ganzen Länge nach mit einer Motorsäge ein. Danach umwickeln Sie die eingeschnittenen Stellen mit Klebeband. Fensterartige Schnitte ins Klebeband ermöglichen das vorsichtige Befüllen mit der Getreidebrut.10
Nach der Beimpfung wickeln Sie den Stamm mit Folie ein, welche Sie grosszügig durchlöchern. Anschliessend lässt man den in Folie eingepackten Stamm zwischen zwei bis acht Monaten durchwachsen, am besten an einem dunklen Ort bei 10 bis 25 °C. Sobald an mehreren Stellen das weisse Myzel auf der Rinde zu sehen ist, können Sie die Folie entfernen und den Stamm zu einem Drittel bis zur Hälfte in Erde eingraben (im Garten oder in einem grossen Topf). Wichtig ist, dass Sie den Stamm an einem feuchten, schattigen und windgeschützten Ort eingraben oder hinstellen. Spätestens wenn die Ränder der Pilzhüte einreissen und sich nach oben wölben oder sich die abgefallenen Sporen am Holz sammeln, sollten Sie die Pilze ernten.10
Anbau - Ernte
In Europa gibt es keine Kultivierung des Samtfussrüblings im grossen Stil. Hobbyzüchter kultivieren den Pilz meist auf Holzstämmen, Kleinbetriebe auf Bio-Substrat aus unbehandeltem Holz.14
Früher züchtete man Enoki auf Baumstämmen, allerdings war die Qualität der Pilze minderwertig. Heute ist die Kultivierung auf Sägemehl üblich.7 Grössere Zuchtbetriebe gibt es in ostasiatischen Ländern wie China, Japan und Südkorea. Die Aufzucht erfolgt in langstieligen Gefässen (sogenannte Flaschenzucht), bei niedrigen Temperaturen und CO2-Begasung.9 Das beimpfte Substrat füllt man in Polypropylenflaschen (800–1000 ml), wobei man ca. 540 g Substrat pro Flasche einfüllt.7 Oft arbeitet man bei der industriellen Zucht mit Zusatzstoffen (Supplementen), um den Ertrag zu erhöhen oder die Inhaltsstoffe der Pilze zu beeinflussen.13
Enoki benötigt ausreichend Sauerstoff, um zu wachsen. Die gezielte Begasung mit CO2 manipuliert das Wachstum des Pilzes, sodass er nur kleine Hüte ausbildet und mehrheitlich in die Länge wächst. Nach 20–25 Tagen breitet sich das Myzel über das gesamte Gefäss aus. Nach dem Öffnen der Gefässe stellt man diese in einen dunklen Raum bei Temperaturen von 3-5 °C und einer konstanten Belüftung. Dadurch entstehen weisse, robuste und trockene Pilze. Von der ersten Pilzbildung bis zur Ernte vergehen etwa 50-60 Tage. Die Wiederverwendung der Flasche für eine zweite Ernte ist möglich, diese ist jedoch geringer und auch die Qualität nimmt ab, weshalb meist nur eine Ernte erfolgt.7
Den Substratboden muss man vor Zubereitung und Verzehr entfernen. Bio-Substrat kann man nach Gebrauch kompostieren.14
Verwechslungsgefahren
Eine Verwechslung mit dem Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) ist nicht schlimm, da auch dieses ein Speisepilz ist. Das beste Unterscheidungsmerkmal ist der Stiel. Während der Gemeine Samtfussrübling einen samtenen, ringlosen Stiel hat, ist der Stiel des Stockschwämmchens oberhalb des Rings deutlich heller als darunter, wo er auch noch Schuppen hat.1
Mit dem Gifthäubling (Galerina marginata) darf man den Gemeinen Samtfussrübling (Flammulina velutipes) jedoch nicht verwechseln, da dieser tödlich giftig sein kann. Der Gifthäubling kommt sowohl im Sommer als auch in milden Wintern vor. Die Farbe des Hutes ist etwas dunkler (eher rostbraun). Er wächst an morschen Stümpfen und Stämmen sowie auf Moosen und Fallaub.1
Weiterführende Informationen
Die botanische Bezeichnung für den Samtfussrübling ist Flammulina velutipes. Er gehört zur Familie der Physalacriaceae.
Synonyme sind: Agaricus nigripes, Agaricus velutipes, Collybia eriocephala, Collybia veluticeps, Collybia velutipes, Collybidium velutipes, Gymnopus velutipes, Myxocollybia velutipes, Panaeolus veluticeps, Paxillus veluticeps, Phylloporus veluticeps und Pleurotus velutipes.3
Kultivierte Enokisorten aus Ostasien gehören meist einer neuen Unterart an: Flammulina filiformis (auch: Flammulina velutipes var. filiformis).13
Alternative Namen
Der Name Gemeiner Samtfussrübling (Gemeiner Samtfussruebling) hat folgende Synonyme: Enokitake, Enoki (Enokipilze, Enoki Pilze, Enoki-Pilze), Winterrübling, Winterpilz (Winter Pilz), Samtfuss (Samt Fuss), goldene Nadel, Schneepilz. Ausserhalb der Schweiz ist im deutschsprachigen Raum folgende Schreibweise üblich: Samtfussrübling (z.B. in Ausdrücken wie: Samtfussrübling Rezepte, Gemeiner Samtfussrübling Rezept).
Im Englischen bezeichnet man den Enokipilz als enoki mushroom, golden needle mushroom, velvet shank, velvet foot, velvet stem, winter fungus, winter mushroom, seafood mushroom oder futu.
Auf Vietnamesisch heisst der Enoki nấm kim châm, auf Thailändisch เห็ดเข็มทอง (hed khem thong) und auf Chinesisch 金针菇 (jīnzhēngū).
Sonstige Verwendung
Aus dem Pilzmyzel des Gemeinen Samtfussrüblings lassen sich, ähnlich wie mit Hefe, alkoholische Getränke herstellen.9
Literaturverzeichnis - 18 Quellen
1. | Laessoe T. Pilze - Das grosse Bestimmungsbuch. Dorling Kindersley. 2018: 360. |
2. | USDA United States Department of Agriculture. |
3. | Tang C, Hoo PCX et al. Golden needle mushroom: A culinary medicine with evidenced-based biological activities and health promoting properties. Front Pharmacol. 2016;7:474. |
4. | Mustonen AM, Määttänen M et al. Myo- and cardiotoxic effects of the wild winter mushroom (Flammulina velutipes) on mice. Exp Biol Med (Maywood). 2018;243(7):639-644. |
5. | Schmaus F. Heilen mit Pilzen. Das grosse Handbuch der Mykotherapie. Gesundheit aus der Natur. MykoTroph: Limeshain. 2018: 314. |
6. | Döll M. Vitalpilze für ein gesundes Leben: Immunstärkend - Stoffwechselanregend – Entgiftend. F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung: Stuttgart. 2012: 176. |
7. | Tonomura H. 19 - Flammulina velutipes. In: Chang ST, Hayes WA (Ed.) The Biology and Cultivation of Edible Mushrooms. Academic Press: New York; 1978. 409-421. |
8. | Federation of Nutritional Mushroom Distributors FNMD: Flammulina velutipes. |
9. | Pilzmaennchen de: Enoki, der Samtfussrübling (Flammulina velutipes). |
10. | Plantura garden: Pilze auf Baumstämmen anbauen: Anleitung & Experten-Tipps. |
11. | Bund Naturschutz in Bayern e.V.: Pilz des Monats Februar: Samtfussrüblinge sammeln oder selber züchten. |
12. | Mabey R. Essbar. Wildpflanzen, Pilze, Muscheln für die Naturküche. Haupt: Bern, Stuttgart, Wien. 2013. |
13. | Attaran Dowom S, Rezaeian S, Pourianfar HR. Agronomic and environmental factors affecting cultivation of the winter mushroom or Enokitake: achievements and prospects. Applied Microbiology and Biotechnology. 2019;103:2469–2481. |
14. | Kernser-edelpilze ch: Handwerk - Grundlage, Produktion, Pflege, Ernte. |
15. | Pashaei KHA, Irankhah K et al. Edible mushrooms as an alternative to animal proteins for having a more sustainable diet: a review. J Health Popul Nutr. 2024;43(1):205. |
16. | CarbonCloud: Swamp Enoki (Sweden). |
17. | Paoletti MG, Norberto L, Damini R, Musumeci S. Human gastric juice contains chitinase that can degrade chitin. Ann Nutr Metab. 2007;51(3):244-251. |
18. | NHI Research Matters: Immune response to eating chitin linked to better health. 2023. |
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