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Blasentang (Fucus vesiculosus) ist eine Braunalge, mit der man roh, und am besten in Bio-Qualität, Salate oder Smoothies zubereiten kann. Zu Pulver oder Flocken verarbeitet würzt er Suppen und Eintöpfe.
Verwendung in der Küche
Das auffälligste Merkmal des Blasentangs (Fucus vesiculosus) sind die namensgebenden Gasblasen, die der Braunalge Auftrieb im Wasser verleihen.1
Ist Blasentang essbar? Die essbare Alge hat einen salzigen, ans Meer erinnernden Geschmack mit Umami-Aroma. Frisch geernteter Blasentang ist lederartig. Im Handel findet man ihn vorwiegend getrocknet - in Streifen geschnitten, als Flocken oder Pulver. Ob es sich bei den getrockneten Produkten um Rohkost handelt, hängt vom angewandten Trocknungsprozess und der Verarbeitung ab. Für Rohkost-Qualität darf die Höchsttemperatur während der Trocknung 42 °C nicht überschreiten.
Wie kann man Blasentang essen? Vor Gebrauch sollte man getrockneten, in Streifen geschnittenen Blasentang abspülen und ca. 15-20 Min. in Wasser einweichen - so erhält er seine knackige Konsistenz zurück (und gewinnt an Volumen). Anschliessend kann man Blasentang roh zubereiten, aber auch kochen, grillen oder backen. Wie auch andere Algen kann man Blasentang roh in einen Salat einarbeiten oder zu einem Smoothie verarbeiten (z.B. mit Haferdrink, Banane und Himbeeren). Zusammen mit Gemüse gedünstet macht er sich gut als Gemüsebeilage. Er schmeckt zudem hervorragend in Eintöpfen, Suppen und Saucen (Sossen) und passt gebraten wunderbar in vegane Nudel- und Reisgerichte. Auch Rezepte mit Kartoffeln lassen sich mit Blasentang aufwerten. Geschmacklich lässt sich Blasentang besonders gut mit Chili, Ingwer oder Sesam kombinieren.
Mit Blasentang-Flocken oder -Pulver kann man allerlei Gerichte würzen und in Dressings, Suppen oder Dips einrühren - dazu braucht es kleinste Mengen. Die Flocken oder das Pulver peppt auch Brotteige und vegane Süssspeisen (z.B. mit dunkler Schokolade) auf. Es lässt sich mit den Flocken (auch mit den geschnittenen Stücken) zudem einen Tee aufgiessen, den man bei Bedarf mit etwas Agavensirup süssen kann.
Es folgt ein leckeres, veganes Blasentang-Rezept, das besonders für (vegane) Muschelsuppen-LiebhaberInnen interessant sein könnte.
Veganes Rezept für Blasentang-Suppe mit Austernseitlingen
Zutaten (für 2 Personen): 6 Austernseitlinge, 2 Kartoffeln, 1 Zwiebel, 20 g Margarine, 200 ml Haferdrink, 100 ml Hafersahne, 400 ml Gemüsebrühe, ½ TL Blasentang-Pulver (am besten roh und bio).
Zubereitung: Austernseitlinge putzen und in Stücke schneiden. Kartoffeln schälen und in kleine Würfel schneiden. Zwiebel schälen und fein würfeln. Margarine in einer Pfanne erhitzen und Zwiebelwürfel darin 3 Min. andünsten. Pilze hinzugeben und weitere 5 Min. braten. Gemüsebrühe zusammen mit Blasentang-Pulver hinzufügen und aufkochen. Kartoffeln beigeben und zugedeckt ca. 10 Min. köcheln lassen. Sobald Kartoffeln weich sind, Hafermilch und Hafersahne hinzugeben und gut umrühren. Die Konsistenz sollte cremig sein. Nochmals aufkochen und 15 Min. auf niedriger Stufe köcheln lassen. Die vegane Suppe mit Austernseitlingen und Blasentang erinnert an eine Muschelsuppe. Toast oder Salat passt hervorragend dazu.
Vegane Rezepte mit Blasentang (roh) finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".
Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen: Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler. |
Einkauf - Lagerung
Blasentang gibt es selten frisch zu kaufen. Man findet ihn getrocknet in Streifen geschnitten, als Flocken oder Pulver in Online-Shops, auch in Bio-Qualität. Supermärkte (z.B. Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer, Billa) und Bio-Supermärkte (z.B. Denn's Biomarkt, Alnatura) bieten die Alge grundsätzlich nicht an. Blasentang findet man ausserdem als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Kapseln.
Die Verfügbarkeit von Blasentang ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.
Tipps zur Lagerung
Getrockneter Blasentang ist bei trockener, kühler und lichtgeschützter Lagerung mehrere Monate lang haltbar.
Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien
Der Energiegehalt von Blasentang (roh) beträgt 43 kcal und ist damit gering. Mit 0,56 g/100g Fett ist die Alge zudem fettarm. Kohlenhydrate sind zu 9,6 g/100g enthalten, Proteine zu 1,7 g/100g. Der Salzgehalt ist mit 592 mg/100g relativ hoch (24,7 % des Tagesbedarfs). Rohe Wakame (2215 mg/100g), Nori-Blätter (3439 mg/100g) und getrocknete Kombu-Algen (7112 mg/100g) weisen noch mehr (und zu viel) Salz auf.2
Frischer Blasentang enthält mit 27'600 µg/100g viel Jod.3 Algen sind generell sehr jodhaltig, so weisen z.B. getrocknete Dulse 7500 µg/100g, rohe Arame-Algen 8750 µg/100g, rohe Laminaria-Algen 38'000 µg/100g und getrocknete Kombu-Algen 295'400 µg/100g auf.2 Der Jod-Gehalt von Algen kann jedoch je nach Anbauregion, Lagerung und Verarbeitung deutlich variieren. Lesen Sie mehr zum Thema Jod (wiss. = Iod) im Kapitel "Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen".
Roher Blasentang besitzt einen hohen Gehalt an Folat (180 µg/100g; 90 % des Tagesbedarfs). Dieser Gehalt ähnelt demjenigen von Arame-Algen (180 µg/100g), Laminaria-Algen (Kelp; 180 µg/100g) und Knorpeltang (182 µg/100g). Rohe Wakame weist mit 196 µg/100g etwas mehr und getrocknete Dulse (Lappentang) mit 1269 µg/100g ca. das Siebenfache des Vitamins auf.2
Auch Vitamin K ist mit rund 66 µg/100g (88 % des Tagesbedarfs) in einer beachtlichen Menge vorhanden. Arame-Algen (66 µg/100g) und Laminaria-Algen (66 µg/100g) enthalten ähnlich viel. In Mangold ist noch viel mehr Vitamin K zu finden (830 µg/100g).2
Die gesamten Inhaltsstoffe von Blasentang (roh), die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.
Wirkungen auf die Gesundheit
Blasentang (Fucus vesiculosus) ist reich an gesundheitsfördernden Polysacchariden und sekundären Pflanzenstoffen.1,4
Fucoidane, sulfatierte Polysaccharide aus der Familie der Fucane, kommen nur in Braunalgen vor. Wissenschaftliche Studien schreiben ihnen antioxidative, fettleibigkeitshemmende, antidiabetische, anti-aging, antimikrobielle, antivirale, antitumorale, gerinnungshemmende und entzündungshemmende Wirkungen zu.4,5
Ist Blasentang zum Abnehmen geeignet? Man findet Artikel über schlankheitsfördernde Wirkungen von Blasentang auf Personen mit Blutgruppe 0. Wissenschaftliche Studien sind uns jedoch nicht bekannt.
Sekundäre Pflanzenstoffe
Viele gesundheitliche Wirkungen von Blasentang kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.
Blasentang enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:4,8,25
- Isoprenoide: Tetraterpene: Carotinoide: Carotene (Beta-Caroten), Xanthophylle (Fucoxanthin)
- Polyphenole: Flavonoide; Phlorotannine (Fuhalole, Phlorethole, Fucole, Fucophlorethole, Eckole, Carmalole)
Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Blasentang abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen. Bemerkung: Die Menge biologisch aktiver Verbindungen in Algen variiert je nach geografischer Herkunft, Fortpflanzungsphase, Salzgehalt, Umweltstressoren, Jahreszeit der Sammlung und Trocknungsprozess.4,25
Gemeinsam mit den Carotinoiden zeigen die die Polyphenole antioxidative, antibakterielle, entzündungshemmende, antidiabetische, antikanzerogene, antitumorale und UV-schützende Eigenschaften.4,6,7 Fucoxanthin ist mit Konzentrationen von 17,2 bis 72 mg/100g das dominante Carotinoid. Der Gehalt an Polyphenolen in Braunalgen ist höher als in Rot- und Grünalgen, insbesondere an Phlorotanninen deren Gehalt zwischen 3400 und 5800 mg/100g (5-17 %) des Trockengewichtes liegt.24,25
Phlorotannine zeigen positive Effekte bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer.24 Studien weisen zudem auf eine mögliche Anti-HIV-Aktivität8 hin, insbesondere durch die Hemmung der reversen Transkriptase von HIV.9 Eine Studie zeigt die lipidsenkende Wirkung von phlorotanninreichen Extrakten aus Blasentang bei Ratten mit Fettstoffwechselstörungen und erhöhten Blutfetten. Diese Extrakte könnten bei der Behandlung von erhöhten Blutfettwerten, Insulinresistenz, Fettleber und damit verbundenen Entzündungen hilfreich sein.7 Eine weitere Studie beobachtete bei Ratten nach fettreicher Diät eine Verringerung von Fettablagerungen in der Leber sowie eine deutliche Senkung des Körpergewichts und des Blutzuckerspiegels nach dem Essen.10
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Die Braunalge Blasentang und generell Algen sind eine Quelle für das essenzielle Spurenelement Jod. Dieses spielt eine wichtige Rolle bei der Schilddrüsenfunktion, denn es ist für die Synthese von Schilddrüsenhormonen erforderlich. Eine langfristige, hohe Aufnahme von Jod ist jedoch problematisch und kann zu Schilddrüsenfehlfunktionen, wie Hyperthyreose oder Hypothyreose, führen.
Die empfohlene Jodzufuhr beträgt 150 μg/Tag für Erwachsene. Der wissenschaftliche Lebensmittelausschuss (Scientific Committee on Food; SCF) setzte eine tolerierbare Höchstmenge von max. 600 μg/Tag fest. Die Menge an Braunalgenbiomasse, die einer bestimmten Menge Jod entspricht, ist sehr unterschiedlich. Genannte tägliche Höchstmenge an Jod für Erwachsene (600 μg) ist durch die Aufnahme von 0,2 bis 11 g verarbeiteten, trockenen Braunalgen erreichbar.11 Mit 1 g Blasentang, das 276 µg Jod3 enthält, übersteigt man zwar die empfohlene Tagesdosis, aber bleibt noch immer im unbedenklichen Rahmen. Verzehren Sie Blasentag demnach nur in geringen Mengen und achten Sie beim Kauf von Algenprodukten darauf, dass der Jod-Gehalt und eine maximal empfohlene tägliche Verzehrmenge angegeben sind. So können Sie abschätzen, wie hoch Ihre Jodaufnahme ist, und eine zu hohe Aufnahme vermeiden. Personen mit einer Schilddrüsen-Funktionsstörung sollten auf den Verzehr von Blasentang verzichten.
Verarbeitungsprozesse, wie z.B. Warmwasserbehandlungen, Kochen und Fermentieren, können den Jodgehalt von Braunalgen zwar erheblich reduzieren, er ist danach dennoch hoch.11 Eine Studie von 2023 untersuchte die Auswirkung von Warmwasserbehandlungen in Süsswasser und Meerwasser auf den Gehalt von Jod und anderen Nährstoffen von der Braunalge Zuckertang (Saccharina latissima). Die Ergebnisse zeigten, dass Behandlungen sowohl in Süss- als auch Meerwasser den Jodgehalt deutlich reduziert. Jedoch führte die Behandlung mit Süsswasser zu einem grösseren Verlust an löslichen Nährstoffen, hauptsächlich Kohlenhydraten und Mineralien, während die Behandlung mit Meerwasser zu einer grösseren Nährstoffretention zu führen schien. Trotz des Jodverlustes während der Verarbeitung waren die in dieser Studie ermittelten Endwerte höher als die derzeitigen Empfehlungen.12
Volksmedizin - Naturheilkunde
Der geleeartige Schleim, der in den Bläschen von Blasentang enthalten ist, ist in den Küstenregionen Grossbritanniens ein seit Jahrhunderten bekanntes Einreibemittel gegen Rheuma, gequetschte Gliedmassen und Verstauchungen. Man nutzte Blasentang in den Fischerdörfern von Yorkshire zudem als Heilmittel für O-Beine bei kleinen Kindern. In Küstengrafschaften Irlands setzte man das Einreibemittel bei "schwachen", wunden oder verschwitzten Füssen und geschwollenen Beinen ein. Eine weniger bekannte Praxis, die aus Donegal überliefert ist, bestand darin, den Schleim aus den Bläschen zu saugen und zu schlucken, um Halsschmerzen zu kurieren.13
Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Algen entfernen CO2 aus der Atmosphäre, was dem Klima zugutekommt. Laut Forschenden des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie in Bremen nehmen Braunalgen grosse Mengen an Kohlendioxid aus der Luft auf und geben einen Teil des darin enthaltenen Kohlenstoffs in Form von Schleim wieder an die Umwelt ab. Da der Algenschleim namens Fucoidan für andere Meeresbewohner schwer abbaubar ist, bleibt der Kohlenstoff darin gebunden und gelangt für lange Zeit nicht zurück in die Atmosphäre. Forschende schätzen, dass Braunalgen damit jährlich bis zu 550 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen könnten.14
Eine LCA-Berechnung von Agar (veganes Geliermittel aus Rotalgen) kam auf einen CO2-Fussabdruck von -1,11 kg CO2eq/kg von der Rohstoffgewinnung bis zum Verlassen des Werkstors ('cradle to gate'). Der Anbau des Seetangs hatte eine negative CO2-Ökobilanz mit -7,21 kg CO2eq/kg. Dieses Ergebnis zeigt, dass die Kohlenstoffaufnahme durch Makroalgen die Kohlenstoffemissionen der Produktion ausgleichen kann.21 Damit sind Makroalgen ein ausgezeichnetes Ausgangsprodukt. Zu Bedenken ist aber, dass Seetang als Nahrungsmittel das CO2 nur kurzfristig speichern kann.23 Abgesehen von der sehr guten CO2-Bilanz bietet der Anbau von Makroalgen aber noch viele andere sogenannte Ökosystemleistungen: er ist gut für die Meeresbewohner, vermindert Eutrophierung (zu viele Nährstoffe im Meer) und die Ozeanversauerung.22 Aber natürlich kommt es auf die Umsetzung an und wir müssen vorsichtig sein, dass wir bei der Landwirtschaft zu See nicht die gleichen Fehler machen wie zu Land. Bio-Meeresprodukte sind, wie auch bei Land-Produkten, zu bevorzugen.
Die Produktion von 500 Millionen Tonnen Algen könnte 135 Millionen Tonnen Kohlenstoff absorbieren, was etwa 3,2 % des Kohlenstoffs entspricht, den man dem Meerwasser jährlich durch Treibhausgasemissionen zuführt.20 Weitere Studien und Experimente sind notwendig, um die Wirkung zu bestimmen. Insbesondere auch in welcher Form man den Kohlenstoff in den Algen langfristig speichert.
Der Anbau von Seetang kann grosse Mengen nährstoffreicher Lebensmittel für den menschlichen Verzehr erzeugen. Zudem scheinen Meeresfarmen im Vergleich zur Landwirtschaft an Land nachhaltiger zu sein, da man für die Kultivierung von Seetang kein Frischwasser (Wasserfussabdruck), keinen chemischen Dünger und kein Land benötigt; was wesentliche negative Faktoren der Landwirtschaft sind.12
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Tierschutz - Artenschutz
Blasentang bietet Lebensraum für viele Meeresbewohner wie Fische, Muscheln, Flohkrebse, Krabben und Schnecken.15
In vielen Küstengebieten der Welt beobachtet man eine Verlagerung von der mehrjährigen, benthischen Vegetation hin zu ephemeren (einjährigen) Makroalgen. In der Ostsee führte dies zu einem Rückgang der ehemals vorherrschenden Fucus-Arten (darunter Blasentang). Neben anderen Gründen wie zunehmender Sedimentation, Verlust geeigneter Lebensräume durch kommerzielle Gewinnung von Steinen oder zunehmende Beweidung durch kleine wirbellose Pflanzenfresser (Folge der Überfischung der Räuber dieser Pflanzenfresser), scheint die Nährstoffanreicherung Hauptgrund für diese Veränderung zu sein. Ein erheblicher Rückgang von Fucus dürfte sich auf grosse Teile des Ökosystems auswirken, da Algen Nahrung für zahlreiche Pflanzenfresser, Substrat für Epibionten und Unterschlupf für viele vergesellschaftete Arten bietet, eine wichtige Rolle in den biogeochemischen Kreisläufen spielt und weitere wertvolle Ökosystemleistungen erbringt.1,16
Weltweites Vorkommen - Anbau
Blasentang (Fucus vesiculosus) ist eine weit verbreitete Art, die natürlich an den Küsten der Nordsee (inkl. Irisch See), Ostsee (inkl. Bottnischer Meerbusen), Arktischen See, des Atlantiks und Pazifiks vorkommt.6,13,17
Wild zu finden
Man findet Blasentang an flachen Küsten des Nordatlantiks, der Nordsee und Ostsee. Er besiedelt auch die mittlere Gezeitenzone und Flussmündungen. Die Algen wachsen auf Felsen, Steinen und Holz. Sie vertragen hohe Temperaturen und niedrige Salzgehalte.1,18
Anbau - Ernte
Blasentang erntet man vorwiegend aus Wildbeständen. Aufgrund seiner schwierig künstlich induzierbaren Vermehrung (verfügt keine beweglichen Fortpflanzungsstadien) kultiviert man ihn derzeit nicht. Man unternimmt jedoch laufend Versuche, Blasentang auf künstlichen Substraten anzusiedeln.1
Algen kann man nicht nur nach Bio-Standards kultivieren, sondern auch sammeln. Dabei ist auf saubere Sammelgewässer zu achten. Gesammelte Bio-Algen stammen daher von Gewässern fern von viel befahrenen Häfen, Abwassereinleitungen, Atomkraftwerken, konventionellen Aquafarmen oder sonstigen Schadstoffquellen. Zudem gilt es nachhaltig zu ernten, also nur so viel zu entnehmen, wie nachwachsen kann. Bestände müssen erhalten bleiben, sodass andere Meereslebewesen keinen Schaden von der Ernte nehmen.19
Weiterführende Informationen
Die Braunalge Blasentang (Fucus vesiculosus) gehört der Familie Fucaceae an. Sie ist eine mehrjährige, ca. 10-30 cm lange Alge mit einem braungrünen, abgeflachten Thallus (Vegetationskörper), der in einer Ebene gabelig verzweigt ist. Eine Haftplatte verankert die Braunalge an einen festen Untergrund (wie Steine, Holzpfähle, Muschelschalen). Namensgebend und kennzeichnend sind die Gasblasen. Sie sind auf beiden Seiten der Mittelrippe angeordnet und stehen paarig einzeln in den Gabelungen. Sie sorgen dafür, dass Blasentang im Wasser Auftrieb hat. Damit die Pflanze bei Ebbe nicht austrocknet, ist sie mit einer Schleimschicht überzogen.1
Lesen Sie auch unsere Artikel zu anderen Braunalgen wie Arame, Wakame, Kombu-Algen (getrocknet) und Laminaria-Algen (Laminaria ssp.) und über Rotalgen (Seetang) wie Knorpeltang, Dulse (Lappentang, getrocknet) und Nori-Blätter.
Alternative Namen
Blasentang nennt man auch Meereseiche, See-Eiche, Bläretung, Höckertang, Schweinetang, Klever, Steinklever oder Tang.
Im Englischen bezeichnet man ihn als bladder wrack, lady wrack, sea-wrack, button seaweed oder bubbling wrack.13
Sonstige Anwendungen
Nebst der Verwendung als Lebensmittel oder Heilmittel nutzt man Blasentang für die Gewinnung natürlicher Antioxidantien und Bio-Öl und zur Herstellung von Kosmetika. Man untersucht ihn zudem als potenzielles Biosorptionsmittel für die Aufnahme von toxischen Metallen aus kontaminierten Abwässern.17
Literaturverzeichnis - 25 Quellen
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3. | Teas J, Pino S, Critchley A, Braverman LE. Variability of iodine content in common commercially available edible seaweeds. Thyroid. 2004;14(10):836-841. |
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14. | Mpg de: Slime for the climate, delivered by brown algae. 2022. |
15. | WWF at: Blasentang - Prall gefüllter Mikrokosmos. |
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17. | Brinza L, Geraki K, Cojocaru C, Holdt SL, Neamtu M. Baltic Fucus vesiculosus as potential bio-sorbent for Zn removal: Mechanism insight. Chemosphere. 2020;238:124652. |
18. | Mabey R. Essbar. Wildpflanzen, Pilze, Muscheln für die Naturküche. Haupt Verlag: Bern, Stuttgart, Wien; 2013: 240. |
19. | Oekolandbau de: Makro- und Mikroalgen à la Bio. 2023. |
20. | Worldbank org Seaweed Aquaculture for Food Security, Income Generation and Environmental Health in Tropical Developing Countries. |
21. | Zhang R, Wang Q, Shen H, Yang Y, Liu P, Dong Y. Environmental benefits of macroalgae products: A case study of agar based on life cycle assessment. Algal Research. 2024;78:103384. |
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23. | Fujita RM, Collins JR, Kleisner KM, Rader DN, Augyte S and Brittingham PA. Carbon sequestration by seaweed: background paper for the Bezos Earth Fund - EDF workshop on seaweed carbon sequestration. Environmental Defense Fund, New York. 2022. |
24. | Meshalkina D, Tsvetkova E, Orlova A, Islamova R, Grashina M, Gorbach D et al. First insight into the neuroprotective and antibacterial effects of phlorotannins isolated from the cell walls of brown algae Fucus vesiculosus and Pelvetia canaliculata. Antioxidants. 2023;12(3):696. |
25. | Wirenfeldt CB, Hermund DB, Feyissa AH, Hyldig G, Holdt SL. Nutritional value, bioactive composition, physico-chemical and sensory properties of Ulva sp. and Fucus vesiculosus depending on post-harvest processing: a drying comparison study. J Appl Phycol. 2024;36(5):2795–2805. |
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