Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien
Süsskirschen haben pro 100 g einen Energiegehalt von ca. 63 kcal. Der Kohlenhydratanteil macht ca. 16 % aus, davon sind 13 % Zucker und 2,1 % Ballaststoffe. Fett und Eiweiss sind kaum vorhanden, der Wassergehalt beträgt 82 %.3
Die enthaltenen Mikronährstoffe sind sehr vielfältig, aber nur zu einem geringen Anteil vorhanden. Den Höchstgehalt macht Kalium mit ca. 222 mg/100g aus, ähnlich wie bei Kaktusfeige (220 mg/100g) und Honigmelone (228 mg/100g). Kalium ist ein essenzielles Mengenelement und kommt in den meisten Lebensmitteln vor. Hohe Kalium-Werte haben Kräuter (z.B. getrocknete Petersilie hat 2683 mg/100g), getrocknete Tomaten (3427 mg/100g) Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen (Hanfsamen: 1200 mg/100g).3 Kalium reguliert das Membranpotential in den Körperzellen, ist also für das Zellvolumen und die Regulierung des Wasserhaushalts verantwortlich.
Süsskirschen zeigen ca. 7 mg/100g Vitamin C, was bei einem Tagesbedarf von ca. 100 g nicht besonders viel ausmacht. Zwiebeln haben den gleichen Vitamin-C-Gehalt. Bessere Lieferanten des wasserlöslichen Vitamins sind z.B. die gelbe Gemüsepaprika (184 mg/100g), Schwarze Johannisbeeren (181 mg/100g) oder Sanddornbeeren (450 mg/100g).3 Die Ascorbinsäure ist ein Radikalfänger und daher wichtig für die Aufrechterhaltung des menschlichen Immunsystems.
Auch Vitamin B6 (Pyridoxin) ist in Süsskirschen zu 0,05 mg/100g vertreten.3 Erdbeeren oder Fenchelknollen weisen ähnliche Werte auf. Dieses Vitamin kommt in hohen Mengen in Bierhefe (4,4 mg/100g) und in getrockneten Kräuter (z.B. getrocknetem Bärlauch: 2,8 mg/100g) vor.3
Die gesamten Inhaltsstoffe von Süsskirschen, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.
Wirkungen auf die Gesundheit
Die gesundheitlichen Effekte von Süsskirschen sind neben den enthaltenen Vitaminen auf die sekundären Pflanzenstoffe zurückzuführen.
Sekundäre Pflanzenstoffe
Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen. Süsskirschen enthalten u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:6,27,28
- Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoesäuren (Gallussäure, Protocatechinsäure), Hydroxyzimtsäuren (Chlorogensäure, Kaffeeoylchininsäuren, Coumaroylchininsäuren); Flavonoide: Flavanole (Epicatechin, Epicatechin Gallate), Flavonole (Quercetin-3-0-Rutinosid, Kaempferol-3-0-Rutinosid), Falvanone, Anthocyane (Cyanidin-3-0-Rutinosid, Cyanidin-3-Sophorosid, Cyanidin-3-Glucosid), Lignane, Stilbene
- Weitere organische Verbindungen: Cyanogene Glykoside; Hydroxycarbonsäuren (Apfelsäure, Chininsäure, Shikimisäure); Dicarbonsäuren (Fumarinsäure)
Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in den Süsskirschen abhängig von Standort, Sorte, Erntezeitpunkt und Reifegrad variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.
Sind Kirschen entzündungshemmend? Die Hauptkomponenten in Süsskirschen sind die phenolischen Verbindungen. Die süssen Steinfrüchte enthalten reichlich Flavonoide (185,05 mg/100 g), darunter die Gruppe der licht- und temperaturempfindlichen Pflanzenfarbstoffe, die Anthocyane (170,18 mg/100 g).5 Anthocyane verleihen der Kirschfrucht antioxidatives, entzündungshemmendes, zytotoxisches und antimikrobielles Potenzial. Einen entzündungshemmenden Effekt beobachtete man besonders bei an Rheuma und Arthritis erkrankten Menschen.28 Die Anthocyane schützen zudem vor verschiedenen Krebsarten darunter Magen-, Darm-, Brust- und Prostatakrebs.5 Verschiedene Studien bestätigen eine gute Bioverfügbarkeit der phenolischen Verbindungen von Kirschen,6 wobei insbesondere die Schale bioaktive Stoffe beinhaltet.29
Chlorogensäure in Kirschen reduziert die Aufnahme von Zucker im Blut und wirkt so Diabetes entgegen. Zudem wirkt die Säure blutdrucksenkend, krebshemmend und antientzündlich.8 Kirschen enthalten viele verschiedene Fruchtsäuren, wie z.B. Apfelsäure, Chinasäure, Shikimisäure und Fumarsäure. Diese regen den Appetit und die Verdauung an und helfen so bei Verstopfung.33
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Kirschkerne enthalten cyanogene Glycoside und sind daher in grossen Mengen nicht zum Verzehr geeignet. Wenn man versehentlich einen Kirschkern verschluckt, ist dieser keineswegs giftig. Denn der ganze Kern ist unverdaulich und man scheidet ihn unverändert wieder aus. Allerdings sollte man sich vor Rezepten für selbst gemachte Nahrungsergänzungsmittel aus zermahlenen Obstkernen hüten. Das enthaltene cyanogene Glykosid Amygdalin setzt bei der Verdauung Blausäure frei, was bei hohen Mengen zu akuten Vergiftungen führen kann. Symptome sind Krämpfe, Erbrechen und Atemnot.10
Sind Kirschen gut für den Darm? Manche Personen reagieren jedoch bei grösseren Mengen empfindlich auf die in Kirschen enthaltenen Fruchtsäuren, sie klagen über Blähungen und sogar Durchfall.33 Was die genaue Ursache dafür ist, ist nicht eindeutig erklärt. Allgemein ist es wichtig, die Kirschen vor dem Verzehr gut zu waschen, denn es könnten auch Keime auf der Schale die Ursache für Magenverstimmungen sein.
Bei Fruktoseintoleranz sollte man mit Obst immer vorsichtig sein und auch Kirschen eher meiden. Der hohe Fruktosegehalt kann auch nach dem Verzehr von Sauerkirschen zu Symptomen führen. Da Kirschen auch Sorbit (Sorbitol ist ein Zuckeralkohol) enthalten, kann es wegen Sorbitintoleranz ebenfalls zu Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall kommen.35 Der hohe Fruchtzuckeranteil in den Süsskirschen ist für Diabetiker meist gut verträglich.9
Verwechslungsgefahr
Eine Verwechslung von Süsskirschen mit Tollkirschen (Atropa belladonna) scheint für Erwachsene fast unmöglich. Allerdings kann die schwarze Frucht für Kinder ähnlich attraktiv erscheinen. Die Früchte des Nachtschattengewächses reifen zwischen August und Oktober und fallen daher eigentlich nicht mehr in die Erntezeit von Kirschen. Die giftig wirkenden Inhaltsstoffe sind: Atropin, Hyoscyamin, Skopolamin (Scopolamin) und andere Alkaloide. Es treten zuerst Trockenerscheinungen im Mund, Kratzen im Hals mit Schluckbeschwerden auf, dann kommt es zu Durstgefühl, Erbrechen, Kopfschmerzen und Schwindel. Wahnvorstellungen mit Krämpfen folgen und es kann nach 3 bis 15 Stunden sogar tödlich enden.17 Nur drei Beeren können bei Kindern Vergiftungserscheinungen wie Pupillenerweiterung, Herzrasen, Rötungen der Haut oder Halluzinationen hervorrufen.
In der Pflanzenheilkunde findet die Tollkirsche häufig Anwendung gegen Magen-Darm-Erkrankungen oder Bronchialasthma. Von einem Selbstversuch rät man aber ab.17
Volksmedizin - Naturheilkunde
Auch für die Volksmedizin spielt der Kirschbaum eine wichtige Rolle. Junge Blätter und Blüten sollen als Tee aufgebrüht den Körper entwässern und entschlacken. Kirschbaumrinde (zu Pulver verarbeitet) soll zum Einreiben oder als Umschlag bei rheumatischen Erkrankungen helfen.11
Kirschenstiele wirken als Tee aufgebrüht schleimlösend und helfen bei starkem Husten. Überdies spricht man diesem Tee eine Abnehmhilfe zu. Auch wenn Kirschstiele tatsächlich entwässernd wirken, ist Vorsicht geboten bei selbst gesammelten Kirschstielen. Sind diese nicht gut getrocknet, besteht die Gefahr von Schimmelpilzgiften. Wir empfehlen daher, sich in der Apotheke beraten zu lassen und dort getrocknete Kirschstiele zu erwerben.10
Kirschkernkissen als Wärmespender kennt beinahe jeder als wirksames Mittel, um Verspannungen oder Krämpfe zu lösen. Auch Kirschkernöl soll eine gute Wirkung bei Milz- und Harnleiden haben.11
Literaturverzeichnis - 13 Quellen
3. | USDA United States Department of Agriculture. |
5. | Rodríguez-García C, Sánchez-Quesada C et al. Dietary flavonoids as cancer chemopreventive agents: an updated review of human studies. Antioxidants. 2019;8(5):137. |
6. | Martini S, Conte A, Tagliazucchi D. Bioactivity and cell metabolism of in vitro digested sweet cherry (Prunus avium) phenolic compounds. International Jounal of Food Sciences and Nutrition. 2019;70(3):335-348. |
8. | Naveed M, Hejazi V et al. Chlorogenic Acid (CGA): A Pharmacological review and call for further research. Biomed. Pharmacother. 2018;97. |
9. | Roger JDP. Heilkräfte der Nahrung. Ein Praxishandbuch. Advent-Verlag: Zürich. 2006. |
10. | Verbraucherzentrale. Gefahr in Kern, Blatt und Stiel: Pflanzenteile als Nahrungsergänzung? |
11. | Lagoni N. Vogelkirschen – Grundlage für Heilmittel und Obstbrände. LWF Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. Wissen 65. 2010. |
17. | Pahlow M. Das grosse Buch der Heilpflanzen. Gesund durch die Heilkräfte der Natur. Nikol: Hamburg. 2013. |
27. | Nacouzi D, Masry R, El Kayal W. Quality and phytochemical composition of sweet cherry cultivars can be influenced by altitude. Plants. 2023;12(12):2254. |
28. | Yi YS. Flavonoids: nutraceuticals for rheumatic diseases via targeting of inflammasome activation. Int J Mol Sci. 2021;22(2):488. |
29. | Ferretti G, Bacchetti T et al. Cherry antioxidants: from farm to table. Molecules. 2010;15(10):6993–7005. |
33. | Nawirska-Olszańska A, Kolniak-Ostek J et al. Comparison of old cherry cultivars grown in Czech Republic by chemical composition and bioactive compounds. Food Chemistry. 2017;228:136–142. |
35. | Gesundheit gv at: Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs. Fructoseintoleranz. 2023. |
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