Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
'All you can eat for climate', ein Kooperationsprojekt verschiedener Institutionen, zeigt für Backpulver einen CO2-Fussabdruck von 1,3 kg CO2eq/kg. Im Verhältnis zum Nährwert liegt Backpulver damit nur etwas unter dem Durchschnitt und erfüllt damit nicht das Ziel einer klimafreundlichen Ernährung.14
Carboncloud berechnete mit öffentlich zugänglichen Daten den CO2-Fussabdruck eines Backpulvers und kam auf 1,14 kg CO2eq/kg.15
Allgemein können die ökologischen Folgen der Produktion von Backpulver sehr unterschiedlich ausfallen. Natron, Stärke (z.B. Mais- oder Tapiokastärke) und Säuremittel können relativ gut bis stark umweltschädlich in der Herstellung sein. Natron kommt natürlich vor und ist mechanisch abbaubar, ist aber auch chemisch synthetisierbar. Der Bergbau und die chemische Produktion können negative, lang anhaltende ökologische Folgen haben.17 Die Stärkeproduktion (z.B. Maisstärke) ist ein energieintensives Unterfangen; der ökologische Fussabdruck ist abhängig von der Energiequelle und Anbaumethode. Phosphor ist in der Natur meist gebunden als Phosphat (P2O5) zu finden. Das Säuremittel gewinnt man aus phosphathaltigen Gesteinen (Phosphaterze) vorwiegend aus Marokko, China und Russland zu menschenunwürdigen Bedingungen.21 Weinstein hingegen ist ein Nebenprodukt der Weinproduktion und deutlich ressourcenschonender.
Bevorzugen Sie Bio-Backpulver (ohne Phosphat oder synthetische Chemikalien), oder biologisch wirkende Backtriebmittel wie Hefe oder Sauerteig.
Trotz umfangreicher Recherchen liegen uns keine Zahlen zum Wasser-Fussabdruck von Backpulver vor. Bei der Herstellung von Natron benötigt man aber sehr viel Wasser und es entsteht viel an umweltschädlichem Abfall.17
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Weiterführende Informationen
Vermutlich hat Alfred Bird für seine Frau, die auf Eier und Hefe allergisch war, 1843 das erste Weinstein-Backpulver entwickelt (aus Natron und Weinstein). Zu dieser Zeit war Weinstein aber kostspielig; deshalb forschte Eben Norton Horsford, ein Schüler von Justus von Liebig, 1856 an einer günstigeren Alternative mit Monocalciumphosphat. 1901 erzielte Patten mit dem sauren Natriumpyrophosphat den Durchbruch der Backpulverherstellung, weil erst die Hitze im Backofen das meiste Kohlendioxid freisetzt ("Nachtrieb"). Das ermöglicht eine Zwischenlagerung, was für die industrielle Herstellung von Bedeutung ist.20
Industrielle Herstellung
Das Backtriebmittel Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3) ist ein in Europa und den USA in Ölschiefer natürlich vorkommendes Mineral (Nahcolith), das man als Nebenprodukt abbaut. In Afrika kommt Natron auch in Natronseen vor (z.B. Magadisee).18
Die chemische Herstellung ist aber deutlich weiter verbreitet. So stellt man auch in Europa Natron aus Kalk (CaCO3) und gewöhnlichem Kochsalz (NaCl) her. Dabei tauscht man in einem chemischen Verfahren das Chlor gegen Carbonat (CO3) aus. Das Solvay-Verfahren oder Ammoniak-Soda-Verfahren beschreibt eigentlich die Herstellung von Soda (Natriumcarbonat Na2CO3). In einer Vorstufe entsteht aber auch Natron.1,17
Phosphat ist eine begrenzte Ressource, die man in Form von Erz abbaut und chemisch aufspalten muss.2
Zur Herstellung von Stärke (Maisstärke, Tapiokastärke) und Weinstein folgen Sie den Verlinkungen.
Alternative Namen
Im Englischen heisst Backpulver 'baking powder'.
Sonstige Anwendungen
Neben der Verwendung als Backtriebmittel lässt sich Backpulver auch sehr vielfältig im Haushalt anwenden:
Backpulver (½ Pkg.) und Natron (1 TL) neutralisieren ganz einfach Gerüche im Kühlschrank, in Schuhen oder im Katzenklo. Einfach auf einen Teller oder direkt in die Problemzonen gestreut, bindet das Gemisch die unangenehmen Gerüche.
Bei verbrannten Töpfen kann man auch die gleiche Menge (wie oben genannt) mit etwas Wasser in den Topf geben. Nach einer Stunde Einwirkzeit (oder über Nacht) den Schmutz einfach wegbürsten. Backpulver mit etwas Wasser vermischt, wirkt wie eine Scheuerpaste und entfernt unkompliziert Verschmutzungen z.B. auf Grillrost, Backofen, Fliesenfugen etc.
Ein halbes Päckchen Backpulver mit Wasser entfernt auch Tee- oder Kaffeereste von Tassen, Thermoskannen oder anderen Gefässen. Lässt man es über Nacht stehen, lassen sich die Reste am Morgen einfach wegputzen.
Backpulver, Natron oder Zitronensäure helfen beim Waschen von weisser Wäsche. Das Natron bleicht die Wäsche leicht und wirkt ähnlich wie ein Weichspüler. Hemdkragen oder Flecken behandelt man am besten direkt mit Backpulver und Wasser und wäscht sie danach wie üblich.
Natron oder Backpulver wirken auch gegen unliebsame Ameisen und, aufgelöst in einer Sprühflasche, gegen Blattläuse.
Ein Päckchen Backpulver hilft gegen verstopfte Abflüsse. Dem Pulver giesst man eine halbe Tasse Essig hinterher und spült den Abfluss nach ein paar Minuten mit warmem Wasser nach.
Literaturverzeichnis - 8 Quellen
1. | De Carvalho Pinto PC, de Oliveira Carvalho MM et al. A Cleaner Production of Sodium Hydrogen Carbonate: Partial Replacement of Lime by Steel Slag Milk in the Ammonia Recovery Step of the Solvay Process. Clean Techn Environ Policy. 2015;17(8):2311-2321. |
2. | Benzaazoua M, Taha Y. Recent Trends in Phosphate Mining and Beneficiation and Related Waste Management [E-Book]. MDPI; 2020. |
14. | Greenpeace Schweiz, Stadt Zürich, Planted Foods AG, Branding Cuisine, Tinkerbelle, Inge, myblueplanet, ProVeg International, Dr. Earth, FightBack und Eaternity. All You Can Eatfor climate - Poster. ayce.earth. 2022. |
15. | Carboncloud. Schweden. DOUBLE ACTING BAKING POWDER. |
17. | Likus-Cieślik J, Pietrzykowski M. The Influence of Sedimentation Ponds of the Former Soda "Solvay" Plant in Krakow on the Chemistry of the Wilga River. Sustainability. 2021;13(2):993. |
18. | Auerswald M. Gesund mit Natron: Das vielseitige Hausmittel für die Gesundheit nutzen. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Company KG; 2022. |
20. | Bode J. Backpulver - Geschichte und Wissen heute. Wissensforum Backwaren Bonn - Wien. 2009. |
21. | BAFU Bundesamt für Umwelt. Schweizerische Eidgenossenschaft. Phosphorrecycling. 2024. |
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