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Orangensaft ist äusserst beliebt. Man trinkt ihn gerne roh und pur am Morgen, kann mit ihm jedoch auch Suppen, Salatdressings, Desserts und vieles mehr verfeinern. Bio-Orangensaft ist zu bevorzugen.
Verwendung in der Küche
Durch Auspressen von rohen Orangen (Citrus sinensis) erhält man Orangensaft. Dieser schmeckt je nach Orangensorten und Verarbeitungsprozess unterschiedlich, jedoch meist süss-säuerlich. Die Konsistenz ist abhängig davon, ob Fruchtfleisch enthalten ist oder nicht. Aus Blutorangen stellt man einen Blutorangensaft her. Orangensaft ist der weltweit meistkonsumierte Fruchtsaft.1
Man unterscheidet zwischen Frischsaft, Direktsaft und Fruchtsaft aus Konzentrat. Frisch gepressten Orangensaft ohne weitere Verarbeitung nennt man Frischsaft. Orangen-Direktsaft ist aus Früchten gepresster und anschliessend pasteurisierter Saft. Die Erhitzung dient der Haltbarmachung des Saftes. Bei der Herstellung von Orangensaft aus Orangensaftkonzentrat verarbeitet man frisch gepressten Orangensaft im Produktionsland zu Konzentrat. Es erfolgt der Transport des Konzentrats und Aromas ins Verbraucherland, wo man Orangensaft durch das Zusammenführen von Konzentrat, Aroma und Wasser wiederherstellt und durch Pasteurisierung haltbar macht. Ob es sich bei Orangensäften um Rohkost-Produkte handelt, ist vom Herstellungsprozess (Höchsttemperatur) abhängig.
Orangensaft ist ein beliebtes Frühstücksgetränk - pur, verdünnt mit Wasser, als Multivitaminsaft oder mit etwas Sekt (auch alkoholfrei) als Mimosa. Man verwendet ihn gerne in hausgemachten Eistees, Cocktails und Mocktails. Auch in heissen Getränken (z.B. Gewürzorangensaft mit Zimt, Gewürznelken und Anis) macht er sich gut.
Mit dem Saft lässt sich ausserdem auch Kochen und Backen. Es gibt sowohl süsse als auch salzige Orangensaft-Rezepte. Er verfeinert Suppen (z.B. mit Kürbis, Karotten oder Tomaten) und Saucen, schmeckt wunderbar in Salatdressings mit Senf und Agavensirup (z.B. zu einem rohen Karotten- oder Rotkohl-Salat) und gibt einem Risotto das gewisse Etwas. Geschmorter Fenchel oder geschmortes Wurzelgemüse wie Karotten oder Pastinaken an einer Orangensaftsauce mit roten Zwiebeln, Knoblauch und Thymian ist empfehlenswert. Auch kurz angebratener Tofu und Gemüse in einer asiatischen, süss-säuerlichen Orangensaftsauce serviert mit Jasminreis ist eine gelungene vegane Speise.
Orangensaft verleiht zudem Frühstücks-Gerichten wie Müesli (z.B. Erb-Müesli), Griessbrei oder Smoothie-Bowls und allerlei veganen Desserts wie Cremen, Sorbet, Torten, Kuchen (z.B. Aprikosen-Orangen-Tarte) und Plätzchen eine fruchtige Note. Obstsalat profitiert nicht nur geschmacklich von Orangensaft, sondern auch optisch - Orangensaft verhindert das Braunwerden von geschnittenem Obst.
Bemerkung: Orangensaft und Orangennektar sind nicht dasselbe. Fruchtsaft besteht aus 100 % Früchten, während der Fruchtanteil des Fruchtnektars 25-50 % beträgt. Zudem ist in Fruchtnektar nebst Fruchtsaft oder Fruchtmark Wasser und Zucker enthalten.
Eigene Zubereitung
Frischer Orangensaft lässt sich leicht selbst zubereiten. Am besten verwendet man dafür Saftorangen (Press-Orangen). Sie sind meist etwas kleiner als Essorangen, geben aber mehr Saft. Valencia Late, Canoneta, Salustiana und Navel Powell sind Saftorangen-Sorten.
An den Saft der Orange gelangt man durch das Auspressen per Hand, mit einer manuellen Zitronenpresse oder elektrischen Saftpresse. Davor sollte man die Orangen ein paar Mal mit etwas Druck über den Tisch rollen - das lockert das Fruchtfleisch. Folgend Orangen halbieren und Saft auspressen.
Wie viele Orangen für ein Glas Saft? Eine Orange gibt ungefähr 80-100 ml rohen Saft (ca. 5-7 EL). Zwei bis drei Orangen reichen daher für ein Glas Saft aus.
Veganes Rezept für rohen Karottensalat mit Orangensaftdressing
Zutaten (für 4 Personen): 850 g Karotten, 100 ml rohen Orangensaft (am besten frisch gepresst aus einer Bio-Orange), 3 EL Rapsöl, 2 EL Zitronensaft, 1 EL Agavensirup, etwas Salz und Pfeffer.
Zubereitung: Karotten abspülen, bei Bedarf schälen, Enden abschneiden und mit einer Küchenreibe raspeln. Für das vegane Orangensaft-Dressing Orangensaft, Öl, Zitronensaft und Agavensirup verrühren und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Dressing zu den geraspelten Karotten geben und gut vermengen. Entweder sofort servieren oder abgedeckt im Kühlschrank etwas ziehen lassen.
Vegane Rezepte mit Orangensaft (roh) finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".
Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen: Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler. |
Einkauf - Lagerung
Orangensaft gibt es in den meisten Supermärkten (z.B. Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer, Billa) und Bio-Supermärkten (z.B. Denn's Biomarkt, Alnatura) ganzjährig zu kaufen. Auch Blutorangensaft bieten Grossverteiler an. Öfter findet man Orangensaft aus Konzentrat, aber auch Direktsaft ist gelegentlich erhältlich. Orangensäfte unterscheiden sich zusätzlich bezüglich Fruchtfleischgehalt (mit oder ohne). Den Fruchtsaft erhält man in Verbundkartons, PET- oder Glas-Flaschen. Achten Sie beim Kauf von Orangensaft darauf, dass der Saft lediglich aus Orangen (Saft und eventuell Fruchtfleisch) besteht. Ein qualitativ hochwertiger Orangensaft hat keine weiteren Orangensaft-Zutaten, also keinen zugeführten Zucker.
Ist Orangensaft vegan? Orangensaft aus dem Handel ist nicht immer vegan. Einige trübe Fruchtsäfte klärt man mithilfe von Gelatine. Da Gelatine im Endprodukt nicht nachweisbar ist, muss man sie auf dem Produkt nicht deklarieren. Säfte kann man jedoch auch mechanisch oder mit pflanzlichen Mitteln filtern. Orientieren Sie sich beim Kauf von Orangensaft auf Produkte mit dem veganen Siegel (V-Label, Veganblume).
Wer selbst Orangensaft presst, kauft Orangen am besten während der Saison, die in Südeuropa von November bis März dauert.
Die Verfügbarkeit von Orangensaft (roh) ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.
Tipps zur Lagerung
Gekauften Orangensaft aus dem Kühlregal sollte man auch Zuhause kalt stellen. Ungekühlter Orangensaft kann man Zuhause ungeöffnet ebenfalls ohne Kühlung lagern. Nach dem Öffnen sollte man ihn im Kühlschrank aufbewahren und innerhalb von etwa zwei Wochen aufbrauchen.
Frisch gepressten Orangensaft sollte man am besten sofort verzehren, ansonsten innerhalb eines Tages.
Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien
Wie viele kcal hat frisch gepresster Orangensaft? Der Energiegehalt von Orangensaft (roh) beträgt 45 kcal pro 100 g. Wie sind Orangensaft-Nährwerte zusammengesetzt? Der Proteingehalt ist mit 0,7 g/100g gering und auch Fett ist mit 0,2 g/100g kaum vorhanden. Er enthält 10 g/100g Kohlenhydrate, wovon 8,4 g Zucker ist. Der Gehalt an Ballaststoffen liegt bei 0,2 g/100g.2 Es folgen drei nennenswerte Orangensaft-Inhaltsstoffe (Nährstoffe).
Enthält frisch gepresster Orangensaft Vitamine? Mit 50 mg/100g (63 % des Tagesbedarfs) ist Orangensaft reich an Vitamin C (Ascorbinsäure). Zitronensaft (39 mg/100g) und Limettensaft (30 mg/100g) enthalten etwas weniger. Bedeutend mehr Vitamin C ist in gelben Gemüsepaprikas (184 mg/100g) zu finden.2
Orangensaft weist 30 µg Folat (Folsäure) pro 100 g auf (15 % des Tagesbedarfs). Einen vergleichbaren Gehalt hat Zitronensaft (20 µg/100g). Sehr viel des Vitamins ist mit 3786 µg/100g in Hefeextrakt (Gewürzpaste) vorhanden, wovon man aber nur kleine Mengen verwendet.2
In Orangensaft ist ausserdem Kalium enthalten (200 mg/100g; 5 % des Tagesbedarfs). Der Kalium-Gehalt von Zitronensaft (103 mg/100g), Traubensaft (104 mg/100g) und Apfelsaft (101 mg) ist etwas geringer, während derjenige von Karottensaft (292 mg/100g) etwas grösser ist. Fenchelsamen enthalten mit 1694 mg/100g mehr als das Achtfache des Nährstoffs.2
Die gesamten Inhaltsstoffe von Orangensaft (roh), die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.
Wirkungen auf die Gesundheit
Ist frisch gepresster Orangensaft gesund? Der gemässigte Verzehr von Orangensaft als Teil einer gesunden Ernährung und Lebensweise kann dazu beitragen, empfohlene Tagesdosen an bioaktiven Nährstoffen zu erreichen.
Kann man mit frisch gepresstem Orangensaft abnehmen? Eine moderate Zufuhr zeigt keine nachteiligen Auswirkungen auf das Gewicht, vorausgesetzt einer ausgewogenen Zufuhr im Hinblick auf die Gesamternährung und ausreichende körperliche Aktivität (mehr dazu Kapitel "Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen").6 Ergebnisse einer Studie von 2017 berichten über eine Verbesserung der Insulinsensitivität und entzündungshemmenden Aktivität bei einer kalorienreduzierten Ernährung kombiniert mit Orangensaft. Ein mässiger Verzehr von Orangensaft bietet also Vorteile, die mit einer Gewichtsreduktion einhergehen und die Qualität der Ernährung erhöhen können.7,8 Laut einer Studie von 2020 bringt man zudem den Konsum von Orangensaft mit einer geringeren Aufnahme von Industriezucker in Verbindung.8 Der Saft soll zudem präventiv auf Nierensteinbildungen wirken.10
Sekundäre Pflanzenstoffe
Die gesundheitlichen Effekte von Orangensaft sind überwiegend auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückzuführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.
Orangensaft enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:1,3,4
- Isoprenoide: Monoterpene (Alpha-Pinen, Beta-Myrcen, D-Limonen, Terpinolen, Beta-Pinen, Valencen); Tetraterpene: Carotinoide: Carotine (Alpha-Carotin, Beta-Carotin), Xanthophylle (Antheraxanthin, Zeaxanthin, Zeinoxanthin, β-Cryptoxanthin, Lutein, Auroxanthin, Violaxanthin)
- Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoesäuren (Hippursäure, Hydroxybenzoesäure); Flavonoide: Flavanone (Hesperedin, Hesperetin, Naringenin, Naringin, Quercetin, Narirutin), Flavonole (Quercetin), Anthocyane (Cyanidin-3-Glucosid)
- Weitere stickstoffhaltige Verbindungen: Biogene Amine (Alkylamine); Carbamate (Carbosulfan, Carbofuran, 3-Hydroxycarbofuran)
- Weitere organische Verbindungen: Carbonsäuren (Hydroxyphenylessigsäure), Alkohole (Hexanol, 4-Terpineol, Octanol, Linalool), Aldehyde (Acetalaldehyd, Hexanal, Octanal, Geranial), Ketone (Carvon, Nootkaton), Ester (Methylbutanoat)
Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Orangen abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.
In den letzten Jahren untersuchten verschiedene Studien die Rolle von Antioxidantien in Orangensaft, insbesondere der Carotinoide (Xanthophylle, Cryptoxanthin, Carotine), Phenolsäuren (Hippursäure) und Flavonoide (Hesperidin, Naringenin). Evidenzbasierte Literatur zeigt deutlich, dass Orangen eine wertvolle Quelle für gesundheitsfördernde sekundäre Pflanzenstoffe mit gutem Potenzial für die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Stoffwechselerkrankungen und Fettleibigkeit sind.4,5,21
Diverse Studien mit Zellkulturen, Tierstudien sowie Studien an Menschen mit metabolischem Syndrom oder Typ-2-Diabetes beschreiben die entzündungshemmenden Effekte der Flavonoide, vor allem von Hesperidin.3 Diese Wirkung ist in Orangensaft mit Fruchtfleisch stärker als in Orangensaft ohne Fruchtfleisch.9 Messungen mit Biosensoren von selbstgepressten Orangensäften zeigen deutlich bessere Ergebnisse in der Bindungsfähigkeit von freien Radikalen im Vergleich zu kommerziell gekauften. Die Flavonoide Hesperedin und Narirutin kommen in Orangensaft in den höchsten Konzentrationen vor, wobei der Gehalt in Blutorangen etwas höher ist.21
Hesperedin und Narirutin zeigten in Studien ein verringertes Risiko für ischämische Schlaganfälle und akute koronare Ereignisse bei Frauen sowie eine Verbesserung der Gefässfunktion. Laut Studien reduziert die Aufnahme von Hesperetin und Naringenin das Risiko für zerebrovaskuläre Erkrankungen und Asthma.5
Ein neues Thema, das vor allem durch die SARS-CoV-2-Pandemie an Bedeutung gewonnen hat, ist die mögliche antivirale Wirkung von Polyphenolen aus Orangensaft. Modelle deuten darauf hin, dass Hesperidin den Eintritt von SARS-CoV-2 in Wirtszellen blockieren könnte, indem es die Bindung des Spike-Proteins an den ACE2-Rezeptor destabilisiert. In-vitro-Studien zeigen zudem, dass Hesperidin, Hesperetin und Naringenin die virale Replikation durch Hemmung wichtiger Enzyme einschränken können. Ob diese Effekte auch in infizierten Menschen bei üblichen Fruchtsaftmengen auftreten, ist jedoch unklar.3
Flüchtige Verbindungen, darunter Terpene, Alkohole, Ester und Ketone, kommen nur in sehr geringen Konzentrationen vor und tragen vor allem zum Fruchtaroma bei.21 Ergänzende Informationen zu den gesundheitsfördernden Wirkungen finden Sie in unseren Beiträgen zu Orangen (ohne Schale) und Orangenschale.
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Ist frisch gepresster Orangensaft ungesund? Qualitativ hochwertiger Orangensaft enthält keinen zugesetzten Zucker, ist jedoch von Natur aus reich an Fruktose (Fruchtzucker). Dieser steht in Verbindung, die Entstehung einer Reihe von chronischen Krankheiten oder Zuständen wie Fettleibigkeit, Dyslipidämie (Fettstoffwechselstörung), Insulinresistenz, metabolisches Syndrom und Diabetes zu fördern. Die moderate Aufnahme von Orangensaft trägt jedoch nur relativ geringe Mengen an Fruktose zur Ernährung bei (ca. 10 g pro 237 ml). Die Empfehlung für den täglichen Saftkonsum der Robert Wood Johnson Foundation schlägt den Verzehr von bis zu 118 ml für Kinder im Alter von 2 bis 4 Jahren, von bis zu 177 ml für Kinder im Alter von 5 bis 10 Jahren und von bis zu 237 ml für Kinder ab 11 Jahren und Erwachsene vor. Eltern sollten den Verzehr von Fruchtsaft bei Kindern und Jugendlichen, insbesondere bei übergewichtigen und fettleibigen, überwachen.6
Aufgrund enthaltener Fruktose sollten Menschen mit Fruktoseintoleranz (hereditäre Fruktoseintoleranz) und Fruktosemalabsorption (intestinale Fruktoseintoleranz) auf den Verzehr von Orangensaft verzichten.
Die in Orangen enthaltene Zitronensäure greift den Zahnschmelz an. Man sollte nach dem Essen oder Trinken von säurehaltigen Lebensmitteln die Zähne nicht (mit zu viel Druck) reinigen, da es sonst verstärkt zum Abrieb oberer Zahnschichten kommt. Die Empfehlung lautet stattdessen, den Mund mit Wasser auszuspülen. So verdünnt man die Säure und beschleunigt den Ersatz herausgelöster Mineralien.11
Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Der ökologische Fussabdruck eines Lebensmittels hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. So spielen Art landwirtschaftlicher Produktion (konventionell vs. ökologisch), durchschnittliche bzw. saisonale oder regionale Produktion, inländische Produktion bzw. Import per Lkw, Schiff oder Flugzeug, unterschiedliche Verpackungsarten und ob es sich um Frischwaren oder Tiefkühlwaren handelt, eine entscheidende Rolle. Der CO2-Fussabdruck von Orangensaft im 1-L-Verbundkarton beträgt laut einer deutschen Studie von 2020 0,7 kg CO2eq/kg. Eine dänische Klimadatenbank Concito beziffert den CO2-Fussabdruck von Orangensaft in Dosen auf 1,32 kg CO2eq/kg. Im Vergleich: Rohe Orangen produzieren laut der deutschen Studie 0,3 kg CO2eq/kg, laut Concito 0,81 kg CO2eq/kg.12,13
Orangensaft findet man vorwiegend in Kartonverpackungen, aber auch in Plastikflaschen und Glasflaschen. Der Umwelteinfluss von Verpackungen ist abhängig von den Sammelsystemen (z.B. Sammlung von PET, Getränkekartons, Glas) in den jeweiligen Ländern, von der Effizient der Recyclingprozesse und der Menge des recycelten Materials, das man wiederverwendet. Oft benutzte Mehrwegflaschen sind die umweltfreundlichste Variante. Verbundkartons verursachen nach Mehrwegsystemen die geringste Umweltbelastung. Die höchste Umweltbelastung weisen Einwegflaschen aus Glas auf.14
Zur Herstellung von 1 kg Orangen benötigt man laut einer niederländischen Studie von 2011 insgesamt 560 Liter Wasser. Für 1 kg Orangensaft braucht es wesentlich mehr, nämlich 1019 Liter Wasser.15
Bio-Orangen und Bio-Orangensaft sind zu bevorzugen, da man in der biologischen Produktion auf den Einsatz von gesundheits- und umweltschädlichen chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Dünger verzichtet.
Neben der Belastung der Umwelt durch im kommerziellen Orangenanbau verwendete Pestizide, ist Orangensaft aufgrund ausbeuterischer Arbeitsbedingungen für ArbeiterInnen problematisch. Greifen Sie, wenn dann zu Fairtrade- oder noch besser Gepa-zertifizierten Produkten, die für bessere Arbeitsbedingungen und fairere Löhne stehen und Kleinproduzenten unterstützen.14
Weltweites Vorkommen - Anbau
Der Sektor der verarbeiteten Orangensäfte entstand in Florida kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs als Reaktion auf Probleme im Zusammenhang mit dem steigenden Angebot auf dem Orangenmarkt. Erste Entwicklungen zielten darauf ab, Orangen, die nicht die richtige Grösse oder Qualität für den Verkauf als Obst hatten, zu verwerten. Die Bedeutung dieser aussortierten Orangen wuchs parallel zur Orangenproduktion in Florida und zum Orangenkonsum in den gesamten USA. So eröffneten Genossenschaften von Orangenbauern und -abfüllern erste Anlagen zur Herstellung von Orangensaft, um diese überschüssigen Früchte zu verarbeiten. Den ersten verarbeiteten Orangensaft kochte, konzentrierte, und füllte man in Dosen ab. Man verteilte ihn bei Raumtemperatur zur Verdünnung im Haushalt. Sein Geschmack hatte wenig Ähnlichkeit mit dem von frisch gepresstem Orangensaft.16
Bei einer anderen Gruppe von Orangenbauern rief die steigende Orangenproduktion und Besorgnis über die Entwertung der Früchte eine alternative Reaktion hervor. Mitte der 1920er-Jahre verteilte die Florida Citrus Exchange, eine Genossenschaft von Orangenbauern, Orangensaftpressen in den gesamten USA. Zwischen 1924 und 1926 stattete man so 16'000 Haushalte mit Saftpressen aus - ein Versuch, den Verbrauch von Orangensaft zu fördern. Ein weiterer Anstoss für die Entwicklung des Orangensaft-Marktes kam in den 1930er-Jahren mit der zunehmenden Sorge über Vitaminaufnahme und Ernährung der US-BürgerInnen. Dies stellte eine Gelegenheit für Safthersteller dar, Orangensaft aufgrund seines Vitamin-C-Gehalts anzupreisen.16
Heute ist Orangensaft der beliebteste und meistgetrunkene Fruchtsaft der Welt. Im Jahr 2018 machte er 43,8 % des gesamten Fruchtsaft-Marktes aus.1
Auf Brasilien und die USA entfällt fast die Hälfte der weltweiten Orangenproduktion. In Brasilien sind etwa 70 % der Orangen für die verarbeitende Industrie bestimmt, während in den USA der Wert bei ca. 95 % liegt. Brasilien und Florida sind Haupterzeuger von Orangensaft. Zusammen produzieren sie fast 90 % des weltweiten Angebots.17,18
Industrielle Herstellung
In der Orangensaft-Industrie wendet man vor allem zwei Arten von Extraktionsverfahren an. Beide Verfahren beginnen mit dem Waschen der Orangen, gefolgt von der Sortierung nach Grösse. Bei der ersten Methode legt man die Früchte zwischen zwei Metallschalen mit spitzen Metallrohren. Man presst die Orange zwischen den beiden Schalen, während die Rohre in die Frucht eindringen und so den herausgepressten Saft auffangen. Bei der zweiten Extraktionsmethode schneidet man Orangen in zwei Hälften, die die Maschine folgend gegen rotierende Reibahlen bewegt, um den Saft auszupressen. Nach dem Filtern durch ein Edelstahlsieb kann man den Saft kühlen oder konzentrieren, was zur Herstellung von zwei Arten von Produkten führt: nicht konzentrierte Direktsäfte und konzentrierte Säfte.19
Nicht konzentrierte Säfte entölt man mit einer Zentrifuge auf einen Ölgehalt von 0,02-0,04 %. Folgend untergehen sie einer Pasteurisierung, um Mikroorganismen zu zerstören, Enzyme zu deaktivieren und damit den Saft haltbar zu machen. Man führt die Pasteurisierung mithilfe von Plattenwärmetauschern oder Dampferhitzung durch (typischerweise bei 94-85 °C für etwa 15-60 Sekunden). Diese Direktsäfte lagert man gefroren oder gekühlt. Die Hochpasteurisierung ermöglicht eine Lagerung bei Raumtemperatur (20 °C).19
Alternativ kann man Orangensaft zur besseren Konservierung, Lagerung und Beförderung konzentrieren. Orangensaftkonzentrat gewinnt man vorwiegend durch thermisch beschleunigte Kurzzeitverdampfung (TASTE): Man erhitzt Orangensaft unter Vakuum mit heissem Dampf, um das enthaltene Wasser zu verdampfen. Die Wiederherstellung des Saftes auf die ursprüngliche Konzentration erfolgt durch Zugabe von Wasser, Aromaölen und Essenzen vor der Vermarktung des Produkts im Verbraucherland. Zum Schluss pasteurisiert und verpackt man den wiederhergestellten Orangensaft (Orangensaft aus Konzentrat).19
Stabilisierende Behandlungen, die darauf abzielen, den mikrobiellen Verderb zu hemmen und abbauende Enzyme zu inaktivieren, sind zwingend erforderlich, um Orangensaft mit einer akzeptablen Haltbarkeit zu erhalten. Thermische Verfahren sind sehr wirksam, können aber nachteilige Auswirkungen auf die organoleptischen und ernährungsphysiologischen Eigenschaften haben. Derzeit untersucht man viele neue technologische Ansätze, die hauptsächlich auf der Anwendung von Hochdruckverfahren und gepulsten elektrischen Feldern beruhen, die die bioaktiven Stoffe des Saftes besser erhalten sollen.19
Weiterführende Informationen
Die Orange (Citrus sinensis) gehört der Gattung der Zitruspflanzen (Citrus) innerhalb der Familie der Rautengewächse (Rutaceae) an. Sie ist das Ergebnis einer natürlichen Kreuzung von Mandarine (Citrus reticulata) und Pampelmuse (Citrus maxima).20
Süsse Orangen teilt man in vier Gruppen ein: Gewöhnliche Orangen (Blondorangen oder Rundorangen), Navel-Orangen (Nabelorangen), pigmentierte Orangen (Blut- und Halbblutorangen) und säurefreie Orangen (Zuckerorangen).20 Innerhalb der Gruppe der Blondorangen und Blutorangen findet man einige Saftorangen-Sorten.
Andere verwandte Arten der Gattung Citrus sind: Bitterorange (Citrus aurantium), Limette (C. latifolia und C. aurantiifolia), Zitrone (C. limon), Clementine (C. clementina), Pomelo (C. grandis) und Grapefruit (C. paradisi).
Bemerkung: Da es sich bei den meisten soeben genannten Pflanzen um Hydride, also aus Kreuzung verschiedener Arten hervorgegangene neue Pflanzen, handelt, wäre es korrekt im botanischen Namen ein "x" zwischen Gattungsnamen und Artnamen zu setzen, z.B. Citrus × sinensis für Orangen.
Alternative Namen
Da man Orangen auch Apfelsinen nennt, ist ein Synonym für Orangensaft Apfelsinensaft. Umgangssprachlich spricht man auch von O-Saft.
Im Englischen bezeichnet man Orangensaft als orange juice.
Literaturverzeichnis - 21 Quellen
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