Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Der ökologische Fussabdruck eines Lebensmittels hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. So spielen die Art der landwirtschaftlichen Produktion (konventionell vs. ökologisch), saisonale, regionale, inländische Produktion bzw. Import per Lkw, Schiff oder Flugzeug, unterschiedliche Verpackungsarten und ob es sich um Frischwaren oder Tiefkühlwaren handelt, eine entscheidende Rolle. Der CO2-Fussabdruck von Orangensaft im 1-L-Verbundkarton beträgt laut einer deutschen Studie von 2020 0,7 kg CO2eq/kg. Eine dänische Klimadatenbank Concito beziffert den CO2-Fussabdruck von Orangensaft in Plastikflaschen auf 1,49 kg CO2eq/kg. Im Vergleich: Rohe Orangen produzieren laut der deutschen Studie 0,3 kg CO2eq/kg, laut Concito 0,81 kg CO2eq/kg.12,13
Orangensaft findet man vorwiegend in Kartonverpackungen, aber auch in Plastikflaschen und Glasflaschen. Der Umwelteinfluss von Verpackungen ist abhängig von den Sammelsystemen (z.B. Sammlung von PET, Getränkekartons, Glas) in den jeweiligen Ländern, von der Effizient der Recyclingprozesse und der Menge des recycelten Materials, das man wiederverwendet. Oft benutzte Mehrwegflaschen sind die umweltfreundlichste Variante. Verbundkartons verursachen nach Mehrwegsystemen die geringste Umweltbelastung. Die höchste Umweltbelastung weisen Einwegflaschen aus Glas auf.14
Zur Herstellung von 1 kg Orangen benötigt man laut einer niederländischen Studie von 2011 insgesamt 560 Liter Wasser. Für 1 kg Orangensaft liegt der Wasserfussabdruck bei ca. 1019 Liter Wasser.15
Bio-Orangen und Bio-Orangensaft sind zu bevorzugen, da man in der biologischen Produktion auf den Einsatz von gesundheits- und umweltschädlichen chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Dünger verzichtet.
Neben der Belastung der Umwelt durch im kommerziellen Orangenanbau verwendete Pestizide ist Orangensaft aufgrund ausbeuterischer Arbeitsbedingungen für ArbeiterInnen problematisch. Greifen Sie, wenn dann zu Fairtrade- oder noch besser Gepa-zertifizierten Produkten, die für bessere Arbeitsbedingungen und fairere Löhne stehen und Kleinproduzenten unterstützen.14
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Weltweites Vorkommen - Anbau
Der Sektor der verarbeiteten Orangensäfte entstand in Florida kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs als Reaktion auf Probleme im Zusammenhang mit dem steigenden Angebot auf dem Orangenmarkt. Erste Entwicklungen zielten darauf ab, Orangen, die nicht die richtige Grösse oder Qualität für den Verkauf als Obst hatten, zu verwerten. Die Bedeutung dieser aussortierten Orangen wuchs parallel zur Orangenproduktion in Florida und zum Orangenkonsum in den gesamten USA. So eröffneten Genossenschaften von Orangenbauern und -abfüllern erste Anlagen zur Herstellung von Orangensaft, um diese überschüssigen Früchte zu verarbeiten. Den ersten verarbeiteten Orangensaft kochte man, konzentrierte ihn und füllte ihn in Dosen ab. Der Geschmack hatte wenig Ähnlichkeit mit dem von frisch gepresstem Orangensaft.16
Bei einer anderen Gruppe von Orangenbauern rief die steigende Orangenproduktion und Besorgnis über die Entwertung der Früchte eine alternative Reaktion hervor. Mitte der 1920er-Jahre verteilte die Florida Citrus Exchange, eine Genossenschaft von Orangenbauern, Orangensaftpressen in den gesamten USA. Zwischen 1924 und 1926 stattete man so 16'000 Haushalte mit Saftpressen aus - ein Versuch, den Verbrauch von Orangensaft zu fördern. Ein weiterer Anstoss für die Entwicklung des Orangensaft-Marktes kam in den 1930er-Jahren mit der zunehmenden Sorge über Vitaminaufnahme und Ernährung der US-BürgerInnen. Dies stellte eine Gelegenheit für Safthersteller dar, Orangensaft aufgrund seines Vitamin-C-Gehalts anzupreisen.16
Heute ist Orangensaft der beliebteste und meistgetrunkene Fruchtsaft der Welt. Im Jahr 2018 machte er 43,8 % des gesamten Fruchtsaft-Marktes aus.1
Auf Brasilien und die USA entfällt fast die Hälfte der weltweiten Orangenproduktion. In Brasilien sind etwa 70 % der Orangen für die verarbeitende Industrie bestimmt, während in den USA der Wert bei ca. 95 % liegt. Brasilien und Florida sind Haupterzeuger von Orangensaft. Zusammen produzieren sie fast 90 % des weltweiten Angebots.17,18
Industrielle Herstellung
In der Orangensaft-Industrie wendet man vor allem zwei Arten von Extraktionsverfahren an. Beide Verfahren beginnen mit dem Waschen der Orangen, gefolgt von der Sortierung nach Grösse. Bei der ersten Methode legt man die Früchte zwischen zwei Metallschalen mit spitzen Metallrohren. Man presst die Orange zwischen den beiden Schalen, während die Rohre in die Frucht eindringen und so den ausgepressten Saft auffangen. Bei der zweiten Extraktionsmethode schneidet man Orangen in zwei Hälften, die die Maschine folgend gegen rotierende Reibahlen bewegt, um den Saft auszupressen. Nach dem Filtern durch ein Edelstahlsieb kann man den Saft kühlen oder konzentrieren, was zur Herstellung von zwei Arten von Produkten führt: nicht konzentrierte Direktsäfte und konzentrierte Säfte.19
Nicht konzentrierte Säfte entölt man mit einer Zentrifuge auf einen Ölgehalt von 0,02-0,04 %. Folgend untergehen sie einer Pasteurisierung, um Mikroorganismen zu zerstören, Enzyme zu deaktivieren und damit den Saft haltbar zu machen. Man führt die Pasteurisierung mithilfe von Plattenwärmetauschern oder Dampferhitzung durch (typischerweise bei 85-94 °C für etwa 15-60 Sekunden). Diese Direktsäfte lagert man gefroren oder gekühlt. Die Hochpasteurisierung ermöglicht eine Lagerung bei Raumtemperatur (20 °C).19
Alternativ kann man Orangensaft zur besseren Konservierung, Lagerung und Beförderung konzentrieren. Orangensaftkonzentrat gewinnt man vorwiegend durch thermisch beschleunigte Kurzzeitverdampfung (TASTE): Man erhitzt Orangensaft unter Vakuum mit heissem Dampf, um das enthaltene Wasser zu verdampfen. Die Wiederherstellung des Saftes auf die ursprüngliche Konzentration erfolgt durch Zugabe von Wasser, Aromaölen und Essenzen vor der Vermarktung des Produkts im Verbraucherland. Zum Schluss pasteurisiert und verpackt man den wiederhergestellten Orangensaft (Orangensaft aus Konzentrat).19
Stabilisierende Behandlungen, die darauf abzielen, den mikrobiellen Verderb zu hemmen und abbauende Enzyme zu inaktivieren, sind zwingend erforderlich, um Orangensaft mit einer akzeptablen Haltbarkeit zu erhalten. Thermische Verfahren sind sehr wirksam, können aber nachteilige Auswirkungen auf die organoleptischen und ernährungsphysiologischen Eigenschaften haben. Derzeit untersucht man viele neue technologische Ansätze, die hauptsächlich auf der Anwendung von Hochdruckverfahren und gepulsten elektrischen Feldern beruhen, die die bioaktiven Stoffe des Saftes besser erhalten sollen.19
Weiterführende Informationen
Die Orange (Citrus sinensis) gehört der Gattung der Zitruspflanzen (Citrus) innerhalb der Familie der Rautengewächse (Rutaceae) an. Sie ist das Ergebnis einer natürlichen Kreuzung von Mandarine (Citrus reticulata) und Pampelmuse (Citrus maxima).20
Süsse Orangen teilt man in vier Gruppen ein: Gewöhnliche Orangen (Blondorangen oder Rundorangen), Navel-Orangen (Nabelorangen), pigmentierte Orangen (Blut- und Halbblutorangen) und säurefreie Orangen (Zuckerorangen).20 Innerhalb der Gruppe der Blondorangen und Blutorangen findet man einige Saftorangen-Sorten.
Andere verwandte Arten der Gattung Citrus sind: Bitterorange (Citrus aurantium), Limette (C. latifolia und C. aurantiifolia), Zitrone (C. limon), Clementine (C. clementina), Pomelo (C. grandis) und Grapefruit (C. paradisi).
Bemerkung: Da es sich bei den meisten genannten Pflanzen um Hydride, also aus Kreuzung verschiedener Arten hervorgegangene neue Pflanzen, handelt, ist korrekterweise im botanischen Namen ein "x" zwischen Gattungsnamen und Artnamen zu setzen, z.B. Citrus × sinensis für Orangen.
Alternative Namen
Orangen nennt man teilweise auch Apfelsinen, weshalb ein Synonym für Orangensaft Apfelsinensaft ist. Umgangssprachlich spricht man auch von O-Saft.
Im Englischen bezeichnet man Orangensaft als orange juice.
Literaturverzeichnis - 10 Quellen
1. | Pan X, Bi S, Lao F, Wu J. Factors affecting aroma compounds in orange juice and their sensory perception: A review. Food Res Int. 2023;169:112835. |
12. | Reinhardt G, Gärtner S, Wagner T. Ökologische Fussabdrücke von Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland. Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg ifeu. 2020;1-22. |
13. | The Big Climata Database. Orange juice, plastic bottle. |
14. | Christliche Initiative Romero. AUSGEPRESST – Hinter den Kulissen der Saftindustrie. 2018. |
15. | Mekonnen MM, Hoekstra AY. The green, blue and grey water footprint of crops and derived crop products. Hydrol. Earth Syst. Sci. 2011;15:1577–1600. |
16. | Foster C, McMeekin A, Mylan J. The entanglement of consumer expectations and (Eco) innovation sequences: the case of orange juice. Technology Analysis & Strategic Management. 2012;24(4):391–405. |
17. | Neves MF, Trombin VG, Marques VN, Martinez LF. Global orange juice market: a 16-year summary and opportunities for creating value. Trop plant pathol. 2020;45(3):166–174. |
18. | FAO org: Citrus Juice Production and Fresh Market Extension Technologies. |
19. | Galaverna G, Dall’Asta C. Production processes of orange juice and effects on antioxidant components. Processing and Impact on Antioxidants in Beverages. 2014;203–214. |
20. | Geraci A, Di Stefano V et al. Essential oil components of orange peels and antimicrobial activity. Nat Prod Res. 2017;31(6):653–659. |
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