Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien
Der Energiegehalt von Knorpeltang (sea moss Nährwerte, roh) beträgt 49 kcal und ist damit gering. Mit 0,16 g/100g Fett ist die Alge zudem fettarm. Kohlenhydrate sind zu 12 g/100g enthalten, Proteine zu 1,5 g/100g. Der Salzgehalt deckt mit 170 mg/100g den Tagesbedarf zu 7,1 %. Bei getrockneten Algen liegt dieser Gehalt meist höher, z.B. bei der getrockneten Dulse (Lappentang) (366 mg/100g). Die getrockneten Kombu-Algen weisen mit 7112 mg Kochsalz pro 100 g ungesunde Mengen an Salz auf.2 Es folgen drei wichtige, in beachtlichen Mengen vorkommende Nährstoffe.
6100 µg Iod stecken in 100 g rohem Irisch Moos. Mit 4200 µg/100g hat die rohe Wakame einen etwas niedrigeren Wert. Sehr viel mehr Jod findet sich in rohen Laminaria-Algen (38'000 µg/100g).2
Roher Knorpeltang ist reich an Folat (ex Vitamin B9, B11). Der Gehalt von 182 µg/100g (91 % des Tagesbedarfs) ähnelt demjenigen von Blasentang (180 µg/100g), Laminaria (Kelp; 180 µg/100g) und Arame Algen (180 µg/100g). Rohe Wakame weist mit 196 µg/100g etwas mehr davon auf - getrocknete Dulse (Lappentang) mit 1269 µg/100g ca. das Siebenfache.2
Das Spurenelement Eisen ist mit rund 8,9 mg/100g (64 % des Tagesbedarfs) ebenfalls in einer nennenswerten Menge vorhanden. Zitronengras (8,2 mg/100g) enthält ähnlich viel. In Spirulina ist noch mehr Eisen zu finden (28 mg/100g), doch verwendet man von dem Pulver nur geringe Dosen.2
Die gesamten Inhaltsstoffe von Knorpeltang (roh), die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.
Wirkungen auf die Gesundheit
Ist Knorpeltang gesund? Knorpeltang enthält neben Folat und sekundären Pflanzenstoffen auch Phycobiliprotein, eine Gruppe von membranassoziierten Photosynthesepigmenten, die nur bei Rotalgen, Cyanobakterien und Cryptophyceen vorkommen. Diese nutzt man kommerziell als entzündungshemmendes Mittel. Zusätzlich weisen sie antidiabetische und antioxidative Wirkungen auf.3
Carrageen ist ein sulfatiertes Polysaccharid, das im Knorpeltang vorkommt. Nebst seiner Anwendung in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie als natürliches Geliermittel, Verdickungsmittel, Bindemittel, Stabilisator und Zusatzstoff schreibt man dem Polysaccharid gesundheitsfördernde Wirkungen zu. Es gibt immer mehr wissenschaftliche Studien, die darauf hinweisen, dass Carrageen krebshemmend wirkt.4,5 Ferner zeigten die Ergebnisse einiger Studien (in vitro und in vivo), dass das Polysaccharid in Kombination mit herkömmlichen Medikamenten nicht nur eine wirksamere Anti-Krebs-Aktivität hervorrief, sondern auch die Immunkompetenz, die durch Medikamente geschädigt war, verbesserte. Dies, indem es das Gewicht der Milz erhöhte, die Milz reaktivierte, die Lymphozytenproliferation aktivierte und den TNF-α-Spiegel wiederherstellte.5
Sekundäre Pflanzenstoffe
Viele gesundheitliche Wirkungen von Knorpeltang kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen. Knorpeltang enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:3,16,21
- Isoprenoide: Tetraterpene: Carotinoide (Carotene: Beta-Caroten; Xanthophylle: Lutein, Fucoxanthin)
- Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoesäure (Gallussäure, Protocatechinsäure, Genistinsäure, p-Hydroxybenzoesäure), Hydroxyzimtsäuren (p-Cumarsäure, Zimtsäure); Flavonoide: Flavanole (Catechin), Isoflavone (Daidzin, Daidzein, Genistein, Genistin, Ononin, Sissotrin, Formononetin, Biochanin A); Tannine
- Weitere organische Verbindungen: Carbonsäuren (Uronsäure, Oxalsäure, Shikimisäure, Zitronensäure)
- Protease-Inhibitoren: Chlorophyll A, Chlorophyll A Derivate
Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Knorpeltang abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.
Studien dokumentierten aus dem methanolischen Extrakt von C. crispus das Vorhandensein von Flavonoiden (202,66 µg/mg) als Hauptfraktion, gefolgt von Tanninen (13,64 µg/mg) und Phenolen (12,38 µg/mg). Unter den phenolischen Bestandteilen waren Catechin (2,335 µg/ml), p-Cumarsäure (0,581 µg/ml) und Gallussäure (1,09 µg/ml) die Hauptbestandteile, während Protocatechusäure (0,199 µg/ml), Gentisinsäure (0,186 µg/ml), p-Hydroxybenzoesäure (0,255 µg/ml) und Zimtsäure (0,050 µg/ml) in geringeren Konzentrationen vorkam. Verschiedene Studien belegen das antioxidative, antibakterielle Potenzial sowie Wirksamkeit gegen verschiedene Candida Mikroorganismen von Knorpeltang.16,21 Die phenolischen Komponenten von Knorpeltang-Extrakt wirken antidiabetisch.3
Eine Studie von 2015 untersuchte die Knorpeltang-Wirkung auf den Fadenwurm Caenorhabditis elegans, ein typischer Modellorganismus in der Biologie. Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass ein methanolischer Extrakt aus dem Knorpeltang eine neuroprotektive Aktivität besitzt. Diese schützende Wirkung konnte man auf die Verringerung von oxidativem Stress und die Hochregulierung von Stressreaktionsgenen zurückführen. Die verschiedenen Bestandteile des Extrakts könnten synergetisch auf den Schutz der Nerven wirken. Knorpeltang gilt als vielversprechend für potenzielle anti-neurodegenerative Medikamente für den Menschen.1
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Algen enthalten das essenzielle Spurenelement Iod, das eine wichtige Rolle bei der Schilddrüsenfunktion übernimmt. Es ist für die Synthese von Schilddrüsenhormonen erforderlich. Eine langfristige, übermässige Aufnahme von Iod kann jedoch zu Schilddrüsenfehlfunktionen wie Hyperthyreose oder Hypothyreose führen. Da der Iodgehalt in Algenprodukten von zahlreichen Faktoren abhängt, gestaltet sich eine Übersicht eher schwierig. Neuere Studien arbeiten lieber mit Mengenbereichen als mit absoluten Zahlen.22
In einer Studie von 2020 ermittelten ForscherInnen den Iodgehalt von 30 Rotalgen-Proben, genauer Dulse-Arten und Knorpeltang-Arten, um die Iodbelastung durch deren Verzehr zu bewerten. Sie kamen zum Schluss, dass Dulse-Algen generell einen höheren Iodgehalt als Knorpeltang-Algen aufweisen; jedoch spielt jeweils die geographische Herkunft eine bedeutende Rolle. Gemäss den AutorInnen sollen aber weder Dulse noch Knorpeltang ein Risiko für die Gesundheit darstellen, sofern man sich an die empfohlenen täglichen Verzehrmengen von getrockneten Meeresalgen hält (max. 4 g/Tag).6 Achten Sie beim Kauf von Algenprodukten dennoch darauf, dass der Iodgehalt und eine maximal empfohlene tägliche Verzehrmenge angegeben sind. Auf diese Weise können Sie eine zu hohe Aufnahme vermeiden.
2015 bestimmte eine andere Untersuchung die Gehalte von toxischen Elementen (wie Aluminium, Silicium, Arsen, Cadmium und Blei) in 14 essbaren Seetang-Arten (darunter auch Chondrus crispus). Zwar waren die Proben nicht schadstofffrei, doch lagen die Konzentrationen unter gesundheitsgefährdenden Werten. Trotzdem ist eine kontinuierliche Überwachung von Kontaminanten in essbaren und vermarkteten Algen wichtig.7
Das aus dem Knorpeltang gewonnene Polysaccharid Carrageen verwendet man als Zusatzstoff (E407) in einigen Lebensmitteln. Der Körper nimmt diesen zwar nicht auf und scheidet ihn unverändert wieder aus, doch könnte Carrageen die Aufnahme anderer Lebensmittelinhaltsstoffe verringern. Zudem steht der Stoff im Verdacht, bei empfindlichen Personen allergische Reaktionen auszulösen. In Tierversuchen beeinflusste Carrageen Immunsystemzellen. Studien, die diesen negativen Effekt für den Menschen bestätigen, fehlen bislang. Der Wissenschaftliche Lebensmittelausschuss der Europäischen Kommission (SCF) empfahl zudem, E407 nicht für Säuglingsanfangsnahrung zuzulassen, da noch nicht geklärt ist, ob der Darm von Säuglingen Carrageen aufnehmen kann.8
Volksmedizin - Naturheilkunde
Irisch Moos war in den Küstenregionen Irlands ein beliebtes Volksheilmittel für Erkältungen, Husten, Halsschmerzen, Brust- und Lungenkrankheiten (einschliesslich Tuberkulose). Man kochte die Algen in Milch oder Wasser, seihte die Flüssigkeit ab und trank diese heiss. Im irischen County Leitrim (ehem. Grafschaft) setzte man die Alge auch bei Verbrennungen und im County Cavan bei Nierenproblemen ein. Über die Verwendung von Knorpeltang in der britischen Volksmedizin gibt es nur wenige Aufzeichnungen. Auf den schottischen Inselgruppen, den Hebriden (South Uist), verwendete man ihn als Umschlag bei Bauchschmerzen. Auf Skye (schottische Insel) rieb man sich die müden Füsse damit ein.9
Literaturverzeichnis - 12 Quellen
1. | Liu J, Banskota AH et al. Neuroprotective Effects of the Cultivated Chondrus crispus in a C. elegans Model of Parkinson’s Disease. Mar Drugs. 2015;13(4):2250–2266. |
2. | USDA United States Department of Agriculture. |
3. | Ismail MM, Alotaibi BS, El-Sheekh MM. Therapeutic Uses of Red Macroalgae. Molecules. 2020;25(19):4411. |
4. | Khotimchenko M, Tiasto V et al. Antitumor Potential of Carrageenans from Marine Red Algae. Carbohydr Polym. 2020;246:116568. |
5. | Liu Z, Gao T et al. Anti-Cancer Activity of Porphyran and Carrageenan from Red Seaweeds. Molecules. 2019;24(23):4286. |
6. | Darias-Rosales J, Rubio C et al. Risk Assessment of Iodine Intake from the Consumption of Red Seaweeds (Palmaria palmata and Chondrus crispus). Environ Sci Pollut Res Int. 2020;27(36):45737–45741. |
7. | Desideri D, Cantaluppi C et al. Essential and Toxic Elements in Seaweeds for Human Consumption. Journal of Toxicology and Environmental Health, Part A. 2016;79(3):112–122. |
8. | Zusatzstoffe Online de E 407 Carrageen. |
9. | Allen DE & Hatfield G. Medicinal Plants in Folk Tradition. An Ethnobotany of Britain and Ireland. Timber Press: Portland; 2004: 44. |
16. | López-Hortas L, Caleja C et al. Comparative Evaluation of Physicochemical Profile and Bioactive Properties of Red Edible Seaweed Chondrus crispus subjected to Different Drying Methods. Food Chemistry. 2022;383:132450. |
21. | Park SJ, Sharma A, Lee HJ. An update on the chemical constituents and biological properties of selected species of an underpinned genus of red algae: chondrus. Marine Drugs. Januar 2024;22(1):47. |
22. | Bouga M, Combet E. Emergence of seaweed and seaweed-containing foods in the uk: focus on labeling, iodine content, toxicity and nutrition. Foods. 15. Juni 2015;4(2):240–53. |
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