Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Der Anbau von Seetang kann grosse Mengen nährstoffreicher Lebensmittel für den menschlichen Verzehr erzeugen. Zudem scheinen Meeresfarmen im Vergleich zur Landwirtschaft an Land nachhaltiger zu sein, da man für die Kultivierung von Seetang kein Frischwasser (Stichwort: Wasserfussabdruck), keinen chemischen Dünger und kein (Fest-)Land benötigt; was wesentliche negative Faktoren der Landwirtschaft sind.10
Markoalgen absorbieren während ihres Wachstums wässrige Lösungen mit Kohlendioxid, Stickstoff und Phosphor. Sie zeigen daher während der Kultivierungsphase eine Kohlenstoffbindung (CO2-Sequestrierung), was einen potenziell negativen CO2-Fussabdruck von Seetang ergibt: -7,21 kg CO2eq/kg.19 Um diese Möglichkeit der Kohlenstofffxierung für die Eindämmung des Klimawandels nutzen zu können, benötigt es noch konkrete Pläne für die Umsetzung.17
Algen können im Vergleich zu Mais jährlich die 167-fache Menge an Biomasse produzieren; und das auf einer gleich grossen Fläche. Zudem benötigen Algen nicht wie die meisten anderen Pflanzen Zellulose als Stützmaterial – dadurch ist die Nährstoffdichte vergleichsweise hoch. Diese Effizienz des Anbaus von Algen macht diese Lebewesen zu einem sehr interessanten Lebensmittel in Bezug auf eine ressourcenschonende Landwirtschaft. Es kommt aber natürlich wie immer auf die Umsetzung an.18 Das Nutzen von Seetang als ressourcenschonende Nahrung im grossen Stil ist nur möglich, solange das Meer die nötigen ökologischen Bedingungen bietet, insbesondere die richtige Temperatur.20
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Weltweites Vorkommen - Anbau
Knorpeltang kommt im Nordatlantik vor und ist besonders an felsigen, britischen und irischen Küsten weitverbreitet. Er ist auch in Island, auf den Färöern, in der westlichen Ostsee, von Nordrussland bis Südspanien, im Mittelmeerraum, in Portugal, auf den Azoren und in Westafrika vorzufinden. In Nordamerika kommt er in Alaska und von Labrador in Kanada bis New Jersey in den USA vor. Auch im Beringmeer ist Knorpeltang zu finden.11
Man erntet ihn in erster Linie in Kanada (Nova Scotia, Prince Edward Island), in den Vereinigten Staaten von Amerika (Maine, Massachusetts), in Frankreich, Spanien und Portugal zur Gewinnung von Carrageen.11,12
Den grössten Teil der Biomasse von Knorpeltang gewinnt man durch die Ernte wild wachsender Algen. In Südostasien versucht man die rote Makroalge in Aquakulturanlagen zu produzieren. Derartige Anstrengungen gibt es auf dem westlichen Markt kaum.13
Wild zu finden
Knorpeltang wächst vor allem an nordatlantischen Küsten, von der Küstenzone (Litoral) bis 20 m unter dem mittleren Niedrigwasserstand, je nach Wellenbewegung, Transparenz und vorhandenen Felsstrukturen. In der Regel ist die Rotalge am häufigsten vom mittleren Niedrigwasserstand bis zum mittleren Sublitoral anzutreffen. Sie wächst am besten auf stabilen Felsvorsprüngen und grossen Felsblöcken und bevorzugt horizontale Schelfe. Die Fortpflanzungszeit beginnt im Herbst und dauert bis in den Frühling. Das stärkste Wachstum findet im späten Frühjahr und im Sommer statt, das geringste Wachstum im Winter.12 Daher erntet man Knorpeltang in den Sommermonaten (Saison).
Knorpeltang (Chondrus crispus) und Kraussterntang (Mastocarpus stellatus) sind beide auf den Britischen Inseln weitverbreitet und wachsen oft nebeneinander. Da sie fast identisch aussehen, sind sie einfach zu verwechseln. Sammler unterscheiden die beiden oftmals gar nicht und ernten sie zusammen. Unterscheiden könnte man die beiden anhand des abgerundeten Stiels, den rohrförmigen Blättern und des warzenförmigen Fortpflanzungskörpers des Kraussterntangs.9,11
Eine weitere Verwechslungsmöglichkeit von Irisch Moos besteht mit Isländisch Moos, zwar nicht optisch, aber vom Namen her. Bei Isländischem Moos (Cetraria islandica) handelt es sich um eine Flechte, die in den gemässigten, kühlen bis arktischen Regionen der ganzen Nordhalbkugel vorkommt. Man kennt sie vor allem als Bestandteil von Lutschpastillen, Hustentees und weiteren Erkältungsmitteln.14
Anbau - Ernte
Ursprünglich gewann man Irisch Moos aus sturmgepeitschtem Seegras, das starker Wind an die Küste getrieben hatte. Örtliche Landwirte sammelten den Knorpeltang von Stränden und Ufern auf. Später fuhren Fischer mit ihren Booten und Handrechen ins Meer und kratzten die Alge von flachen Felsen ab. In den 1970er-Jahren führte man grosse Hummerboote mit Schlepprechen und Winden ein. Der Einsatz dieser Boote bewirkte zwar grössere Ernten, jedoch hatte er eine negative Auswirkung auf das Nachwachsen der Algen.12
Die Nachfrage nach Irisch Moos ging in den 1980er-Jahren stark zurück. Das lag daran, dass man die Algen Kappaphycus alvarezii und Eucheuma denticulatum, die man ebenfalls für die Gewinnung von Carrageen verwendet, nun kultivieren konnte. Die Kultivierung war effizienter und kostengünstiger als das Sammeln von wildem Knorpeltang.12,15
Angesichts der geringen Nachfrage seitens der Carrageen-Verarbeiter ist die Ernte von Irisch Moos wieder eine Teilzeitfischerei, bei der es einen Platz für Betreiber gibt, die mit kleinen Booten, Aussenbordmotoren und Handrechen ausgestattet sind.12
Nach der Ernte folgt in der Regel ein Trocknungsverfahren, um die Algen länger haltbar und handlicher für den Handel zu machen. Die Heisslufttrocknung ist die in der Lebensmittelindustrie am weitesten verbreitete Trocknungsmethode. Andere konvektive Trocknungskonservierungstechniken sind Gefriertrocknung, Wärmepumpentrocknung, Sprühtrocknung und Heissdampftrocknung. Ferner sind konduktive und radiative Trocknungsmethoden mögliche Verfahren zur Haltbarmachung der Algen.16 Die Trocknung kann auch schonend an der Sonne stattfinden, sodass die getrockneten Algen Rohkost-Qualität aufweisen.
Weiterführende Informationen
Der Knorpeltang (Chondrus crispus) ist eine Makroalge, die dem Stamm der Rotalgen (Rhodophyta) und der Familie Gigartinaceae angehört. Er ist durch seine knorpelartige und verästelte Form charakterisiert und erreicht eine Höhe von 12 bis 22 cm. Im frischen Zustand ist das Irisch Moos violett bis rot, kann aber bei starker Sonneneinstrahlung auch grünlich erscheinen.11 Getrocknet weist es eine gelbliche Farbe auf und hat eine hornartige Struktur.
Der Name Irisch Moos ist einerseits auf das Vorkommen und die lange Geschichte von Knorpeltang in Irland und andererseits auf die moosartige Wuchsform der Alge auf Felsen zurückzuführen.
Alternative Namen
Knorpeltang hat einige alternative Namen wie Irisch Moos, Irländisches Moos, (irländisches) Perlmoos, Knorpelmoos (Knorpel-Moos), Carrageen-Alge oder Carrageen-Moos. Die englische Bezeichnung für Knorpeltang (deutsch) lautet Irish moss, sea moss oder carrageen moss.
Sonstige Anwendungen
Das Polysaccharid Carrageen, das in einigen Rotalgen vorkommt, verwendet man als Zusatzstoff E407 in vielerlei Lebensmitteln. Der Zusatzstoff wirkt wie ein Geliermittel und findet meist in Mischungen mit anderen pflanzlichen Verdickungsmitteln Verwendung. Es ist oft in Pudding- und Dessertpulver, Eiscreme, Dickmilcherzeugnissen, wärmebehandelter Sahne, Süssigkeiten, Ketchup und Sossen enthalten.8
Literaturverzeichnis - 13 Quellen
8. | Zusatzstoffe Online de E 407 Carrageen. |
9. | Allen DE & Hatfield G. Medicinal Plants in Folk Tradition. An Ethnobotany of Britain and Ireland. Timber Press: Portland; 2004: 44. |
10. | Tiwari BK, Troy DJ. Seaweed Sustainability – Food and Nonfood Applications. Seaweed Sustainability. Academic Press. 2015;1–6. |
11. | Marlin ac uk Carrageen (Chondrus crispus). |
12. | Fao org Seaweeds used as a source of Carrageenan. |
13. | Tanoeiro JR, Fortunato D et al. Different Chondrus crispus Aquaculture Methods and Carrageenan Extraction. Applied Sciences. 2023;13(9):5466. |
14. | Naturschutzbund Deutschland. Hustenmittel und Leibspeise der Rentiere. Das Isländische Moos im Porträt. |
15. | Zertuche-González JA, García-Lepe G et al. Open Water Chondrus crispus Stackhouse Cultivation. Journal of Applied Phycology. 2001;13(3):247–251. |
16. | López-Hortas L, Caleja C et al. Comparative Evaluation of Physicochemical Profile and Bioactive Properties of Red Edible Seaweed Chondrus crispus subjected to Different Drying Methods. Food Chemistry. 2022;383:132450. |
17. | Ross FWR, Boyd PW et al. Potential role of seaweeds in climate change mitigation. Science of The Total Environment. 2023;885:163699. |
18. | Diaz CJ, Douglas KJ et al. Developing algae as a sustainable food source. Front Nutr. 2023;9:1029841. |
19. | Zhang R, Wang Q et al. Environmental benefits of macroalgae products: A case study of agar based on life cycle assessment. Algal Research. 2024;78:103384. |
20. | Bartsch I, Wiencke C, Laepple T. Global seaweed biogeography under a changing climate: the prospected effects of temperature. In: Wiencke C, Bischof K, Herausgeber. Seaweed Biology: Novel Insights into Ecophysiology, Ecology and Utilization [Internet]. Berlin, Heidelberg: Springer; 2012. S. 383–406. |
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