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Spirulina - Gesundheit

Spirulina enthält sekundäre Pflanzenstoffe, welche Ihre Gesundheit fördern.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Realitätsnah zeigen wir Ihnen hier die Inhaltsstoffe pro 1 g (statt pro 100 g wie üblich).

Spirulina-Pulver und Spirulina-Präparate weisen Nährwerte von 2,9 kcal/1g auf. Die Hauptnährstoffe pro 1 g setzen sich aus 0,08 g Fetten, 0,24 g Kohlenhydraten und 0,57 g Proteinen zusammen.6

Tryptophan, Threonin und Iod sind die quantitativ wichtigsten essenziellen Nährstoffe, die Spirulina bietet. Jedoch tragen sie und die Makronährstoffe wegen der kleinen Verzehrmenge nicht wesentlich zur Deckung des jeweiligen Tagesbedarfs bei.6

Weitaus interessanter für den Gesundheitswert sind die sekundären Metaboliten in dieser Zutat, die schon in Spuren wirken können. In diesem Kontext spricht man allgemein gerne von Superfood. Wir möchten bewusst auf dieses oft irreführende Modewort verzichten.

Die gesamten Inhaltsstoffe von Spirulina, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Bei Spirulina lohnt sich ein genauerer Blick auf die gesundheitsfördernden Eigenschaften. Spirulina ist reich an Mikro- und Makronährstoffen, wie Proteinen, Lipiden, Kohlenhydraten, essenziellen Aminosäuren, mehrfach ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen. Überdies bestimmen verschiedene biologisch aktive Bestandteile die vielfältigen gesundheitlichen Wirkungen von Spirulina.24,25

Spirulina enthält neben den essenziellen Proteinen das Farbpigment Phycocyanin aus der Gruppe der lichtabsorbierenden Phycobiliproteine. Phycocyanin erscheint in verschiedenen Blautönen und wirkt in Studien prebiotisch auf das Mikrobiom der menschlichen Darmflora.12,25 Zusätzlich fördern die in Spirulina enthaltenen Kohlenhydrate wie die Oligosaccharide die Diversität des Mikrobioms und Aufrechterhaltung der Darmhomöostase, indem sie nützliche Mikroben im Darm unterstützen. Sie helfen bei der Abwehr gegen Krankheitserreger und schützen die Funktion des Magen-Darm-Trakts sowie die Immunregulation.25

Phycocyanin zeigt gemeinsam mit den Heteropolysaccariden in In-vitro-Studien krebshemmende und antitumorale Eigenschaften.22,25 Humanstudien zeigen weiters antiadipöse Wirkungen und unterstützen beim Abnehmen. In Studien senkt Spirulina den Blutdruck und die Blutfettwerte und verbessert die Stoffwechselfunktion. Die entzündungshemmende und antioxidative Wirkung trägt zur Verbesserung der Insulinempfindlichkeit bei.11,14 ForscherInnen fanden Hinweise auf eine mögliche medizinische Anwendung bei Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.13,22

Studien berichten von neuroprotektiven Wirkungen durch Phycocyanin, indem es das Gehirn vor stressbedingten und toxischen Schäden schützt.25 Phycocyanin und selenangereicherte Spirulina-Extrakte fördern die neuronale Überlebensrate und verhindern den Zelltod in stressbedingten Modellen. Dies deutet auf potenzielle therapeutische Anwendungsmöglichkeiten bei der Behandlung von neurologischen Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson, Multipler Sklerose sowie bei einem kognitiven Abbau.22

Die Industrie preist Spirulina zu Marketingzwecken als Superfood mit vielversprechenden gesundheitlichen Auswirkungen an, manches davon ohne wissenschaftliche Belege. Wir empfehlen, Spirulina als Teil einer ausgewogenen Ernährung anzusehen und nicht als Wundermittel.

Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten über mögliche Wirkungen von Spirulina erfolgen an Labortieren oder im Reagenzglas. Da sich die Wirkstoffe dort anders verhalten als im menschlichen Körper, lassen solche Studien keine direkten und eindeutigen Aussagen über eine Wirkung beim Menschen zu. Teilweise ist es auch nicht möglich, Faktoren wie Sport oder Ernährungsgewohnheiten der Studienteilnehmer im Detail zu berücksichtigen. Grössere, qualitativ hochwertige, randomisierte klinische Studien sind erforderlich, um die langfristigen Auswirkungen und Risiken von Spirulina besser zu verstehen. Und vor allem auch, um Dosierungen und Qualitätsstandards festzulegen.

Das kleine Cyanobakterium Spirulina befeuert auch die Diskussion um Vitamin B12: Spirulina enthält B12. Allerdings hauptsächlich das Pseudo-Vitamin-B12, das für uns Menschen keine Wirkung hat. Daher ist Spirulina für uns Menschen keine ausreichende Vitamin-B12-Quelle. Obwohl Hersteller von Spirulina-Präparaten häufig einen hohen Vitamin-B12-Gehalt angeben, widersprechen WissenschaftlerInnen dieser Behauptung.8,15,17

Trockenpräparate aus Spirulina als Superfood zu bezeichnen, halten wir für irreführend. Man muss von der Forschung an Inhaltsstoffen und der tatsächlichen Umsetzung in der Ernährung unterscheiden. Spirulina ist sehr teuer und die Gefahr von Kontaminationen führt dazu, dass wir nur kleine Mengen davon essen.

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Spirulina kann man auf die enthaltenen sekundären Metaboliten zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.

Spirulina enthält u.a. folgende sekundäre Metaboliten:24,25

  • Isoprenoide: Tetraterpene: Carotinoide (Carotine: β-Carotin, Xanthophylle: Canthaxanthin, Astaxanthin, Lutein, Zeaxanthin)
  • Polyphenole: Phenolsäure: Hydroxybenzoesäuren (Gallussäure, Hydroxybenzoesäure, Chlorogensäure, Syringasäure, Salicylsäure), Hydroxyzimtsäuren (Kaffeesäure, o-Cumarsäure, Ferulasäure, Zimtsäure); Flavonoide: Flavonole (Quercetin), Isoflavone (Genistein), Flavone (Galangin), Flavanone (Pinostrobin)
  • Weitere schwefelhaltige Verbindungen: Sulfide
  • Weitere stickstoffhaltige Verbindungen: Amine
  • Weitere organische Verbindungen: Alkane, Aldehyde (Vanillin, Acetaldehyd, Propanal), Alkohole (Sclareol, Glycerol), Ketone, Ester, Furane, Pyrazine, Phenylpropanoide (Eugenol), Carbonsäuren (Essigsäure)
  • Protease-Inhibitoren: Chlorophyll a

Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Metaboliten in Spirulina abhängig von Erntezeitpunkt, Anbaubedingungen und Verarbeitung24 variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.

Mehrere In-vitro- und In-vivo-Studien belegen die antioxidative Kraft von Spirulina mit antikanzerogenen und neuroprotektiven Wirkungen aufgrund der primären und sekundären Metaboliten, darunter die ungesättigten Fettsäuren und Phycocyanin sowie die Carotinoide und phenolischen Verbindungen.24

Insgesamt identifizierten Forschende in Spirulina 41 verschiedene Aromakomponenten mit einer möglichen antibakteriellen Wirkung. Alkane, Aldehyde, Alkohole, Ketone und Furane verleihen Spirulina eine intensive, heuartige Note. Die stickstoff- und schwefelhaltigen Komponenten bestimmen eine fischartige, marine Geruchskomponente sowie die Pyrazine das nussige Aroma. Zu den genauen Wirkweisen der einzelnen Komponenten in Spirulina besteht noch Forschungsbedarf.24

Eine Studie untersuchte u.a. die Anti-Adipositaseffekte des Extrakts von Spirulina maxima, die reich an Chlorophyll a ist. Forschende stellten in vitro eine Unterdrückung von Fettanreicherungen und Verringerung von fettreichen Zellen fest. Zudem führte die Ergänzung mit Spirulina-Extrakt bei Mäusen mit einer fettreichen Diät u.a. zu einer Abnahme der Gewichtszunahme, der Fettmasse, der Triglycerid- und Gesamtcholesterinwerte im Serum.28

Obwohl Studien Einblicke in die Bioverfügbarkeit von Chlorophyll geben, besteht weiterhin Bedarf an einer umfassenden Beschreibung der im Magen-Darm-Trakt gebildeten Chlorophyll-Derivate und deren möglichen gesundheitlichen Wirkungen. Derzeit mangelt es an veröffentlichten In-vivo-Studien zu Gesundheitswirkungen von Chlorophyll in Spirulina. Grundsätzlich ist Chlorophyll in unterschiedlichen Mengen in allen grünen Pflanzenteilen vorhanden, darunter in Brennnesseln, Petersilie, Spinat, Brokkoli oder grünen Bohnen.28

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Belastungen von Spirulina-Produkten mit Schwermetallen (z.B. Cadmium), PAKs (polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen) und Toxinen sind möglich. Bevorzugen Sie deswegen auf Rückstände kontrollierte und biozertifizierte Ware aus geschlossenen Systemen (Aquakulturen). Bio-Produkte mit dem Naturland-Label, z.B. Spirulina-Pulver, zeichnen sich durch eine hohe und kontrollierte biologische Qualität aus.1,16

Das Cyanobakterium Arthrospira platensis produziert selbst nicht das gefährliche Gift Anatoxin-alpha, wohl aber das nahe verwandte Bakterium Spirulina maxima. Kontaminationen mit anderen gefährlichen Bakterien können dazu führen, dass auch der Giftstoff Microcystin im Endprodukt enthalten ist. Dies kann insbesondere bei Spirulina aus offenen Anbausystemen vorkommen. Zudem ist Spirulina dafür bekannt, Blei aus der Umgebung aufzunehmen, was zwar zur Wasserreinigung erwünscht, in Lebensmitteln aber sehr problematisch ist. Die EU hat deshalb Grenzwerte für Spirulina festgelegt.8,22,23

Für Personen, die an Phenylketonurie leiden, ist Spirulina nicht geeignet. Das enthaltene Phenylalanin kann das Krankheitsbild verschlimmern.1

Mögliche Nebenwirkungen durch die Einnahme von Spirulina können allergische Reaktionen und die Bindung von Eisen sein. Bei häufigerem Verzehr kann es zu einer Eisenunterversorgung kommen.1

Hersteller bewerben Spirulina-Erzeugnisse verwirrenderweise als "unvergleichliche Energiequelle" (Proteingehalt) mit "beachtlichem Vitamin- und Mineralstoffgehalt", "viel Vitamin B12 – wichtig für Vegetarier" oder "dreimal mehr Chlorophyll als Weizengras, gibt gespeicherte Sonnenenergie an den Menschen weiter" sowie als "das wertvollste Nahrungsmittel auf diesem Planeten".1 Mit der empfohlenen Tagesdosis (1-10 g/Tag) nimmt man jedoch so geringe Mengen an Nährstoffen auf, dass sich die ergänzende Zufuhr, z.B. an Aminosäuren/Eiweiss, kaum bemerkbar macht.5,18 Nach der Health-Claims-Verordnung darf keine Bewerbung mehr von Spirulina-Kapseln zur Senkung des Blutzuckerspiegels erfolgen. Auch die Auslobung des Vitamins B12 (Pseudo-Vitamin-B12) gilt als irreführend, wenn sie krankheitslindernde Effekte verspricht.2,3,4 Mittlerweile ist die Bewerbung "Spirulina - reich an Vitamin B12" in Deutschland durch das Kammergericht Berlin mit dem Urteil vom 28.01.2011 (5 U 133/09) untersagt.9

Verwechslungsgefahr

Einige Cyanobakterien-Arten produzieren Toxine, die gesundheitsschädlich sind. Es ist daher wichtig, Spirulina von vertrauenswürdigen Quellen zu beziehen und sich über die genauen Arten und deren Eigenschaften zu informieren. Die Arten sind von Laien kaum zu unterscheiden.23

Literaturverzeichnis - 21 Quellen

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Verbraucherzentrale de: Spirulina: Viel Grün und wenig dahinter. 2023.

2.

Stiftung Warentest. Algenpräparate. Die grüne Gefahr. 2011.

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