Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Der ökologische Fussabdruck des Spargels ist von verschiedenen Faktoren abhängig. So zeigte sich in einer deutschen Untersuchung zu unterschiedlichen Produktionsweisen, dass der CO2-Fussabdruck je nach Herkunft, Anbaumethode und Transportmittel erheblich variieren kann. Der unbeheizte Anbau in Deutschland wies dabei mit 0,8 kg CO2eq/kg den günstigsten Wert auf. Die CO2-Bilanz des beheizten Anbaus lag aufgrund des höheren Kunststoffverbrauchs und des Energieaufwandes bei 1,5 kg CO2eq/kg. Um Spargel das gesamte Jahr über in mitteleuropäischen Supermärkten bereitstellen zu können, importiert man ihn oftmals aus Peru. Per Schiff importierter Spargel aus Peru hatte fast doppelt so hohe Emissionen wie deutscher Spargel (2,6 kg CO2eq/kg), während luftfrachtimportierter Spargel einen etwa viermal höheren Wert von 8 kg CO2eq/kg aufwies.16
Die erhöhten Umweltbelastungen durch den Import zeigen sich auch im Wasserverbrauch. Im Hauptexportland Peru führt der Spargelanbau zu erheblichen Steigerungen des Wasserbedarfs. Das trägt zur Wasserknappheit für einige der ärmsten peruanischen Gemeinden bei und verstärkt soziale Konflikte sowie Anfälligkeit gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels.17 Die im globalen Durchschnitt benötigte Wassermenge (Wasserfussabdruck) für die Produktion von 1 kg Spargel liegt bei 2150 Litern, was wesentlich höher ist als etwa für Brokkoli (285 Liter) oder Auberginen (362 Liter) - und den enormen Wasserverbrauch der Spargelproduktion aufzeigt.18
Spargel aus biologischem Anbau ist gegenüber konventionell angebautem Spargel zu bevorzugen, denn die bei der konventionellen Landwirtschaft eingesetzten Pestizide befinden sich oftmals noch am Endprodukt. Im Jahr 2022 fand das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart bei der Untersuchung von in Deutschland verkauftem Spargel Rückstände des Fungizids Fosetyl, die über dem zugelassenen Höchstwert lagen. Auch Rückstände von Pestiziden konnte man nachweisen.15 Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel sind im biologischen Landbau verboten: Am besten greift man daher zu Bio-Spargel.
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?.
Tierschutz - Artenschutz
Die beim Spargelanbau breitflächig eingesetzten Agrarfolien können sowohl Bodenmikroben als auch Vögel und Säugetiere beeinträchtigen. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass das von Agrarfolien abgetragene Mikroplastik die Zusammensetzung der wichtigen Bodenbakterien verändert. In diesen Studien stellte man fest, dass sich auf den Kunststofffolien und deren zersetzten Teilen ein Mikrobiom ausbildet, das möglicherweise die grundlegenden Eigenschaften des Bodens verändert. Es lässt sich noch nicht abschätzen, welche Auswirkungen diese Veränderung nach sich ziehen kann. Da die Mikrobenzusammensetzung essenziell für die Bodengesundheit ist, sind diese Ergebnisse bedenklich.19,20,21
Die Auswirkungen auf die Umwelt beeinträchtigen auch die Fauna oberhalb des Bodens. Sowohl die Folienabdeckung als auch die tägliche Begehung der Flächen während der Erntezeit machen Spargelanlagen zu wenig geeigneten Lebensräumen. Vogelkartierungen belegen, dass bestimmte Vogelarten weniger häufig anzutreffen sind, während andere vom Aussterben bedroht sind. Ein Mangel an Nistplätzen für bodenbrütende Vögel und an Nahrung durch Kleinsäuger für Raubvögel führt in Agrargebieten zu einem Rückgang dieser Vogelarten.22,23
Weltweites Vorkommen - Anbau
Spargel (Asparagus officinalis) ist eine mehrjährige Pflanze, die ursprünglich aus dem östlichen Mittelmeerraum und aus Kleinasien stammt. Spargelpflanzen baut man seit mehr als 2000 Jahren an.6 Heute umfasst die Anbaufläche von Gemüsespargel mehr als 200'000 Hektar, man findet ihn auf allen Kontinenten. Die Hauptproduzenten sind China, Zentral- und Südamerika sowie Europa.24
Wild zu finden
Das als "Wilder Spargel" bezeichnete Gemüse stellt keine eigene Art dar, sondern gehört zum Asparagus officinalis.13,2 Der grösste Unterschied zwischen den beiden besteht darin, dass Wilder Spargel der Kultivierung entkommen ist. Er ist im östlichen Mittelmeerraum, in Westasien und Südeuropa heimisch, wo man ihn in Wäldern findet.2 In Mitteleuropa stösst man gelegentlich auf verwilderten Kulturspargel.13
Neben dem kultivierten Gemüsespargel, der nahezu weltweit verbreitet ist, nutzt man im Mittelmeerraum seit Jahrhunderten eine weitere wilde Spargelart, den Asparagus acutifolius, zu kulinarischen Zwecken.1,13
Wenn man auf einem Wochenmarkt auf "Wilden Spargel" oder "Waldspargel" stösst, handelt es sich in der Regel nicht um den echten Wilden Spargel, sondern um die jungen Blütenknospen des Pyrenäen-Milchsterns (Ornithogalum pyrenaicum), den man oft aus Frankreich importiert. Auch die jungen Triebe des Wilden Hopfens (Humulus lupulus) oder des Waldgeissbarts (Aruncus dioicus syn. sylvestris), die in deutschsprachigen Ländern wild zu finden sind, verkauft man auf Märkten häufig als "Wilden Spargel".3
Anbau - Ernte
Im deutschsprachigen Raum produziert man Spargel sowohl in konventionellem als auch in biologischem Anbau. Die Produktion erfordert viel Aufwand und Arbeitszeit.
Die Bodenvorbereitung vor der Pflanzung dauert 1-3 Jahre. Ideal ist ein leichter, sandiger Boden, der eine gute Erwärmung ermöglicht und Verformungen der Spargelstangen verhindert. Grünspargel gedeiht auch auf lehmigerem Boden. Den Spargelwurzelstock oder die Jungspargelpflanzen pflanzt man mit Spezialmaschinen. Im ersten Standjahr erfordern sie regelmässige Bewässerung, Unkrautbekämpfung und Düngung. Im zweiten Jahr dämmt man die weissen Spargeln auf, während dies beim Grünspargel entfällt. Ab dem dritten Jahr deckt man die Spargelpflanzen mit einer Folie ab, die man je nach Klima und Region auch mit einem Tunnel kombiniert. Die Folie ermöglicht die Kontrolle der Bodentemperatur. Die schwarze Seite fördert eine schnellere Erwärmung, was zu einem früheren Austrieb führt, während die weisse Seite das Wachstum verlangsamt, um eine kontinuierliche Ernte zu gewährleisten.1
Für die Ernte sticht man die Spargelstangen von Hand. Nach dem Freilegen mit den Händen schneidet man die Stangen mit einem Spargelmesser in einer Tiefe von 25 bis 30 cm ab.25 Den ersten europäischen Spargel erntet man Mitte Februar in Griechenland und Spanien, ab Mitte März in Frankreich. Obwohl es in Mitteleuropa ab Dezember/Januar Spargel von beheizten Flächen gibt, erfolgt die Haupternte des Spargels grösstenteils zwischen April und dem 24. Juni.1 Ausserhalb der heimischen Spargelsaison importiert man Gemüsespargel oft aus Peru, wo er in den Sandböden der Wüstenregion gedeiht. Dank des durchgehend warmen Klimas sind dort bis zu drei Ernten pro Jahr möglich.25
Weiterführende Informationen
Spargel gehört zur Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae). Weltweit kann man mehr als 200 Spargelarten identifizieren, wobei Asparagus officinalis die am häufigsten angebaute und vermarktete Art darstellt.9
Violetter Spargel ist das Resultat einer genetischen Mutation, die spontan in Italien passierte und zur Grünspargel-Varietät 'Violetto d'Albenga' führte. Daraus entstanden weitere Züchtungen, viele in Kalifornien. Dagegen sind die sogenannten 'Viola', 'Asparagi viola' bzw. 'pink asparagus spears' weisse Spargeln, die nach der Ernte durch Sonnenlicht ein einheitliches Rosa bzw. Lila27,28 bekommen (Variante: nur eingefärbte Spitzen1). Die Begriffe kommen aber oft durcheinander, was die Unterscheidung erschwert.
Alternative Namen
Spargel bezeichnet man auch als Gemüsespargel, Gemeinen Spargel oder Gartenspargel. Umgangssprachlich nennt man v.a. den weissen Spargel aufgrund seiner eingeschränkten saisonalen Verfügbarkeit auch "weisses Gold". Im Englischen spricht man von asparagus (asparagus spear).
Literaturverzeichnis - 19 Quellen
1. | Bundeszentrum für Ernährung. Vom Acker bis zum Teller. Spargel. 2023. |
2. | Specialityproduce com: Wild Asparagus. |
3. | Hausgarten net: Wilder Spargel: Wo wächst er? So kann man ihn anbauen. 2022. |
6. | Guo Q, Wang N et al. The bioactive compounds and biological functions of Asparagus officinalis L. – A review. Journal of Functional Foods. February 2020;65:103727. |
9. | Romani A, Casciano F et al. Anticancer activity of aqueous extracts from Asparagus officinalis L. Byproduct on breast cancer cells. Molecules. 21. October 2021;26(21):6369. |
13. | Nowack R. Spargel - Eine vielleicht unterschätzte, aber sicherlich unzureichend untersuchte Heilpflanze. Z Phytother. Juni 2006;27(3):147–154. |
15. | Chemische und Veterinäruntersuchungsämter (CVUA) Stuttgart. Hacker K, Wieland M, Scherbaum E. Rückstände und Kontaminanten in Frischgemüse aus konventionellem Anbau 2022. Erschienen 2023. |
16. | Schäfer F. Carbon Footprint ausgesuchter gartenbaulicher Kulturen im Rahmen eines Pilotprojektes zur neuen PAS 2050-1 [Dissertation]. Universitäts- und Landesbibliothek Bonn; 2014. |
17. | Progressio, Centro Peruano de Estudios Sociales, Water Witness International. Drop by drop: Understanding the impacts of the UK’s water footprint through a case study of Peruvian asparagus. 2010. |
18. | Mekonnen MM, Hoekstra AY. The green, blue and grey water footprint of crops and derived crop products. Hydrol Earth Syst Sci. 25. Mai 2011;15(5):1577–1600. |
19. | Huang D, Xu Y et al. Degradation of polyethylene plastic in soil and effects on microbial community composition. Journal of Hazardous Materials. 15 August 2021;416:126173. |
20. | Amare G, Desta B. Coloured plastic mulches: impact on soil properties and crop productivity. Chemical and Biological Technologies in Agriculture. 19. January 2021;8(1):4. |
21. | Qi Y, Ossowicki A et al. Effects of plastic mulch film residues on wheat rhizosphere and soil properties. Journal of Hazardous Materials. April 2020;387:121711. |
22. | Selleneit T, Verdugo-Raab D, Kipp S, Sprenger D, König B. Agrarfolien: Sozioökonomische und ökologische Bewertung des Einsatzes von Kunststofffolien im Spargelanbau in Deutschland und daraus resultierende Handlungsempfehlungen. Diskussionspapier-Reihe Nachhaltigkeitstransformation & Nachhaltigkeitstransfer; 6. 2022;3578 KB. |
23. | Alsleben K, Hellwig T (2013) Gutachten: Erfassung der Brutvögel auf Anbauflächen mit Folienspargel im SPA Mittlere Havelniederung 2013. |
24. | Hamdi A, Jaramillo-Carmona S et al. Asparagus. In: Jaiswal AK. Nutritional Composition and Antioxidant Properties of Fruits and Vegetables. Elsevier; 2020. S. 121–40. |
25. | Umweltberatung at: Spargel: Frühjahrsputz mit Gemüse. |
27. | Asparagusworld com: Innovation and experimentation define Japan’s asparagus sector. Innovative growing techniques and sustainability practices are spreading across Japan’s production areas, as consumers seek novelty and environmental responsibility. 2023. |
28. | Saporie com: Asparago violetto di Albenga. |
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