Inhaltsverzeichnis
Die Gattung Frauenmantel (Alchemilla) ist sehr artenreich. Zu den bekanntesten Vertretern der traditionellen Heilpflanze gehört die formenreiche Sammelart Alchemilla vulgaris L. s.l. (sensu latiore = im weiteren Sinne). Die deutsche Bezeichnung für Alchemilla vulgaris ist Spitzlappiger, Gemeiner oder Gewöhnlicher Frauenmantel.
Verwendung in der Küche
Was kann man mit Frauenmantel machen? Die kleinen und hellen Blätter des Frauenmantels kann man in der Küche vom Frühjahr bis in den Spätsommer fein geschnitten verwenden. Der Grundgeschmack der Blätter erinnert an Kohlrabi. Auch die Blüten sind essbar und schmecken als Topping für Salate, Gemüse oder Suppen.
Kann man Frauenmantel roh essen? Ja, Frauenmantel lässt sich roh verzehren. Die jungen Blätter eignen sich hervorragend für Salate und verleihen ihnen eine leicht herbe Note. Sie können diesen auch für Kräuterquark verwenden. Dazu benötigen Sie einen Sojajoghurt oder Haferquark, Knoblauch, fein geschnittenen Frauenmantel, Kümmel, Thymian oder Petersilie und schwarzen Pfeffer.
Alternativ können Sie Frauenmantel auch dünsten oder kochen. Er passt in Suppen, Eintöpfe oder Aufläufe und verleiht diesen eine besondere Kräuternote. Sie können Frauenmantel auch ähnlich wie Spinat zubereiten.
Die häufigste Verwendung ist die Zubereitung eines Tees. Dafür eignen sich junge und ältere Blätter von frischem und getrocknetem Frauenmantel.10
Veganes Rezept für Wildkräuter-Strudel mit Frauenmantel
Zutaten: 1 L Salzwasser, 20 g Malvenblätter (alternativ 20 g Lindenblätter), 10 g Frauenmantel, 10 g Guter Heinrich, 10 g Vogelmiere, 10 g Löwenzahnblätter und 10 g Brennnesselblätter, 2-3 EL Lupinenmehl, 1 Knoblauchzehe, 1 EL gehackte Petersilie, 1 EL geschnittenen Schnittlauch und 1 EL Hefeflocken, fertiger Strudelteig (vegan), 1 veganer Mozzarella (kann man auch mit Macadamianüssen herstellen) und etwas Rapsöl.
Zubereitung: Zunächst schneidet man alle Kräuter in grobe Streifen und blanchiert sie während etwa 2-3 Min. im kochenden Salzwasser. In einer Schüssel vermischt man die abgeseihten Kräuter mit Lupinenmehl, der zerkleinerten Knoblauchzehe, Petersilie, Schnittlauch und Hefeflocken zusammen mit dem in Würfel geschnittenen veganen Mozzarella.
Die unteren zwei Drittel des Strudelteigs belegt man gleichmässig dünn mit der Kräutermischung und bestreicht die seitlichen Ränder sowie das obere Drittel mit Wasser. Nun rollt man den Strudel ein und drückt die seitlichen Enden fest zusammen. Den Strudel pinselt man mit etwas Rapsöl ein und backt ihn im vorgeheizten Ofen etwa 30 Min. bei 190 °C.
Rezept für (frischen) Frauenmantel-Tee
Die häufigste Zubereitung von Frauenmantel ist Tee, den man als Heisswasserauszug oder auch als Kaltwasserauszug zubereiten kann.1,2
Man übergiesst 1-2 g (1 TL = ca. 0,9 g) fein geschnittene und getrocknete Blätter des Frauenmantels mit 150 ml siedendem Wasser und lässt den Aufguss abgedeckt 10 Min. lang stehen, bevor man ihn durch ein Teesieb gibt. Für einen Kaltwasserauszug lässt man die Zubereitung mehrere Stunden bei Raumtemperatur ziehen. Wann und wie viel Frauenmanteltee trinken? Vom Frauenmanteltee trinkt man zwei bis drei Tassen zwischen den Mahlzeiten.2,3,5
Frauenmantel verwendet man gewöhnlich in Teemischungen, da die Heilpflanze als Einzeldroge angewendet eine etwas schwache Wirkung zeigt:
Bewährte Teemischung bei Durchfällen sind je 50 g Frauenmantelkraut und Gänsefingerkraut.3 Auch Himbeerblätter oder Brombeerblätter sind für eine Teemischung bei Durchfällen geeignet, da sie ebenfalls über einen gegen Durchfall wirksamen, hohen Gerbstoffgehalt verfügen.14
Für eine Teemischung für Frauen kann man 30 g Kamillenblüten, 30 g Frauenmantelkraut, 20 g Johanniskraut, 10 g Taubnesselblüten und 10 g Walnussblätter verwenden.3 Achtung: Johanniskraut kann die Wirkung von hormonellen Verhüttungsmittel verringern.
Für eine krampflösende Teemischung bei Menstruationsbeschwerden sind 35 g Kamillenblüten, 25 g Frauenmantelkraut, 25 g Lavendelblüten und 15 g Fenchelsamen geeignet. Diese Mischung kann man mit Schafgarbe ergänzen, da sie eine anerkannte Wirkung bei leichten krampfartigen Regelbeschwerden besitzt.3
Für eine Mundspülung, eine Gurgellösung oder zum Einreiben sollte die Kräutermenge deutlich höher sein als für eine Tee-Zubereitung. Das Kraut lässt man für einige Minuten aufkochen,3 damit die Gerbstoffe aus der Pflanze besser ins Wasser übergehen können.
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Einkauf - Lagerung
Teemischungen mit Frauenmantel erhält man teilweise in grösseren Supermärkten wie Interspar, Edeka, Migros, Coop, Denner, Volg, Aldi, Lidl, Billa, Rewe oder Hofer, sowie in den Bio-Supermärkten wie Denn's Biomarkt und Alnatura. Als Einzeldroge lose oder im Filterbeutel (1-1,6 g) ist er in Apotheken, Drogerien, im Reformhaus, im Online-Handel sortenrein zu kaufen. Den Tee erhält man in konventioneller oder in biologischer Qualität.
Die Verfügbarkeit von Frauenmantel ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.
Frauenmantel kann auch in speziellen Nahrungsergänzungsmitteln für Frauen mit Zyklusstörungen sowie in Salben oder Tinkturen enthalten sein.
Wild zu finden
Wie sieht Frauenmantel aus? Der Spitzlappige Frauenmantel ist eine ausdauernde Staude mit 30 bis 60 cm Höhe. Sie bildet 10 bis 50 cm lange Blütentriebe aus, die kahl oder auch behaart, verzweigt und beblättert sind. Die fünf bis elflappigen Blätter bleiben auch in ganz ausgewachsenem Zustand etwas gefaltet. Sie sind im Umriss fast kreisrund und 3 bis 8 cm gross. Die gelbgrünlichen Blüten sind klein, nur wenige Millimeter gross und knäuelförmig angeordnet. Die Stängel und Blattstiele sind senkrecht abstehend behaart. Die Blütenstiele sind stets kahl.5,6
Wo wächst Frauenmantel? Frauenmantel können Sie in Gebüschen, lichten Wäldern, auf Wiesen, in trockenen Gräben und am Weg finden. Die Pflanze bildet oft flächige Bestände aus.5
Auf gedüngten Wiesen bauen Alchemilla-Arten oft Massenbestände auf. Die Pflanzen sind raschwüchsig und trittverträglich. Da Frauenmantel bei guter Wasserversorgung den vorhandenen Stickstoff rasch verwerten kann, ist er an diesen Standorten sehr konkurrenzstark.
Der Spitzlappige Frauenmantel ist immergrün und kann in milden Wintern durchblühen. Die Sammel-Hauptsaison ist während der Blütezeit in den Monaten Mai bis August (September).5,6
Weitere Details zum Verbreitungsgebiet von Alchemilla vulgaris innerhalb Europas finden Sie unter "Weltweites Vorkommen - Anbau".
Tipps zur Lagerung
Frische Frauenmantelblätter kann man an einem sonnengeschützten Ort auf luftdurchlässigen Unterlagen trocknen. Ausreichend trocken sind die Blätter, wenn sie sich zwischen den Fingern zerreiben lassen.
Getrocknete Blätter sollte man in luftdichten, lichtundurchlässigen Gefässen trocken und kühl aufbewahren – jedoch nicht im Kühlschrank. Geeignete Behältnisse sind braune Gläser, Metalldosen oder Porzellangefässe. Da Plastikdosen meist einen Eigengeruch haben, können sie das Aroma der Kräuter beeinträchtigen.
Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien
Uns liegen keine Zahlen zu den Makro- und Mikronährstoffen im Frauenmantel vor.
Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.
Wirkungen auf die Gesundheit
Die gesundheitlichen Effekte von Frauenmantel sind auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückzuführen.
Sekundäre Pflanzenstoffe
Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.
Frauenmantel enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:2,7,8,9,10,23
- Isoprenoide: Terpene: Triterpene (Saponine, Sterine)
- Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoesäuren (Gallussäure, Syringasäure, Cumaroylchinasäure), Hydroxyzimtsäuren (Chlorogensäure, p-Cumarsäure, Kaffeesäure, Ferulasäure); Phenolische Verbindungen: Phenole (Pyrogallol); Flavonoide: Flavone (Luteolin, Apigenin, Chrysoeriol-7-O-Glucoronide), Flavonole (Rutin, Kaempferol, Catechin, Myricetin, Quercetin, Isoquercetin); Tannine (Ellagsäure, Agrimoniin, Pedunculagin, Laevigatin)
- Weitere organische Verbindungen: Glycoside
Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe im Frauenmantel abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.
Phytosterine sind hormonähnliche Substanzen, die dem weiblichen Sexualhormon Progesteron ähneln. In Fachkreisen diskutiert man den Gehalt an diesen hormonartig wirkenden Inhaltsstoffen im Frauenmantel.1,10
Flavonoide zeigen in zahlreichen Beobachtungsstudien gesundheitsfördernde Wirkungen, z.B. gegen Krebs, auch, weil Flavonoide starke Antioxidantien sind. Man konnte nachweisen, dass eine flavonoidreiche Ernährung vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt. Zudem stimulieren Flavonoide das Immunsystem, hemmen die Blutgerinnung, schwächen Entzündungsreaktionen ab und stimulieren vermutlich die kognitiven Fähigkeiten.11
Aufgrund der Molekülgrösse von Gerbstoffen kann die Haut diese nicht aufnehmen. Zusammen mit den Eiweissmolekülen der oberen Haut- und Schleimhautschichten bilden Gerbstoffe Komplexe, eine Art Membran, die man als adstringierend bzw. zusammenziehend empfindet.12 Diese schützende und abdichtende Schicht auf der Haut verhindert ein weiteres Eindringen von Bakterien oder ein zu starkes Wässern von oberflächlichen kleinen Wunden auf der (Schleim-)Haut.2,14 Gerbstoffe schwächen zudem Nervensignale in der Haut ab und können damit Juckreiz lindern.13 Sie besitzen reizmildernde, entzündungswidrige, schwach lokalanästhetische, sekretionshemmende und antimikrobielle Eigenschaften.12
Nach oraler Einnahme hemmen Gerbstoffe die Sekretion der Verdauungsorgane, verringern die Aktivität der Magen- und Darmmuskulatur und führen zur Inaktivierung von Enzymen. Dadurch wirken sie verdauungshemmend und stopfend, eine bei Durchfall erwünschte Wirkung.12 Nach dem Europäischen Arzneimittelbuch muss der Gerbstoffgehalt mindestens 6 % Pyrogallol aufweisen.2,9,10
Frauenmantel-Extrakte (Alchemillae herba) führten in Zellkulturen zu erhöhten Zellteilungsraten und verbesserten die Wundheilung bei Ratten.2
Im Tierversuch zeigte der isolierte Inhaltsstoff Agrimoniin stark wachstumshemmende Eigenschaften bei Brustkrebs.10,24
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Keine Art des Frauenmantels ist giftig. Das gilt sowohl für Menschen als auch für Tiere.16 Manche Menschen reagieren mit Magenbeschwerden (z.B. Übelkeit) auf einen hohen Gerbstoffgehalt. Bei Überempfindlichkeit sollte man Frauenmantel nicht anwenden.13
Bisher liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit einer Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern unter 12 Jahren vor.18
Da Gerbstoffe die Aufnahme von Medikamenten über den Darm stören, sollte man Frauenmantel nicht gleichzeitig mit anderen Arzneimitteln einnehmen.13 Weitere Nebenwirkungen, Kontraindikationen oder Wechselwirkungen durch Anwendungen mit Frauenmantel sind nicht bekannt.9
Verwendung als anerkannte Heilpflanze
Wofür ist Frauenmanteltee gut? Was bewirkt Frauenmanteltee? Als traditionelle Arzneipflanze hat das Frauenmantelkraut (Alchemillae herba) von der Stammpflanze Alchemilla vulgaris eine anerkannte Wirkung bei unspezifischen Durchfällen, bei Magen-Darm-Beschwerden sowie bei Menstruationsbeschwerden.2,5 Das Europäische Arzneimittelbuch fordert für die traditionelle Arzneidroge einen Mindestgehalt an Gerbstoffen.2
Die genannten Indikationen finden Erwähnung in der Pflanzen-Monografie von ESCOP, dem Dachverband nationaler europäischer Gesellschaften für Phytotherapie (European Scientific Cooperative on Phytotherapy).2
Auch die Kommission E, eine selbstständige, wissenschaftliche Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel des heutigen Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Deutschland hat die medizinische Verwendung von Frauenmantelkraut bei leichten unspezifischen Durchfallerkrankungen anerkannt.2,23 Dauert der Durchfall länger als drei bis vier Tage an, sollte man einen Arzt aufsuchen.
Durch den hohen Gehalt an Gerbstoffen ist die Anwendung von Frauenmantel als Gurgelwasser und als Wundheilmittel begründbar.15 Genau dafür finden auch Brombeerblätter aufgrund ihres ebenfalls hohen Gerbstoffgehalts anerkannten medizinischen Einsatz.14
Als mittlere Tagesdosis gilt eine Dosierung von 5 bis 10 g Frauenmantel für Aufgüsse und Abkochungen sowie für andere Zubereitungen zum Einnehmen.9
Volksmedizin - Naturheilkunde
In der Antike war Frauenmantel eine wichtige Kult- und Zauberpflanze sowie eine geschätzte Heilpflanze.3 Im Mainzer Gart der Gesundheit erschien erstmals der lateinische Name Alchemilla und 1485 kam eine naturgetreue Abbildung hinzu. In Europa nutzte man die Alchemilla-Arten seit vielen Jahrhunderten als Volksarzneipflanzen.5
Alchemilla alpina, auch als Alpen-Silbermantel, Alpen-Frauenmantel oder Bergfrauenmantel bekannt, verwendet man in den Alpen als Wund- und Fiebermittel.3 Vermutlich besitzt diese Art eine ähnliche Heilwirkung wie Alchemilla vulgaris.10
Heute verwendet man Frauenmantelkraut (Alchemillae herba) traditionell innerlich bei gynäkologischen Beschwerden wie schmerzhafter und schwieriger Menstruation (Dysmenorrhoe), in den Wechseljahren (Klimakterium), bei starker Regelblutung, bei prämenstruellen Störungen und zur Milchbildung nach der Geburt. Speziell bei der Behandlung von Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch machte man gute Erfahrungen mit Frauenmantel.1,2,3 Äusserlich verwendet man die Heilpflanze für Sitzbäder bei Unterleibserkrankungen, bei Scheidenausfluss (Weissfluss) oder bei Juckreiz im äusseren Schambereich.4
Weitere Indikationen für den äusserlichen Einsatz sind Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenraum, Wunden, nässende Ekzeme, Hautausschläge, Geschwüre und entzündete Furunkel. Indikationen für die innerliche Anwendung sind Magen-Darm-Beschwerden, Durchfall, Atemwegsbeschwerden, Förderung der Verdauung, Stärkung des Herzens, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit. Neben Sitzbädern und Aufgüssen kann man Umschläge aus den warmen und gehackten Blättern verwenden. Frauenmantel soll einen positiven Effekt auf die Elastizität der Blutgefässe haben und das Nervensystem stärken.1,2,3,10
Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Der ökologische Fussabdruck sagt aus, wie klimaschädlich ein Produkt ist. Je grösser der Fussabdruck, umso mehr klimaschädliche Gase entstehen entlang der Wertschöpfungskette.
Frische Kräuter haben aber generell einen kleinen CO2-Fussabdruck, wie z.B. Basilikum (0,33 kg CO2eq/kg), Dill (0,4 kg CO2eq/kg), Petersilie (0,4 kg CO2eq/kg).21 Getrocknete Kräuter aus Ungarn haben nach der Verarbeitung und bevor es zur Verpackung und Auslieferung kommt, einen CO2-Fussabdruck von 3,12 kg CO2eq/kg. Die Plattform Carboncloud bietet keine Details, um welche Kräuter es sich dabei handelt.20 Gefrorene Kräuter weisen am italienischen Verarbeitungsstandort einen CO2-Fussabdruck von 0,27 kg CO2eq/kg auf.21 Für Frauenmantel konnten wir keine Zahlen für den ökologischen Fussabdruck finden.
Auch fehlen uns konkrete Zahlen für den Wasserfussabruck von Frauenmantel. Mekonnen und Hoekstra zeigen aber Werte für Pfefferminze, die mit 288 l/kg ähnlich viel Wasser benötigt wie Gemüse im Durchschnitt.22
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Tierschutz - Artenschutz
Die Blüten des Frauenmantels sind Tag und Nacht geöffnet. Der käse- oder pferdeähnliche Geruch der Blüten lockt Insekten wie Wanzen, Florfliegen, Zweiflügler (Diptera), Hautflügler (Hymenoptera) und Käfer an. Im Gebirge sind es vorwiegend Fliegen.
Gewöhnlicher Frauenmantel weist einen guten Pollen- und Nektarwert auf und ist für Wildbienen und Schmetterlingsraupen eine wichtige Nahrungsquelle.19
Weltweites Vorkommen - Anbau
Alchemilla kam ursprünglich in Mittel- und Nordwesteuropa sowie in Griechenland vor.4 Heute ist die Pflanze in Europa, Asien und Afrika verbreitet. Die Pflanzengattung Alchemilla ist in Nordamerika, Neuseeland und Australien ein eingeschleppter Neophyt.2
Alchemilla gedeihen vorwiegend im Gebirge, in den Alpen bis auf 3200 m und im Elburs-Gebirge bis auf 3760 m. In Europa sind rund 300 der 1000 Arten heimisch, davon 150 in den Alpen.2
Alchemilla vulgaris L., allgemein bekannt als Gewöhnlicher Frauenmantel, ist die am besten untersuchte Art der Gattung.7 Heimisch ist der Gewöhnliche Frauenmantel bei uns in Europa, aber auch in Asien und im Balkan. Nördlich reicht sein Verbreitungsgebiet bis nach Russland.16
Anbau im Garten oder als Topfpflanze
Gewöhnlicher Frauenmantel mag sonnige bis halbschattige Standorte. Der Boden sollte feucht und nährstoffreich sein. Möchten Sie Frauenmantel im Topf kultivieren, sollten Sie breite und tiefe Pflanzgefässe verwenden. Man kann den Frauenmantel von Frühling bis Herbst auspflanzen, wobei das Frühjahr der beste Zeitpunkt ist. Frauenmantel lässt sich über Samen oder über das Teilen der Wurzeln von grösseren Exemplaren vermehren. Der Strauch benötigt mind. 40 cm Abstand zu anderen Pflanzen, damit er genügend Platz hat. Er ist sehr genügsam, freut sich aber über gelegentlichen Dünger.16
Frauenmantel sät sich gern selbst aus und verbreitet sich so schnell und grossflächig im Garten. Möchten Sie dies verhindern, sollten Sie den Frauenmantel direkt nach der Blüte, also bevor die Früchte reif sind, schneiden. Sie können den Strauch bis kurz über den Boden zurückschneiden, da der Strauch im nächsten Frühjahr wieder austreibt. Die heimischen Arten sind winterhart. Die Blätter welken zwar, aber im Frühling treibt der Strauch wieder aus. In sehr kalten Wintern kann man jedoch zum Schutz den Wurzelbereich mit etwas Reisig oder Laub bedecken.16
Die Arzneidroge für den Handel stammt meist aus dem Anbau in süd- und osteuropäischen Ländern.2,23
Verwechslungsgefahr
Beim Sammeln von Spitzlappigem Frauenmantel (Alchemilla vulgaris) kann es zu Verwechslungen zwischen den verschiedenen Alchemilla-Arten kommen. Eine echte Gefahr geht von dieser Verwechslung nicht aus, da alle bei uns verbreiteten Sorten des Frauenmantels ungiftig sind.16 Wer spezielle Arten sammeln möchte, informiert sich am besten mit einem Steckbrief über die Pflanzenmerkmale.
Selten kommt es zu Verwechslungen mit dem sog. Ackerfrauenmantel (Aphanes), einem einjährigen Kraut, das oft auf Äckern mit Wintergetreide zu finden ist. Bei diesem sind die Blätter aber stärker eingeschnitten und bilden keinen Kelch.16
Weiterführende Informationen
Frauenmantel (Alchemilla) ist eine artenreiche Pflanzengattung innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae).5 Der 'Spitzlappige' bzw. 'Gemeine' oder 'Gewöhnliche Frauenmantel' (Alchemilla vulgaris) ist eine der bekannteren Arten aus der Gattung Frauenmantel (Alchemilla).6 Vom 'Spitzlappigen Frauenmantel' gibt es viele schwer voneinander zu unterscheidende Kleinarten, weshalb die Art mit dem Zusatz s.l. (sensu latiore = im weiteren Sinne) versehen ist.2
Die Gattung Frauenmantel (Alchemilla) weist zahlreiche Arten auf. Die wichtigsten Artengruppen sind:4,10
- Gewöhnlicher Frauenmantel, Gelbgrüner Frauenmantel (Alchemilla vulgaris, syn. Alchemilla xanthochlora)
- Verwachsener Frauenmantel (Alchemilla conjuncta)
- Zerschlitzter Frauenmantel (Alchemilla fissa)
- Bastard-Frauenmantel (Alchemilla hybrida)
- Glanz-Frauenmantel (Alchemilla splendens)
Eine weitere, in den Mittel- und Hochgebirgen häufig anzutreffende Frauenmantelart ist der 'Alpen-Frauenmantel' bzw. 'Silberfrauenmantel' oder verkürzt 'Silbermantel' (Alchemilla alpina). Die Blattunterseiten weisen eine silbrige Behaarung auf, und die charakteristischen, kreisförmigen Blätter bestehen aus acht ausgeprägten, länglichen Lappen. Sie ist wegen übermässigem Sammeln in den vielen Regionen stark gefährdet.4,5,10
Die Bezeichnung Alchemilla leitet sich vom Begriff der Alchemie ab und bedeutet "kleine Alchemistin". Damals verwendeten Alchemisten die Guttationstropfen (Tropfen, die Pflanzen über die Blattränder absondern) auf den Blättern des Frauenmantels für ihre Versuche.15
Alternative Namen
Regional gebräuchliche Bezeichnungen für Frauenmantel sind Liebfrauenmantel, Alchimistenkraut, Zugmantel, Krausemäntelchen, Röckli, Hiadl, Dächlichrut, Regendächle, Sinau, Taublatt, Taubecher, Schweinsrose (verwendet man auch für die Brennnessel), Gänselgrün, Wundwurz, Mutterkraut, Milchkraut, Frauentrost, Allerfrauenheil, Tauschüsselchen, Frauenhilf, Hasenmänteli und Marienmantel.
Der Name Sintau leitet sich von mittelhochdeutschem Wort "Sintowe" ab, was "Immtertau" bedeutet. Dies aufgrund des "Tautropfens" (Guttationstropfen), welcher sich auf dem Blatt bildet.23
Den Spitzlappigen Frauenmantel nennt man heute auch Gemeinen oder Gewöhnlichen Frauenmantel.
Auf Englisch bezeichnet man den Frauenmantel als common alchemilla, bear's foot, lion's foot, nine hooks oder (common) lady's mantle.
Sonstige Anwendungen
Mit Frauenmantel-Blüten kann man Wolle gelb färben. Durch die Zugabe von Eisensulfat erzielt man eine Grünfärbung.17
Literaturverzeichnis - 24 Quellen
1. | Gerhard I, von Ganski N. Die neue Pflanzenheilkunde für Frauen. 1. Auflage. Verlag Zabert Sandmann GmbH: München; 2011. |
2. | Blaschek W. Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis. 6. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH: Stuttgart; 2016. |
3. | Niederegger O, Mayr C. Heilpflanzen der Alpen. Gesundheit aus der Natur von A bis Z. Tyrolia-Verlag: Innsbruck; 2006. |
4. | Bown D. Kräuter. Die grosse Enzyklopädie. Anbau und Verwendung. 2. Auflage. Dorling Kindersly: München; 2015. |
5. | Pahlow M. Das Grosse Buch der Heilpflanzen. Gesund durch die Heilkräfte der Natur. Nikol: Hamburg. 2013. |
6. | Infoflora ch: Alchemilla vulgaris aggr. Gemeiner Frauenmantel. |
7. | Jelača S, Dajić-Stevanović Z et al. Beyond Traditional Use of Alchemilla vulgaris: Genoprotective and Antitumor Activity In Vitro. Molecules. 2022;27(23):8113. |
8. | Vlaisavljević S, Jelača S et al. Alchemilla vulgaris agg. (Lady's mantle) from central Balkan: antioxidant, anticancer and enzyme inhibition properties. RSC Adv. 2019;9(64):37474-37483. |
9. | Schilcher H, Kammerer S, Wegener T. Leitfaden Phytotherapie. 3. Auflage. Elsevier GmbH: München; 2007. |
10. | Fleischhauer SG, Guthmann J, Spiegelberger R. Enzyklopädie. Essbare Wildpflanzen. 2000 Pflanzen Mitteleuropas. 1. Auflage. AT Verlag: Aarau; 2013. |
11. | Leitzmann C, Müller C et al. Ernährung in Prävention und Therapie. 3. Auflage. Hippokrates Verlag: Stuttgart; 2009. |
12. | Benedek B. Pflanzliche Wirkstoffe, 2. Teil. Deutsche Apotheker Zeitung. 2011;46:103. |
13. | Melzer M. Frauenmantel. Apotheken Umschau. 2016. |
14. | Apotheken Umschau de: Beipackzettel von Brombeerblätter Tee. |
15. | Heilpflanzenlexikon (awl ch): Frauenmantel – Alchemilla vulgaris. |
16. | Plantura garden: Frauenmantel: Sorten, Standort & Pflege von Alchemilla. |
17. | Prinz E. Färberpflanzen - Anleitung zum Färben, Verwendung in Kultur und Medizin. Verlag Schweizerbart, Stuttgart 2014, S. 61. |
18. | Kooperation Phytopharmaka: Arzneipflanzenlexikon. |
19. | Naturadb de: Gemeiner Frauenmantel. |
20. | Carboncloud com: Herbs dried Hungary. |
21. | Carboncloud com: Herbs, dried. Herbs open field frozen. Basil, fresh. Dill. Parsley. |
22. | Mekonnen MM, Hoekstra AY. The green, blue and grey water footprint of crops and derived crop products. Hydrol. Earth Syst. Sci. 2011; 15: 1577-1600. |
23. | Bäumler S. Heilpflanzenpraxis Heute: Arzneipflanzenporträts. 3. Auflage. München: Elsevier; 2021. |
24. | Jelača S, Jovanovic I et al. Dual Role of Alchemilla vulgaris L. Extract in Breast Cancer Regression: Reestablishment of Effective Immune Response. Pharmaceuticals (Basel). 2024;17(3):286. |
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