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Mönchsbart - Gesundheit

Roher Mönchsbart ist ein kalorienarmes Lebensmittel, das über nennenswerte Mengen an Vitamin A, Folsäure und Kalium verfügt. Erfahren Sie, welche gesundheitlichen Vorteile der Konsum von Mönchsbart hat und wie die Volksmedizin ihn nutzt.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Zusammensetzung und Menge der Inhaltsstoffe, inkl. sekundäre Pflanzenstoffe, variieren extrem je nach Sorte, Wachstumsbedingungen und Verarbeitungsmethoden etc.

Roher Mönchsbart ist sehr kalorien- und fettarm. Pro 100 g ist mit 0,2 g Fett und rund 18 kcal zu rechnen (bei den Kalorienangaben sind je nach Quelle Variationen zwischen 17 und 22 kcal im Umlauf).3,18 Auch Kohlenhydrate (inkl. Ballaststoffe) sind mit 4,5 g/100g nur in kleinen Mengen vorhanden.3 Proteine sind zu 1,8 g/100g enthalten.3,18

In 100 g Mönchsbart stecken 392 µg Vitamin A,3 was den Tagesbedarf zu 49 % abdeckt. Dies ist vergleichbar mit Brennnesseln (400 µg/100g) oder Dill (386 µg/100g). Karotten beinhalten mit 835 µg/100g mehr als doppelt so viel.4

An Folsäure (80 µg/100g)3 ist in Mönchsbart gleich viel enthalten wie in Gartenkresse (deckt ca. 40 % des Tagesbedarfs). Grössere Mengen des wasserlöslichen Vitamins weist Spinat auf (194 µg/100g), den man als Salat auch roh essen kann.4 Durch Kochen bzw. Erhitzen kommt es zu Verlusten bei hitzeempfindlichen Vitaminen wie der Folsäure.

Das rohe Gemüse liefert etwas mehr Kalium (606 mg/100g)3 als z.B. roher Spinat oder frische Petersilie und deutlich mehr als Schnittlauch (296 mg/100g). Viel kaliumreicher ist Zitronenverbene (2420 mg/100g).4

Die italienische Nährwertdatenbank BDA zeigt 14 mg Natrium pro 100 g in dieser Salzpflanze.3 Damit läge sie fast gleichauf mit Mungbohnen, Gartenkresse oder Ingwer.4 Im Gegensatz dazu betonen wissenschaftliche Untersuchungen immer wieder, dass Halophyten wie Mönchsbart je nach Bodenbeschaffenheit sehr viel Natrium akkumulieren.8 Leider stehen uns keine anderen Daten für Proben aus handelsüblichen Mönchsbarttrieben zur Verfügung, um diese Zahl zu relativieren (14 mg Natrium pro 100 g).

Die gesamten Inhaltsstoffe von rohem Mönchsbart, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Ist Mönchsbart gesund? Mönchsbart gilt v.a. in der Volksmedizin als gesundes, nährstoffreiches Gemüse. Aktuell existieren nur wenige wissenschaftliche Überblicksstudien zu seinen gesundheitsrelevanten Effekten.16

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Mönchsbart kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.

Agretti enthalten u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:1,2,16

  • Isoprenoide: Triterpene: Steroide (Beta-Sitosterol, Stigmastanol, Stigmasterol, Stigmasterol-Glucopyranosid), Saponine (Momordin IId, Momordin IIc, Oleanolsäure, Oleanolsäure-Derivate)
  • Alkaloide: Salsolin-Alkaloide (Salsolin, Salsolidin, Methylisosalsolin)
  • Polyphenole: Flavonoide: Flavonole (Rutin, Quercetin-3-O-Glucuronopyranosid, Isorhamnetin-3-O-Rutinosid, Isorhamnetin-3-O-Glucuronopyranosid, Kaempferol-Derivate, Astragalin)
  • Weitere organische Verbindungen: Cumarine (Umbelliferon, Scopoloetin)

Chemische Analysen von wildem und kultiviertem Mönchsbart belegen das Vorkommen von Flavonoid-Glykosiden und triterpenoiden Saponinen, die als wichtige Antioxidantien gelten, da sie freie Radikale wirksam abfangen. Unter allen identifizierten Flavonoidverbindungen war lediglich Quercetin-3-O-Glucuronopyranosid in der kultivierten Form nachweisbar, während die übrigen ausschliesslich im Wildtyp vorkamen. Die nachgewiesenen Flavonoide zeigen sich als hochwirksame Inhibitoren bestimmter Enzyme, die eine Rolle bei diabetischen Komplikationen, entzündlichen Erkrankungen sowie bei der Überwindung von Arzneimittelresistenzen im Rahmen anthracyclinbasierter Krebstherapien spielen.1

Die Alzheimer-Forschung richtet ihr Augenmerk zunehmend auf das Potenzial natürlich vorkommender Verbindungen, insbesondere auf alkaloide Cholinesterase-Hemmer. Bislang identifizierten Forschende über 35 Alkaloide mit hemmender Wirkung auf Acetylcholinesterase (AChE). Weitere relevante Wirkstoffklassen mit ähnlicher Aktivität sind Terpenoide, Glykoside und Cumarine.2

Eine Studie aus dem Jahr 2009 untersuchte die antioxidativen und cholinesterasehemmenden Effekte von Alkaloidextrakten aus drei Salsola-Arten (S. tragus, S. oppositifolia, S. soda) im Hinblick auf ihre mögliche Anwendung in der Alzheimer-Therapie. Die Extrakte hemmten sowohl AChE als auch Butyrylcholinesterase (BChE). Besonders wirksam zeigte sich der Extrakt von S. tragus, der beide Enzyme deutlich hemmte. S. oppositifolia und S. soda hingegen wirkten selektiv gegen BChE.2

Um die traditionelle Verwendung von Salsola-Arten bei der Behandlung von Bluthochdruck wissenschaftlich zu untermauern, prüfte eine andere Untersuchung aus dem Jahr 2007 gezielt, inwiefern Extrakte aus den oberirdischen Teilen von Soda inermis das Angiotensin-konvertierende Enzym (Angiotensin Converting Enzyme; ACE) hemmen können. ACE führt zur Erhöhung des Blutdrucks und des Extrazellulärvolumens.5 Der Ethylacetat-Extrakt von Mönchsbart hemmte das ACE wirksam und erreichte eine Reduktion der Enzymaktivität um 50 %. Um mögliche Störeinflüsse durch Gerbstoffe (Tannine) auszuschliessen, entfernte man diese aus dem Extrakt. Auch danach blieb die ACE-hemmende Wirkung erhalten. Flavonoide und Alkaloide sind in der Literatur für ihre blutdrucksenkenden Eigenschaften bekannt, insbesondere durch ACE-Inhibition oder Kalziumantagonismus. Die Ergebnisse liefern einen wissenschaftlichen Hinweis auf das Potenzial von Mönchsbart als pflanzliche Quelle für blutdruckregulierende Wirkstoffe.5,16

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Obwohl unsere Recherchen keine Informationen zu einer gesundheitsschädlichen Wirkung durch Mönchsbart ergaben, sind allergische Reaktionen nicht auszuschliessen. Innerhalb der Fuchsschwanz- und Gänsefussgewächse gelten vor allem die Arten Salsola kali (Kali-Salzkraut) und Chenopodium album (Weisser Gänsefuss) als problematisch. Deren Pollen können Reizungen in Augen und Nase sowie Atemprobleme verursachen. Dabei sind Kreuzreaktionen mit verwandten Arten wie dem Mönchsbart möglich.17

Verwechslungsgefahr

Das Kali-Salzkraut (Salsola kali; Syn. Kali turgidum) ist eine Verwandte des Mönchsbarts (Soda inermis, einst Salsola soda). Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet dieser Art umfasste Makaronesien und die Atlantikküste bis zum Mittelmeerraum. Sie ist einjährig und wächst hauptsächlich in der gemässigten Klimazone.6 In grösseren Mengen gilt die Pflanze als giftig bzw. unverträglich - dennoch verwenden Privathaushalte kleine Mengen junger Triebe für Salate und Saucen.7

Volksmedizin - Naturheilkunde

In der Volksmedizin setzt man Pflanzen der Gattung Salsola traditionell zur Behandlung von Bluthochdruck, Verstopfung und Entzündungen ein. Zudem sind sie als harntreibende, hautberuhigende, abführende und gegen Geschwüre wirkende Mittel bekannt.1,8

Die harntreibende Eigenschaft von Barba di frate (Salsola soda) findet man im "Handbuch der pharmaceutischen Botanik" von 1804 - dort Salzkraut und Sodasalzkraut genannt. Das Kraut sei in den Apotheken als Herba vitri zu finden.9

Literaturverzeichnis - 12 Quellen

1.

Iannuzzi AM, Moschini R et al. Chemical profile and nutraceutical features of Salsola soda (Agretti): Anti-inflammatory and antidiabetic potential of its flavonoids. Food Bioscience. 2020;37:100713.

2.

Tundis R, Menichini F et al. A potential role of alkaloid extracts from Salsola species (Chenopodiaceae) in the treatment of Alzheimer’s disease. J Enzyme Inhib Med Chem. 2009;24(3):818-824.

3.

BDA. Banca Dati di Composizione degli alimenti per Studi epidemiologici in Italia. Agretti. 2024.

4.

US-Amerikanische Nährwertdatenbank USDA. 2019.

5.

Loizzo MR, Tundis R et al. In vitro angiotensin converting enzyme inhibiting activity of Salsola oppositifolia Desf., Salsola soda L. and Salsola tragus L. Nat Prod Res. 2007;21(9):846-851.

6.

Royal Botanic Gardens Kew. Plants of the World Online. Salsola kali L.

7.

Fleischhauer SG, Guthmann J, Spiegelberger R. Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen. 2000 Pflanzen Mitteleuropas. AT Verlag: Aarau; 2013: 570.

8.

Centofanti T, Bañuelos G. Evaluation of the halophyte Salsola soda as an alternative crop for saline soils high in selenium and boron. Journal of Environmental Management. 2015;157:96-102.

9.

Handbuch der pharmaceutischen Botanik - Nürnberg, im Verlage der Stein'schen Buchhandlung 1804.

16.

El Naggar MH, Eldehna WM et al. The old world salsola as a source of valuable secondary metabolites endowed with diverse pharmacological activities: a review. J Enzyme Inhib Med Chem. 37(1):2036-2062.

17.

Colás C, Monzón S et al.el Double-blind, placebo-controlled study with a modified therapeutic vaccine of Salsola kali (Russian thistle) administered through use of a cluster schedule. J Allergy Clin Immunol. 2006;117(4):810-816.

18.

Carnovale E, Marletta L. Tabelle di composizione degli alimenti. Estensione online del corso Rodato QUADERNO SCIENZA E CULTURA DELL’ALIMENTAZIONE. 2013.

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