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Mönchsbart - Ökologischer Fussabdruck

Salzige Böden? Kein Problem für den Mönchsbart. Lesen Sie hier mehr über Anbau, Ernte und Ökobilanz dieser aussergewöhnlichen Pflanze.

  • Als Halophyt (Salzpflanze) ist er im Mittelmeerraum, vor allem in Küstennähe, weit verbreitet.
  • Der eigene Anbau ist an einem sonnigen Standort und in mit Salz angereicherter Erde möglich.

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Zur Einschätzung der Klimafreundlichkeit eines Lebensmittels dient in erster Linie der CO2-Fussabdruck. Dieser hängt von unterschiedlichen Aspekten ab wie Anbauweise (konventionell/biologisch), Saisonalität, Herkunftsland, Verarbeitung, Transport und gegebenenfalls Verpackung. CarbonCloud schätzt den CO2-Fussabdruck von Agretti auf 0,12 kg CO2eq/kg (Anbau in Schweden).10 Nach diesem Wert ist der Anbau von Mönchsbart relativ umweltfreundlich; Verpackung und Transport sind in diesen Zahlen nicht eingeschlossen.

Zum Wasserfussabdruck liegen uns keine konkreten Zahlen vor. Jedoch bestätigen wissenschaftliche Publikationen die Möglichkeit der Bewässerung mit Salzwasser. Auswirkungen auf Erntemenge und Inhaltsstoffe bei Salzbewässerung sind Gegenstand aktueller Forschungen.8,13

In der konventionellen Landwirtschaft kommen zur Bekämpfung von unerwünschten Pflanzen und Insekten oftmals synthetische Pestizide zum Einsatz. Diese wirken sich nachweislich negativ auf die Umwelt aus und beeinträchtigen unter anderem wichtige Bestäuber, Vögel und Säugetiere. Entsprechend sollte man beim Einkauf von Mönchsbart auf Bio-Ware zurückgreifen, um die Biodiversität und die eigene Gesundheit zu schützen. Beim biologischen Anbau ist der Einsatz derartiger Pflanzenschutzmittel verboten.

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Nebst der Verwendung in der Küche kann man die Pflanze für die Phytostabilisierung von verschmutzten Gebieten einsetzen, da sie moderate Mengen an Spurenmetallen anreichern kann. Die Pflanze zeigt ein vielversprechendes Potenzial als alternative Kulturpflanze für salzhaltige Böden mit hohem Selen- und Borgehalt.8

Weltweites Vorkommen - Anbau

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet von Mönchsbart reicht vom Mittelmeer bis in den Südwesten von Sibirien und bis nach Xinjiang.11 Der krautige, strauchartige Halophyt (Salzpflanze) ist in Südeuropa weit verbreitet, insbesondere in Randgebieten in Küstennähe.1 Im Nordosten von Argentinien und Kalifornien führte man Agretti (beabsichtigt oder unbeabsichtigt) ein.11 In Kalifornien gilt die Art als moderat invasiv.12

Agretti kultiviert man vorwiegend in Italien, aber auch in Spanien. Barba di frate kann man auf salzhaltigen Böden anbauen, auf denen andere Pflanzen keinen guten Ertrag liefern, oder in Gebieten, in denen eine Bewässerung nur mit salzhaltigem Wasser möglich ist. Zudem nutzte man Mönchsbart zur Urbarmachung von Brackwassersümpfen.8,13

In der Vergangenheit verwendete man die Pflanze auch als Quelle von Natriumcarbonat - daher der Name 'Soda'. Heute baut man die Pflanze nicht mehr zur Gewinnung von Soda, sondern als Gemüse an.1,8 Barba di frate ist zwar besonders in Italien beliebt, aber man verspeist das Gemüse auch in Gourmetrestaurants in ganz Europa und Amerika.8

Wild zu finden

Mönchsbart ist eine aufrechte, kahle, einjährige Pflanze, die in Küstenregionen im Durchschnitt eine Höhe von ca. 70 cm erreicht. Die sukkulenten Blätter sind linealisch, 2-7 cm lang, ca. 2 mm breit, an der Spitze kurz gekerbt und von grüner oder rötlicher Farbe. Agretti sind in den gemässigten Klimazonen von Eurasien und Afrika, vor allem aber im Mittelmeerraum weit verbreitet. Der Halophyt besiedelt typischerweise Salzwiesen (Meeres- und Binnensalzwiesen) und wächst in der Regel auf Böden mit hohem organischem Gehalt.1,8,11,13

Die Pflanze gehört auch zu den endemischen Arten in den für Mittel- und Osteuropa typischen Alkaligraslandschaften wie jenen im Karpatenbecken.8

Übrigens: Einige Quellen verwechseln Mönchsbart (Soda inermis, einst Salsola soda) mit dem Krähenfuss-Wegerich (Plantago coronopus), auch Kapuzinerbart oder Hirschhorn-Wegerich genannt, und verwenden die Bezeichnung 'Mönchsbart' fälschlicherweise als weiteres Synonym. Krähenfuss-Wegerich ist ebenfalls essbar, aber geschmacklich sehr verschieden.14

Eigener Anbau

Wie kann man Mönchsbart anbauen? Mönchsbart lässt sich zwar selbst anbauen, jedoch stellt er einige Ansprüche an seinen Standort. Er benötigt eher feuchte und - als Halophyt - mit Salz angereicherte Erde. Am besten gedeiht die Pflanze an einem Standort mit viel Sonneneinstrahlung. Die verwendete Erde kann man mit etwas Kochsalz vermischen (max. 2 TL Salz pro Liter Topfvolumen, resp. 1-2 TL Salz pro Pflanze im Freiland).15

Ab Mitte April bis Mai kann man die Samen direkt ins Beet aussäen. Aufgrund der kurzen Lagerfähigkeit und der geringen Keimrate der Agretti-Samen empfiehlt es sich jedoch, die Pflanzen ab Februar bis April drinnen auf der Fensterbank vorzuziehen.15

Für die Keimung sollte die Bodentemperatur zwischen 15 und 20 °C liegen und die Erde stets feucht, aber nicht nass sein. Unter optimalen Bedingungen keimen die Mönchsbart-Samen innerhalb von 7-10 Tagen - oftmals geht es aber länger. 3-4 cm hochgewachsene Pflanzen kann man mit einem Abstand von 20 x 20 cm ins Gartenbeet oder einen Topf auf dem Balkon umpflanzen. Nun sollte man auf eine regelmässige Wasserversorgung achten. Das Beigeben von natürlichem Dünger jede zweite Woche hilft dem Wachstum.15

Nach ca. 2 Monaten kann man Agretti ernten. Dafür schneidet man die Triebspitzen ab und lässt ca. 5 cm des Triebs stehen. Die abgeschnittene Pflanze treibt so bei nährstoffreichem Boden nach der ersten Ernte wieder aus.15

Weiterführende Informationen

Der Mönchsbart, der einst zur Gattung Salsola gehörte und den Artnamen Salsola soda trug, ist nun die Typusart der Gattung Soda und trägt offiziell den Artnamen Soda inermis.16 Trotz der überarbeiteten Klassifizierung der Gattung Salsola ist der Artname Salsola soda noch immer sehr geläufig, auch in wissenschaftlichen Studien.

Die Gattung Salsola (gemeinhin als Salzkräuter bekannt) gehört zur Familie der Amaranthaceae (früher Chenopodiaceae). Der Gattungsname leitet sich von lateinischen Wörtern wie 'salsus' (salzig) oder 'sallere' (salzen) ab, da Halophyten salzig schmecken. Die alte Gattung Salsola umfasste etwa 150 Arten, die in extremen klimatischen Bedingungen wie ariden, semiariden und gemässigten Regionen weltweit wachsen. Sie machen etwa 45 % der Wüstenpflanzen aus.16

Alternative Namen

Bekannte Synonyme für Mönchsbart sind Agretti (bzw. die Einzahl Agretto), Roscano, Roscano Agretto, Barba di frate (Barba dei frati) und Liscari sativa; auch Erbette del Negus oder Barba del Negus sind gängig. Falsche Schreibweisen wie Mönchbart oder Agreti kommen ebenso vor wie Moenchsbart. Es existieren weitere Namen und Ausdrücke, jedoch beziehen diese oftmals mehrere Arten ein, z.B. Sodakraut, Soda-Salzkraut oder Salzkraut.

Im Englischen bezeichnet man Mönchsbart als agretti, opposite-leaved saltwort, oppositeleaf Russian thistle oder barilla plant. Auch hier kann die Auseinanderhaltung der botanischen Arten Schwierigkeiten bereiten: Z.B. erschwert der englische Begriff opposite-leaved saltwort die Unterscheidung zwischen Mönchsbart und der verwandten Art Soda oppositifolia (bzw. Salsola o.).

Sonstige Anwendungen

Mönchsbart war früher sehr gefragt für die Produktion von Natriumcarbonat, das man z.B. für die Herstellung von Seife und Glas verwendete. Dieses unreine Salz nannte man 'Barilla', daher die alternative Bezeichnung für die Pflanze. Barilla gewann man aus der Asche von Mönchsbart und anderen halophilen Pflanzen, die in der Lage sind, aus dem Natriumchlorid des Bodens Natriumcarbonat zu produzieren. Barilla aus Mönchsbart favorisierte man in der Glasindustrie gegenüber Barilla aus anderen Landpflanzen, da es reicher an Kaliumsalzen war und man es daher zur Seifenherstellung bevorzugte.13

Literaturverzeichnis - 9 Quellen

1.

Iannuzzi AM, Moschini R et al. Chemical profile and nutraceutical features of Salsola soda (Agretti): Anti-inflammatory and antidiabetic potential of its flavonoids. Food Bioscience. 2020;37:100713.

8.

Centofanti T, Bañuelos G. Evaluation of the halophyte Salsola soda as an alternative crop for saline soils high in selenium and boron. Journal of Environmental Management. 2015;157:96-102.

10.

CarbonCloud. ClimateHub. Agretti. 2024.

11.

Royal Botanic Gardens Kew. Plants of the World Online. Soda inermis Fourr.

12.

California Invasive Plant Council. Salsola soda.

13.

Accogli R, Tomaselli V et al. Edible halophytes and halo-tolerant species in apulia region (Southeastern italy): biogeography, traditional food use and potential sustainable crops. Plants. 2023;12(3):549.

14.

Rawer C. Meer Gemüse. Gesundheits-Nachrichten. Natürlich gesund leben. 2012: 14-17.

15.

Plantura garden: Mönchsbart oder Agretti: Anbau, Pflege & Verwendung des Salzkrauts.

16.

El Naggar MH, Eldehna WM et al. The old world salsola as a source of valuable secondary metabolites endowed with diverse pharmacological activities: a review. J Enzyme Inhib Med Chem. 37(1):2036-2062.

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