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Melisse - Gesundheit

Melisse (Goldmelisse) enthält sekundäre Pflanzenstoffe, welche die Gesundheit unterstützen.

Inhaltsstoffe - Nährwert - Kalorien

Der Energiegehalt von Melisse beträgt 48 kcal/100g. Fett ist mit 0,8 g/100g kaum vorhanden. Der Proteingehalt beträgt 3,5 g/100g und Kohlenhydrate 8 g/100g, wovon 5 g Zucker sind. Der Ballaststoff-Gehalt beträgt 3 g/100 g.4

Mit 1000 µg/100g (125 % des Tagesbedarfs) ist Melisse besonders reich an Vitamin A, als RAE, auch wenn man nur wenig davon nimmt. Einen ähnlich hohen Vitamin-A-Gehalt haben auch Karottensaft (956 μg) oder Süsskartoffeln (709 μg). Bockshornkleeblätter enthalten roh sogar noch mehr Vitamin A (2104 μg/100g).4

Melisse liegt mit einem Gehalt von 45 mg Vitamin C (Ascorbinsäure) pro 100 g im Mittelfeld. Zitronen (53 mg/100g) und Zitronensaft (39 mg/100g) haben ähnliche Vitamin-C-Werte. Besonders reich an Vitamin C sind gelbe Gemüsepaprika (184 mg/100g) oder Brennessel (333 mg/100g).4

Melisse hat mit 0,5 mg/100g Mangan gleich viel wie Liebstöckel. Höhere Mangan-Gehalte haben Salbei (4 mg/100g), Pekannüsse (4,5 mg/100g) und Haselnüsse (6,2 mg/100g).4 Mangan ist bedeutungsvoll für ein gesundes Knorpelgewebe. Mit einer ausgewogenen Ernährung, die auch Nüsse und Samen enthält, deckt man den Bedarf einwandfrei ab.

Die gesamten Inhaltsstoffe von Zitronenmelisse, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Wofür ist Melissentee gut? Der Tee hat eine beruhigende und krampflösende Wirkung und man kann ihn bei Schlafstörungen und Magen-Darm-Beschwerden verwenden.15 Bei nervösen Magenschmerzen kann man Melisse mit Kamille, Kümmel, Fenchel und Anis zubereiten. Eine harmonische Mischung für Entspannungsmomente ist die Kombination von Melisse mit grünem oder weissem Tee.9 Auch das arzneilich wirksame Melissen-Öl wirkt entspannend auf die Darmmuskulatur.7,8

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Zitronenmelisse kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen. Zitronenmelisse enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:22,27

  • Isoprenoide: Monoterpene (Alpha-Pinen, Citronellal, Citral, Neral, Ocimen, Linalool, Geranial, Geranylacetat, Geraniol, Verbenol, Menthol), Monoterpenoide Aldehyde, Monoterpene Gglycoside; Sesquiterpene (Patchoulen, Beta-Caryophyllen, Caryophyllenoxid, Germacren D), Sesquiterpenoide (Alpha-Cadinol, Alpha-Copaen), Triterpene (Betulinsäure, Ursalsäure, Oleanolsäure, Saponine)
  • Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoesäuren (Protocatechin- und Gallussäure), Hydroxyzimtsäuren (Rosmarin-, Kaffee-, Caftarin-, Chlorogen-, Ferula- und p-Cumarsäure); Flavonoide: Flavonole (Quercitrin, Rhamnocitrin, Hyperosid, Isoquercetin, Kaempferol, Myricetin, Quercetin, Rutin), Flavanole (Hyperosid), Anthocyane, Flavone (Apigenin, Luteolin, Cynarosid), Isoflavone (Daidzein); Tannine
  • Weitere organische Verbindungen: Alkohole (Isogeraniol), Ester (Nerolacetat)

Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in der Zitronenmelisse abhängig von Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.

Melissa officinalis enthält neben den flüchtigen Verbindungen wie den ätherischen Ölen (Monoterpene, Monoterpenoide Aldehyde, Monoterpenoide Glykoside, Sesquiterpene und -terpenoide, Alkohole, Ester) nicht flüchtige Verbindungen wie Triterpene (Ursol- und Oleanolsäure) und phenolische Verbindungen darunter Phenolsäuren, Flavonoide und Tannine. Das ätherische Öl der Melissa officinalis gewinnt man aus den frischen oder getrockneten Blüten, Blättern und Zweigen durch Wasserdampfdestillation oder chemische Extraktion. Der Gehalt an ätherischen Ölen in Melissenextrakten variiert zwischen 0,01 und 0,72 %. Das ätherische Öl zeichnet sich durch einen frischen Zitronengeruch und eine hellgelbe Farbe aus. Das zitrusartige Aroma basiert auf den Hauptkomponenten Citral, Citronellal, Neral und Geranylacetat. Phenolsäuren sind wichtige bioaktive Bestandteile von Melissa officinalis, darunter Rosmarin-, Kaffeesäure, Chlorogen- und Ferulasäuresäure. Rosmarinsäure kommt dabei in höchsten Mengen (86'637,60 mg/100g) vor.22,27

Wofür ist Melissenextrakt gut? Melissenextrakte zeigen in In-vivo- und In-vitro-Studien zahlreiche positive gesundheitliche Wirkungen, darunter wachstumshemmende, antitumoröse, antioxidative, antidiabetische, antidepressive, antivirale, antimikrobielle, schmerzlindernde, neuroprotektive Eigenschaften und schützt vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese Wirkungen führt man vor allem auf das phenolische Profil und die Flavonoide zurück. Zur genauen Bestimmung der Wirkkomponenten sind noch weitere Studien erforderlich. Im Tierversuch stellte man schmerzstillende (analgetische) und beruhigende (sedative) Wirkungen der Zitronenmelisse fest. Auch einen vor Geschwüren schützenden (antiulzerogenen) Effekt konnte man histologisch bestätigen. Dieser beruht vermutlich auf den antioxidativen Eigenschaften der Flavonoide.22,27

Wässrige Melissenextrakte wirken antiviral, u.a. gegen Herpes-simplex-, Influenza- und die sogenannten Myxoviren. Dabei hemmt der Extrakt die Virus-Adsorption (Anheften des Virus) und verhindert das Eindringen des Virus in die Zelle.7,22 In kontrollierten klinischen Studien konnte man die Wirksamkeit der lokalen Anwendung eines Melissenblätter-Extrakts bei Herpes labialis belegen. Für eine antivirale Therapie ist Melissentee nicht ausreichend. Dafür verwendet man Cremes, die einen standardisierten Extrakt mit einem konstanten Mindestgehalt an Rosmarinsäure enthalten.5,22

Eine Standardisierung von Melissenblätter-Extrakten ist notwendig, da deutliche Gehaltsunterschiede an Rosmarinsäure, Gerbstoffen und Gesamtflavonoiden bestehen.15 Diese Unterschiede erklären auch die unterschiedliche Wirksamkeit von selbst hergestellten Melissenblättertees.5 Nach Europäischem Arzneimittelbuch muss der Gehalt an Rosmarinsäure mindestens 1 % betragen.7,23

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Kontraindikationen, Nebenwirkungen oder Interaktionen aufgrund von Anwendungen mit Melisse sind keine bekannt.5

Das ätherische Melissen-Öl sollte man nur verdünnt verwenden, da es zu Reizungen von Haut und Schleimhaut kommen kann.8

Verwechslungsmöglichkeiten

Zitronenmelisse kann man mit der Zitronenminze verwechseln. Im Gegensatz zur Minze hat Zitronenmelisse meist weisse Blüten und keinen rötlichen Stiel. Eine echte Gefahr besteht dabei nicht, da die genannten Pflanzen ebenfalls essbar sind. Von anderen Melissenarten kann man Zitronenmelisse dank ihrem zitronigen Aroma unterscheiden.3,10 In Europa ist aber nur die Art Melissa officinalis verbreitet.2

Verwendung als anerkannte Heilpflanze

1988 kürte der Verband Deutscher Drogisten die Melisse zur Arzneipflanze des Jahres.19 Heute nutzt man die Laubblätter (Melissae folium) sowie das ätherische Öl (Melissae aetheroleum) als pharmazeutische Drogen.15

Das HMPC hat Melisse als pflanzliches Arzneimittel für die traditionelle Anwendung (traditional use) zur Besserung leichter Stresssymptome, als Einschlafhilfe sowie bei leichten krampfartigen Magen-Darm-Beschwerden anerkannt.7,15,18

Zu den Indikationen von ESCOP zählen Angespanntheit, Unruhe und Reizbarkeit. Zitronenmelisse kann man zur symptomatischen Behandlung von Verdauungsbeschwerden sowie äusserlich bei Lippenherpes anwenden.7,10,15

Die Kommission E erkennt die Anwendung von Melisse bei nervös bedingten Einschlafstörungen sowie bei funktionellen Magen-Darm-Problemen an.7,15

Die Dosierung von Melisse in Tee zur Behandlung von Beschwerden beträgt etwa 1,5 - 4,5 g der Droge pro Tasse als Aufguss. Man kann ihn je nach Bedarf mehrmals am Tag einnehmen.15

Volksmedizin - Naturheilkunde

Die alten Griechen und Römer schätzten Melisse als Heil- und Gewürzpflanze. Seit dem 15. Jahrhundert verwendet man Melisse als beruhigendes, krampflösendes, verdauungsförderndes und entblähendes Mittel. Auch bei Erkältungskrankheiten oder Grippe kommt die traditionelle Heilpflanze als schweisstreibendes, nervenberuhigendes und kräftigendes Mittel zum Einsatz. Funktionelle Kreislaufschwäche, nervöses Herzklopfen, Unruhe, Reizbarkeit, Migräne, Hysterie, Melancholie, Gicht, Rheuma und ein nervöser Magen sind weitere Indikationen in der volksmedizinischen Verwendung.10,15 Melissentee wirkt zusammen mit anderen beruhigenden Kräutern, wie z.B. Baldrian, Johanniskraut, Passionsblume und Hopfen bei Schlafstörungen und Magen-Darm-Beschwerden.15

Aufgrund ihrer krampflösenden Wirkung verwendet man Melisse bei allen Beschwerden, welche von Verkrampfungen ausgehen, z.B. Menstruationsbeschwerden, Kopfschmerzen, Krämpfe.6,7,10

Äusserlich angewendet kann Melisse bei Insektenstichen, Wunden, Geschwüren, Blutergüssen, Quetschungen sowie Ohren- und Zahnschmerzen helfen.1,9,10

Bäder mit Melisse wendet man bei Entzündungen der Haut und der Genitalorgane oder zur Entspannung an. Für die Anwendung als Bad kocht man 50-60 g Melissenblätter mit 1 l Wasser auf und lässt sie 10 Min. ziehen. Den abgeseihten Sud gibt man zu einem Vollbad.6

Literaturverzeichnis - 16 Quellen

1.

Fleischhauer SG, Guthmann J, Spiegelberger R. Enzyklopädie. Essbare Wildpflanzen. 2000 Pflanzen Mitteleuropas. 1. Auflage. Aarau; 2013.

2.

Royal Botanic Gardens Kew. Melissa L. 

3.

Abdel-Naime W, Fahim J, Fouad M, Kamel M. Botanical studies on the stem and root of Melissa officinalis L. (Lemon balm). Journal of advanced Biomedical and Pharmaceutical Sciences. 2020;0(0):0–0.

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5.

Schilcher H, Kammerer S, Wegener T. Leitfaden Phytotherapie. 3. Auflage. München; 2007.

6.

Niederegger O, Mayr C. Heilpflanzen der Alpen. Gesundheit aus der Natur von A bis Z. Innsbruck; 2006.

7.Blaschek W. (Herausgeber). Wichtl –Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis. 6. Auflage. Stuttgart; 2016. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH.
8.

Apotheken-Umschau. Zitronenmelisse.

9.

Gerhard I, von Ganski, N. Die neue Pflanzenheilkunde für Frauen. 1. Auflage. München; 2011.

10.

The Herb Society of America. Lemon Balm: An Herb Society of America Guide. 2007.

15.

Heilpflanzenlexikon -Awl.ch: Melisse, Zitronenmelisse – Melissa officinalis.

18.

European Medicines Agency. Melissae folium - herbal medicinal product. 

19.

Pascoe. Arzneipflanze des Jahres. 2024

22.

Miraj S, Rafieian-Kopaei, Kiani S. Melissa officinalis l: a review study with an antioxidant prospective. J Evid Based Complementary Altern Med. 2017;22(3):385–394. 

23.

Kittler J, Krüger H et al. Evaluation of 28 balm and lemon balm (Melissa officinalis) accessions for content and composition of essential oil and content of rosmarinic acid. Journal of Medicinal Plants and By-products. 2018;65(3):745–757.

27.

Petrisor G, Motelica L et al. Melissa officinalis: composition, pharmacological effects and derived release systems—a review. Int J Mol Sci. 2022 Mar 25;23(7):3591. 

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