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Kañiwa - Gesundheit

Kañiwa weist sekundäre Pflanzenstoffe auf, die zur Gesundheit beitragen können.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Kañiwa enthält (ungeschält und roh) etwa 417 kcal pro 100 g, mit einem Anteil von 71 % an Kohlenhydraten (davon 7,2 % Ballaststoffe) und 9,7 % an Fett. Die Samen weisen einen hohen Proteingehalt von ca. 16 g/100g auf.23 Schwankungen je nach Sorte, Herkunft und Wachstumsmuster sind ein bekanntes Phänomen.3,23

Die in Kañiwa vorhandenen Proteine sind aufgrund ihrer Hochwertigkeit von Bedeutung: Die braunen Samen liefern alle essenziellen Aminosäuren, die in der Zusammensetzung dem Casein (Milcheiweiss) ähneln.16 Studien zufolge ist Kañiwa reich an Lysin, einer Aminosäure, die in den meisten Getreidesorten nicht oder nur in unzureichenden Mengen vorkommt, was deren Aminosäurespektrum unvollständig macht.4,5

Neben den Makronährstoffen enthält Kañiwa wichtige Mikronährstoffe. Hervorzuheben ist der Gehalt an Mangan. Mit 5,3 mg pro 100 g deckt Kañiwa 264 % des täglichen Bedarfs ab.23 Ähnliche Werte finden sich beim Hafer (4,9 mg/100g). Weitaus mehr Mangan enthält Teff (Zwerghirse) mit 9,2 mg/100g.22

Der Eisengehalt beträgt 13 mg/100g.23 Diese Menge stellt 96 % des täglichen Bedarfs an Eisen dar. Vergleichbar ist dieser Wert mit dem Eisengehalt von Morcheln, der bei 12 mg pro 100 g liegt. Etwas mehr Eisen enthalten Bockshornkleeblätter (18 mg/100g), von denen man aber nicht viel zu sich nimmt.22

Ein wichtiges Vitamin ist Folat. In Kañiwa-Samen befinden sich 148 µg Folat pro 100 g, was 74 % des Tagesbedarfs entspricht.23 Ähnlich viel Folat steckt in Endivien, die man roh als Salat essen kann. Einen etwas höheren Folatgehalt hat Quinoa mit 184 µg/100g.22

Kañiwa ist auch eine gute Quelle für Magnesium. Mit 262 mg pro 100 g decken die Samen 70 % des Tagesbedarfs ab.23 Man kann diesen Wert mit dem von Mandeln vergleichen (270 mg/100g). Leinsamen weisen mit einem Magnesiumgehalt von 392 mg pro 100 g einen weit höheren Wert auf.22

Geschälte Samen sind laut der zitierten Untersuchung von 2023 vor allem ärmer an Makromineralien (z.B. Magnesium: 202 mg), die sich mehrheitlich in den Randschichten befinden, sowie an Eisen (9,6 mg) und Mangan (3,9 mg/100g).23

Die gesamten Inhaltsstoffe von Kañiwa, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Chenopodium pallidicaule (Cañihua) gilt aufgrund der hohen ernährungsphysiologischen Qualität und des signifikanten Werts an Makro- und Mikronähstoffen als gesundheitsförderndes Nahrungsmittel (siehe vorheriges Kapitel).10,11 In der Vergangenheit ersetzte Kañiwa in den Anden daher tierische Proteinquellen. In einigen Regionen Perus und Boliviens ist Kañiwa, zusammen mit Quinoa, auch heute noch die wichtigste Quelle für Eiweiss.7 Trotzdem sollte man solche Lebensmittel nicht mit dem gehaltlosen Wort Superfood betiteln, sondern konkret auf die Vorteile eingehen.

Kañiwa fehlt die in Weizen, Gerste, Roggen und Hafer vorhandene Proteingruppe der Prolamine, die der Auslöser für Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) sind. So zählt man Kañiwa zu den sog. Pseudogetreiden; Menschen, die an Glutenunverträglichkeit leiden, können Kañiwa problemlos verzehren.6

Die positiven Wirkungen der Verzehrs von Kañiwa wies man in einer Tier-Laborstudie an Ratten nach. Über zwölf Wochen verabreichte man einer Gruppe von Tieren, die an Eisenmangel litten, Kañiwa-Mehl in Kombination mit Vitamin C, während Kontrollgruppen andere Nahrungsmittel erhielten. Nach diesem Zeitraum kam es in der Kañiwa-Gruppe zu signifikant erhöhten Hämatokritwerten, was die antianämische Wirkung von Kañiwa beweist. Neben der Linderung des Eisenmangels konnte man feststellen, dass sich das Kañiwa-Mehl positiv auf Gewicht und Grösse der Tiere auswirkte.10 Zu einem ähnlichen Ergebnis kam eine Studie an Frauen mit Anämierisiko in Peru. Sie stellten nach einer siebenwöchigen Verabreichung von Kañiwa und Vitamin C fest, dass die Hämoglobin- und Hämatokritwerte der Frauen - im Vergleich zu einer Kontrollgruppe - deutlich gestiegen waren. Dies deutet darauf hin, dass der hohe Eisengehalt in Kañiwa den anämischen Zustand verbesserte, was zu einer spürbaren Linderung der Symptome führte.12

In einer weiteren Laborstudie gelang es durch den Einsatz von Enzymen, drei bioaktiven Peptide in Kañiwa zu isolieren. Eine Analyse dieser Peptide verdeutlichte die potenziell hohe antioxidative und blutdrucksenkende Wirkung. Die Resultate legen nahe, dass Kañiwa-Peptide sich als aussichtsreiche Grundlage für die Entwicklung von Nutrazeutika und funktionellen Lebensmitteln eignen könnten. Es sind weitere Studien erforderlich, um die Bioaktivität und Bioverfügbarkeit der identifizierten Peptide im menschlichen Körper zu bewerten.4

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Kañiwa kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.

Kañiwa enthält folgende sekundäre Pflanzenstoffe:

  • Isoprenoide: Carotinoide: Beta-Carotin, Beta-Cryptoxanthin, Lutein, Zeaxanthin; Saponine: Oleanolsäure, Hederagenin; Terpenoide: Triterpene (Hederagenin)6,8,14
  • Polyphenole: Phenolsäuren: Vanillinsäure, Ferulasäure, Gallussäure, Chlorogensäure, Kaffeesäure, p-Cumarsäure, para-Hydroxybenzoesäure; Resorcinol; Flavonoide: Flavanole (Kaempferol, Quercetin, Rutin, Isorhamnetin, Rhamnetin, Myricetin), Flavanole (Catechine)8,9,11,15

Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Kañiwa abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.

Eine In-vitro-Studie kam zu dem Ergebnis, dass die in den beiden Chenopodium-Arten Kañiwa (Chenopodium pallidicaule) und Quinoa (Chenopodium quinoa) enthaltenen phenolischen Verbindungen in der Lage sind, kohlenhydrat-hydrolysierende Enzyme zu hemmen, die mit der Entwicklung von Typ-2-Diabetes in Verbindung stehen. Die Studienergebnisse legen nahe, dass insbesondere die Polyphenole Gallussäure, Chlorogensäure und Rutin an der hemmenden Wirkung des diabetesfördernden Enzyms α-Amylase beteiligt sind.9

Das in Kañiwa vorhandene Phenol Resorcin zeigte in Studien antitumorale, antibakterielle, antifungale und antiparasitäre Wirkung. Obwohl die Wirkmechanismen des Kañiwa-Resorcins nicht genau geklärt sind, geht man von gesundheitlichen Vorteilen aus.13

Auch in Kañiwa enthaltene Saponine besitzen positive Effekte. Obwohl zu grosse Mengen an Saponinen eine schädliche Wirkung auf den Körper haben können, wirken sie in geringen Mengen, wie etwa in Kañiwa, gesundheitsfördernd. Saponine wirken u.a. antikarzinogen, leberschützend, antioxidativ, antimikrobiell und antiparasitär. Sie können die Blutfettwerte und den Cholesterinspiegel im Blut senken, während sie den Insulinspiegel heben und den Transport von Glukose im Blut hemmen. Zudem können sie oxidativen Stress verringern. Saponine wirken auf diese Weise gegen Krankheiten wie etwa Diabetes-Typ-2, Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.2,7,14,29

Unter den Flavonolen ist Quercentin in Kañiwa am häufigsten anzutreffen. Es besitzt eine hohe antioxidative Wirkung, da es in der Lage ist, freie Radikale zu binden. Dies kann vor Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen.11,14 Eine Untersuchung von Kañiwa-Samen konnte zudem zeigen, dass ihr Flavonolgehalt fünf- bis zehnmal höher ist als jener von Beeren, die als stark antioxidative Lebensmittel gelten. Im Gegensatz dazu enthalten gängige Getreidesorten (Weizen, Roggen, Hafer, Gerste etc.) keine Flavonole.15 Eine andere Studie zeigt eine Steigerung der antioxidativen Kapazität durch eine hervorgerufene Keimung. Nach einer Keimungszeit von 72 Stunden extrahierte man eine viel höhere Menge an sekundären Pflanzenstoffen.25

Volksmedizin - Naturheilkunde

Kañiwa nutzt man auch in der traditionellen Volksmedizin. In Bolivien und Peru verwendet man pulverisierte Kañiwa-Samen, aufgelöst in einer Mischung aus Wasser und Essig, zur Behandlung von Typhus. Geröstetes Kañiwako (Kañiwa-Mehl) gilt als wirksames Mittel gegen Höhenkrankheit und Ruhr.8 Auch die Blätter kommen bei der Behandlung von Ruhr zum Einsatz, während man die Samen bei entzündeten Schleimhäuten (z.B. bei Erkältungen) und bei Harnwegsbeschwerden verwendet.8 Ferner kann man die Asche von verbrannten Stielen und Stängeln als Insektenschutzmittel nutzen.16

Literaturverzeichnis - 19 Quellen

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