Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Trotz ausgiebiger Recherche konnten wir keine Zahlen zum ökologischen Fussabdruck von Kaktusfeigen finden.
Früchte haben im globalen Durchschnitt mit 967 l/kg einen grösseren Wasserfussabdruck als Gemüse (300 l/kg), aber einen kleineren als Getreide (1600 l/kg).10 Der CO2-Fussabdruck ist u.a. auch stark vom Transport abhängig: die Ananas hat, per Schiff importiert, einen CO2-Fussabdruck von 0,6 kg CO2eq/kg. Im Vergleich dazu zeigen Ananas, die Europa mit dem Flugzeug erreichen, 15,1 kg CO2eq/kg.12
Der Feigenkaktus bietet eine Vielzahl von Ökosystemleistungen. Zu ihren Bereitstellungsleistungen gehören Nahrung für Menschen, Futter für Nutztiere, Medikamente und Rohstoffe für die Bioenergie. Konkret fördert dieser Kaktus die Biodiversität, indem er der Tierwelt Nahrung, Pollen, Lebensraum und Schutz bietet. Er eignet sich zur Sanierung von kontaminierten Böden und Wasser sowie zum Schutz vor Bodenerosion. Durch sein ausgedehntes Wurzelsystem hält er den Boden fest. Als Windschutzhecken wirken die tellerförmigen Kakteen der Bodenerosion entgegen. Der Feigenkaktus hilft, die Wüstenrandzonen zu schützen.9
Die Ökosystemleistungen entstehen nur, solange der Feigenkaktus in Hausgärten oder in nachhaltigen Agroforst- und Waldweidesystemen wächst. Die Etablierung kommerzieller Monokulturplantagen könnte jedoch die Umweltzerstörung beschleunigen. Zudem gelten Feigenkaktusse in vielen Gebieten als invasive Pflanzen, da sie sich leicht vermehren. Die potenziellen Risiken für natürliche Ökosysteme erfordern eine sorgfältige Pflanzung dieser Kakteen, um die Umweltverträglichkeit zu gewährleisten.9
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Weltweites Vorkommen - Anbau
Der Feigenkaktus ist typisch für die mexikanische Landschaft und ein bedeutendes Identitätssymbol der mexikanischen Bevölkerung. Der hohe Stellenwert, der dem Feigenkaktus zukommt, spiegelt sich in der Flagge wider. Der Kaktus ist seit dem 19. Jhd. auf der Flagge Mexikos abgebildet.7 Die Kultivierung begann 7500 v. Chr. Davor war die Pflanze wild gesammelt, wichtig als Nahrung, Durstlöscher und Medizin. Die Kultivierung findet zudem in Chile, Italien und den USA statt. Das Interesse wächst auch in vielen anderen Ländern.3
Durch die Spanier gelangte dieser Kaktus vor ca. 500 Jahren nach Europa.7
Wild zu finden
Der 'Gewöhnliche Feigenkaktus' ist wild in wärmeren Gegenden und in den Subtropen weltweit verbreitet. In Europa findet man ihn am Mittelmeer und in Trockengebieten. Wie die meisten Kakteen gedeiht er unter extremer Sonneneinstrahlung auf nährstoffarmen Böden. Er hält 2 bis 3 Jahre Trockenheit problemlos aus und kann dennoch Früchte bilden. Schon seit Jahrtausenden dient diese Pflanze als Nahrung.2
Zur Verwechslung mit der Kaktusfeige kommen eigentlich nur Arten derselben Gattung infrage. Wobei auch diese nicht giftig sind.
Anbau - Ernte
Die Ernte der Früchte findet in verschiedenen Regionen zu unterschiedlichen Zeiten statt.
Da der Feigenkaktus einen besonders wassereffizienten Stoffwechsel (CAM) hat, sollte Sie ihn nicht länger als 2 Stunden nach Sonnenaufgang ernten. Zu dieser Zeit enthält die Pflanze am meisten Vitamine, Zucker und weniger Stickstoff.7
Derzeit findet der Anbau von Kaktusfeigen zur Fruchtproduktion in mindestens 18 Ländern in semiariden Gebieten beider Hemisphären auf mehr als 100'000 Hektar statt; diese Zahl umfasst weder verwilderte Pflanzen noch Pflanzen in Hausgärten, was in vielen Ländern üblich ist. Das Land mit der grössten Anbaufläche für Kaktusfrüchte ist Mexiko (51'112 ha), während auch andere Länder wie Italien, Chile, Südafrika, Argentinien und Israel die Frucht kommerziell anbauen. Die falsche Wahrnehmung, dass Kaktusfeigen nicht wie andere Nutzpflanzen Pflege brauchen, ist weitverbreitet. Um rentabel zu sein, benötigt die Pflanze sehr wohl eine angemessene Pflege und eine gute Plantagenplanung. Auch diese wassereffiziente Pflanze hat ihre Grenzen: Nicht unter 300 mm und nicht über 1000 mm Niederschlag ist für das Gedeihen optimal. Frost verträgt sie nicht.11
Kaktusfeigen sind besonders schwer zu ernten, da Glochiden und Stacheln vorhanden sind, die die Haut durchdringen und in Augen und Atemwege gelangen können. Deshalb erfolgt die Ernte der Früchte am Morgen, wenn die Luftfeuchtigkeit ausreichend hoch ist, um zu verhindern, dass sich die Glochiden lösen und in der Luft schweben. Die Erntehelfer sollten jedenfalls Schutzkleidung tragen. Trotz des robusten Aussehens der Pflanze und ihrer Fähigkeit, harsche Umweltbedingungen zu überstehen, sind die Früchte sehr empfindlich und vertragen keine grobe Behandlung. Daher verwendet man für kommerzielle Zwecke oft ein Messer, um einen scharfen Schnitt an der Basis der Frucht zu machen; wobei ein kleines Stück der Kladodie (Sprossachse) an der Frucht verbleibt.11
Anbau als Topfpflanze
Vor dem Zweiten Weltkrieg war in Westeuropa der Feigenkaktus eine beliebte, pflegeleichte Topfpflanze (nicht in Deutschland). Die Pflanze benötigt viel Sonnenschein und kann im Sommer auch draussen gut gedeihen, z.B. am Balkon oder auf der Terrasse. Man sollte sie jedoch nicht im Regen stehen lassen.
Die Wintertemperatur sollte nicht über 6 °C steigen und nicht unter den Gefrierpunkt fallen. Ein Keller kann ein guter Überwinterungsort sein. Der Boden sollte sandig sein und es darf keine Staunässe entstehen. Früchte trägt die Opuntia ficus-indica erst ab einer Grösse von ca. 150 cm.
Weiterführende Informationen
Der Feigenkaktus gehört zur Familie der Cactaceae – Kakteengewächse. Diese Familie umfasst ca. 1500 Arten; die Gattung Opuntia ca. 190 Arten.7
Die Arten des Subgenus Opuntia ssp. haben phänologische, physiologische und strukturelle Anpassungen entwickelt, die für ihr Wachstum in ariden Umgebungen günstig sind. Bemerkenswert unter diesen Anpassungen sind der Crassulacean Acid Metabolism (CAM), der in Kombination mit strukturellen Anpassungen wie Sukkulenz, dieser Pflanze ermöglicht, lange Trockenperioden zu überstehen und in Jahren extremer Dürre akzeptable Produktionsniveaus zu erreichen. CAM-Pflanzen nehmen nachts CO2 auf und speichern es in Form von Äpfelsäure, um es tagsüber bei geschlossenen Stomata für die Photosynthese zu verwenden, wodurch sie Wasserverlust während des trockenen heissen Tages vermeiden können.3
Alternative Namen
Die Kaktusfeige nennt man nicht nur Kaktusbirne, Stachelfeige, Stachelbirne oder Stachelfrucht, sondern auch Opuntie, Blutfeige, Feigendistelkaktus, indische Feige und Nopal-Kaktus. Auch wenn gelegentlich der Name Melonenbirne fällt, bezeichnet dies Solanum muricatum, eine ganz andere Pflanze (Pepino). Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Synonyme der Kaktusfeige: Opuntia vulgaris, O. compressa, O. maxima, O. tuna-blance, Cactus opuntia, C. compressus, Platyopuntia vulgaris und P. cordobensis.7 Im Englischen nennt man die Kaktusfeige prickly pears, indian fig opuntia, barbary fig, cactus pear, and spineless cactus; auf Spanisch heisst die Frucht tuna (auch higo chumbo), die Pflanze Nopal und auf den Kanarischen Inseln nennt man die Frucht higo pico.
Der Name Opuntie geht auf einen französischen Botaniker zurück (1656-1708). Die Ähnlichkeit zu einer Pflanze, die in der griechischen Stadt Opus in der antiken Region Opuntia wuchs, brachte ihn auf den Namen. Beide Arten, zwar nicht verwandt, schlagen Wurzeln, wenn ein Flachspross zu Boden fällt.7
Auch wenn es keine offizielle Monografie zur Kaktusfeige gibt, hat sich doch eine Drogenbezeichnung eingebürgert – Opuntia ficus-indicae-fructus.7
Sonstige Anwendungen
Der Feigenkaktus ist die Wirtspflanze für die Cochenille-Laus (Schildlaus) oder Choenille (Dactylopius coccus bzw. D. opuntiae). Aus diesen Insekten gewinnt man einen roten Farbstoff namens Karmin. Zur Herstellung von 1 kg Karminpulver sind ca. 140'000 Insekten nötig. Zum Einsatz kommt Karmin in der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie (Farbstoff E120).7
Der Kaktus eignet sich auch als Viehfutter.3
Literaturverzeichnis - 7 Quellen
2. | Brücher H. Tropische Nutzpflanzen. Berlin:Springer-Verlag;1977:405. |
3. | Mondragón-Jacobo C, Pérez-González S. Cactus (Opuntia spp.) as Forage. Rome: Food and Agriculture Organization of the United Nations; 2001: 2. |
7. | Bäumler S. Heilpflanzenpraxis heute - Arzneipflanzenporträts: Heilpflanzenpraxis heute - Arzneipflanzenporträts [E-Book]. Elsevier Health Sciences; 2021: 770-781. |
9. | Stavi I. Ecosystem Services Related with Opuntia ficus-indica (Prickly pear cactus): A Review of Challenges and Opportunities. Agroecology and Sustainable Food Systems. 3. Juli 2022;46(6):815–841. |
10. | Mekonnen MM, Hoekstra AY. The green, blue and grey water footprint of crops and derived crop products. Hydrol Earth Syst Sci. 2011;15(5):1577–1600. |
11. | FAO. Crop Ecology, Cultivation and Uses of Cactus Pear [E-Book]. 2018:51. |
12. | Reinhardt G, Gärtner S, Wagner T. Ökologische Fussabdrücke von Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland. Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg ifeu. 2020:1-22. |
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