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Tamarinde, auch Sauerdattel oder Indische Dattel genannt, ist eine 2-7 cm lange Hülsenfrucht des Tamarindenbaums (Tamarindus indica). In der Küche verwendet man vor allem das Fruchtfleisch, das über einen süss-sauren Geschmack verfügt und man roh essen kann. Achten Sie auf Bio-Qualität.
Verwendung in der Küche
Die Tamarindenhülsen (Früchte) sind bohnenartig, gekrümmt und gewölbt mit hellbrauner bis graubrauner Schale. Geschält kommt das rohe, im reifen Zustand rotbraune bis fast schwarze, Fruchtfleisch zum Vorschein. Darin befinden sich die dunkelbraunen Samen.1 Vom Tamarindenbaum verwendet man so gut wie alle Teile für ganz unterschiedliche Zwecke. In der Küche findet vorwiegend das Fruchtfleisch als Würzmittel (Gewürz) Verwendung: Mit daraus gefertigter Tamarindenpaste würzt man z.B. Currys oder Chutneys. In den Anbauländern verwendet man die Blätter als Gemüse oder Tee und die Blüten als Gemüse, Suppeneinlage oder Salat. Sind die Tamarinden-Kerne essbar? Auch die im Fruchtfleisch steckenden Tamarinden-Kerne sind essbar. Man kann Tamarinden rösten oder stampfen und zu Mus oder Pulver weiterverarbeiten.
Wie schmeckt Tamarinde? Nicht jedes Fruchtfleisch der Tamarinde hat denselben Geschmack: auf jeden Fall ist es süsslich bis säuerlich, fruchtig und leicht herb. Rotbraunes oder bräunliches Fruchtfleisch schmeckt meist süsslich. Das fast schwarze eher sauer. Die Ausprägung der Farbe ist jedoch auch regional unterschiedlich und sauer schmeckende Tamarinden können auch braunes Fruchtmark besitzen. Eine sehr süsse Tamarinde ist die thailändische Sorte "Makham Waan" und die US-amerikanische "Manila Sweet".1 Im Gegensatz zur sauren Tamarinde isst man das Fruchtfleisch süsser Exemplare häufiger frisch und direkt aus der Schote. Mehr Informationen zum Unterschied zwischen süsser und saurer Tamarinde finden Sie im Kapitel Weiterführende Informationen.
Kann man Tamarinde ersetzen? Der säuerliche Geschmack des Tamarindensaftes erinnert an Zitronensaft, weshalb verschiedene Kochseiten empfehlen, Tamarindensaft gegebenenfalls durch Zitronensaft zu ersetzen. Da Tamarinden geschmacklich jedoch sehr speziell sind, ist es nicht einfach, dieses Geschmackserlebnis durch alternative Zutaten zu erreichen.
Kann man Tamarinde roh essen? Das Fruchtfleisch der Tamarinde ist roh essbar, eine Weiterverarbeitung ist jedoch häufig der Fall. Zudem sollte man nicht zu viel essen, da Tamarinden eine leicht abführende Wirkung besitzen.
Tamarindenfrüchte und deren Hülsen sind zudem Bestandteil von Tamarindenkonzentrat und von vielen verarbeiteten Produkten wie Sirup und Saucen (Sossen), wie die Worcestersauce, oder dienen als Grundlage für Bonbons, Konfitüren und Sorbets. In Mexiko und Thailand isst man Tamarinden als Konfekt, kandiert und mit Chili gewürzt.
Eigene Zubereitung
Wie isst man Tamarinde? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Tamarinden zu essen. In Mitteleuropa erhält man vor allem Tamarindenmus, Tamarindenpaste, Tamarindensaft oder Tamarindenkonzentrat, die ganzen Früchte findet man nur selten.
Bei rohen Tamarinden drückt man die ganz dünne Schale etwas ein, um dann Stück für Stück vorsichtig in die Frucht zu beissen. Bitte auf die harten Steine achten und darum herum essen, Kerne ausspucken und, wenn erwünscht, weiterverarbeiten. Wenn die Schale beschädigt ist, sollte man die Frucht auf Insektenbefall untersuchen und die betroffenen Stellen entfernen. Kleine Löcher in den Steinen deuten ebenfalls auf einen Insektenbefall hin, denn die eindringenden Tiere haben es oft auf die Kerne abgesehen.
Am ehesten erhält man getrocknete Tamarinden, die sollten Sie aber ca. 15 Min. in heissem Wasser einweichen und anschliessend durch ein Sieb drücken. Die daraus entstandene zähe Flüssigkeit können Sie nun nach Wunsch verwenden. Das Mark oder die Paste rührt man mit etwas Wasser an und gibt sie als Würzmittel z.B. zu Currygerichten, Chutneys oder Getränken (Limonade) hinzu.
Veganes Reis-Rezept mit Tamarinde
Zutaten (4 Personen): 300 g Reis, 3 EL Rapsöl, 30 g Tamarindenpaste (bio), 2 cm gehackter Ingwer (ca. 21 g), 2 gehackte Chilischoten, ½ TL Senfkörner, ½ TL Kurkuma, 1 TL Salz, 10 Curryblätter, 50 g geröstete Cashewkerne (gesünder: Macadamianüsse oder Walnüsse, ungeröstet).
Zubereitung: Den Reis nach Anleitung kochen. Öl in der Pfanne erhitzen und Chili, Gewürze, Ingwer und Tamarindenpaste darin anbraten. Anschliessend Curryblätter dazugeben, mitbraten und dann wieder herausnehmen. Die Mischung zum Reis geben und mit den Nüssen bestreuen.
Zubereitung von Tamarindentee - Tamer Hindi
Zutaten (für 2 Liter): 150 g Tamarindenmark (verwendet man eine Tamarindenpaste, benötigt man davon etwas weniger), 2 l Wasser.
Zubereitung: Um den Tee zuzubereiten, giessen Sie das Mark oder die Paste mit zwei Liter kochendem Wasser auf. Lassen Sie den Aufguss mindestens eine Stunde ziehen und giessen Sie ihn dann über ein Sieb ab (das kann man auch mehrmals machen, sodass keine Stücke mehr in der Flüssigkeit zu finden sind). Anschliessend können Sie, je nach Geschmack, den Tee süssen und verdünnen. Häufig verwendet man Tamarinden-Tee, um die Verdauung anzuregen oder die Galle zu aktivieren.
Vegane Rezepte mit Tamarinde finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".
Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen: Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler. |
Einkauf - Lagerung
Lediglich das Online-Angebot von Coop führt frische Tamarinden ganzjährig im Sortiment. Bei weiteren Grossverteilern wie Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Hofer, Rewe, Edeka findet man in der Regel keine frischen, rohen Tamarinden. Dies trifft auch auf Bio-Supermärkte wie Alnatura und Denn's Biomarkt zu. Bessere Anlaufstellen sind Online-Shops oder Asiamärkte, wobei man auch dort frische Tamarinden relativ selten antrifft. Gängiger sind getrocknete Tamarinden, Pasten oder Saucen, die auch in Bio-Qualität und mitunter ganzjährig verfügbar sind. Tamarindenpaste (bio) besteht meist nur aus Tamarinden und Wasser, konventionelle Produkte können durchaus auch Salz, Zucker und Zusatzstoffe enthalten (z.B. Natriumascorbat, Zitronensäure oder Natriumbenzoat).
Tamarindenpasten oder Tamarindensaucen sind für den Verkauf häufig pasteurisiert und nicht roh. Tamarindenprodukte sind üblicherweise vegan, glutenfrei und laktosefrei, aber um sicherzugehen, lesen Sie immer die Inhaltsstoffangaben.
Die Verfügbarkeit von Tamarinden ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.
Tipps zur Lagerung
Ausgereifte, frische Tamarinde ist mehrere Monate bei Zimmertemperatur haltbar. Um die Hülsen noch länger frisch zu halten, bietet sich auch eine Lagerung im Gefrierschrank an. Das Mark und die Paste lassen sich geöffnet im Kühlschrank noch nach mehreren Wochen essen. Getrocknet ist Tamarinde ca. 2 Jahre haltbar. Man sollte Tamarinden luftgeschützt und lichtgeschützt lagern und regelmässig auf Schädlingsbefall überprüfen.
Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien
100 g Tamarinden liefern 239 kcal an Energie. Darin sind 62 g Kohlenhydrate (davon 39 g Zucker), 2,8 g Proteine und 0,6 g Fett enthalten. Der saure Geschmack der Tamarinde kommt durch die im Fruchtfleisch vorhandene Weinsäure zustande (bis zu 20 %). Die Hülsen bestehen aus ca. 11 % Schale und Fasern, 55 % Fruchtfleisch und 34 % Samen. Das Fruchtfleisch enthält ca. 31 % Wasser.2 Der Wassergehalt ist abhängig vom Trocknungsgrad des Fruchtfleischs.
Reife Tamarinden besitzen pro 100 g 0,43 mg Vitamin B1 (39 % des Tagesbedarfs). Dies ist vergleichbar mit dem Vitamingehalt von Kichererbsen (0,48 g/100g). Mehr Vitamin B1 haben Linsen (0,87 g/100g). Das Vitamin spielt eine relevante Rolle beim Energiestoffwechsel und ist wichtig für Herz und Nerven. Bei Vitamin-B1-Mangel treten vor allem Müdigkeit, Gedächtnisstörungen und Appetitmangel auf.2
Auch Kalium ist mit 628 mg/100g gut vertreten (31 % des Tagesbedarfs). Die Werte sind mit geschälten Hanfsamen oder Datteln vergleichbar. Weisse Bohnen haben roh mit 1797 mg/100g einen besonders hohen Kaliumanteil, gekocht hingegen reduziert er sich auf 391 mg/100g.2
100 g Tamarinden enthalten 2,8 mg Eisen (20 % des Tagesbedarfs). Damit liegen Tamarinden vor Erbsen (1,5 mg/100g), aber weit hinter roten Linsen (7,4 mg/100g). Eisen spielt im menschlichen Körper für den Sauerstofftransport und beim Energiestoffwechsel eine wesentliche Rolle.2 Ein Mangel an Eisen äussert sich zu Beginn durch trockene Haut, Nagelbrüchigkeit und Haarbrüchigkeit. Später können Müdigkeit und Schwäche hinzukommen.3,4
Das Fruchtfleisch von Tamarinden enthält neben Fruchtsäure auch Invertzucker, Pektine, Pyrazine sowie Thiazole (Dufstoffe)10 und ist reich an Flavonoiden und Tanninen. Die Samen enthalten hingegen beachtenswerte Mengen an Saponinen.5
Die gesamten Inhaltsstoffe von Tamarinden, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.
Wirkungen auf die Gesundheit
Wie gesund ist Tamarinde? Tamarinden gelten seit langer Zeit als Heilpflanzen. So sagt man ihr unzählige positive Effekte in verschiedenen Bereichen der menschlichen Gesundheit nach: Sie wirke antioxidativ, blutzuckersenkend und stärke das Immunsystem. Sie zeige eine Schutzwirkung gegen Nierenprobleme, die mit Hyperglykämie zusammenhängen, und sei nützlich bei Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Epilepsie, nichtalkoholischen Fettlebererkrankungen, Arthritis, Diabetes oder entzündlichen Darmerkrankungen.6 Wobei die saure Tamarinde über eine stärkere blutdrucksenkende Wirkung zu zeigen scheint, als die süssere Sorte.23 Man verwendet Tamarindus indica bevorzugt bei Bauchschmerzen, Durchfall und Verstopfung, bakteriellen Infektionen, Parasitenbefall, zur Wundheilung und bei Entzündungen. Zudem setzt man sie als Nahrungsergänzungsmittel für unterernährte Patienten ein, da T. indica günstig und leicht zugänglich sind.7 Neben den oben genannten traditionellen Verwendungen soll Tamarinde auch bei der Kontrolle des Sättigungsgefühls helfen und so Übergewicht präventiv vermeiden. Auch bei Erkältungen und Fieber könne Tamarindus indica helfen.8
Für die genannten Wirkungen fehlen jedoch oftmals verlässliche Humanstudien. Eine Übersichtsarbeit von 2022 konnte unter den zahlreichen volksmedizinischen Anwendungen die klinische Wirksamkeit von T. indica bei Gelenkschmerzen, Augenkrankheiten, Erkältungen, Arthritis, Diarrhö, Ruhr und Zahnproblemen sowie eine entzündungshemmende Eigenschaft nachweisen. Wobei man neben dem Fruchtfleisch auch die Blätter, Samen und Rinde einsetzt. In Zukunft sind deshalb weitere Studien nötig, um zusätzliche in der Ethnomedizin bekannte Wirkungen wissenschaftlich fundiert zu untersuchen.22
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Nach dem Konsum von Tamarinde können Unverträglichkeiten und Allergien auftreten. Da die Frucht sowie die daraus hergestellte Pasten Fructose und Histamin enthalten, sollten Personen mit einer Intoleranz gegenüber Fructose oder Histamin achtsam sein. Von der Paste verwendet man jedoch meist nur geringe Mengen, weshalb diese grundsätzlich verträglich sein sollte.9
Da Tamarinden eine leicht abführende Wirkung zeigen, sollte man sie nicht im Übermass essen. Grundsätzlich sind aber keine Nebenwirkungen, Interaktionen oder Kontraindikatoren bekannt.10
Verwendung als anerkannte Heilpflanze
Johannes Actuarius (Leibarzt des griechischen Kaisers in Konstantinopel) schreibt im 13. Jahrhundert von einem kühlenden Abführmittel bei Gallenkrankheiten. Seit dem 15. Jahrhundert sind Tamarinden und daraus hergestellte Produkte in deutschen Apotheken zu finden.12 Bisher sind Tamarinden kein monographiertes pflanzliches Arzneimittel durch ESCOP, HPMC oder die Kommission E - trotz ihrer arzneilichen Wirksamkeit als leichtes Abführmittel.
Volksmedizin - Naturheilkunde
In Afrika zählen Tamarinden zu den traditionellen Heilpflanzen und kommt dort in den heutigen Ländern von Senegal im Westen, durch den Sudan bis Äthiopien im Osten und Mozambique und Madagaskar im Süden zum Einsatz. In der Volksmedizin verwendet man Tamarinden-Blätter gegen Husten und Fieber, Tamarinden-Blüten bei Rheuma, Schmerzen, Entzündungen, Wunden und Gelenkleiden.13 Die Blätter sind aufgrund ihrer Säure auch als Wurmmittel im Einsatz.12 Das Fruchtmark der Schoten dient roh als Abführmittel, bei Malaria, Ruhr, Rheuma, Hämorrhoiden, Schlangenbissen, zur Wundheilung, bei Blähungen, als Infusion bei fiebrigen Erkrankungen, bei Gallenleiden und als Antiskorbutmittel.13
Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Zur Einschätzung der Klimafreundlichkeit eines Lebensmittels dient in erster Linie der CO2-Fussabdruck. Dieser hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. So spielen die Art der landwirtschaftlichen Produktion (konventionell vs. ökologisch), saisonale, regionale oder inländische Produktion bzw. Import per Lkw, Schiff oder Flugzeug, unterschiedliche Verpackungsarten und ob es sich um Frischwaren oder Tiefkühlwaren handelt, eine entscheidende Rolle.14 Zum CO2-Fussabdruck frischer Tamarinden haben wir bisher keine Angaben gefunden. Tamarindenpaste berechnet man mit 0,61 kg CO2eq/kg, wobei dieser Wert je nach Hersteller etwas variiert.15
Den Wasserfussabdruck konnten wir trotz intensiver Recherche bisher nicht ermitteln.
Ausführende Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck oder Wasserfussabdruck lesen Sie hier.
Tierschutz - Artenschutz
Tamarindenbäume stellen für zahlreiche Tierarten einen bedeutenden Lebensraum und eine wichtige Futterquelle dar. Insekten profitieren von den nektarreichen Blüten, wohingegen Ameisen, Termiten, Affen und Kleinsäuger die Früchte fressen und sich Antilopen und Giraffen an den Blättern bedienen. Daneben bietet die dichte Krone Schutz und einen gesuchten Schattenplatz.13
Weltweites Vorkommen - Anbau
Der Ursprung von Tamarindus indica ist bis heute nicht vollständig geklärt. Es gibt Vermutungen, dass die Herkunft wilder Tamarinden in Madagaskar, Südafrika oder Westasien liegt. Hinweise deuten auf eine natürliche Verbreitung in afrikanischen Savannen und regengrünen Trockengehölz-Zonen hin. Obwohl T. indica im semiariden tropischen Tiefland sehr gut gedeiht, kommt sie auch in Monsungebieten (ohne Staunässe) und in Lagen bis zu 1500 m ü.M. vor.13
Tamarindenbäume baut man heute kommerziell vor allem in Amerika, Afrika und Asien an.16 Zu den wichtigsten Produktionsländern von Tamarindenprodukten gehören Indien und Thailand, wobei Indien pro Jahr etwa 0,3 Millionen Tonnen Tamarindenfrüchte produziert.17
Wild zu finden
Tamarindenbäume sind in Zentralafrika heimisch, man trifft sie aber auch in Mittelamerika, Brasilien und Westindien an. Im Sudan stammt die gesamte Ernte von wilden Tamarindenbäumen, die kaum eine Kultivierung erfahren.13 Auch in anderen Teilen Afrikas findet man den Baum noch wild oder geschützt.18 Früchte wilder Tamarindenbäume haben häufig einen eher säuerlichen Geschmack. Durch die Kultivierung haben sich süsslichere Varianten entwickelt.
Saison: In Mitteleuropa findet man Tamarindenprodukte das ganze Jahr über, da die reifen Früchte sehr lange am Baum hängen können und man sie zu unterschiedlichen Zeiten erntet. Die Hülsen reifen in Florida, Zentralamerika und Westindien von April bis Juni und in Hawaii im späten Sommer.1
Anbau - Ernte
Um einen Tamarindenbaum selbst zu züchten, benötigt man ein durchlässiges, humoses Substrat. Hier eignet sich besonders Cocos-Substrat. Später mischt man immer mehr Gartenerde unter. Eine Tamarindenhülse enthält normalerweise mindestens 4 Samen. Die Keimzeit der Tamarinden-Samen beträgt zwischen 2 und 8 Wochen, dies ist von der Bodentemperatur abhängig. Die Samen sollte man einen Tag lang in lauwarmem Wasser einweichen. Anschliessend pflanzt und giesst man sie in einem Anzuchtsubstrat an. Der Topf kann an einem warmen, dunklen Ort stehen. Sobald erste Blätter spriessen, braucht die Pflanze einen hellen Platz, aber nicht zu viel Sonne. Zudem muss die Erde am Anfang ausreichend feucht, jedoch nicht nass sein.19
Im typischen Tropenwald ist die Tamarinde fast nicht vorzufinden. Tamarindus indica ist in der Regel ein immergrüner Baum, kann jedoch während der Trockenzeit in heissen Gebieten seine Blätter abwerfen. Tamarindenbäume können ein Alter von bis zu 200 Jahren erreichen.13
Nach vollständiger Reife belässt man die Früchte noch bis 6 Monate am Baum, sodass sich der Flüssigkeitsgehalt auf ca. 20 % reduziert. Will man die Früchte sofort verarbeiten, löst man die Hülsen direkt vom Stil ab. In Indien gibt es spezielle Erntemaschinen, welche die Zweige schütteln und die reifen Schoten zu Boden fallen lassen. Der Rest verbleibt am Baum, bis sie auf natürliche Weise fallen. Es ist nicht erlaubt, die Früchte mit Stangen vom Baum zu schlagen, da ein derartiger Erntevorgang die sich neu entwickelnden Blätter und Blüten beschädigen könnte. Um Tamarinden frisch zu halten (für den Verkauf), darf man die Schale der Tamarindenschote bei der Ernte nicht beschädigen.1
Weiterführende Informationen
Tamarindus indica zählt zur Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae oder Leguminosae) und ist eine der wenigen kultivierten Spezies der Unterfamilie Johannisbrotgewächse (Caesalpinioideae). Der Name Tamarinde leitet sich vom arabischen "Tamar hindi" ab, was Indische Dattel bedeutet.1 Dies ist jedoch irreführend, da T. indica ihren Ursprung nicht in Indien hat. Die Früchte ass man in Afrika und Indien vorwiegend in Notzeiten und bereitete daraus Limonade zu. Zur obengenannten Unterfamilie zählt auch der Karobenbaum (Ceratonia siliqua, Karubenbaum, Karobbaum), das sogenannte "Johannisbrot", der vorwiegend im Mittelmeergebiet anzutreffen ist.20 Siehe dazu auch die Zutat: Carobpulver, roh (bio?).
Süsse Tamarindenbäume produzieren deutlich mehr Fruchtfleisch und grössere Samen als saure Bäume.24 Saure Tamarinden sind hingegen am weitesten verbreitet und machen 95 % der gesamten Weltproduktion aus. Süsse Tamarinden stammen vor allem aus Thailand. Man erntet sie in halb-reifem und reifem Zustand. In der Regel erzielen süssere Exemplare einen höheren Marktpreis wie saure Tamarinden.25
Verwechslungsmöglichkeiten bei der Tamarindenfrucht (Tamarindus indica) besteht vor allem mit Garcinia cambogia (Malabar-Tamarinde), deren Frucht einem kleinen Kürbis ähnelt.11
Alternative Namen
Sanskritschriften im Ayur Veda Susrutas beschreiben die Tamarinde beispielsweise als Ambika.12 Es gibt auch lateinische Synonyme zu Tamarindus indica: Tamarindus occidentalis Gaertn.; Tamarindus officinalis Hook.1 Manchmal braucht man auch die wortwörtliche Übersetzung Indische Dattel (Indische Datteln) oder Sauerdattel.
Rechtschreibfehler wie Tamarrinde, Tamarind, Tomarinde, Tarmarinde, Taraminde, Tanarinde, Tamrinde, Tamerinde, Tamatinde, Ramarinde sind häufig. Ausserhalb der Schweiz schreibt man auch süsse Tamarinde. Auf Englisch nennt man die Frucht tamarind, sour tamarind oder sweet tamarind, den Baum tamarind tree oder Tamarindus indica. Auf Türkisch heisst die Tamarinde demirhindi, Tamarinde essen bedeutet: demirhindi yemek.
Sonstige Anwendungen
Die Nutzung der Tamarinde ist vielfältig. Das rohe Fruchtfleisch dient in Westindien neben der Verwendung als Gewürz auch zum Färben und Beizen von Tabak.12 Regional nutzt man die Blätter auch als Farbstoff zur Färbung von Stoffen, als Futtermittel für Tiere oder zur Produktion ätherischer Öle.13,18 Die in der Rinde enthaltenen Tannine dienen in manchen Gebieten Afrikas zum Gerben von Häuten und Fellen. Aus dem Holz stellt man Holzkohle, Räder, Mörser, landwirtschaftliche Arbeitsgeräte, Zäune, Möbel etc. her.13
Die Kerne nutzt man auch zur Herstellung von Tamarindenkernpulver (Tamarind Kernel Powder), das in der Industrie zur Herstellung von Papier, Textilien und Jute weit verbreitet ist.21 Ebenso stellt man daraus Polysaccharid (Gelatine), Kleb- und Gerbstoff (Tannin) her.18 Zudem stehen die Samen bezüglich Nahrungsergänzung hoch im Gespräch, da sie proteinreich sind. Auch Tamarindenkernöl ist auf dem Markt erhältlich; ein golden-gelbes Halbtrockenöl, das dem Erdnussöl ähnelt, aber hauptsächlich als Lampenöl dient.13 Die Tamarindenblüten stellen in Südindien zudem eine gute Nektar-Quelle für Honigbienen dar, woraus süss-säuerlicher Honig entsteht.1
Literaturverzeichnis - 25 Quellen
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