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Weizenkeime - Gesundheit

Weizenkeime sind reich an Eiweiss, Vitaminen und Mineralstoffen. Sie stärken das Nervensystem und unterstützen die Herzgesundheit. Erfahren Sie mehr über ihre Vorteile!

  • Weizenkeime sind von Natur aus glutenfrei, können jedoch durch Verarbeitung Spuren von Gluten aufweisen.
  • Für Gichtpatienten sind Weizenkeime nicht ideal.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Der Keim ist der vitamin- und mineralstoffreichste Teil des Weizenkorns. Weizenkeime enthalten 9,7 g Fett, 52 g Kohlenhydrate und 13 g Ballaststoffe pro 100 g und haben mit 360 kcal/100g einen beachtlichen Kaloriengehalt. Zudem zeichnen sich Weizenkeime durch einen hohen Eiweissgehalt aus (23 g/100g),2 das eine gute biologische Wertigkeit hat.

Das Spurenelement Mangan steht mit 13 mg/100g an erster Stelle: 15 g Weizenkeime (ca. 1,5 EL) decken also den normalen Tagesbedarf. Beachten Sie jedoch bitte die Verzehrsempfehlung im Kapitel "Gesundheitliche Aspekte". Weizenkleie hat mit 12 mg/100g einen ähnlichen Gehalt und Gewürznelken mit 60 mg/100g ein Vielfaches davon.2

Der Gehalt an Thiamin (Vitamin B1) liegt bei 1,9 mg/100g, was mit Leinsamen (1,6 mg/100g) vergleichbar ist. Hefeprodukte (Hefeflocken: 41 mg/100g), Hefeextrakt: 23 mg/100g) haben noch viel mehr davon.2

Auch Selen ist mit 79 µg/100g gut vertreten, ähnlich wie bei Kamut (82 µg/100g). Paranüsse enthalten mit 1917 µg/100g weitaus mehr Selen: Hier genügen 2 Nüsse, um den Tagesbedarf zu decken. Der Gehalt an diesem Spurenelement hängt vom Anbaugebiet ab.2

100 g Weizenkeime weisen ca. 23 mg Vitamin E in Form von Tocopherol auf.7,12 Der Tagesbedarf dieses Vitamins liegt bei 12-15 mg. Mandeln haben mit 26 mg/100g und Sonnenblumenkerne mit 35 mg/100g etwas mehr davon.2

Das Verhältnis zwischen den ungesättigten essenziellen Fettsäuren Linolsäure (Omega-6) und Alpha-Linolensäure (Omega-3) beträgt bei Weizenkeimen 7:1, was dem empfohlenen Verhältnis von 5:1 sehr nahekommt.

EE: Der westlich essende Mensch erhält ein ganz ungesundes Verhältnis von Omega-6-Fettsäuren zu Omega-3-Fettsäuren. Ursprünglich ass der Mensch die beiden einzigen essenziellen Fettsäuren etwa im Verhältnis 1:1 bis 2:1. Heute versucht man 5:1 noch als gesund zu betrachten, weil besonders Vegetarier bis zu einem Verhältnis von 17:1 kommen, also potenziell 17 Mal mehr eher entzündungsfördernde Omega-6-Fettsäuren (LA) zu sich nehmen und nur ganz wenig ALA, das als Vorstufe dienende Omega-3 für die Bildung von EPA und DHA.18 Weitere Informationen dazu finden Sie bei unserer Zutat Olivenöl.

Die gesamten Inhaltsstoffe von Weizenkeimen, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Sind Weizenkeime gesund oder ungesund? Weizenkeime verkauft man gerne als Superfood, dabei könnte man einen Grossteil der natürlichen Lebensmittel Superfood nennen. Aber wie gesund sind Weizenkeime? Weizenkeime sind reich an Vitaminen, Mineralstoffen, ungesättigten Fettsäuren und Proteinen. Die in Weizenkeimen enthaltenen B-Vitamine helfen bei Störungen des Nervensystems, wie z.B. bei Ermüdungszuständen, Depressionen, Stress oder Nervosität. Bei erhöhten Blutfettwerten und Erkrankungen der Herzkranzgefässe können Weizenkeime hilfreich sein. Zudem haben die enthaltenen Vitamine (B1 und E) eine blutzuckersenkende Wirkung und können bei Diabeteserkrankungen helfen. Weizenkeime sind ideal für Menschen mit erhöhtem Nährstoffbedarf wie Athleten, schwangere oder stillende Frauen oder bei Prüfungsstress.3

Vollkorngetreide schützt epidemiologischen Studien zufolge (2010) dank der sättigenden Wirkung, der verbesserten Verdauung und glykämischen Reaktion gegen Fettleibigkeit, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs.7

Fermentierter Weizenkeimextrakt fand in acht bekannten Studien (2017) Anwendung, um die Wirkung von Chemo- und Radiotherapien bei Tumorpatienten zu erhöhen, Nebenwirkungen zu vermindern und die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Es gab durchaus positive Ergebnisse, aber die Evidenz für die Wirksamkeit war zu gering, um die Therapie als erfolgreich einzustufen.4 Die Nahrungsergänzungsmittel-Industrie bewirbt diesen Extrakt für die Stärkung von Gehirnzellen und seelischem Gleichgewicht oder als Vitalstoff gegen oxidativen Stress.

Helfen Weizenkeime beim Abnehmen? Hier spielt vor allem die verwendete Menge und der tägliche Kalorienverbrauch eine Rolle, denn Weizenkeime reichern Gerichte eher mit Kalorien an. Ob das enthaltene Spermidin beim Abnehmen hilft, konnten wir in keiner wissenschaftlichen Studie finden. Lesen Sie unseren Beitrag: Gesund und dauerhaft abnehmen.

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Weizenkeimen kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen. Weizenkeime enthalten u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:

  • Isoprenoide: Tetraterpene: Carotinoide (Carotene: Alpha-Carotin, Beta-Carotin; Xanthophylle: Lutein, Zeaxanthin, Beta-Cryptoxanthin),25 Triterpene: Sterine (Beta-Sitosterol, Campesterol, Stigmasterol, Delta-5-Avenasterol, Delta-7-Avenasterol, Delta-7-Stigmasterol)26
  • Polyphenole: Flavonoide: Flavone (Vitexin, Isovitexin, Luteolin, Apigenin, Chrysoeriol, Tricin); Phenolsäuren: Hydroxyzimtsäuren (Ferulasäure, p-Cumarsäure, Sinapinsäure)14,27
  • Stickstoffhaltige Verbindungen: Amine: Spermidin, Putrescin, Tryptamin, Cadaverin, Histamin, Spermin, Tyramin9,10,11,25
  • Weitere organische Verbindungen: Policosanole: Docosanol, Tricosanol, Tetracosanol, Hexacosanol, Octacosanol26

Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Weizenkeimen abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.

Eine Überblicksstudie zu den gesundheitlichen Vorteilen von Vollkornprodukten zeigt, dass der Grossteil der bioaktiven Stoffe in Getreidekörnern im Keim und in der Kleie konzentriert ist, die bei der Herstellung von Weissmehl abfallen. Epidemiologische Studien legen nahe, dass der Verzehr von Vollkornprodukten eine schützende Wirkung gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebs und bei der Gewichtskontrolle hat. Es gibt jedoch einige Inkonsistenzen in humanen Interventionsstudien, weshalb man die genauen Wirkungsmechanismen noch weiter erforschen und definieren muss. Dennoch deuten die Ergebnisse dieser Studie darauf hin, dass insbesondere phenolische Verbindungen (Phenolsäuren und Flavonoide) in Vollkornprodukten positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben.7,27

In Weizenkeimen ist Spermidin, ein biogenes Polyamin, enthalten. Forschungen zeigen, dass eine Zufütterung von Spermidin an Fruchtfliegen altersbedingte Gedächtnisstörungen unterdrückt. Die Erinnerungsprozesse bei tierischen Organismen (z.B. Fliegen und Mäusen) sind auf molekularer Ebene jenen des Menschen ähnlich. Mit diesen Erkenntnissen erhoffen sich die Forscher, Mittel gegen eine eintretende Demenz zu entwickeln.9

In einer Studie bewirkte Spermidinfütterung an Mäusen einen sinkenden Blutdruck und ein damit verbundenes geringeres Risiko, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erleiden.10 Ergebnisse einer Langzeitstudie an Menschen (20 Jahre) heben hervor, dass Menschen mit regelmässiger Spermidinaufnahme um fünf bis sieben Jahre länger leben (Mortalitätsrate).11

Die Ergebnisse einer Studie zur antioxidativen Wirkung von Weizenkeimen deuten darauf hin, dass die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe Lipide im Blut, wie Cholesterin und Triglyceride, senken können und als Antioxidantien wirken. Eine genaue Identifizierung der wesentlichen bioaktiven Verbindungen, die für diese Wirkungen verantwortlich sind, sowie die Erforschung ihrer zugrundeliegenden Mechanismen ist jedoch noch erforderlich.25

Eine Untersuchung der Inhaltsstoffe von unterschiedlich hergestellten Weizenkeimölen ergab, dass kaltgepresstes Weizenkeimöl die höchste Konzentration bioaktiver Pflanzenstoffe, insbesondere Beta-Sitosterol und Octacosanol, enthält. Ergebnisse der Studie zeigen vielversprechende entzündungshemmende Eigenschaften dieser Wirkstoffe. Daher könnte sich kaltgepresstes Weizenkeimöl zur wirksamen Vorbeugung oder Behandlung verschiedener entzündlicher Erkrankungen eignen. Spezifische Forschungsstudien dazu stehen jedoch noch aus.26

Wieviel Weizenkeime am Tag essen? Täglich 5 g Weizenkeime bedeuten eine Dosis von 1,2 mg an Spermidin (nicht Spremitin). Wir empfehlen aus Erfahrung, eine tägliche Einnahme von 10 g (ca. 1 EL) nicht zu überschreiten und auf Bio-Qualität zu achten. Um den Darm nicht zu überfordern, sollte man auch Tage ohne Weizenkeime einführen und auf die Wirkung im Darm achten.

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Enthalten Weizenkeime Gluten oder sind Weizenkeime glutenfrei? Gluten ist das Eiweiss im Mehlkörper von Weizen und vielen anderen Getreidesorten. Daher ist der Keim eigentlich glutenfrei. Aufgrund der maschinellen Verarbeitung ist aber die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch Weizenkeime Gluten enthalten. Glutenunverträglichkeit, die autoimmune Reaktionen wie die Zöliakie hervorruft, geht hauptsächlich von den im Gluten enthaltenen Gliadinen (Prolaminen)17 aus. Bei vorhandener Zöliakie ist bei der Lebensmittelauswahl sogar auf Bio-Frischhefe und Bio-Trockenhefe zu verzichten, weil man diese auf einem Getreide-Nährboden züchtet.

Daher: Achtung vor zu viel Weizen! Immer mehr Menschen sind glutensensitiv und leiden an einer Unverträglichkeit gegenüber Weizenproteinen und Weizen-Gluten. Auch deshalb arbeitet das Erb-Müesli mit Samen statt Getreide.

Weizenkeime und andere weizenhaltige Produkte können bei einer Weizenpollen-Allergie (oder anderen Getreidepollenallergien) Kreuzreaktionen verursachen. Über die Weizenallergie lesen Sie bei unserer Zutat Weizenkörner.

Für Menschen mit Gichtsymptomen sind grössere Mengen an Weizenkeimen ungesund, da diese harnsäurebildende Substanzen enthalten.13

Im Weizen, insbesondere im Weizenkeim, steckt das Antinutritivum Lektin, das in Pflanzen als natürliches Insektizid wirkt (Weizenkeim-Agglutinin, WGA).17 Man schreibt auch: GlcNAc-β1-4-GlcNAc-β1-4-GlcNAc oder 5-Acetyl-Neuraminsäure (Neu5Ac). Lektine sind in viel kleinerem Mass auch in anderen Pflanzen (z.B. Tomaten und Kartoffeln) enthalten. Im Gegensatz zum Lektin in Hülsenfrüchten ist das WGA hitzestabil und resistent gegen den proteolytischen Verdauungsabbau (Abbau von Proteinen).6

Macht Weizenlektin krank oder schadet es uns? Es ist immer eine Frage der Menge und der genetischen Disposition, des Alters etc., ob etwas gesundheitsschädlich ist oder nützt. Lektine können in hoher Konzentration die Entstehung von Darmkrankheiten bzw. Darmschäden wie Morbus Crohn oder gar rheumatoide Arthritis begünstigen.6 Weizenkeim-Tests haben gezeigt, dass Weizenlektin die Darmschleimhaut von Nagetieren ernsthaft in Mitleidenschaft ziehen kann, wenn man sie in zu grossen Mengen damit füttert. Zu viel Lektin kann zu Kopfschmerzen, Erbrechen, Durchfall sowie zu Magen- und Darmbeschwerden führen, die nach ein paar Stunden wieder verschwinden. Da der Körper das Weizenkeim-Lektin nicht durch eigene Proteasen abbauen kann, befürchtet man, dass ein regelmässiger Konsum die Funktionen der Bauchspeicheldrüse und des Immunsystems beeinflusst.8

Allerdings zeigen Ergebnisse zu Studien von Nahrungslektinen, dass Weizenkeim-Agglutinine eine Toxizität gegenüber Zellen der akuten myeloischen Leukämie aufweisen, weshalb man sich eine Wirkung bei Leukämietherapien erhofft.16

Literaturverzeichnis - 18 Quellen

2.USDA United States Department of Agriculture.
3.Roger JDP. Heilkräfte der Natur. Ein Praxishandbuch. Zürich: Steinmeier GmbH. 2006. 296.
4.

Onkopedia com: Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V. Weizenkeimextrakt, fermentiert. Projekt CAM Cancer. 2017.

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Cordain L, Toohey L et al. Modulation of immune function by dietary lectins in rheumatoid arthritis. British Journal of Nutrition 2000;83:207-217.

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Gupta VK, Scheunemann L et al. Restoring polyamines protects from age-induced memory impairment in an autophagy-dependent manner. Nat Neurosci. 2013;16(10):1453–1460.

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Eisenberg T, Abdellatif M et al. Cardioprotection and lifespan extension by the natural polyamine spermidine. Nat Med. 2016;22(12):1428–1438.

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Kiechl S, Pechlaner R et al. Higher spermidine intake is linked to lower mortality: a prospective population-based study. Am J Clin Nutr. 1. August 2018;108(2):371–380.

12.ÖNWT Österreichische Nährwerttabelle.
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UGB Unabhängige Gesundheitsberatung Wohlstandskrankheit Gicht. 2013.

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Geng P, Sun J, Zhang M, Li X, Harnly JM, Chen P. Comprehensive characterization of C -glycosyl flavones in wheat (Triticum aestivum L.) germ using UPLC-PDA-ESI/HRMS n and mass defect filtering: C -glycosyl flavones in wheat germ. J Mass Spectrom. 2016;51(10):914–930.

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Mumolo MG, Rettura F, Melissari S et al. Is Gluten the Only Culprit for Non-Celiac Gluten/Wheat Sensitivity? Nutrients. 2020;12(12):3785.

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Simopoulos AP. Importance of the Ratio of Omega-6/Omega-3 Essential Fatty Acids: Evolutionary Aspects. In: Simopoulos AP, Cleland LG (Ed.) Omega-6/Omega-3 Essential Fatty Acid Ratio: The Scientific Evidence. Karger;2003:1–22.

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Liaqat H, Kim KJ, Park S yeon, Jung SK, Park SH, Lim S, et al. Antioxidant effect of wheat germ extracts and their antilipidemic effect in palmitic acid-induced steatosis in hepg2 and 3t3-l1 cells. Foods. 2021;10(5):1061.

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Harrabi S, Ferchichi A, Fellah H, Feki M, Hosseinian F. Chemical composition and in vitro anti-inflammatory activity of wheat germ oil depending on the extraction procedure. J Oleo Sci. 2021;70(8):1051–1058.

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Călinoiu LF, Vodnar DC. Whole grains and phenolic acids: a review on bioactivity, functionality, health benefits and bioavailability. Nutrients. 2018;10(11):1615.

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