Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Vom Anbau bis zum Konsum der Brotfrucht gibt es viele Schritte, die sich negativ auf die Umwelt auswirken können. Der ökologische Fussabdruck sagt aus, wie klimaschädlich ein Produkt ist. Je grösser der Fussabdruck, umso mehr klimaschädliche Gase entstehen entlang der Wertschöpfungskette. Eine Studie zur Umweltfreundlichkeit von Fleischalternativen schätzt das Erderwärmungspotenzial (GWP) der Brotfrucht im Vergleich zu anderen Produkten als relativ niedrig ein. Die gekochte und fermentierte Brotfrucht als Fleischersatz hat ein GWP von 0,2-0,4 kg CO2eq/kg und ist im Vergleich zu Parmesan (1,2-9,1), pflanzlich-basierten Fleischalternativen (0,3-3,7), In-vitro-Fleisch (10-14,7) und Rindfleisch (20,1-47,1) sehr klimafreundlich.4 Die Plattform CarbonCloud berechnet für die Jackfrucht - vergleichbar mit der Brotfrucht - einen CO2-Fussabdruck zwischen 0,63 und 2,64 kg CO2eq/kg für ein in Schweden gekauftes Produkt.22
Brotfruchtbäume können dem Klimawandel entgegenwirken, indem sie CO2 in der Biomasse speichern. Pflanzen lagern sowohl über der Erde, im Stamm, den Blättern und Früchten, als auch unter der Erde, in den Wurzeln, CO2 ein. Eine Studie hat berechnet, dass ein Brotfruchtbaum nach 10 Jahren Wachstum 90,2 kg CO2 ober- und unterirdisch speichern kann. Der Brotfruchtbaum besitzt im Vergleich zu anderen einjährigen Nutzpflanzen ein deutlich höheres Potenzial zur Bindung von Kohlenstoff. Anhand verschiedener Klimawandel-Szenarien konnte die Studie belegen, dass die Brotfrucht ein klimaverträglicher Rohstoff ist.21
Die Nachhaltigkeit eines Lebensmittels kann man auch anhand des Wasserverbrauchs feststellen. Im globalen Durchschnitt haben Früchte einen Wasserfussabdruck von 967 l/kg. Man teilt den Wasserfussabdruck in drei Kategorien. Ein grosser Anteil des globalen durchschnittlichen Bedarfs für Früchte geht auf das Regenwasser (727 l) zurück. Man nennt diese Kategorie grünes Wasser. Der Verbrauch an Oberflächenwasser und Grundwasser, auch blauer Wasserfussabdruck, liegt bei 147 l. Weiters sind 93 l Süsswasser (Graues Wasser) nötig, um die Schadstoffbelastung aufzunehmen, bzw. um das Wasser "rein zuwaschen". Wir haben keine konkreten Zahlen zum Wasserverbrauch der Brotfrucht gefunden. Regional verfügbare Stärkeprodukte, wie Kartoffeln, haben einen Wasserfussabdruck von 287 l/kg.6
Achten Sie beim Einkauf auf die Herkunft der Lebensmittel? Nachdem die Brotfrucht nur in tropischen Ländern gedeiht und die Zutat einen weiten Transportweg nach Europa zurücklegt, ist von einem übermässigen Konsum abzuraten. Bevorzugen Sie den Kauf von regionalem stärkehaltigen Gemüse und greifen Sie bevorzugt zu Kartoffeln, Süsskartoffeln und Mais.
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Tierschutz - Artenschutz
Brotfruchtbäume spenden Schatten, mulchen und sorgen für ein günstiges Mikroklima. Sie kommen oft in Hausgärten und in agroforstlichen Betrieben gemischt mit anderen Nutzpflanzen vor. Bei weiträumigen Pflanzabständen (12x12 m für kommerzielle Produktion) kann man Obstbäume und Leguminosen als Deckfrucht dazwischen setzen. Vorteile einer Polykultur - das Gegenteil von Monokultur - sind eine Steigerung der Gesamtproduktivität, Maximierung der Flächennutzung, positive Wechselwirkungen zwischen den Pflanzen und Nachhaltigkeit. Die grösste Schwierigkeit ist die Schädlings- und Krankheitsbekämpfung.10
Die Biodiversität profitiert vom Anbau der Brotfrucht, denn ihre Früchte sind eine wichtige Nahrungsquelle für Flughunde, einheimische Tauben und anderen Vögeln auf den Pazifikinseln. Honigbienen nutzen den Pollen des männlichen Blütenstandes und sammeln die Tropfen des Milchsaftes, der auf der Fruchtoberfläche austritt.10
Weltweites Vorkommen - Anbau
Ursprünglich stammt der Baum aus dem Westpazifik, hauptsächlich aus Neuguinea und den benachbarten Inseln.16 Vor 3000 Jahren brachten die polynesischen BewohnerInnen den Baum auf ihren Seereisen in den gesamten pazifischen Raum und bis nach Hawaii. Heute ist die Baumart überall in den Tropen verbreitet.10 Vor allem in Polynesien, der Karibik, in Südindien und Sri Lanka zählt die Brotfrucht zu den Grundnahrungsmitteln.2
Wild zu finden
Wer genau der wildwachsende Vorfahre des kultivierten Artocarpus altilis (ehemals communis) ist, ist in der Literatur nicht eindeutig. Brücher nennt Artocarpus integer (ehem. champeden) als Vorfahren. Die Cempedak-Früchte sehen den Brotfrüchten sehr ähnlich, sind etwas kleiner und die Blätter weisen eine starke, braune Behaarung auf. Zudem hat das Fruchtfleisch einen aufdringlichen, beinahe abstossenden Geruch und mehr Kerne als die kultivierten Früchte.5 Auch Artocarpus camansi (Brotnuss) ist als wilder Vorfahre genannt, der ursprünglich auch aus Neuguinea stammt.10,11
Anbau - Ernte
Der immergrüne Baum wächst typischerweise 12-15 m hoch. Er trägt eine grosse, Schatten-spendende Krone mit bis zu einem Meter langen Blättern. Diese sind stark glänzend und gelappt. Die Bäume sind nicht nur für die Nahrungsproduktion von Nutzen, sondern sie festigen auch den Boden und schützen ihn vor Erosion. Brotfruchtbäume gedeihen gut an steilen Hängen, wo sie Erdrutsch verhindern und als Windbrecher fungieren. Das Blätterdach spendet Pflanzen und Menschen wohltuenden Schatten und die grossen Blätter bilden Mulch. Ein Brotfruchtbaum kann einen Stammdurchmesser von bis zu einem Meter erreichen. Die Pflanzen haben oft sogenannte Brettwurzeln, die den hohen Bäumen im tropischen Regenwald eine bessere Standfestigkeit geben. In den Monsun-Ländern oder in Regionen mit Trockenzeiten wirft der Baum seine Blätter ab.5,10
Brotfruchtbäume (Artocarpus altilis) tragen eine Vielzahl an kleinen Blüten. Der Baum ist getrenntgeschlechtlich (monözisch), d.h. jeder Baum hat männliche und weibliche Blüten, die sich optisch voneinander unterscheiden. Die weiblichen Blüten entwickeln sich nach der Bestäubung zu kugeligen Sammelfrüchten (Synkarpie).11 Die meisten Sorten tragen ein oder zweimal pro Jahr Früchte.10 Unter den kultiviert entstandenen Lokalsorten der Brotfrucht gibt es inzwischen auch samenloses Obst.5
Eine sorgfältige Ernte ist entscheidend für die Erhaltung der Fruchtqualität. Übliche Werkzeuge für die Obsternte sind eine lange Pflückstange mit einem gegabelten Ende zum Umklammern des Stiels oder ein netzartiger Beutel zum Auffangen der Früchte. Das Herunterfallen ist zu vermeiden, da die Früchte sonst ihre Festigkeit und Frische verlieren.10
Weiterführende Informationen
Brotfruchtbäume (Artocarpus) gehören zur Familie der Maulbeergewächse (Moraceae). Die Bezeichnungen Artocarpus altilis (Parkins), Artocarpus communis (Forst) oder Artocarpus incisus (Thunb) verwendet man als Synonyme.
Drei verwandte Arten zählen zum Brotfrucht-Komplex: Artocarpus altilis (Parkinson) Fosberg, Artocarpus camansi Blanco und Artocarpus mariannensis Trécul.23 Es gibt noch mehr nutzbare Arten von Brotfruchtbäumen, viele davon kommen auf den Südostasiatischen Inseln vor. Für die tropische Kulturpflanzenforschung sind zwei Arten von besonderer Wichtigkeit. Der polynesische echte Brotfruchtbaum (Artocarpus communis Forst) und der indische Jackfruchtbaum (Artocarpus heterophyllus Lam).5 Bekannte Brotfruchtbaumarten sind auch Cempedak (Artocarpus chempedak) und Marang (Artocarpus odoratissima).
Der Name Brotfruchtbaum stammt vermutlich von den ersten Europäern, welche die Frucht auf Tahiti als Backwarenprodukt kennenlernten. Die 'polynesischen Kekse' schmeckten wie Weizenbrot. Die Brotfruchtbäume brauchen praktisch keine Pflege und gedeihen überall auf Tahiti. So kam den Europäern die Idee, diese Pflanzen in die englischen Kolonien zu exportieren, wo die Brotfrüchte den Sklaven als Nahrung dienen sollten.
Wegen 1000 Brotfruchtbäumchen kam es zur legendären Meuterei auf der Bounty. 1792 transportiere das britische Schiff Bounty unter Kapitän Bligh die Setzlinge von Tahiti in die englischen Kolonien in der Karibik. Um die kostbaren Bäumchen zu retten, ordnete der Kapitän an, das Trinkwasser der Mannschaft zu rationieren. Das führte aber zu einer Meuterei. Die Besatzungsmitglieder setzten ihren Kapitän auf offenem Meer aus, warfen alle Bäume über Bord und reisten wieder nach Tahiti zurück. Der Versuch, die Brotfrucht zu exportieren, scheiterte und Kapitän Blighs Reise endete auf einer einsamen Insel im Südpazifik. Doch Kapitän Bligh unternahm nach seiner Rettung eine erneute Brotfruchtbaum-Expedition. Mit dem Schiff Providence kamen unzählige Setzlinge nach Westindien, wo unverzüglich auch der Anbau erfolgte. Trotz Mangelernährung weigerte sich die Sklavenbevölkerung aber, die Brotfrucht als Nahrungsmittel anzunehmen.5 Die Sklaven litten nach dem Essen der Frucht unter heftigen Winden, die lange und weitherum rochen. Dies zur Freude der Farmerbesitzer und Aufseher, welche die Flüchtigen dadurch immer wieder auffinden konnten. Mit dem kulturellen und sozialen Wandel ging auch der Status der Frucht vom 'food of paradise' zum Arme-Leute-Essen einher.5,8
Alternative Namen
Die Brotfrucht, auch Brotbaumfrucht genannt, ist auf Hawaii als "ulu" bekannt. Die englische Bezeichnung lautet "breadfruit" und die spanische "panapen".23
Sonstige Anwendungen
Der unter der Borke liegende Rindenbast des Brotfruchtbaums dient den einheimischen Menschen als Flecht- und Bindematerial. Daraus fertigen sie Schuhe, Handtaschen, Stoffe oder Wohnutensilien.5 Das leichte und flexible Holz kann man für den Haus- und Kanubau verwenden. Die Einheimischen schnitzen daraus Statuen, Schalen und anderen Gegenständen. Die älteren, weniger produktiven Bäume nutzt man als Brennholz. Für das Kochen in Erdöfen verwendet man grosse, biegsame Blätter zum Einwickeln von Speisen.10
Literaturverzeichnis - 11 Quellen
2. | Gemüsekorb info: Brotfrucht. |
4. | Smetana S, Ristic D et al. Meat substitutes: Resource demands and environmental footprints. Resources, Conservation and Recycling. 2023;190:106831. |
5. | Brücher H. Tropische Nutzpflanzen. Ursprung, Evolution und Domestikation. Springer Verlag: Berlin. 1977:351-353. |
6. | Mekonnen MM, Hoekstra AY. The green, blue and grey water footprint of crops and derived crop products. Hydrol Earth Syst Sci. 2011;15(5):1577–1600. |
8. | DeLoughrey EM. Globalizing the Routes of Breadfruit and Other Bounties. Journal of Colonialism and Colonial History. 2008;8(3). |
10. | Ragone, D. Farm and Forestry Production and Marketing Profile for Breadfruit (Artocarpus altilis). In: Elevitch, C.R. (ed.). Speciality Crops for Pacific Island Agroforestry. Permanent Agriculture Resources (PAR), Holualoa, Hawaii: 2011. |
11. | Sikarwar MS, Hui BJ et al. A Review on Artocarpus altilis (Parkinson) Fosberg (breadfruit). J App Pharm Sci. 2014;4(08):91-97. |
16. | Mehta KA, Quek YCR, Henry CJ. Breadfruit (Artocarpus altilis): Processing, nutritional quality, and food applications. Front Nutr. 2023;10:1156155. |
21. | Livingston CM. Accounting for Carbon in Artocarpus altilis Afforestation Systems. Master Thesis, Tropical Plant and Soil Sciences, University of Hawaii. 2023. |
22. | Carboncloud com: Jackfruit Sweden. 2024. |
23. | National Tropical Botanical Garden org: Breatfruit. |
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