Inhaltsverzeichnis
Gekeimte Linsen (Lens culinaris) kann man roh im Salat (Rohkost) oder gekocht verspeisen. Die Keimlinge enthalten deutlich mehr Vitamine und Mineralstoffe als getrocknete Linsen. Keimlinge sind von Sprossen zu unterscheiden. Bio-Linsen sind meist besser geeignet zur Herstellung.
Verwendung in der Küche
In roher Form sind Linsen unbekömmlich, da sie giftige Inhaltsstoffe (z.B. Lektine) enthalten, die sich durch Kochprozesse unschädlich machen lassen. Langes Einweichen, ein Keimvorgang oder das Kochen (Garen) reduziert schädliche Stoffe in genügendem Mass. Gekeimte Linsen kann man folglich roh essen.
Sollte man gekeimte Linsen kochen? Gekeimte Linsen sollte man nicht kochen, da so wertvolle Inhaltsstoffe verloren gehen.
Linsenkeimlinge roh essen: Gekeimte Linsen schmecken hervorragend süsslich-nussig und eignen sich gut als Salat-Basis oder zum Garnieren. Püriert und mit Kräutern verfeinert, zaubert man damit einen veganen Aufstrich auf den Tisch. Gekeimte Linsen schmecken eher nach Gemüse, als nach Protein. Gedünstet oder blanchiert entfalten sie ein leckeres Aroma. Allerdings verlieren sie durch die Hitze an wertvollen Inhaltsstoffen und sind somit weniger gesund. Gekeimte Linsen passen gut als 'Topping' zu Eintöpfen wie Gemüsecurry, Risotto oder zu Suppen (z.B.: Curry-Butternusskürbis-Suppe mit Sprossen oder Radieschenblätter-Spinat-Suppe mit Kürbiskerntopping).
Linsen keimen lassen
Möchten Sie Linsen selbst keimen lassen, brauchen Sie ungeschälte, rohe Linsen, am besten in Bio-Qualität.
Können rote Linsen keimen? Rote und gelbe Linsen aus dem Supermarkt sind fast immer geschält und keimen daher nicht mehr. Es gibt auch ungeschälte gelbe und rote Linsen; die Samenschale der roten Linsen ist jedoch generell dunkler gefärbt (je nach Ursprungsland) und daher bezeichnet man sie auch gerne als Braune oder Schwarze Linsen.14,15 Biologisches Saatgut enthält im Normalfall keine Keimhemmer. Sie können vor dem Prozess eine Keimprobe machen, indem Sie nur einen Esslöffel Linsen auf ein befeuchtetes Küchentuch legen. Achten Sie die nächsten Tage darauf, dass das Küchentuch immer feucht ist. Sind die Linsensamen in Ordnung, sollten nach 3 – 10 Tagen die Keimlinge sichtbar sein. Auch relevant ist, wie viele der Samen aufgehen – gehen nur weniger als die Hälfte auf, sind die Linsen nicht geeignet, um gekeimte Linsen herzustellen.
Sie benötigen ein Anzuchtgerät, wie z.B. ein Keimglas, eine Schale oder einen Sprossglas. Zu Beginn reicht auch ein sauberes Schraubglas mit gelöchertem Deckel, zum Keimen.
Beim Keimvorgang sollten Sie die Sauberkeit immer im Auge behalten! Da die Keimlinge sehr anfällig sind für Schimmel, ist es ratsam das Glas zuerst auszukochen. Zudem muss auch das Saatgut sauber sein. Über einem Sieb spült man die Linsen ausgiebig mit Wasser ab. Damit die Samen mit dem Keimprozess besser starten können, sollten Sie die Linsen für 1-2 Stunden im Wasser einweichen. Bei ungeschälten roten Linsen ist dies nicht unbedingt nötig. Nach dem Einweichen spült man die Linsen gut ab. Dafür sollte man das Einweichwasser weggiessen, frisches Wasser einfüllen und anschliessend wieder gut abgiessen. Auch während der Keimphase ist regelmässiges Spülen notwendig. Zweimal täglich mit frischem Wasser abspülen genügt - ausser im Sommer: Dann empfehlen sich 3 Spülungen pro Tag.10
Linsen sind (wie die meisten grossen Samen) Dunkelkeimer. Entgegen anderslautenden Tipps auf verschiedenen Webseiten empfehlen wir keinen hellen Ort. Ausserdem darf keine Staunässe entstehen, weshalb man die Gläser mit der Öffnung nach unten schräg geneigt aufstellt. Die Linsenkeimlinge bilden sich nach ca. 1-2 Tagen. Lässt man sie länger im Glas, maximal 3 bis 4 Tage, entwickeln sich Sprossen, die man roh essen kann. Grössere Linsen wie Tellerlinsen (6-7 mm) oder Riesenlinsen benötigen eine längere Keimdauer (siehe Phytinsäure bzw. Phytat und das Einweichen oder Keimen). Vor dem Verzehr spült man die gekeimten Linsen bzw. Sprossen (je nach Keimzeit) ein letztes Mal gut ab.
Veganes Rohkost-Rezept für gekeimten Linsensalat
Zutaten (als Beilage für 3 Personen): Für den erfrischenden Salat braucht man 250 g gekeimte Linsen (roh, bio), 2 gehackte Schalotten, 100 g getrocknete Tomaten in schmalen Streifen, ca. 125 g geschnittenen Stangensellerie, 1 fein gehackte Knoblauchzehe, wenig Oliven- oder Rapsöl* und (je nach Geschmack) 2 EL oder mehr Apfelessig, Salz, Pfeffer, Petersilie
Zubereitung: Gekeimte Linsen und Gemüse in eine Schüssel geben, Öl und Essig mischen und unterrühren. Mit wenig Salz, Pfeffer und gehackter Petersilie abschmecken.
*Rapsöl ist gesünder als Olivenöl. Für eine gesunde Ernährung (auf Basis von Rohkost oder Kochkost) ist ein sparsamer Gebrauch oder sogar der Verzicht auf Öl zu empfehlen.
Vegane Rezepte mit gekeimten Linsen finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".
Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen: Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler. |
Einkauf - Lagerung
Gekeimte Linsen kaufen Sie am besten in gut sortieren Bioläden. Gelegentlich liegen sie auch bei den gängigen Supermarktketten wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer, Billa etc. als Rohkost im Kühlregal. Im Internet erhält man sie häufig per Priority-Versand. Bevorzugen Sie Bio-Qualität, wenn möglich, aus inländischer oder gar lokaler Produktion.
Auch bei gekauften Produkten ist auf Schimmelbefall zu achten. Allerdings verwechselt man häufig die pelzig-flaumigen Faserwurzeln mit Schimmel. Eine Geruchsprobe hilft Ihnen, Schimmel von den feinen Wurzeln zu unterscheiden: Schimmel riecht modrig, Faserwurzeln riechen eher frisch bis kräftig scharf.
Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen Samen (1), Keimlingen und Sprossen: Linsen-Keimlinge (2) sind nur einen bis wenige Millimeter lang und man isst Samen und Wurzeln mit. Linsensprossen (3) hingegen erreichen einige Zentimeter: Auch Linsensprossen sind roh essbar. Als Sprossengrün (4) bilden sie dann Keimblätter aus. In diesem Fall schneidet man das Samenkorn weg.
Die Verfügbarkeit von gekeimten Linsen ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.
Tipps zur Lagerung
Gekeimte Linsen sollte man im Kühlschrank aufbewahren und innerhalb von 3 Tagen essen. Lagert man sie länger, wachsen sie im besten Fall auch im Kühlschrank weiter, aber verlieren wertvolle Vitamine und Spurenelemente - oder vergammeln. Selbstgekeimte Linsen kann man sofort roh essen oder in ein verschliessbares Glas oder Schüsselchen geben, kühl stellen und innerhalb von zwei Tagen konsumieren.
Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien
Bei gekeimten Linsen sind die Nährstoffe besser aufgeschlossen. Sie enthalten mehr Eiweiss (Proteine), Ballaststoffe und Vitamine als getrocknete Linsen.5 Gekeimte Linsen zu essen bedeutet aber nicht, mehr Mineralien wie Eisen, Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium, Phosphor und Zink zu sich zu nehmen als bei ungekeimten Linsen. Gekeimte Linsen sind übrigens schwerer als getrocknete Linsen, weil sie vor dem Keimen quellen. Dies macht einen Eins-zu-eins-Vergleich der Nährstoffe nicht leicht.
Aber gekeimte Linsen enthalten deutlich mehr Vitamin E und B-Vitamine (einschliesslich Thiamin, Niacin und Folsäure).5 Linsenkeime enthalten roh gegessen eine beachtliche Menge an Vitamin C (16,5 mg/100g).4 Das entspricht in etwa dem Gehalt von Ananas, orangen Tomaten oder von Kaki. Deutlich mehr Vitamin C befindet sich in der Echten Guave (228,3 mg) und in der gelben Gemüsepaprika (183,5 mg).13
Gekeimte Linsen bieten 106 kcal/100g. Die Makronährstoffe sind im folgenden Mass enthalten: Fett ist zu 0,55 g/100g (hauptsächlich ungesättigte Fette), Kohlenhydrate zu 22 g/100g und Eiweiss zu 9,0 g/100g enthalten.13
Der prozentual bedeutendste Mikronährstoff in gekeimten Linsen ist Folsäure; 100 g enthalten 100 µg Folsäure – 50 % des Tagesbedarfs. Fast doppelt so viel Folsäure findet sich in rohem Spinat (194 µg/100g) oder Algen, wie z.B. Wakame mit 196 µg/100g.13
Lysin, eine essentielle Aminosäuren, ist zu 0,71 g/100g enthalten, vergleichbar mit Edamame. Das ist eine beachtliche Menge (38 % des Tagesbedarf). Andere Hülsenfrüchte wie Kichererbsen (1,4 g/100g) oder schwarze Bohnen (1,5 g/100g) sind noch bessere Lysin-Quellen.13
Eine weitere essentielle Aminosäure findet sich in den gekeimten Linsen: Threonin mit 0,33 g/100g. Ähnliche Mengen sind z.B. in Grünkern enthalten. Viel mehr kann man über Tempeh (0,80 g/100g) oder Goabohnen aufnehmen (1,2 g/100g).13
Durch den Keimvorgang wandeln sich schwer verdauliche, komplexe Kohlenhydrate (Dreifachzucker bzw. Trisaccharide) bis zu 80 % in leicht verdauliche Disaccharide um.3
Bei gekeimten Hülsenfrüchten steigt der Gehalt an der essenziellen Aminosäure Methionin und an der bedingt essenziellen Aminosäure Cystein.
Die gesamten Inhaltsstoffe von gekeimten Linsen (inkl. kcal), die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.
Wirkungen auf die Gesundheit
Linsen haben einen hohen Proteingehalt, wenig Kalorien und enthalten viele essentielle Nährstoffe. Im Vergleich zu anderen Hülsenfrüchten hat die Linse weniger der unbekömmlichen Phytinsäure. Ausserdem weisen Linsen einen hohen Gehalt an Phenolen (siehe im nächsten Abschnitt) auf. Gekeimte Linsen bieten einige gesundheitliche Vorteile gegenüber rohen Linsen; da der Keimvorgang die chemische Zusammensetzung verbessert.20
Neben dem Nährwert bieten Linsen eine Vielzahl potentieller gesundheitsfördernder Effekte: reduziert Cholesterol, hilft bei der Behandlung von Blutzuckerstörungen, Senkung der Blutfette und Verringerung des Risikos an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs zu erkranken.21
Linsen sind gute Eisenlieferanten (8 mg/100g) und gelten daher als wirksam gegen Blutarmut. Aufgrund des hohen Ballaststoffanteils helfen sie bei Verstopfungen und senken den Cholesterinspiegel. Sie lassen den Blutzucker nur langsam ansteigen und sind daher auch für Diabetiker empfehlenswert. Der hohe Folsäuregehalt kommt insbesondere Frauen mit Kinderwunsch und Schwangeren zugute.6
Der darin enthaltenen Phytinsäure schreibt man eine antioxidative und antikanzerogene (oder: antikarzinogene) Wirkung zu. Ein verringertes Darmkrebsrisiko ist der Chelatbildung mit Eisen zu verdanken. Phytinsäure wirkt positiv bei Prostatakrebs, Brustkrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs und soll auch den Blutzucker senken.1,2
Alles in allem sind Linsen eine exzellente Quelle von Ballaststoffen, Nährstoffen und wirken antioxidativ. Aufgrund des Proteingehalts sind Linsen besonders für Vegetarier und Veganer eine ideale gesundheitsfördernde Zutat mit wenig Kalorien und einem niedrigen Glykämischen Index.25
Sekundäre Pflanzenstoffe
Viele gesundheitliche Wirkungen von gekeimten Linsen kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen. Gekeimte Linsen enthalten unter anderem folgende sekundäre Pflanzenstoffe: Chinasäure, Tocopherol, Catechin und Epicatechin.21,25
Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in gekeimten Linsen abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann.21 Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Kann man Linsen roh essen? Rohe Linsen weisen, ähnlich wie andere Hülsenfrüchte, einen hohen Phytinsäuregehalt auf. Die Phytinsäure befindet sich im Inneren des Endosperms. Für den Keimling ist die Phytinsäure sehr wichtig, für uns Menschen jedoch weniger. Linsen sollte man nicht roh essen, doch gekeimte Linsen roh zu essen ist üblich.
Phytinsäure bindet Mineralstoffe und Spurenelemente, wie z.B. Calcium, Zink, Eisen, Magnesium und Mangan. Phytinsäure hemmt auch bestimmte Verdauungsenzyme, hat aber auch positive Wirkungen. Weitere Informationen finden Sie im Artikel: Phytinsäure bzw. Phytat und das Einweichen oder Keimen.
Verzehrt man rohe Linsen ungekeimt, treten Kopfschmerzen, Erbrechen, Durchfall oder Magen- und Darmbeschwerden auf. Der Keimvorgang aber baut verschiedene Substanzen ab, die in rohen Linsen ungesund oder giftig sind. Unter anderem baut er die in den rohen Samen enthaltenen Gerbstoffe (Tannine) ab.12 Tannine sind antinutritive Substanzen, die andere Nährstoffe ganz oder teilweise unbrauchbar machen können. Zudem verringert sich beim Keimen der Linsen auch der Gehalt an Hämagglutininen. Diese Linsen-Lektine können bei exzessivem Konsum von ungekeimten Linsen die roten Blutkörperchen verklumpen und gelten daher als toxisch (giftig). Der Prozess des Keimens soll die Hämagglutinine um 75-100 % reduzieren, wobei es auch Studien gibt, die weniger ausweisen.11 Bereits das Einweichen führt übrigens zu einem reduzierten Tannin- und Lektingehalt.
Schimmelbefall bei Keimlingen tritt relativ häufig auf. Man sollte immer beachten, dass das Spülwasser richtig abtropfen kann und kein Wasserstau entsteht. Bei Auftreten von Schimmel bitte alles entfernen, danach die Arbeitsfläche, Behältnisse und die Hände gut reinigen.
Trotz ihres Rufes als gesunde Lebensmittel sind in den letzten Jahren Krankheitsausbrüche durch den Verzehr von Hülsenfrüchten aufgetreten. Diese Ausbrüche standen im Kontext des Verzehres von Samen und rohen Sprossen. Oft waren diese Samen und Sprossen mit Bakterien wie Escherichia coli, Salmonella spp. und manchmal Listeria monocytogenes kontaminiert. Es kam unter anderem im Jahr 2011 in Deutschland zu einem E. coli-Ausbruch durch verseuchte Samen aus Ägypten. Ein ähnlicher Ausbruch ereignete sich 2005 in Kanada, bei dem 600 Menschen durch den Verzehr kontaminierter Sprossen erkrankten. Diese Fälle zeigen, dass Samen und Sprossen kontaminiert sein können, wie auch eine Studie aus Lettland zeigte, in der verschiedene Bakterien in Mikrogrün und Sprossen auffindbar waren.20 Daher ist es besonderes wichtig, Sprossen und gekeimte Samen vor dem Verzehr gut zu waschen und während der Herstellung gut auf Hygiene zu achten.
Gekeimte Linsen und Blausäure
Manchmal finden sich im Internet Informationen zu Blausäure und gekeimten Linsen, oft kommen dabei die Begriffe B17 als "Vitamin", Laetril oder Amygdalin vor. Hier führen wir auf, was es damit wirklich auf sich hat.
Beim Amygdalin handelt es sich um ein cyanogenes Glykosid, also eine Verbindung zwischen einem Alkohol und einem Zucker, bei dessen Abbauprozess durch körpereigene Enzyme Cyanwasserstoff (HCN) bzw. Blausäure entsteht. Diesen Inhaltsstoff kann man ausser in gekeimten Linsen auch in einer Vielzahl an anderen Lebensmitteln finden.16
Der Term "B-Vitamin 17" ist ein Synonym für das Akronym Laetrile (Laetril) bzw. für Amygdalin – doch es handelt sich hierbei um ein Pseudovitamin, das der Körper für seine normale Funktion nicht benötigt. Auch gibt es auf die 80er-Jahre zurückgehende Gerüchte, dass dieser Inhaltsstoff eine krebsbekämpfende Wirkung hat. Doch diese Aussage hat eine systematische Übersichtsarbeit durch einen Cochrane-Review im Jahr 2015 klar entkräftet. Die Arbeit kommt zum Schluss, dass es keine verlässlichen Belege für die angeblichen Wirkungen von Laetrile oder Amygdalin auf kurative (heilende) Effekte bei Krebspatienten gibt.17
Der bekannteste Vertreter ist die namensgebende Bittermandel, denn Amygdalin kommt vom Lateinischen 'amygdala' (Altgriechisch ἀμυγδάλη) für Mandelkern. Doch, auch wenn es sich bei Blausäure um einen giftigen Bestandteil handelt, der über Zeit akkumulieren kann, sind die enthaltenen Mengen in gekeimten Linsen im Gegensatz zur Bittermandel nicht bedenklich.
Leider konnten wir keine fundierten Studien darüber finden, ausser im Hinblick auf Bittermandeln, was aber wiederum für die Unbedenklichkeit der Linsen spricht. Zudem lohnt sich das Keimen durchaus, da es eine Erhöhung der Verdaulichkeit und eine Reduzierung des Gehalts an resistenter Stärke sowie an antinutritiven Verbindungen bewirkt.18 Die grösste Gefahr liegt nicht bei einer Blausäureakkumulation, sondern bei einer möglichen Kontamination durch diverse Bakterien.19 Dies passiert aber sehr selten und lässt sich durch gute Hygienebedingungen leicht vermeiden.
Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Getrocknete Linsen (Bio) kommen auf einen CO2-Fussabdruck von ca. 1,7 kg CO2eq/kg. Das ist für ein pflanzliches Lebensmittel relativ viel.22 Setzt man aber die Linsen in Verhältnis zu ihrem Nähwert, sind sie sehr wohl eine klimafreundliche Zutat.28
Der Wasser-Fussabdruck von Linsen beläuft sich im globalen Durchschnitt auf 5874 l/kg. Das scheint am ersten Blick ein sehr grosser Fussabdruck zu sein; Gemüse hat durchschnittlich gerade mal 322 l/kg. Bringt man wiederum den Nährwert ins Spiel, zeichnet sich ein anderes Bild ab: Hülsenfrüchte brauchen durchschnittlich 4055 l/kg, aber nur 1,19 l/kcal. Im Vergleich braucht Gemüse z.B. 1,34 l/kcal. 23 Eier kommen auf einen doppelt so grossen Fussabdruck pro kcal, Rindfleisch auf das Zehnfache.24
Genaue Zahlen speziell zu gekeimten Linsen konnten wir trotz umfangreicher Recherche nicht finden.
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Tierschutz - Artenschutz
Im Grossen und Ganzen wirkt sich die Produktion von Linsen positiv auf die Tierwelt aus; da Linsen einen guten Ersatz für tierische Produkte darstellen und damit Tierleid vermindert. Trotzdem können landwirtschaftliche Aspekte, wie Pestizideinsatz und Veränderung von natürlichen Lebensräumen, die Biodiversität negativ beeinflussen.
Linsen sind anfällig für verschiedene Schädlinge und daher prädestiniert für den Einsatz von Pestiziden. Biologische Bäuerinnen und Bauern arbeiten jedoch mit verschiedenen Strategien, wie Fruchtfolgen, Mischkulturen und anderen natürlichen Methoden, um diese in Schach zu halten.26 Solche ökologischen Prinzipien spielen eine wichtige Rolle beim Schutz der Artenvielfalt.27
Weltweites Vorkommen - Anbau
Die Linse, wie man sie heute verzehrt, stammt wahrscheinlich von der Wildlinse Lens orientalis aus Kleinasien ab. Linsen hat man seit der Jungsteinzeit angepflanzt und kultiviert. Sie zählen zu den ältesten Trockengemüsearten.7 Im Neolithikum (ca. 7000 v. Chr.) war die Linse eine Hauptnutzpflanze im fruchtbaren Halbmond (Bulgarien, Griechenland). Auch im Alten Ägypten und in Palästina waren Linsen ein Grundnahrungsmittel.
Heutige Hauptanbaugebiete sind Spanien, Russland, Chile, Argentinien, die USA, Kanada und Vorderasien. Allein in Indien sind über 50 Linsensorten verbreitet.
Anbau - Ernte
Linsen sind Leguminosen, die mithilfe von Knöllchenbakterien im Boden Stickstoff aus der Luft binden, was sich sehr positiv auf den Boden auswirkt. Standen zuvor andere Leguminosen auf dem Feld, ist keine Impfung mit Knöllchenbakterien notwendig. Zudem sind Linsen sehr anspruchslos und der Anbau gelingt auch auf mergeligen, sandigen, kalkhaltigen, lockeren Lehmböden, die auch ziemlich flachgründig sein können. Sie gelten als konkurrenzschwach, weshalb für einen erfolgreichen Linsen-Anbau die Unkrautregulierung bei einer Reinkultur entscheidend ist. Je nach Klima und Boden gibt es auch Mischkulturen mit Hafer oder Gerste. Hier ist es wichtig, die Linsen nicht zu beschatten. Der Linsenanbau in Europa ist noch ein Nischenprodukt und eher im ökologischen Landbau verbreitet.8
Man erntet Linsen mit einem Mähdrescher, wobei der Erntezeitpunkt schwierig zu bestimmen ist, da Linsen sehr unregelmässig abreifen (von unten nach oben). Daher ist eine Trocknung der geernteten Linsen fast immer notwendig.
Weiterführende Informationen
Die Linse (Lens culinaris) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Linsen (Lens), aus der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae), innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae oder Leguminosae).9
Zum Keimen eignen sich die Samen aller Pflanzen, deren Blätter, Stängel und Früchte essbar sind. Nachtschattengewächse (Kartoffeln und Tomaten) sind wegen des giftigen Inhaltsstoffes Solanin nicht geeignet. Gekeimte Gartenbohnen kann man wegen des enthaltenen Phasins erst nach einer 15-minütigen Erhitzungsphase geniessen.4
Alternative Namen
Die Linse nennt man auch Linsenerve, Erve oder Küchen-Linse.
Literaturverzeichnis - 28 Quellen
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