Stiftung Gesundheit & Ernährung
S t i f t u n g
Gesundheit & Ernährung
Schweiz
QR Code
Beste Aussichten für Ihre Gesundheit

Weizenmehl, Vollkorn (roh, bio?)

Entdecken Sie vielseitige Verwendungsmöglichkeiten von Vollkorn-Weizenmehl in der Küche, die allfällige Saison, Preise und gesundheitliche Vorteile. Erfahren Sie mehr über wichtige Nährstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, Anbau und Ökobilanz.

11%
Wasser
 82
Makronährstoff Kohlenhydrate 82.08%
/15
Makronährstoff Proteine 15.07%
/03
Makronährstoff Fette 2.85%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, 1.1g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, 0.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 0:0

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Werte sind zu klein, um relevant zu sein.

Weizenvollkornmehl besteht aus dem gesamten Weizenkorn (bio?) inklusive der nährstoffreichen Schale und dem Keimling, wodurch es reich an Ballaststoffen, Mineralstoffen und Vitaminen ist. Weizenvollkornmehl findet vorrangig beim Backen Verwendung. Man sollte es nicht roh verzehren.

Verwendung in der Küche

Weizenvollkornmehl ist dunkler und griffiger als Weissmehl. Verglichen mit Weissmehlprodukten sind Vollkornprodukte herzhafter, intensiver und haben einen leicht nussigen Geschmack. Weizenvollkornmehl eignet sich besonders für Vollkornbackwaren wie Brot,13 findet aber auch Anwendung in Feingebäck, Plätzchen, Nudeln, Kuchen, Waffeln, Pfannkuchen, Wähen und Quiches (z.B. Vollkorn-Quiche mit Rosenkohl, Süsskartoffeln und Orange). Auch beim Kochen (z.B. Anrühren von Mehlschwitze, Verdicken von Saucen) kann man Vollkornweizenmehl einsetzen. Beim Zubereiten von Pizza, Flammkuchen, Strudel und weiteren Desserts (z.B. Kaiserschmarrn) verwendet man vielfach anstelle von Vollkornweizenmehl weisses oder halbweisses Weizenmehl.

Teige aus Vollkornmehl haben eine festere Konsistenz als Teige aus Weissmehl. Der Vollkornteig geht aufgrund des hohen Anteils an Kleie weniger auf. Es empfiehlt sich daher, ein zusätzliches Triebmittel zu verwenden oder das Vollkornweizenmehl mit anderen Mehlsorten zu mischen. Beim Backen mit Vollkornmehl sollte man den Teig etwas länger ruhen lassen, damit die Schalenteile länger quellen können. Wer Weissmehl durch Vollkornmehl ersetzen möchte, sollte dem Teig 25 % mehr Flüssigkeit beifügen. Produkte aus Vollkornmehl (z.B. Vollkornbrot) bleiben länger frisch als Weissmehlprodukte.

Ist Weizenmehl vegan? Für die Herstellung von Vollkornweizenmehl nutzt man keine tierischen Produkte, sondern lediglich das Weizenkorn. Weizenvollkornmehl ist daher ein veganes Lebensmittel.

Weizenvollkornmehl ist nicht als Rohkost geeignet, da es Keime enthalten kann, die zu Bauchschmerzen und Durchfall führen.

Eigene Zubereitung

Frisch gemahlenes Weizenmehl (Vollkorn) hat einen vollen Geschmack und gilt als gesünder und gehaltvoller als gekauftes Mehl.

Für die Herstellung von Vollkornweizenmehl eignet sich eine Getreidemühle oder alternativ ein Mixer. Man sollte die Körner auf feinster Stufe bei einer möglichst niedrigen Geschwindigkeit mahlen, denn sonst könnte sich das Mehl zu stark erhitzen, wodurch Nährstoffe verloren gehen könnten. Das fertig gemahlene Mehl am besten gleich verwenden oder in einen luftdichten Behälter füllen und an einem dunklen, trockenen Ort aufbewahren.

Veganes Rezept für Vollkornweizen-Pfannkuchen

Zutaten (für 2 Personen): 210 g Vollkornweizenmehl (bio), 2 TL Backpulver, 1 TL Natron, 1 Prise Salz, 300 ml Hafermilch, 2 EL pflanzliches Joghurt (z.B. Sojajoghurt), 1 EL Ahornsirup, 2 TL Apfelessig, Beeren (z.B. Himbeeren, Erdbeeren, Heidelbeeren).

Zubereitung: Weizenmehl (Vollkorn), Backpulver, Natron und Salz in einer Schüssel vermengen. Hafermilch, Joghurt, Ahornsirup und Apfelessig dazugeben und gut mit einem Mixer verrühren. 2-3 EL Teig in eine erhitzte Pfanne geben und anbraten. Pfannkuchen wenden, sobald er Blasen wirft. Die fertigen Vollkornweizen-Pfannkuchen (vegan) mit etwas Sojajoghurt, frischen Beeren und wenig Ahornsirup servieren.

Vegane Rezepte mit Weizenvollkornmehl finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
.

Einkauf - Lagerung

Weizenvollkornmehl ist ganzjährig in Supermärkten wie z.B. Migros, Coop, Spar, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer, Denner, Volg, Aldi und Billa erhältlich. Bio-Läden, Bio-Supermärkte (Denn's Biomarkt, Alnatura) und Online-Shops führen ebenfalls Bio-Vollkornweizenmehl in ihrem Sortiment. Unsere Empfehlung: Greifen Sie bevorzugt zu regionalen Produkten aus Bio-Anbau, um die Umwelt zu entlasten.

Achten Sie beim Kauf von Vollkornprodukten auf mögliche Täuschungen: Häufig färben Hersteller diese mit Zuckerrübensirup, Malzextrakt oder Karamellsirup dunkler, für ein "gesünderes" Aussehen. Prüfen Sie daher beim Kauf die Bezeichnung "Vollkorn" oder "volles Korn", denn nur wenn mind. 90 % Vollkorn enthalten sind, darf der Hersteller das Produkt als Vollkornmehl bewerben.1

Die Verfügbarkeit von Weizenvollkornmehl ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Tipps zur Lagerung

Vollkorn-Weizenmehl sollte man dunkel, trocken und gut verschlossen lagern, um Schimmelbildung und Schädlingsbefall zu vermeiden. Temperaturen zwischen 16 und 20 °C sind ideal. Lagern Sie Vollkorn-Weizenmehl nicht in der Nähe von geruchsintensiven Lebensmitteln wie Tee, Kaffee oder Gewürzen, da es leicht Fremdgerüche annehmen kann.

Mehl verliert bei längerem Lagern seine Wertigkeit, da sich unter anderem Aromen verflüchtigen und Ballaststoffe ihre Quellfähigkeit reduzieren. Kaufen Sie daher nur so viel Mehl, wie Sie zeitnah verbrauchen können. Vollkornweizenmehl kann man maximal 6 Monate aufbewahren. Grund dafür ist der hohe Eiweiss- und Fettgehalt im Keimling, der ein Ranzigwerden begünstigt. Bei ungünstiger Lagerung kann das Vollkornmehl nach 3-4 Wochen ranzig schmecken.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

100 g Weizenvollkornmehl enthalten roh etwa 340 kcal, die hauptsächlich aus 72 g Kohlenhydraten stammen. Mit 13 g/100g Eiweiss hat Vollkornweizenmehl einen höheren Eiweissgehalt als Vollkorn-Maismehl (6,9 g/100g), jedoch weniger als Lupinenmehl (38 g/100g). Zudem weist das Mehl einen Fettanteil von 2,5 g/100g und 11 g Ballaststoffe auf.2

Der Anteil an Mangan ist im Weizenvollkornmehl mit 4,1 mg/100g (203 % des Tagesbedarfs) hoch. Vergleichbare Werte erzielen Vollkornreis (4 mg/100g) und Dinkelvollkornmehl (3,3 g/100g). Deutlich mehr Mangan enthalten Weizenkeime (13 mg/100g).2

Die in 100 g Vollkornweizenmehl enthaltenen 62 µg Selen decken 112 % des Tagesbedarfs. Ähnlich viel Selen ist in Couscous (66 µg/100g) und Chiasamen (55 µg/100g) enthalten. Schwarzer Senf (104 µg/100g) weist einen noch höheren Anteil auf. Den höchsten Selengehalt haben Paranüsse mit 1917 µg.2

Der Anteil an Tryptophan macht bei einer Aufnahme von 100 g Vollkorn-Weizenmehl rund 70 % des täglichen Bedarfs aus. Der Gehalt von 0,17 g/100g kann man mit Haferflocken (0,18 g/100g) und Dinkelvollkornmehl (0,16 g/100g) vergleichen. Besonders viel Tryptophan enthalten geschälte Hanfsamen (0,61 g/100g).2

Weitere wertvolle Inhaltsstoffe in Weizenvollkornmehl sind Thiamin (Vitamin B1) mit 0,50 mg/100g, Kupfer mit 0,41 mg/100g und Magnesium mit 137 mg/100g.2

Die gesamten Inhaltsstoffe von Weizenvollkornmehl, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Ist Vollkornweizen gesund? Weizenvollkornmehl hat einen hohen Gehalt an Ballaststoffen. Dadurch ist Vollkornmehl deutlich sättigender als Weissmehl. Der hohe Ballaststoffgehalt vermindert Verstopfungen, fördert die Gesunderhaltung des Magen- und Darmtrakts und kann zudem das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 und bestimmte Krebsarten senken.3,6 Auch den Blutdruck, Blutzuckerspiegel sowie Cholesterinwerte kann man durch den Verzehr von Vollkornprodukten regulieren und senken.4

Weizenvollkornmehl enthält viele Antioxidantien, welche durch Neutralisierung freier Radikale oxidativen Stress verringern. Oxidativer Stress führt zu Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Parkinson, Alzheimer, Übersäuerung, Arteriosklerose, Diabetes bis hin zu Krebs.5 Studien zeigen, dass der regelmässige Verzehr von Vollkornprodukten anstelle von Weissmehlprodukten neben vielen anderen Vorteilen auch zur Reduktion von Übergewicht beitragen kann.6

Herkömmliches Weissmehl entsteht durch das Entfernen der nährstoffreichen äusseren Schichten des Korns (Kleie und Keimling). Vollkornmehl hingegen enthält das gesamte Korn und ist daher gesünder. Bio-Weizenmehl enthält tendenziell mehr Antioxidantien und Mineralstoffe, aber weniger Eiweiss und schädliche Stoffe wie Cadmium.6

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Weizenvollkornmehl kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.

Weizenvollkornmehl enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:17,21

  • Isoprenoide: Tetraterpene und -terpenoide: Carotinoide (Lutein, Beta-Carotin, Zeaxanthin)
  • Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoesäuren (Vanillinsäure, Syringinsäure, 4-Hydroxybenzoesäure, Protocatechinsäure, Gallussäure), Hydroxyzimtsäuren (Ferulasäure, p-Cumarsäure, Sinapinsäure); Flavonoide: Anthocyane, Flavone (Apigenin)

Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Weizenvollkornmehl abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.

Vollkornweizen, insbesondere aus Hartweizen, enthält wertvolle Ballaststoffe, Mineralien und sekundäre Pflanzenstoffe wie phenolische Säuren, Carotinoide und Tocole, die vor allem in der Kleie und dem Keim des Korns vorkommen. Diese Verbindungen wirken antioxidativ, verringern oxidativen Stress und tragen dazu bei, das Risiko für Erkrankungen wie Darmkrebs zu senken.17

Zudem haben sekundäre Pflanzenstoffe aus Vollkornweizen entzündungshemmende Eigenschaften. Sie können Entzündungen im Körper reduzieren und helfen, chronische Entzündungen sowie entzündliche Darmerkrankungen zu lindern. Der regelmässige Verzehr von Vollkornprodukten anstelle von Weissmehlprodukten unterstützt somit die Gesundheit, indem er das Risiko für metabolische Erkrankungen, chronische Entzündungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen senkt.17

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Weizenvollkornmehl enthält das Klebeeiweiss Gluten, das aus den Eiweissen Gliadin und Glutenin besteht. Gluten ist entscheidend für die Elastizität und Bindefähigkeit des Teigs, da es dafür sorgt, dass der Teig zusammenhält.13 Menschen mit Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) sollten jedoch auf den Verzehr weizenhaltiger Produkte verzichten. Glutenfreie Alternativen sind Mais, Vollkornreis, Hirse und Pseudogetreide wie Buchweizen, Quinoa und Amarant.7

Auch bei einer Weizenallergie ist der Verzicht auf Weizenprodukte wichtig. Der Verzehr von Weizen kann Immunglobulin E (IgE)-vermittelte allergische Reaktionen auslösen. Eine Weizenallergie kann zu Bäckerasthma, Schnupfen oder Nesselsucht führen.8 Eine besondere Form ist die weizenabhängige, trainingsinduzierte Anaphylaxie – eine seltene, aber potenziell schwere Nahrungsmittelallergie, bei der körperliche Anstrengung nach dem Verzehr von Weizenprodukten eine schwere allergische Reaktion auslösen kann. Symptome reichen von Hautausschlägen und Schwellungen bis hin zu Atemnot, Kreislaufproblemen und Schock.20 Weizenintoleranzen sind jedoch häufiger als Weizenallergien. Dazu zählt Zöliakie, die etwa 1 % der westlichen Bevölkerung betrifft, sowie die seltenere Hautkrankheit Dermatitis herpetiformis. Zudem besteht eine Verbindung zwischen Zöliakie und Autoimmunerkrankungen, wie etwa Typ-1-Diabetes.8

In Vollkornprodukten ist der sekundäre Pflanzenstoff Lektin enthalten. Er dient der Pflanze als Abwehrstoff vor Fressfeinden. Lektine sind vor einigen Jahren in Verruf geraten, denn sie sollen beim Menschen Entzündungen im Darm auslösen, die Durchlässigkeit der Darmwand verstärken und das Gleichgewicht der Darmflora stören. Lektine sind jedoch nur in hohen Mengen toxisch. Bei einer ausgewogenen Ernährung und einem normalen Verzehr von Weizenvollkorn besteht keine Gefahr einer Toxizität durch Lektin.9

Volksmedizin - Naturheilkunde

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) empfiehlt man, zur Vermeidung von Problemen mit der Glukosetoleranz (Blutzucker) energiereiche "lebendige" Produkte aus Vollkorn zu verwenden. Ein starkes Verlangen nach Süssem deutet häufig auf einen Energiemangel im Körper und eine schwache Milzfunktion hin. Besonders geeignet sind Getreidearten, die eine "erfrischende", "warme" oder "neutrale" Wirkung haben.10

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Zur Einschätzung der Klimafreundlichkeit eines Lebensmittels dient in erster Linie der CO2-Fussabdruck. Dieser hängt von unterschiedlichen Aspekten ab, wie Anbauweise (konventionell/biologisch), Saisonalität, Herkunftsland, Verarbeitung, Transport und gegebenenfalls Verpackung. Der CO2 Fussabdruck von Weizenvollkornmehl liegt bei 1,24 kg CO2eq/kg und ist damit ähnlich wie der von Vollkornroggenmehl mit 1,17 kg CO2eq/kg.14

Der Wasserfussabdruck für die Produktion von 1 kg normalem Weissmehl liegt bei 1849 Litern, derselben Menge wie zur Herstellung von 1 kg Weizennudeln und geringfügig mehr als man allein für die Produktion von 1 kg Weizen (1827 Liter) benötigt. Zum Vergleich: Reismehl benötigt 2628 l/kg, Roggenmehl 1930 l/kg, Kartoffelmehl 1436 l/kg und Maismehl 1253 l/kg.15 Genaue Daten zum Wasserverbrauch von Weizenvollkornmehl liegen uns nicht vor, dürften jedoch ähnlich hoch wie beim Weissmehl sein.

Die am häufigsten angebaute Weizensorte ist der sogenannte "Hochleistungsweizen", den man konventionell in Monokulturen anbaut. Dieser bringt zwar hohe Erträge, ist jedoch sehr anfällig für Schädlinge und Pilzbefall. Die Produzenten nutzen daher viele Pestizide und Düngemittel, die ins Grundwasser sickern und dieses verunreinigen. Besser ist daher der Griff zu Weizenmehl, das man aus biologisch angebautem Weizen (bio) herstellt, denn hier verzichtet man auf chemische Pflanzenschutzmittel und bekämpft Unkraut mit mechanischer Arbeit. Des Weiteren sollen beim Anbau von 1 kg Bio-Weizen ca. 60 % weniger Treibhausgase anfallen als beim Anbau von 1 kg konventionellem Weizen.12

Um zukünftigen Entwicklungen und Veränderungen im Weizenanbau im Zuge der Klimaerwärmung zu begegnen, bedarf es gezielter Forschung. Die Ansprüche an den Anbau und die entsprechenden Anpassungen unterscheiden sich nach Region - in niedrigeren Breitengraden kommt es zukünftig zu höheren Temperaturen, einhergehend mit Wasserknappheit und Dürren. Um in diesen Gegenden dennoch Weizen zu kultivieren, benötigt man hitze- und dürreresistente Sorten. In anderen Regionen kommt es möglicherweise durch die erhöhten Temperaturen zu einer Verbesserung des Ertrages.16

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Tierschutz - Artenschutz

Weizen zählt zu den bedeutendsten Rohstoffen weltweit und findet sowohl in der menschlichen Ernährung (Weizenmehl) als auch in der Tierfütterung (Weizenkleie) Anwendung. Als Futtermittel ist Weizen besonders wertvoll, weil er einen hohen Proteingehalt aufweist, der sogar den von Mais übersteigt. Die darin enthaltene Stärke, ein gut verdauliches Polysaccharid, liefert wichtige Energie für Tiere. Zudem trägt Weizenkleie, die ebenfalls als Tierfutter zum Einsatz kommt, zur Verbesserung der Schmackhaftigkeit bei und sorgt dafür, dass Tiere das Futter besser aufnehmen. Weizenkleie enthält ausserdem wertvolle Mineralstoffe wie Zink, Selen, Jod und Kalium, die für die Gesundheit der Tiere von Bedeutung sind, sowie Vitamine wie Thiamin, Vitamin B6, Folat, Vitamin E und Carotinoide, die das allgemeine Wohlbefinden und die Immunfunktionen der Tiere unterstützen.19

Weltweites Vorkommen - Anbau

Im alten Ägypten haben die Menschen erstmals begonnen, gemahlenes Mehl mithilfe von Netzen zu sieben. Das entstandene Mehl war gröber als Weissmehl, jedoch feiner als Vollkornmehl. Im 17. Jahrhundert galt Vollkornmehl als ländlich und war für die unteren Bevölkerungsschichten gedacht, während Weissmehl der Oberschicht vorbehalten war. Vor dem Zweiten Weltkrieg erlebte Vollkornweizenmehl ein erneutes Comeback, jedoch liess die Qualität der Vollkornprodukte während des Krieges aufgrund von Ressourcenknappheit stark nach. In den 1950er Jahren war Vollkornmehl daher verpönt und die Bevölkerung stürzte sich erneut auf Weissmehlprodukte. Mit der 68er-Bewegung kam das Vollkornmehl wieder zurück und etablierte sich verstärkt in den 70er Jahren. Heute gelten Produkte aus Vollkornmehl als Bestandteil einer gesunden und ausgewogenen Ernährung. Menschen, die auf ihre Ernährung achten, schätzen Vollkornprodukte aufgrund ihrer gesunden Inhaltsstoffe und sättigenden Eigenschaften.11

Weitere Informationen zur Herkunft, Vorkommen, Anbau, Ernte und Ökologie von Weizen finden Sie bei den Artikeln Weizenkörner und Weizenmehl.

Industrielle Herstellung

Die Nachfrage nach Vollkornmehl ist in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen. Vollkornmehl enthält im Vergleich zu raffiniertem Mehl, das hauptsächlich aus Kohlenhydraten und Eiweissen besteht, eine Vielzahl von Nährstoffen wie Mineralien, Ballaststoffe, B-Vitamine und bioaktive Verbindungen, die gesundheitsfördernde Eigenschaften haben.

Das Mahlen ist ein wichtiger Prozess bei der Herstellung von Vollkornmehl und spielt eine wesentliche Rolle, um die negativen Auswirkungen grosser Partikel von Kleie und Keimling auf das Endprodukt zu verringern. Bei der Herstellung von Vollkornmehl trennt man zuerst Kleie und Keimling vom Endosperm und kombiniert sie anschliessend wieder. Diese Methode ist in der Mühlenindustrie üblich, aber wirtschaftlich nicht immer sinnvoll, da das Endprodukt oft eine ungleichmässige Partikelgrösse hat und nicht alle Bestandteile des Korns im Mehl enthalten sind. Das Design der Mühle und die physikalischen Eigenschaften des Korns, wie Härte, Feuchtigkeitsgehalt und Grösse der Körner, beeinflussen den Mahlprozess. Das Mahlen von weichem Weizen erfordert weniger Energie und führt zu mehr feinen Partikeln im Vergleich zu hartem Weizen. Um die Effizienz des Mahlens, die Partikelgrösse und die Mehlausbeute zu optimieren, ist es entscheidend, die Feuchtigkeit vor dem Mahlen zu kontrollieren. Studien zeigten, dass ein höherer Feuchtigkeitsgehalt des Weizens die Teigeigenschaften und die Backqualität des Mehls negativ beeinflussen kann. Weiterhin zeigten Untersuchungen zum Mahlprozess von Weizen mit einem Feuchtigkeitsgehalt von 10 bis 16 %, dass Weizen mit einem niedrigen Feuchtigkeitsgehalt (z.B. 10-12 %) zu qualitativ hochwertigem Vollkornmehl führt.18

Den vollständigen Herstellungsprozess können Sie im Artikel über Weizenmehl nachlesen.

Weiterführende Informationen

Weizenvollkornmehl besteht aus dem gesamten Getreidekorn, abzüglich der Spelze und Hülse. Das Weizenkorn besteht aus drei Teilen: der Frucht- und Samenschale, dem Mehlkörper und dem nährstoffreichen Keimling. Weizen ist reich an Proteinen, Vitaminen, Ballaststoffen, Mineralien und komplexen Kohlenhydraten. Die Nährstoffe sind nicht gleichmässig im Korn verteilt, sondern vorrangig in der Schale und im Keimling zu finden, während der Mehlkörper überwiegend aus Stärke und Protein besteht.2,12

In der Mühle entstehen verschiedene Mehltypen, abhängig vom Vermahlungsgrad und den Sieben. Ein höherer Ausmahlungsgrad bedeutet, dass mehr Schalen- und Keimanteile im Mehl enthalten sind. Je höher dieser Anteil, desto höher die Mehltype. Die Typenzahl auf der Verpackung gibt an, wie viele Milligramm Mineralstoffe in 100 Gramm Mehl enthalten sind. So enthält Weizenmehl Type 405 etwa 405 mg Mineralstoffe, während Type 1050 rund 1050 mg Mineralstoffe pro 100 Gramm aufweist. Vollkornmehl und Vollkornschrot haben keine Typennummer, da sie alle Bestandteile des Korns enthalten. Während Mehl der Type 480 einen Ausmahlungsgrad von 65 % hat, liegt dieser bei Vollkornmehlen nahe 100 %. Ein geringer Teil der Schale geht lediglich durch die Reinigung verloren.13

Alternative Namen

Man findet für Vollkornweizenmehl auch Schreibweisen wie Weizenvollkornmehl, Vollkorn-Weizenmehl, Vollkornmehl aus Weizen. Sogar Schreibfehler wie Weizenmehl Vollkorn, Weizen Mehl Vollkorn, Vollkorn Weizen Mehl, Weizenmehl Vollkornmehl schleichen sich ein.

Im Englischen bezeichnet man Weizenmehl (Vollkorn) als wholemeal flour (UK) und whole-wheat flour (US). Im Spanischen nennt man Weizenmehl, Vollkorn harina de trigo integral.

Literaturverzeichnis - 21 Quellen

1.

DIN Deutsches Institut für Normung e. V. 10355, Mahlerzeugnisse aus Getreide. Berlin; 1991: 2.

2.USDA United States Department of Agriculture.
3.

Pamplona Roger JD. Heilkräfte der Nahrung: ein Praxishandbuch. 1. Auflage. Advent-Verlag. 2006.

4.

Barrett EM, Batterham MJ et al. Whole grain, bran and cereal fibre consumption and CVD: a systematic review. Br J Nutr. 2019;121(8):914-937.

5.

Tan BL, Norhaizan ME et al. Nutrients and Oxidative Stress: Friend or Foe? Oxid Med Cell Longev. 2018;2018(1):9719584.

6.

Wang J, Chatzidimitriou E et al. Effect of wheat species (Triticum aestivum vs T. spelta), farming system (Organic vs conventional) and flour type (Wholegrain vs white) on composition of wheat flour – Results of a retail survey in the UK and Germany – 2. Antioxidant activity, and phenolic and mineral content. Food Chemistry: X. 2020;6:100091.

7.

Smollich M, Vogelreuter A. Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Lactose-Fructose-Histamin-Gluten. 2. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft: Stuttgart. 2018.

8.

De Punder K, Pruimboom L. The dietary intake of wheat and other cereal grains and their role in inflammation. Nutrients. 2013;5(3):771-787.

9.

Van Buul VJ, Brouns FJPH. Health effects of wheat lectins: a review. Journal of Cereal Science. 2014;59(2):112-117. 

10.

Kiseleva TL, Kochetkova AA et al. Grains and cereals in type 2 diabetes: An integrative approach to research. Federal Research Center for Nutrition, Biotechnology and Food Safety, Moscow. 2017.

11.

Planet-wissen de: Brot. 2020.

12.

Pini U. Das Bio-Food Handbuch. Ullmann Verlag: Hamburg, Potsdam. 2014.

13.

Eichberger N, Bauer S. Verein für Konsumenteninformation. Arbeiterkammer Steiermark. Produkttest Mehl: Weizen-, Dinkel- und Buchweizenmehl aus der Steiermark im Test. 2021.

14.

CONCITO. The Big Climate Database, version 1. Wheat, flour, wholemeal. Rye flour, dark, whole meal. 2025.

15.

Mekonnen MM, Hoekstra AY. The green, blue and grey water footprint of crops and derived crop products. Hydrol. Earth Syst. Sci. 2011;15:1577-1600.

16.

Ortiz R, Sayre KD et al. Climate change: Can wheat beat the heat? Agriculture, Ecosystems & Environment. 2008;126(1-2):46-58.

17.

Laddomada B, Durante M et al. Phytochemical composition and anti-inflammatory activity of extracts from the whole-meal flour of Italian durum wheat cultivars. Int J Mol Sci. 2015;16(2):3512-3527.

18.

Hassoon WH, Dziki D et al. Wheat grinding process with low moisture content: a new approach for wholemeal flour production. Processes. 2020;9(1):32.

19.

Cuéllar Sáenz JA. Importance of wheat in animal feed and production. Veterinaria Digital. 2021.

20.

Scherf KA, Brockow K et al. Wheat-dependent exercise-induced anaphylaxis. Clin Exp Allergy. 2016;46(1):10-20.

21.

Tian W, Zheng Y et al. A comprehensive review of wheat phytochemicals: From farm to fork and beyond. Compr Rev Food Sci Food Saf. 2022;21(3):2274-2308.

AutorInnen:

Kommentare