Inhaltsverzeichnis
Pinienkerne sind die geschmackvollen milden Samen bestimmter Kiefernarten, u.a. der Pinie (Pinus pinea, auch Mittelmeer-Kiefer genannt). Sie sind in Bio-Qualität erhältlich, aber nur bei schonender Trocknung noch roh (Rohkost-Qualität).
Verwendung in der Küche
Der Geschmack von Pinienkernen ist nicht mit dem anderer Nüsse oder Samen vergleichbar. Sie sind sehr weich, haben eine mandelartige Süsse und für manche einen leicht harzigen Beigeschmack. Pinienkerne machen sich deshalb besonders gut in süssen Desserts, auf Keksen (Pignoli) oder Garnitur von Crème, Pudding oder Eis. Sie können die Kerne auch zur Herstellung von Müesliriegeln oder Energie-Bällen verwenden.
Besonders lecker schmecken Pinienkerne auch in deftigen Speisen. Orientalische und mediterrane Gerichte enthalten oftmals Pinienkerne. In Italien sind sie besonders in Suppen und Ragouts beliebt und ein wichtiger Bestandteil des 'Pesto Genovese' (auch vegan möglich). Pesto gelingt auch mit getrockneten Tomaten, Bärlauch oder anderen Wildkräutern wie Giersch, Löwenzahn, Brennessel oder Minze.
Aus Pinienkernen lässt sich veganer Parmesan herstellen (siehe Rezept unten). Sie passen auch hervorragend zu verschiedenen Gemüsegerichten, beispielsweise zu Avocado mit Tomaten-Bananenfüllung und Pinienkernen, geschmorten Paprika mit Pinienkernen oder Spinatreis. Sie eignen sich auch als Topping für Rohkost-Salate, Risotto oder Pastagerichte.
Da Pinienkerne keine optimale Fettsäurezusammensetzung aufweisen, ist es ratsam, diese in kleinen Mengen zu konsumieren und mit Leinsamen und Walnüssen zu ergänzen, welche ein besseres Omega-6-zu-Omega-3-Verhältnis aufweisen.
Kann man Pinienkerne roh essen oder sind Pinienkerne roh giftig? Man kann schonend getrocknete, also rohe Pinienkerne durchaus ungeröstet essen. Als veganer Snack lassen sie sich pur verzehren oder mit ein wenig Zitronensaft verfeinern. Viele Rezepte arbeiten mit leicht angerösteten Pinienkernen, weil sie dadurch einen intensiv nussigen Geschmack bekommen. Allerdings entstehen beim Rösten gesundheitsschädliche Transfette. Daher empfehlen wir, die Kerne nicht zu rösten.
Pinienkernöl schätzt man als teures Gourmet-Öl auf dem Markt; Rapsöl oder Leinöl haben jedoch eine viel gesündere Fettsäurezusammensetzung. Nebenprodukt des Öl-Pressvorgangs sind Pinienkernflocken, die in Müslis, Schokolade oder Müsliriegeln Verwendung finden. Die Flocken enthalten noch bis zu 30 % Öl. Presst man diese weiter, erhält man Mehl. Dieses kann man als Ersatz für Weizenmehl in Backwaren nutzen.
Rezept für veganen Parmesan
Zutaten: eine Handvoll Pinienkerne (bio, roh), eine Handvoll Hefeflocken, 1 Prise Salz, Bio-Gewürze nach Geschmack (z.B. Oregano, Chilipulver, Paprikapulver, Basilikum, Pfeffer).
Zubereitung: Die Kerne in einen Mixer geben und mahlen, bis sie die Konsistenz von Parmesan haben. Nicht zu lange, da sonst Mus (Brei, Püree) entsteht. Anschliessend die Gewürze und die Hefeflocken zugeben. Der vegane Parmesan lässt sich in einer verschlossenen Box im Kühlschrank länger als eine Woche aufbewahren.
Vegane Rezepte mit Pinienkernen finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".
Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen: Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler. |
Einkauf - Lagerung
Geschälte Pinienkerne findet man bei Grossverteilern wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Billa, Edeka und Hofer, teilweise auch in Bio-Qualität (bio). Die Kerne können Sie auch in Bio-Läden, Bio-Supermärkten (z.B. Alnatura oder Denn's Biomarkt), Reformhäusern und im Online-Handel kaufen.
Eine Deklaration der (Unter-) Art auf der Verpackung erfolgt bei den meisten kommerziell erhältlichen Pinienkernen leider nicht.25 Weil die verschiedenen Kiefern-Arten für Laien schwer auseinanderzuhalten sind,12 findet man alle Kerne im Handel als 'Pinienkerne' (pine nuts). Einzig die Kerne der Sibirischen Zirbelkiefer (Pinus sibirica) verkauft man im deutschsprachigen Raum als Zedernnüsse oder Zedernkerne. Auf Englisch liest man eher selten die Spezifikationen cedar kernels, cedar nut kernels oder Siberian pine nut kernels.
Pinienkerne sind ungeschält zwar viel länger lagerfähig, kommen aber selten in den Einzelhandel, weil sie relativ mühsam zu schälen sind. Die Pinienkern-Ernte findet aufgrund der verschiedenen Sorten und Anbaugebieten zu unterschiedlichen Zeiten statt. Im Geschäft sind Pinienkerne ganzjährig verfügbar.
Mit den gängigen Bezeichnungen "roh" und "Rohkost" garantiert der Handel hauptsächlich das Weglassen eines Röstprozesses. Bei der Trocknung der Pinienkerne (nach der Ernte) nehmen die Produzenten die Temperaturrestriktionen nicht immer ernst (z.B. 42 °C für "echte" Rohkost). Zudem ist der Ausdruck "Rohkost" gesetzlich nicht geschützt - im Unterschied zu bio. Wer auf Rohkostqualität Wert legt, sollte auf vertrauenswürdige Bezugsquellen achten.
Warum sind Pinienkerne so teuer? Pinienkerne zählen zu den teuersten Kern- und Nusssorten weltweit. Die globale Produktion, und damit das Angebot von Pinienkernen, ist im Vergleich zur Nachfrage kleiner. Zudem sind Ernte und Verarbeitung der Pinienkerne aufwendig, was sich im Preis niederschlägt.
Die Verfügbarkeit von Pinienkernen ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.
Tipps zur Lagerung
Pinienkerne lagert man am besten kühl und dunkel in einem luftdicht verschlossenen Glas. Man sollte diese rasch verzehren und nicht zu lange aufbewahren, um Ranzigkeit zu vermeiden.
Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien
Zusammensetzung und Menge der Inhaltsstoffe, inkl. sekundäre Pflanzenstoffe, variieren extrem je nach Sorte, Wachstumsbedingungen und Verarbeitungsmethoden etc.
Zusammensetzung und Menge der Inhaltsstoffe, inkl. sekundäre Pflanzenstoffe, variieren extrem je nach Sorte, Wachstumsbedingungen und Verarbeitungsmethoden etc.Rohe Pinienkerne sind mit 673 kcal/100g reich an Kalorien. Ihr Fettgehalt (68 g/100g) sticht ins Auge. Hiervon entfallen 4,9 g an gesättigte Fettsäuren. 100 g enthalten durchschnittlich 14 g Protein. Pinienkerne sind eher arm an Kohlenhydraten (13 g/100g) und Ballaststoffen (3,7 g/100g).2
Zwar enthalten Pinienkerne viel mehrfach ungesättigte Fettsäuren (PUFA: rund 34 %2 oder mehr14), jedoch ist das Verhältnis zwischen Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren sehr ungünstig (ca. 210:1). Ein wesentlich besseres LA:ALA-Verhältnis haben Macadamianüsse (Verhältnis von 6:1) und Walnüsse (Verhältnis von 4:1) sowie Leinsamen (1:4).2
Bei den essenziellen Nährstoffen fällt der hohe Mangan-Gehalt auf. 100 g Pinienkerne enthalten 8,8 mg Mangan: Einen ähnlich hohen Gehalt haben ungeschälte Hanfsamen (7,6 g/100 g) und Mohnsamen (6,7 g/100g). Mit 575 mg/100g sind die Kerne auch reich an Phosphor, ähnlich wie Cashewnüsse (593 mg/100g).2
Auch Vitamin E ist reichlich vorhanden, in 100 g befinden sich 9,3 mg. Mehr Vitamin E haben Haselnüsse (15 mg/100g), Sonnenblumenkerne (35 mg/100g) oder Mandeln (26 mg/100g).2
Manche Inhaltsstoffe sind stark Art-abhängig. So enthalten die Kerne der in China verbreiteten Kiefernart Pinus koraiensis halb so viel Proteine wie diejenigen der Pinus pinea, jedoch deutlich mehr Kohlenhydrate und Fette.13 Auch Menge und Zusammensetzung der Fettsäuren sind Schwankungen unterworfen.2,8,14
Die gesamten Inhaltsstoffe von Pinienkernen, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.
Wirkungen auf die Gesundheit
Wie gesund sind Pinienkerne? Ein wichtiges Kriterium für die Bewertung als "gesund" oder "ungesund" sind der Gehalt an ungesättigten Fettsäuren und das Verhältnis zwischen Linolsäure (Omega-6-Fettsäure, LA) und Alpha-Linolensäure (Omega-3-Fettsäure, ALA). Pinienkerne weisen ein schlechtes LA:ALA-Verhältnis auf und sind deshalb in grossen Mengen nicht zu empfehlen.
Aus Linolsäure entsteht Arachidonsäure (ARA), welche sich zu hormonähnlichen Eikosanoiden umwandelt, die entzündungsfördernd und gefässverengend wirken, Arteriosklerose und das Schmerzempfinden fördern. Alpha-Linolensäure bildet Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexansäure (DHA), deren Eikosanoide entzündungshemmend, antithrombotisch, bronchien- und gefässerweiternd wirken. Da beide Umwandlungsprozesse dieselben Enzyme verwenden, konkurrieren sie miteinander.18 Es ist deshalb wichtig, nicht zu viele Omega-6-Fettsäuren zu konsumieren.
Gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) sollte der Wert im Durchschnitt 5:1 (LA:ALA) nicht überschreiten. Seit 2013 empfiehlt das BAG, dass die absoluten Zahlen (max. 20 g Omega-6 und ca. 4,4 g Omega-3-FS täglich) wichtiger sind als das Verhältnis zueinander.17 Korrigieren kann das z.B. das Erb-Müesli, das viel Omega-3-Fettsäuren liefert.
Studien weisen gesundheitsfördernde Effekte von Pinienkernen oder Pinienkern-Öl nach. Die enthaltene Pinolensäure (14 % bis 19 % der vorhandenen Fettsäuren) wirkt entzündungshemmend. Pinolensäure regt die Produktion von Lymphozyten an, was einen positiven Einfluss auf das Immunsystem hat.8 Die Einnahme von Pinienkernöl soll die Konzentration bestimmter Sättigungshormone im Blut erhöhen, was zu einer Reduzierung des Appetits führt. Die Probanden nahmen das Öl jedoch in Kapselform ein.9,10
Sekundäre Pflanzenstoffe
Viele gesundheitliche Wirkungen von Pinienkernen kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.
Pinienkerne (Pinus pinea) enthalten u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:23,24
- Isoprenoide: Triterpene: Steroide (Beta-Sitosterol, Campesterol, Delta-5-Avenasterol, Delta-5-24-Stigmasterol)
- Polyphenole: Secoisolariciresinol, Matairesinol
Der Gehalt an phenolischen Substanzen in Pinienkernen ist im Vergleich zu anderen Nüssen niedrig und liegt zwischen 58 und 68 mg GAE/100mg (GAE = Gallic Acid Equivalent).24
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Allergien auf Pinienkerne sind selten, können jedoch auftreten. Allergische Reaktionen nach dem Konsum von Pinienkernen sind u.a. Erbrechen, Juckreiz im Mund, Ödeme der Zunge und des Kehlkopfes, Urtikaria, Atembeschwerden und Schmerzen in der Brust.22
Schimmelpilze bzw. Aflatoxine können bei Nüssen, Trockenfrüchten und Pistazien aus Ländern ausserhalb der EU ein Problem darstellen - aber auch aus Mittelmeerländern.15,16 Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung unterliegen in der EU alle Nüsse und Samen geeigneten Kontrollen und Höchstwerten, sodass eine konkrete Gefährdung für Verbraucher nicht zu befürchten ist.15
Vereinzelt kann nach dem Verzehr von Pinienkernen ein bitterer, metallischer Geschmack zurückbleiben. Das Phänomen bezeichnet man als "Piniennuss-Syndrom" oder "Pinien-Mund" (Pine mouth).25 Die Geschmacksirritation tritt entweder sofort oder verzögert auf und klingt meist spätestens nach zwei bis vier Wochen wieder ab. Eine Gesundheitsgefährdung besteht nach bisherigem wissenschaftlichem Kenntnisstand nicht. Rückstände von Verunreinigungen konnte man als Ursache der Störung ausschliessen. Deshalb geht man davon aus, dass ein natürlicher Inhaltsstoff in den Pinienkernen die Geschmacksstörung verursacht.3
Die meisten Studien präzisieren, dass die Symptome überwiegend auf Pinienkerne der Art Pinus armandii zurückzuführen sind, die man aus China nach Europa importiert hatte.13,25 Untersuchungen zeigen, dass möglicherweise eine Korrelation zwischen der genetischen Fähigkeit bitterer Geschmackswahrnehmung und dem Auftreten der Geschmacksirritation durch Pinienkerne besteht. Es zeigte sich, dass Personen, die vom Piniennuss-Syndrom betroffen waren, auch den Bitterstoff Phenylthiocarbamid (PTC) sehr gut schmecken können.4
Die ungeniessbaren Pinienkerne P. armandii vermarktet man für die Tierfutterproduktion und für industrielle Zwecke. In Europa und den USA kommt es immer wieder zu Falschdeklarationen, wobei man ungeniessbare P. armandii unter der Bezeichnung P. sibirica als essbare Kerne verkaufte.25
Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Wie nachhaltig sind Pinienkerne? Zur Einschätzung der Klimafreundlichkeit eines Lebensmittels dient in erster Linie der CO2-Fussabdruck. Dieser hängt von unterschiedlichen Aspekten ab wie Anbauweise (konventionell/biologisch), Saisonalität, Herkunftsland, Verarbeitung, Transport und gegebenenfalls Verpackung. Die grössten Nachhaltigkeitsprobleme von Pinienkernen sind die hohen CO2-Emissionen durch den Transport rund um den Globus. Pinienkerne im Laden (USA) haben mit einem Wert von 4,22 kg CO2eq/kg einen grossen Fussabdruck.19 Lokal geerntete Pinienkerne können eine nachhaltige Alternative zum Kauf importierter Pinienkerne darstellen.
Wir konnten keine Zahlen zum Wasserfussabdruck von Pinienkernen finden. Nüsse verbrauchen relativ viel Wasser (durchschnittlich 9063 l/kg). Jedoch ist der Unterschied zwischen den einzelnen Sorten gross.20 Pinienkerne machten im Jahr 2020/2021 nur 1 % der weltweiten Baumnussproduktion aus. Daher sind die Umweltauswirkungen des Pinienkern-Anbaus im Vergleich zu den ausgedehnten Nussplantagen gering und auf lokale Räume beschränkt. Da Pinienkerne fast ausschliesslich aus Wildsammlung stammen, benötigen sie keine intensive Bewässerung wie kultivierte Mandeln oder Pistazien.21
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Weltweites Vorkommen - Anbau
Weltweit gibt es über 100 verschiedene Pinus-Arten, von denen 29 (manche Quellen nennen 301) essbare Kerne produzieren.25 Eine bekannte und beliebte Kiefernart mit essbaren Pinienkernen ist die Pinie bzw. Mittelmeer-Kiefer (Pinus pinea), welche zur Gattung der Kiefern (Pinus) gehört. Pinienkerne aus dem Mittelmeerraum (Pinus pinea) sind bei Verbrauchern sehr begehrt und können Preise über 100 EUR/kg erreichen, machen jedoch nur etwa 5 % der weltweiten Produktion aus. Im Gegensatz dazu werden chinesische oder russische Pinienkerne oft zu deutlich niedrigeren Preisen angeboten, manchmal für weniger als ein Drittel des Wertes mediterraner Kerne. Da Händler immer wieder günstige Pinienkerne mit teuren Sorten vermischen, erforscht man Screening-Tools, um Falschdeklarationen in Zukunft zu verhindern.23
Die wichtigsten Produzenten für Pinienkerne sind China, Nordkorea, Russland, Pakistan und Afghanistan; im Mittelmeerraum sind die wichtigsten Erzeugerländer Italien, die Türkei, Spanien und Portugal. Die weltweite Produktion von Pinienkernen weist deutliche Schwankungen auf, da Pinien alle 3-5 Jahre eine gute Ernte produzieren. Für den Zeitabschnitt 2014/15-2018/19 galt zuerst China als das Hauptproduktionsland.1 Aus einer Rückschau-Perspektive der Saison 2019/202012 schaffte es Nordkorea im Fünfjahresdurchschnitt dann doch noch knapp an die Spitze der Produktionsländer; Hauptexporteur bleibt aber China.12
Wild zu finden
Pinien kommen fast ausschliesslich wild vor, sie wachsen in Asien, Europa, dem Nahen Osten und Nordamerika.1,13 Es gibt nur wenige kommerzielle Plantagen.
Anbau - Ernte
Pinienkerne stammen fast ausschliesslich aus natürlichen Wäldern. Selten baut man sie für die Nussproduktion auf einer kommerziellen Plantage an. Dies, weil Pinien zwischen 7 und 8 Jahre28 bzw. 10 bis 15 Jahre27 benötigen, bis sie Samen bilden, gewisse Arten sogar 40 Jahre.1
Es entstehen zwar keine Kosten für den Anbau der Pinien bzw. Kiefern, jedoch sind die Arbeitskosten besonders hoch. Kletterer müssen die Zapfen von den Bäumen pflücken, was die Ernte sehr arbeitsintensiv macht.1,26
Teilweise erfolgt die Ernte auch durch spezielle Nutzfahrzeuge. Die Zapfen sammelt man, wenn sie noch geschlossen sind. Durch die Trocknung an der Sonne (10 bis 15 Tage) oder in einer Trocknungsmaschine erhitzen sich die Zapfen und die Schuppen öffnen sich, wodurch sich die Pinienkerne lockern und aus dem Zapfen herausfallen. Durch Sieben trennt man die Pinienkerne von den Zapfen. Vor dem Schälen weicht man die Pinienkerne mit Schale in Wasser ein, um die Elastizität zu erhöhen und Kernbrüche zu vermeiden. Die Kerne schält man durch mechanische Reibung oder Aufprall auf eine harte Oberfläche in entsprechenden Maschinen. Anschliessend trocknet und poliert man die Pinienkerne und trennt sie nach Grösse, Ganzheit und Farbe, um diese verpacken und verkaufen zu können.1,26
Eigener Anbau
Pinienbäume sind nicht winterhart, denn schon ab -10 °C treten Frostschäden auf. Pinien könnten zudem keine Schneelasten tragen, weil die Äste schnell abbrechen.7
Deshalb ist in kälteren Regionen eine Topfkultur der Freilandhaltung im Garten vorzuziehen. Die Bäume vermehren sich über Samen, die sich im Inneren der Pinienzapfen befinden. Diese pflanzt man (geknackt oder geschält und eingelegt) in einen Topf, bedeckt sie leicht mit Erde und lässt sie an einem warmen (ca. 20 °C), schattigen Ort mit ausreichend Feuchtigkeit keimen. Nach 2-4 Wochen bildet sich ein Keimling. Sobald der Keimling gebildet ist, sollte man die Pflanze an einen hellen Ort stellen und sie regelmässig giessen. Starke Zugluft oder Temperaturschwankungen und Erschütterungen schaden der Pflanze. Im Sommer benötigt das Bäumchen einen warmen Standort (ca. 20 °C), während es im Winter einen kühlen, hellen Platz bevorzugt (ca. 10 °C).6
In warmen Gebieten Mitteleuropas ("Weinbauregionen") lassen sich Pinienbäume nach 5 Jahren draussen anpflanzen. Wichtig sind Massnahmen im Winter, welche die Pinie vor Frost schützen.6,7 Wichtig ist ein sonniger und windgeschützter Standort. Pinienbäume können auch in Mitteleuropa Wuchshöhen von 15 Metern und mehr erreichen. Prüfen Sie, ob die Pinie im ausgewachsenen Stadium auch ausreichend Platz hat.6
Verwechslungsmöglichkeiten
Bei den im Handel angebotenen 'Zedernkernen' handelt es sich um die Kerne der Sibirischen Zirbelkiefer (Pinus sibirica) - und nicht der Zeder (Cedrus; beides sind Kieferngewächse). Die sogenannten 'Zedernkerne' sind rundlicher als die Kerne der Mittelmeer-Kiefer (Pinus pinea), die man als Pinienkerne kennt. Zudem haben Zedernkerne eine dunkle Spitze, schmecken sehr intensiv, auch leicht harzig, mit einem nussigen Aroma.5
Es kann auch zur Verwechslung zwischen der Sibirischen Zirbelkiefer (Pinus sibirica) und der Arve bzw. Zirbelkiefer / Zirbe / Zirbel (Pinus cembra) kommen. Erstens sehen sich die beiden Baumarten ähnlich und zweitens ist die Taxonomie der Kiefern ein wissenschaftlicher Diskussionspunkt.11 So gilt die Sibirische Zirbelkiefer bei manchen Autoren als Unterart oder Varietät der Arve (Pinus cembra ssp./var. sibirica oder gar Pinus cembra sibirica). Allerdings liegt das Verbreitungsgebiet der Arve bzw. Zirbelkiefer nicht in Sibirien, sondern in den Alpen und Karpaten. Ihre Samen sind ebenfalls essbar, eine kommerzielle Nutzung der europäischen 'Zedernkerne' findet aber nicht im grossen Stil statt.12 Jedoch nutzt man das Holz und das daraus hergestellte Zirbelöl bzw. Arvenöl. Selten liest man die Schreibweise Zierbel(kiefer).
Weiterführende Informationen
Der Begriff Pinienkerne bezeichnet die essbaren Samen (Kerne) bestimmter Kiefernarten (Gattung Pinus). Man gewinnt sie aus den Kiefernzapfen. Botanisch gesehen zählen Pinienkerne daher nicht zu den Nüssen, auch wenn man sie oft so nennt. Auch Mandeln, Paranüsse, Pekannüsse, Pistazien, Cashewnüsse und Kokosnüsse sind keine echten Nüsse.
Essbare Pinienkerne gehören zu den Arten Pinus koraiensis und Pinus sibirica sowie in geringerem Masse zu Pinus gerardiana, Pinus pinea, Pinus pumila, Pinus tabuliformis, Pinus wallichiana (früher bekannt als Pinus griffithii) und Pinus yunnanensis.25
Die Kerne von Pinus koraiensis (Koreanische Kiefer), Pinus sibirica (Sibirische Kiefer, Sibirische Zirbelkiefer), Pinus pinea (Pinie) und Pinus gerardiana (Chilgoza-Kiefer) zählen zu den am häufigsten konsumierten.8,12
Alternative Namen
Pinienkerne sind unter anderem als Zirbelnüsse, Pignolen oder Pignolien (österr.) bekannt. Falsch ist die Schreibweise Pinien Kerne. In weiteren Sprachen heissen sie: pignolias, pine nuts, pine kernels (engl.); pinoli oder pignoli (ital.); pignongs (fr.) und piñones (span.).
Im Volksmund unterscheidet man selten zwischen Kiefernzapfen (Pinus) und Tannenzapfen (Abies), sie gehören aber verschiedenen botanischen Pflanzengattungen an.
Sonstige Anwendungen
Das aus den Kernen gepresste Öl verwendet man in der Kosmetik-Branche als Massageöl sowie in der Seifenherstellung.1
Literaturverzeichnis - 28 Quellen
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2. | USDA United Sates Department of Agriculture. |
3. | Deutsches Bundesinstitut für Risikobewertung: Ursachen für den bitteren Geschmack von Pinienkernen bislang ungeklärt. Aktualisierte Stellungnahme Nr. 045/2011 des BfR vom 26. September 2011. |
4. | Risso DS, Howard L et al. A potential trigger for pine mouth: a case of a homozygous phenylthiocarbamide taster. Nutr Res. 2015;35(12):1122-1125. |
5. | Verbraucherzentrale Bayern. Was ist der Unterschied zwischen Pinienkernen und Zedernkernen. 2020. |
6. | Gartenjournal net: Pinienbaum im Garten: Standort, Pflege & Überwinterung. |
7. | NaturaDB de: Pinie. Pinus pinea. |
8. | Xie K, Miles EA, Calder PC. A review of the potential health benefits of pine nut oil and its characteristic fatty acid pinolenic acid. Journal of functional foods. 2016;23:464-473. |
9. | Sørensen KV, Korfitzen SS et al. Acute effects of delayed-release hydrolyzed pine nut oil on glucose tolerance, incretins, ghrelin and appetite in healthy humans. Clin Nutr. 2021;40(4):2169-2179. |
10. | Pasman WJ, Heimerikx J et al. The effect of Korean pine nut oil on in vitro CCK release, on appetite sensations and on gut hormones in post-menopausal overweight women. Lipids Health Dis. 2008;20(7):10. |
11. | Gernandt DS, López GG et al. Phylogeny and classification of Pinus. Taxon. 2005;54(1):29-42. |
12. | INC International Nut and Dried Fruit Council. Nuts & Dried Fruits. Statistical Yearbook 2019 / 2020. Pine Nuts. S. 39-41. |
13. | Awan H, Pettenella D. Pine Nuts: A Review of Recent Sanitary Conditions and Market Development. Forests. 2017;8(10):367ss. |
14. | ÖNWT Österreichische Nährwerttabelle. Pinienkerne ganz. |
15. | Deutsches Bundesinstitut für Risikobewertung. BfR. Aflatoxine. |
16. | Özay G, Ozer H. Mycotoxin problems in nuts and dried fruits from the Mediterranean basin. In: Leslie JF, Bandyopadhyay R, Visconti A. Mycotoxins: detection methods, management, public health and agricultural trade. 2008. |
17. | Eidgenössische Ernährungskommission. Fette in der Ernährung (2006). Und: Fette in der Ernährung - Aktualisierte Empfehlungen der Eidgenössischen Ernährungskommission. 2013. |
18. | Biesalski HK, Bischoff SC, Pirlich M et al. Ernährungsmedizin. 5. Auflage. Thieme: Stuttgart, New York. 2018. |
19. | Carbon Cloud: Pine Nuts (USA at store). |
20. | Mekonnen MM, Hoekstra AY. The green, blue and grey water footprint of crops and derived crop products. Hydrol Earth Syst Sci. 2011;15(5):1577–1600. |
21. | Colorado State University: Why use locally sourced pine nuts? It’s a matter of a piñon. 2022. |
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