Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Algenfarmen scheinen im Vergleich zur Bewirtschaftung von Land nachhaltiger zu sein. Denn für die Kultivierung von Tang braucht es kein Frischwasser (Stichwort Wasserfussabdruck), keine chemischen Düngemittel und keinen Boden – was wesentliche negative Faktoren der Bewirtschaftung an Land sind.10 Im Gegensatz zu Seetang (Makroalgen), baut man Mikroalgen (z.B. Chlorella vulgaris) oft an Land in künstlichen Becken an; was mehr Input verlangt.22,23
Allgemein entfernen Algen CO2 aus der Atmosphäre, was dem Klima zugutekommt. Laut Forschenden des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie in Bremen nehmen Braunalgen grosse Mengen an Kohlendioxid aus der Luft auf und geben einen Teil des darin enthaltenen Kohlenstoffs in Form von Schleim wieder an die Umwelt ab. Da das Polysaccharid Fucoidan (auch Algenschleim genannt) für andere Meeresbewohner schwer abbaubar ist, ist der darin enthaltene Kohlenstoff für lange Zeit aus der Atmosphäre gebunden. Die Forschenden schätzen, dass Braunalgen damit jährlich bis zu 550 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus der Luft entfernen könnten.11
Braunalgen beeinflussen die Atmosphäre und das Klima, indem sie – und insbesondere Algen der Gattung Laminaria – als starke Jodspeicher auch wieder viel Jod emittieren. Die Jod-Emissionen haben nachweislich einen Einfluss auf die Aerosolbildung, die Bildung von Küstenwolken und auf die Erwärmung des Klimas. Steigende globale Jod-Emissionen könnten eine Beschleunigung des Abschmelzens von arktischem Meereis auslösen.7,12
China ist der grösste Produzent von Makroalgen. Die Lebenszyklusanalyse (LCA) einer chinesischen Algenfarm ergab einen CO2-Fussabdruck von 0,0575 kg CO2eq/kg frischer Kelp-Algen. Die ForscherInnen verglichen diesen Wert mit fünf anderen LCA-Analysen von Anlagen in Europa, wobei sich grosse Unterschiede zeigten.24 Gelegentlich bezeichnet man Seetang auch als CO2-Senke: da Seetang mehr CO2 aufnimmt, als man im Anbau freisetzt. Dieser negative CO2-Fussabdruck (CO2-Sequestrierung) ist aber nur kurzfristig, wenn Seetang als Nahrung Verwendung findet.26
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Tierschutz - Artenschutz
Kelp-Algen sind wesentliche Elemente von Küstenökosystemen in den gemässigten Breiten und den nördlichen Polarmeeren. Sie bilden mit anderen Grossalgen einzigartige Ökosysteme, sogenannte Tangwälder. Sie dienen nicht nur als Nahrungsquelle oder Lebensraum für viele Meerestiere wie Fische, Krebse, Seeigel, Schnecken und Meerasseln, sondern bieten auch ein Substrat für kleinere Algen, die auf (Epiphyten) und in (Endophyten) ihnen wachsen.13,14
Die Erwärmung der Ozeane führt möglicherweise zu einem Rückgang der Laminarien-Bestände, da diese hauptsächlich in kühlen Meeren gedeihen.14
Weltweites Vorkommen - Anbau
Algen der Gattung Laminaria kommen in gemässigten bis polaren felsigen Küstenökosystemen, insbesondere auf der Nordhalbkugel, vor.15
Während man Laminaria-Algen in den westlichen Ländern hauptsächlich aus natürlichen Standorten erntet, kultiviert man die Algen in den asiatischen Ländern seit den frühen 1950er Jahren.15 Die drei Hauptproduzenten im Jahr 2012 waren China, Korea und Japan, wobei der Marktanteil Chinas bei 4,35 Millionen Tonnen lag, was 23 % der gesamten Weltproduktion entsprach. Zu diesem Zeitpunkt war Dänemark das einzige europäische Land, das Laminaria anbaute.16
Wild zu finden
Laminaria-Algen wachsen hauptsächlich in den kühlen Meeren der Nordhalbkugel.14 Fingertang (Laminaria digitata) kommt an der nordeuropäischen und ostamerikanischen Atlantikküste vor - von der Bretagne bis Nordnorwegen, von Neufundland über die Seeprovinzen Kanadas bis Maine (USA). Palmentang (Laminaria hyperborea) findet man vor allem an den Küsten Norwegens, Schottlands und Irlands.6,7,16 Die beiden Arten sind nebst der Nordsee auch in der Ostsee zu finden.14 An Stränden dieser Regionen kann man des Öfteren ausgeworfene Exemplare finden. Man findet sie oft mit einem Stück Substrat, da sie sich mit ihrem Haftorgan fest in die Unterlage krallten.17
Fingertrang und Palmentang sind leicht zu verwechseln. Der Fingertang besitzt jedoch einen kürzeren, glatten, ovalen Stiel, währendem der Stiel des Palmentangs lang, rund und rau ist.
Weitere Laminaria-Arten sind: Laminaria rodriguezii, eine Tiefsee-Braunalge, die im Mittelmeer endemisch ist.18 Laminaria ochroleuca ist im Mittelmeer, Nordostatlantik und Südostatlantik verbreitet.19 Laminaria brasiliensis kommt vor der Küste Brasiliens vor.20
Anbau - Ernte
Es gibt eine ganze Reihe von technischen Variationen bei der Kultivierung von Meeresalgen, selbst wenn man nur Laminaria betrachtet. Die Kultivierungsmethoden umfassen Einzelkulturen und Ko-Kulturen. Grundsätzlich "sät" man die Meiosporen von Laminaria auf Seile. Diese befestigt man anschliessend an verschiedenen hängenden oder schwimmenden Kulturvorrichtungen, an denen die Algen wachsen. Gegenwärtig beschleunigt die sogenannte "forcierte Kultivierung" (forced cultivation technique) erfolgreich den Algenanbau. Diese Technik ist jedoch arbeits- und kostenintensiv, da die Entwicklung der Zygoten und die Befestigung der jungen Sporophyten an den Seilen landgestützte Indoor-Tankanlagen erfordern, bevor die Kulturseile ins Meer gelangen. Diese Methode verkürzt die Kulturzeit von 2 Jahren auf 12 Monate.15
Weiterführende Informationen
Algen aus der Gattung Laminaria gehören der Familie Laminariaceae innerhalb der Braunalgen-Ordnung Laminariales an. Seit der Aufstellung der Gattung Laminaria durch Lamouroux im Jahr 1813 beschrieb man mehr als 200 Arten, Unterarten und Formen. Im Laufe des 20. Jahrhunderts erkannten kanadische Forschende, dass die Gattung Laminaria eine grosse morphologische Plastizität aufweist und es nur wenige zuverlässige Merkmale zur Abgrenzung der Arten gibt. Sie schlugen vor, einige Arten, die bis anhin der Gattung Laminaria angehörten, in eine neue Gattung (Saccharina) zu übertragen.2,15
Laminaria gehören zu den komplexesten und grössten Braunalgen und gelten aufgrund ihrer hohen Artenzahl, Biomasse, Dominanz und wirtschaftlichen Bedeutung als eine der wichtigsten Algengattungen.1
Lesen Sie auch unsere Artikel zu anderen Braunalgen wie Blasentang, Kombu-Algen (getrocknet), Arame Alge und Wakame und auch über Rotalgen (Seetang) wie Knorpeltang, Dulse (Lappentang, getrocknet) und das Nori-Blatt.
Alternative Namen
Umgangssprachlich nennt man Algen der Gattung Laminaria Seetang, Tang oder Kelp. Als Seetang oder Tang bezeichnet man jedoch auch andere makroskopische Braunalgen, Rotalgen und Grünalgen, und als Kelp andere Braunalgen-Arten.
Falsche Schreibweisen des Gattungsnamen Laminaria (z. B. Laminara, Laminatia, Laminira, Lamenaria, Lamineria, Laminarie, Laninaria, Laminria, Lamnaria, Lamonaria, Leminaria) schleichen sich gelegentlich ein.
Im Englischen bezeichnet man Laminaria-Algen als Laminaria seaweed oder kelp.
Sonstige Anwendungen
Laminaria-Seetang enthält Alginsäure (Alginat). Da dieser Stoff gelieren kann, setzt man ihn als Stabilisator in vielen Lebensmitteln, Kosmetika und Pharmaprodukten ein.14 Zudem untersucht man den Nutzen von Fingertang in der Entwicklung von Verfahren zur Bioethanolherstellung.16
Literaturverzeichnis - 19 Quellen
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