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Beinwell (Wallwurz), roh (bio?)

Echten Beinwell (Wallwurz, roh) verwendet man heute nicht mehr als Nahrungspflanze, sondern für äusserliche Anwendungen. Bio-Qualität?
Aufgrund fehlender Informationen zu den Nährstoffen haben wir die Zutat nicht in die Berechnung der Nährwerttabelle miteinbezogen.
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Makronährstoff Kohlenhydrate 0%
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Makronährstoff Proteine 0%
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Makronährstoff Fette 0%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, <0.1g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, <0.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 0:0

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Werte sind zu klein, um relevant zu sein.

Während man früher die Blätter vom Echten Beinwell (Symphytum officinale) in kleinen Mengen auch roh ass, lautet heute die Empfehlung, die Pflanze nur noch für äusserliche Anwendungen auf intakter Haut zu verwenden. Grund dafür sind potenziell gesundheitsschädliche Alkaloide in der als Wallwurz bekannten Heilpflanze. Bio?

Verwendung in der Küche

Kann man Beinwell essen? Beinwell, Borretsch, Natternkopf, Huflattich, Pestwurz, Lungenkraut und Steinsamen haben drei Dinge gemeinsam: Sie sind traditionelle Heilpflanzen und ehemalige Nahrungspflanzen, enthalten jedoch auch lebertoxische Alkaloide. Einst hielt man einen gelegentlichen Verzehr von geringen Mengen für unbedenklich. Heute empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), auf den Konsum von Lebensmitteln mit Pyrrolizidinalkaloiden zu verzichten.1

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
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Einkauf - Lagerung

Bei Supermarktketten wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer oder Billa sowie in den Bio-Supermärkten Denn's Biomarkt und Alnatura haben wir bisher keine Beinwell-Produkte gefunden. Frischer Beinwell ist ausschliesslich wild zu sammeln.

Getrocknete Beinwell-Wurzeln und Beinwell-Blätter erhält man im Online-Handel. Nicht alle Verkaufs-Webseiten weisen auf die potenziell schädlichen Alkaloide und die ausschliesslich äusserliche Verwendung hin. In Apotheken und Drogerien erhält man Salben, Nahrungsergänzungsmittel, Öle und weitere Fertigarzneimittel mit Beinwell-Extrakten.

Salben und Gels mit Wallwurz kann man häufig in Kombination mit anderen Heilkräutern wie Johanniskraut, Ringelblume, Arnika, Echinacea oder Pfefferminze kaufen.2

Birgt echter Beinwell eine Gefahr? Fragen Sie in der Apotheke nach Beinwell-Produkten, die aus pyrrolizidinfreien bzw. pyrrolizidinarmen Pflanzenzüchtungen stammen und die man zusätzlich durch Spezialverfahren weitgehend von diesen Alkaloiden befreit hat.3,4

Wild zu finden

Wo finde ich Echten Beinwell? Beinwell findet man in Gräben, an feuchten Wegrändern, auf feuchten Wiesen, an Ufern, in Auenwäldern, auf Moorwiesen, auf Äckern und in Gebüschen.5

Wie sieht echter Beinwell aus? Wie kann ich Beinwell erkennen? Die bis zu 1 m hohen Stängel mit ihren lanzettlichen, rau behaarten Blättern entspringen aus einem dicken, saftigen, aussen schwarzen und innen weissen Wurzelstock. Die glockigen, rot-violetten, manchmal gelblich-weissen Blüten sitzen in überhängenden Trauben.5

Saison: Man erntet das blühende Kraut, die Blätter und die Wurzeln. Da der wundheilende Inhaltsstoff Allantoin von Januar bis März am höchsten ist und zum Sommer hin abnimmt, sollte man die Wurzeln im frühen Frühjahr oder ab Oktober ernten. Man gräbt die Wurzelstöcke aus, befreit sie von anhaftender Erde, schneidet sie der Länge nach durch und hängt sie auf Schnüren aufgereiht zum Trocknen auf. Im Frühjahr enthalten auch die Schösslinge, die jungen Blätter, Blüten und Knospen Allantoin.5,6

Tipps zur Lagerung

Gut getrocknete Wallwurz-Wurzeln (Echter Beinwell) sollte man in mit Küchenpapier ausgelegten Gläsern oder Pappschachteln aufbewahren. Selbst eine geringe Restfeuchtigkeit kann die Wurzeln zum Schimmeln bringen. Gefässe aus Plastik oder Metall eignen sich nicht für die Aufbewahrung der Beinwell-Wurzeln, da diese bei Berührung mit Metall das Allantoin abbauen.6

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Wurzeln, Blätter und Kraut vom Echten Beinwell enthalten reichlich Schleimstoffe (Fructane), bis 1,5 % Allantoin, 4-6 % Gerbstoffe, Rosmarinsäure, Cholin, Flavonoide, Stärke, Triterpene, von Mikroorganismen gebildetes Vitamin B12 auf den Oberflächen der Pflanzenteile, weitere B-Vitamine, Phytosterine und Kieselsäure. Abhängig von Anbaugebiet und Sorte enthält Beinwell bis zu 0,6 % Pyrrolizidine (Pyrrolizidin-Alkaloide).5,7,8

Im März liegt der Gehalt an Allantoin in der Beinwell-Wurzel bei 0,6-0,8 % und sinkt im Verlauf des Jahres ständig ab.2

Die gesamten Inhaltsstoffe von Beinwell, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Der gesamte Beinwell ist reich an verschiedenen Phytochemikalien und enthält neben den Polysacchariden und Fettsäuren etwa 31 % Phenolsäuren, 23 % Pyrrolizidin-Alkaloide und 18 % Flavonoide. In den letzten Jahren untersuchten zahlreiche In vitro- und In vivo-Studien das gesundheitliche Potenzial von Beinwell-Extrakten. Diese zeigen gesundheitsfördernde Eigenschaften, wie entzündungshemmende, wundheilende und schmerzlindernde Wirkungen.10

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen zur äusserlichen Anwendung von Beinwell kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen. Beinwell enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:9,10

  • Isoprenoide: Triterpene: Saponine, Phytosterine; Iridoide
  • Alkaloide: Pyrrolizidin-Alkaloide (u.a. Intermedin, Lasioscarpin, Myoscorpin, Symlandin, Symphytin)
  • Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoesäuren (Dihydroxybenzoesäure, p-Hydroxybenzoesäure, Salicylsäure, Vanillinsäure), Hydroxyzimtsäuren (Chlorogensäure, Kaffeesäure, Rosmarinsäure, Zimtsäure, p-Cumarsäure, Ferulasäure, Danshensu, Sagerinsäure, Sinapinsäure, Salvianolsäure ); Flavonoide: Flavonole (Quercetin, Quercetin Derivate, Kaempferol, Isorhamnetin, Myricetin), Flavanole (Catechin, Epicatechin), Flavone (Apigenin, Luteolin), Flavanone (Naringenin, Pinobanksin); Lignane (Globoidnan A und B, Rabdosiin); Tannine (Ellagsäure)
  • Weitere stickstoffhaltige Verbindungen: Ureide (Allantoin), Amine (Cholin)
  • Weitere organische Verbindungen: Chinone; Glycoside (Roseoside); Furanocumarine (Umbelliferon); Dicarbonsäuren (Malaxinsäure); Hydroxycarbonsäuren (Zitronensäure, Apfelsäure, Gluconsäure); Carbonsäuren (Sarracininsäure, Trachelsäure, Viridiflorinsäure); Aldehyde; Phenylethanoide

Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Beinwell abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.

Mit den Pyrrolizidin Alkaloiden (PA) wehrt sich der Beinwell gegen äussere Einflüsse. Sie finden sich vor allem in der Wurzel (30 bis 500 mg/100g), weniger in den Blättern (11 bis 24 mg/100g) und minimal in den Blüten der Pflanze. Angesichts der toxikologischen Bedenken entwickelten Forschende zahlreiche Verfahren zu deren Entfernung.10

Wofür ist Beinwell gut? Die medizinischen Hauptwirkstoffe von Beinwell sind Allantoin, Cholin sowie die phenolischen Verbindungen. Cholin ist ein Amin und grundlegender Bestandteil von Lecithin. Beinwell enthält unter den Pflanzen die höchsten natürlich vorkommenden Gehalte an Allantoin.5 Allantoin entsteht durch den Abbau von Harnsäure und kommt vor allem in der Wurzel vor. Allantoin löst Wundsekrete auf, verflüssigt Eiter und regt zur Gewebeneubildung an. Der durch Allantoin begünstigte Flüssigkeitsabstrom aus der Wundfläche dient auch zur Ausspülung von Keimen und Bakterientoxinen.5,7 Cholin fördert die Durchblutung, insbesondere die Mehrdurchblutung des verletzten Gewebes. Der Wirkstoff reduziert den Austritt von Gewebsflüssigkeit und damit die Ausbildung von Ödemen und lässt Hämatome (Blutergüsse) rascher verschwinden.7

Beinwell ist ein wichtiger Bestandteil von Cremes und Salben, z.B. bei Gelenkbeschwerden, Sehnenscheidenentzündungen, Gicht oder Knochenbrüchen.8 Studien zeigen das Potential homöopathischer Pasten aus Beinwellwurzel-Muttertinktur zur Entwicklung neuer osteogener Mittel zur Knochenmineralisierung und -Heilung.10

Extrakte aus den Blättern von Beinwell wirken krebshemmend auf verschiedene menschliche Krebszelllinie. Extrakte aus den Blüten zeigen cytotoxische Effekte auf Brustkrebszellen.10

In medizinischen Studien beobachtete man das Potential der phenolischen Komponenten von Beinwell zur Komplementärtherapie für Diabetes mellitus Typ 2-Patienten.9 Weitere Studien schreiben den phenolischen Komponenten von Beinwellwurzel-Extrakten antimikrobielle und antioxidative Wirkung zu. Die vorherige Entfernung der PA wirkte sich dabei nicht negativ auf diese Effekte aus. Ebenso verwendete man S. officinale-Extrakte zur Synthese von Silbernanopartikel, die UVB-gestresste Hautzellen vor Kollagenabbau schützen und die Produktion von Hautcollagenen unterstützen. Angesichts der Fortschritte in Extraktions- und Reinigungsmethoden zum Schutz vor den PA, fokussieren zukünftige Forschungen auf weitere medizinische Wirkungen von Beinwell.10

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Wirkt Beinwell krebserregend? Studien mit isolierten Pyrrolizidinalkaloiden aus Echtem Beinwell haben bei Tieren eine Fruchtbarkeitsgefährdung und Fruchtschädigung (Reproduktionstoxizität) gezeigt. Weitere Tierstudien legen nahe, dass Pyrrolizidinalkaloide nach oraler Verabreichung leberschädigend (hepatotoxisch) und krebserregend sind. An trächtigen Tieren wies man nach, dass ungeborene Lebewesen nach der oralen Aufnahme von Pyrrolizidinalkaloiden durch das Muttertier unter einer Leberschädigung litten. Im Labor konnte man zeigen, dass Pyrrolizidinalkaloide erbgutverändernd (genotoxisch) wirken.11

Für Menschen sind Pyrrolizidinalkaloide leberschädigend und gelten als erbgutverändernd sowie krebserregend. Die Leber bildet aus den Alkaloiden hochtoxische Abbauprodukte.3

Innerliche Anwendungen in Form von Tee, Pulver, Kapseln oder der Verzehr als Gemüse ist heute nicht mehr vertretbar. Bei äusserlicher Anwendung auf der Haut sind kaum Wechselwirkungen bekannt.11 Selten kommen allergische Reaktionen vor.2,12 Der Kontakt mit den Augen oder Schleimhäuten ist zu vermeiden.11

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) betont, dass Beinwell-Anwendungen nur auf intakter Haut erfolgen dürfen. Kontraindikationen gelten für Schwangerschaft, Stillzeit und Kleinkinder unter drei Jahren, da keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vorliegen.5,6,11,12 Generell ist die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht empfohlen.11

Bisher liegen nur unzureichende Daten zur Absorption von Pyrrolizidinalkaloiden durch die Haut vor. Die Tagesdosis an Pyrrolizidinalkaloiden sollte für Erwachsene unter 1 μg pro Tag liegen.11

Aufgrund ihrer extremen Giftigkeit fordert das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) eine Nulltoleranz für Pyrrolizidinalkaloide in Lebensmitteln.1 Bei pflanzlichen Arzneimitteln hat der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel (Committee on Herbal Medicinal Products / HMPC) Grenzwerte für lebertoxische Pyrrolizidine in Beinwell-haltigen Produkten festgelegt.13

Bei Fertigarzneimitteln mit Beinwell-Extrakten besteht keine Beschränkung in der Anwendungsdauer.12 Selbsthergestellte Zubereitungen mit Echtem Beinwell sind nicht länger als 10 Tage auf intakter Haut anzuwenden und insgesamt nicht länger als 4 bis 6 Wochen pro Jahr.11,14 Die Haut darf weder gebrochen noch gereizt sein.11

Verwechslungsgefahr

Spriessende Blätter vom Echten Beinwell kann man mit dem giftigen Fingerhut (Digitalis ssp.) verwechseln. Als Unterscheidungsmerkmale dienen die unterschiedlichen Blatteigenschaften. Die Blätter des Fingerhuts sind gezähnt und fühlen sich samtig-weich an. Die rauen und borstigen Beinwell-Blätter hingegen kann man an ihrem glatten Rand erkennen.6

Besteht mit Borretsch Verwechslungsgefahr? Eine Verwechslung mit Borretsch oder Natternkopf kommt selten vor und ist und weniger gesundheitsgefährdend.21

Verwendung als anerkannte Heilpflanze

Der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel (HMPC) hat Echter Beinwell als ein traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft.12 Beinwell ist ausschliesslich bei den angegebenen Indikationen zur symptomatischen Linderung anzuwenden.11

Klinische Studien bestätigen folgende äusserliche Anwendungsgebiete auf intakter Haut: schmerzhafte Muskel- und Gelenkbeschwerden, Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen (nach Abklingen der akuten Phase), Rückenschmerzen, Kniegelenkarthrose und lokale Durchblutungsförderung.12,14

Das HMPC empfiehlt die Auftragung einer dünnen Schicht zweimal täglich bei halbfesten Darreichungsformen (10 % flüssiger Extrakt).11

Was kann man mit Beinwell machen? Man kann Beinwellwurzel-Zubereitungen für die äusserliche Anwendung in Form von Wickeln und Umschlägen herstellen. Dafür kocht man 100 g Beinwellwurzeln in 1 l Wasser und siebt diese nach 10 Minuten ab. Mit der daraus gewonnen Flüssigkeit kann man warme Wickel machen.5

Volksmedizin - Naturheilkunde

Früher wandte man Echten Beinwell auf offenen Wunden, bei chronischen Eiterungen, den sogenannten offenen Beinen und Zellgewebsentzündungen an.5 Weitere Indikationen waren bzw. sind Schuppenflechten, Ekzeme, Krampfadern, Arthritis, Hämorrhoiden, Brustentzündungen, Knochenbrüche, entzündete Ballen oder Beingeschwüre.15

In der Erfahrungsheilkunde kam bzw. kommt Wallwurz auch bei schlecht heilenden Frakturen, Muskelkater, Sehnen-, Sehnenscheiden- und Schleimbeutelentzündung, Blut- und Reizerguss, Nagelbettentzündung, Furunkeln, Thrombophlebitis (akuter Thrombose und Entzündung von Venen), Lymphknotenschwellungen wegen fieberhaftem Infekt sowie bei entzündlich-rheumatischen Gelenkerkrankungen zum Einsatz.8,15

Bis vor nicht allzu langer Zeit war Echter Beinwell eine wichtige Heilpflanzenzutat in der naturnahen und präventiven Küche. Die ganz jungen Blätter ass man in geringen Dosen. Man vermutete, dass ein gelegentlicher Verzehr von kleinen Mengen unbedenklich sei.8

Als Nahrungspflanze nutzte man Beinwell-Blätter in der Volksmedizin (Kräutertee), in Form von "Comfrey-Gemüse" (von der englischen Bezeichnung comfrey) oder Rohkost-Salat.7

Beachten Sie, dass innerliche Anwendungen heute nicht mehr empfohlen sind (siehe weiter oben).

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Zur Einschätzung der Klimafreundlichkeit eines Lebensmittels dient in erster Linie der CO2-Fussabdruck. Dieser hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. So spielen die Art der landwirtschaftlichen Produktion (konventionell vs. ökologisch), saisonale, regionale oder inländische Produktion bzw. Import per Lkw, Schiff oder Flugzeug, unterschiedliche Verpackungsarten und ob es sich um Frischwaren oder Tiefkühlwaren handelt, eine entscheidende Rolle.16 Da frischer Beinwell ausschliesslich wild zu finden ist und man ihn aufgrund seiner Inhaltsstoffe nicht als Lebensmittel nutzt, können wir an dieser Stelle keine Angaben zum CO2-Fussabdruck oder Wasserfussabdruck machen.

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Tierschutz - Artenschutz

Die Hauptbestäuber der glockigen Beinwell-Blüten mit ihren engen, durch Schlundschuppen versperrten Kronröhren-Eingängen sind langrüsselige Honigbienen, grössere Wildbienen und Hummeln. Kurzrüsselige Erdhummeln verschaffen sich Zugang, indem sie die Blütenkronen seitlich anbeissen.17

Echter Beinwell dient Bienen hauptsächlich während der Monate Mai bis September (Sommertracht) als Nahrung. Tracht ist der Oberbegriff für die Nahrung, welche die Bienen eintragen, also Nektar, Pollen und Honigtau. Der Nektarwert des Beinwells ist mittel und der Pollenwert gering (Skala Nektarwert und Pollenwert: kein, gering, mittel, hoch, sehr hoch). Die beiden Werte spiegeln den Nutzen für Insekten wider und dienen als Richtwerte und Entscheidungshilfe bei bienen- und insektenfreundlichen Neupflanzungen und Gartenarbeiten.17

Weltweites Vorkommen - Anbau

Echter Beinwell ist in ganz Europa vom Mittelmeer bis zum Kaukasus verbreitet. Er kommt dabei in Mitteleuropa recht häufig, in Nordeuropa meist nur eingebürgert und in Südeuropa eher selten vor. Die östliche Ausdehnung der Wallwurz (Echter Beinwell) reicht bis ins westliche Sibirien und nach China.5,15

Anbau - Ernte

Für den Anbau im eigenen Garten säen Sie Beinwell-Samen im März auf einer warmen Fensterbank in einer nährstoffreichen Anzuchterde. Im Mai können Sie die Jungpflanzen an ihren eigentlichen Standort im eigenen Garten setzen. Ideal ist ein halbschattiger bis sonniger Platz mit feuchtem, humosem Boden. Echter Beinwell ist eine anpassungsfähige und anspruchslose Pflanze. Achten Sie im ersten Jahr aber auf eine ausreichende Bewässerung und düngen Sie die mehrjährige Pflanze gelegentlich.18 Beachten Sie, dass Symphytum officinale rasch wuchert und seine lange Pfahlwurzel ihn nur mühsam umpflanzen lässt.19

Echter Beinwell ist eine ausdauernde Halbrosettenpflanze mit einer Lebenszeit von ungefähr 20 Jahren. Die Wurzeln reichen bis zu 1,8 m tief. Beinwell vermehrt sich durch Verzweigung des rübenförmigen Rhizoms und durch abgetrennte Teile. Die anspruchslose und schnell wachsende Pflanze treibt jedes Jahr aus, auch unter widrigen Umständen.18 Frische Blätter können Sie ganzjährig ernten. Wollen Sie die Blätter trocknen, ernten Sie sie kurz vor der Blüte. Die Wurzeln graben Sie am besten im Herbst aus und verwenden Sie frisch oder trocknen Sie vor der weiteren Verarbeitung.19

Echter Beinwell enthält reichlich Stickstoff, Phosphor, Kalium sowie zahlreiche Mikronährstoffe und Kieselsäure. Dank dieser Eigenschaften eignet sich die Pflanze auch zum Ansetzen von Pflanzenjauche.18

Damit Hummeln und andere Insekten von den Blüten profitieren können, sollte man die Pflanze nach der Blüte zurückschneiden.

Weitere Raublattgewächse wie Ochsenzunge, Borretsch, Natternkopf und Hundszunge sind gute Begleiter im Garten.2

Weiterführende Informationen

Echter Beinwell (Symphytum officinale) gehört zur Gattung Beinwell (Symphytum) innerhalb der Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae). Zur selben Familie zählen auch der Borretsch (Borago officinalis) und die Gattung der Natternköpfe (Echium).

Der Name dieser seit der Antike bekannten Heilpflanze deutet auf ihre medizinische Verwendung hin. Früher bezeichnete man Knochen allgemein als "Bein". "Well" stammt vom altdeutschen Verb "wallen" ab und benennt das "Zusammenwachsen oder Heilwerden" von Knochen oder Wunden.12

Für die Herstellung von Arzneimitteln und Salben auf Basis von Frischpflanzenextrakten dienen heute nahezu pyrrolizidinalkaloidfreie Hybride (Symphytum x uplandicum) aus Symphytum officinale und Symphytum asperum. Die gewünschten Inhaltsstoffe wie Allantoin, Cholin oder Rosmarinsäure sind weiterhin enthalten. Seit 2008 steht diese Beinwell-Sorte unter Sortenschutz. Der Anbau dieser Sorte erfolgt vor allem in Süddeutschland.20

Alternative Namen

Andere Bezeichnungen für den Echten Beinwell sind beispielsweise Gewöhnlicher Beinwell, Schadheilwurz, Gemeiner Beinwell, Beinwell, Arznei-Beinwell, Beinwurz, Bienenkraut, Hasenlaub, Milchwurz, Schadheilwurzel, Schmalwurz, Schwarzwurz, Wallwurz, Komfrei oder Wundallheil. Auch der Alternativname Beinheil ist bekannt. Die Echte Schwarzwurzel (Scorzonera hispanica) ist aber eine andere Pflanze. Auch sie enthaltet Allantoin, wie auch Weizenkeimlinge, Sojakeimlinge, Reis, Blumenkohl, grüne Bohnen und die Schale der Rosskastanie.

Auf Englisch bezeichnet man Beinwell als comfrey, comphrey, boneset, consound, knitbone, common comfrey, cultivated comfrey, Quaker comfrey oder slippery-root.

Sonstige Anwendungen

Getrocknete Blätter dienten auch zur Herstellung einer Rauchtabakmischung.8 In der Landwirtschaft verwendet man Beinwell als stickstoffreichen Dünger und als Futterpflanzen.15

Literaturverzeichnis - 21 Quellen

1.

BfR Bundesamt für Risikobewertung. Aktualisierte Risikobewertung zu Gehalten an 1,2-ungesättigten Pyrrolizidinalkaloiden (PA) in Lebensmitteln. 2020.

2.

Heilpflanzenlexikon AWL: Gemeiner Beinwell Symphytum officinale.

3.

Blaschek W, Hrsg. Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis. 6. Auflage. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH; 2016.

4.

Röder E. Giftige „Heilpflanzen“ bei Hildegard von Bingen: Gefahr durch toxische Pyrrolizidinalkaloide. Deutsche Apothekerzeitung. 2015;50:60.

5.

Pahlow M. Das grosse Buch der Heilpflanzen: Gesund durch die Heilkräfte der Natur. 9. Auflage. Hamburg: Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; 2020.

6.

Rechenburg L. Dort oben sehe ich euch wachsen: Heilkräuter aus den Bergen – finden und anwenden. 1. Auflage. Innsbruck: Löwenzahn Verlag; 2019.

7.

Schilcher H, Kammerer S, Wegener T. Leitfaden Phytotherapie. 3. Auflage. München: Elsevier GmbH; 2007.

8.

Fleischhauer SG, Guthmann J, Spiegelberger R. Enzyklopädie. Essbare Wildpflanzen. 2000 Pflanzen Mitteleuropas. 4. Auflage. Aarau: AT Verlag; 2018.

9.

Neagu E, Paun G et al. Artemisia abrotanum and Symphytum officinale polyphenolic compounds-rich extracts with potential application in diabetes management. Metabolites. 2023;13(3):354.

10.

Trifan A, Wolfram E et al. Symphytum genus—from traditional medicine to modern uses: an update on phytochemistry, pharmacological activity, and safety. Phytochemistry Reviews. 2024.

11.

European Medicines Agency. European Union herbal monograph on Symphytum officinale L., radix. EMA/HMPC/572846/2009 Corr. 2024.

12.

PTA-Forum pharmazeutische Zeitung: Arzneipflanzen. Beinwell. 2020.

13.

Grenzwerte für Pyrrolizidinalkaloide: Auch topische Beinwell-Zubereitungen sind betroffen. Deutsche Apothekerzeitung. 2015;31:32.

14.

Kooperation Phytopharmaka. Beinwell.

15.

Bown D. Kräuter. Die grosse Enzyklopädie. Anbau und Verwendung. 2. Auflage. München: Dorling Kindersly; 2015.

16.

Reinhardt G, Gärtner S, Wagner T. Ökologische Fussabdrücke von Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland. Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg ifeu. 2020:1-22.

17.

Kremer BP. Mein Garten – Ein Bienenparadies. 2. Auflage. Bern: Haupt Verlag; 2018.

18.

Plantura.garden: Beinwell: Anpflanzen & Pflegen des Heilkrautes.

19.

Mein schöner Garten: Echter Beinwell, Comfrey. 2024.

20.

Gensthaler BM. Symphytum: Kultursorte ohne Pyrrolizidine. Pharmazeutische Zeitung. 2013;25.

21.

Gartenjournal: Beinwell Vorsicht vor einer Verwechslung! 2023.

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