Während man früher die Blätter vom Echten Beinwell (Symphytum officinale) in kleinen Mengen auch roh ass, lautet heute die Empfehlung, die Pflanze nur noch für äusserliche Anwendungen auf intakter Haut zu verwenden. Grund dafür sind potenziell gesundheitsschädliche Alkaloide in der als Wallwurz bekannten Heilpflanze. Bio?
Verwendung in der Küche
Kann man Beinwell essen? Beinwell, Borretsch, Natternkopf, Huflattich, Pestwurz, Lungenkraut und Steinsamen haben drei Dinge gemeinsam: Sie sind traditionelle Heilpflanzen und ehemalige Nahrungspflanzen, enthalten jedoch auch lebertoxische Alkaloide. Einst hielt man einen gelegentlichen Verzehr von geringen Mengen für unbedenklich. Heute empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), auf den Konsum von Lebensmitteln mit Pyrrolizidinalkaloiden zu verzichten.1 Daher verzichten wir auch auf Beinwell-Rezepte.
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Einkauf - Lagerung
Bei Supermarktketten wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer oder Billa sowie in den Bio-Supermärkten Denn's Biomarkt und Alnatura haben wir bisher keine Beinwell-Produkte gefunden. Frischer Beinwell ist ausschliesslich wild zu sammeln.
Getrocknete Beinwell-Wurzeln und Beinwell-Blätter erhält man im Online-Handel. Nicht alle Verkaufs-Webseiten weisen auf die potenziell schädlichen Alkaloide und die ausschliesslich äusserliche Verwendung hin. In Apotheken und Drogerien erhält man Salben, Nahrungsergänzungsmittel, Öle und weitere Fertigarzneimittel mit Beinwell-Extrakten.
Salben und Gels mit Wallwurz kann man häufig in Kombination mit anderen Heilkräutern wie Johanniskraut, Ringelblume, Arnika, Echinacea oder Pfefferminze kaufen.2
Birgt echter Beinwell eine Gefahr? Fragen Sie in der Apotheke nach Beinwell-Produkten, die aus pyrrolizidinfreien bzw. pyrrolizidinarmen Pflanzenzüchtungen stammen und die man zusätzlich durch Spezialverfahren weitgehend von diesen Alkaloiden befreit hat.3,4
Wild zu finden
Wo finde ich Echten Beinwell? Beinwell findet man in Gräben, an feuchten Wegrändern, auf feuchten Wiesen, an Ufern, in Auenwäldern, auf Moorwiesen, auf Äckern und in Gebüschen.5
Wie sieht echter Beinwell aus? Wie kann ich Beinwell erkennen? Die bis zu 1 m hohen Stängel mit ihren lanzettlichen, rau behaarten Blättern entspringen aus einem dicken, saftigen, aussen schwarzen und innen weissen Wurzelstock. Die glockigen, rot-violetten, manchmal gelblich-weissen Blüten sitzen in überhängenden Trauben.5
Saison: Man erntet das blühende Kraut, die Blätter und die Wurzeln. Da der wundheilende Inhaltsstoff Allantoin von Januar bis März am höchsten ist und zum Sommer hin abnimmt, sollte man die Wurzeln im Frühjahr oder ab Oktober ernten. Man gräbt die Wurzelstöcke aus, befreit sie von anhaftender Erde, schneidet sie der Länge nach durch und hängt sie auf Schnüren aufgereiht zum Trocknen auf. Im Frühjahr enthalten auch die Schösslinge, die jungen Blätter, Blüten und Knospen Allantoin.5,6
Tipps zur Lagerung
Gut getrocknete Wallwurz-Wurzeln (Echter Beinwell) sollte man in mit Küchenpapier ausgelegten Gläsern oder Pappschachteln aufbewahren. Selbst eine geringe Restfeuchtigkeit kann die Wurzeln zum Schimmeln bringen. Gefässe aus Plastik oder Metall eignen sich nicht für die Aufbewahrung der Beinwell-Wurzeln, da diese bei Berührung mit Metall das Allantoin abbauen.6
Literaturverzeichnis - 6 Quellen
1. | BfR Bundesamt für Risikobewertung. Aktualisierte Risikobewertung zu Gehalten an 1,2-ungesättigten Pyrrolizidinalkaloiden (PA) in Lebensmitteln. 2020. |
2. | Heilpflanzenlexikon AWL: Gemeiner Beinwell Symphytum officinale. |
3. | Blaschek W, Hrsg. Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis. 6. Auflage. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH; 2016. |
4. | Röder E. Giftige „Heilpflanzen“ bei Hildegard von Bingen: Gefahr durch toxische Pyrrolizidinalkaloide. Deutsche Apothekerzeitung. 2015;50:60. |
5. | Pahlow M. Das grosse Buch der Heilpflanzen: Gesund durch die Heilkräfte der Natur. 9. Auflage. Hamburg: Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; 2020. |
6. | Rechenburg L. Dort oben sehe ich euch wachsen: Heilkräuter aus den Bergen – finden und anwenden. 1. Auflage. Innsbruck: Löwenzahn Verlag; 2019. |
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