Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien
Realitätsnah zeigen wir Ihnen hier die Inhaltsstoffe pro 1 g (statt pro 100 g wie üblich).
Backpulver setzt sich immer aus folgenden Zutaten zusammen: dem Backtriebmittel, einer Säure in Trockenform und einem Trennmittel.9
Der Unterschied zwischen herkömmlichem Backpulver und Weinstein-Backpulver besteht im Säuerungsmittel. Das Backtriebmittel ist in der Regel Natron (E500 als Natriumhydrogencarbonat, Natriumcarbonat und Natriumsesquicarbonat), welches alleine jedoch nicht die erwünschte Auflockerung des Teigs bewirkt. Hierzu benötigt es ein Säuerungsmittel. In herkömmlichen Backpulvern ist es Phosphat oder Diphosphat. Das kann z.B. Dinatriumdihydrogendiphosphat oder Natriumpyrophosphat sein. Es kommen aber teilweise auch aluminiumhaltige Säuren zum Einsatz.18 Alle diese Säuren sind gesundheitlich bedenklich und daher zu meiden (siehe Wirkungen auf die Gesundheit).
Im Weinstein-Backpulver hingegen ist dieses Säuerungsmittel der natürliche Weinstein (Trivialname für Salze der Weinsäure). Als Lebensmittelzusatzstoff hat Weinstein die E-Nummern: E354 für Calciumtartrat, E335 für Natriumtartrat, E336 für Kaliumtartrat (mit Zusatz "ii" für Kaliumbitartrat, "i" für Monokaliumtartrat) und E337 für Kaliumnatriumtartrat.
Als Trennmittel verwendet man hauptsächlich Stärke in Form von Mais- oder Kartoffelstärke, die verhindert, dass bereits die Luftfeuchtigkeit das Backpulver aktiviert. Auch Reisstärke und glutenhaltige Weizenstärke kommen vor. Durch die deutliche Vergrösserung des Gesamtvolumens erleichtert das Trennmittel die Dosierung und erhöht die Rieselfähigkeit.
Aufgrund der enthaltenen Kohlenhydrate (0,44 g/1g) hat Weinsteinbackpulver einen höheren Kaloriengehalt von 2,35 kcal/1g, im Vergleich zu Backpulver mit 1,75 kcal/1g. Fett- und Eiweissanteil sind mit weniger als 1 % vernachlässigbar.17
Natrium, Calcium und Mangan sind die wichtigsten essenziellen Nährstoffe, die Weinstein-Backpulver anbietet. Jedoch tragen sie und die Makronährstoffe wegen der kleinen Verzehrmenge nicht wesentlich zur Deckung des jeweiligen Tagesbedarfs bei.
Die gesamten Inhaltsstoffe von Weinstein-Backpulver, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.
Wirkungen auf die Gesundheit
Ist Weinstein-Backpulver gesund? Bisher gibt es keine Hinweise auf eine schädliche Wirkung. Bis 240 mg Monokaliumtartrat (E336i) pro kg Körpergewicht und Tag (0,24 g/kg/d) sind keine negativen Folgen zu erwarten.14 Das sind umgerechnet für einen 70 kg schweren Menschen 1-2 EL täglich (16 g). Weinstein ist daher in normal gebräuchlichen Mengen für den Menschen gesundheitlich unbedenklich, erhöhte Mengen können aber abführend wirken.8 Die Einnahme grosser Mengen Weinstein (in der vorliegenden Untersuchung 4-6 Esslöffel) kann lebensgefährlich sein. Es führt zu einem Überschuss an Kalium im Körper, einer sogenannten Hyperkaliämie. Sechs Esslöffel Reinweinstein (Kaliumbitartrat) enthält mehr als die dreifache Tageshöchstmenge an Kalium.5 Weinstein-Backpulver im Eigenregime als Abführmittel zu verwenden, ist also keine gute Idee.
In medizinischen Studien konnten ForscherInnen feststellen, dass Weinstein ein effektiver Stuhlweichmacher ist. Kombiniert mit Natriumbicarbonat und Polyethylenglycol in Form von Zäpfchen, kann Weinstein gegen chronische Verstopfung helfen.5 Die Wirkung beruht auf den gleichen Mechanismen, warum man Weinstein auch als Backpulver einsetzt: Kaliumbitartrat setzt Kohlenstoffdioxid frei. Dieses Gas verursacht Druck auf die Darmwand und löst Darmkontraktionen aus. Dieses Abführmittel ist anscheinend auch für Patienten geeignet, die gefährdet sind, Elektrolytstörungen zu erleiden; wie ältere Menschen und Menschen mit Nieren- oder Herzkreislauferkrankungen.2
Reine Weinsäure aus Weinstein hat bis zu einer täglichen Menge von 30 mg pro kg Körpergewicht keine negativen Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Weinsäure erleichterte bei einer In-vitro-Studie die Auflösung von Calciumhydrogenphosphat-Dihydrat-Kristallen (CHPD), also Harnsteinen. Zudem zeigte sich ein positiver Effekt der Weinsäure (als Weinstein aufgenommen) auf die Verdauung und ein vermindertes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken.1
Weinstein-Backpulver ist gesünder als die meisten Backpulver, da keine anorganischen Phosphate enthalten sind. Ein übermässiger Verzehr dieser schnell verfügbaren Phosphate steht im Zusammenhang mit einer erhöhten Sterblichkeit.12 Phosphathaltige Zusatzstoffe sind häufig in hoch verarbeiteten Lebensmitteln unter den E-Nummern: E338-E341, E343 und E450-E452 zu finden.8 Zu phosphathaltigen Lebensmitteln gibt es auch ein interessantes Video: Schmelzkäse: Die unterschätzte Phosphat-Gefahr.
Zudem ist Weinstein-Backpulver bei Histaminunverträglichkeit im Gegensatz zu Hefe in der Regel unproblematisch.
Sekundäre Pflanzenstoffe
Für das Nährstoffprofil von Weinstein-Backpulver sind die sekundären Pflanzenstoffe nicht relevant. Erfahren Sie mehr über Bedeutung und Einteilung dieser bioaktiven Stoffe in Lebensmitteln im Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe.
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Weinstein-Backpulver ist für Hunde giftig, da es eine akute Nierenschädigung hervorrufen kann. Ähnliche Wirkung haben auch Trauben oder Rosinen auf Hunde.13
Volksmedizin - Naturheilkunde
Paracelsus nannte Krankheiten wie Gicht, Rheuma, Arthrose, Gallen- und Nierensteine oder Sklerose "Tartarische Leiden" (Roher Weinstein = Tartarus crudus). Er schrieb Weinstein aber auch heilende Wirkungen zu: Viele Kräfte werden nämlich im Weinstein gefunden, mehr als im Weine. Weinstein wandte man früher bei chronischen Hautkrankheiten, als Ableitungsmittel über die Nieren, Leber und Darm und bei Nierensteinen an. Auch heute gibt es Naturkosmetikprodukte, die sich die Wirkung von Weinstein zunutze machen.6
Literaturverzeichnis - 11 Quellen
1. | Jantwal A, Durgapal S, Upadhyay J, Joshi T, Kumar A. Tartaric acid. In: Antioxidants Effects in Health. Elsevier; 2022:485-492. |
2. | National Library of Medicine. National Center for Biotechnology Information. PubChem. Potassium bitartrate. |
5. | Rusyniak DE, Durant PJ et al. Life-threatening hyperkalemia from cream of tartar ingestion. J Med Toxicol. 2013;9(1):79-81. |
6. | Rippe O. Von der Heilkraft des Weinsteins. Zeitschrift Naturheilpraxis. Pflaum Verlag. 2008;06. |
8. | Hahne D. E-Nummern, Zusatzstoffe: Alle E-Nummern erklärt und bewertet [E-Book]. Stiftung Warentest. 2017. |
9. | Belitz HD, Grosch W, Schieberle P. Lehrbuch der Lebensmittelchemie [E-Book]. 6. vollständig überarbeitete Auflage. Springer: Berlin, Heidelberg. 2008. |
12. | Calvo MS, Dunford EK, Uribarri J. Industrial use of phosphate food additives: a mechanism linking ultra-processed food intake to cardiorenal disease risk? Nutrients. 2023;15(16):3510. |
13. | Wegenast CA, Meadows ID et al. Acute kidney injury in dogs following ingestion of cream of tartar and tamarinds and the connection to tartaric acid as the proposed toxic principle in grapes and raisins. J Vet Emergen Crit Care. 2022;32(6):812-816. |
14. | EFSA Panel on Food Additives and Flavourings (FAF), Younes M, Aquilina G, et al. Re‐evaluation of l(+)‐tartaric acid (E 334), sodium tartrates (E 335), potassium tartrates (E 336), potassium sodium tartrate (E 337) and calcium tartrate (E 354) as food additives. EFSA Journal. 2020;18(3):e06030. |
17. | ÖNWT - Die österreichische Nährwerttabelle. Bio-Backpulver Reinweinstein (ÖNWT-PRO R409110). Bioservice Zach GmbH Backtriebmittel ohne chemische Zusatzstoffe. |
18. | Bode J. Backpulver - Geschichte und Wissen heute. Wissensforum Backwaren Bonn - Wien. 2009. |
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