Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien
Realitätsnah zeigen wir Ihnen hier die Inhaltsstoffe von Gewürzen und Kräutern pro 1 g (statt pro 100 g wie üblich).
In 1 g Fenchelsamen sind kaum Fett und Eiweiss, aber 0,52 g Kohlenhydrate enthalten (davon 0,4 g Ballaststoffe). Die Samen bieten pro 1 g 3,45 kcal an Energie.3
Mangan, Calcium und Eisen sind die wichtigsten essenziellen Nährstoffe, die rohe Fenchelsamen anbieten. Jedoch tragen sie und die Makronährstoffe wegen der kleinen Verzehrmenge nicht wesentlich zur Deckung des jeweiligen Tagesbedarfs bei. Weitaus wichtiger für den Gesundheitswert sind die sekundären Pflanzenstoffe in dieser Zutat, die nur schon in Spuren wirken können. Obwohl alle Kräuter und Gewürze sehr viele gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe mitbringen, verzichten wir hier bewusst auf das substanzlose Modewort Superfood.
Wirkungen auf die Gesundheit
Sind Fenchelsamen gesund? Fenchelsamen enthalten eine Vielzahl von Wirkstoffen, die unterschiedliche gesundheitliche Vorteile bieten. Zu den meistzitierten Wirkungen des Fenchels gehören laut einer Übersichtsstudie von 2023 antimikrobielle, antivirale, antioxidative, antimykotische, entzündungshemmende und antitumorale Aktivitäten. Hinzu kommen positive Effekte auf Atemwege und Verdauungstrakt.5
Besonders beliebt sind Fenchelsamen zur unterstützenden Behandlung von Atemwegserkrankungen, z.B. Husten, Schnupfen oder Halsschmerzen. Durch ihre entzündungshemmende Wirkung helfen sie auch bei Bronchitis.7 Im Tee können Fenchelsamen durch ihre antibakterielle und schleimlösende Wirkung lindernd sein.
Fenchelsamen kommen auch bei der Behandlung von Säuglingskoliken zum Einsatz. Durch die Anwendung einer Fenchelsamenöl-Emulsion verringert sich deren Intensität. Die Samen lindern Darmkrämpfe und erhöhen die Beweglichkeit des Dünndarms.11 Deswegen wendet man sie gerne bei Magenbeschwerden, Blähungen, Verdauungsproblemen und Bauchschmerzen an.
Publikationen schreiben den Fenchelsamen eine gedächtnisfördernde und stressreduzierende Wirkung zu.5
Sekundäre Pflanzenstoffe
Die meisten gesundheitlichen Wirkungen von Fenchelsamen kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, ihr Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.
Fenchelsamen enthalten u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:30,31,32,33
- Isoprenoide: Monoterpene (Fenchon, Limonen, α-Pinen)
- Polyphenole: Phenolische Verbindungen (trans-Anethol, Estragol); Cumarine; Flavonoide (verschiedene Flavonoid-Aglykone, Flavonoidmono- und -diglykoside); Hydroxyzimtsäure- und Chinasäurederivate, Lignane, Tannine
Es ist zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Fenchelsamen abhängig von Herkunft, Sorte, Erntezeitpunkt, Anbau- und Lagerbedingungen sowie Herstellungsverfahren variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.
Viele pharmakologische Eigenschaften von Fenchelsamen beruhen auf dem hohen Gehalt an Monoterpenen und Polyphenolen. Zu den Hauptbestandteilen zählen je nach Sorte trans-Anethol (60-80 %), Fenchon (1-10 %), Estragol (ca. 5 %), Limonene (1-5 %) und α-Pinen (0,5-5 %).30,32 Laut Literaturangaben verfügt Süssfenchel mit einem Anetholgehalt von 80-95 % (des ätherischen Öls) um 20 % mehr trans-Anethol als Bitterfenchel, wodurch er süsser und weniger lakritzartig schmeckt. Das bittere Aroma des Bitterfenchels stammt von seinem Fenchongehalt, der bei ca. 5-15 % liegt. Süssfenchel hingegen besitzt weniger als 1 % Fenchon. Bitterfenchel hat auch deutlich mehr Estragol (15,51 %) als Süssfenchel (2,87 %).26 Charakteristische Unterschiede zeigen die beiden Varietäten auch im Gehalt an α-Pinen und Limonen. Die Zusammensetzung der ätherischen Öle variiert je nach Isolationsmethode und Stichprobe stark, die Forschung ist sich in Bezug auf die obengenannten Unterschiede jedoch tendenziell einig.10,15,30
Insbesondere Anethol im ätherischen Öl ist für seine entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt. Die antiinflammatorische Wirkung spiegelt sich unter anderem im signifikanten Anstieg des High-Density-Lipoprotein-Cholesterinspiegels (HDL) wider. Sie wirkt sich positiv auf subakute entzündliche Erkrankungen (wie Arthritis) sowie auf allergische Reaktionen des Typs IV aus und hat eine zentrale schmerzlindernde Wirkung zur Folge.7 Studien mit diabetischen Ratten unterstreichen, dass eine Anethol-Behandlung den Blutzuckerspiegel senkt, den Insulinspiegel erhöht und die Enzyme des Kohlenhydratstoffwechsels in Leber und Nieren verbessert.8 Zudem konnte eine weitere Studie an Ratten nachweisen, dass Fenchelsamenextrakt und sein Wirkstoff Anethol in der Lage sind, die Leber vor diabetesbedingten Schäden zu schützen. Die hepatoprotektive Wirkung ist vermutlich auf hypoglykämische und antioxidative Eigenschaften zurückzuführen.9
Fenchelsamen schwächen zudem die Empfindlichkeit gegenüber Schmerzreizen. Eine Studie mit Mäusen zeigte mithilfe eines Tail-flick-Tests, dass v.a. α-Pinen und Fenchon die Schmerzempfindlichkeit reduzieren.10 Bitterfenchelsamen sind reicher an diesen beiden Stoffen.26 Verschiedene Studien zeigen zudem die antimikrobielle, antimykotische, antivirale, chemopräventive und leberschützende Wirkung von Fenchelsamen.31,32
Bei starken Menstruationsbeschwerden bietet Fenchelsamenöl Linderung. Klinische Studien belegen, dass Fenchelsamen durch ihre entzündungshemmenden und krampflösenden Eigenschaften effektiv als Mittel gegen Menstruationsschmerzen wirken.5 Frauen, die unter dem polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) leiden, profitieren ebenfalls von den Eigenschaften der Fenchelsamen. Diese können sich gegen Eierstockfollikel und positiv auf den Eisprung auswirken.12 Verschiedene Phytoöstrogene in Fenchelsamen, u.a. Phenolsäuren, Flavonoide, Zimtsäure, Cumarine, Lignane und Tannine wirken hilfreich bei prämenstruellen Symptomen, Schwangerschafts- und Menopausenbeschwerden.5,33,34 Zusätzliche Studien sind jedoch nötig, um genaue Wirkmechanismen besser zu verstehen.33,34
Antioxidantien sind Verbindungen, die den Körper vor freien Radikalen schützen. Deren Wirkung kann dazu beisteuern, Zellschäden zu minimieren und Entzündungen im Körper zu reduzieren.6 Antioxidative Eigenschaften von Fenchel sind auf die darin enthaltenen Phytochemikalien wie die Monterpene und verschiedene Polyphenole wie Flavonoide und Phenolsäuren zurückzuführen.5 Je nach verwendetem Extraktionsmittel (destilliertes Wasser, Aceton, Ethanol) ergibt sich in Fenchelsamen ein Gesamtpolyphenolgehalt von 6,5-10 mg GAE/g (equivalent gallic acid dry extract). Der Anteil an Flavonoiden beträgt ca. 0,04 mg Quercetin-Äquivalente pro Gramm. Im Vergleich dazu lauten die Werte für Leinsamen innerhalb dieser Studie: Gesamtpolyphenolgehalt zu 70-84 mg GAE/g; Flavonoide zu 2,1-5,1 mg QE/g.4
Somit wirken Fenchelsamen nicht nur lindernd, sondern auch präventiv gegen Erkrankungen wie Diabetes, Krebs-, Herz-Kreislauf- und entzündliche Erkrankungen.30
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Das enthaltene Estragol sorgt immer wieder für Debatten in Zusammenhang mit Krebs. Die Karzinogenität dieser Verbindung ist beim Menschen bisher nicht bestätigt. Zudem sind die konsumierten Mengen so gering, dass keine Bedenken bestehen. Das Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC) erklärte, dass die erforderlichen Dosen für eine karzinogene Wirkung sehr hoch sind und eine regelmässige Anwendung von pflanzlichen therapeutischen Produkten kein wesentliches Krebsrisiko für Menschen darstellt.5,13
Schwangeren und stillenden Frauen sowie Kleinkindern rät man allerdings, die Exposition gegenüber Estragol zu begrenzen.13 Fenchelhaltige Phytopharmaka dürfen nur aus Fenchelfrüchten mit maximal 5 % Estragolgehalt bestehen.29 Der Estragolgehalt in Teeaufgüssen aus ganzen Fenchelsamen ist geringer als bei zerkleinerten Samen oder bei sehr fein geschnittenem Pflanzenmaterial. Die Menge an Estragol erhöht sich, wenn man den Teebeutel am Ende der Ziehzeit ausdrückt.13
Einige Menschen reagieren allergisch auf Fenchelsamen, was zu Hautausschlag, Juckreiz oder Atemproblemen führen kann. Vor allem bei bekannten Allergien gegen Sellerie, Karotten oder Beifuss ist Achtsamkeit geboten.14
Verwechslungsgefahren
In der Natur kann man die Samen des Bitter- oder Süssfenchels v.a. mit den giftigen Früchten des Gefleckten Schierlings (Conium maculatum) verwechseln. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal gegenüber weiteren giftigen Doldenblütlern (mehrheitlich weiss blühend) sind die gelben Blüten der Fenchelpflanze.20,24,28 Wir mahnen trotzdem zur Vorsicht.
Verwendung als anerkannte Heilpflanze
Der HMPC stuft sowohl die Samen des Bitterfenchels (Foeniculi amari fructus) als auch des Süssfenchels (Foeniculi dulcis fructus) als traditionelles pflanzliches Arzneimittel ein. Beide Varietäten finden medizinische Anwendung zur symptomatischen Behandlung von leichten, krampfartigen Magendarmbeschwerden, einschliesslich Blähungen und Völlegefühls und Krämpfen im Kontext der Menstruation. Auch als schleimlösendes Mittel bei Erkältungssymptomen wie Husten setzt man Fenchelsamen ein.16,20
Die Tagesdosis bei innerlicher Anwendung für Erwachsene beträgt 4,5 g (3 Dosen à 1,5 g) und für Kinder zwischen 4 und 12 Jahren 3 g (3 Dosen à 1 g). Die Anwendung bei Kindern unter 4 Jahren ist nicht empfohlen.16
Die Heilwirkung von Fenchelsamen kann man sich innerlich wie äusserlich zunutze machen. Zur äusserlichen Anwendung nimmt man Fenchelsamenöl, das man bei Schmerzen und Krämpfen im Bauchbereich direkt auf die Haut aufträgt.
Literaturverzeichnis - 24 Quellen
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29. | Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR): Bitterer Fenchel. |
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