Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Zur Einschätzung der Klimafreundlichkeit eines Lebensmittels dient in erster Linie der CO2-Fussabdruck. Dieser hängt von unterschiedlichen Aspekten ab wie Anbauweise (konventionell/biologisch), Saisonalität, Herkunftsland, Verarbeitung, Transport und gegebenenfalls Verpackung. Carboncloud zeigt für geröstetes Sesamöl (aus den USA) Werte von 5,44 kg CO2eq/kg.2
Der Wasserfussabdruck von Sesamöl (im Allgemeinen) ist mit 21'793 l/kg sehr hoch. Im Vergleich dazu haben Rapsöl 4301 l/kg, Sonnenblumenöl 6792 l/kg und Olivenöl 14'431 l/kg.14
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Tierschutz - Artenschutz
Bienen sind wichtig für einen hohen Ertrag bei der Kultivierung von Sesam und Baumwolle. Zu dieser Erkenntnis gelangte die Biologin Dr. Katharina Stein von der Universität Rostock bei einer Untersuchung in Westafrika. Eine gezielte Bestäubung kann den Ertrag um bis zu 60 % steigern. Aber auch in den Tropen sind die Wild- und Honigbienen gefährdet und ohne sie könnte es Ernteverluste von bis zu 59 % beim Sesam geben.18
Weltweites Vorkommen - Anbau
Sesam ist eine der ältesten, vom Menschen verwendeten Ölpflanzen. Ein Genzentrum lässt sich bei Sesam nicht eindeutig zuweisen. Man vermutet den Ursprung im Südosten Afrikas, da dort viele Wildarten zu finden sind. Eine Domestikation von Sesamum indicum aus dem Jahr 2350 v. Chr. konnte man in Vorderasien, genauer im ehemaligen Mesopotamien (Zweistromland) lokalisieren.15 Sesampflanzen mit weissen, gelb-braunen, rötlichen oder schwarzen Sesamsamen wachsen in vielen tropischen und subtropischen Gebieten.
Hauptproduzent von Sesamöl ist China. 2021 produzierten chinesische Hersteller 267'900 t. Weitere grosse Produzenten finden sich in Myanmar (131'400 t) und Indien (88'700 t).31 Die weltweite Produktion von Sesamöl betrug 2021 rund 1,02 Mio. t. Dies ist im Vergleich zu Palmöl (80,58 Mio. t) und Sojaöl (61,57 Mio. t) nur ein geringes Produktionsvolumen.1
Anbau - Ernte
Sesam benötigt sehr warme, vollsonnige Standorte mit nährstoffreichem, durchlässigem Boden. Das rasche Wachstum dieser Ölpflanze macht sie in tropischen Gebieten sehr beliebt. Zudem hilft die Pfahlwurzel, die bis zu 1 m tief in den Boden gelangt, Trockenperioden zu überstehen.15 Die einjährige Sesampflanze erreicht je nach Sorte eine Höhe von 1 bis 1,5 m.16
Die Früchte sind 3–4 cm lange Kapseln, die ca. 80-100 maximal 3 mm grosse Samen enthalten. Nach 120 Tagen konstanter Temperatur von über 25 °C sind die Samen reif für die Ernte. Die sehr unregelmässig reifenden Kapseln springen auf, wobei leider vor der Ernte sehr viele Samen verloren gehen. Daher erntet man die Pflanzen vor der Vollreife und hängt sie zum Trocknen auf.17 Die Ernte der Samen erfolgt normalerweise von Hand. Dabei schneidet man die Kapseln ab, trocknet sie und schüttelt anschliessend die Samen heraus.7
Industrielle Herstellung
Nachdem die Sesamsamen von Verunreinigungen befreit sind, behandelt man sie mit Dampf, um die Abtrennung des Öls zu fördern. Für das dunkle Sesamöl röstet man die Sesamsamen und rehydriert diese nach dem Rösten mit Wasserdampf. Gängige Röstverfahren sind Infrarotrösten oder ein elektrischer Ofen, sowie Heissluftrösten, was man aufgrund der geringen Kosten am häufigsten verwendet.7
Für schwach geröstetes Sesamöl erfolgt die Röstung bei 150 °C, für stark geröstetes Öl bei ca. 180 °C.7 Die Röstdauer liegt zwischen 10 und 30 Minuten. Laut einer Studie empfinden Europäer das Aroma von Röstungen zwischen 140 und 180 °C als akzeptabel. Bei 200 °C geröstetes Sesamöl riecht für die europäische Nase "brenzlig" und ist nicht mehr bekömmlich. Asiatische TeilnehmerInnen hatten nichts gegen 200 °C heiss geröstetes Sesamöl.4 Höhere Rösttemperaturen von über 220 °C bringen zwar ein stärkeres Aroma, beeinträchtigen aber die Qualität (Geschmack, Inhaltsstoffe). Zudem ist neben der Temperatur auch die Röstzeit entscheidend.5,6
Die Ölgewinnung erfolgt mittels Pressen oder Extraktion. Das gepresste Öl hat eine bessere Qualität, jedoch lässt sich mittels Extraktion annähernd 100 % Ausbeute erzielen. Danach erfolgen die Raffination (Reinigung und Veredelung) des Öls.7
Weiterführende Informationen
Dunkles Sesamöl stellt man aus gerösteten Samen des schwarzen und weissen Sesams her (Sesamum indicum). Dieser gehört zur Familie der Sesamgewächse (Pedaliaceae) und ist einer der ältesten Ölpflanzen.
Neben der gerösteten Sesamöl-Variante gibt es das deutlich milder schmeckende, helle Sesamöl, das man aus den ungerösteten Sesamsamen herstellt.
Schwarzer Sesam (Sesamum indicum nigrum) galt lange als eine eigene Sesam-Art, mittlerweile zählt man ihn als farbliche Varietät von Sesamum indicum.
Alternative Namen
Ein alternativer Name von Sesamöl im Allgemeinen ist Gingelöl.
Auf Englisch nennt man geröstetes Sesamöl toasted sesame oil oder toasted sesame seed oil, ungeröstetes findet man auch als til oil, benne oil oder gingelly. Auch die Bezeichnung gingili für Indischen Sesam ist bekannt.19
Sonstige Anwendungen
Die hautpflegenden Eigenschaften, die besondere Zusammensetzung und der zarte Duft des Sesamöls machen es auch für die Kosmetik- und Parfumindustrie interessant. Sesamöl ist Bestandteil von Hautpflegemitteln, dient zur Herstellung von pflanzlichen Seifen, als Zugabe in Seifen und als Schmiermittel.19
Der als Sesamkuchen bezeichnete Pressrückstand ist aufgrund seines hohen Eiweissgehalts von 40 % ein sehr hochwertiges Viehfutter.15
Literaturverzeichnis - 13 Quellen
1. | FAOSTAT. Food and Agriculture Organization of the United Nations. Oil of sesame seeds, Palm oil, Soya bean oil. Production Quantity, 2021. |
2. | Carbon Cloud. Toasted Sesame Seed Oil. |
4. | Kim JS. Einfluss der Temperatur beim Rösten von Sesam auf Aroma und antioxidative Eigenschaften des Öls. Dissertation. Technische Universität Berlin. 2001. |
5. | Ryu SN, Kim SM et al. Influence of seed roasting process on the changes in volatile compounds of the sesame (Sesamum Indicum L.) oil. In: Shahidi F, Ho CT (Eds.) Flavor Chemistry of Ethnic Foods. Springer: Boston; 1999: 229-237. |
6. | Yoshida H, Takagi S. Effects of seed roasting temperature and time on the quality characteristics of sesame (Sesamum indicum) oil. Journal of the Science of Food and Agriculture. 1999;75(1):19-26. |
7. | Krist S. Sesamöl/Sesamöl. In: Krist S (Ed.) Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle. Springer; 2013: 727-740. |
14. | Mekonnen MM, Hoekstra AY. The green, blue and grey water footprint of crops and derived crop products. Hydrol Earth Syst Sci. 2011;15(5):1577–1600. |
15. | Brücher H. Tropische Nutzpflanzen. Ursprung, Evolution und Domestikation. Springer: Berlin, Heidelberg, New York. 1977. |
16. | Pahlow. M. Das grosse Buch der Heilpflanzen. Gesund durch die Heilkräfte der Natur. Nikol: Hamburg. 2013. |
17. | Rehm S, Espig G. Die Kulturpflanzen der Tropen und Subtropen. Anbau, wirtschaftliche Bedeutung, Verwertung. Eugen Ulmer: Stuttgart. 1976. |
18. | Stein K, Coulibaly D et al. Bee pollination increases yield quantity and quality of cash crops in Burkina Faso, West Africa. Scientific Reports. 2017;7:17691. |
19. | Bown D. Encyclopedia of Herbs & their uses. DK: London. 1996. |
31. | Wei P, Zhao F et al. Sesame (Sesamum indicum L.): a comprehensive review of nutritional value, phytochemical composition, health benefits, development of food, and industrial applications. Nutrients. 2022;14(19):4079. |
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