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Der Gemeine Wacholder (Juniperus communis) ist mit seinen Unterarten und Varietäten das am weitesten verbreitete Nadelgehölz. Wacholderbeeren verwendet man roh als Küchengewürz und in der Medizin als pflanzliches Arzneimittel.
Verwendung in der Küche:
Der Geschmack von Wacholderbeeren (nicht: Wachholderbeeren) ist angenehm süsslich-würzig bis dezent harzig-bitter.
Was macht man aus Wacholderbeeren? Die Beeren passen als Gewürz zu Kohlgemüse, Rohkost-Sauerkraut, pasteurisiertem Sauerkraut oder verleihen eingelegten Gurken eine würzige Note.1 Wacholder harmoniert gut mit anderen Gewürzen wie Pfeffer, Majoran, Kümmel sowie Lorbeerblättern2 und kann Speisen bekömmlicher machen. Als Richtzahl verwendet man drei ganze oder zwei zerdrückte Beeren pro Person.3
Um eine Würzpaste für herzhafte Speisen herzustellen, passiert man die Wacholderbeeren roh oder gekocht durch ein grobes Sieb und schmeckt sie mit Salz ab. Eingedickt und gesüsst verwendet man die Beeren in den Alpenregionen als sirupartigen Brotaufstrich.4
Weiche, junge Triebspitzen des Gemeinen Wacholders schätzt man als würzende Zutat in Gemüse-Gerichten und Suppen. Für einen Aufstrich dickt man den Sud mit Zucker ein.4
Veganes Rezept für gebackene Kohlrouladen mit Wacholderbeeren:
Vorbereitend lässt man den ganzen, etwa 500 g schweren Wirsingkohl bei schwacher Hitze 10-12 min lang kochen. Alternativ kann man auch Rotkohl oder Weisskohl verwenden.
Für die Füllung kocht man 300 g Langkornreis zusammen mit 20 g getrockneten und in Streifen geschnittenen Steinpilzen, 2 Wacholderbeeren, 2 Pimentkörnern, 2 Lorbeerblättern und einer Prise Salz in 750 ml Trinkwasser bei schwacher Hitze gar. Den abgekühlten Reis würzt man mit 2 EL Sojasauce, 1 TL getrocknetem Majoran, 1 TL getrocknetem Echtem Thymian sowie Salz und Pfeffer.
Für die Karamellsauce erhitzt man 2 EL braunen Zucker und 0,5 TL gemahlenen Zimt vorsichtig in einem Topf. Wenn der Zucker zu karamellisieren beginnt, gibt man 800 g gehackte Tomaten aus der Dose hinzu. Unter beständigem Rühren erhöht man die Temperatur und lässt die Sauce 5-8 min lang kochen. Anschliessend schmeckt man die Karamellsauce mit Salz und Pfeffer ab.
Auf die einzelnen Wirsingblätter gibt man einen gehäuften Esslöffel der Reisfüllung. Nun wickelt man die Rouladen eng ein und legt sie in eine feuerfeste Auflaufform. Zuletzt übergiesst man sie mit der Karamellsauce und lässt sie im vorgeheizten Ofen (200 °C) 15-20 min lang backen.
Eine genaue Rezept-Beschreibung für die gebackenen Kohlrouladen in Karamellsauce finden Sie HIER.
Rezept für (frischen) Wacholderbeeren-Tee:
Für Wacholderbeeren-Tee übergiesst man 1 TL zerquetschte Beeren mit einer Tasse kochendem Wasser und lässt den Aufguss abgedeckt ziehen. Nach einer Ziehzeit von 5-10 min seiht man die Beeren ab.1,5 Informationen zur Tagesdosis finden Sie unter "Verwendung als Heilpflanze".
Eine bewährte und bekannte Teemischung zur Entwässerung enthält neben 30 g Wacholderbeeren auch 15 g Liebstöckelwurzel, 15 g Hauhechelwurzel, 15 g Birkenblätter und 25 g Bärentraubenblätter. Von dieser Mischung übergiesst man zwei gehäufte Teelöffel mit 250 ml kochendem Wasser und lässt die Zubereitung 10 min lange ziehen, bevor man sie durch ein Sieb gibt. Davon trinkt man täglich 2-3 Tassen.1
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Einkauf - wo kaufen?
Wacholderbeeren kann man getrocknet bei Supermarkt-Ketten wie Coop, Migros, Rewe, Spar und Edeka, in den Bio-Supermärkten Denns und Alnatura, in der Drogerie, im Reformhaus, im Bio-Laden oder online kaufen. Die Beeren sind zum Teil Bio-zertifiziert (ökologischer Anbau und Verzicht auf Gentechnik, Pestizide sowie Mineraldünger). Bei Denner, Volg, Aldi, Lidl oder Hofer haben wir bislang keine getrockneten Wacholderbeeren gefunden.
Handelsbezeichnungen beziehen sich meist auf die Qualität und nicht auf die Herkunft. Z.B. bedeutet "italienisch", dass es sich um besonders grosse, gleichmässige, dunkelblaue und ausgelesene Beeren handelt, die aber nicht zwangsläufig aus Italien stammen müssen.5
Die Qualität von arzneilich verwendeten Wacholderbeeren (Juniperi pseudofructus oder auch J. pseudo-fructus) und Wacholderöl (Juniperi aetheroleum) ist im Europäischen Arzneibuch festgelegt.6 Als Phytopharmaka kann man Wacholderöl oder Wacholderbeeren-Extrakte als Bestandteil von Salben, Tonika, Säften oder Sirup kaufen.1 Wacholderöl ist z.B. in Rheumaeinreibungen enthalten.3 In Apotheken erhältliche Fertigarzneimittel sind: Wacholderbeeren zum Kauen, gequetschte Wacholderbeeren zur Bereitung eines Tees und Wacholderöl in magenresistenten Kapseln zur innerlichen Einnahme.6
Wacholderbeeren (Standardzulassung) sind in Blasen- und Nierentees zur Durchspülungstherapie enthalten. Weitere Bestandteile können Birkenblätter, Orthosiphonblätter, Schachtelhalm, Goldrute sein.5 "Wacholdergeist" (Juniperi spiritus) muss gemäss Pharmacopoea Helvetica (Ph. Helv.) eine Zusammensetzung aus 0,5 g Wacholderöl, 66,3 g Camphergeist und 33,2 g gereinigtem Wasser aufweisen.5
Gemeiner Wacholder ist in mehreren Gartenformen kultiviert als Zierpflanze erhältlich. Bekannte Sorten sind z.B. 'Compressa', 'Depressa aurea', 'Hibernica' oder 'Hornibrookii'.2
Wild zu finden - Saison:
Der Gemeine Wacholder wächst als aufrechter bis niederliegender Strauch oder als Baum mit schmaler, kegelförmiger bis ovaler Krone. Die Rinde ist grau- bis rotbraun und das Wurzelsystem tiefreichend. Die 1 bis 2 Zentimeter langen, nadelförmigen Blätter sind zu dritt in Quirlen angeordnet. Auf der Oberseite der starren und stechend spitzen sowie dunkel- bis blaugrünen Blätter zeigen sich helle Stomata- und Wachsstreifen. Die Zapfen sind winzig; die männlichen eiförmig, die weiblichen rundlich. Aus den weiblichen Zapfen entwickeln sich runde, grüne Scheinfrüchte. Im Laufe von drei Jahren färben sie sich schwarz und nehmen einen grauen, reifartigen Überzug (Wachsschicht) an.1,2,3,7 Sind alle Wacholderbeeren essbar? Nur die ausgereiften Beeren des Echten Wacholders (ab dem 3. Jahr) darf man essen, die grünen nicht.
Der Gemeine Wacholder bevorzugt die trockenen, sandigen, steinigen, kalkhaltigen und meist basenreichen Böden der Nordhalbkugel. Gegenüber anderen Gehölzen ist der Gemeine Wacholder zwar sehr konkurrenzschwach, kann aber auf Heidelandschaften und Moorflächen, Freiflächen, trockenen und sonnigen Weiden oder an Felsen mit den genannten Böden sehr dominant sein.2
Weitere Verbreitungsschwerpunkte von Wacholderpflanzen sind lichte Wälder, Borstgrasweiden, Zwergstrauchheiden, Waldmantelgebüsche, Hecken, Kalk-Kiefernwälder, saure Kiefernwälder, Trockenheit ertragende Eichenmischwälder,4 Unterholz, Föhrenwälder sowie unfruchtbare und trockene Hänge. Der Gemeine Wacholder wächst von der Ebene an bis in die Hochalpen.1
Die Hauptblütezeit des Gemeinen Wacholders ist von April bis Mai.2 Im März und April erntet man die zarten Triebspitzen, ausgereiftere Blätter von März bis Juni.4 Die Sammel-Saison der ausgereiften Wacholderbeeren liegt im Herbst und reicht von Ende August bis Mitte September bzw. Oktober.1,3
Die spitzen, nadligen Blätter erschweren das Pflücken der Wacholderbeeren. Man die Beeren mit einem Stock von den Zweigen abklopfen und auf ausgebreiteten Tüchern sammeln.3 Um Verletzungen zu vermeiden, ist es empfehlenswert, zusätzlich Handschuhe zu tragen.8
Lagerung:
Frische Wacholderbeeren legt man zum Trocknen auf einem Tuch an einem luftigen und schattigen Ort aus. Je nach Klima dauert der Trocknungsprozess bis zu drei Wochen. Verwendet man ein Dörrgerät, kann man die Trocknungsdauer verkürzen. Braun verfärbte Beeren oder Früchte mit Löchern sollte man entsorgen, da sie von Schädlingen oder Krankheiten befallen sein können.1,8
Getrocknete Wacholderbeeren sollte man in einem dicht verschlossenen Gefäss aus Glas oder Metall und vor Licht geschützt aufbewahren. Kunststoffbehälter sind ungeeignet, da sie das ätherische Öl negativ beeinflussen.5 Getrocknete Früchte sind über mehrere Jahre haltbar.8
Inhaltsstoffe - Nährwert - Kalorien:
Die Beeren des Gemeinen Wacholders enthalten 0,8 bis 2 % komplex zusammengesetztes ätherisches Öl.10 Nach Europäischem Arzneibuch muss der Gehalt an ätherischen Ölen mindestens 1 % betragen und auch die Ölzusammensetzung ist dort festgelegt.5
Weitere Inhaltsstoffe der Beeren sind ca. 30 % Invertzucker, 3-5 % Gerbstoffe, geringe Mengen an Flavonoiden und Biflavonen sowie Leucoanthocyane und Diterpene.5
Das ätherische Öl weist 20-45 % alpha-Pinen, 13-29 % Sabinen, 7-18 % Myrcen, 2,5-11 % Limonen, 0,7-6 % Terpinen-4-ol, 2-3 % beta-Pinen sowie Sesquiterpene und geringe Mengen an stickstoffhaltigen Verbindungen auf.5
Gesundheitliche Aspekte - Wirkungen:
Wie gesund ist Wacholder? Die experimentellen Untersuchungen zur diuretischen (harntreibenden) Wirkung von Beeren des Gemeinen Wacholders liegen zum Teil sehr lange zurück und ergeben kein einheitliches Bild.5
Das Terpinen-4-ol gilt als wirksamkeitsmitbestimmender Inhaltsstoff, für den man einen diuretischen und natriuretischen Effekt (Steigerung der Harnausscheidung) feststellte.5
Wie wirkt Wacholder auf die Gesundheit? Der Wirkmechanismus liegt in der Reizung und begünstigt damit die Mehrdurchblutung der Niere. Isoliert und im Tierversuch zeigt Terpinen-4-ol wassertreibende (aquaretische) sowie krampflösende (spasmolytische) Eigenschaften und wahrscheinlich eine direkte Wirkung auf die Kontraktion der glatten Muskulatur (motilitätsfördernd).9
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen:
Das HMPC (Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel) macht darauf aufmerksam, dass nierenkranke Patienten keine Arzneimittel mit Beeren oder Öl des Gemeinen Wacholders einnehmen dürfen. Interaktionen oder Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sind zwar keine bekannt,6,9 trotzdem ist von einer Kombination mit synthetischen entwässernden Arzneimitteln abzuraten.5
Bei lang andauernder Anwendung von mehr als vier Wochen3 oder bei Überdosierung (z.B. mehr als 150 mg ätherisches Wacholderöl täglich) sind Hämaturie und Nierenreizungen bis hin zu Nierenschäden möglich, v.a. wenn man pharmazeutisch ungeeignete Qualität verwendet.5,9 Nach einer Überdosierung riecht der Harn veilchenartig und es treten Schmerzen im Nieren-Blasenbereich auf. Bei äusserlicher Anwendung kommt es gelegentlich zu Hautreizungen oder allergischen Hautreaktionen.6,7
Sollten während der Behandlung Fieber, Harnverhalt, Krämpfe beim Wasserlassen oder Blut im Urin auftreten, ist ärztlicher Rat einzuholen.6
Bisher liegen keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit für die Einnahme von Wacholderbeeren oder Wacholderöl während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie durch Kinder und Jugendliche vor. Die Anwendung ist deshalb für diese Personengruppen nicht empfohlen.6,7
Verwendung als Heilpflanze:
Arzneiliche Verwendung finden die reifen Beerenzapfen (Juniperi pseudofructus oder pseudo-fructus) des Gemeinen Wacholders sowie das daraus gewonnene ätherische Öl (Juniperi aetheroleum).
Anerkannte Anwendungsgebiete gemäss HMPC (Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel) sind dyseptische Verdauungsbeschwerden und Flatulenz. Bei leichten Harnwegsbeschwerden kann man das pflanzliche Arzneimittel unterstützend zur Erhöhung der Harnmenge und damit zur Durchspülung der Harnwege verwenden. Wacholderöl kommt äusserlich bei leichten Muskel- und Gelenkschmerzen in Öleinreibungen und in Bädern zum Einsatz sowie innerlich als harntreibendes Mittel (Diuretikum).5
ESCOP (Dachverband nationaler europäischer Gesellschaften für Phytotherapie) nennt als Indikationen die Verbesserung der renalen Wasserausscheidung (über die Niere), dyseptische Verdauungsbeschwerden sowie Appetitlosigkeit und die Kommission E (Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel) dyseptische Verdauungsbeschwerden.5
Die Dosierungen der Fertigarzneimittel erfolgen gemäss Packungsbeilage. Verwendet man Wacholderbeeren oder Wacholderöl zur Durchspülungstherapie, muss man reichlich Flüssigkeit zu sich nehmen. Da Wacholder reizend wirken kann, sollte man Anwendungen auf wenige Wochen beschränken.4,6 Im besten Fall lässt man sich vor einer begleitenden Behandlung mit Wacholder von einer Fachperson beraten.
Zur Durchspülung der Harnwege beginnt man mit fünf Beeren pro Tag und steigert die Dosis mit jedem Tag um eine Beere bis auf 15 Beeren täglich. Danach erfolgt eine absteigende Dosisreduzierung bis auf fünf Beeren pro Tag.6
Vom Wacholderbeeren-Tee trinkt man 2- bis 3-mal täglich eine Tasse. Die mittlere Tagesdosis liegt bei 4 bis 6 g Wacholderbeeren.6
Für die innerliche Einnahme von Wacholderöl verwendet man 60 mg bis 100 mg als Tagesdosis, die man dreimal über den Tag verteilt einnimmt. Für die äusserliche Anwendung als Badezusatz gibt man 1 bis 1,5 g Wacholderöl in ein Vollbad. Die Anwendungshäufigkeit liegt bei drei bis vier Vollbädern pro Woche.6
Volksmedizin - Naturheilkunde:
Wacholderbeeren nutzte man im Altertum bei den Griechen, Römern und Germanen.1 Dioskurides, einer der bekanntesten Ärzte der Antike (1. Jh. n. Chr.), beschreibt Wacholder als "dem Magen wohlbekömmlich, wirkt bei Blähungen, Leibkrämpfen, auch harntreibend".5 Im Mittelalter versuchte man, in Zeiten von Epidemien durch Räucherungen mit Wacholder die Ansteckungsgefahr einzuschränken.1 Die nordamerikanischen Indianer nutzten Wacholderextrakte des Felsengebirgs-Wacholders (Juniperus scopulorum) gegen allerlei Beschwerden, u.a. gegen Nierenprobleme.7
Viele der heutigen, traditionellen Anwendungsgebiete von Wacholderbeeren gehen auf Sebastian Kneipp zurück, der ein bekannter deutscher Hydrotherapeut und Naturheilkundler des 19. Jahrhunderts war.3
In der Erfahrungsheilkunde setzt man reife Wacholderbeeren gegen Husten, übelriechende Durchfälle, Blähungen (Karminativum), Muskelverspannungen, Sodbrennen, Galle- und Leberleiden, Harnwegsinfektionen, rheumatische Beschwerden, zur Entwässerung (Diuretikum) sowie als Gewürz zur Appetitanregung und Verdauungsförderung (Stomachikum) ein.3,4,5,9
Zur Beseitigung von Mundgeruch kaut man die Beeren. Das ätherische Öl kommt für äussere Anwendungen, z.B. in Einreibemitteln oder Badezusätzen, gegen Rheuma zum Einsatz.4,9
Da Wacholder ein Reizmittel ist bzw. reizend wirken kann, kombiniert man die Heilpflanze in der Volksmedizin mit Echtem Eibisch (Althaea officinalis) oder mit Mais(-öl) (Zea mays).7
Früher verwendete man das Wacholderholz volkstümlich als wassertreibendes Mittel sowie gegen Rheuma und Gicht. Heute ist der Gebrauch nicht mehr üblich.6,7
Vorkommen - Herkunft:
Der Gemeine Wacholder ist in Europa, Nordamerika und Nordafrika sowie in Vorder-, Nord-, Zentral- und Ostasien heimisch. Mit seinen Varietäten besiedelt der Gemeine Wacholder sogar die nördlichsten Randgebiete Südasiens und ist dort auf über 4'000 Metern anzutreffen. Zählt man die Unterarten bzw. Varietäten zusammen, ist er das am weitesten verbreitete Nadelgehölz.1,2,5
In Deutschland sind die Bestände meist sekundär durch Weidenutzung entstanden, da der Gemeine Wacholder keine Nahrungspflanze für Nutztiere darstellt. In Österreich und Deutschland ist der Gemeine Wacholder teilweise bzw. vollkommen geschützt.1,2,5
Anbau im Garten oder als Topfpflanze:
Der Gemeine Wacholder benötigt einen freien Standort, an dem er sich uneingeschränkt ausbreiten kann. Der Boden sollte trocken und kalkhaltig sowie sandig oder steinig sein. Den Setzling pflanzt man im zeitigen Frühjahr, damit er bis zum ersten Winter gut anwachsen kann. Bei einer Pflanzung im Herbst muss man den jungen Strauch im ersten Winter vor Frostschäden schützen. Grundsätzlich ist Wacholder jedoch winterhart.7,10
Als Bodendecker sind kriechende Sorten mit flachen Verzweigungen geeignet. Als Zierstrauch findet der Gemeine Wacholder häufig auf Friedhöfen Verwendung. Die zahlreichen Gartenformen unterschieden sich in Wuchshöhe, Wuchsform sowie in der Farbe der Nadeln voneinander. Pflanzt man hochwachsende Wacholder-Sorten, sollte ein Abstand von etwa 70-100 cm zu anderen Pflanzen bestehen.10
Wacholder kann man auch als Topfpflanze auf dem Balkon oder der Terrasse anbauen. Dabei sollte der Standort möglichst vollsonnig sein.10
Anbau - Ernte:
Der Import von Wacholderbeeren stammt aus Kroatien, Italien und Albanien.5
Einen kommerziellen Anbau des Gemeinen Wacholders scheint es aktuell nicht bzw. nur in sehr geringem Umfang zu geben. Die im Handel erhältlichen Wacholder-Produkte enthalten vermutlich Pflanzenbestandteile aus Wildsammlung. Kontrolliert biologische Wacholderbeeren stammen jedoch wahrscheinlich aus gezieltem Anbau.
Es ist bekannt, dass Albanien weltweit zu den wichtigsten Produzenten von Arznei- und Wildpflanzen zählt. Salbei, Wacholder, Thymian oder Zitronenmelisse aus Wildsammlung stellen dort für Menschen aus entlegenen Regionen saisonal ein gutes Einkommen dar.11
Verwechslungsgefahr:
Wacholder kann man leicht mit dem Sadebaum (Juniperus sabina), dem sogenannten Stink-Wacholder, verwechseln. Alle Pflanzenteile des Sadebaums sind stark giftig, insbesondere das ätherische Öl. Wichtige Unterscheidungsmerkmale zum höher wachsenden Gemeinen Wacholder ist der breit ausladende und eher strauchförmige Wuchs des Sadebaums. Die jungen Blätter (Nadeln) des Sadebaums sind nadelförmig. Auch der Gemeine Wacholder entwickelt spitze Nadelblätter. Die älteren Triebe des Sadebaums weisen jedoch schuppenförmige Blätter auf. Beim Zerreiben der Blätter und Zweigspitzen macht sich das unangenehm riechende und giftige ätherische Öl des Sadebaums bemerkbar.4
Tierschutz - Artenschutz - Tierwohl:
Die Bestäubung der Wacholder-Blüten erfolgt ohne die Hilfe von Insekten. Die Pflanze sondert einen sogenannten Mikropylartropfen ab, der durch den Wind verbreitete Pollen auffängt.2
Wacholder bildet eine essenzielle (essenzielle) Nahrungsquelle für die Raupen des Nadelholz-Rindenspanners (Peribatodes secundaria) und des Kiefernspanners (Bupalus piniaria).2
Für die Verbreitung der Samen sorgen Amseln, Birkhühner, Haselhühner und Wacholderdrosseln (Krammetsvögel).1,2
Allgemeine Informationen:
Der Gemeine Wacholder (Juniperus communis) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Wacholder (Juniperus). Er gehört zur Unterfamilie der Cupressoideae innerhalb der Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae). Die Gattung Juniperus umfasst etwa 50 bis 70 Arten, von denen in Mitteleuropa nur der Gemeine Wacholder und der Sadebaum (Juniperus sabina) wild vorkommen.2,12
Der Gemeine Wacholder (lat. communis = gewöhnlich) bildet zusammen mit sieben Varietäten bzw. drei Unterarten (wissenschaftlich noch nicht eindeutig geklärt) innerhalb der Gattung Juniperus die gleichnamige Sektion Juniperus.2,6
Botanisch betrachtet sind die beerenartigen Wacholder-Zapfen keine Früchte, weil sie nicht aus einem Fruchtknoten erwachsen. Man darf sie aber als Scheinfrüchte bezeichnen, daher auch der medizinische Ausdruck Juniperi pseudo-fructus (pseudofructus).
Alternative Namen:
Wie nennt man Wacholder noch? Aufgrund seiner weiten Verbreitung existieren für den Gemeinen Wacholder zahlreiche regional gebräuchliche Namen. Viele Bezeichnungen beziehen sich auf die Verwendung, die Eigenschaften oder den Standort der Pflanze. Der bekannteste Alternativname ist wohl Heide-Wacholder (Heidewacholder).
Weitere Volksnamen für die Pflanze bzw. die Beeren sind Machandelbaum, Machandelbeeren, Machandel, Machandelboom, Kranewittbaum, Kranewitterbeeren, Kranewitt, Kranawitten, Kranawitterstrauch, Weihrauchbaum, Feuerbaum, Räucherstrauch, Reckholder (älter auch Reckholter, alemannisch), Quickholder, Queckholter (mittelhochdeutsch), Wecholter (mittelhochdeutsch wëcholtër), Wachtelbeerstrauch, Wachandel, Jochandel, Kaddigbeeren, Kaddig, Krammetsbeerenstrauch, Krammetsbaum, Kronabit, Grammelstaude, Weckhalter oder Schnapsbeere. Die Schreibweise "Wachholderbeere" ist eine häufige Fehlschreibung.
Auf Englisch bezeichnet man den Gemeinen Wacholder als common juniper. Die Wacholderbeeren sind als Juniper berry oder Juniper fruit bekannt.
Stichworte zur Verwendung:
Das Holz vom Gemeinen Wacholder findet gemäss Wikipedia bei der Herstellung von Kleinmöbeln, zum Drechseln sowie zum Schnitzen Verwendung.2
In der Veterinärmedizin kommt Heide-Wacholder als harntreibendes Mittel (Diuretikum) sowie zur Anregung der Fresslust zum Einsatz.
In der Kosmetikindustrie ist Wacholderöl ein beliebter Bestandteil von würzigen Parfüms.
Die Lebensmittelindustrie verwendet grosse Mengen an Wacholderbeeren als Gewürz und zur Herstellung von Spirituosen (Gin, Bergila, Borovička, Köhm, Kranewitter, Krambambuli, Péquet, Steinhäger oder Genever bzw. Genièvre und Genèvrette). Genever ist niederländisch und leitet sich von juniperus ab.2,5
Wacholder gilt als gutes Räucherwerk, dazu kann man trockene Triebspitzen, Holz und Beeren benutzen. Die reinigende Kraft des Rauchs soll wach machen (daher die volksetymologische Deutung des Namens) und die Atmosphäre erfrischen sowie schwere Energien auflösen.
Literatur - Quellen:
Literaturverzeichnis - 12 Quellen
1. | Niederegger O, Mayr C. Heilpflanzen der Alpen. Gesundheit aus der Natur von A bis Z. Innsbruck; 2006. Tyrolia-Verlag. |
2. | Wikipedia Gemeiner Wacholder. |
3. | Pahlow M. Das grosse Buch der Heilpflanzen. Gesund durch die Heilkräfte der Natur. 8. Auflage. Hamburg; 2019. Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. |
4. | Fleischhauer S. G., Guthmann J., Spiegelberger R. Enzyklopädie. Essbare Wildpflanzen. 2000 Pflanzen Mitteleuropas. 1. Auflage. Aarau; 2013. AT Verlag. |
5. | Blaschek W. (Herausgeber). Wichtl –Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis. 6. Auflage. Stuttgart; 2016. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH. |
6. | arzneipflanzenlexikon.info Wacholder. |
7. | Bown D. Kräuter. Die grosse Enzyklopädie. Anbau und Verwendung. 2. Auflage. München; 2015. Dorling Kindersly. |
8. | gartenjournal.net So ernten Sie die Früchte vom Wacholder. |
9. | Schilcher H., Kammerer S., Wegener T. Leitfaden Phytotherapie. 3. Auflage. München; 2007. Elsevier GmbH. |
10. | gartenjournal.net So pflanzen Sie Wacholder richtig – Tipps und Tricks. |
11. | flurundfurche.de Kräuter auf kargen Böden. |
12. | Wikipedia Wacholder. |
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