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Wacholderbeeren (roh, bio?)

Der Gemeine Wacholder wächst weit verbreitet hauptsächlich in Heide-Landschaften. Rohe Wacholderbeeren geben Gerichten wie Sauerkraut eine besondere Note. Bio?
Die von uns zusammengetragenen Informationen zu der Zutat sind nahezu vollständig und zeigen die Details.
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Makronährstoff Kohlenhydrate 0%
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Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, <0.1g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, <0.1g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 0:0

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Werte sind zu klein, um relevant zu sein.

Der Gemeine Wacholder (Juniperus communis) ist zusammen mit seinen Unterarten und Varietäten das am weitesten verbreitete Nadelgehölz. Rohe Wacholderbeeren finden Verwendung als Küchengewürz und in der Medizin als pflanzliches Arzneimittel.

Verwendung in der Küche

Der Geschmack von Wacholderbeeren ist angenehm süsslich-würzig bis dezent harzig-bitter.

Die Beeren passen als Gewürz zu Kohlgemüse, Rohkost-Sauerkraut, pasteurisiertem Sauerkraut oder verleihen eingelegten Gurken eine würzige Note.1 Wacholder harmoniert gut mit anderen Gewürzen wie Pfeffer, Majoran, Kümmel sowie Lorbeerblättern und kann Speisen bekömmlicher machen. Als Richtzahl eignen sich drei ganze oder zwei zerdrückte Beeren pro Person.3 Eine weitere Faustregel besagt 5 bis 10 Wacholderbeeren pro Liter Suppe.

Um eine Würzpaste für herzhafte Speisen herzustellen, passieren Sie die Wacholderbeeren roh oder gekocht durch ein grobes Sieb und schmecken sie mit Salz ab. Eingedickt und gesüsst finden die Beeren als sirupartiger Brotaufstrich Einzug in die Küche der Alpenregionen.4

Weiche, junge Triebspitzen des Gemeinen Wacholders schmecken hervorragend als würzende Zutat in Gemüse-Gerichten und Suppen. Für einen Aufstrich dicken Sie den Sud mit Zucker ein.4

Wacholderbeeren verfeinern Wildgerichte, Schmorbraten etwa vom Rind oder Lamm und Fleischmarinaden. Die nordische Küche verwendet das Gewürz zum Aromatisieren von Fischgerichten.

Veganes Rezept für Blumenkohlsuppe mit Wacholderbeeren

Zutaten: 4 Wacholderbeeren, 1 Blumenkohl, 600 ml Gemüsebrühe mit wenig Salz; optional: 100 g vegane Sahne, Salz, weisser Pfeffer, Walnüsse

Zubereitung: Die Blätter vom Blumenkohl entfernen, die Zutat waschen und in Stücke schneiden. Kohl und Wacholderbeeren in einen Topf geben. Mit Gemüsebrühe auffüllen, sodass die Flüssigkeit den Karfiol gerade bedeckt. Lassen Sie die Brühe auf kleiner Flamme köcheln, bis der Kohl weich ist. Bei Bedarf können Sie einen Teil der Flüssigkeit abseihen, auffangen und Sahne hinzufügen, um eine cremige Konsistenz zu erreichen. Die Gemüsebrühe lässt sich für andere Gerichte weiterverwenden. Pürieren Sie die Suppe und schmecken Sie diese mit wohl dosiertem Salz und weissem Pfeffer ab. Walnüssen eignen sich hervorragend als Topping.

Rezept für Wacholderbeeren-Tee

Für Wacholderbeeren-Tee übergiessen Sie 1 TL zerquetschte Beeren mit einer Tasse kochendem Wasser und lassen den Aufguss abgedeckt ziehen. Nach einer Ziehzeit von 5 bis 10 Min. seihen Sie die Beeren ab.1,5 Informationen zur Tagesdosis finden Sie unter "Verwendung als anerkannte Heilpflanze".

Eine bewährte und bekannte Teemischung zur Entwässerung enthält neben 30 g Wacholderbeeren auch 15 g Liebstöckelwurzel, 15 g Hauhechelwurzel, 15 g Birkenblätter und 25 g Bärentraubenblätter. Von dieser Mischung übergiessen Sie zwei gehäufte Teelöffel mit 250 ml kochendem Wasser und lassen die Zubereitung 10 min lange ziehen, bevor Sie sie durch ein Sieb geben. Sie können davon täglich 2-3 Tassen trinken.1

Vegane Rezepte mit Wacholderbeeren finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
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Einkauf - Lagerung

Wacholderbeeren sind getrocknet bei Supermarkt-Ketten wie Coop, Migros, Rewe, Billa, Spar und Edeka, in den Bio-Supermärkten Denn's und Alnatura, in der Drogerie, im Reformhaus, im Bio-Laden oder online erhältlich. Die Beeren sind zum Teil Bio-zertifiziert (ökologischer Anbau und Verzicht auf Gentechnik, Pestizide sowie Mineraldünger). Bei Denner, Volg, Aldi, Lidl oder Hofer sind getrocknete Wacholderbeeren meist nicht im Standardsortiment enthalten.

Handelsbezeichnungen beziehen sich meist auf die Qualität und nicht auf die Herkunft. Z.B. bedeutet "italienisch", dass es sich um besonders grosse, gleichmässige, dunkelblaue und ausgelesene Beeren handelt, die aber nicht zwangsläufig aus Italien stammen müssen.5

Die Verfügbarkeit von Wacholderbeeren ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Wild zu finden

Der Gemeine Wacholder wächst als aufrechter bis niederliegender Strauch oder als Baum mit schmaler, kegelförmiger bis ovaler Krone. Die Rinde ist grau- bis rotbraun und das Wurzelsystem tief reichend. Die 1 bis 2 Zentimeter langen, nadelförmigen Blätter sind zu dritt in Quirlen angeordnet. Auf der Oberseite der starren und stechend spitzen sowie dunkel- bis blaugrünen Blätter zeigen sich helle Stomata- und Wachsstreifen. Die Zapfen sind winzig; die männlichen eiförmig, die weiblichen rundlich. Aus den weiblichen Zapfen entwickeln sich runde, grüne Scheinfrüchte. Beerenzapfen ist der botanische Ausdruck für die "Beeren" des Wacholders. Im Laufe von drei Jahren färben sie sich schwarz und nehmen einen grauen Überzug (Wachsschicht) an.1,3,7

Sind alle Wacholderbeeren essbar? Nur die ausgereiften Beeren des Echten Wacholders (ab dem 3. Jahr) sind geniessbar, die grünen nicht.

Der kältetolerante Gemeine Wacholder ist weit verbreitet auf der Nordhalbkugel. Gegenüber anderen Gehölzen ist die Pflanze zwar sehr konkurrenzschwach, kann aber auf Heidelandschaften und Moorflächen, Freiflächen, trockenen und sonnigen Weiden oder an Felsstandorten sehr dominant sein.12

Weitere Verbreitungsschwerpunkte von Wacholderpflanzen sind lichte Wälder, Borstgrasweiden, Zwergstrauchheiden, Waldmantelgebüsche, Hecken, Kalk-Kiefernwälder, saure Kiefernwälder, Trockenheit ertragende Eichenmischwälder,4 Unterholz, Föhrenwälder sowie unfruchtbare und trockene Hänge. Der Gemeine Wacholder wächst von der Ebene an bis in die Hochalpen.1

Die Hauptblütezeit des Gemeinen Wacholders ist von April bis Mai. Im März und April erfolgt die Ernte zarter Triebspitzen, von März bis Juni das Einbringen ausgereifter Blätter.4 Die Sammel-Saison der ausgereiften Wacholderbeeren liegt im Herbst und reicht von Ende August bis November. Manche Quellen raten eine Ernte nach dem ersten Frost.1,3

Die spitzen Blätter erschweren das Pflücken der Wacholderbeeren. Sie können die Beeren mit einem Stock von den Zweigen abklopfen und auf ausgebreiteten Tüchern sammeln.3 Um Verletzungen zu vermeiden, ist es empfehlenswert, zusätzlich Handschuhe zu tragen.8

Tipps zur Lagerung

Frische Wacholderbeeren trocknen am besten auf ein Tuch gelegt an einem luftigen und schattigen Ort. Je nach Klima dauert der Trocknungsprozess bis zu drei Wochen. Ein Dörrgerät verkürzt die Trocknungsdauer. Braun verfärbte Beeren oder Früchte mit Löchern sind zu entsorgen, da sie von Schädlingen oder Krankheiten befallen sein können.1,8

Die Aufbewahrung von getrockneten Wacholderbeeren erfolgt lichtgeschützt in einem dicht verschlossenen Gefäss aus Glas oder Metall. Kunststoffbehälter sind ungeeignet, da sie das ätherische Öl negativ beeinflussen.5 Getrocknete Früchte sind über mehrere Jahre haltbar.8

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Die Beeren des Gemeinen Wacholders enthalten 0,8 bis 2 % komplex zusammengesetztes ätherisches Öl.6 Nach Europäischem Arzneibuch muss der Gehalt an ätherischen Ölen mindestens 1 % betragen und auch die Ölzusammensetzung ist dort festgelegt.5

Zu den Hauptkomponenten der Beeren zählen ca. 30 % Invertzucker, 3-5 % Gerbstoffe, Leucoanthocyane und Diterpene.5 Neben anderen Stoffen sind auch Vitamin C sowie Bitterstoffe, Wachs und Lignine enthalten.14

Die gesamten Inhaltsstoffe von Wacholderbeeren, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Die gesundheitlichen Effekte von Wacholder sind auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückzuführen.

Sekundäre Pflanzenstoffe

Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen. Wacholderbeeren enthalten u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:

  • Isoprenoide: Monoterpene: Monoterpen (Alpha-Terpinen, Beta-Terpinen, Terpinen-4-ol, β-pinene, α-pinene, Sabinen, Myrcen, Limonen); Triterpene: Steroide (Beta-Sitosterol, Campesterol); Sesquiterpene (Cadinen)5,13,14
  • Polyphenole: Flavonoide: Flavone (Apigenin, Luteolin, Scutellarein, Nepetin,), Flavonole (Rutin, Quercetin-3-O-arabinosyl-glucoside, Quercetin-3-o-rhamnoside quercitrin)13
  • Weitere organische Verbindungen: Hydroxycarbonsäuren (Apfelsäure), Carbonsäuren (Ameisensäure, Essigsäure)13

Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Wacholder abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.

Wacholder kommt in der Volksmedizin als diuretisches (harntreibendes) Mittel zum Einsatz. Allerdings liegen die experimentellen Untersuchungen zum Teil sehr lange zurück und ergeben kein einheitliches Bild.5 Das Molekül Terpinen-4-ol soll die Niere reizen und durch die Mehrdurchblutung die Harnausscheidung steigern.5,9 Isoliert und im Tierversuch zeigt Terpinen-4-ol wassertreibende (aquaretische) sowie krampflösende (spasmolytische) Eigenschaften und wahrscheinlich eine direkte Wirkung auf die Kontraktion der glatten Muskulatur (motilitätsfördernd).9

Das häufig untersuchte ätherische Öl der Wacholderbeeren beinhaltet 20-45 % alpha-Pinen, 13-29 % Sabinen, 7-18 % Myrcen, 2,5-11 % Limonen, 0,7-6 % Terpinen-4-ol, 2-3 % beta-Pinen sowie Sesquiterpene und geringe Mengen an stickstoffhaltigen Verbindungen auf.5 Der aktuelle Stand der Forschung schreibt Wacholderbeeren folgende gesundheitliche Wirkungen zu:

Das ätherische Öl wirkt antioxidativ. Besonders die enthaltenen α- und ss-Terpenen schützen vor freien Radikalen und verhindern Zellschäden in Folge. Antioxidantien stärken das Immunsystem.13,14

Die Zutat zeigt neuroprotektive Effekte. Wacholder-Extrakte wiesen bei exponierten Tieren eine schützende Wirkung auf das Nervengewebe auf und verbesserten das Arbeitsgedächtnis. Daher kann es potenziell eine alternative Behandlung für Parkinson, Alzheimer und andere chronische neurologische Störungen sein.14

Die hepatoprotektive (leberschützende) Wirkung wurde mittels in vivo Experimenten nachgewiesen. Die Einnahme von Wacholder-Extrakt konnte die Heilung des Lebergewebes bei Ratten nachweislich unterstützen.13,14

Eine antimikrobielle Wirkung zeigte das ätherische Öl der Wacholderbeere bei zahlreichen Bakterien- und Pilzstämmen.13,14

Eine Tierstudie wies antidiabetische und antihyperlipidämische Aktivitäten der Zutat nach. Diabetische Ratten zeigten nach 21 Tagen Einnahme von Wacholder einen signifikant gesenkten Blutzuckerspiegel, sowie einen erhöhten HDL-Spiegel. High-Density-Lipoprotein (HDL) oft als "gutes Cholesterin" bezeichnet, transportiert überschüssiges Cholesterin von den Blutgefässen zurück zur Leber. Ein gesunder HDL-Spiegel ist wichtig für die Herz-Kreislauf-Gesundheit.13

Zahlreiche in vitro und in vivo Studien belegen eine entzündungshemmende Wirkung von Wacholderbeeren.13,14

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Das HMPC (Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel) macht darauf aufmerksam, dass nierenkranke PatientInnen keine Arzneimittel mit Beeren oder Öl des Gemeinen Wacholders einnehmen dürfen. Interaktionen oder Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sind zwar keine bekannt,6,9 trotzdem ist von einer Kombination mit synthetischen entwässernden Arzneimitteln abzuraten.5

Bei lang andauernder Anwendung von mehr als vier Wochen3 oder bei Überdosierung (z.B. mehr als 150 mg ätherisches Wacholderöl täglich) sind Hämaturie und Nierenreizungen bis hin zu Nierenschäden möglich, v.a. bei Verwendung von pharmazeutisch ungeeigneter Qualität.5,9 Nach einer Überdosierung riecht der Harn veilchenartig und es treten Schmerzen im Nieren-Blasenbereich auf. Bei äusserlicher Anwendung kommt es gelegentlich zu Hautreizungen oder allergischen Hautreaktionen.6,7

Sollten während der Behandlung Fieber, Harnverhalt, Krämpfe beim Wasserlassen oder Blut im Urin auftreten, ist ärztlicher Rat einzuholen.6

Bisher liegen keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit für die Einnahme von Wacholderbeeren oder Wacholderöl während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie durch Kinder und Jugendliche vor. Die Anwendung ist deshalb für diese Personengruppen nicht empfohlen.6,7

Verwechslungsgefahren

Wacholder ist leicht mit dem in Europa heimischen Sadebaum (Juniperus sabina), dem sogenannten Stink-Wacholder, zu verwechseln. Alle Pflanzenteile des Sadebaums sind stark giftig, insbesondere das ätherische Öl. Wichtige Unterscheidungsmerkmale zum höher wachsenden Gemeinen Wacholder ist der breit ausladende und eher strauchförmige Wuchs des Sadebaums. Die jungen Blätter (Nadeln) des Sadebaums sind nadelförmig. Auch der Gemeine Wacholder entwickelt spitze Nadelblätter. Die älteren Triebe des Sadebaums weisen jedoch schuppenförmige Blätter auf. Beim Zerreiben der Blätter und Zweigspitzen macht sich das unangenehm riechende und giftige ätherische Öl des Sadebaums bemerkbar.4 Weitere giftige Arten stammen aus Nordamerika und Asien. Dazu zählen der Zypressen- (Juniperus virginiana), Kriech- (J. horizontalis), Chinesischer (J. chinensis) und Schuppen-Wacholder (J. squamata).6

Verwendung als anerkannte Heilpflanze

Arzneiliche Verwendung finden die reifen Beerenzapfen (Beeren des Wacholders Juniperi pseudofructus oder pseudo-fructus) des Gemeinen Wacholders sowie das daraus gewonnene ätherische Öl (Juniperi aetheroleum).

Der HMPC (Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel) ordnet pflanzliche Drogen den Kategorien "well-established use" oder "traditional use" zu und bestimmt damit, ob die Pflanze als pflanzliches Arzneimittel eine Zulassung erhalten, oder als "traditionelles pflanzliches Arzneimittel" in Verkehr gebracht werden darf. Der HMPC hat die Wacholderbeeren Juniperi galbulus als traditionelles Arzneimittel eingestuft.6

Wacholderbeeren sind ein anerkanntes Mittel für die Behandlung von dyspeptischen Verdauungsbeschwerden. Damit gemeint sind Symptome im oberen Verdauungstrakt wie z.B. Völlegefühl, Blähungen, Aufstossen, Magenschmerzen und Übelkeit. Die Anwendung bei dyspeptischen Verdauungsbeschwerden wurde vom HMPC, vom ESCOP (Dachverband nationaler europäischer Gesellschaften für Phytotherapie) und von der Kommission E (Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel) zugelassen.6

Weiters sind Wacholderbeeren ein anerkanntes Mittel für renale Wasserausscheidungen (laut ESCOP) und zur Durchspülung der Harnwege (laut HMPC).6

Für die Durchspültherapie nehmen Sie anfangs fünf Beeren pro Tag ein und steigern die Dosis mit jedem Tag um eine Beere bis auf 15 Beeren täglich. Danach erfolgt eine absteigende Dosisreduzierung bis auf fünf Beeren pro Tag.6 Achten Sie auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr.4

Für die innerliche Einnahme von Wacholderöl gilt eine Tagesdosis von 60 mg bis 100 mg, die Sie dreimal über den Tag verteilt einnehmen. Vom Wacholderbeeren-Tee trinken Sie 2- bis 3-mal täglich eine Tasse. Die mittlere Tagesdosis liegt bei 4 bis 6 g Wacholderbeeren.6

Wacholderöl kommt äusserlich bei leichten Muskel- und Gelenkschmerzen in Öleinreibungen und in Bädern zum Einsatz. Verwenden Sie 1 bis 1,5 g Wacholderöl für ein Vollbad. Die Anwendungshäufigkeit liegt bei drei bis vier Vollbädern pro Woche.5,6

Wacholder kann reizend wirken. Beschränken Sie Anwendungen auf wenige Wochen.4,6 Im besten Fall lassen Sie sich für eine begleitende Behandlung mit Wacholder von einer Fachperson beraten. Die Dosierungen von Fertigarzneimittel erfolgen gemäss Packungsbeilage.

Volksmedizin - Naturheilkunde

Bereits im Altertum nutzten Griechen, Römern und Germanen die Wacholderbeeren.1 Dioskurides, einer der bekanntesten Ärzte der Antike (1. Jh. n. Chr.), beschreibt Wacholder als "dem Magen wohl bekömmlich, wirkt bei Blähungen, Leibkrämpfen, auch harntreibend".5 Im Mittelalter galten Räucherungen mit Wacholder als Massnahme zur Einschränkung von Epidemien.1 Die nordamerikanische indigene Bevölkerung nutzte Wacholderextrakte des Felsengebirgs-Wacholders (Juniperus scopulorum) gegen allerlei Beschwerden, u.a. gegen Nierenprobleme.7

Viele der heutigen, traditionellen Anwendungsgebiete von Wacholderbeeren gehen auf Sebastian Kneipp zurück, der ein bekannter deutscher Hydrotherapeut und Naturheilkundler des 19. Jahrhunderts war.3

Die Erfahrungsheilkunde wendet reife Wacholderbeeren gegen Husten, Durchfälle, Blähungen (Karminativum), Muskelverspannungen, Sodbrennen, Galle- und Leberleiden, Harnwegsinfektionen, zur Entwässerung (Diuretikum), rheumatische Leiden sowie als Gewürz zur Appetitanregung und Verdauungsförderung (Stomachikum) ein.3,4,5,9 Traditionell kommen Wacholderbeeren auch als antiseptisches, emmenagoges (regt Monatsblutung an), schweisstreibendes und entzündungshemmendes Mittel zum Einsatz.13

Das Kauen der Beeren kann Mundgeruch beseitigen. Das ätherische Öl kommt für äussere Anwendungen, z.B. gegen Rheuma zum Einsatz.4,9

Da Wacholder ein Reizmittel ist bzw. reizend wirken kann, kombiniert die Volksmedizin die Heilpflanze mit Echtem Eibisch (Althaea officinalis) oder mit Mais(-öl) (Zea mays).7

Früher war das Wacholderholz im Volkstum als wassertreibendes Mittel angesehen, sowie gegen Rheuma und Gicht. Heute ist der Gebrauch nicht mehr üblich.6,7

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Der CO2-Fussabdruck von Beeren liegt bei 0,12 CO2eq/kg.15 Der Grad der Umweltauswirkung hängt von Landwirtschaft, Transport, Verarbeitung, Verpackung und Lagerung ab. Selbstgesammelte und getrocknete Wacholderbeeren haben wahrscheinlich sehr geringe negative Auswirkungen auf die Umwelt. Trotz umfangreicher Recherchen liegen uns keine konkreten Zahlen weder zum CO2-Fussabdruck und noch zum Wasserfussabdruck von Wacholderbeeren vor. Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Tierschutz - Artenschutz

Die Bestäubung der Wacholder-Blüten erfolgt anemophil, also über den Wind. Sie ist unabhängig von Insekten. Die Pflanze sondert einen Bestäubungstropfen aus zuckerhaltiger Flüssigkeit ab, der durch den Wind verbreitete Pollen auffängt.12

Wacholder bildet eine essenzielle Nahrungsquelle für zahlreiche Insekten. Zum Beispiel stellen die Raupen der Kleinen Gespinstmotte (Dichomeris marginella) in Grossbritannien Schädlinge dar.12

Für die Verbreitung der Samen sorgen Amseln, Birkhühner, Haselhühner und Nebeldrosseln.12

Weltweites Vorkommen - Anbau

Der Gemeine Wacholder ist in Europa, Nordamerika und Nordafrika sowie in Vorder-, Nord-, Zentral- und Ostasien heimisch. Mit seinen Varietäten besiedelt der Gemeine Wacholder sogar die nördlichsten Randgebiete Südasiens und ist im Himalaya Gebirge auf über 4'000 Metern anzutreffen. Zählen die Unterarten bzw. Varietäten zusammen, ist er das am weitesten verbreitete Nadelgehölz.1,2,5

In Deutschland sind die Bestände meist sekundär durch Weidenutzung entstanden, da der Gemeine Wacholder keine Nahrungspflanze für Nutztiere darstellt. In Österreich und Deutschland ist der Gemeine Wacholder teilweise geschützt.1,2,5

Anbau im Garten oder als Topfpflanze

Der Gemeine Wacholder benötigt einen freien vollsonnigen Standort, an dem er sich uneingeschränkt ausbreiten kann. Der Boden sollte trocken und kalkhaltig und kann sandig oder steinig sein. Die Pflanzung eines Setzlings ist im zeitigen Frühjahr empfohlen, damit die Pflanze bis zum ersten Winter gut anwachsen kann. Grundsätzlich ist Wacholder winterhart. Bei einer Pflanzung im Herbst sollten Sie den jungen Strauch im ersten Winter vor Frostschäden schützen.7,10

Wacholder ist als Bodendecker geeignet, das sind kriechende Sorten mit flachen Verzweigungen. Als Zierstrauch findet der Gemeine Wacholder häufig auf Friedhöfen Verwendung. Die zahlreichen Gartenformen unterschieden sich in Wuchshöhe, Wuchsform sowie in der Farbe der Nadeln voneinander. Zwischen hochwachsenden Wacholder-Sorten sollte ein Abstand von etwa 70-100 cm zu anderen Pflanzen bestehen.10

Wacholder kann auch als Topfpflanze auf dem Balkon oder der Terrasse gedeihen.10

Anbau - Ernte

Einen kommerziellen Anbau des Gemeinen Wacholders scheint es aktuell nicht bzw. nur in sehr geringem Umfang zu geben. Die im Handel erhältlichen Wacholder-Produkte enthalten vermutlich Pflanzenbestandteile aus Wildsammlung. Kontrolliert biologische Wacholderbeeren stammen jedoch wahrscheinlich aus gezieltem Anbau.

Der Import von Wacholderbeeren stammt aus Kroatien, Italien und Albanien.5 Es ist bekannt, dass Albanien weltweit zu den wichtigsten Produzenten von Arznei- und Wildpflanzen zählt. Salbei, Wacholder, Thymian oder Zitronenmelisse aus Wildsammlung stellen dort für Menschen aus entlegenen Regionen saisonal ein gutes Einkommen dar.11

Weiterführende Informationen

Der Gemeine Wacholder (Juniperus communis) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Wacholder (Juniperus). Das lateinische Wort communis bedeutet "gewöhnlich". Er gehört zur Unterfamilie der Cupressoideae innerhalb der Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae). Die Gattung Juniperus umfasst etwa 68-80 Arten, von denen in Mitteleuropa nur der Gemeine Wacholder und der Sadebaum (Juniperus sabina) wild vorkommen.6,12

Botanisch betrachtet sind die beerenartigen Wacholder-Zapfen keine Früchte, weil sie nicht aus einem Fruchtknoten erwachsen. Es handelt sich um Scheinfrüchte, daher auch der medizinische Ausdruck Juniperi pseudo-fructus (pseudofructus).

Die Qualität von arzneilich verwendeten Wacholderbeeren (Juniperi pseudofructus oder auch J. pseudo-fructus) und Wacholderöl (Juniperi aetheroleum) ist im Europäischen Arzneibuch festgelegt.6 Wacholderöl ist das durch Dampfdestillation aus den Wacholderbeeren gewonnene ätherische Öl. Als Phytopharmaka können Wacholderöl oder Wacholderbeeren-Extrakte Bestandteil von Salben, Tonika, Säften oder Sirupe sein.1 Wacholderöl ist z.B. in Rheumaeinreibungen enthalten.3 In Apotheken erhältliche Fertigarzneimittel sind: Wacholderbeeren zum Kauen, gequetschte Wacholderbeeren zur Bereitung eines Tees und Wacholderöl in magenresistenten Kapseln zur innerlichen Einnahme.6

Wacholderbeeren (Standardzulassung) sind in Blasen- und Nierentees zur Durchspülungstherapie enthalten.5 Der "Wacholdergeist" (Juniperi spiritus) zum Einreiben für Muskel- und Gelenkschmerzen enthält gemäss Pharmacopoea Helvetica 0,5 % Wacholderöl.5

Gemeiner Wacholder ist in mehreren Gartenformen als Zierpflanze erhältlich. Bekannte Sorten sind z.B. 'Compressa', 'Depressa aurea', 'Hibernica' oder 'Hornibrookii'. Die Zierformen bilden allerdings weniger Fruchtansätze als bei der Wildart aus, sodass in vielen Gärten die Ernte mager ausfällt.6

Alternative Namen

Aufgrund seiner weiten Verbreitung und tradierten Verwendung existieren für den Gemeinen Wacholder zahlreiche regional gebräuchliche Namen. Viele Bezeichnungen beziehen sich auf die Anwendung, die Eigenschaften oder den Standort der Pflanze. Der bekannteste Alternativname ist wohl Heide-Wacholder (Heidewacholder).

Weitere Volksnamen für die Pflanze bzw. die Beeren sind Machandelbaum, Machandelbeeren, Machandel, Machandelboom, Kranewittbaum, Kranewitterbeeren, Kranewitt, Kranawitten, Kranawitterstrauch, Weihrauchbaum, Feuerbaum, Räucherstrauch, Reckholder (älter auch Reckholter, alemannisch), Quickholder, Queckholter (mittelhochdeutsch), Wecholter (mittelhochdeutsch wëcholtër), Wachtelbeerstrauch, Wachandel, Jochandel, Kaddigbeeren, Kaddig, Krammetsbeerenstrauch, Krammetsbaum, Kronabit, Grammelstaude, Weckhalter oder Schnapsbeere. Die Schreibweise "Wachholderbeere" ist eine häufige Fehlschreibung.

Die englische Bezeichnung für Gemeinen Wacholder ist 'common juniper'. Die Wacholderbeeren sind als 'Juniper berry' oder 'Juniper fruit' bekannt.

Sonstige Anwendungen

Die Lebensmittelindustrie verwendet grosse Mengen an Wacholderbeeren als Gewürz und zur Herstellung von Spirituosen (Gin, Bergila, Borovička, Köhm, Kranewitter, Krambambuli, Péquet, Steinhäger oder Genever bzw. Genièvre und Genèvrette). Wacholderbeeren als Hauptzutat verleihen dem Gin sein unverwechselbares Aroma. Genever ist niederländisch und leitet sich von juniperus ab.5

In der Kosmetikindustrie ist Wacholderöl ein beliebter Bestandteil von würzigen Parfüms.

Wacholder gilt als gutes Räucherwerk. Sie können trockene Triebspitzen, Holz und Beeren verwenden. Die reinigende Kraft des Rauchs soll wach machen, daher stammt die volksetymologische Deutung des Namens. Weiters soll er die Atmosphäre erfrischen sowie schwere Energien auflösen.

Das Holz vom Gemeinen Wacholder findet bei der Herstellung von Kleinmöbeln, zum Drechseln, Schnitzen sowie als Brennholz Verwendung. Weiters soll das Holz des Wacholderstrauches für künstliche Knochenimplantate geeignet sein. Versuche zeigen, dass der menschliche Körper das potenziell austretende ätherische Öl des Holzes mit grosser Wahrscheinlichkeit verträgt.12

In der Veterinärmedizin kommt Heide-Wacholder als harntreibendes Mittel (Diuretikum) sowie zur Appetit-Anregung zum Einsatz.

Literaturverzeichnis - 15 Quellen

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Enescu CM, Houston Durrant T, Caudullo G, de Rigo D. Juniperus communis in Europe: distribution, habitat, usage and threats. In: San-Miguel-Ayanz, J., de Rigo, D., Caudullo, G., Houston Durrant, T., Mauri, A. (Eds.), European Atlas of Forest Tree Species. Publ. Off. EU. 2016, Luxembourg.

3.Pahlow M. Das grosse Buch der Heilpflanzen. Gesund durch die Heilkräfte der Natur. 8. Auflage. Hamburg; 2019. Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG.
4.

Fleischhauer SG, Guthmann J, Spiegelberger R. Enzyklopädie. Essbare Wildpflanzen. 2000 Pflanzen Mitteleuropas. 1. Auflage. Aarau; 2013. AT Verlag.

5.

Blaschek W. (Herausgeber). Wichtl –Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis. 6. Auflage. Stuttgart; 2016. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft GmbH.

6.

Arzneipflanzenlexikon info: Wacholder.

7.Bown D. Kräuter. Die grosse Enzyklopädie. Anbau und Verwendung. 2. Auflage. München; 2015. Dorling Kindersly.
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Gartenjournal net: Neumann N. Wacholder ernten: So gelingt’s Schritt für Schritt. 2024.

9.

Schilcher H, Kammerer S, Wegener T. Leitfaden Phytotherapie. 3. Auflage. München; 2007. Elsevier GmbH.

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Gartenjournal net: Lang C. Wacholder. 2024.

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Flurundfurche de: Sieg S. Kräuter auf kargen Böden. 2019.

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Bais S, Gill NS, Rana N, Shandil S. A phytopharmacological review on a medicinal plant: juniperus communis. International Scholarly Research Notices. 2014;2014:1–6.

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Raina R, Verma PK et al. Potential of Juniperus communis L as a nutraceutical in human and veterinary medicine. Heliyon. 2019;5(8):e02376.

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CarbonCloud: Berries (Belgium).

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