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Die Speiserübe (Brassica rapa ssp. rapa) findet sowohl roh als auch gegart Verwendung. Sie ist vor allem im Frühsommer und Spätherbst im Lebensmittelhandel erhältlich - auch in Bio-Qualität.
Verwendung in der Küche
Die Art Speiserübe (Brassica rapa ssp. rapa) umfasst mehrere Varietäten, die sich in Form, Färbung und Geschmack unterscheiden. Kleine Mairüben sind meist kugelförmig, haben eine weisse, rötliche oder gelbliche Schalenfarbe, schmecken mild und leicht süsslich. Herbstrüben sind etwas grösser, vorwiegend weiss-lila gefärbt und haben einen herberen Geschmack als Mairüben. Teltower Rübchen sind eher kegelförmig und haben eine weiss bis bräunliche Färbung. Die milden und leicht süsslichen Teltower Rübchen stellen die geschmacklich feinsten Vertreter dar.
Generell haben Speiserüben einen unverwechselbaren Geschmack, der dezent an Rettich oder an eine Mischung aus Radieschen und Kohlrabi erinnert. Nebst den Rüben sind auch die Blattstiele und Blätter essbar. Im gekeimten Zustand ist die Rübe nicht mehr schmackhaft, aber die Blütenknospen selbst sind essbar und haben einen feinen Geschmack.19 Bereiten Sie das Rübengrün und die Blütenknospen ähnlich wie Spinat oder Chinakohl als Gemüse zu, oder essen Sie es roh und fein geschnitten als Rohkost-Salat.
Speiserüben sind roh, gegart oder auch gesäuert verzehrbar - geschält und grösstenteils in Scheiben oder Streifen geschnitten. Roh schmecken Speiserüben hervorragend in Salaten - dazu passen Rucola, Radicchio, Äpfel, Pflaumen und Baumnüsse - oder als Gemüsestick mit Dip zur Vorspeise bzw. als Apéro. Gekocht machen sich Rüben wunderbar als Gemüsebeilage, in Suppen (z.B. als Cremesuppe mit Kartoffeln), veganen Eintöpfen und Currys. Auch als Püree, pur oder mit Knollensellerie, oder mit Sauerkraut und Kartoffeln zu einem Auflauf zubereitet, ist sie äusserst empfehlenswert. Speiserüben lassen sich auch wie Bratkartoffeln schonend im Backofen zubereiten oder als Gratin mit (veganem) Käse überbacken. Eine weitere Empfehlung ist das Glasieren der Rüben mit Ahornsirup und Petersilie.
Für das Fermentieren von Rüben sind neben Essig und Salz Gewürze wie z.B. Lorbeerblätter, Knoblauch, Pfefferkörner und Chili verwendbar.
Veganes Rezept für Speiserüben-Carpaccio
Zutaten (für 4 Personen): 2 Speiserüben (roh, bio), 2 Rote-Bete-Knollen, 1 weisser Rettich, 1 Handvoll Rucola (oder Postelein), 2 EL Sesam, 1 EL Rapsöl, 2 EL weisser Balsamico, etwas Salz und Pfeffer.
Zubereitung: Speiserüben, Rote Bete und Rettich schälen und in hauchdünne Scheiben schneiden oder hobeln. Rucola waschen und trocken schütteln. Sesam im Mörser zerdrücken. Gemüsescheiben fächerförmig abwechselnd auf Tellern anrichten, mit Salz und Pfeffer würzen und mit Öl und Balsamico beträufeln. Rucola in der Mitte auf den veganen Speiserüben-Carpaccio verteilen, nochmals etwas Balsamico darüber geben und alles mit Sesam bestreuen.
Veganes Rezept für Salat mit Speiserüben
Zutaten: 3 Speiseüben (roh und bio), 3 Karotten, eine Handvoll gehackte Petersilie, 120 g rohe Kürbiskerne (oder Walnüsse), Saft einer ½ Zitrone, 1 EL Pflanzenöl (wie z.B. Rapsöl), eine Prise Meersalz.
Zubereitung: Die Rüben und Karotten schälen und raspeln. Gemeinsam mit Petersilie und Kürbiskerne in eine Salatschüssel geben. Zitronensaft und Öl hinzufügen, mit Salz würzen, gut durchmischen und servieren.
Wir empfehlen auch unsere Rezepte für ölfreie Salatsaucen mit Walnüssen oder Avocados.
Vegane Rezepte mit Speiserüben finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".
Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen: Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler. |
Einkauf - Lagerung
Speiserüben sind in einigen Supermärkten (z.B. Coop, Migros, Rewe, Edeka) saisonal erhältlich. Andere Supermärkte (z.B. Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Billa, Hofer) bieten Rüben selten bis nie an. In Bio-Supermärkten (z.B. Alnatura, Denn's Biomarkt) und auf einem lokalen Wochenmarkt ist die Speiserübe gelegentlich zu finden. Mairüben haben von April bis Juni Saison, während Herbstrüben von September bis Dezember zu ernten sind.
Bevorzugen Sie Speiserüben aus dem Bio-Anbau, da diese ohne den Einsatz von chemischen Pestiziden und Düngemitteln wachsen. Achten Sie beim Kauf auf junge Exemplare, die fest und knackig sind. Eine gummiartige Konsistenz weist auf eine lange und schlechte Lagerung hin.
Die Verfügbarkeit von Speiserüben ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.
Wild zu finden
Die genaue Herkunft der Speiserübe ist etwas unklar, zumeist ist sie nur als domestizierte Kulturpflanze bekannt. Gensequenzanalysen deuten darauf hin, dass Brassica-rapa-Sorten von wilden Verwandtschaftsformen abstammen, die im Kaukasus, in Sibirien und in Teilen Italiens vorkommen. Vermutlich ist die eigentliche Ursprungsregion der Kaukasus. Die heute in Europa wild vorkommenden Verwandten entstanden vermutlich durch Kreuzung der ursprünglich europäischen Wildformen mit nach Europa eingeführten Sorten und verdrängten dadurch auch die ursprünglichen europäischen Wildpopulationen. Vermutlich fand die erste Kultivierung von Rüben im Hindukusch-Gebirge im heutigen Afghanistan statt.1,7
Tipps zur Lagerung
Gewaschen und ohne Blattgrün bleiben Speiserüben im Gemüsefach des Kühlschranks ca. 2 Wochen frisch.14 Für eine längere Lagerung geben Sie Rüben ohne Blätter in eine Kiste mit feuchtem Sand in einem kühlen Kellerabteil. So sind Speiserüben für einige Monate haltbar.19
Speiserüben lassen sich auch einfrieren. Die geschälten, in Scheiben oder Würfeln geschnittenen Rüben sind kurz zu blanchieren und danach mit kaltem Wasser abzuschrecken. So sind Speiserüben eingefroren, 8 bis 10 Monate lagerbar.14
Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien
Speiserübe (roh) beträgt lediglich 28 kcal/100g, was auf den hohen Wassergehalt von ca. 92 % zurückzuführen ist. Proteine sind mit 0,9 g/100g und Fett mit 0,1 g/100g kaum vorhanden. Kohlenhydrate (6,4 g/100g) sind in Form von Ballaststoffen (1,8 g/100g) und Zucker (3,8 g/100g) die Hauptnährstoffe.2
21 mg Vitamin C (Ascorbinsäure) stecken in 100 g rohen Speiserüben - das macht 26 % des Tagesbedarfs aus. Steckrübe (25 mg/100g) weist vergleichbare Gehalte auf. Meerrettich mit 114 mg/100g und gelbe Gemüsepaprika mit 184 mg/100g enthalten deutlich mehr Vitamin C.2
Der Gehalt an Kalium liegt bei 191 mg pro 100 g. Ähnlich viel ist in Spargeln (202 mg/100g) und Kefen (200 mg/100g) zu finden. Hülsenfrüchte haben besonders viel Kalium, wie z.B. weisse Bohnen (1795 mg/100g) und Sojabohnen (1797 mg/100g) - durch den Kochvorgang reduziert sich der Gehalt jedoch.2
Rohe Speiserüben enthalten zudem 15 µg Folat (Folsäure) pro 100 g. Dieser Gehalt ist mit demjenigen von Kohlrabi (16 µg/100g) und Tamarinde (süss) (14 µg/100g) vergleichbar. Auch hier übertreffen einige Hülsenfrüchte den Folat-Gehalt der Speiserübe, wie z.B. rohe Kichererbsen mit 557 µg/100g und Edamame (303 µg/100g).2
Die gesamten Inhaltsstoffe von roher Speiserübe, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.
Wirkungen auf die Gesundheit
Speiserübe ist ein Gemüse, das ein reichhaltiges Nährwertprofil aufweist. Das weniger häufig verzehrte Speiserübengrün (Blätter) ist besonders reich an Vitamin A, Vitamin B und Vitamin K, dagegen sind die Rüben eine gute Quelle für Vitamin C.11
Aufgrund des niedrigen Kaloriengehalts sind Speiserüben für Gewichtsreduktion gut geeignet. Die Kohlenhydrate in der Speiserübe wirken auf vielfältige Weise, indem sie u.a. Enzyme schädlicher Mikroorganismen im menschlichen Körper hemmen, Entzündungen beeinflussen, die Leber schützen und als potenzielles therapeutisches Mittel bei Diabetes und Krebs dienen.5
Sekundäre Pflanzenstoffe
Viele gesundheitliche Wirkungen von Speiserübe kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.
Speiserübe mit Blattgrün enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:3,5,11
- Isoprenoide: Sesquiterpene (α-Farnesen, Caryophyllen)
- Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxyzimtsäuren (3-p-Coumaroylsäure, Kaffeesäure, Ferulasäure, Sinapinsäure); Flavonoide: Flavonole (Isorhamnetin-Derivate, Kaempferol-Derivate, Quercetin-Derivate), Flavonoid-Glycoside (Liquiritin, Isoliquiritin), Flavanone (Liquiritigenin); Phenylglycoside; Chalconglycoside (Licochalcon A); Lignane; Tannine
- Organische schwefelhaltige Verbindungen: Senfölglycoside: Aliphatische Glucosinolate (Progoitrin, Sinigrin, Epiprogoitrin, Glucoraphanin, Gluconapoleiferin, Gluconapin, Dihydrogluconapin, Glucoiberin, Glucoiberverin, Glucoberteroin, Glucobrassicanapin, Glucoalyssin, Glucoerucin, Glucocochlearin), Arylalipathische Glucosinolate (Gluconasturtiin, Glucona-Poleiferin), Indolische Glucosinolate (Glucobrassicin, Neoglucobrassicin, 4-Hydroxyglucobrassicin, 4-Methoxy-Glucobrassicin); Isothiocyanate (β-Phenylethyl-Isothiocyanat, Butyl-Isothiocyanat, 4-Pentenyl-Isothiocyanat, 5-Methylthiopentyl-Isothiocyanat, 3-Butenyl-Isothiocyanat, Isopropyl-Isothiocyanat, Allyl-Thiocyanat, Allyl-Isothiocyanat, 3-Methylbutyl-Isothiocyanat, Pentyl-Isothiocyanat, Hexyl-Isothiocyanat, 4-Methylpentyl-Isothiocyanat, Heptyl-Isothiocyanat, Benzylisothiocyanat)
- Weitere stickstoffhaltige Verbindungen: Indole (Caulilexin, Arvelexin, Indolacetonitril)
- Weitere organische Verbindungen: Phenylpropanoide; Diarylheptanoide; Aldehyde; Alkohole; Alkane; Alkene; Ester; Ketone; Carbonsäuren (Hexansäure, Essigsäure), Dicarbonsäuren (Ketoglutarsäure, Fumarsäure), Hydroxycarbonsäuren (Zitronensäure, Apfelsäure, Shikimisäure)
Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Speiserüben mit Blattgrün abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen. Eine Untersuchung zu saisonalen Einflüssen auf die Zusammensetzung bioaktiver Verbindungen in Speiserüben zeigte, dass die durchschnittlichen Gehalte an Glucosinolaten, Gesamtflavonoiden und Vitamin C in den Rüben im Sommer-Winter-Zyklus höher sind als im Frühling-Sommer-Zyklus. Die Gesamtmenge an phenolischen Verbindungen zeigte hingegen weniger ausgeprägte saisonale Schwankungen.11
In-vitro- und In-vivo-Studien zeigen, dass Speiserüben eine reichhaltige Quelle natürlicher Antioxidantien sind, insbesondere phenolischer Verbindungen und organischer Säuren. Rübenblätter enthalten ungefähr ein Drittel mehr an phenolischen Verbindungen als die Sprosse. Der Gehalt an phenolischen Verbindungen in der Speiserübe ist mit etwa 1,8 g/100g auf einem hohen Niveau und mehr als doppelt so hoch wie in Grünkohl.11 Blätter, Stängel und Blütenknospen weisen eine höhere antioxidative Wirkung auf als die Rüben. Allerdings sind Studienergebnisse dazu widersprüchlich, möglicherweise bedingt durch unterschiedliche Erntezeiten, Anbaugebiete oder Unterarten.4,11
Von den 35 nachgewiesenen Flavonoiden kommen Kaempferol-, Quercetin- und Isorhamnetin-Derivate am häufigsten vor. Flavonoide lassen sich in den Blättern und dem oberen Teil des Rettichs nachweisen, jedoch weniger in den Rüben. Eine weitere Studie zeigt, dass die Blätter der Speiserübe einen 3- bis 10-Mal höheren Gehalt an Flavonoiden (etwa 119,2–138,85 mg/100g) aufweisen als andere Brassica-Arten (Broccoli, Chinakohl, Weisskohl, Blumenkohl, Wirsing, Rosenkohl).11
Von den bis zu 20 verschiedenen Glucosinolaten und 16 Isothiocyanaten sind die dominantesten Progoitrin, Gluconapoleiferin, Gluconapin, 4-Hydroxyglucobrassicin, Glucobrassicanapin, Glucobrassicin, Gluconasturtiin und Neoglucobrassicin. Im Vergleich zu den Rüben enthalten die Blätter eine grössere Vielfalt an Glucosinolaten. Die Gesamtkonzentration von Glucosinolaten variiert in den verschiedenen Pflanzenteilen (geschälte Rübe, Schale, Blätter) nur geringfügig. Die Glucosinolatgehalte stehen in direktem Zusammenhang mit dem Aroma und der Geschmacksnote.3,5,11 Bittere Rüben weisen einen höheren Gehalt an Glucosinolaten auf als süsslich schmeckende Exemplare.3
Glucosinolate, Isothiocyanate und Indole sind für ihre chemoprotektive Wirkung bekannt und lösen u.a. bei Lungen-, Dickdarm-, Leber- und Magenkrebs den Zelltod (Apoptose) aus.10 β-Phenylethyl-Isothiocyanat kommt in der Steckrübe als dominierendes Isothiocyanat vor. Studien zeigen signifikante Hemmungen auf das Wachstum humaner Hepatomzellen (Lebertumor) und das Wachstum menschlicher Prostatakrebs-Zelllinien.5,10,11
Eine Studie untersuchte die schützende Wirkung von ethanolischen Extrakten aus Speiserüben gegen durch Cisplatin verursachte Nierenschäden. Cisplatin zählt zu den wirksamsten Chemotherapeutika gegen solide Tumore, kann jedoch erhebliche nierenschädigende Nebenwirkungen haben. In-vitro- und In-vivo-Studien an Ratten zeigen durch die Einnahme der Extrakte eine Milderung der nierenschädigenden Effekte von Cisplatin.5
Indole in Speiserüben (Caulilexin C, Arvelexin und Indolacetonitril) beeinflussen Enzyme des Cholesterinstoffwechsels. Ethanolischer Extrakt aus Speiserübenwurzeln zeigt bei Mäusen mit Typ-2-Diabetes positive Effekte: Er verbessert den Zucker- und Fettstoffwechsel, senkt schädliche Blutwerte, reduziert Zellschäden und unterstützt die Leber bei der Blutzuckerregulation. Zudem erhöht er die Insulinempfindlichkeit und verringert Blutzucker, Insulin und Glukagon. Licochalcon A und Chlorogensäure hemmen die α-Glukosidase, wodurch sie zur Blutzuckerregulation und Diabetesbehandlung beitragen. Eine Untersuchung an hypercholesterinemischen Kaninchen zeigt, dass Rüben-Extrakt aufgrund seiner Flavonoide und Vitamine Atherosklerose verringern kann.5
Rübenextrakt wirkt zudem positiv auf das metabolische Syndrom und Fettleibigkeit. Bei Mäusen reduzierte eine achtwöchige Gabe die Gewichtszunahme und Fettansammlung im Bauchbereich, ohne die Futteraufnahme zu beeinflussen.5
Insbesondere die Isothiocyanate zeigen eine ausgeprägte antibakterielle Wirkung. Methanolextrakte der Steckrübe hemmen neun Bakterienarten, darunter Escherichia coli, Salmonella- und Bacillus-Arten. Eine Tierstudie belegt eine starke Wirkung gegen Helicobacter pylori, einen Erreger von Magenschleimhautentzündungen, durch Rübenextrakt, die mit der von Amoxicillin vergleichbar ist. Zudem reduziert β-Phenylethyl-Isothiocyanat das Wachstum lebensmittelbedingter Krankheitserreger wie Staphylococcus aureus, Bacillus cereus und Vibrio parahaemolyticus. Rohextrakte der Speiserübe zeigen darüber hinaus eine pilzhemmende Aktivität gegen Candida albicans, einen Erreger vaginaler Infektionen.5,10
Synthetische Schmerzmittel verursachen langfristig Magenprobleme und Nierenversagen. Alkoholische Rübenwurzelextrakte zeigen in einem Mausmodell signifikante Schmerzlinderung und bieten wertvolle Hinweise für die Entwicklung neuer schmerzlindernder Wirkstoffe, insbesondere der Indole.5
Eine Vergleichsstudie zeigt den Nährstoffverlust in Speiserüben durch verschiedene Kochmethoden. Konventionelles Kochen und Hochdruckgaren reduzieren den Glucosinolat- (über 60 %) und Phenolgehalt (über 70 %) stärker als Dampfgaren (jeweils unter 15 %). Der Flavonoidverlust beträgt 5 % beim Dampfgaren, 64 % beim Kochen und 67 % beim Hochdruckgaren. Eine kontrollierte Kochzeit kann den Nährstoffverlust verringern.11
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Es zeigen sich goitrogene Wirkungen bei Substanzen wie Glucosinolat und Isothiocyanat, die die Funktion der Schilddrüse beeinträchtigen.5
Bei Menschen mit empfindlichem Magen kann ein übermässiger Verzehr Bauchschmerzen und Blähungen auslösen.5
Volksmedizin - Naturheilkunde
Die Volksmedizin verwendete Speiserübe früher zur Behandlung von Kopfschmerzen, Rheuma, Ödemen, Gonorrhö, Syphilis und Tollwut. Zudem ist sie ein Heilmittel für Leber- und Nierenkrankheiten.5
Ein traditionelles Getränk aus der Türkei, das Speiserüben mit Bulgurmehl, Salz, Wasser, violetten Karotten (Möhren) und manchmal Rote Bete kombiniert, ist als Shalgam bekannt. Diesem Getränk soll aufgrund seines Nährstoffprofils eine antiseptische Wirkung zukommen.12
Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Speiserüben haben laut der dänischen Klimadatenbank Concito einen CO2-Fussabdruck von 0,27 CO2eq/kg.17 Carboncloud zeigt 0,10 CO2eq/kg (am Feld) für Speiserüben und Karotten zusammen aus den Niederlanden. Gewürfelte Speiserüben aus den USA haben einen CO2-Fussabdruck von 0,61 CO2eq/kg.18 Das verdeutlicht gut, wie viel die Lebensmittelverarbeitung und auch der Transport ausmachen.
Gemüse gilt generell als eines der klimafreundlichsten Lebensmittel und hat je nach Anbaumethode (und ohne die Auswirkungen des Transports) einen CO2-Fussabdruck von ca. 0,1-0,5 kg CO2eq/kg.21 Der durchschnittliche CO2-Fussabdruck von pflanzlichen Lebensmitteln beträgt in etwa 0,66 kg CO2eq/kg, was nur 10,7 % der CO2-Emissionen von tierischen Produkten (6,15 kg CO2eq/kg) ausmacht.16
Der Wert für den Wasserfussabdruck von Speiserüben entspricht dem von Karotten. Sie liegen zusammen bei 195 l/kg, was relativ wenig ist. Zuckerrüben sind mit 132 l/kg noch niedriger.15
Im Gegensatz zu Kartoffeln sind Speiserüben z.B. in den Vereinigten Staaten nicht kommerziell und in grossen Mengen angebaut, weshalb auch die Umweltbelastung kleiner ausfällt. Rüben sind relativ einfach biologisch anzubauen, bei konventionellen Rüben finden aber auch Pestizide Anwendung.7
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Tierschutz - Artenschutz
Beim zweijährigen Anbau oder bei einer frühen Aussaat bilden Speiserüben Blütenstände, die Bestäuber wie Bienen, Wildbienen und Schmetterlinge anlocken.20
Weltweites Vorkommen - Anbau
Speiserüben sind in Europa, Russland, Zentralasien und im Nahen Osten beheimatet.5 Rüben sind eine sehr früh kultivierte Gemüseart, die seit 2500/2000 v. Chr. in Europa wächst und die sich darauf in andere Teile der Welt verbreitete.9 Insbesondere in den kälteren Regionen Europas ist diese Art beliebt.4
Verwechslungsmöglichkeit
Speiserüben und Steckrüben gehören zwar derselben Gattung (Brassica) an, sind aber zwei unterschiedliche Arten. Sie ähneln sich äusserlich, doch einige Unterschiede sind erkennbar. So haben Speiserüben dünne, behaarte, hellgrüne Blätter, während Steckrüben dicke, glatte, bläuliche Blätter aufweisen. Das Fruchtfleisch der Speiserübe ist weisslich, das der Steckrübe gelblich.4,13 Zudem sind Steckrüben meist länglicher.19 Geschmacklich ist die Steckrübe milder, aber auch süsser als die Speiserübe.
Anbau im Garten
Speiserüben sind winterhart und relativ anspruchslos. Lehmige und sandige, humose Böden sind gut geeignet. Der pH-Wert des Bodens sollte eher sauer sein. Mischen Sie dem Boden vor der Ansaat etwas Kompost unter, hohe Stickstoffgaben sind aber zu vermeiden.6,19
Die Wachstumszeit von Speiserüben ist mit 60-80 Tagen kurz. Daher lassen sie sich sowohl im Frühjahr als auch im Herbst aussäen.19 Von Mitte März bis Anfang August säen Sie Speiserüben direkt ins Feld. Die Reihenabstände der Varietäten unterscheiden sich. So verlangen Mairüben einen Reihenabstand von 20 cm, Herbstrüben 25-50 cm und die Teltower Rübchen 12-15 cm. Auch der Pflanzenabstand innerhalb der Reihe ist verschieden und liegt bei Mairüben zwischen 10 und 15 cm, bei Herbstrüben zwischen 20 und 30 cm und bei Teltower Rübchen zwischen 8 und 12 cm. Falls Regen länger ausbleibt, sollte man giessen, da Trockenheit die Gefahr des Schossens (übermässiges Wachstum der Pflanzentriebe) steigert.6
Von Anfang Juni bis Mitte November ernten Sie die ausgesäten Speiserüben. Die Teltower Rübchen sind ab einem Durchmesser von ca. 5 cm fertig für die Ernte. Mairüben schmecken am besten, bevor sie 6-8 cm im Durchmesser erreicht haben.6
Beim kommerziellen Anbau erfolgt die Ernte der Rüben von Hand. Je nach Jahreszeit und Bedingungen sind sie vor dem Verkauf zu waschen, um den groben Schmutz zu entfernen. Speiserüben dienen oft als Zwischenfrucht und kommen als Futtermittel oder Gemüse zum Einsatz. Der bedeutendste Schädling für Rübenkulturen ist die Rübenblattlaus.9,19
Weiterführende Informationen
Speiserübe (Brassica rapa ssp. rapa) gehört zur Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae).1 Sie ist eine zweijährige, sich auskreuzende, mesopolyploide krautige Pflanze. Bekannte Varietäten sind u.a. Mairübe (Brassica rapa ssp. rapa var. majalis), Herbstrübe (Brassica rapa ssp. rapa subvar. esculenta) und Teltower Rübchen (Brassica rapa ssp. rapa f. teltowiensis). Teltower Rübchen kamen ursprünglich nur in Teltow bei Berlin vor, doch mittlerweile gibt es weitere Anbaugebiete. Zudem gibt es auch: Gatower Kugeln und Bayerische Rüben.8
Ursprünglich schnitzten die Iren ihre Laternen (Jack-O'Lanterns) an Halloween aus Speiserüben, nicht aus Kürbissen. Die nach Amerika eingewanderten Iren änderten die Tradition zugunsten von Kürbissen, da diese dort leichter erhältlich waren.7 In der Schweiz sind die Laternen (Räbeliechtli) für einen im November stattfindenden Umzug je nach Region aus ausgehölten, geschnitzen Rüben (Räben).
Alternative Namen
Speiserübe ist auch unter den Namen Wasserrübe, Ackerrübe, Stoppelrübe, Räbe und Weisse Rübe bekannt.20 Obwohl Herbstrübe, Mairübe und Teltower Rübchen Sorten der Speiserübe sind, gelten die Bezeichnungen oft als Synonyme.
Im Englischen bezeichnet man die Speiserübe meist als turnip.
Literaturverzeichnis - 21 Quellen
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2. | USDA: US-Amerikanische Nährwertdatenbank. |
3. | Nor NDM, Lignou S et al. The relationship between glucosinolates and the sensory characteristics of steamed-pureed turnip (Brassica rapa subsp. Rapa l.). Foods. 2020;9(11):1719. |
4. | Fernandes F, Valentao P et al. Chemical and antioxidative assessment of dietary turnip (Brassica rapa var. rapa L.). Food Chemistry. 2007;105(3):1003–1010. |
5. | Paul S, Geng CA et al. Phytochemical and Health‐Beneficial Progress of Turnip (Brassica rapa). Journal of Food Science. 2019;84(1):19–30. |
6. | GartenRatgeber net: Speiserüben. |
7. | FoodPrint. org: Turnips. |
8. | Der Gemuesekorb info: Speiserüben. |
9. | Zhang N, Zhao J et al. Morphology, carbohydrate composition and vernalization response in a genetically diverse collection of asian and european turnips (Brassica rapa subsp. rapa). PLOS ONE. 2014;9(12):e114241. |
10. | Hong E, Kim GH. Anticancer and Antimicrobial Activities of β-Phenylethyl Isothiocyanate in Brassica rapa L. FSTR. 2008;14(4):377–382. |
11. | Cao Q, Wang G, Peng Y. A critical review on phytochemical profile and biological effects of turnip (Brassica rapa L.). Frontiers in Nutrition. 2021;29(8):721733. |
12. | Coskun F. A traditional turkish fermented non-alcoholic beverage, “shalgam”. Beverages. 2017;3(4):49. |
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15. | Mekonnen MM, Hoekstra AY. The green, blue and grey water footprint of crops and derived crop products. Hydrol Earth Syst Sci. 2011;15(5):1577–1600. |
16. | Feng S, Lakshmanan P et al. A comprehensive continental-scale analysis of carbon footprint of food production: Comparing continents around the world. Journal of Cleaner Production. 2023;426:138939. |
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18. | Carboncloud. Carrots and Turnips, Netherlands; Diced Turnips, United States of America. |
19. | Beattie WR. Production of Turnips and Rutabagas. Washington D.C.: University of North Texas Digital Library; 1958. |
20. | Plantura garden: Herbstrüben anbauen, ernten & verwenden. |
21. | Pereira B de J, Cecílio Filho AB, La Scala N. Greenhouse gas emissions and carbon footprint of cucumber, tomato and lettuce production using two cropping systems. Journal of Cleaner Production. 2021;282:124517. |
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