Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Im konventionellen Anbau gibt es Wachstumsregulatoren, um die Grösse von Früchten und Gemüse zu beeinflussen. Bekanntheit erlangte ein Wirkstoff (Forchlorfenuron) durch Berichte von explodierenden Wassermelonen in China - man vermutet einen exzessiven Einsatz dieses Mittels (2011). Aber Risse in Wassermelonen sind nicht immer auf Forchlorfenuron zurückzuführen. "Löcher" (sogenanntes Hollow-Heart) bzw. Risse können u.a. auch durch Fehler in der Bestäubung entstehen, was natürliche Wachstumsstörungen verursacht.18 Studien zeigen, dass bei sachgemässer Verwendung von Forchlorfenuron in den Wassermelonen nur minimale Rückstände des Mittels nachweisbar sind (rund 0-4,5 μg/kg).19 Isst man diese Wassermelonen, so erreicht man den von der EU festgelegten Grenzwert von 0,05 mg/kg als zulässige Tagesdosis bei weitem nicht. Forchlorfenuron ist im konventionellen Anbau auch in einigen EU-Staaten zugelassen (GR, ES, FR, IT, PT).20
Rückstandsanalysen der österreichischen NGO Global 2000 vom Jahr 2020 zeigten, dass von 118 auf Pestizide untersuchte konventionelle Produkte (frisches Gemüse und Obst) alle Proben Rückstände aufwiesen. Diese Untersuchung betrachtete 151 verschiedene Pestizide - 54 % der nachgewiesenen Stoffe hatten gesundheitsschädliche Eigenschaften (krebserregend, fortpflanzungsschädigend, mutagen oder hormonwirksam). Keines dieser Produkte stufte man mit einem akuten gesundheitlichen Risiko ein, obwohl 19 davon die gesetzlichen Höchstwerte überschritten.22
Im biologischen Landbau versucht man Rückstände zu vermeiden oder so gering wie möglich zu halten, eine 100 %ige Rückstandsfreiheit ist fast unmöglich, wenn man Schwermetallbelastungen, Abdrift, Querverunreinigungen oder Kontaminationen während der Lagerung oder des Transports miteinbezieht. In der biologischen Landwirtschaft und so auch bei der Produktion von Bio-Wassermelonen ist die Anwendung von chemisch-synthetische Mitteln oder gentechnisch hergestellten Pflanzenschutzmitteln nicht erlaubt.23
Generell ist eine unsachgemässe Verwendung von Pflanzenschutzmitteln schädlich für die wichtigsten Bestäuber der Melonenpflanzen, den Honigbienen. Sie sind direkt oder durch das Sammeln von Pollen Pestiziden ausgesetzt und können bei zu hoher Belastung körperliche Beeinträchtigungen oder geschwächte Immunreaktionen zeigen.21
Durchschnittlich benötigt man 235 Liter Wasser pro 1 kg Wassermelone. Im Vergleich zu anderern Früchten wie Papaya (460 l/kg) oder Kiwi (514 l/kg) ist dies wenig.30 Jedoch kann die Bewässerung für die Herstellung von Wassermelonen in gewissen Produktionsländern zu massiven Grundwasserabsenkungen und Umweltproblemen führen.12 Zur Hauptsaison kommen Wassermelonen aus europäischen Ländern wie Spanien und Italien. Dies bedeutet dank kürzerer Transportwege und weniger CO2-Ausstoss einen kleineren ökologischen Fussabdruck als bei Produkten aus anderen Kontinenten. Allerdings hat vor allem Spanien stetig mit Wasserknappheit zu kämpfen, weswegen sich der hohe Wasserverbrauch der Melonenpflanzen dort besonders negativ auswirken kann. Wir empfehlen einen massvollen und saisonalen Genuss.
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?.
Weltweites Vorkommen - Anbau
Die Herkunftsregion der kultivierten Wassermelone (Citrullus lanatus var. lanatus) war lange nicht eindeutig. Neben Südafrika und Westafrika diskutierte man als Ursprungsort auch den nordöstlichen Teil Afrikas. Neueste genetische Studien (2021) zeigen, dass die sudanesische Kordofan-Melone (Citrullus lanatus ssp. cordophanus) die nächste verwandte Art zur domestizierten Wassermelone ist.8
Heute baut man die kultivierten Sorten weltweit in den Tropen und Subtropen sowie im Mittelmeerraum an. Zu den Hauptanbaugebieten in Europa zählen Spanien, Italien, Rumänien, Griechenland und Ungarn (2019).9 Der Melonenanbau in der Schweiz ist eine Nischenproduktion - zu kalt sind die hiesigen Temperaturen. Einzig die Mini-Wassermelone 'Swiss Melody', eine durch die Unicorn SA aus Fischbach-Göslikon vertriebene Sorte, hält den kühlen Temperaturen in der Schweiz stand.10 Etwas häufiger findet man Zuckermelonen aus der Schweiz: Cantaloupe-Melonen (Variante Charentais), Honigmelonen sowie Netzmelonen wie die Galiamelone (Galia-Melone). Der Anbau ist auch hier verschwindend klein. 2020 produzierte die Schweiz gerade mal 4 Tonnen, importiert hat die Schweiz 28'290 Tonnen Zuckermelonen und 40'100 Tonnen Wassermelonen.11
Wild zu finden
Die kultivierte Wassermelone (Citrullus lanatus var. lanatus) kann durchaus verwildern. Es gibt aber auch einige wildwachsende Wassermelonen, wie z.B. die Tsamma-Melone, Zitronenmelone oder Kuhmelone (Citrullus lanatus var. citroides), die in Afrika als sehr bittere Wildform vorkommt und dort auch kultiviert Einsatz findet. Mittlerweile ordnet man die Tsamma-Melone auch der Art Citrullus amarus zu. Dies ist laut einer Studie von 2014 jedoch nicht die Ursprungsform der uns bekannten Wassermelone.13
Anbau - Ernte
Wassermelonen-Jungpflanzen muss man immer vorziehen (ca. ab April), im Juni kann man sie ins kompostangereicherte Beet (sandiger, humoser Boden) oder in einen grossen Topf pflanzen. Wichtig ist, dass die Temperatur (auch nachts) mehr als 12 °C beträgt. Der Abstand zur nächsten Pflanze sollte mind. 1 m betragen, da sie weitreichende Ranken bildet. Ein Glashaus oder Folientunnel bietet der Pflanze die notwendige Wärme. Ansonsten eignet sich ein sonniger, aber windgeschützter Platz. Vor allem bei der Fruchtbildung benötigen Wassermelonen viel Wasser. Hier sollte man auf temperiertes Regenwasser zurückgreifen und nicht die Blätter, sondern nur am Wurzelstamm giessen, da man sonst die Bildung von Mehltau (Pilz) begünstigt. Neben dem dumpfen Klang der Melone zeigen auch die welkenden Blätter den fertigen Reifegrad.14 Je nach Sorte und Witterung benötigen Wassermelonen 60-90 Tage bis zur Erntereife. Wie viel wiegt eine Wassermelone? Kultivierte Wassermelonen können ein Gewicht von bis zu 100 kg erreichen, gewöhnlich wiegen sie jedoch zwischen 4 und 25 kg. Kleinere Mini-Wassermelonen liegen zwischen ca. 1,5 und 2 kg. Mithilfe von Hybriden ist es heute möglich, auch samenlose Früchte zu erzeugen.2
Weiterführende Informationen
Ist die Wassermelone Frucht oder Gemüse? Melonen gehören zu den Kürbisgewächsen und sind deshalb dem Fruchtgemüse zuzuordnen. Es sind einjährige Pflanzen, die bis zu mehreren Metern lange, rankende Triebe bilden. Man unterteilt in Wassermelonen (Art: Citrullus lanatus) und Zuckermelonen (Art: Cucumis melo). Zur letzteren gehören auch die beliebten Honigmelonen und Cantaloupe-Melonen. Zuckermelonen sind botanisch enger verwandt mit der Gurke als mit der Wassermelone.
Die Taxonomie ist nicht immer eindeutig. Die kultivierte Form der Wassermelonen ordnet man der Subspecies Citrullus lanatus ssp. vulgaris (Schrad.) Fursa und gelegentlich noch der Varietät var. vulgaris zu. Die hier beschriebene Dessert-Wassermelone findet man unter Citrullus lanatus, aber auch mit dem Zusatz der Varietät var. lanatus (Thunb.) Matsum. & Nakai. Gelegentlich ist auch der Begriff Citrullus lanatus ssp. vulgaris var. lanatus auffindbar.
Häufig ist das Fruchtfleisch der Wassermelone rot, es gibt aber auch grüne, gelbe (auch Ananasmelone genannt), weisse und orangefarbene Sorten. Die Samen weisen ebenfalls unterschiedliche Farben (schwarz, braun, rot, grün, weiss), Formen und Grössen auf.
Alternative Namen
Im deutschsprachigen Raum kennt man Trivialnamen für die Wassermelone: Angurie, Citrulle, Zitrullengurke, Arbuse, Pasteke oder Wasserpäddem. Ein früheres lateinisches Synonym von Linné war Cucurbita citrullus, heute ist Citrullus vulgaris auch ein gängiger Begriff.
Der Name Dessertwassermelone dient zur Unterscheidung von bitteren Unterarten der Wassermelone, die man meist nur wegen ihrer Samen anbaut. Ananasmelone bezeichnet häufig die gelbfleischige Wassermelone, jedoch nicht exklusiv. Die Fehlschreibung Wassermelone Frucht kann vorkommen.
Auf Englisch heisst Wassermelone watermelon, mit gelbem Fruchtfleisch yellow watermelon.
Literaturverzeichnis - 15 Quellen
2. | BLE Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Wassermelonen. Produktinformation. Flyer März 2021. |
8. | Renner SS, Wu S, Pérez-Escobar OA et al. A chromosome-level genome of a Kordofan melon illuminates the origin of domesticated watermelons. PNAS. 8. Juni 2021; 118(23). |
9. | FAOSTAT Food and Agriculture Organization of the United Nations. Crops Watermelons. |
10. | LID Landwirtschaftlicher Informationsdienst. Höchste Zeit für Schweizer Wassermelonen. 2018. |
11. | LID Landwirtschaftlicher Informationsdienst. Süsse Exotin - die Schweizer Melone. 2021. |
12. | Pini U. Das Bio-Food Handbuch. Kleemann: Hamburg, Potsdam. 2014: 472. |
13. | Chomicki G, Renner SS. Watermelon origin solved with molecular phylogenetics including Linnaean material: another example of museomics. New Phytologist. 2015;205(2): 526–32. |
14. | Plantura.garden.de Wassermelone pflanzen: Experten-Tipps für den Anbau. |
18. | Trandel MA, Perkins-Veazie P, Schultheis J. Predicting hollow heart incidence in triploid watermelon (Citrullus lanatus). HortScience. 2020;55(12): 1926-1930. |
19. | Valverde A, Piedra L, Aguilera A, Boulaid M, Camacho F. Analysis and residue levels of forchlorfenuron (CPPU) in watermelons. Journal of Environmental Science and Health, 2007 Sept-Oct;42(7): 801-807. |
20. | Europäische Kommission. EU Pesticides database. 2022. |
21. | Pacifico dSI, Oliveira FAS et al. Pesticide exposure of honeybees (Apis mellifera) pollinating melon crops. Apidologie. 2015; 46: 703-715. |
22. | Global 2000. Statusbericht chemischer Pflanzenschutz. Obst und Gemüse. Wien. 2020. |
23. | Bio Suisse. Haltung von Bio Suisse zum Thema „Rückstände“. 2019. |
30. | Mekonnen MM, Hoekstra AY. The green, blue and grey water footprint of crops and derived crop products. Hydrol. Earth Syst. Sci. 2011; 15:1577-1600. |
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