Inhaltsverzeichnis
Verwendung in der Küche
Die Quitte (Cydonia oblonga) zählt zu den Kernobstgewächsen innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae).19 Nicht alle Quitten-Sorten sind roh essbar: Die in der Schweiz, Deutschland und Österreich wachsenden Quitten sind hart und schmecken aufgrund der enthaltenen Gerbstoffe bitter. Für den Rohverzehr eignen sich hingegen meist Sorten aus südlicheren Ländern wie der Türkei.
Quitten aus dem nördlichen Mitteleuropa sind jedoch hervorragend zum Verarbeiten geeignet. Der Arbeitsaufwand bei dieser interessanten Frucht ist zwar gross, doch er lohnt sich.
Wie schmeckt eine Quitte? Das Fruchtfleisch der Quitte ist hart, holzig und hat ein fruchtig-säuerliches Aroma, das dem Geschmack von Äpfeln und Birnen ähnelt. Zudem ist es mit zahlreichen, aufgereihten Kernen durchsetzt. Die Samen haben die Grösse von Apfelkernen. Möchte man diese ebenfalls nutzen, ist darauf zu achten, dass sie vollständig bleiben.9
Wie kann man Quitten essen? Die Quitte zerkleinert man am besten, indem man sie zunächst in Viertel schneidet und die Kerne entfernt. Danach schält man die Quitte mit einem Sparschäler und schneidet sie in kleine Würfel. Diese kommen anschliessend in die Pfanne. Durch das Erhitzen gewinnt der Quitten-Fruchtsaft an Süsse. Die Frucht bekommt erst gegart, gekocht oder gebacken ihr feines Aroma. Um die Fruchtwürfel weich zu bekommen - und damit sie ihre Bitter- und Gerbstoffe verlieren, ist eine gewisse Kochzeit nötig. Je nach Rezept bis zu einer Dreiviertelstunde.
Gekochtes Quitten-Mus dient anschliessend als Basis für die Weiterverarbeitung in verschiedensten Rezepten. Wegen des hohen Pektingehalts eignet es sich besonders gut für die Herstellung von Konfitüren, Gelees oder Kompott.1,17 Fruchtiges, dezent süsses Chutney passt ausgezeichnet zu herzhaften Gerichten. Etwas Honig und Zitronensaft verleihen dem Mus einen herrlich frischen Geschmack und es lassen sich leckere Süssspeisen wie Kuchen, Torten und Parfaits daraus herstellen.
Ein Saft aus der rohen Quitte enthält viele Schwebstoffe und schmeckt herber als der Saft aus dem gekochten Mus. Es lohnt sich, die Früchte aufzukochen oder mit einem Dampfentsafter zu arbeiten.
Rohe Quitten kann man auch trocknen. Man schneidet eine reife, weiche Frucht in Scheiben. Bei ca. 40 bis 50 °C brauchen Quitten zum Trocknen ungefähr 8 bis 24 Stunden. Diese Scheiben eignen sich als gesunder Rohkost-Snack zum Rohverzehr oder als essbare Dekoration auf einer Torte.
Der Schleim aus den Quittenkernen sowie das darin enthaltene Hydrocolloid finden in vielen Lebensmitteln als Verdickungsmittel und Füllstoffe Anwendung, was die Quitte zu einer interessanten Option für die Lebensmittelindustrie macht.11
Veganes Rezept für Quitten-Chutney
Ein Chutney ist eine indische Spezialität, genauer gesagt eine würzige, scharf-pikante oder süss-saure Sauce. Sie hält sich kühl gelagert, aber nur wenige Tage. Die Basis bilden entweder Kokosnussfleisch (Südindien), Gemüse oder Früchtepüree. Man schmeckt nach Beigabe von Zutaten wie Chili, Minze oder Korianderblättern häufig mit Tamarinde ab. Das Püree kann z.B. aus Tomaten, Mango, Auberginen etc. bestehen und die Geschmacksrichtung bestimmen Zwiebeln, Knoblauch, Honig, Ingwer, Essig, Zitronensaft. Durch das Kochen und Abfüllen in sterilisierten Gläsern ergibt sich ein haltbares Produkt.
Zutaten: 500 g Quitten, 150 g Birnen, 100 g Schalotten, 1 EL geraspelter Ingwer, 1 rote Chilischote, je 100 ml Apfelsaft und Apfelessig, 1 Sternanis (gemahlen, z.B. mit der Kaffeemühle), Zimt und Honig nach Geschmack und 1 TL Salz.
Zubereitung: Quitten vom Kerngehäuse befreien und in kleine Stücke schneiden, Birnen ebenfalls in kleine Stücke schneiden. Schalotten schälen und fein schneiden, Chilischoten fein hacken.
Alle Zutaten in einen Topf geben und bei milder Hitze ca. 30 Minuten unter häufigem Umrühren einkochen lassen. Das heisse Chutney sofort in heiss ausgespülte Twist-off-Gläser füllen, fest verschliessen und die Gläser fünf Minuten auf den Deckel stellen, danach mindestens eine Nacht durchziehen lassen.
Teezubereitung
Nehmen Sie zwei Teelöffel Quittensamen und kochen Sie diese mit einer Tasse Wasser für fünf Minuten auf. Verwenden Sie dabei nur ganze Quittensamen, nicht die zerkleinerten. Achten Sie ausserdem darauf, dass Sie die Kerne der Quittenfrüchte nicht verzehren! Nachdem der Tee aufgekocht ist, trennen Sie die Kerne der Quittenfrucht und das Wasser mit dem Quittenschleim durch ein Sieb. Auf diese Weise erhalten Sie das Extrakt der Quittenfrucht und der Quittensamen.
Vegane Rezepte mit Quitte finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".
Einkauf - Lagerung
Die Quitte hat ihre Saison in Europa von Oktober bis November. Am besten findet man sie in kleinen Dorfläden, in denen die Inhaber direkt mit den Landwirten zusammenarbeiten. Seltener sind Quitten bei Bauern oder auf Märkten erhältlich – oder über Abo-Kisten (Grüne Kiste). In Supermärkten wie Billa ist die Quitte auch in Bio-Qualität zu finden. Quittengelee und manchmal auch Quittenbrand sind in Supermarktketten wie Coop, Migros, Denner, Volg, Spar, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka und Hofer in den D-A-CH-Ländern erhältlich.
In Biosupermärkten wie Denn's Biomarkt oder Alnatura, im Reformhaus oder in Drogerien gibt es auch Produkte wie Quittensaft oder Quittenpaste. In Delikatessengeschäften findet man zudem Quittenschnaps oder Quittenlikör.6
Ausgereifte Quitten schmecken viel aromatischer als die oft zu früh geernteten Früchte, die ihren typischen Geschmack nicht entfalten. Achten Sie auf den intensiven Geruch – das ist ein Zeichen für die richtige Reife.
Zur Reifekontrolle ist es nicht möglich, die Frucht leicht zu drücken, denn sie ist auch reif sehr hart. Die Vorteile dieser Härte und die feine Behaarung führen dazu, dass verkaufte Quitten meist "Bio"-Qualität haben. Für Würmer, Insekten und Vögel ist die Frucht zu hart, um sich daran zu vergreifen. Darum erübrigen sich auch Schutzmassnahmen. Beim Kauf sollte der Stiel noch an der Frucht sein, denn andernfalls ist die Quitte am Stielansatz verletzt. Bei zu später Ernte bekommt das Fruchtfleisch der Quitte braune Flecken. Die Stärke baut sich ab und die Frucht schmeckt nicht mehr besonders gut.
Die Verfügbarkeit von Quitten ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.
Wild zu finden
Ursprünglich wuchs die Quitte in den felsigen Vorgebirgen und Wäldern Westasiens.9 Ihre Ursprungsregion liegt in der Transkaukasus-Region, die Armenien, Aserbaidschan, den Iran, Südwest-Russland und Turkmenistan umfasst. In der Antike verbreitete sie sich von ihrem Wildvorkommen aus in die Länder rund um das Himalaya-Gebirge im Osten und nach Europa im Westen.1
Heute wächst der Quittenbaum in Armenien und im Iran noch in grossen Wildbeständen. Die Frucht der Wildform ist kleiner als die gezüchteten Sorten und erreicht lediglich eine Länge von 3 bis 5 cm. Man vermutet, dass die im Balkan wild wachsenden Quittensträucher von verwilderten Kultursorten abstammen.7
Tipps zur Lagerung
Die Lagerung von Quitten bei niedrigen Temperaturen kann ihre Haltbarkeit verlängern und den Verfall verlangsamen. Die beste Lagertemperatur liegt bei −0,5 bis 0 °C, mit einer Luftfeuchtigkeit von 90 %. Unter diesen Bedingungen bleiben Quitten 2–3 Monate frisch. Bei einer Temperatur von 1 °C behalten die Quitten bis zu 2 Monate ihre Qualität, danach beginnt die Fruchtschale zu braunen, der Geschmack verändert sich, der Vitamin-C-Gehalt sinkt und der Saft verliert an Klarheit. Bei einer Temperatur von 5 °C treten diese Veränderungen schneller auf, aber die Quitten bleiben trotzdem 4 Wochen lang nahezu unverändert. Bei 1 °C kann die Lagerung sogar bis zu 9 Wochen dauern.9
Um die Haltbarkeit von Quitten zu verlängern, kann man diese gut getrocknet einfrieren. Einzelne tiefgefrorene Portionen kann man ein ganzes Jahr lang lagern. Etwa gleich lange kann man auch blanchierte Quitten einfrieren. Gedörrte Quittenscheiben halten luftdicht verschlossen einige Wochen. In Form von Konfitüren lassen sich Quitten ein Jahr oder länger haltbar machen. Gekochten Quittensaft kann man über mehrere Monate lagern. Andernfalls sollte man den Quittensaft im Kühlschrank aufbewahren und innerhalb weniger Tage verbrauchen.
Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien
In 100 g Quitte stecken 57 kcal, 15 g Kohlenhydrate (davon 1,9 g Ballaststoffe), 0,4 g Eiweiss und 0,1 g Fett.8
Der Vitamin-C-Gehalt der Quitte liegt bei 15 mg/100g Frucht, was etwa 19 % des täglichen Bedarfs deckt und somit ähnlich viel wie Rucola und Radieschen. Im Vergleich haben Erdbeeren mit 58 mg/100g und auch Zitronen ohne Schale mit 53 mg/100g deutlich mehr Vitamin C.8 Interessanterweise variiert der Vitamin-C-Gehalt je nach Quittensorte erheblich. So erreicht die tschechische Sorte Werte zwischen 50 und 80 mg/100g.11
Quitten liefern mit 197 mg/100g ähnlich viel Kalium wie Pfirsiche (190 mg). Avocado enthält mit 485 mg/100g mehr als doppelt so viel Kalium.8
Das Eisen in der Quitte ist mit 0,7 mg/100g beinahe so hoch wie in der rohen Roten Bete (0,8 mg) und Brokkoli (0,7 mg). Im Vergleich dazu enthalten getrocknete Äpfel mit 1,4 mg/100g genau doppelt so viel Eisen wie Quitten.8
Magnesium ist nur zu geringem Anteil vorhanden (8 mg/100g). Bananen haben frisch 27 mg/100g und Babyspinat 79 mg/100g.8 Kupfer nehmen wir in der Regel ausreichend über die Nahrung auf.
Die gesamten Inhaltsstoffe der Quitte, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.
Wirkungen auf die Gesundheit
Quitte ist eine wichtige Quelle für organische Säuren, Ballaststoffe sowie Mineralien wie Calcium, Kalium und Phosphor und enthält zudem wenig Fett. Aufgrund dieser gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe fand Quittenextrakt historisch sowohl zu therapeutischen als auch zu ernährungsphysiologischen Zwecken Anwendung. Neuere Studien bestätigen die Vielzahl pharmakologischer Eigenschaften der Quitte, darunter entzündungshemmende, antioxidative, krebspräventive und blutdrucksenkende Wirkungen.2,5
Der Schleim in der Quitte beruhigt nicht nur einen gereizten Hals, sondern wirkt auch allgemein entzündungshemmend, antibakteriell und antiviral.2,9
Wissenschaftler der University of Sargodha in Pakistan stellten zudem fest, dass die ganze Frucht positive Wirkungen auf die Gesundheit hat. Die Quitte soll man vielfach in die Ernährung integrieren, um sich vor Krankheiten wie Allergien, Diabetes, Hepatitis, Atem- und Harnwegsinfektionen, Grippe, Magen-Darm-Erkrankungen, Wunden, Geschwüren oder sogar Krebs zu schützen.3,13
Sekundäre Pflanzenstoffe
Viele gesundheitliche Wirkungen der Quitte kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.
Quitte enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:9,11
- Polyphenole: Flavonoide: Flavonole (Rutin, Quercetin-3-O-glykoside); Phenolsäuren: Hydroxyzimtsäuren (Kaffeoylchininsäure), Hydroxybenzoesäuren (Gallussäure); Stilbene (Resveratrol)
- Weitere organische Verbindungen: Hydroxycarbonsäure (Apfelsäure, Chininsäure, Chinasäure, Oxalsäure, Shikimisäure, Zitronensäure)
Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in der Quitte abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.
Der Reifegrad der Quitte und der damit verbundene Reifegradindex (MI) beeinflussen die Zusammensetzung ihrer phytochemischen Verbindungen massgeblich. Mit zunehmendem MI nimmt der Gehalt an phenolischen Verbindungen ab. Dies zeigt, wie stark die Inhaltsstoffe der Quitte von ihrem Entwicklungsstadium abhängen.11
Phytochemische Verbindungen, insbesondere Phenolverbindungen, sind für ihre antioxidativen und funktionellen Eigenschaften bekannt und spielen eine zentrale Rolle bei der Förderung der Gesundheit. Man verbindet Quitte mit blutzuckersenkenden, entzündungshemmenden, antimikrobiellen und krebsbekämpfenden Eigenschaften, was seine gesundheitsfördernde Wirkung unterstreicht.2 Zudem weist die Quitte potenziell antiallergische Effekte auf und kann bei der Behandlung von Geschwüren sowie zur Stärkung der Gehirnfunktionen beitragen.9
Auch die Blätter der Quitte enthalten wertvolle Substanzen wie 5-Ocaffeoylchininsäure, die durch ihre Fähigkeit, schädliche reaktive Sauerstoffspezies (ROS) zu neutralisieren, das Herz schützen kann. Weitere herzschützende Substanzen sind Flavonoide wie Quercetin und Kaempferol-3-O-glucosid.2
Quercetin zeigt zudem Potenzial, die Zusammensetzung des Darmmikrobioms positiv zu beeinflussen und Darmkrebs vorzubeugen, vor allem in Kombination mit Cumarin. Es kann die Entstehung von Darmpolypen hemmen und dank seiner antioxidativen Eigenschaften den Cholesterinspiegel positiv beeinflussen. Allerdings ist bei hohen Dosen Vorsicht geboten, da Quercetin dann toxisch wirken könnte.9,10
Ein weiterer interessanter Inhaltsstoff sind die Tannine, die in der Quitte vorkommen. Diese Tannine beeinflussen das Wachstum und die Entwicklung von Schädlingen wie T. confusum, einem Insekt, das Mühlen und Lagerräume befallen kann. Studien belegen, dass höhere Konzentrationen von Quitten-Tanninen die Sterblichkeit dieser Schädlinge steigern, was die Quitte zu einer natürlichen und umweltfreundlichen Alternative zu chemischen Pestiziden macht.11
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Die Frucht enthält viele Samen, oft bis zu 50 Stück. Die Samen sind braun, flach gedrückt und von einer weissen Schleimschicht umgeben. Nach dem Verzehr zersetzen sich die cyanogenen Glykosiden (hauptsächlich Amygdalin) in den Samen durch enzymatische oder saure Reaktionen im Magen, wodurch giftiger Cyanwasserstoff (HCN) entsteht, auch bekannt als Blausäure, wie auch in den Samen von Aprikosen und schwarzen Holunderbeeren. Aufgrund dieser giftigen Wirkung sollte man die Samen nicht in grossen Mengen essen.5,9
Volksmedizin - Naturheilkunde
In Asien, Europa, dem Nahen Osten und Südafrika gilt die Quitte (Cydonia oblonga) als eine bedeutende Heil- und Nahrungspflanze und findet in grossem Umfang Anwendung.2
Die traditionelle Medizin nutzt sie seit langem zur Behandlung von Diabetes, Hämolyse, Harnwegsproblemen, Geschwüren – insbesondere im Darm – sowie bei Gebärmutter- und Hämorrhoidenblutungen und Atemwegserkrankungen.2,12 Die Quittensamen (Sem. Cydoniorum) sind für die Volksmedizin wegen der Schleimstoffe am wichtigsten. Wenn man die Kerne in warmem Wasser einweicht, ergibt sich eine viskose Lösung, welche gegen Husten, Halsschmerzen und Mundgeruch wirkt.
Bei Schlaflosigkeit und Unruhe kann man mit einem Tee aus Quittensamen entgegenwirken. Ebenso lassen sich auch Verdauungsstörungen mit einem Tee aus den Kernen lindern. Ein Tee aus der Quittenschale soll reinigend, entschlackend und antioxidativ wirken.19
Die Bewohner der Oasen in der Atacama-Wüste (Chile) kauen bei Cocamangel die Blätter der aus Europa eingeführten Quitte. Coca gilt als "Aspirin der Anden". Die Indianer setzten es gegen Schmerzen aller Art, Neuralgien, Rheuma, Erkältung und Schwächezustände ein. Zudem sagen die Ureinwohner, dass die Coca, wenn man sie richtig und respektvoll nutzt, Trauer und Schmerz aufsauge. Vielleicht kommt daher die Vermutung, dass Quitten auch gegen Depressionen wirken können.14
Quittengelee ist ein Heilmittel gegen Durchfall. Es ist das erste feste Nahrungsmittel, das man nach kräftigem Durchfall wieder zu sich nehmen kann.10
Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Der ökologische Fussabdruck eines Lebensmittels ist der wichtigste Indikator zur Beurteilung seiner Klimafreundlichkeit. Dieser hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Anbauweise (konventionell oder biologisch), der Saisonalität, dem Herkunftsland, der Verarbeitung, dem Transport und gegebenenfalls der Verpackung. Nach Carboncloud haben Quitten einen CO2-Fussabdruck von 0,16 kg CO2eq/kg. Dieser Wert ist vergleichbar mit dem CO2-Fussabdruck von frischen Radieschen in Grossbritanien, der bei 0,17 kg CO2eq/kg liegt.4
Da keine spezifischen Informationen zum Wasserverbrauch von Quitten vorliegen, orientieren wir uns an den Werten für Äpfeln, die einen Wasserfussabdruck von 822 l/kg haben. Dieser Wert ist vergleichbar mit dem Wasserverbrauch von Artischocken, der bei 818 l/kg liegt.15
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Tierschutz - Artenschutz
Die Quitte ist auf Bienen angewiesen, um Früchte zu produzieren. Studien zeigen, dass Bienen die Blüten häufig besuchen, vor allem um Pollen zu sammeln. Fehlt die Bienenbestäubung ganz, fällt die Ernte komplett aus. Ist die Bestäubung nur teilweise eingeschränkt, kann der Ertrag um bis zu 70 % sinken. Um eine gute Fruchternte zu erreichen, brauchen die Quittenblüten täglich etwa 4-10 Bienenbesuche. Das zeigt, wie wichtig es ist, die Bienen zu schützen, da sie eine wichtige Rolle bei der Bestäubung spielen und somit auch den Erfolg der Quittenernte sichern.18
Weltweites Vorkommen - Anbau
Die Quitte stammt ursprünglich aus dem Kaukasus. Erste Nachweise über angebaute Quitten aus dem Kaukasus reichen bis zu 4'000 Jahre zurück. In Griechenland kultiviert man sie ab 600 v. Chr. In Mitteleuropa baut man die Quitte erst seit dem 9. Jahrhundert an. Sie gedeiht ohne Schwierigkeiten im subtropischen Winter- und Sommerregengebiet. Die Frucht gilt als anspruchslos, sie liebt aber die Sonne.7
Weltweit gibt es etwa 43'000 Hektar Anbaufläche für Quitten, die eine jährliche Ernte von 335'000 Tonnen liefern. Die Türkei ist mit etwa 25 % der Weltproduktion der grösste Erzeuger. Länder wie China, Iran, Argentinien und Marokko tragen jeweils weniger als 10 % zur globalen Produktion bei. In den USA ist der Anbau mit nur rund 100 Hektar, hauptsächlich im kalifornischen San Joaquin Valley, unbedeutend.1
Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in der Schweiz einige Quittenkulturen. Sie befinden sich hauptsächlich im Wallis, Waadtland, in Basel und Bern. 1989 wütete in der Schweiz die hochansteckende Feuerbrand-Krankheit. Die zahlreich gerodeten Quittenbäume ersetzte man danach nicht wieder, denn Quitten sind besonders anfällig auf Feuerbrand und es gibt keine resistenten Sorten.16
Weltweit gibt es nur eine Quitten-Art, aber bekannt sind rund 200 Sorten. In der Schweiz kultiviert man nur ein paar wenige Sorten wie Ronda, Vranja, Bereczki oder Champion.16 Der kommerzielle Anbau der Quitten lohnt sich nur an Orten, wo die Infrastruktur für die Weiterverarbeitung der Früchte besteht.7
Verwechslungsmöglichkeiten
Die Quitte (Cydonia oblonga), die Chinesische Quitte (Pseudocydonia sinensis) und die Zierquitte (Chaenomeles sp.) sind für Konsumenten oft schwer zu unterscheiden, da ihre Früchte ähnliche Eigenschaften aufweisen: Sie sind gelb, hart, duftend und sauer. In einigen Sprachen gibt es keine eigenen Namen für die Früchte von Cydonia, Pseudocydonia oder Chaenomeles. Im Englischen verwendet man manchmal Adjektive, wie z.B. Türkisch, Chinesisch, Japanisch oder Persisch, was zu Verwechslungen führen kann – sogar in wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Besonders die Hybridisierung bei Chaenomeles-Arten erschwert die Unterscheidung weiter.5
Anbau - Ernte
Man baut den Quittenbaum in einer Höhe zwischen 100 und 200 m über dem Meeresspiegel an.11 Obwohl man die Pflanze seit langem kultiviert, hat man züchterisch an der Frucht nur wenig verändert und hat ihren Wildfrucht-Charakter weitgehend bewahrt. Die Bodenbeschaffenheit und der Standort sind für die Qualität der Quitte von Bedeutung. Der Quittenbaum braucht guten, tiefen Boden und ein warmes Klima. Zuviel Feuchtigkeit verträgt er nicht,6 und in Regionen mit viel Regen während der Reifezeit kann es zu Fruchtrissen kommen. Er gedeiht besonders gut in heissen, trockenen Klimazonen und auf sauren Böden. Bei zu hohem pH-Wert im Boden kann der Baum verkümmern und unter Eisenmangel leiden.1 Das optimale Wachstum des Baumes erfolgt bei einer durchschnittlichen Temperatur von etwa 15 °C.11 Unter idealen Bedingungen entwickeln sich die Früchte zu einer saftigen, aromatischen und geschmackvollen Ernte.1
Die Quitte wächst als Strauch oder, häufiger, als dichter, kleiner bis mittelgrosser Baum, der eine Höhe von 5 bis 8 Metern und eine Kronenbreite von 4 bis 6 Metern erreicht.5,9 Sie kann jedoch auch als Strauch wachsen. Die Blätter des Quittenbaums sind eiförmig bis breit elliptisch geformt und glänzend grün. Die jungen Blätter und jungen Zweige sind leicht behaart (Indument). Ab Mai und Juni öffnet die Quitte ihre wunderschönen Blüten. Diese sind bis zu 5 cm gross und bilden rötlich-weisse Sterne mit 5 Kronblättern.7 Es gibt selbstbestäubende und selbststerile Sorten. Bei selbststerilen Sorten müssen Sie unbedingt zwei Sträucher pflanzen, um Früchte zu erhalten. Bei zu starkem Fruchtansatz entfernt man am besten überzählige Früchte rechtzeitig, um gesundes und gut geformtes Obst zu erzielen.7
Wie gross ist die Quitte und wie viel wiegt eine Quitte? Das durchschnittliche Gewicht einer Frucht beträgt etwa 386 g, wobei 90,6 % des Gewichts auf das Fruchtfleisch (ca. 350 g), 4,4 % auf die Schale (ca. 17 g) und 5 % auf den Kern (ca. 19 g) entfallen.11
Wann ist die Quitte reif? Je nach Fruchtform unterscheidet man Apfelquitten (Cydonia oblonga var. maliformis) und Birnenquitten (Cydonia oblonga var. oblonga). Ihre Form variiert dabei von rund bis birnenförmig, während das Fruchtfleisch leuchtend gelb ist.1 Bereits ab September schimmern die frühesten Quitten zitronengelb durch das Laub. Die Frucht ist ein duftender, vielsamiger Kern mit einem Durchmesser von etwa 8-12 cm.5
Wann kann man Quitten ernten? Die Hochsaison der Ernte ist im Oktober bis im November, wenn sich die Früchte von Grün zu Gelb verfärben. Da die Quitten trotz ihrer Härte eine empfindliche Schale haben, muss man die Früchte von Hand mit einer Drehbewegung vom Zweig lösen.6
Weiterführende Informationen
Die Quitte hat eine lange Geschichte im Nahen Osten und könnte sogar die verbotene Frucht im Garten Eden gewesen sein. Der alte biblische Name für die Quitte bedeutete "Goldener Apfel". Der Anbau der Quitte begann dort früher als der des Apfels (Malus). Diese Region, bekannt als Mesopotamien (heute Irak), eignete sich gut für den Anbau von Quitten und Granatäpfeln, jedoch erschwerten die hohe Hitze und Trockenheit den Anbau von Äpfeln, abgesehen von neueren Sorten mit niedrigen Kühlanforderungen.1
In der Antike verehrten die Menschen in Griechenland die Quitte; sie schenkten sie Brautpaaren als Symbol der Fruchtbarkeit. In Homers Odyssee gilt sie als wichtige Gartenpflanze und Plinius der Ältere lobte ihre medizinischen Eigenschaften.1
Alternative Namen
Die Quitte (Cydonia oblonga) erhält ihren Namen aus dem Mittelhochdeutschen "quiten", über das Althochdeutsche "qitina" und das Vulgärlateinische "quidonea", das vom Lateinischen "cydonia (mala)" abgeleitet ist, was "Quitten (äpfel)" bedeutet, und geht zurück auf das griechische "kydṓnia (mẽla)", benannt nach der antiken Stadt Kydōnía auf Kreta.
Die Quitte ist zudem der Ursprung des Namens für Marmelade, abgeleitet vom portugiesischen Wort "marmelo" für Quitte.
Der englische Name für Quitte ist "quince".
Sonstige Anwendungen
Man gewinnt den Schleim aus den Quittensamen maschinell und nutzt ihn vor allem in Medizin- und Kosmetikprodukten.7
Literaturverzeichnis - 19 Quellen
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3. | Pacifico S, Gallicchio M et al. Antioxidant properties and cytotoxic effects on human cancer cell lines of aqueous fermented and lipophilic quince (Cydonia oblonga Mill.) preparations. Food Chem Toxicol. 2012;50(11):4130-4135. |
4. | Carbon Cloud: Quince. Radish, fresh. 2024. |
5. | Kostecka-Gugała A. Quinces (Cydonia oblonga, Chaenomeles sp., and Pseudocydonia sinensis) as Medicinal Fruits of the Rosaceae Family: Current State of Knowledge on Properties and Use. Antioxidants (Basel). 2024;13(1):71. |
6. | Kranz B. Das grosse Buch der Früchte. Exotische und einheimische Arten. Südwest Verlag: München. 1981. |
7. | Rehm S, Espig G. Die Kulturpflanzen der Tropen und Subtropen: Anbau, wirtschaftliche Bedeutung, Verwertung. 3. Auflage. Eugen Ulmer Verlag. 1996. |
8. | USDA United States Department of Agriculture. |
9. | Ňorbová M, Vollmannová A et al. The forgotten fruit (Cydonia oblonga Mill.) and its chemical composition: a review. Eur Food Res Technol. 2024;250:2093–2102. |
10. | Pamplona-Roger JD. Heilkräfte der Nahrung. Advent-Verlag: Zürich. 2006. |
11. | Al-Zughbi I, Krayem M. Quince fruit Cydonia oblonga Mill nutritional composition, antioxidative properties, health benefits and consumers preferences towards some industrial quince products: A review. Food Chem. 2022;393:133362. |
12. | Minaiyan M, Ghannadi A et al. A study of the effects of Cydonia oblonga Miller (Quince) on TNBS-induced ulcerative colitis in rats. Res Pharm Sci. 2012;7(2):103-110. |
13. | Huber R, Stintzing FC et al. In vitro antiallergic effects of aqueous fermented preparations from Citrus and Cydonia fruits. Planta Med. 2012;78(4):334-340. |
14. | Rätsch C. Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen: Botanik, Ethnopharmakologie und Anwendung. 7. Auflage. AT-Verlag. 2004. |
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16. | Lid ch: Landwirtschaftlicher Informationsdienst Quitte: Frucht mit unverkennbarer Duftnote. 2024. |
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