Stiftung Gesundheit & Ernährung
S t i f t u n g
Gesundheit & Ernährung
Schweiz
QR Code
Beste Aussichten für Ihre Gesundheit

Wiesenkerbel - Gesundheit

Wiesenkerbel enthält sekundäre Pflanzenstoffe, die zur Gesundheit beitragen.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Die Nährstofftabellen beziehen sich auf den Echten Kerbel. Dieser ist besonders reich an Vitamin A. Möglicherweise sind die Inhaltsstoffe des Wiesen-Kerbels mit denen des Echten Kerbels vergleichbar.

Die gesamten Inhaltsstoffe, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Wiesenkerbel ist reich an Wirkstoffen, die potenziell nützlich bei der Behandlung von Krebs und entzündlichen Erkrankungen sind.

Sekundäre Pflanzenstoffe

Die phytochemische Zusammensetzung der frischen und getrockneten Blätter, Blüten, Früchte und Wurzeln des Wiesen-Kerbels wies man in mehreren Studien nach. Insgesamt identifizierte man 41 Verbindungen in den oberirdischen Pflanzenteilen.7

Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen. Wiesenkerbel enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:1,7,8

  • Isoprenoide: Monoterpene (Beta-Phellandren, Beta-Myrcen, Sabinen, Z-Beta-Ocimen, Alpha-Pinen) und Monoterpenoide; Sesquiterpene (Beta-Elemen, Alpha-Zingiberen, (E)-Caryophyllen, Germacren-D); Triterpene: Steroide (Alpha-Sitosterol, Beta-Sitosterol); Tetraterpene (Carotinoide)
  • Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxyzimtsäuren (Chlorogensäure); Flavonoide: Flavonole (Quercetin, Isoquercetin, Rutin), Anthocyane, Flavone (Apigenin, Isoquercetin), Flavanoidglycoside (Cynarosin), Isoflavone (Daidzin, Daidzein, Genistin, Sissotrin, Formonentin), Lignane (Anthricin, Anthriscusin, Anhydropodorhizol, Alpha-Peltatin, Arctigenin, Beta-Peltatin, Dimethylmatairesinol, Dimethylthujaplicatin, Epipodophyllotoxin, Hinokinin, 7-Hydroxyyatein, 7-Hydroxy-Anhydropodorhizol, Isopicropodophyllon, Lariciresinol, Morelensin, Nemerosin, Podophyllotoxin, Secoisolariciresinol, Yatein)
  • Weitere organische Verbindungen: Phenylpropanoide (1-3′-methoxy-4′,5′-methylenedioxyphenyl-1-methoxy-2-Propen, Elemicin, Eugenol); Cumarine (Scopoletin, Isoscopoletin, Bergapten, Furocumarin); Aldehyde; Alkohole (Benzyl-Alkohol, 2-Phenyl-Alkohol, Falcarindiol, Falcarindiol-3-acetat, Saligenol)

Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Wiesenkerbel abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.

Kerbel-Arten enthalten u.a. geschmacksbestimmende ätherische Öle (u.a. Monoterpene), Phenolsäuren, Flavonoide, Lignane, Phenylpropanoide, Cumarine und Alkohole. Das chemische Profil des ätherischen Öls in den Blättern und den Wurzeln des Wiesen-Kerbels unterscheidet sich nur wenig voneinander. Das Öl der Wurzeln besteht zu 69 % aus Monoterpenen mit den Hauptkomponenten β-Phellandren (45,5 %), Z-β-Ocimen (16,9 %) und α-Pinen (4,6 %). Beim Öl der oberirdischen Pflanzenteile stellt die Monoterpenfraktion mit 70 % ebenfalls den Hauptbestandteil dar. Die Hauptkomponenten sind β-Phellandren (38,8 %), β-Myrcen (16,7 %), Sabinen (6,2 %) und (Z)-β-Ocimen (5,4 %).7

Die Früchte enthalten die vier Lignane Anthricin (Deoxypodophyllotoxin), Yatein, Morelensin und Hinokinin. Die beiden letzteren Lignane wies man in den Wurzeln nicht nach. Der Gehalt an Lignanen in den oberirdischen Pflanzenteilen des Wiesen-Kerbels ist signifikant niedriger als in den Wurzeln. Umweltfaktoren beeinflussen das Lignanprofil und den Lignangehalt stark. In höheren Lagen ist der Gehalt an Deoxypodophyllotoxin in allen Pflanzenteilen deutlich höher. In den oberirdischen Pflanzenteilen mass man 0,13 % Deoxypodophyllotoxin bei einer Wachstumshöhe auf 900 m und 0,33 % auf 1200 m und in den Wurzeln 0,38 % auf 900 m und 0,78 % auf 1200 m.7

Als Hauptwirkstoff und wichtigster Bestandteil des Wiesenkerbels gilt das Lignan Anthricin, welches man hauptsächlich aus den Wurzeln isoliert. Seit längerem sind die vielfältigen Bioaktivitäten des Lignans bekannt. In Studien wies man krebs- (antitumorale), entzündungs- und wachstumshemmende (antiproliferative), antibakterielle, antivirale, antiasthmatische, fiebersenkende, schmerzlindernde, leberschützende, antiallergische, knorpelschützende sowie vor Thrombose schützende Wirkungen für den Wirkstoff Deoxypodophyllotoxin bzw. für wässrige Extrakte des Wiesen-Kerbels nach.7,8,9,10,11,12

Anthricin kann als Vorstufe zur Synthese von Epipodophyllotoxin Verwendung finden, dem Ausgangsmaterial für die Krebsmedikamente Etoposid und Teniposid.7,13

Als Quelle für Lignanderivate und Flavonoidverbindungen könnte Wiesen-Kerbel in der Zukunft eine Rolle für die Herstellung von Arzneimitteln spielen. Zu den am besten untersuchten Stoffen zählen die Lignane, aufgrund ihrer krebshemmenden Aktivität.7

Antitumoral: Aus den Wurzeln des Wiesenkerbels isolierte man neun Lignan-Verbindungen und testete ihre Antitumoraktivität gegen HepG2 (menschliches hepatozelluläres Karzinom = Leberzellkarzinom), MG-63 (menschliches Osteosarkom = Knochentumor), B16-Melanomzellen und HeLa-Krebszellen (menschliches Zervixkarzinom = Gebärmutterhalskrebs). Zwei der Verbindungen zeigten stark hemmende Aktivitäten, zwei weitere eine schwächere Hemmung und andere Verbindungen waren schwach krebshemmend.8

Antimikrobiell: Anthricin zeigte in Studien eine signifikant antimikrobielle Wirkung gegen Staphylococcus aureus und Helicobacter pylori, nicht gegen Escherichia coli. Zudem erwies sich der Wirkstoff als hochwirksamer und selektiver Hemmstoff (Inhibitor) gegen Herpes-simplex-Virustypen (HSV-1 und HSV -2). Im Gegensatz dazu stellte man fest, dass Anthricin keine antivirale Wirkung gegen das Influenza-A-Virus, das Respiratory Syncytial Virus (RSV) oder das Humane Cytomegalievirus (HCMV) hat.7

Antioxidativ: Die antioxidativen Eigenschaften wies man sowohl mit Rohextrakten als auch mit den isolierten Verbindungen nach. Die wichtigsten Antioxidantien im Wiesen-Kerbel sind Quercetin, Apigenin und Rutin.7

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Berührungen mit Wiesenkerbel können bei empfindlichen Personen phytotoxische Reaktionen auf der Haut hervorrufen, eine sogenannte Wiesendermatitis. Wegen seiner Bitterstoffe rät man in der Schwangerschaft zu vorsichtigem Genuss oder zur Abstinenz.

Bei der Wildsammlung von Wiesenkerbel ist die Gefahr einer Verwechslung mit stark giftigen Doppelgängern nicht zu unterschätzen. Weitere Infos erhalten Sie im Abschnitt "Verwechslungsgefahr".

Verwechslungsgefahren

Beim Sammeln von Wiesen-Kerbel besteht eine erhebliche Verwechslungsgefahr mit anderen, zum Teil stark giftigen Pflanzenarten aus der Familie der Doldengewächse. Nicht nur für den Menschen besteht dabei Gefahr, sondern auch für sämtliche Haustiere wie Pferde oder Kaninchen.

Zu den essbaren Arten gehören der Echte Kerbel (Anthriscus cerefolium), die Wilde Möhre (Daucus carota subsp. carota), der Kümmel (Carum carvi), die Pastinake (Pastinaca sativa) sowie Giersch (Aegopodium podagraria) und Dill (Anethum graveolens).

Giftige Doldenblütler sind der Wiesenbärenklau (Heracleum sphondylium), der Hecken-Kälberkropf (Chaerophyllum temulum) und der Breitblättrige Merk (Sium latifolium). Zu den stark giftigen Pflanzen zählen der Gefleckte Schierling (Conium maculatum), die Hundspetersilie (Aethusa cynapium) und der Wasserschierling (Cicuta virosa).

Wenn man Wiesen-Kerbel ernten möchte, sollte man die Pflanze und ihre giftigen Doppelgänger sehr gut kennen, da eine Verwechslung durchaus tödlich sein kann. Steckbriefe und Bilder des Wiesen-Kerbels sowie der verwandten Arten sind zum genauen Bestimmen hilfreich.

Alle Pflanzenteile des Gefleckten Schierlings (Conium maculatum) sind stark giftig. Am konzentriertesten sind die giftigen Alkaloide in den unreifen Samen. Etwa 50 g der frischen Pflanze sind tödlich giftig. Beim Pflücken kann auch unverletzte Haut das Gift aufnehmen. Früher verwendete man den Gefleckten Schierling medizinisch, heute nur noch selten in Salben gegen Entzündungen und Nervenschmerzen oder in der Homöopathie. Eine Vergiftung äussert sich zunächst durch ein Brennen im Mund, gefolgt von Erbrechen und Lähmungserscheinungen, als letzte Folge tritt der Tod ein. Als Gegenmassnahme sollte man ein sofortiges Erbrechen herbeiführen. Eine weitere klinische Massnahme ist u.a. die Beatmung. Wichtige Unterscheidungsmerkmale sind der unangenehme Geruch der giftigen Pflanze, die bläulich überlaufenen Stängel, fünf bis sechs Hüllblätter (direkt unter der Dolde) sowie das Nichtvorhandensein einer Wurzelknolle.1

Die Hundspetersilie (Aethusa cynapium) ist eine stark giftige Pflanze mit giftigen Inhaltsstoffen in der ganzen Pflanze. Tödliche Vergiftungsfälle sind lediglich aus alten Literaturquellen bekannt. Eine Vergiftung mit Hundspetersilie erkennt man an einem Brennen im Mund, Erbrechen, kaltem Schweiss, blasser Haut, beschleunigtem Puls, Krämpfen, Sehstörungen und erweiterten Pupillen. Gegenmassnahmen sind das Herbeiführen von Erbrechen oder Magenspülungen. Wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist der unangenehme Geruch der Hundspetersilie. Die Hüllblätter (Blätter unter der Doldenblüte) bestehen aus drei Blättern, die einseitig angeordnet sind.1

Die Giftstoffe des Wasserschierlings (Cicuta virosa) sind in der ganzen Pflanze verteilt. Besonders grosse Mengen kommen in den Stängeln und im Wurzelstock vor. Nach etwa 20 Minuten treten erste Vergiftungserscheinungen auf, die mit einem Brennen im Mund beginnen. Des Weiteren kommt es unter anderem zu Übelkeit, Erbrechen, Krämpfen und Atemnot. Als Gegenmassnahme ist Erbrechen herbeizuführen. Eine klinische Behandlung der eintretenden Krämpfe ist notwendig. Wichtige Unterscheidungsmerkmale sind die nicht vorhandene Wurzelknolle, die fingerförmigen Blätter und die Dolde mit bis zu 25 Ästen. Vorsicht: Der Wurzelstock riecht nach Sellerie und schmeckt wie Pastinake oder Petersilienwurzel.1

Verwendung als anerkannte Heilpflanze

Wiesen-Kerbel verfügt bislang über keine anerkannten medizinischen Anwendungsgebiete nach HMPC (Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel), ESCOP (Dachverband nationaler europäischer Gesellschaften für Phytotherapie) oder Kommission E (Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel).

Die genannten Institutionen bilden mit ihren Monografien eine wichtige Beurteilungsgrundlage für die medizinische Verwendung von Heilpflanzen sowie für das Zulassungsverfahren von pflanzlichen Arzneimitteln.

Volksmedizin - Naturheilkunde

Kerbel nutzte man im Altertum als Gewürz- und Heilpflanze. In der spätmittelalterlichen Klosterheilkunde nutzte man Kerbel-Tee bei Leberleiden, Nierensteinen, Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden.

Volkstümlich verwendet man Kerbel heute als Tonikum für Frühjahrskuren. Innerlich eingenommen sollen Pflanzenextrakte bei Rheuma und Gelbsucht helfen. Einen Brei aus frischem Kerbel kann man äusserlich bei Ekzemen, Hautentzündungen, Bindehautentzündungen, entzündeten Lidern und Hämorrhoiden anwenden.1,4

In der Volksmedizin schreibt man Kerbel harn- und schweisstreibende Eigenschaften sowie verdauungsfördernde, blutreinigende und antioxidative Wirkungen zu.1,4

Literaturverzeichnis - 9 Quellen

1.

Fleischhauer SG, Guthmann J, Spiegelberger R. Enzyklopädie. Essbare Wildpflanzen. 2000 Pflanzen Mitteleuropas. 1. Auflage. Aarau; 2013. AT Verlag.

4.

Bown D. Kräuter. Die grosse Enzyklopädie. Anbau und Verwendung. 2. Auflage. München; 2015. Dorling Kindersley.

7.

Olaru O et al. Ethnomedicinal, Phytochemical and Pharmacological Profile of Anthriscus sylvestris as an Alternative Source for Anticancer Lignans. Molecules. 2015;20:15003-15022.

8.

Chen H et al. Antitumor constituents from Anthriscus sylvestris (L.) Hoffm. Asian Pac J Cancer Prev. 2014;15(6):2803-2807.

9.

Kim SB, Lee AY et al. Anthriscus sylvestris root extract reduces allergic lung inflammation by regulating "interferonregulatoryfactor" 4-mediated Th2 cell activation. Journal of Ethnopharmacology. March 2019;232:165–175.

10.

Kim KY, Park KI et al. Deoxypodophyllotoxin in Anthriscus sylvestris alleviates fat accumulation in the liver via AMP-activated protein kinase, impeding SREBP-1c signal. Chem Biol Interact. October 2018;294:151-157.

11.

Lee SA, Moon SM et al. In Vivo and In Vitro Anti-Inflammatory Effects of Aqueous Extract of Anthriscus sylvestris Leaves. J Med Food. 2018;21(6):585-595.

12.

Lee SA, Moon SM et al. Chondroprotective effects of aqueous extract of Anthriscus sylvestris leaves on osteoarthritis in vitro and in vivo through MAPKs and NF-κB signaling inhibition. Biomed Pharmacother. July 2018;103:1202–1211.

13.

Seegers CLC, Tepper PG et al. Cytotoxic Deoxypodophyllotoxin Can Be Extracted in High Purity from Anthriscus sylvestris Roots by Supercritical Carbon Dioxide. Planta Med. May 2018;84(8):544–550.

AutorInnen:

Kommentare