Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien
Es ist wahrscheinlich, dass die Inhaltsstoffe des Wiesenkerbels mit denen des Echten Kerbels vergleichbar sind. Daher finden Sie dessen Nährwerte15 auch hier als Referenzwerte in den Nährstofftabellen. Echter Kerbel ist besonders reich an Vitamin A.
Die gesamten Inhaltsstoffe, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.
Wirkungen auf die Gesundheit
Wiesenkerbel ist reich an Antioxidantien und gilt in der Wissenschaft als potenziell nützlich bei der Behandlung von Krebs sowie von entzündlichen Erkrankungen.14 Neben den sekundären Pflanzenstoffen ist dafür auch sein Vitamingehalt verantwortlich.7,14 Da sich die Forschung primär auf die sekundären Pflanzenstoffe des Wiesenkerbels konzentriert, verfügen wir über keine genauen Zahlen zu einzelnen Vitaminen.
Sekundäre Pflanzenstoffe
Folglich kann man viele gesundheitliche Wirkungen von rohem Wiesenkerbel auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.
Die phytochemische Zusammensetzung der frischen und getrockneten Blätter, Blüten, Früchte und Wurzeln ist Gegenstand diverser Studien.7 Sie schreiben dem Wiesenkerbel u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe zu:1,7,8
- Isoprenoide: Monoterpene (Beta-Phellandren, Beta-Myrcen, Sabinen, Z-Beta-Ocimen, Alpha-Pinen) und Monoterpenoide; Sesquiterpene (Beta-Elemen, Alpha-Zingiberen, (E)-Caryophyllen, Germacren-D); Triterpene: Steroide (Alpha-Sitosterol, Beta-Sitosterol); Tetraterpene (Carotinoide)
- Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxyzimtsäuren (Chlorogensäure); Flavonoide: Flavonole (Quercetin, Isoquercetin, Rutin), Anthocyane, Flavone (Apigenin, Isoquercetin), Flavanoidglycoside (Cynarosin), Isoflavone (Daidzin, Daidzein, Genistin, Sissotrin, Formonentin), Lignane (Anthricin, Anthriscusin, Anhydropodorhizol, Alpha-Peltatin, Arctigenin, Beta-Peltatin, Dimethylmatairesinol, Dimethylthujaplicatin, Epipodophyllotoxin, Hinokinin, 7-Hydroxyyatein, 7-Hydroxy-Anhydropodorhizol, Isopicropodophyllon, Lariciresinol, Morelensin, Nemerosin, Podophyllotoxin, Secoisolariciresinol, Yatein)
- Weitere organische Verbindungen: Phenylpropanoide (1-3′-methoxy-4′,5′-methylenedioxyphenyl-1-methoxy-2-Propen, Elemicin, Eugenol); Cumarine (Scopoletin, Isoscopoletin, Bergapten, Furocumarin); Aldehyde; Alkohole (Benzyl-Alkohol, 2-Phenyl-Alkohol, Falcarindiol, Falcarindiol-3-acetat, Saligenol)
Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe im Wiesenkerbel abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.
Die wichtigsten Antioxidantien im Wiesenkerbel sind Quercetin, Apigenin und Rutin.7
Kerbel-Arten enthalten u.a. geschmacksbestimmende ätherische Öle (u.a. Monoterpene), Phenolsäuren, Flavonoide, Lignane, Phenylpropanoide, Cumarine und Alkohole. Das chemische Profil des ätherischen Öls in den Blättern des Wiesenkerbels unterscheidet sich nur schwach vom Öl in den Wurzeln. Letzteres besteht zu 69 % aus Monoterpenen mit den Hauptkomponenten β-Phellandren (45,5 %), Z-β-Ocimen (16,9 %) und α-Pinen (4,6 %). Beim Öl der oberirdischen Pflanzenteile stellt die Monoterpenfraktion mit 70 % ebenfalls den Hauptbestandteil dar. Die Hauptkomponenten sind β-Phellandren (38,8 %), β-Myrcen (16,7 %), Sabinen (6,2 %) und (Z)-β-Ocimen (5,4 %). Insgesamt identifizierte man 41 Verbindungen in den oberirdischen Pflanzenteilen.7
In den Früchten sind die vier Lignane Anthricin (Deoxypodophyllotoxin), Yatein, Morelensin und Hinokinin präsent. Die beiden letzteren Lignane wies man in den Wurzeln nicht nach. Der Gehalt an Lignanen in den oberirdischen Pflanzenteilen des Wiesenkerbels ist signifikant niedriger als in den Wurzeln. Umweltfaktoren beeinflussen das Lignanprofil und den Lignangehalt stark. In höheren Lagen ist der Gehalt an Deoxypodophyllotoxin in allen Pflanzenteilen deutlich höher.7
Anthricin gilt als Hauptwirkstoff und wichtigster Bestandteil des Wiesenkerbels. Man isoliert es hauptsächlich aus den Wurzeln. Seit längerem sind die vielfältigen Bioaktivitäten des Lignans bekannt. In Studien wies man krebshemmende (antitumorale), entzündungs- und wachstumshemmende (antiproliferative), antibakterielle, antivirale, antiasthmatische, fiebersenkende, schmerzlindernde, leberschützende, antiallergische, knorpelschützende sowie vor Thrombose schützende Wirkungen für den Wirkstoff Deoxypodophyllotoxin bzw. für wässrige Extrakte des Wiesenkerbels nach.7,8,9,10,11,12
Anthricin kann als Vorstufe zur Synthese von Epipodophyllotoxin Verwendung finden, dem Ausgangsmaterial für die Krebsmedikamente Etoposid und Teniposid.7,13 In Studien zeigte Anthricin eine signifikant antimikrobielle Wirkung gegen Staphylococcus aureus und Helicobacter pylori, nicht gegen Escherichia coli. Zudem erwies sich der Wirkstoff als hochwirksamer und selektiver Hemmstoff (Inhibitor) gegen Herpes-simplex-Virustypen (HSV-1 und HSV -2). Im Gegensatz dazu stellte man fest, dass Anthricin keine antivirale Wirkung gegen das Influenza-A-Virus, das Respiratory Syncytial Virus (RSV) oder das Humane Cytomegalievirus (HCMV) hat.7
Als Quelle für Lignanderivate und Flavonoidverbindungen könnte Wiesenkerbel in der Zukunft eine Rolle in der Herstellung von Arzneimitteln spielen. Zu den am besten untersuchten Stoffen zählen die Lignane, dies aufgrund ihrer krebshemmenden Aktivität.7,8
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Berührungen mit Wiesenkerbel können bei empfindlichen Personen phytotoxische Reaktionen auf der Haut hervorrufen, eine sogenannte Wiesendermatitis. Wegen seiner Bitterstoffe rät man in der Schwangerschaft zu vorsichtigem Genuss oder zur Abstinenz.
Bei der Wildsammlung von Wiesenkerbel ist die Gefahr einer Verwechslung mit stark giftigen Doppelgängern nicht zu unterschätzen. Weitere Infos erhalten Sie im nachfolgenden Abschnitt.
Verwechslungsgefahren
Wenn man wilden Wiesenkerbel ernten möchte, sollte man die Pflanze und ihre giftigen Doppelgänger aus der Familie der Doldengewächse sehr gut kennen. Es besteht nicht nur tödliche Gefahr für uns Menschen, sondern auch für sämtliche Haustiere wie Pferde oder Kaninchen. Steckbriefe und Bilder des Wiesenkerbels sowie der verwandten Arten sind zur genauen Bestimmung hilfreich.
Zu den essbaren Arten gehören der Echte Kerbel (Anthriscus cerefolium), die Wilde Möhre (Daucus carota ssp. carota), der Kümmel (Carum carvi), die Pastinake (Pastinaca sativa) sowie Giersch (Aegopodium podagraria) und Dill (Anethum graveolens).
Giftige Doldenblütler sind der Wiesenbärenklau (Heracleum sphondylium), der Hecken-Kälberkropf (Chaerophyllum temulum) und der Breitblättrige Merk (Sium latifolium). Zu den stark giftigen Pflanzen zählen der Gefleckte Schierling (Conium maculatum), die Hundspetersilie (Aethusa cynapium) und der Wasserschierling (Cicuta virosa).
Alle Pflanzenteile des Gefleckten Schierlings (Conium maculatum) sind stark giftig. Am konzentriertesten sind die giftigen Alkaloide in den unreifen Samen. Etwa 50 g der frischen Pflanze sind tödlich giftig. Beim Pflücken kann auch unverletzte Haut das Gift aufnehmen. Früher verwendete man den Gefleckten Schierling medizinisch, heute nur noch selten in Salben gegen Entzündungen und Nervenschmerzen oder in der Homöopathie. Eine Vergiftung äussert sich zunächst durch ein Brennen im Mund, gefolgt von Erbrechen und Lähmungserscheinungen, als letzte Folge tritt der Tod ein. Als Gegenmassnahme sollte man ein sofortiges Erbrechen herbeiführen. Eine weitere klinische Massnahme ist u.a. die Beatmung. Wichtige Unterscheidungsmerkmale sind der unangenehme Geruch der giftigen Pflanze, die bläulich überlaufenen Stängel, fünf bis sechs Hüllblätter (direkt unter der Dolde) sowie das Nichtvorhandensein einer Wurzelknolle.1
Die Hundspetersilie (Aethusa cynapium) ist eine stark giftige Pflanze mit giftigen Inhaltsstoffen in der ganzen Pflanze. Tödliche Vergiftungsfälle sind lediglich aus alten Literaturquellen bekannt. Eine Vergiftung mit Hundspetersilie erkennt man an einem Brennen im Mund, Erbrechen, kaltem Schweiss, blasser Haut, beschleunigtem Puls, Krämpfen, Sehstörungen und erweiterten Pupillen. Gegenmassnahmen sind das Herbeiführen von Erbrechen oder Magenspülungen. Wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist der unangenehme Geruch der Hundspetersilie. Die Hüllblätter (Blätter unter der Doldenblüte) bestehen aus drei Blättern, die einseitig angeordnet sind.1
Die Giftstoffe des Wasserschierlings (Cicuta virosa) sind in der ganzen Pflanze verteilt. Besonders grosse Mengen kommen in den Stängeln und im Wurzelstock vor. Nach etwa 20 Minuten treten erste Vergiftungserscheinungen auf, die mit einem Brennen im Mund beginnen. Des Weiteren kommt es unter anderem zu Übelkeit, Erbrechen, Krämpfen und Atemnot. Als Gegenmassnahme ist Erbrechen herbeizuführen. Eine klinische Behandlung der eintretenden Krämpfe ist notwendig. Wichtige Unterscheidungsmerkmale sind die nicht vorhandene Wurzelknolle, die fingerförmigen Blätter und die Dolde mit bis zu 25 Ästen. Vorsicht: Der Wurzelstock riecht nach Sellerie und schmeckt wie Pastinake oder Petersilienwurzel.1
Verwendung als anerkannte Heilpflanze
Wiesenkerbel verfügt bislang über keine anerkannten medizinischen Anwendungsgebiete nach HMPC (Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel), ESCOP (Dachverband nationaler europäischer Gesellschaften für Phytotherapie) oder Kommission E (Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel).
Die genannten Institutionen bilden mit ihren Monografien eine wichtige Beurteilungsgrundlage für die medizinische Verwendung von Heilpflanzen sowie für das Zulassungsverfahren von pflanzlichen Arzneimitteln.
Volksmedizin - Naturheilkunde
Kerbel nutzte man im Altertum als Gewürz- und Heilpflanze. In der spätmittelalterlichen Klosterheilkunde nutzte man Kerbel-Tee bei Leberleiden, Nierensteinen, Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden.
Volkstümlich verwendet man Kerbel heute als Tonikum für Frühjahrskuren. Innerlich eingenommen sollen Pflanzenextrakte bei Rheuma und Gelbsucht helfen. Einen Brei aus frischem Kerbel kann man äusserlich bei Ekzemen, Hautentzündungen, Bindehautentzündungen, entzündeten Lidern und Hämorrhoiden anwenden.1,4
In der Volksmedizin schreibt man Kerbel harn- und schweisstreibende Eigenschaften sowie verdauungsfördernde, blutreinigende und antioxidative Wirkungen zu.1,4
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