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Ökologischer Fussabdruck- Tierwohl

Weintrauben aus regionalem, biologischem Anbau haben einen kleineren ökologischen Fussabdruck als Importware.

Ökologischer Fussabdruck- Tierwohl

Der ökologische Fussabdruck von Weintrauben ist abhängig vom Herkunftsland, der Anbauweise und der Verpackung. Für die Produktion von 1 kg saisonalen Trauben aus Deutschland oder Italien entstehen 0,3 kg CO2eq/kg.29 In europäischen Supermärkten sind Tafeltrauben neben Äpfeln und Orangen ein sehr begehrtes Obst - auch in den Wintermonaten. Zwischen Januar und Mai kommen Trauben jedoch vorwiegend von anderen Kontinenten, aus Ländern wie Indien und Südafrika, nach Europa. Eine PET-Schale mit 500 g Trauben aus diesen Ländern gelangt mithilfe eines gekühlten Containerschiffs, Lastwagens und PKWs der Konsumenten ins Haus: dies mit dem doppelten CO2-Fussabdruck (0,66 kg CO2eq/kg) gegenüber saisonalen, regionalen Trauben. Das grösste Einsparungspotenzial an Emissionen liegt bei Weintrauben aus Übersee im Ersatz der PET-Schalen durch Plastikbeutel,18 idealerweise kauft man Trauben jedoch saisonal und möglichst regional im Offenverkauf.

Die benötigte Wassermenge zur Produktion von 1 kg Trauben beträgt 608 Liter.30 In Ländern, die aufgrund der klimatischen Verhältnisse mit Wasserknappheit zu kämpfen haben und zur Bewässerung der Trauben auf künstliche Bewässerung zurückgreifen, wirkt sich dies besonders stark auf den ökologischen Fussabdruck aus (z.B. Italien).19 Im Hinblick auf den Biodiversitätsverlust durch die Wassernutzung schneiden Tafeltrauben aus den USA pro Kilo mit 588 gPDF-eq*a (global potentially disappeared fraction of species equivalent / year) ab; Spargeln aus Mexiko (1768 gPDF-eq*a pro Kilo) und Bananen aus Peru (720 gPDF-eq*a pro Kilo) stehen noch schlechter da. Tafeltrauben aus Italien sind bezüglich des Wasserverbrauchs mit 42 gPDF-eq*a pro Kilo deutlich schonender für die Umwelt.19

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Tierschutz - Artenschutz

Pflanzenschutzmittel stehen sowohl im Weinbau als auch im Tafeltraubenanbau immer wieder in der Kritik. Ein Problem ist, dass es keine gesetzliche Grenze für Mehrfachrückstände gibt. Es erfolgt nur die Ermittlung von Einzelrückständen. In Versuchen von 2020 sind 13 verschiedene Wirkstoffe auf einer Tafeltraubenprobe aus Italien nachzuweisen (dabei fanden Testungen an 34 Proben, davon 26 mit grünen Trauben und 8 mit roten, auf Pestizidrückstände statt). Es gab auch Rückstände an italienischen Bio-Proben, die aufgrund der geringen Gehalte als "Abdrift" gelten (das nachgewiesene Insektizid hat in den D-A-CH-Ländern keine Zulassung). Generell erfolgte bei 94 % der Proben aus Italien, Brasilien, Peru, Griechenland und Spanien der Nachweis von Pestiziden.20 Pestizide sind in unterschiedlichem Mass nachweislich schädlich für Boden, Oberflächengewässer, Grundwasser, Landlebensräume, Pflanzen, Insekten, Vögel und Säugetiere.21 Daher ist beim Kauf von Tafeltrauben auf Früchte aus biologischer Landwirtschaft zu achten, um die Umwelt nicht zusätzlich zu belasten.

Weltweites Vorkommen - Anbau

Die Weinrebe, Vitis vinifera, ist eine Rebsorte mit Genzentren im Mittelmeerraum und Westasien. Als älteste domestizierte Kulturpflanze mit mehr als 10'000 verschiedenen Sorten ist sie seit Tausenden von Jahren im Weinberg für die Weinherstellung bekannt.22 Archäologische Funde in Georgien und im Niltal deuten darauf hin, dass die Weinherstellung ab 6000 vor Chr. stattfand.23 Die Ausbreitung erfolgte weiter durch die Phönizier, Griechen und Römer in der Antike. Vor allem die Griechen und Römer nutzen die Rebe nicht nur für den Weinbau, sondern auch als Nahrungsquelle. Sie begannen, neue Rebsorten zu züchten, und der Weinbau verbreitete sich auch in Europa. Im 15. und 16. Jh. kam die Weinrebe nach Amerika und schliesslich nach Lateinamerika in die Regionen Chile und Argentinien. Die heutigen Hauptanbaugebiete von Tafeltrauben in Europa sind Italien, Spanien, Griechenland und die Türkei. In den Wintermonaten importiert man aus Südafrika oder Indien.24

Wild zu finden

Wilde Trauben findet man nur mit etwas Glück und, wenn es sich um einen ehemals kultivierten und verwilderten Rebstock handelt. Da Pflege und Kulturmassnahmen ausbleiben, sind die Beeren an verwilderten Rebstöcken in der Regel deutlich kleiner.

Verwechslungsgefahr

Wilder Wein (Parthenocissus quinquefolia) oder auch die Dreilappige (Dreispitzige, Dreiblättrige) Jungfernrebe (Parthenocissus tricuspidata) sehen der Weinrebe (Vitis vinifera) ähnlich,25 denn sie gehören alle zur Familie der Weinrebengewächse.25 Ihre deutlich kleineren Früchte sind schwarz-blau, die Blattstiele sind im Herbst rötlich gefärbt und die Blätter sind dreifiedrig und kleiner als bei Vitits vinifera. Ein Verzehr dieser Beeren kann bei grösseren Mengen aufgrund der hohen Gehalte an Oxalsäure Vergiftungserscheinungen hervorrufen, weshalb man sie als leicht giftig einstuft. Zu den Symptomen gehören Erbrechen, Magen-Darm-Beschwerden und übermässiger Harndrang.26

Anbau - Ernte

Die Weintraube ist eine sommergrüne, selbstbefruchtende, holzige und lianenartige Pflanze. Sie kann mithilfe ihrer zwei- oder mehrarmigen Ranken bis zu 35 m hochklettern. Die Reben blühen von Mai bis Juni. Daraufhin beginnt die Fruchtentwicklung. Ihre Früchte sind Beeren, die kugelig bis oval geformt sind und grün, gelb, rosa, violett oder schwarz sein können. Die Reifezeit der Weintrauben beginnt im August, sie erreichen eine Grösse von 0,6 bis 2,2 cm.27 Die Trauben sind in der Vollreife am genussvollsten und daher optimal zu ernten. Bei Tafeltrauben sind kernlose (parthenokarpe) Früchte sehr beliebt, dies ist durch eine ausbleibende Befruchtung möglich (Jungfernfrüchtigkeit). Kernlose Trauben können auch künstlich mithilfe von Hormonen wie Auxinen entstehen.24

Als Kletterpflanze wächst die Weintraube ideal an einer Hauswand, an Mauern oder einem Spalier. Jedoch ist sie als Tiefwurzler eher nicht für das Pflanzen in Töpfen geeignet. Im Handel sind vorkultivierte Reben (Containerpflanzen) erhältlich. Diese können sich auch in Töpfen gut entwickeln. Weintrauben gedeihen bei recht hohen Temperaturen (durchschnittlich 8,5 °C, ideal sind 11-16 °C) und an windgeschützten Standorten. Regelmässiges Giessen begünstigt eine gute Fruchtentwicklung, aber Staunässe ist zu vermeiden. Schneiden Sie ab dem 2. Standjahr die Triebe (nach den Winterfrösten) in die gewünschte Form (Erziehungsform) zurück.

Einen veredelten Rebstock pflanzt man so tief, dass die Veredelungsstelle mind. 5 cm über dem Boden liegt. Sonst kommt es zur Wurzelbildung am Edelreis oder zum Abstossen der Unterlage. Im Weinbau spricht man von Veredelung, wenn eine resistente Sorte (resistent gegen die Reblaus) als Unterlage und Wurzelstock dient. Mittels spezieller Schnittformen pfropft man die früchtetragende Sorte (Edelreis) auf die Unterlage.28

Achten Sie auf die Gesundheit der Blätter, bei Vergilbung, Pilz- oder Virusbefall ist das Ausdünnen der Blätter die erste Massnahme. Dies gilt auch für die Früchte: Kleine und faulige Beeren sind auszudünnen. Wenn alles gelingt, findet die erste Ernte der Trauben im zweiten Standjahr statt.

Im Weinberg erfolgt die Traubenernte je nach Sorte und Klima im späten Sommer oder zu Herbstbeginn. Die physiologische Reife ist erreicht, wenn die Fruchtschale dünn, die Kerne braun sind und das Fruchtfleisch saftig und süss schmeckt. Ausserdem lassen sich reife Früchte leicht von den Stielen lösen. Ein weiteres Merkmal ist, dass die Fruchtstiele anfangen zu verholzen. Den optimalen Erntezeitpunkt ermittelt man am besten über den Geschmack. Beim Pflücken ist darauf zu achten, die Früchte möglichst vorsichtig zu behandeln und möglichst wenig zu beschädigen, um schnellen Verderb zu vermeiden.

Weiterführende Informationen

Die Weinrebe gehört zur Gattung Vitis, die man in zwei Untergattungen einteilt. Zum einen die Vitis subg. Muscadinia mit 3 Spezies und die Vitis subg. Euvitis mit 60 Spezies. Diese sind in drei Gruppen nach ihrem geografischen Vorkommen unterteilt: die asiatische, amerikanische und die europäische Gruppe. Die europäische Vitits vinifera ist am bedeutendsten für den Weinbau und Tafelanbau. Für die Herstellung von Saft sind vor allem die Hybrid-Sorten der amerikanischen Vitis labrusca beliebt. Amerikanische Sorten sind für die Züchtung und Kreuzung interessant, da sie oftmals reblausresistent oder tolerant gegen einige Pilzarten sind.24

Alternative Namen

Umgangssprachlich bezeichnet man die Früchte der Weinrebe als Weinbeeren, Weintrauben oder Trauben. Als Frischobst nennt man die Beere Tafeltraube. Im Englischen heisst die Weintraube grape. Ist die Rede von Sultanine, Korinthe oder Zibebe, ist die Rosine gemeint.

Literaturverzeichnis - 13 Quellen

18.

Golombek S, Blanke M. CO2-Fussabdruck indischer Tafeltrauben auf dem Weg zum deutschen Konsumenten – Analyse und Ansätze zu seiner Verminderung. Erwerbs-Obstbau. 2020;62(3):109–114.

19.

Zhiyenbek A, Bretta C. Ökobilanzierung Früchte- und Gemüseproduktion: eine Entscheidungsunterstützung für ökologisches Einkaufen. ETH Zürich. 2016: 31.

20.

LAVES. Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Pflanzenschutzmittelrückstände in Tafeltrauben. Ergebnisse des Jahres 2020.

21.

Scnat. Akademie für Naturwissenschaften. Pestizide: Auswirkungen auf Umwelt, Biodiversität und Ökosystemleistungen. Swiss Academies Factsheets. 2021;16(2).

22.

Parihar S, Sharma D. A breif [sic! = brief] overview on Vitis vinifera. Sch Acad J Pharm. 2021;10(12):231–239.

23.

Ziegelwagner C, Silhavy-Richter K, Mandl K. Antibakterielle Wirkung von Wein. Ithaka Journal 1/2012: 47–56. 

24.

Bauer K. Weinbau. 13. aktualisierte Auflage. München: AV Buch. 2019.

25.

BfR Bundesinstitut für Risikobewertung. Bekanntmachung einer Liste besonders giftiger Gartenpflanzen und einheimischer Pflanzen in der freien Natur. 2021.

26.

Hermanns-Clausen M, Koch I et al. Akzidentelle Vergiftungen mit Gartenpflanzen und Pflanzen in der freien Natur: Daten aus zwei deutschen Giftinformationszentren. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. Januar 2019;62(1):73–83. 

27.

Rolf B. Online Lehrbuch: Weinbau und Reben in der Flora Mitteleuropas. Uni Hohenheim. 2000.

28.

Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen. Rasim S, Trapp M. Die Tafeltraubenkultur. 2010.

29.

Reinhardt G, Gärtner S, Wagner T. Ökologische Fussabdrücke von Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland. Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg. 2020.

30.

Mekonnen MM, Hoekstra AY. The green, blue and grey water footprint of crops and derived crop products. Hydrol. Earth Syst. Sci. 2011; 15: 1577-1600.

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