Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien
Rohe Trauben haben einen Kaloriengehalt von ca. 69 kcal/100g und bestehen zu ca. 80 % aus Wasser und zu 18 % aus Kohlenhydraten (davon 15 g Zucker). Eiweiss und Fett sind kaum vorhanden.1
Welche Vitamine haben Weintrauben? Vitamin K ist in Weintrauben zu 15 µg/100g enthalten, das macht 19 % des Tagesbedarfs aus. Ähnlich viel haben Artischocken und frischer Karottensaft. Im Vergleich dazu hat Mangold mit 830 µg/100g besonders viel an diesem Vitamin. 100 g Tafeltrauben liefern als weitere Vitamine 0,09 mg Vitamin B6 und 3,2 mg Vitamin C.1
Mit 191 mg Kalium decken 100 g Tafeltrauben 10 % des Tagesbedarfs. Unter den Früchten haben Pfirsiche und Maulbeeren ähnliche Werte. Rohe Avocados haben mit 485 mg/100g noch deutlich mehr davon.1
Neben Kupfer kommen auch die Mikronährstoffe Mangan, Eisen, Zink, Fluor und Selen vor. Die Hauptsäuren von Weintrauben sind die Apfel- und Weinsäure. Im Fruchtfleisch stecken vor allem die Monosaccharide Glucose und Fructose.2,27
Im Vergleich zu Muscadine-Trauben enthalten klassische Weintrauben deutlich mehr Zucker und weniger Ballaststoffe.
Die gesamten Inhaltsstoffe Weintrauben, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.
Wirkungen auf die Gesundheit
Die gesundheitlichen Effekte von Weintrauben sind auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückzuführen.
Sekundäre Pflanzenstoffe
Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen. Weintrauben enthalten folgende sekundäre Pflanzenstoffe:
-
Isoprenoide: Terpenoide: Triterpenoide (Oleanolsäure); Carotinoide: Carotene (β-Carotin), Xanthophylle (Violaxanthin, Antheraxanthin, Zeaxanthin, Lutein)32
-
Polyphenole: Flavonoide: Anthocyane (Cyanidin-3-O-glucosid, Delphinidin-3-O-glucosid), Flavanole (Catechine, Epicatechin), Flavonol (Quercetin, Rutin, Myricetin, Fisetin), Flavon (Morin); Stilbene (Resveratrol); Tannine (Proanthocyanidine); Phenolsäuren: Hydroxyzimtsäuren (p-Cumarsäure, Kaffeesäure, Ferulasäure); Hydroxybenzoesäure (Vanillinsäure, Gentisinsäure, Gallussäure)4,5,31
Sind Weintrauben gesund? Die Weintraube ist eine Frucht mit vielen bioaktiven Komponenten. Die Trauben, der Stiel, die Kerne und die Fruchtschale enthalten u.a. Flavonoide, Polyphenole, Anthocyanidine und Stilbene. In weissen Früchten findet sich ein höherer Gehalt an Flavanolen als in roten. Anthocyanidine (Pigmente) findet man hingegen vorwiegend in roten Trauben.4 Anthocyanidine weisen eine hohe antioxidative Kapazität auf und können freie Radikale im Körper neutralisieren. Der Pflanze selbst dienen Flavonoide als Schutz vor Fressfeinden und vor UV-Strahlung. Extrakte aus Kernen zeigen antikarzinogene und antibakterielle Wirkungen auf den menschlichen Organismus.3 In einer In-vivo-Studie tranken 20 Probanden über 14 Tage 7 ml roten Traubensaft pro kg Körpergewicht und pro Tag. Die WissenschaftlerInnen geben aufgrund des hohen Flavonoidgehalts und deren antioxidativen Eigenschaften eine geringere Thrombozytenaggregation im Vollblut an, wodurch eine kardioprotektive Wirkung besteht.5
Das Polyphenol Resveratrol zeigt antioxidative und krebshemmende Wirkung. Eine synthetische Variante ist seit 2016 als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen. Der entzündungshemmende Stoff kommt vorwiegend in der Schale von roten Weintrauben vor. 2021 untersuchten WissenschaftlerInnen die physiologische Wirkung von Resveratrol in roten Weintrauben und dem japanischen Staudenknöterich in einem Zellversuch. Es ist bekannt, dass bei einer bakteriellen Infektion Zellen Entzündungsmarker wie Interleukin-6 als Signalsubstanz von Immunreaktionen freisetzen. Bei der Anwendung von Resveratrol konnte man einen Rückgang von Interleukin-6 um 70 % beobachten. Daher ist davon auszugehen, dass Resveratrol die Freisetzung von Signalstoffen, die an Entzündungsprozessen beteiligt sind, deutlich vermindert und entzündungshemmend wirkt.6
Trauben enthalten oligomere Proanthocyanidine (OPCs). Dies sind gesundheitsfördernde, phenolische Verbindungen, wie zum Beispiel die in den Samen befindlichen Procyanidinpolymere oder die in der Schale vorliegenden Prodelphinidine (auch Tannine genannt).4,7 Diese sekundären Pflanzenstoffe zeigen eine antioxidative, antikarzinogene, antibakterielle und antivirale Wirkung und sind daher auch in Form von Präparaten (Extrakte aus Traubenkernen) ein beliebtes Nahrungsergänzungsmittel.8 Eine Studie zeigt, dass Proanthocyanidine bei roten Blutkörperchen, die durch UV-B-Strahlung oxidativem Stress ausgesetzt sind, den Abbau von Vitamin E hemmen und die Auflösung von roten Blutkörperchen (Hämolyse) verhindern. Proanthocyanidin zeigt in In-vitro-Versuchen eine bessere antioxidative Wirkung als Vitamin C und E.9
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Weintrauben gelten als gut verträglich, Nebenwirkungen treten selten auf. In grossen Mengen können sie jedoch abführend wirken. Der Ballaststoffgehalt und Zuckeralkohole (Xylit oder Sorbit) können zu Durchfall oder Blähungen führen. Menschen mit Verdauungsproblemen sollten auf die leichter verdaulichen kernlosen Trauben zurückgreifen.
Es können allergische Reaktionen aufgrund des hohen Fruchtzuckergehalts bei Menschen mit Fructoseintoleranz auftreten und Magen-Darm-Beschwerden, Juckreiz und Schwellungen hervorrufen.14
Konventionelle Trauben sind oftmals mit Pestizidrückständen belastet. Diese können Hautausschläge oder andere allergische Reaktionen hervorrufen. Auch wenn man diese Trauben vor dem Verzehr abwäscht, kann man nur einen Teil davon entfernen, denn viele Pestizide sind tief in die Schale eingedrungen.15
Der hohe Kupfereinsatz (auch in der ökologischen Landwirtschaft als Fungizid gängig) und seine Auswirkung auf die Umwelt sowie die menschliche Gesundheit führen immer wieder zu Diskussionen. Kupfer kommt seit ca. 150 Jahren als anorganischer Wirkstoff, z.B. zur Bekämpfung des Falschen Mehltaus (Pernospora viticola), zum Einsatz und gelangt in den Boden und das Grundwasser. Ein Überschuss an Kupfer im Boden wirkt sich toxisch auf Gewässerorganismen aus.10 Seit 2006 ist die Kupfergabe im Weinbau auf 8 kg/ha und Jahr begrenzt, um die Kupferbelastung im Boden zu reduzieren. In der EU-Bio-Verordnung sind 6 kg Reinkupfer/ha/Jahr erlaubt, viele biologische Verbände geben aber ein Maximum von 3 kg/Jahr an.11 Man nimmt Kupfer nicht nur über die Früchte, sondern auch über das Trinkwasser auf. Man sollte die empfohlene Kupferaufnahme von 1-1,5 mg pro Tag beachten (D-A-CH-Referenzwerte),12 um einen Kupferüberschuss und damit verbundene Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen zu vermeiden.13
Verwendung als anerkannte Heilpflanze
Hauptsächlich Weinblätter finden in Form von Tee zur Symptombehandlung bei Durchfall, Entzündungen der Mundschleimhäute, Blutergüssen, Erbrechen, Hautausschlägen oder Krampfadern als Heilpflanze Verwendung. Rote Blätter (Vitis viniferae folium rubrum) wendet man bei Venenleiden, schweren Beinen oder Durchblutungsstörungen an. Eine Studie mit einem auf dem Markt erhältlichen Präparat prüfte die Wirkung der Hauptflavonoide Quercetin-3-O-beta-Glucuronid und Isoquercitrin (Quercetin-3-O-beta-Glycosid) in roten Weinblättern bei Patienten mit chronischer Veneninsuffizienz (CVI). Nach der Einnahme der Venenkapseln nahmen Schmerzen und Spannungsgefühl ab. Ebenso gingen die Ödeme an den Beinen der Patienten deutlich zurück.16
Volksmedizin - Naturheilkunde
Die Ägypter verwendeten Trauben oder Rosinen bei Verdauungsbeschwerden als natürliches Abführmittel. Heute weiss man, dass die Kombination aus Zellulose, Säure und Fruchtzucker abführend wirkt. In der Antike nutzte man sie als diuretisches Mittel (zum Entwässern). Reife Trauben halfen damals ausserdem bei Gefässerkrankungen, Verstopfung, Fettleibigkeit und Leberleiden.
Ein edler Tropfen ist auch das sogenannte Rebwasser (Rebstocksekret, Rebträne, Blutungssaft). Es tritt an Schnittstellen am Rebstock aus, bevor er neu austreibt, und dient zur Selbst-Desinfektion der Pflanze. Es verhärtet mit der Zeit, um die "Wunde" der Rebe für Bakterien zu verschliessen. In der Volksmedizin kommt es bei Augenleiden und Ohrerkrankungen zur Desinfektion zum Einsatz. 1993 bestätigte ein chemisches Institut die desinfizierende und antibakterielle Wirkung aufgrund der Stoffe Cineol, alpha-Terpineol oder Thymol.17
Literaturverzeichnis - 20 Quellen
1. | US-Amerikanische Nährwertdatenbank USDA. 2019. |
2. | Baumgartner D, Pulver D, Ruffner HP. Säure in Traubenmost und Wein. Schweizer Zeitschrift für Obst- und Weinbau. 2023;14(04):11. |
3. | Nassiri-Asl M, Hosseinzadeh H. Review of the pharmacological effects of Vitis vinifera (Grape) and its bioactive compounds. Phytother Res. September 2009;23(9):1197–1204. |
4. | Xia EQ, Deng GF, Guo YJ, Li HB. Biological activities of polyphenols from grapes. IJMS. 4. February 2010;11(2):622–646. |
5. | Freedman JE, Parker C et al. Select flavonoids and whole juice from purple grapes inhibit platelet function and enhance nitric oxide release. Circulation. 12. June 2001;103(23):2792–2798. |
6. | Tiroch J, Sterneder S et al Bitter sensing tas2r50 mediates the trans-resveratrol-induced anti-inflammatory effect on interleukin 6 release in hgf-1 cells in culture. J Agric Food Chem. 17. November 2021;69(45):13339–13349. |
7. | Hernández-Jiménez A, Gómez-Plaza E et al. Grape Skin and Seed Proanthocyanidins from Monastrell × Syrah Grapes. Journal of Agricultural and Food Chemistry. 2009;57(22):10798–10803. |
8. | Gupta M, Dey S et al. Grape seed extract: having a potential health benefits. J Food Sci Technol. April 2020;57(4):1205–1215. |
9. | Facino R, Carini M et al. Sparing Effect of Procyanidins from Vitis vinifera on Vitamin E: In vitro Studies. Planta Med. May 1998;64(04):343–347. |
10. | Kühne S, Friedrich B. Pflanzenschutz im Ökologischen Landbau - Probleme und Lösungsansätze - Siebtes Fachgespräch am 6. Juni 2002 in BerlinDahlem, "Alternativen zur Anwendung von Kupfer als Pflanzenschutzmittel". Berichte aus der Biologischen Bundesanstalt. 2003;118. |
11. | Öko-Institut e.V. Kupfer im Biolandbau. Hintergrund, Herausforderungen und Handlungsempfehlungen. 2014. |
12. | BfR Bundestinstitut für Risikobewertung. Höchstmengenvorschläge für Kupfer in Lebensmitteln inklusive Nahrungsergänzungsmitteln. 2021. |
13. | Elmadfa I, Leitzmann C. Ernährung des Menschen. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer; 2015. |
14. | Koletzko S, Koletzko B. Wenn Zucker krank machen - Maldigestion und metabolische Unverträglichkeiten. Aktuelle Ernährungsmedizin. 2006;31:68–75. |
15. | KTipp. Test: Bis zu 15 verschiedene Pestizide in frischen Trauben. 2018/15. |
16. | Monsieur R, Van Snick G. Efficacy of the red vine leaf extract AS 195 in Chronic Venous Insufficiency. Praxis Schweizerische Rundschau für Medizin. 2006;95(6):187-190. |
17. | Jirovetz L, Buchbauer G, Remberg G, Nikiforov A. Inhaltsanalyse des Rebstocksekretes (Rebtränen) mittels GC-FTIR-MS. VITIS - Journal of Grapevine Research. 1994;33(2):97. |
27. | Rolf B. Online Lehrbuch: Weinbau und Reben in der Flora Mitteleuropas. Uni Hohenheim. 2000. |
31. | Rapp A, Ziegle A. Bestimmung der Phenolcarbonsäuren (Hydroxybenzoesäuren und Hydroxyzimtsäuren) in Rebblättern, Weintrauben und Wein mittels Mikro-Polyamid-Dünnschichtchromatographie. Vitis. 1973;12:226-236. |
32. | Teixeira A, Noronha H et al. Biosynthesis of Chlorophyll and Other Isoprenoids in the Plastid of Red Grape Berry Skins. J Agric Food Chem. 2023;71(4):1873-1885. |
Kommentare