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Topinambur - Ökologischer Fussabdruck

Bio-Topinambur aus regionalem Anbau ist pflegeleicht und benötigt wenig Wasser. Topinambur hat wahrscheinlich einen niedrigen ökologischen Fussabdruck.

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Über den CO2-Fussabdruck von Topinambur konnten wir trotz umfangreicher Recherche keine genauen Zahlen finden. Topinambur braucht wenig Wasser und gilt als wenig anfällig für Schädlinge sowie Krankheiten.4,14 Zudem ist es relativ einfach, die Topinambur in der Region in Bio-Qualität zu erwerben oder selbst anzubauen. Ausserdem braucht die Knolle zum Transport kaum Verpackung. Damit ist anzunehmen, dass regionale Topinambur neben anderen Vorzügen eine ausgezeichnete Ökobilanz aufweist.

Wild wachsende Topinambur kann jedoch auch zu Problemen führen: In Europa stellt sie keine heimische Art dar, verbreitet sich jedoch dank ihrer widerstandsfähigen Knollen leicht. Geschieht dies abseits von Nutzkulturen, kann Topinambur heimische Arten verdrängen, da sie eine wachstumshemmende Wirkung auf andere Pflanzen hat. Zusätzlich beschattet das dichte Blätterwerk den Boden und kann somit niedrig wachsende Pflanzen zurückdrängen und die Artenvielfalt verringern.30

Im Feld hingegen kann man durch das Anpflanzen von Topinambur für höhere Biodiversität im Boden sorgen.18 Da Topinambur selbst eine sehr konkurrenzstarke Pflanze ist, kommen im konventionellen Anbau Herbizide nur teilweise während der Etablierung der Pflanze zum Einsatz.31 Idealerweise greift man beim Einkauf der Knollen jedoch auf Ware aus biologischem Anbau zurück, da hier synthetische Herbizide und Pestizide untersagt sind.

Momentan forscht man an der Nutzung von Topinambur für die Herstellung von Biokraftstoffen. Hierbei spielen Flächennutzung und Landnutzungsänderung eine grosse Rolle, diese sollten für nachhaltige Biokraftstoffe möglichst gering ausfallen. Hierfür erweist sich Topinambur aufgrund ihrer Wachstumsansprüche als vielversprechende Pflanze.31

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Tierschutz - Artenschutz

Die Topinambur hat bodenverbessernde Eigenschaften und damit eine positive Auswirkung auf das Edaphon (alle Lebewesen im Boden).15 Zusätzlich bringen die Topinambur-Blüten sehr spät im Herbst noch Nahrung für Insekten. Auch Mäuse haben Freude an der Pflanze, sie fressen die Knollen.

Weltweites Vorkommen - Anbau

Die Topinambur ist in Europa ein Neophyt. Ursprünglich kommt sie aus Nord-Zentralamerika. Anfang des 17. Jahrhunderts erreichte sie europäischen Boden.16,18

Wild zu finden

Verwilderte Topinambur hat einen invasiven Charakter. Damit kann die Topinambur ein Problem für die einheimische Flora darstellen.13,30 Darum sollte man die Knollen nicht unbedacht verteilen bzw. auf eine sachgemässe Entsorgung von überschüssigen Knollen und Wurzeln achten.

Anbau - Ernte

Die Knollen setzt man ähnlich wie Kartoffeln. Man kann die Topinambur im Herbst oder Frühling anpflanzen. Die Knollen legt man 5-10 cm tief in die Erde, in einen Abstand von 60 x 50 cm. Da die Topinambur ein potenzielles Unkraut ist – ausserhalb des Gemüsegartens oder an den Gartenrand setzen. Ein wenig Kompost zur Düngung reicht aus. Bei zu viel Dünger investiert die Pflanze in das Kraut und weniger in die Knollen. So kann die pflegeleichte Pflanze mehrere Jahre am gleichen Platz bleiben. Man kann die Knollen ganzjährig ernten (die Knollen sind frostfest bis -30 °C), aber am besten Ende Oktober.4 Die amerikanische Pflanze bildet in unseren Breiten meist keine Samen aus.

Industrielle Herstellung

In der industriellen Verarbeitung findet die Topinambur immer mehr Einsatzmöglichkeiten. Zu den Anwendungen gehören unter anderem die Herstellung von Bioethanol, die Gewinnung von Inulin, die Produktion von Fruktose-Sirup und die Verwendung als Zusatzstoff, in funktionellen Lebensmitteln sowie zur Verbesserung der Qualität von Lebensmitteln.7,14

Weiterführende Informationen

Die Topinambur (Helianthus tuberosus) gehört zu der Gattung der Sonnenblumen (Helianthus) und zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). Die Pflanze vermehrt sich über Samen und Knollen. Wobei die Samenproduktion von vielen Faktoren abhängt. Die Kultivierung aus Samen ist daher schwierig, unter anderem wegen der starken Dormanz der Samen (Samenruhe). Die Knollen dienen der Pflanze auch als Speicherorgan. So kann die Topinambur als Geophyt den Winter überdauern. Während dieser Zeit sind die Knollen nicht aktiv (Knollen-Dormanz).18

Alternative Namen

Im Englischen ist die Bezeichnung 'Jerusalem artichoke' oder 'sunchoke' üblich. Im deutschsprachigen Raum nennt man die Pflanze vor allem Topinambur (laut Duden männl. oder weibl.), Erdbirne oder Jerusalem-Artischocke. Der Name Jerusalem-Artischocke ist botanisch gesehen inkorrekt: Die Pflanze kommt weder aus Jerusalem noch ist sie mit der Artischocke verwandt. Man vermutet, dass die italienische Benennung 'girasole' die Verballhornung Jerusalem ergeben hat. 'Girasole' bedeutet Sonnenblume und bezeichnet dieselbe Gattungszugehörigkeit (Helianthus).

Sonstige Anwendungen

Auch unseren Haustieren tut die Topinambur gut. Die Verträglichkeit kann sich aber je nach Tierart unterscheiden - vorher mit dem Tierarzt abklären.

Literaturverzeichnis - 9 Quellen

4.

Heistinger A. Handbuch Bio-Gemüse: Sortenvielfalt für den eigenen Garten. 7. Auflage. Innsbruck: Loewenzahn: 2020: 286-288.

7.

Méndez-Yáñez A, Ramos P, Morales-Quintana L. Human Health Benefits through Daily Consumption of Jerusalem Artichoke (Helianthus tuberosus L.) Tubers. Horticulturae. 2022;8(7):620.

13.

Filep R, Balogh L et al. Helianthus tuberosus L. agg. in the Carpathian Basin: a blessing or a curse? Genet Resour Crop Evol. 2018; 65(3):865–879.

14.

Yang L, He QS et al. The prospects of Jerusalem artichoke in functional food ingredients and bioenergy production. Biotechnol Rep. 2015;5:77–88.

15.

Shao T, Gu X et al. Industrial crop Jerusalem artichoke restored coastal saline soil quality by reducing salt and increasing diversity of bacterial community. Applied Soil Ecology. 2019; 138:195–206.

16.

Lieberei R, Reisdorff C. Nutzpflanzenkunde: neu bearbeitet. 7. Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag; 2007: 113.

18.

Kays SJ. Biology and Chemistry of Jerusalem Artichoke: Helianthus Tuberosus L. 1. Auflage. Baton Rouge: Taylor & Francis Group; 2008.

30.

Infoflora.ch Topinambur (Korbblütler). Helianthus tuberosus L. (Asteraceae). 2023.

31.

Rossini F, Provenzano ME et al. Jerusalem Artichoke (Helianthus tuberosus L.): A Versatile and Sustainable Crop for Renewable Energy Production in Europe. Agronomy 528. 2019.

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