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Hanföl, Hanfsamenöl (kaltgepresst?, roh? bio?)

Das nussige Hanföl bzw. Hanfsamenöl enthält einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren. Kaltgepresst bedeutet oft nicht auch roh. Bio?
Aufgrund mangelhafter Informationen zu den Nährstoffen der Zutat haben wir nur vertrauenswürdige Werte in die Nährwerttabelle aufgenommen.
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Wasser
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Makronährstoff Kohlenhydrate 0%
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Makronährstoff Proteine 0%
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Makronährstoff Fette 100%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, 54.3g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, 19.6g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 3:1

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Hier essenzielle Linolsäure (LA) 54.3 g zu essenzieller Alpha-Linolensäure (ALA) 19.6 g = 2.77:1.
Verhältnis Total Omega-6- = 57.16 g zu Omega-3-Fettsäuren Total = 20.19 g = 2.83:1.
Im Durchschnitt benötigen wir pro Tag je ca. 2 g LA und ALA, aus denen ein gesunder Körper auch EPA und DHA etc. herstellt.

Hanföl bzw. Hanfsamenöl presst man aus Hanfsamen. Es findet vielseitige Verwendung in der Küche und sein Fettsäurespektrum enthält alle für den Menschen wichtigen essenziellen Fettsäuren.

Verwendung in der Küche

Wie schmeckt Hanföl? Kaltgepresstes Hanföl hat einen nussigen, leicht grasigen Geschmack. Je dunkler die Farbe, desto intensiver schmeckt es. Es ist wichtig auf die Dosierung des Hanföls zu achten, da es sonst den Geschmack von anderen Zutaten überdeckt.

Hanföl hat einen Rauchpunkt von 165 °C und ist deshalb zum Braten und Frittieren nicht geeignet. Zum schonenden Dünsten und Dämpfen kann man Hanföl verwenden.11 Eine zu starke Erhitzung führt zur Zerstörung von Fettsäuren, was den Geschmack negativ beeinflusst und ungesunde Transfettsäuren bildet.

Wir empfehlen das Öl besser nur in der kalten Küche zu verwenden. Mit seinem einzigartigen Geschmack verfeinert es Rohkost, Salate, Dips und Brotaufstriche. Zusammen mit Hanfsamen lässt sich daraus leckeres Hanf-Pesto zubereiten, das zu Pasta oder als Topping für Gemüsepfannen passt.

Öl ist ein Konzentrat und enthält viele Kalorien. Deshalb sollte man es nur gelegentlich und in kleinen Mengen konsumieren.

Veganes Rezept für Hanföl-Senf-Dressing

Zutaten (für 4 Personen): 3 EL Hanföl, 1 EL weisser Balsamessig, 1 TL Zitronensaft, 1 TL Honig, 1 TL Dijon-Senf, schwarzer Pfeffer.

Zubereitung: Hanföl, Balsamessig, Zitronensaft, Honig und Senf in einer Salatschüssel oder einem Gefäss mit Ausguss geben und gut mischen und mit Pfeffer abschmecken.

Vegane Rezepte mit Hanföl finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler
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Einkauf - Lagerung

Grossverteilern wie Coop, Migros, Spar, Rewe, Edeka und Billa haben Hanfsamenöl im Sortiment. Discounter wie Denner, Volg, Aldi, Lidl und Hofer hingegen haben Hanföl nicht im Standardsortiment. Kaltgepresstes Hanföl in Bio-Qualität findet man ganzjährig in Bio-Supermärkten (z.B. Denn's Biomarkt und Alnatura), Reformhäuser sowie in Spezialgeschäften und im Online-Handel. Teilweise röstet man die Hanfsamen vor der Pressung.

Um eine Belastung mit Pestiziden zu vermeiden, sollte man stets biologisches Hanföl verwenden. Kaltgepresste Hanfsamenöle weisen selten Rohkost-Qualität auf.

Die Verfügbarkeit von Hanföl ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Kaltgepresste Öle (Gesetze, Rohkost)

In der Schweiz spricht man von einem kaltgepressten Öl, wenn die Ölsaat nicht erhitzt war, die Presstemperatur 50 °C nicht überschritten hat und keine problematische Nachbehandlung stattgefunden hat.

Laut dem Eidgenössischen Departement des Innern (EDI) gilt ein Speiseöl als kaltgepresst (oder darf mit Synonymen wie (extra) nativ, unraffiniert, kaltgeschlagen oder naturbelassen bezeichnet sein), wenn es durch Pressung oder Zentrifugierung aus zuvor nicht erhitzten Rohstoffen gewonnen wurde, die Temperatur bei der Pressung 50 °C nicht überstiegen hat und es keiner Raffination, d. h. keiner Neutralisation, keiner Behandlung mit Adsorbentien, Bleicherde und keiner Ausdämpfung unterworfen wurde.

Das Prädikat «schonend gedämpft» darf ein Öl tragen, wenn sich die Raffination ausschliesslich auf eine Ausdämpfung beschränkt hat und dabei 130 °C nicht überschritten worden sind.3

In der EU und den USA scheint für kaltgepresste Öle keine allgemeingültige Temperaturgrenze gesetzlich festgelegt zu sein. Beispielsweise sind die Leitsätze für Speisefette und Speiseöle des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (D) ähnlich verfasst wie die Verordnung des EDI, sie geben aber keine zulässige Höchsttemperatur für die generelle Kaltpressung an – da sie nur für Erzeugnisse gelten, deren Kennzeichnung und Zusammensetzung nicht abschliessend rechtlich festgelegt ist (also z.B. nicht für Olivenöl, Kakaobutter, Milchfette, Streichfette).4

Hingegen sehen sowohl die EU-Richtlinien als auch die Änderung der Verordnung des EDI über Lebensmittel pflanzlicher Herkunft, Pilze und Speisesalz (sowie deren Änderung) eine Sonderregelung für die Kennzeichnung von Olivenölen vor.5,6

Dies sind selektive Vermarktungsregeln, in welchen der Begriff Rohkost nicht definiert ist. Bei "Rohkost" und "roh" handelt es sich also nicht um staatlich geschützte Begriffe (wie es bei der Bezeichnung "bio" der Fall ist), was viel Raum für Interpretationen zulässt. Obwohl man sich einig ist, dass bei der rein mechanischen Kaltpressung die Presstemperaturen in der Regel 40 °C nicht überschreiten, darf man bei Speiseölen nicht leichtgläubig von Rohkostqualität ausgehen. Denn es besteht der Verdacht, dass die praktizierte Messmethode nicht die Temperatur im Presszylinder angibt (wo die Erwärmung am höchsten ist), sondern nur die Auslauftemperatur im Ölschlauch. Bei den wassergekühlten Olivenöl-Pressen (sogenannte "watercooled 37°"-Ölpressen) kann man vermutlich nicht einmal mit Bestimmtheit sagen, welche Hitze genau im Innern des Presszylinders herrscht, weil der gesamte Presszylinder von Kühlmanschetten umgeben ist.

Ausserdem beeinflussen sowohl Pressdruck und Pressgeschwindigkeit als auch der Feuchtigkeitsgehalt der Ölsaat die Presstemperatur. Wenn z.B. der Feuchtigkeitsgehalt zu niedrig ist, steigt bei der Pressung die Temperatur an und es gestaltet sich schwierig, sogar unter der Höchstgrenze von 50 °C zu bleiben.7

Tipps zur Lagerung

Wegen seines hohen Anteils an ungesättigten Fettsäuren ist Hanföl kühl, dunkel und gut verschlossen zu lagern. Geöffnete Flaschen sollte man im Kühlschrank aufbewahren und innerhalb von acht Wochen verbrauchen.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Hanfsamenöl besteht ausschliesslich aus Fett und hat einen Kaloriengehalt von 898 kcal. Der Anteil an gesättigten Fettsäuren beträgt 11 %, d.h. die ungesättigten Fettsäuren überwiegen.21

Das Verhältnis der mehrfach ungesättigten Fettsäuren Linolsäure (Omega-6) und Alpha-Linolensäure (Omega-3) beträgt ca. 3:1.21 Zum Vergleich: kaltgepresstes Rapsöl 2:1. Olivenöl hat ein schlechteres Verhältnis von 12:1.8

Vitamin E ist mit 41 mg/100g in Hanföl reichlich vorhanden.21 Einen ähnlichen Gehalt haben Haselnussöl (47 mg) und Sonnenblumenöl (41 mg).8 Röstung der Hanfsamen vor dem Pressen des Öls verringert den Gehalt an Vitamin E.18

Hanföl weist zudem kleine Mengen an Eisen, Zink und Calcium auf.21

Die gesamten Inhaltsstoffe von Hanföl, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.

Wirkungen auf die Gesundheit

Enthält Hanföl Omega-3? Im Gegensatz zu vielen anderen Ölen enthält Hanföl ein gutes Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren Verhältnis von 3:1. Das Verhältnis zwischen der entzündungsfördernden Omega-6-Fettsäuren (Linolsäure, LA) und der entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren (Alpha-Linolensäure ALA) ist wichtig zur Aufrechterhaltung der Gesundheit.

Linolsäure bildet Arachidonsäure (ARA), welche sich zu hormonähnlichen Eikosanoiden umwandelt, die entzündungsfördernd und gefässverengend wirken, Arteriosklerose und das Schmerzempfinden fördert. Alpha-Linolensäure bildet Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexansäure (DHA), welche Eikosanoide bilden, die entzündungshemmend, antithrombotisch und bronchien- und gefässerweiternd wirken. Da beide Umwandlungsprozesse dieselben Enzyme verwenden, konkurrenzieren sie sich gegenseitig.12

Aus gesundheitlichen Gründen ist es deshalb ratsam, Linolsäure (Omega-6) und Alpha-Linolensäure (Omega-3) zu gleichen Anteilen durch die Nahrung aufnehmen. Allerdings überwiegen in der westlichen Ernährung meist die entzündungsfördernden Omega-6-Fettsäuren im Vergleich zu den entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren. Nach Dr. Michael Greger ist das ideale Omega-6 zu Omega-3 Verhältnis 1:1, um eine Balance der beiden Umwandlungsprozesse im Körper zu erhalten. Weniger strikt sind u.a. die Vorgaben der Eidgenössische Ernährungskommission (EEK), die empfiehlt das Verhältnis mindestens auf 5:1 zu senken.13

Hanföl enthält zudem 2-4 % der seltenen γ-Linolensäure (GLA Gamma-Linolensäure). GLA ist sowohl äusserlich als auch innerlich einsetzbar gegen Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Psoriasis. Sie ist entzündungshemmend, wirkt gegen rheumatische Erkrankungen und gilt wegen ihrer hormonartigen Wirkung als hilfreich beim prämenstruellen Syndrom.11

Unterschied zwischen Hanföl und Leinöl? Kaltgepresstes Hanföl hat ein gutes Omega-3 zu Omega-6-Fettsäuren-Verhältnis von 3:1. Ein noch besseres Verhältnis hat kaltgepresstes Leinöl mit 1:4.8

Ist Hanföl gesund? Die im Hanfsamenöl enthaltenen Wirkstoffe, u.a. Omega-3-Fettsäuren, Vitamin E und β-caryophyllene, haben eine entzündungshemmende Wirkung. Erste Versuche Hanföl zur Behandlung von Ohr-, Nasen- und Rachenentzündungen einzusetzen sind vielversprechend. Die untersuchte Gruppe war mit 117 Personen klein und eine Placebo-Kontrollgruppe fehlte. Die Ergebnisse sind deshalb mit weiteren Studien zu belegen.2 Eine Untersuchung zur Linderung von Arthritis durch Hanföl mit Ingwerextrakt zeigte positive Resultate. Jedoch fehlen auch hier weitere Studien, welche den Effekt von Hanföl genauer untersucht.14

Hilft Hanföl bei Hautentzündungen? Eine finnische Studie von 2005 wies nach, dass Hanföl bei der Behandlung von atopischer Dermatitis half. Die 20 Erwachsene berichten, dass ihre Haut weniger trocken und irritiert war nach der achtwöchigen Behandlung mit täglich 30 ml (2 TL) Hanföl. Die Kontrollgruppe, welche Olivenöl konsumierte, konnte keine Verbesserung feststellen.16 Eine systematische Übersichtsarbeit zu Nahrungsmittelergänzungen zur Behandlung von atopischer Dermatitis gibt dieser Studie jedoch ein schlechtes Feedback, da mehrere Kontrollmechanismen unbeachtet und ein Forscher den Verkauf von Hanföl deklarierte (Interessenkonflikt).17

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Hanföl kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.

Hanfsamenöl enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:11,14,15,18,19,26

  • Isoprenoide: Terpene: Monoterpene (Myrcene, Limonene); Sesquiterpene (α-caryophyllene, α-caryophyllene, β-caryophyllene); Diterpene (Phytol, Neophytadiene); Tripertene (Friedelin, Epifriedelanol); Triterpenoide (Steroide); Tetraterpene und -terpenoide (Carotinoide)
  • Polyphenole: Phenoläsuren: Hydroxybenzoesäuren (Gallussäure); Flavanoide: Flavonole (Kämpferol, Quercetin), Flavone (Luteolin), Flavanone (Naringin, Naringenin); Lignane (Lignanamide); Stilbene (Dihydrostilbenes u.a. Cannabistilbene I, Cannabistibene II);
  • Terpenphenole: (Phytocannaboinoide: Cannabichromen (CBC), Cannabidiol (CBD), Cannabielsoin (CBE), Cannabigerol (CBG), Cannabicyclol (CBL), Cannabinol (CBN), Cannabinodiol (CBND), Cannabitriol (CBT), Tetrahydrocannabivarin (THCV), Δ8-trans-Tetrahydrocannabinol (Δ8-THC), Δ9-trans-Tetrahydrocannabinol (Δ9-THC))
  • Weitere stickstoffhaltige Verbindungen15

Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Hanföl abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.

Phytocannabinoide sind Transformationsprodukte einiger Terpenphenole. Die bisher 110 verschiedenen Phytocannabinoide waren bisher in keiner anderen Pflanze als Hanf nachweisbar.1

Hanföl enthält Phenole und Flavonoide, die antioxidativ sind und in-vitro oxidativen Stress in Zellen vorbeugen oder minimieren. Der Effekt war auch in-vivo in Tierversuchen nachweisbar.15,19 Die Röstung der Hanfsamen vor der Gewinnung des Öls führt zu einem höheren Gesamtphenolgehalt und einer besseren antioxidativen Wirkung.18

Bekannt ist Cannabis aufgrund seiner Phytocannabinoide (Transformationsprodukte einiger Terpenphenole), welche bisher in keiner anderen Pflanze als Hanf nachweisbar waren.1 Cannabinoide sind in Hanfsamen nicht oder nur in geringsten Mengen enthalten.19 Hanf produziert die Cannabinoide in den Drüsenhaaren im Bereich des Blütenstands. Sie sind auch in geringem Mass in Blättern und Stängel enthalten.27

Die Wirkungen von THC (Tetrahydrocannabinol) sind euphorisierend, stimulierend, muskelentspannend, antiepileptisch, brechreizmindernd, appetitanregend, bronchienerweiternd, blutdrucksenkend, stimmungsaufhellend und schmerzhemmend. CBD (Cannabidiol) hat keine psychoaktive Wirkung, wirkt aber sedierend und schmerzhemmend. CBN (Cannabinol) ist leicht psychoaktiv, augeninnendrucksenkend und antiepileptisch. CBG (Cannabigerol) ist nicht psychoaktiv, hat aber eine beruhigende, antibiotische und auch augeninnendrucksenkende Wirkung. CBC (Cannabichromen) ist ebenfalls beruhigend und fördert die schmerzhemmende Wirkung von THC.26,28

Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen

Hanf gilt als mildes Allergen, wobei starke allergische Reaktionen in wenigen Fällen dokumentiert sind. Diese betreffen jedoch vielfach THC-haltigen Hanf. Bekannte Hanf-Allergene finden sich vorwiegend in Wurzeln, Blätter und Blüten. Hanfsamen enthalten nur ein bekanntes Allergen.22 Hanfsamenöl scheint in der Regel gut verträglich zu sein. Ein Fall einer Frau ist dokumentiert, die nach dem Einreiben von Hanfsamenöl einen Hautausschlag erlitt.23

Hanfsamen enthalten kein oder nur geringe Gehalte an THC (Tetrahydrocannabinol).19 Allerdings kann es bei der Ernte zur Verunreinigung der Samen durch die Blätter kommen, sodass immer wieder THC-Gehalte in Hanfölen oder Samenprodukten nachweisbar sind. Teilweise überschreiten diese auch den festgeschriebenen Höchstgehalt. Diese Verunreinigung lässt sich aber durch verfahrenstechnische Massnahmen reduzieren und ist somit vermeidbar.24 Ist der Gehalt sehr hoch, kann es zu psychischen, aber auch zu pharmakologischen Wirkungen kommen, da THC mit anderen Arzneistoffen in Interaktion treten kann. Auf die Einhaltung behördlicher Grenzwerte ist deshalb unbedingt zu achten.11 Beim Konsum von diesen Produkten kann es zu positiven Resultaten bei Drogentests kommen.25

Volksmedizin - Naturheilkunde

Die Verwendung von Hanf in der Volksmedizin hat eine lange Tradition, siehe dazu Hanfsamen, ungeschält.

Hanföl setzt man hingegen erst seit einigen Jahren ein, wobei man sich auf spezielle Cannabidiol-Öle (CBD-Öle) fokussiert. Diese extrahiert man aus Blüten und Blätter von CBD-haltigen Hanfsorten und aus den Samen.

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Zur Einschätzung der Klimafreundlichkeit eines Lebensmittels dient in erster Linie der CO2-Fussabdruck. Dieser hängt von unterschiedlichen Aspekten ab wie Anbauweise (konventionell/biologisch), Saisonalität, Herkunftsland, Verarbeitung, Transport und gegebenenfalls Verpackung. Wir konnten keine Daten für Hanfsamenöl finden. Carboncloud nennt für Hanfsamen einen Wert von 6,69 kg CO2e/kg.10

Hanfsamen haben einen durchschnittlichen Wasserverbrauch von 3685 l/kg. Dabei steigt der Wasserverbrauch durch die Produktion des Öls noch an, wobei wir keine spezifischen Daten für Hanföl gefunden haben. Zum Vergleich dazu Leinsamen haben einen Wasserverbrauch von 5158 l/kg und Leinsamenöl 9415 l/kg.9

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Weltweites Vorkommen - Anbau

Hanf gehört zu den ältesten, vom Menschen domestizierten Pflanzen. Durch künstliche Selektion entstand eine breite Palette an Sorten und Biotypen für verschiedene Verwendungszwecke wie Fasern, Lebensmittel, Medizin und Drogen.20

Heute geht man davon aus, dass Hanf (Cannabis) eine monospezifische Art ist. Diese trennt man in narkotische Unterarten (Drogenhanf mit THC-Gehalt von über 1 %) und nicht-narkotische Unterarten (Faserhanf, Nutzhanf mit THC-Gehalt unter 0,2 %), wobei es jeweils domestizierte und ruderale Sorten gibt.20,24 Zwei bekannte Unterarten sind Cannabis sativa ssp. sativa und Cannabis sativa ssp. indica. Diese haben ihren Ursprung (Genzentrum) in Europa bzw. Asien.20 Eine mögliche dritte Subgruppe ist Cannabis sativa ssp. ruderalis, wobei diese auch als Variante von Cannabis sativa ssp. sativa gilt.

Der Vorfahre der heutigen Cannabis-Pflanzen stammt aus der Region um Tibet. Zeitpunkt und Ort der Domestizierung ist Gegenstand der Forschung, wobei man diese in Zentral-/Südostchina und/oder Kaukasusregion vermutet.20

Anbau - Ernte

Hanfpflanzen sind einjährig und in der Regel zweihäusig (männliche und weibliche Pflanze).20

In Deutschland (und weiteren EU-Staaten) ist der Anbau von Faser- oder Nutzhanf (mit THC-Gehalt unter 0,2 %) seit 1996 wieder gestattet.24

Informationen zum Anbau und der Ernte finden Sie bei der Zutat Hanfsamen, ungeschält.

Industrielle Herstellung

Nach der Ernte reinigt man die Hanfsamen und presst sie anschliessend sorgfältig in einer Ölmühle. Vorzugsweise findet eine Kaltpressung statt, da Hitze die wertvollen Inhaltsstoffe schädigt. Bei einer Kaltpressung liegen trotzdem Presstemperatur zwischen 40 und 60 °C vor, weshalb es selten Rohkost-Qualität aufweist. Kaltgepresstes Hanföl hat eine grün-gelbliche Färbung.11

Warm gepresstes Hanföl hat eine dunkelgrüne Farbe und mit Hilfsmitteln (z.B. Diethylether) extrahiertes Hanföl weist eine bräunlich gelbe oder intensiv gelbe Färbung auf.11

Weiterführende Informationen

Hanfsamenöl stellt man aus den Hanfsamen des Industrie- oder Nutzhanf (Cannabis sativa ssp. sativa) her. Man sollte es nicht mit dem ätherischen Hanföl verwechseln, das man aus Blättern und Blüten destilliert. Sogenannte CBD-Öle enthalten höhere Gehalte an Cannabidiol, teilweise auch Terpene und Flavonoide (Vollspektrum). Es handelt sich dabei um ein Extrakt aus Hanf, gemischt mit einem Trägeröl (meist Oliven- oder Kokosöl). Sie enthalten wenig bis kein THC, sind also nicht berauschend. Als Droge verwendet man sogenanntes Haschischöl, ein Harzextrakt aus THC-haltigen Unterarten von Hanf.

Alternative Namen

Hanfsamen nennt man auch Hanfnüsse oder manchmal Hanfherzen.

Die englische Bezeichnung für Hanföl ist hemp seed oil oder hemp oil.

Sonstige Anwendungen

Hanföl ist auch in der Kosmetikindustrie bedeutungsvoll. Es ist in Massageölen, Salben, Cremes, Seifen und Shampoos enthalten. Im Orient dient es bis heute als Lampenöl.

Pressreste der Ölgewinnung finden als hochwertiges Tierfutter Verwendung.

Literaturverzeichnis - 28 Quellen

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3.

Eidgenössisches Departement des Innern. Verordnung des EDI über Speiseöl, Speisefett und daraus hergestellte Erzeugnisse vom 23. November 2005 (Stand am 9. April 2015).

4.

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Leitsätze für Speisefette und Speiseöle. Neufassung vom 02.07.2020 (BAnz AT 18.08.2020 B3, GMBl 2020 S. 530).

5.

Amtsblatt der Europäischen Union. Durchführungsverordnung (EU) Nr. 29/2012 der Kommission vom 13. Januar 2012 mit Vermarktungsvorschriften für Olivenöl. Artikel 5 a) und b). 14.1.2012.

6.

EDI Eidgenössisches Departement des Innern. Verordnung des EDI über Lebensmittel pflanzlicher Herkunft, Pilze und Speisesalz (VLpH). Änderung vom 8. Dezember 2023. Inkrafttreten: 1. Februar 2024.

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Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Superfood Hanf: Wie hoch sind die Δ9-Tetrahydrocannabinol-Gehalte in hanfhaltigen Lebensmitteln?

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