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Hanfsamen, ungeschält, roh, bio?

Rohe, geschälte Hanfsamen (Hanfnüsse) haben einen leicht nussigen Geschmack und enthalten alle essenziellen Aminosäuren. Bio-Qualität?
Die von uns zusammengetragenen Informationen zu der Zutat entsprechen dem Standard der USDA Datenbank.
7%
Wasser
 35
Makronährstoff Kohlenhydrate 35.22%
/28
Makronährstoff Proteine 28.44%
/36
Makronährstoff Fette 36.33%
 

Die drei Verhältniszahlen zeigen den prozentualen Gewichtsanteil der Makronährstoffe (Kohlenhydrate / Proteine / Fette) der Trockensubstanz (exkl. Wasser).  In der Sprache Englisch sind Ballaststoffe als Bestandteil des Kohlenhydrat-Anteils gerechnet. Die Umrechnung von Gewicht in kcal erfolgt nach dem von der USDA verwendeten "Atwater system". 

Davor ersehen Sie den Wasseranteil, gerundet auf ganze %.

Ω-6 (LA, 21.1g)
Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA)
 : Ω-3 (ALA, 5.4g)
Omega-3-Fettsäuren wie Alpha-Linolensäure (ALA)
 = 4:1

Verhältnis Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren soll insgesamt 5:1 nicht überschreiten. Link zu Erklärungstext.

Hier essenzielle Linolsäure (LA) 21.1 g zu essenzieller Alpha-Linolensäure (ALA) 5.4 g = 3.91:1.
Verhältnis Total Omega-6- = 21.1 g zu Omega-3-Fettsäuren Total = 5.4 g = 3.91:1.
Im Durchschnitt benötigen wir pro Tag je ca. 2 g LA und ALA, aus denen ein gesunder Körper auch EPA und DHA etc. herstellt.

Hanf (Cannabis) zählt zu den ältesten Nutz- und Zierpflanzen der Welt. Ungeschälte, rohe Hanfsamen stammen vom Kultur-Hanf (Cannabis sativa var. sativa). Sie sind ein wertvolles Nahrungsmittel mit vielen ungesättigten Fettsäuren in einem gutem Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren-Verhältnis.

Verwendung in der Küche

Ungeschälte Hanfsamen sind auch unter dem Namen Hanfnüsse bekannt. Sie sind 3-4 mm gross und haben eine braune bis grüngraue Farbe. Ungeschält schmecken Hanfsamen sehr knusprig und haben einen nussigen, leicht öligen Eigengeschmack. Hanfsamen sind glutenfrei und laktosefrei.

Hanfsamen verwendet man ähnlich wie Chia, Mohnsamen und Leinsamen als Topping für Brötchen. Sie schmecken auch in selbstgemachten Fruchtkugeln oder Müesliriegeln mit Rosinen, Cranberries oder Goji-Beeren. Beliebt sind sie als Zutat für Knäckebrot mit Kürbiskernen oder Rohkost-Pizzaboden aus gekeimten Buchweizen und einem Topping aus Tomaten, Rucola, veganem Mozzarella und grünen Oliven.

Das glutenfreie Erb-Müesli lässt sich hervorragend mit rohen Hanfsamen verfeinern. Als Topping eignen sich Hanfsamen für Smoothie-Bowls und Suppen. Pestos, Aufstrichen und Dips geben sie eine nussige, knusprige Konsistenz.

Um die ungeschälten Hanfsamen besser zu verdauen, hilft es, sie vor der Verwendung einige Stunden in Wasser einzuweichen. Die geschälten Hanfsamen schmecken noch etwas feiner und süsser, haben jedoch weniger Nährstoffe.

Aus den ungeschälten Samen lässt sich Hanfmehl, Hanfbutter, Hanfmilch (EU: Hanfdrink) oder Hanfsuppe herstellen. Auch Hanföl, das man durch Kaltpressverfahren gewinnt, schmeckt ausgezeichnet und ist sehr gesund.

Das in den Samen enthaltene Öl reagiert sehr empfindlich auf Hitze, weshalb man die Samen vorwiegend roh und naturbelassen essen sollte. Dennoch sind die Samen auch geröstet erhältlich. Aufgrund der Bildung von Maillard-Molekülen beim Erhitzen empfehlen wir diese nur ungeröstet zu verwenden.

Veganes Rezept für Hanfdrink aus Hanfsamen

Zutaten: 100 g ungeschälte Hanfsamen, 500 ml Wasser zum Auffüllen, 500 ml Wasser zum Mixen, wenig Süssungsmittel (z.B. Agavendicksaft) nach Bedarf.

Zubereitung: Die Hanfsamen in einer Küchenmaschine oder einem Mixer fein mahlen. In einen Standmixer geben und mit Wasser auffüllen, alles kräftig mixen. Nun die Milch abseihen, z.B. mit einem Tee-Sieb oder einem feinmaschigen Tuch. Bei Bedarf Süssungsmittel hinzufügen und nochmals kurz mixen. Zum Schluss mit Wasser aufgiessen und in eine Flasche abfüllen. Diese Milch-Alternative hält sich einige Tage im Kühlschrank.

Veganes Rezept für Aufstrich mit Avocado und Hanfnüsse

Zutaten (4 Portionen): 2 Avocados, 3 EL frischer Zitronensaft, 3 EL ungeschälte (Bio-)Hanfsamen, Meersalz, Schwarzer Pfeffer, etwas Kümmel, ganz und/oder gemahlen.

Zubereitung: Avocados halbieren, Kern entfernen, das Fruchtfleisch mit einem Löffel herausnehmen und mit einer Gabel zerdrücken. Sofort den Zitronensaft darüber träufeln und Hanfsamen untermischen. Mit Salz, Pfeffer und Kümmel abschmecken. Dieser Aufstrich schmeckt ausgezeichnet auf Knäckebrot, Vollkornbrot oder auch als Dip für Gemüsesticks.

Anleitung für Hanfsprossen

Für Hanfsprossen benötigt man ein sauberes Keimglas, einen Teller und ungeschälte, keimfähige (nicht geröstete) Hanfsamen in Rohkostqualität. Hanfsamen aus dem EU-Ausland sind häufig keimunfähig, auch geschälte Hanfsamen sind nicht mehr keimfähig.

Hat das Keimglas eine Grösse von ca. 0,5 bis 0,6 Liter, reichen ca. 2 EL ungeschälte Hanfsamen. Diese Samen wäscht man zuerst gut durch und gibt sie in das mit Wasser gefüllte Keimglas (oder eine Schüssel). Dort weicht man sie ca. 6 Stunden ein und stellt sie an einen dunklen Ort. Die optimale Keimtemperatur von Hanf beträgt ca. 21-23 °C, also belässt man das Keimglas in einem eher warmen Raum oder in der Nähe eines Heizkörpers.

Nach der Einweichzeit schüttet man das Einweichwasser weg und spült die Samen gut mit Wasser durch, danach giesst man das Wasser wieder ab. Das Keimglas stellt man jetzt mit dem Gitterdeckel gekippt auf einen kleinen Teller, sodass das restliche Wasser noch abtropfen kann. Hanf ist ein Dunkelkeimer, daher benötigt er zum Keimen einen dunklen Ort - oder man deckt das Glas mit einem Tuch ab.

Damit die Samen immer genügend Feuchtigkeit haben und sich keine Schimmelpilze ansiedeln können, sind sie täglich mindestens zweimal zu spülen. Dazu giesst man frisches Wasser in das Glas und schwenkt das Glas so, dass alle Keimlinge bedeckt sind und sich mit Wasser vollsaugen können. Diesen Prozess kann man einige Minuten durchführen, danach giesst man das Wasser wieder ab und positioniert das Keimglas in einer Schräglage.

Nach ca. 3-4 Tagen beginnt der Hanf zu keimen; lässt man die Keimlinge nochmals einen Tag im Keimglas, bilden sich Sprossen. Keimlinge oder Sprossen kann man sofort für Salate, als Brotbelag oder als Topping für andere Speisen verwenden. Lagert man die Sprossen im Kühlschrank, hören sie auf, sich weiterzuentwickeln und man kann sie dort noch wenige Tage aufbewahren.

Sprossen schmecken allerdings möglichst frisch am besten und die Gefahr von Schimmelpilzen ist dann sehr gering.

Vegane Rezepte mit ungeschälten Hanfsamen finden Sie unter dem Hinweis: "Rezepte, die am meisten von dieser Zutat haben".

Nicht nur Veganer oder Vegetarier sollten das Lesen:
Veganer essen oft ungesund. Vermeidbare Ernährungsfehler.

Einkauf - Lagerung

Coop, Migros und Spar haben Hanfsamen im Angebot (teilweise nur geschälte), meist in Bio-Qualität. Bei Denner, Volg, Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Hofer und Billa befinden sich Hanfsamen nicht im Standardsortiment. Immer bio, manchmal sogar Demeter, finden Sie ungeschälte (und auch geschälte) Hanfsamen in Reformhäusern, Bioläden oder Biosupermärkten, wie z.B. Denn's Biomarkt oder Alnatura. Hanfsamen sind auch online erwerbbar, dort ist auch das Herkunftsland aufgelistet. Da die Anbauflächen von Kultur-Hanf in Europa steigen, gibt es meist auch regionale Produkte zu kaufen.

Wenn möglich, sollte man beim Kauf biologisch produzierte, ungeschälte, ungeröstete, ungesalzene Hanfsamen in Rohkost-Qualität bevorzugen, so hat man die Garantie eines unverarbeiteten Produkts mit bestmöglicher Qualität.

Die Verfügbarkeit von ungeschälten Hanfsamen ist je nach Grösse des Ladens, Einzugsgebiet etc. unterschiedlich. Unsere erfassten Lebensmittelpreise für die D-A-CH-Länder finden Sie oben unter dem Zutatenbild - und mit Klick deren Entwicklung bei verschiedenen Anbietern.

Wild zu finden

Wild-Hanf (Cannabis sativa var. spontanea) kommt beinahe weltweit in allen gemässigten bis tropischen Zonen kultiviert und verwildert vor. Er erreicht normalerweise nicht mehr als ca. 3 Meter Höhe. Die Samen sind etwas kleiner als bei der Kulturform.1

Tipps zur Lagerung

Hanfsamen sind immer lichtgeschützt, kühl, trocken und am besten in einem luftdicht verschlossenen Behälter zu lagern. Bei Schäden an den ungeschälten Samen tritt das Öl aus, das schnell oxidiert und dann ranzig schmecken kann.

Inhaltsstoffe - Nährwerte - Kalorien

Ungeschälte Hanfsamen haben mit ca. 464 kcal/100g einen sehr hohen Energiegehalt. Dieser lässt sich vorwiegend auf den hohen Fettgehalt von ca. 33 g/100g zurückführen, was 46,7 % des Tagesbedarfs entspricht. Hanfsamen enthalten viele Proteine (26 g/100g) und Ballaststoffe (30 g/100g). Der Anteil an Kohlenhydraten beträgt 32 g/100g.3

Die Samen sind eine gute Proteinquelle, weil sie alle acht für den Menschen essenziellen Aminosäuren aufzeigen. Vor allem Proteine, wie das Globulin Edestin sind enthalten und sehr leicht verdaulich, allerdings schränkt der niedrige Lysinanteil die Proteinwertigkeit wieder ein.4 Lysin ist aber in vielen Hülsenfrüchten, in Hirse oder Reis, ausreichend vorhanden.

Mit 5,4 g/100g sind Hanfsamen reich an Alpha-Linolensäure (Omega-3). Linolsäure (Omega-6) ist mit 21 g/100g enthalten. Dank des Verhältnisses von ca. 3:1 (LA:ALA) gelten Hanfsamen als sehr gesund (siehe Wirkungen auf die Gesundheit).

Ungeschälte Hanfsamen weisen einen hohen Anteil an Mangan auf. Mit 3,6 mg Mangan pro 100 g decken ca. 56 g ungeschälte Hanfsamen den gesamten Tagesbedarf dieses Spurenelements. Ebenfalls gute Mangan-Quellen sind Weizenkeime (13 mg), Weizenkleie (12 mg), Teff (9,2 mg) und Pinienkerne (8,8 mg). Gewürze und getrocknete Kräuter enthalten ebenfalls sehr viel Mangan.3,28

Hanfsamen haben mit 520 mg/100g reichlich Magnesium. Ähnliche Werte zeigen Weizenkleie (611 mg) und getrocknete Kürbiskerne (592 mg).3,28

Ungeschälte Hanfsamen beinhalten auch Phosphor, Zink, Kalium, Eisen und kleine Mengen an Calcium. Der Anteil an B-Vitaminen, vor allem Vitamin B1 (Thiamin), ist relativ hoch.3

Die gesamten Inhaltsstoffe von ungeschälten Hanfsamen, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen unter dem Zutatenbild.

Wirkungen auf die Gesundheit

Sind Hanfsamen gesund? Hanfsamen weisen mit 3:1 ein günstiges Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren auf. Das Verhältnis zwischen den entzündungsfördernden Omega-6-Fettsäuren (Linolsäure, LA) und den entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren (Alpha-Linolensäure ALA) ist wichtig zur Aufrechterhaltung der Gesundheit. Ein noch besseres Omega-6-zu-Omega-3-Verhältnis haben Leinsamen mit 1:4 (LA:ALA) und Chiasamen 1:3.

Linolsäure bildet Arachidonsäure (ARA), welche sich zu hormonähnlichen Eikosanoiden umwandelt, die entzündungsfördernd und gefässverengend wirken, Arteriosklerose und das Schmerzempfinden fördern. Alpha-Linolensäure bildet Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexansäure (DHA), welche Eikosanoide bilden, die entzündungshemmend, antithrombotisch und bronchien- und gefässerweiternd wirken. Da beide Umwandlungsprozesse dieselben Enzyme verwenden, konkurrenzieren sie sich gegenseitig.9

Aus gesundheitlichen Gründen ist es deshalb ratsam, Linolsäure (Omega-6) und Alpha-Linolensäure (Omega-3) zu gleichen Anteilen durch die Nahrung aufzunehmen. Allerdings überwiegen in der westlichen Ernährung meist die entzündungsfördernden Omega-6-Fettsäuren im Vergleich zu den entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren. Nach Dr. Michael Greger ist das ideale Omega-6-zu-Omega-3-Verhältnis 1:1, um eine Balance der beiden Umwandlungsprozesse im Körper zu erhalten. Weniger strikt sind u.a. die Vorgaben der Eidgenössischen Ernährungskommission (EEK), die empfiehlt, das Verhältnis mindestens auf 5:1 zu senken.7

Ungeschälte Hanfsamen haben einen sehr hohen Ballaststoffanteil, welcher die Verdauung unterstützt und zur Darmreinigung beiträgt. Zudem erhöht ein vermehrter Ballaststoffanteil das Sättigungsgefühl im Körper und reguliert den Blutzuckerspiegel. Allerdings können zu viele ungeschälte Hanfsamen zu einem unangenehmen Völlegefühl oder zu Blähungen führen. Wie viele Hanfsamen am Tag? Zu Beginn kann man ca. ½ Esslöffel pro Tag zu sich nehmen. Dies kann man, je nach Verträglichkeit, auf 1 EL täglich steigern.

Hanfsamen lassen sich regulär in Lebensmittelgeschäften beziehen. Cannabisprodukte wie Blüten und Blätter finden sich teilweise in Spezialgeschäften. Für den Kauf von THC-haltigen Cannabisprodukten benötigt man in den meisten Ländern eine ärztliche Verschreibung, da diese Produkte gemäss Betäubungsmittelgesetz verboten sind. "Medizinischer Hanf" (Medizinalhanf) setzt man in der medizinischen Praxis gegen chronische Schmerzzustände, Spastiken und Krämpfe sowie Übelkeit und Appetitverlust durch Chemotherapie ein.6

Sekundäre Pflanzenstoffe

Viele gesundheitliche Wirkungen von Hanfsamen kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen.

Hanfsamen (ungeschält und geschält) enthalten u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:

  • Isoprenoide: Terpene: Monoterpene (Myrcene, Limonene); Sesquiterpene (α-caryophyllene, α-caryophyllene, β-caryophyllene); Diterpene (Phytol, Neophytadiene); Tripertene (Friedelin, Epifriedelanol); Triterpenoide (Steroide); Tetraterpene und -terpenoide (Carotinoide)15
  • Polyphenole: Phenoläsuren: Hydroxybenzoesäuren (Gallussäure); Flavanoide: Flavonole (Kämpferol, Quercetin), Flavone (Luteolin), Flavanone (Naringin, Naringenin); Lignane (Lignanamide); Stilbene (Dihydrostilbenes u.a. Cannabistilbene I, Cannabistibene II)8,15
  • Protease-Inhibitoren: Phytinsäure

Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Hanfsamen abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.8

Das Keimen von Hanfsamen erhöht den Gehalt an Polyphenole, Flavonoide und Flavonole.19 Zudem reduziert es Phytinsäure, was die Aufnahme von Mineralstoffen verbessert. Mehr Informationen finden Sie in unserem Artikel Phytinsäure bzw. Phytat und das Einweichen oder Keimen.

Die vorliegenden Untersuchungen unterscheiden vielfach nicht zwischen ungeschälten und geschälten Hanfsamen. Es liess sich jedoch feststellen, dass die Hülle einen höheren Gesamtphenolgehalt aufweist als nur der Kern der Hafersamen. Aus ernährungsphysiologischen Gründen sollten Sie deshalb ungeschälte Hanfsamen bevorzugen.8 Polyphenole wirken antioxidativ, d.h. sie binden Freie Radikale und Oxidantien und mindern dadurch den oxidativen Zellstress. Langfristig führt oxidativer Stress zu chronischen Krankheiten.9

Bekannt ist Cannabis aufgrund seiner Phytocannabinoide (Transformationsprodukte einiger Terpenphenole), welche bisher in keiner anderen Pflanze als Hanf nachweisbar waren.10 Cannabinoide sind in Hanfsamen nicht oder nur in geringsten Mengen vorhanden.19 Hanf produziert die Cannabinoide in den Drüsenhaaren im Bereich des Blütenstands. Sie sind auch in geringem Mass in Blättern und Stängel enthalten.15,26

Die Wirkungen von THC (Tetrahydrocannabinol) sind euphorisierend, stimulierend, muskelentspannend, antiepileptisch, brechreizmindernd, appetitanregend, bronchienerweiternd, blutdrucksenkend, stimmungsaufhellend und schmerzhemmend. CBD (Cannabidiol) hat keine psychoaktive Wirkung, wirkt aber sedierend und schmerzhemmend. CBN (Cannabinol) ist leicht psychoaktiv, augeninnendrucksenkend und antiepileptisch. CBG (Cannabigerol) ist nicht psychoaktiv, hat aber eine beruhigende, antibiotische und auch augeninnendrucksenkende Wirkung. CBC (Cannabichromen) ist ebenfalls beruhigend und fördert die schmerzhemmende Wirkung von THC.1,15

Gefahren - Unverträglichen - Nebenwirkungen

Hanf gilt als mildes Allergen, wobei starke allergische Reaktionen in wenigen Fällen dokumentiert sind. Diese betreffen jedoch vielfach THC-haltigen Hanf. Bekannte Hanf-Allergene finden sich vorwiegend in Wurzeln, Blättern und Blüten. Hanfsamen enthalten nur ein bekanntes Allergen.22

Haben Hanfsamen eine berauschende Wirkung? Hanfsamen enthalten kein oder nur geringe Gehalte an THC (Tetrahydrocannabinol).19 Allerdings kann es bei der Ernte zur Verunreinigung der Samen durch die Blätter und Blüten kommen, welche Cannabinoide aufweisen. Deshalb gibt es durchaus Nachweise von THC in Hanfsamen und Hanfsamenöl, die teilweise auch den festgeschriebenen Höchstgehalt überschreiten. Verunreinigungen lassen sich durch verfahrenstechnische Massnahmen reduzieren und sind vermeidbar.17

Volksmedizin - Naturheilkunde

Das Einreiben von cannabinoidhaltigen Hanfextrakten (Cannabis sativa ssp. indica) soll bei starken Schmerzen auf verletzte Muskelteile und Sehnen lindernd wirken.11 Cannabis ruderalis verwendete man in der mongolischen und russischen Volksmedizin gegen Depressionen. Der THC-Anteil liegt bei ca. 40 %.1

Die Blüten und blütennahen Blätter der weiblichen Pflanze setzte man in China und Ägypten als krampflösendes, beruhigendes Mittel ein.13

Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl

Zur Einschätzung der Klimafreundlichkeit eines Lebensmittels dient in erster Linie der CO2-Fussabdruck. Dieser hängt von unterschiedlichen Aspekten ab wie Anbauweise (konventionell/biologisch), Saisonalität, Herkunftsland, Verarbeitung, Transport und gegebenenfalls Verpackung. Carboncloud gibt für Hanfsamen ab Feld einen Wert von 1,33 bis 2,63 kg CO2eq/kg an (Nordeuropa bzw. Europa). Leinsamen haben einen leicht geringeren Wert zwischen 1,07 bis 2,58 kg CO2eq/kg (Südeuropa bzw. Südeuropa).18

Hanfsamen zeigen einen durchschnittlichen Wasserfussabdruck von 3685 l/kg. Im Vergleich dazu verbrauchen Mohnsamen 2188 l/kg, Leinsamen 5158 l/kg und Sesamsamen 9371 l/kg.20

Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?

Tierschutz - Artenschutz - Tierwohl

Obwohl Nutzhanf keinen duftenden Nektar produziert und auch keine farbenprächtigen Blütenblätter anbietet, fliegen Bienen auf Hanf. Hanfpflanzen sind eigentlich nicht auf Bienen zur Bestäubung angewiesen, weil sie die Windbestäubung nutzen. Dazu produzieren die männlichen Pflanzen aber sehr viele Pollen und diese dienen den Bienen als Proteinquelle. In dieser Zeit gibt es auch kaum Nahrungsangebot für Bienen, weshalb Hanf im Spätsommer eine hervorragende Nahrungsquelle darstellt. Bienen fehlen Cannabinoid-Rezeptoren, weshalb man keine Sorge haben muss, dass eine entspannende oder berauschende Wirkung bei Bienen eintritt.21 Gemäss Rätsch kann der daraus produzierte Honig aber durchaus psychoaktiv sein - in Abhängigkeit von der angebauten Hanfsorte.1

Weltweites Vorkommen - Anbau

Hanf gehört zu den ältesten, vom Menschen domestizierten Pflanzen. Durch künstliche Selektion entstand eine breite Palette an Sorten und Biotypen für verschiedene Verwendungszwecke wie Fasern, Lebensmittel, Medizin und Drogen.23

Im 20. Jahrhundert war die Systematik innerhalb der Gattung Cannabis umstritten. Neben dem Modell dreier verschiedener Arten gab es auch die Beschreibung als eine einzige Art mit zahlreichen Unterarten. Heute geht man davon aus, dass Hanf (Cannabis) eine monospezifische Art ist. Diese trennt man in narkotische Unterarten (Drogenhanf mit THC-Gehalt von über 1 %) und nicht-narkotische Unterarten (Faserhanf, Nutzhanf mit THC-Gehalt unter 0,2 %), wobei es jeweils domestizierte und ruderale Sorten gibt.23,17 Zwei bekannte Unterarten sind Cannabis sativa ssp. sativa (Genzentrum Europa) und Cannabis sativa ssp. indica (Genzentrum Asien).23 Beide können einen niedrigen und hohen THC- und CBD-Gehalt aufweisen und es gibt viele Hybride. Eine mögliche dritte Unterart ist Cannabis sativa ssp. ruderalis, wobei diese vielfach als Variante von Cannabis sativa ssp. sativa gilt und nicht als eigene Unterart.

Der Vorfahre der heutigen Cannabis-Pflanzen stammt aus der Region um Tibet. Zeitpunkt und Ort der Domestizierung ist Gegenstand der Forschung, wobei man diese in Zentral-/Südostchina und/oder Kaukasusregion vermutet.23

Aufgrund von Funden in Georgien kann man die erste Faser-Nutzung von wild gesammeltem Hanf auf ein Alter von ca. 30'000 Jahren datieren.2 Funde zeigen den Beginn der Hanf-Kultivierung vor ca. 5000-6000 Jahren in China. Seit der Antike bis in die Gegenwart stellte man aus Hanf Kleidung, Hanfseile, Taue, Takelagen für Schiffe, Verbandsstoffe und Papier her.12 Auch in Europa verwendete man Hanf bis ins 19. Jahrhundert als wichtigste Textilfaser.13 Seit Mitte der 80er Jahre nimmt der Anbau von Nutzhanf wieder verstärkt zu und in den 90ern subventionierten die EU-Staaten den Anbau sogar sehr intensiv. Die Fasern finden heutzutage vor allem in der Textilproduktion und auch als Dämmmaterial Verwendung.14

Anbau - Ernte

Hanfpflanzen sind einjährig und in der Regel zweihäusig (männliche und weibliche Pflanze).23

In Deutschland (und weiteren EU-Staaten) ist der Anbau von Faser- oder Nutzhanf (mit THC-Gehalt unter 0,2 %) seit 1996 wieder gestattet.17

Die Aussaat findet zwischen Mitte April und Mai mithilfe von Getreidedrillmaschinen statt. Hanf ist sehr pflegeleicht, es ist kaum Unkrautbekämpfung notwendig und aufgrund seiner insektenfeindlichen Inhaltsstoffe benötigt man auch kaum Pflanzenschutzmassnahmen. Die tiefwachsenden Wurzeln lockern den Boden, was vor allem bei Fruchtwechsel sinnvoll ist.5 Als selbstverträgliche Pflanze akzeptiert Hanf auch den Anbau auf der gleichen Fläche, mehrere Jahre hintereinander.

Die Ernte der Samen erfolgt ab September, wenn die Samen beim Schütteln aus dem Blütenstand fallen. Es findet keine regelmässige Abreife statt, was die Ermittlung des Erntezeitpunktes erschwert. Mit Mähdreschern schneidet man den oberen Teil der Hanfpflanze ab. Nach dem Drusch erfolgt eine Reinigung und anschliessende Trocknung der Hanfsamen.27

Verwechslungsgefahr

Eine Verwechslung mit THC-haltigem Hanf, welcher als Drogen- und Medizinalpflanze eine Rolle spielt, ist am ehesten möglich. Der Anbau dieser Hanfart ist in den meisten Ländern gesetzlich verboten.

Weiterführende Informationen

Hanfsamen stammen vom Nutzhanf (Cannabis sativa ssp. sativa), welcher zur Gattung Cannabis bzw. der Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae) gehört. Durch Züchtungen finden sich heutzutage eine Vielzahl von Cannabis-Sorten mit unterschiedlichen Gehalten an THC und CBD.

Seit 2024 ist in Deutschland der Anbau von THC-haltigem Hanf für den Eigenverbrauch erlaubt.24 In der Schweiz muss der THC-Wert unter 1 % und in Österreich unter 0,3 % liegen.25,26

Alternative Namen

Hanfsamen nennt man auch Hanfnüsse oder manchmal Hanfherzen.

Die Verwendung von Trivialnamen für die Hanfpflanze ist je nach Region verschieden und man unterscheidet meist auch zwischen weiblichen und männlichen Pflanzenteilen: Hämp, Hanaf, Hanel, Hanif, Hannarpe, Hanof, Hanuf, Harf, Hauf, Hemp, Henef, Hennig und Werch.16

Im Englischen kennt man die Hanfpflanze unter der lateinischen Bezeichnung Cannabis. Hanfsamen nennt man hempseed(s) oder hemp seed(s). Ungeschälte Hanfsamen bezeichnet man als unpeeled oder unshelled hemp seeds.

Andere lateinische Synonyme für Cannabis sativa sind: C. americana, C. chinensis, C. culta, C. erratica, C. generalis, C. gigantea, C. intersita, C. lupulus, C. macrosperma, C. sativa monoica, C. sativa ssp. culta.1 Die bei Rätsch verzeichneten Synonyme für volkstümliche Namen sind zu zahlreich, um sie hier aufzulisten.1

Sonstige Anwendungen

In erster Linie erfolgt der Anbau von Nutzhanf zur Gewinnung von Hanffasern. Neben den Hanfsamen und dem daraus gewonnenen Öl (Hanfsamenöl) gibt es aber auch noch Verwendungsmöglichkeiten für die Blüten und Blätter, beispielsweise für die Herstellung des ätherischen Hanföls. Samen und Pressreste der Ölgewinnung dienen auch als hochwertiges Tierfutter.

Literaturverzeichnis - 28 Quellen

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Rätsch C. Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Botanik, Ethnopharmakologie und Anwendung. AT Verlag: Aarau. 1998. 14. Aufl. 2018.

2.

Clarke RC, Merlin MD. Cannabis. Evolution and Ethnobotany. Chapter 5: History of Cannabis use for fiber. University of California Press. Berkeley and Los Angeles. 2013.

3.

BIO Hanfsamen (ÖNWT2.0 H424100).

4.

House J, Neufeld J, Leson G. Evaluating the quality of protein from hemp seed (Cannabis sativa L.) products through the use of the protein digestibility-corrected amino acid score method. Journal of Agricultural and Food Chemistry. 2010;58(22):24.

5.

Pini U. Das Bio-Food Handbuch. Ullmann: Hamburg, Potsdam. 2014

6.

Bundesamt für Gesundheit: Medizinische Anwendung von Cannabis.

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Schweizerische Eidgenossenschaft EKK Eidgenössische Ernährungskommission. Fette in der Ernährung. 2006.

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Leonard W, Zhang P et al. Hempseed in food industry: Nutritional value, health benefits, and industrial applications. Compr Rev Food Sci Food Saf. 2020;19(1):282-308.

9.

Biesalski HK, Bischoff SC, Pirlich M et al. Ernährungsmedizin. 5. Auflage. Thieme: Stuttgart, New York. 2018.

10.

Altmeyer Enzyklopädie. Altmeyer P. Cannabinoide. 2024.

11.

Weiss RF. Lehrbuch der Phytotherapie. 5. Auflage. Stuttgart. 1982.

12.

Steudel J. Der Verbandsstoff in der Geschichte der Medizin: Ein kulturhistorischer Überblick. Düren. 1964.

13.

Delaveau P, Lorrain M, Mortier F, Rivolier C, Schweitzer A. Geheimnisse und Heilkräfte der Pflanzen. Zürich: Das Beste; 1978.

14.

Steldinger M. Informationen zum Anbau von industriellem Hanf. Hanfmuseum.de Berlin.

15.

Radwan MM, Chandra S et al. Cannabinoids, Phenolics, Terpenes and Alkaloids of Cannabis. Molecules. 2021;26(9):2774.

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Pritzel GA. Jessen C. Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Cohen P. Hannover 1882.

17.

Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Superfood Hanf: Wie hoch sind die Δ9-Tetrahydrocannabinol-Gehalte in hanfhaltigen Lebensmitteln?

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Carbon Cloud: Hempseed (Northern America), Hempseed (Europa), Linseed (Southern Europe), Linseed (Southern America).

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Cerino P, Buonerba C et al. A Review of Hemp as Food and Nutritional Supplement. Cannabis Cannabinoid Res. 2021;6(1):19-27.

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Mekonnen MM, Hoekstra AY. The green, blue and grey water footprint of crops and derived crop products. Hydrol Earth Syst Sci. 2011;15(5):1577–1600.

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O'Brien C, Arathi HS. Bee diversity and abundance on flowers of industrial hemp (Cannabis sativa L.)  Biomass and Bioenergy. 2019;122:331-335.

22.

Mamone G, Picariello G et al. Production, digestibility and allergenicity of hemp (Cannabis sativa L.) protein isolates. Food Res Int. 2019 Jan;115:562-571.

23.

Rull V. Origin, early expansion, domestication and anthropogenic diffusion of Cannabis, with emphasis on Europe and the Iberian Peninsula. Perspectives in Plant Ecology, Evolution and Systematics. 2022;55:125670.

24.

Bundesministerium für Gesundheit: Fragen und Antworten zum Cannabisgesetz.

25.

Bundesamt für Gesundheit: Geltende Rechtslage von Hanf- und Cannabisprodukten (2024).

26.

Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH: Hanf.

27.

FiBlL. Biohanf - Vielseitiger Hanfanbau - Ernteprodukte und Möglichkeiten. Merkblatt Ausgabe Schweiz Nr. 1266, 2023.

28.

USDA United States Departement of Agriculture.

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