Inhaltsstoffe - Nährwert - Kalorien
Getrocknete Dulse ist fettarm und besteht hauptsächlich aus Kohlenhydraten, Ballaststoffen und Proteinen. Die Rot-Alge enthält grosse Mengen an ungewöhnlichen Kohlenhydraten, darunter das kleinmolekulare Floridosid, das bis zu 30 % des Trockengewichts ausmachen kann. Floridosid ist vermutlich für die Schmackhaftigkeit der Alge verantwortlich. Dulse ist reich an Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen. Hervorzuheben sind Folat, Mangan, Kalium, Vitamin C, Kupfer und Niacin. Der Jodgehalt ist sehr hoch.2
Gemäss Österreichischer Nährwerttabelle (ÖNWT) enthält getrocknete Rotalge (Art oder Sorte sind nicht weiter spezifiziert) 317 µg Jod pro 100 g.5 Dieser Wert deutet aber eher auf Spirulina (461 µg/100g) oder rohe Ware hin. Das Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) gibt für getrocknete Dulse (Palmaria palmata) einen Jodgehalt von 1'500-5'500 µg/100g an,6 das Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten (USDA)3 und andere Quellen 10'000 µg/100g oder mehr. Durchschnittswerte liegen um 7500 µg/100g.24
Dulse ist zwar reich an Nährstoffen, kann aber aufgrund der niedrigen empfohlenen Verzehrmenge nicht massgeblich zur Deckung essenzieller Nährstoffe beitragen – mit Ausnahme von Jod. Deswegen ist es wichtig, auf eine ausreichende Nährstoffversorgung durch eine vielfältige und wenig verarbeitete Lebensmittelauswahl zu achten.
Welche Algen enthalten viel Jod (Iod)? Zu den besonders Jod-reichen Speisealgen gehören Blasentang 300'000 µg/100g, Laminaria (Kelp, Tangwälder) 300'000 µg/100g, Kombu-Algen 200'000 µg/100g und Arame-Algen 70'000 µg/100g. Etwas weniger Jod als die getrocknete Rotalgenart Dulse (rund 7500 µg/100g) enthalten Wakame 4200 µg/100g und Nori 3215 µg/100g.3 Der natürliche Iod-Gehalt von Algen kann jedoch sehr stark schwanken.
Die gesamten Inhaltsstoffe von Dulse, die Abdeckung des Tagesbedarfs und Vergleichswerte mit anderen Zutaten finden Sie in unseren Nährstofftabellen. Im Artikel Nährstoffe umfassend erklärt bekommen Sie einen detaillierten Einblick in das Thema.
Wirkungen auf die Gesundheit
Sind getrocknete Algen gesund? Studienergebnisse zeigen das antioxidative Potenzial der von Palmaria palmata abgeleiteten Peptide. Zur Diskussion steht die Verwendung als gesundheitsfördernder Inhaltsstoff in Nahrungsmitteln, z.B. auch zur Prävention und Behandlung von Typ-2-Diabetes.7,8 Lappentang (Palmaria palmata) produziert Xylane (Polysaccharide) als Zellwandmaterial, anstelle von sulfatierten Galaktanen, wie bei den meisten Rotalgen. Untersuchungen zeigen, dass aus Dulse gewonnene Xylane gute Rohstoffe für die Herstellung von bioaktiven Xylo-Oligosacchariden sind, die positive gesundheitliche Wirkungen, wie Senkung des Blutzuckerspiegels und antioxidative Wirkung zeigen. Wasserlösliche Extrakte, die Xylane als Hauptsubstanz enthalten, zeigen stark antivirale und entzündungshemmende Wirkung bei der Behandlung von Herpes-Virusinfektionen.9,22
Floridosid wirkt als ein in Lappentang vorkommendes spezielles Zuckerderivat immunmodulierend. Es findet in der Kosmetikindustrie als patentierter Melangonesehemmer Anwendung. Isofloridosid zeigt antioxidative Aktivität und hemmt die Tumorangiogenese bestimmter Zelllinien.22
Auf die Frage Ist Dulse gesund? kann man aber nicht einfach mit 'ja' antworten, denn es kommt bei Lebensmitteln immer auf die Menge an. Der Körper kann viel tolerieren, doch bei Iod und Selen ist die Spannweite gering.
Sekundäre Pflanzenstoffe
Viele gesundheitliche Wirkungen von Dulse (Lappentang) kann man auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückführen. Unser Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe bietet einen Überblick über die Klassifizierung der Stoffgruppen, das Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Wirkungen auf den Menschen. Dulse (Lappentang) enthält u.a. folgende sekundäre Pflanzenstoffe:22,23
- Isoprenoide: Triterpene: Steroide (Cholesterol, Desmosterol, Cholesta-4,6-dien-3-ol, Cholest-5-ene-3,7-diol); Tetraterpene: Carotinoide (Carotene: Alpha-Caroten, Beta-Caroten; Xanthophylle: Antheraxanthin, Cryptoxanthin, Lutein, Violaxanthin)
- Polyphenole: Phenolsäuren: Hydroxybenzoesäuren (Gallussäure, Protocatechinsäure, Genistinsäure); Flavonoide: Flavanole (Catechin), Flavonole (Quercetin, Rutin), Phlorotannine
- Weitere stickstoffhaltige Verbindungen: Mycosporin-ähnliche Aminosäuren (Cyclohexenon, Cyclohexenim Derivate)
- Protease-Inhibitoren: Chlorophyll A, Chlorophyll B
Es ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe in Dulse (Lappentang) abhängig von Sorte, Erntezeitpunkt und Anbaubedingungen variieren kann. Daher sind Mengenangaben nur begrenzt sinnvoll und höchstens grob zu verstehen.
Aus Algen extrahierte Phytosteroide finden Anwendung in der pharmazeutischen Produktion und Nahrungsergänzung. Cholesterin ist in Rotalgen in nur sehr geringen Mengen vorhanden, ausser in Purpurtang (Porphyra ssp.), wo es mit einem Anteil von 8,6 % an den Gesamtsteroiden vorkommt. Die vorkommenden Steroide wirken antioxidativ, antiviral, antifungal und antibakteriell.23
Carotinoide besitzen antioxidative, entzündungshemmende, antitumorale Eigenschaften und vermindern das Risiko von Augenerkrankungen beim Menschen. Carotinoide aus Algen finden sich in Alltagsprodukten als Lebensmittelfarbe und Bestandteil von Kosmetika und Arzneimitteln. Der Gesamtgehalt an Carotinoiden in Dulse beträgt 800 mg/110g Trockengewicht, inkl. 24 mg/100g Lutein, 8 mg/100g Alpha-Caroten, und 3 mg/100g Beta-Caroten. Dulse enthält laut einer Studie kein Zeaxanthin, welches in anderen Rhodophyta ein häufiges Xanthophyll ist. Polyphenole besitzen vielfältige bioaktive Eigenschaften wie antidiabetische, antioxidative und antikanzerogene Wirkung.22,23
Die von Rhodophyta-Algen gebildeten Mycosporin-ähnlichen Aminosäuren wirken ausserdem fotoprotektiv und tragen zum Schutz vor UV-Strahlen bei. Die wasserlöslichen, stickstoffhaltigen Mycosporin-ähnlichen Aminosäuren absorbieren UV-Licht besonders gut und wirken zusätzlich antioxidativ, immunmodulatorisch und entzündungshemmend.22,23
Lesen Sie ergänzend zu den gesundheitlichen Wirkungen der sekundären Pflanzenstoffe von Rotalgen.
Gefahren - Unverträglichkeiten - Nebenwirkungen
Da Meeresalgen von Natur aus reich an Jod sind, kann es bei übermässiger Zufuhr zu Störungen der Schilddrüsenfunktion mit teilweise schweren Gesundheitsschäden kommen. Getrocknete Algen und Seetang enthalten grundsätzlich zwischen 500 (Spirulina, eigentlich ein Cyanobakterium) und 330'000 µg/100g. Deswegen empfiehlt das BfR, in der Europäischen Union (EU) einheitliche Höchstmengen festzulegen. Hersteller und Anbieter von Algenprodukten sollten diesbezüglich auch obligatorische Angaben zur Lappentang-Wirkung machen müssen. Getrocknete Algenprodukte mit einem Jodgehalt von 20 mg pro Kilogramm (2000 µg/100g) und höher hält das BfR aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes für nicht verkehrsfähig.10
Grundsätzlich ist die empfohlene Jodaufnahmemenge davon abhängig, ob es sich um Jodmangelländer wie Deutschland handelt oder um Gebiete, in denen die Bevölkerung ausreichend mit Jod versorgt ist, z.B. die USA oder den asiatischen Raum. In Deutschland gilt eine maximale tägliche Jodaufnahme von 500 µg als sicher, auch für Menschen, die auf eine Jodbelastung empfindlich reagieren. Eine "normale" Ernährung überschreitet diesen Wert nicht.10
Die Zufuhrempfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) liegt bei 200 µg Jod pro Tag für eine erwachsene Person.11 Zusätzlich sollte man nicht mehr als 200 µg Jod pro Tag durch Algenerzeugnisse aufnehmen, damit man die Gesamtjodaufnahme von 500 µg/Tag nicht überschreitet. Für Nahrungsergänzungsmittel ist eine Obergrenze von 100 µg pro Tag empfohlen.6
Verwechseln Sie nicht µg mit mg, die tausendfache Menge! In der Praxis bedeutet das, dass man zwei bis vier Gramm getrocknete Dulse pro Tag essen kann. Eine entsprechend höhere Zufuhr kann möglich sein, wenn man seltener Dulse zusetzt und keine anderen starken Jodlieferanten isst. Achten Sie darauf, dass Sie über längere Zeit nicht mehr als die doppelte Menge an Jod einnehmen.
Schalentiere zwischen den Blättern der Dulse können eine indirekte Allergenbelastung darstellen. Achten Sie auf eine gründliche Reinigung der Rot-Algen.
Kainsäure ist ein marines Biotoxin, das in Dulse vorkommt und in seiner chemischen Struktur der Domoinsäure ähnelt, die als Amnesie hervorrufendes Algentoxin wirkt. Auch für die Kainsäure geht man von einer neurotoxischen Wirkung aus. Allerdings konnte das BfR aufgrund grosser Datenlücken zur Toxizität sowie zur Expositionshöhe bisher keine gesundheitliche Bewertung vornehmen.12 Todes- oder Krankheitsfälle nach Genuss von Lappentang sind laut dem deutschen Bundesverband Aquakultur nicht bekannt.13
Literaturverzeichnis - 14 Quellen
2. | Algaebase org: Palmaria palmata (Linnaeus) F.Weber & D.Mohr 1805. |
3. | USDA (United States Department of Agriculture). Nährstofftabellen. |
5. | ÖNWT (Österreichische Nährwerttabellen). Rotalge getrocknet. |
6. | BfR Bundesinstitut für Risikoforschung. Getrockneter Seetang und getrocknete Algenblätter mit überhöhten Jodgehalten. Stellungnahme des BgVV vom 3. Januar 2001. |
7. | Harnedy PA, O'Keeffe MB, FitzGerald RJ. Fractionation and identification of antioxidant peptides from an enzymatically hydrolysed Palmaria palmata protein isolate. Food Res Int. 2017 Oct;100(Pt 1):416-422. |
8. | Harnedy PA, O'Keeffe MB, FitzGerald RJ. Purification and identification of dipeptidyl peptidase (DPP) IV inhibitory peptides from the macroalga Palmaria palmata. Food Chem. 2015 Apr 1;172:400-406. |
9. | Lee D, Nishizawa M, Shimizu Y, Saeki H. Anti-inflammatory effects of dulse (Palmaria palmata) resulting from the simultaneous water-extraction of phycobiliproteins and chlorophyll a. Food Res Int. 2017 Oct;100(Pt 1):514-521. |
10. | BfR Bundesinstitut für Risikoforschung. Gesundheitliche Risiken durch zu hohen Jodgehalt in getrockneten Algen. Aktualisierte Stellungnahme Nr. 026/2007. |
11. | Biesalski HK, Grimm P, Nowitzki-Grimm S. Taschenatlas Ernährung. 6. Auflage. Stuttgart; 2015. Georg Thieme Verlag. |
12. | BfR Bundesinstitut für Risikoforschung. 17. Sitzung der BfR-Kommission für Kontaminanten und andere gesundheitlich unerwünschte Stoffe in der Lebensmittelkette. |
13. | Deutscher Bundesverband Aquakultur. Palmaria. |
22. | Xu M, Zhang Y, Wu B, Zhang Y, Qiao M, Singh G, u. a. A critical review of the edible seaweed Palmaria palmata (L.) Weber & Mohr and its bioactive compounds in the “omics” era. Algal Research. August 2024;82:103606. |
23. | Cotas J, Leandro A, Pacheco D, Gonçalves AMM, Pereira L. A comprehensive review of the nutraceutical and therapeutic applications of red seaweeds(Rhodophyta). Life. Februar 2020;10(3):19. |
24. | Bouga M, Combet E. Emergence of seaweed and seaweed-containing foods in the uk: focus on labeling, iodine content, toxicity and nutrition. Foods. 15. Juni 2015;4(2):240–53. |
Kommentare