Ökologischer Fussabdruck - Tierwohl
Die Verfügbarkeit von zertifizierten Nori-Produkten (z.B. mit Bio-Siegel) ist momentan noch begrenzt. Bei der Aufzucht von Algen benötigt man aber generell keine chemischen Düngemittel und Pestizide, kein Frischwasser (Wasserfussabdruck) und kein Land; was eine nachhaltige Bewirtschaftung von Algen im Vergleich zur Landwirtschaft vereinfacht.11,12
Wir haben zwar keine genauen Zahlen zum CO2-Fussabdruck von Nori-Blättern gefunden, folgende Werte geben aber ein grobes Bild der ökologischen Auswirkungen:
Eine LCA-Berechnung von Agar (veganes Geliermittel aus der Rotalge Gracilaria lemaneiformis) kam auf einen CO2-Fussabdruck von -1,11 kg CO2eq/kg; von der Rohstoffgewinnung bis zum Verlassen des Werkstors ('cradle to gate'). Der Anbau des Seetangs hatte eine negative CO2-Ökobilanz mit -7,21 kg CO2eq/kg. Dieses Ergebnis zeigt, dass die Kohlenstoffaufnahme durch Makroalgen die Kohlenstoffemissionen der Weiterverarbeitung ausgleichen kann.18 Damit sind Rotalgen ein ausgezeichnetes Ausgangsprodukt. Zu Bedenken ist aber, dass Seetang (allg. Begriff für Algen der Meeresküste) nur einen Teil des aufgenommenen Kohlenstoffs langfristig speichern kann.20 Der Herstellungs- und insbesondere der Trocknungsprozess sind ausschlaggebend für die Ökobilanz. Eine Lebenszyklusanalyse von frischem noch nassen Zuckertang (S. latissima) kam auf 0,16 kg CO2eq/kg; getrocknet stieg das Treibhauspotential auf 6,12 kg CO2eq/kg.16
Abgesehen von der potenziell guten CO2-Bilanz bietet der Anbau von Makroalgen sogenannte Ökosystemleistungen: er ist gut für die Meeresbewohner, vermindert Eutrophierung (zu viele Nährstoffe im Meer) und mindert die Ozeanversauerung.11,17,19 Aber: natürlich kommt es auf die Umsetzung an und wir müssen vorsichtig sein, dass wir bei der maritimen Landwirtschaft nicht die gleichen Fehler machen wie bei der traditionellen Landwirtschaft. Bio-Meeresprodukte sind, wie auch bei Land-Produkten, zu bevorzugen.
Ausführliche Erläuterungen zu verschiedenen Nachhaltigkeitsindikatoren (wie z.B. ökologischer Fussabdruck, CO2-Fussabdruck, Wasser-Fussabdruck) lesen Sie in unserem Artikel: Was bedeutet der ökologische Fussabdruck?
Weltweites Vorkommen - Anbau
Seit Tausenden von Jahren nutzt man Algen der Gattung Porphyra in der Traditionellen Chinesischen Medizin. Im Jahr 1400 erwähnte man sie im landwirtschaftlichen Manuskript Qimin Yaoshu als essbares Material.3
In den 1650er-Jahren begann die Kultivierung von Nori-Algen in der Bucht von Tokio. Algenzucht verbreitete sich darauf in ganz Asien. Die britische Algologin Dr. Kathleen Drew-Baker entschlüsselte 1949 den Generationsverlauf der Rotalgen, was die Aquakultur wesentlich vorantrieb und optimierte.12
Algen für die Nori-Blätter stammen hauptsächlich aus dem Anbau in Japan, China und Korea.10 Die drei am meisten angebauten Nori-Arten sind Porphyra yezoensis, Porphyra tenera und Porphyra haitanensis.4,12 Der japanische Anbau von Porphyra liefert etwa 400'000 nasse Tonnen pro Jahr, die man zu ca. 10 Milliarden Nori-Blättern verarbeitet, was einem Jahreseinkommen von ca. 1,5 Milliarden US-Dollar entspricht. In der Republik Korea produziert man 270'000 nasse Tonnen, in China sind es 210'000 nasse Tonnen.10
Industrielle Herstellung
Purpurtang kann man zwar von Hand aus natürlichen Quellen sammeln, aber den Grossteil gewinnt man aus der Algenzucht.10
Die Verarbeitung von nassem, geerntetem Purpurtang zu getrockneten Nori-Blättern ist inzwischen hochgradig mechanisiert und ähnelt der Papierherstellung. Man wäscht die nassen Algen mit Süsswasser, hackt sie in winzige Stücke und rührt sie zu einer Art Brei. Dann giesst man sie auf Bambusmatten einer festgelegten Grösse (meist 19 cm x 21 cm). Das Wasser läuft dadurch ab. Die Matten laufen durch einen Trockner, dessen Trocknungsgeschwindigkeit man durch die Einstellung von Fördergeschwindigkeit und Temperatur sorgfältig kontrollieren kann. Nach dem stundenlangen Trocknungsprozess sollte jedes Nori-Blatt 3 g wiegen, was dem traditionellen japanischen Standard entspricht (es gibt jedoch viele mit einem Gewicht von 2,5 g). Die Blätter zieht man von den Matten ab und verpackt sie zum Verkauf. Diese getrockneten, ungerösteten Nori-Blätter nennt man Hoshi-Nori. Um Yaki-Nori zu erhalten, muss man die Blätter vor dem Verpacken noch rösten. Während des Röstens ändert sich die Farbe der Blätter von Rot zu Grün, da das rote Pigment Phycoerythrin labil gegenüber Wärmebehandlung ist.6,10,12
Weiterführende Informationen
Purpurtange (Porphyra ssp.) sind rote Makroalgen, die dem Stamm der Rotalgen (Rhodophyta), der Klasse Rhodophyceae, der Ordnung Bangiales und der Familie Bangiaceae angehören. Zurzeit sind 279 Purpurtang-Arten bekannt. Purpurtange sind weltweit vorzufinden. Die am häufigsten vorkommenden Arten decken sich mit den meist Angebauten, nämlich Porphyra yezoensis, Porphyra tenera und Porphyra haitanensis.3,4
Alternative Namen
Alternative Bezeichnungen für Nori-Blätter (Noriblätter) sind Sushi-Blätter, Rotalgenblätter und Algenblätter. Im Englischen bezeichnet man sie als nori sheets, laver sheets oder nori seaweed.
Purpurtange (Porphyra) haben verschiedene Namen: Nori (Japan), Kim (Korea), Zicai (China), Purple Laver (Vereinigtes Königreich, USA, Kanada) und Karengo (Neuseeland).4,6
Literaturverzeichnis - 11 Quellen
3. | Cao J, Wang J, Wang S, Xu X. Porphyra species: a mini-review of its pharmacological and nutritional properties. J Med Food. 2016;19(2):111–119. |
4. | Venkatraman KL, Mehta A. Health benefits and pharmacological effects of Porphyra species. Plant Foods Hum Nutr. 2019;74(1):10–17. |
6. | Bito T, Teng F, Watanabe F. Bioactive Compounds of Edible Purple Laver Porphyra sp. (Nori). J Agric Food Chem. 2017;65(49):10685-10692. |
10. | FAO org Seaweeds used as human food. |
11. | Tiwari BK, Troy DJ. Chapter 1 - Seaweed sustainability – food and nonfood applications. In: Tiwari BK, Troy DJ. (Ed.) Seaweed Sustainability. Academic Press. 2015;1–6. |
12. | Aquakulturinfo de Nori - Porphyra spp. |
16. | Nilsson AE, Bergman K et al. Life cycle assessment of a seaweed-based biorefinery concept for production of food, materials, and energy. Algal Research. 2022;65:102725. |
17. | Worldbank org Seaweed Aquaculture for Food Security, Income Generation and Environmental Health in Tropical Developing Countries. |
18. | Zhang R, Wang Q et al. Environmental benefits of macroalgae products: A case study of agar based on life cycle assessment. Algal Research. 2024;78:103384. |
19. | FAO. Thinking about the future of food safety – A foresight report. New food sources and food production systems. Seaweeds. 2022. |
20. | Fujita RM, Collins JR et al. Carbon sequestration by seaweed: background paper for the Bezos Earth Fund - EDF workshop on seaweed carbon sequestration. Environmental Defense Fund, New York. 2022. |
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